Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
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42<br />
Abb. 3.11<br />
Arbeitslose<br />
Saisonbereinigter Verlauf<br />
4,2<br />
3,9<br />
3,6<br />
3,3<br />
3,0<br />
2,7<br />
2,4<br />
Mill. Personen<br />
-727<br />
-502<br />
Veränderung gegenüber dem Vorquartal a)<br />
Jahresdurchschnitt b)<br />
Mill. Personen<br />
156<br />
-176<br />
-271<br />
2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> 2012<br />
a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).<br />
b) Zahlenangabe: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.<br />
Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen der <strong>Institute</strong>; ab 4. Quartal <strong>2011</strong>:<br />
Prognose der <strong>Institute</strong>.<br />
Tsd. Personen<br />
Prognosezeitraum<br />
-152<br />
GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong><br />
re in diesem und im nächsten Jahr in einigen Bundesländern<br />
doppelte Abiturjahrgänge in den Arbeitsmarkt ein. Unter<br />
Berücksichtigung dieser Effekte 16 erwarten die <strong>Institute</strong><br />
einen Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um<br />
jahresdurchschnittlich rund 90 000 in diesem und um<br />
15 000 im nächsten Jahr. Für die Stille Reserve prognostiziert<br />
das IAB im mittleren Szenario einen Rückgang um<br />
200 000 in diesem Jahr. 17 Für das nächste Jahr ist angesichts<br />
der schwächeren Konjunktur mit einem geringeren<br />
Minus von 70 000 zu rechnen. Die Zahl der registrierten<br />
Arbeitslosen dürfte auf knapp 3,0 Mill. (Quote: 7,0 %) in<br />
diesem und auf 2,8 Mill. (Quote: 6,7 %) im nächsten Jahr<br />
zurückgehen (Abb. 3.11).<br />
Lage der öffentlichen Haushalte entspannt sich<br />
Infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise verschlechterte<br />
sich die Lage der öffentlichen Haushalte in Deutschland<br />
deutlich. Im Jahr 2010 lag das Budgetdefizit des Staates<br />
bei 4,3 % in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt.<br />
18 Im laufenden Jahr hat sich die Finanzsituation des<br />
Staates aufgrund der günstigen Konjunktur und der ergriffenen<br />
Konsolidierungsmaßnahmen aber bereits merklich<br />
entspannt, und sie dürfte sich im Prognosezeitraum<br />
weiter verbessern.<br />
16 Zur Quantifizierung dieser Sondereffekte auf das Erwerbspersonenpotenzial<br />
vgl. Projektgruppe <strong>Gemeinschaftsdiagnose</strong> (<strong>2011</strong>), Aufschwung setzt<br />
sich <strong>for</strong>t – Europäische Schuldenkrise noch ungelöst. <strong>Gemeinschaftsdiagnose</strong><br />
Frühjahr <strong>2011</strong>, Halle, S. 38f.<br />
17 Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs<strong>for</strong>schung (<strong>2011</strong>), Rekorde und Risiken,<br />
IAB-Kurzbericht 7/<strong>2011</strong>, Nürnberg.<br />
18 Der Finanzierungssaldo im Jahr 2010 ist allerdings durch Einmaleffekte<br />
geprägt. Zum einen fielen Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen<br />
an, die die Defizitquote für sich genommen um 0,2 Prozentpunkte<br />
reduzierten. Dagegen resultierten aus der Gründung der Abwicklungsanstalten<br />
für die Hypo Real Estate (HRE) und die WestLB, die dem Staatssektor<br />
zugeordnet werden, defizitwirksame Belastungen von 1,3 Prozentpunkten.<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
Die Einnahmen des Staates werden im Jahr <strong>2011</strong> um<br />
5,6 % zunehmen. Hierzu tragen in erster Linie die Steuereinnahmen<br />
bei, insbesondere das kräftig steigende Aufkommen<br />
der Einkommen- und Vermögensteuern. 19 Es<br />
dürfte um 9,2 % expandieren. Die Gewinneinkommen hatten<br />
