Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
Die Entwicklung im Einzelnen<br />
Dämpfer für die Exporte<br />
Der deutsche Außenhandel wurde in der ersten Jahreshälfte<br />
kräftig ausgeweitet. Die Ausfuhren stiegen in beiden Quartalen<br />
jeweils um mehr als 2 %. Da die Importe fast ebenso<br />
stark zunahmen – im zweiten Quartal um 3,2 % nach 1,7 %<br />
im ersten Quartal –, lieferte der Außenhandel in der ersten<br />
Jahreshälfte jedoch nur einen kleinen Beitrag zum Zuwachs<br />
des Bruttoinlandsprodukts. Dabei expandierte der deutsche<br />
Außenhandel im zweiten Quartal sogar lebhafter als der Welthandel.<br />
Dies dürfte jedoch auf temporäre Faktoren zurückzuführen<br />
sein. So wurde Deutschland weit weniger von Störungen<br />
im Gefolge der Naturkatastrophe in Japan getroffen<br />
als andere Volkswirtschaften.<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
Abb. 3.1<br />
Außenhandel Deutschlands nach Ländern und Regionen<br />
Spezialhandel; saisonbereinigte Quartalswerte in Mrd. Euro<br />
Euroraum<br />
Ausfuhr<br />
56<br />
48<br />
40<br />
32<br />
24<br />
Einfuhr<br />
Andere EU-Länder a)<br />
Maßgeblich für den kräftigen Exportanstieg in der ersten<br />
Jahreshälfte war die Zunahme der Lieferungen in den Euroraum,<br />
die sich nach einer leichten Verlangsamung gegen<br />
Ende des vergangenen Jahres wieder beschleunigte.<br />
Auch die Ausfuhren in die USA legten wieder stärker<br />
zu, nachdem sich ihre Expansion im zweiten Halbjahr 2010<br />
deutlich abgeschwächt hatte. Die Ausfuhren in den asiatischen<br />
Raum verloren dagegen im Verlauf der ersten Jahreshälfte,<br />
nach einem schwungvollen Start ins Jahr, erheblich<br />
an Dynamik. Die Nachfrage der OPEC-Länder<br />
nach deutschen Gütern ist deutlich zurückgegangen, was<br />
vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Ausfuhren<br />
nach Libyen aufgrund des dortigen Bürgerkriegs eingebrochen<br />
sind. Kräftig expandierten im Gegensatz dazu die<br />
Ausfuhren nach Russland, das von den höheren Ölpreisen<br />
profitiert (Abb. 3.1).<br />
Für die kommenden Monate deuten die Indikatoren darauf<br />
hin, dass sich die Dynamik der Ausfuhren spürbar verlangsamen<br />
wird. So sind die Exporterwartungen der deutschen<br />
Unternehmen ebenso wie die Produktionserwartungen der<br />
Unternehmen in wichtigen Handelspartnerländern zuletzt regelrecht<br />
eingebrochen, und die Auftragseingänge aus dem<br />
Ausland sind seit Jahresbeginn kaum noch gestiegen. Auch<br />
hat der Auftragsbestand zuletzt etwas abgenommen, wenngleich<br />
er sich immer noch auf einem recht hohen Niveau befindet.<br />
Im dritten Quartal dürfte der Zuwachs<br />
der Exporte mit 0,7 % bereits deutlich geringer<br />
ausgefallen sein als in den Vorquartalen.<br />
Im Winterhalbjahr <strong>2011</strong>/12 wird die Expansion<br />
der Ausfuhren wohl abermals nachlassen,<br />
da sich die Konjunktur in den asiatischen<br />
Schwellenländern und in den USA abschwächt<br />
und der übrige Euroraum in eine<br />
Rezession abrutscht. Erst im weiteren Verlauf<br />
des kommenden Jahres dürften mit der erwarteten<br />
Belebung der Konjunktur in den<br />
Handelspartnerländern auch die Ausfuhren<br />
wieder anziehen.<br />
40<br />
23<br />
20<br />
17<br />
14<br />
11<br />
8<br />
12<br />
9<br />
6<br />
16<br />
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />
USA<br />
China<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />
Russland<br />
OPEC-Staaten b)<br />
8<br />
6<br />
4<br />
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der<br />
deutschen Unternehmen gegenüber dem<br />
übrigen Euroraum dürfte sich im Prognosezeitraum<br />
durch den etwas stärkeren Anstieg<br />
der Lohnstückkosten leicht verschlechtern,<br />
da der konjunkturelle Einbruch<br />
und der Anstieg der Arbeitslosigkeit dort<br />
den Kostenauftrieb weiterhin bremsen werden.<br />
Dagegen werden sich die Produktionskosten<br />
in den Schwellenländern trotz<br />
der Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung<br />
wohl weiterhin deutlich stärker erhöhen als<br />
in Deutschland. Vor diesem Hintergrund<br />
dürfte die preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
insgesamt nahezu unverändert bleiben. Alles<br />
in allem werden die Ausfuhren im kommenden<br />
Jahr nur noch um 2,9 % zulegen,<br />
nach einem Anstieg von 7,8 % im laufenden<br />
Jahr (Abb. 3.2).<br />
3<br />
0<br />
0<br />
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />
a) Polen, Ungarn, Tschechien, Lettland, Litauen, Bulgarien, Dänemark, Rumänien, Schweden, Großbritannien.<br />
b) Algerien, Libyen, Nigeria, Venezuela, Irak, Iran, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Indonesien.<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der <strong>Institute</strong>. GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong><br />
2<br />
Die Expansion der Einfuhren beschleunigte<br />
sich im Verlauf der ersten Jahreshälfte vor allem<br />
aufgrund der kräftig anziehenden Ausrüstungs-<br />
und Lagerinvestitionen spürbar.<br />
GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong>