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CONTROLLING<br />
¯<br />
mehr <strong>als</strong> 20 % der regulatorischen Eigenmittel<br />
absinkt. Die Aufsicht kann dann jedoch<br />
einen Zuschlag auf die Eigenkapitalanforderung<br />
verfügen.<br />
Ein Grund für diese Stufenregelung von<br />
Bilanzstrukturrisiken besteht darin, dass die<br />
barwertige Portfoliosteuerung (Depot-A und<br />
Handelspositionen etc.) und buchwertorientierte,<br />
periodische Gewinn- und-Verlust-Betrachtung<br />
(klassisches Bankgeschäft) anderen<br />
Sichtweisen folgen und daher nicht<br />
identisch sind. Zur konkreten Einbindung der<br />
Aktiv-Passiv-Steuerung in die GBS muss die<br />
Geschäftsleitung daher geeignete Methoden,<br />
Prozesse und Instrumente einsetzen 27 ,<br />
die eine Überleitung der barwertigen in die<br />
periodische Steuerung ermöglichen.<br />
Liquiditätssteuerung<br />
Neben der Kapital- und Risikosteuerung ist<br />
für Kreditinstitute die Sicherung ihrer jederzeitigen<br />
Zahlungsfähigkeit unabdingbar. Die<br />
krisenbedingten Verwerfungen am Geld- und<br />
Kapitalmarkt machen das deutlich. Die angespannte<br />
Lage Ende 2008, in der sich die<br />
Kredit institute gegenseitig nicht mehr vertrauten,<br />
führte zu einer Situation, dass<br />
Kredit institute den Großteil der dam<strong>als</strong> von<br />
der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verfügung<br />
gestellten Mittel über Nacht bei ihr zu<br />
einem unter den Ausleihkonditionen liegenden<br />
Zins anlegten. Ein ähnliches Verhalten<br />
lässt sich derzeit wieder am Geldmarkt beobachten.<br />
Deshalb hat die internationale<br />
Bankenaufsicht neue Liquiditätsgrundsätze<br />
verabschiedet. 28<br />
Nach ihrer Umsetzung in nationales Recht<br />
müssen die Institute ihren internen Liquiditätssteuerungsprozess<br />
29 entsprechend anpassen.<br />
Der Liquiditätsbedarf in Stresssituationen<br />
lässt sich mithilfe des „Liquidity-Value-at-Risk“<br />
oder anderen Szenarien messen. Ein Instrument<br />
zur Liquiditätssicherung ist ein Begrenzungssystem<br />
(Liquiditätslimite), das ähnlich<br />
der Kapit<strong>als</strong>teuerung den Bedarf der einzelnen<br />
Geschäftseinheiten auf die verfügbaren<br />
liquiden Mittel abstellt. In Engpasssituationen<br />
kann der Liquiditätsbedarf zudem anhand von<br />
Margenzuschlägen in der Deckungsbeitragsrechnung<br />
gesteuert werden.<br />
Infrastruktur und Sachmittel<br />
Die dritte zentrale Ressource im Rahmen<br />
der GBS sind Investitionen und Sachmittel.<br />
Beide binden im Allgemeinen liquide Mittel<br />
und können Risiken (Restwert-, operationelle<br />
Risiken etc.) verursachen und dadurch<br />
die Kapitalbelastung erhöhen. Vornehmlich<br />
begründen sie aber dokumentäre Aufwendungen<br />
und instrumentelle Kosten, sei es in<br />
Form von Abschreibungen oder Sachkosten.<br />
Aus diesem Grund ist es notwendig, beide<br />
Kategorien zu planen, zu priorisieren, zu<br />
budgetieren und zu überwachen. Investitions-<br />
und Infrastrukturentscheidungen über<br />
Geschäftsimmobilien, Büroausstattung, Automatisierungstechnik,<br />
IT-Hard- und -Software<br />
oder Großprojekten sind von den verantwortlichen<br />
Gremien innerhalb der<br />
eingeräumten Kompetenzen zu treffen. Sachmittel<br />
für den laufenden Geschäftsbetrieb<br />
und Projektaufwendungen werden üblicherweise<br />
im Rahmen der Jahresplanung bereitgestellt<br />
sowie vom Bankmanagement unterjährig<br />
laufend überprüft.<br />
Human Resources<br />
Die wichtigste Ressource eines Kreditinstituts<br />
sind die Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
seiner Mitarbeiter einschließlich der Führungskräfte.<br />
Um ihre Leistungsfähigkeit voll<br />
entfalten zu können, ist eine effektive Personalpolitik<br />
unabdingbar. Führungsprinzipien,<br />
Leitbild und Personalinstrumente greifen<br />
ineinander und finden sich im Person<strong>als</strong>teuerungsprozess<br />
wieder. Er beginnt mit einer<br />
revolvierenden quantitativen wie qualitativen<br />
Analyse der vorhandenen Kapazitäten,<br />
die im nächsten Schritt mit den Zielen<br />
der Unternehmensstrategie abgeglichen<br />
werden. Das Ergebnis ist eine kurz- und mittelfristige<br />
Personalbedarfsplanung nach benötigten<br />
Qualifikationen und Personalzahlen<br />
in den jeweiligen Unternehmensbereichen.<br />
Personal-Marketing und -Akquisition helfen,<br />
die Planziele zu verwirklichen.<br />
Konkrete Maßnahmen zur Potentialdiagnose<br />
und Entwicklung wie Stellenbesetzungen<br />
in Vertretungssituatio nen, Projektarbeit,<br />
Weiterbildung und persönliche Ent<br />
wicklungspläne spielen eine wichtige Rolle im<br />
Rahmen der Personalförderung. Ergebnisadäquate<br />
Anreiz- und Entlohnungssysteme<br />
ebenso wie Lebensarbeitszeitmodelle, die die<br />
private Lebenssituation und -planung stärker<br />
mit dem Beruf verknüpfen, gewinnen angesichts<br />
der demographischen Bevölkerungsentwicklung<br />
an Bedeutung. Gelebter Führungsstil<br />
und ein kooperatives Arbeitsklima<br />
stärken Zufriedenheit der Mitarbeiter und<br />
fördern ihre Verweildauer im Unternehmen.<br />
Vor allem aber tragen sie wesentlich zu Motivation<br />
und Leistungserbringung bei. 30<br />
Nicht nur die demographische Entwicklung<br />
zwingt Geschäftsführungen zumindest<br />
auf der Führungsebene und für hochqualifizierte<br />
Spezialisten frühzeitig die Weichen für<br />
eine Nachfolgeplanung vorzubereiten. Die<br />
Institute müssen daher auf allen Ebenen leistungsfähige<br />
Mitarbeiter halten und fördern.<br />
Dadurch erhalten sie zugleich auch ihre Innovationsfähigkeit.<br />
Nicht zuletzt dürften sie<br />
künftig verstärkt die Erfahrungen langjähriger<br />
Mitarbeiter über die Pensionsgrenze<br />
hinaus nutzen.<br />
Andererseits schaffen technisch unterstützte,<br />
standardisierte Geschäftsprozesse<br />
Effizienzgewinne und erhöhen die Dienstleis<br />
tungsqualität, indem die Fehlerquote<br />
sinkt. Zugleich erhöhen sie die Produktivität<br />
und senken die Personalkosten. Die Geschäftsleitung<br />
muss in der GBS daher stets<br />
den Trade-Off zwischen Investitionen und<br />
Sachmitteleinsatz gegenüber Personalkosten<br />
wert orientiert steuern.<br />
Fazit<br />
Gesamtbanksteuerung bleibt die zentrale<br />
Führungsaufgabe in Kreditinstituten, um<br />
die künftigen Herausforderungen zu bewältigen.<br />
Sie stellt komplexe Anforderungen an<br />
das Management. Nur wenn sichergestellt<br />
ist, dass die Unternehmensleitungen sämtliche<br />
Aspekte des komplexen Steuerungssys<br />
tems aus Strategie, Zielsystem und Realisation<br />
berücksichtigen, können Banken und<br />
Sparkassen ihre Ziele erreichen. Der effektive,<br />
ergebnisorientierte Einsatz sämtlicher<br />
Ressourcen wird damit zur herausragenden<br />
Managementkompetenz. Erfolgreiche Unternehmen<br />
bereiten ihr Führungsteam<br />
frühzeitig auf diese anspruchsvolle Managementfunktion<br />
vor.<br />
¯<br />
27 Vgl. Peter Meybom: Asset-Liability-Management zu<br />
integrierter Gesamtsteuerung ausbauen – Die finanzielle<br />
Steuerung muss eine Vielzahl von Zielgrößen<br />
und Nebenbedingungen beinhalten, ZfV<br />
4/2011, S. 122-126.<br />
28 Vgl. Empfehlungen des Basel Committee on Banking<br />
Supervision (BCBS) gegenüber den deutschen<br />
Vorschriften in der Liquiditätsverordnung.<br />
29 Vgl. Peter Meybom: Liquiditätsversorgung wird zur<br />
Überlebensfrage für Finanzinstitute, B.Bl. 12/2008,<br />
S. 699-701, und ders.: Weltweite Bemühungen zur<br />
Verbesserung der Liquiditätssteuerung – Systemisches<br />
Versagen von Kontroll- und Risikomanagement,<br />
ebd. S. 702-706.<br />
30 Vgl. Peter Meybom: Marktstudie Banken 2011 –<br />
Provisionsergebnis im Bankenwettbewerb steigern,<br />
August 2011, und ders: Marktstudie Banken<br />
2010 – Allfinanzstrategie <strong>als</strong> Geschäftsmodell im<br />
Bankenwettbewerb optimieren, Juni 2010. Beide<br />
sind erhältlich unter www.m-c-t.eu.<br />
662 Betriebswirtschaftliche Blätter 11|2011