– wie häufig in der Frühphase eines Konjunkturaufschwungs<br />
– bereits im Vorjahr kräftig angezogen und daher<br />
legten die Gewinnsteuern schon im vergangenen Jahr<br />
deutlich zu; für <strong>2011</strong> zeichnet sich ein weiterer Anstieg<br />
ab. Nachdem im Zuge der wirtschaftlichen Erholung die<br />
Beschäftigung zugenommen hat, expandiert auch die<br />
Lohnsteuer merklich, zumal die Effektivlöhne beschleunigt<br />
steigen. Auch das Aufkommen der indirekten Steuern<br />
nimmt kräftig zu. Zum einen waren im Zuge der Haushaltskonsolidierung<br />
die Luftverkehrsteuer, die Kernbrennstoffsteuer<br />
und die Bankenabgabe eingeführt, die Tabaksteuer<br />
erhöht sowie Vergünstigungen bei der Energieund<br />
der Stromsteuer abgebaut worden; zudem haben einige<br />
Länder die Grunderwerbsteuer und etliche Gemeinden<br />
ihre Abgaben erhöht (vgl. Tab. 3.4). Zum anderen<br />
legen die nominalen Konsumausgaben und daher auch<br />
das Aufkommen der Steuern vom Umsatz spürbar zu. Alles<br />
in allem werden die indirekten Steuern um 5,5 % steigen<br />
Die Steuereinnahmen insgesamt werden damit in Abgrenzung<br />
der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
um 7,4 % zulegen. Gegenüber der Steuerschätzung vom<br />
Mai <strong>2011</strong> kann mit Mehreinnahmen von 14 Mrd. Euro gerechnet<br />
werden. 20<br />
Auch die Einnahmen des Staates aus Sozialbeiträgen<br />
nehmen im laufenden Jahr deutlich zu, obwohl die Insolvenzgeldumlage<br />
ausgesetzt worden ist und der Bund seit<br />
Beginn des Jahres für die Empfänger von Arbeitslosengeld<br />
II keine Beitragszahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung<br />
mehr leistet. 21 Aufkommenssteigernd<br />
wirkt aber, dass der Beschäftigungsaufbau überwiegend<br />
im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Vollbeschäftigungsverhältnisse<br />
stattfindet und dass die Löhne pro<br />
Kopf kräftig steigen. Zudem wurden zu Jahresbeginn der<br />
Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung um<br />
0,6 Prozentpunkte angehoben und der Beitragssatz zur<br />
Arbeitslosenversicherung, der im Rahmen des Konjunkturpakets<br />
II temporär gesenkt worden war, um 0,2 Prozentpunkte<br />
erhöht. Alles in allem nehmen die Beitragseinnahmen<br />
um 4,1 % zu; kräftiger stiegen sie zuletzt im<br />
Jahr 1996.<br />
19 Im September <strong>2011</strong> wurden die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
im Rahmen einer großen Revision rückwirkend bis zum Jahr 1991<br />
korrigiert. Unter anderem wurden einige die staatlichen Aktivitäten betreffende<br />
Abgrenzungen geändert. Bei den Steuereinnahmen wird die<br />
Gewerbesteuer nunmehr den direkten Steuern zugerechnet. Zudem<br />
wird ein größerer Teil des Kindergeldes nicht mehr als Transfer behandelt,<br />
sondern als Minderung des Aufkommens der Einkommensteuer.<br />
Als Transferausgaben gebucht wird nur noch jener Teil, der nach Angaben<br />
des Bundesministeriums der Finanzen der Familienförderung<br />
dient.<br />
20 Dabei ist unterstellt, dass es in diesem Jahr infolge des EuGH-Urteils<br />
vom 30.6.<strong>2011</strong> in der Rechtssache Meilicke, die die Anrechnung im Ausland<br />
gezahlter Steuern auf Dividenden im 2001 abgeschafften Anrechnungsverfahren<br />
betrifft, nicht zu Steuerausfällen kommen wird; bislang<br />
wurden Mindereinnahmen von 3½ Mrd. Euro unterstellt.<br />
21 Zwar reduzieren sich dadurch die Beitragseinnahmen der Sozialversicherung,<br />
aber auch die monetären Sozialleistungen sinken um den gleichen<br />
Betrag, so dass der Finanzierungssaldo des Staates dadurch nicht berührt<br />
wird.<br />
GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong>