30.08.2014 Aufrufe

Doktorarbeit Nina Ewerdwalbesloh - Universität zu Lübeck

Doktorarbeit Nina Ewerdwalbesloh - Universität zu Lübeck

Doktorarbeit Nina Ewerdwalbesloh - Universität zu Lübeck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Einleitung<br />

1.8 Multizelluläre Sphäroide<br />

Sphäroide sind ein dreidimensionales, vielzelliges in vitro-Kultursystem, an dem sehr gut<br />

die Tumorbiologie studiert werden kann. Es wurde erstmals 1970 von Sutherland et al.<br />

beschrieben und hat seitdem fundamentale Wichtigkeit in der experimentellen<br />

Krebsforschung gewonnen. Heut<strong>zu</strong>tage werden an Sphäroiden vor allem Therapieansätze<br />

untersucht (Mueller-Klieser, 1987; Sutherland, 1988; Knuechel und Sutherland, 1990;<br />

Carlsson, 1992; Carlsson und Nedermann, 1992; Freyer, 1992). Es werden aber auch<br />

Grundlagen der Biologie und Pathophysiologie erforscht, z.B. interzelluläre<br />

Kommunikation, Zellinvasion und Angiogenese (Bracke et al., 1992; Engebraaten, 1992;<br />

Neeman et al., 1997).<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>m Monolayer bewahren die Zellen in diesem dreidimensionalen<br />

Kultursystem den gleichen biochemischen und morphologischen Charakter, wie sie ihn<br />

auch in in vivo-Geweben haben. Sphäroide bleiben über mehrere Wochen differenziert<br />

und funktionsfähig. Vorteile dieses Kultursystems liegen darin, dass Zellwachstum,<br />

Proliferation und Differenzierung in einem reproduzierbaren Format studiert werden<br />

können (Kunz-Schughart et al., 1998). Dabei kann eine große Anzahl von Sphäroiden auf<br />

einer 96-well-Platte kultiviert werden, wobei im Prinzip jedes Sphäroid bezüglich<br />

Morphologie und Physiologie identisch ist.<br />

Sphäroide, die eine kritische Größe über 500 µm überschreiten, entwickeln meist einen<br />

nekrotischen Kern, der von einem Ring (Durchmesser 100-300 µm) aus lebenden Zellen<br />

umgeben ist. Dieser Ring besteht in der Peripherie aus proliferierenden und im Inneren<br />

aus ruhenden, aber noch intakten Zellen. Diese konzentrische Anordnung imitiert<br />

deutlich das initiale avaskuläre Stadium solider Tumoren, noch nicht vaskularisierte<br />

Metastasen oder vaskularisierte Tumorregionen. Bei letzteren präsentieren die<br />

proliferierenden Zellen kapillarnahe Gebiete, die ruhenden Zellen den Übergang und<br />

nekrotische Abschnitte minderversorgte Tumorgebiete, die <strong>zu</strong> weit von der<br />

Blutversorgung entfernt sind (Mueller-Klieser, 1987; Sutherland, 1988). Der nekrotische<br />

Bereich entsteht wahrscheinlich durch Sauerstoffmangel. Vermutlich sind weitere<br />

limitierende Faktoren Mangel an Nährstoffen, Ansammlung von Abbauprodukten und<br />

ein niedriger pH-Wert (Acker et al., 1987a+b;Carlsson and Acker, 1988).<br />

Die ersten Versuche, Sphäroide für die experimentelle Krebstherapie <strong>zu</strong> verwenden,<br />

wurden in den frühen siebziger Jahren gemacht. Damals wurden die Folgen von<br />

Bestrahlung der Sphäroide untersucht. Mittlerweile werden aber auch Effekte von<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!