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Abendprogramm (PDF) - Philharmonie Luxembourg

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Standzuhalten vermochte der gerade Zwanzigjährige dem Druck<br />

vorerst nicht, und eine Schaffenskrise schloss sich an die ersten<br />

Erfolge an. Nach und nach erst schöpfte Brahms wieder Mut,<br />

konzertierte als Virtuose und fand eine vorläufige Anstellung als<br />

Klavierlehrer am Detmolder Hof, wo er auch erste Erfahrungen<br />

als Chorleiter und in der Zusammenarbeit mit der Hofkapelle als<br />

Orchesterkomponist sammelte. Das erhoffte Angebot einer Festanstellung<br />

in seiner Heimatstadt Hamburg jedoch blieb aus, und<br />

Brahms zog 1863 nach Wien, wo ihm für eine Saison die Leitung<br />

der Singakademie anvertraut wurde. Die Zwänge einer solchen<br />

Position aber hielt er nicht lange aus – die Notwendigkeit, Kompromisse<br />

einzugehen, zu organisieren, diplomatisch zu agieren,<br />

sich mitunter festzulegen, ließ ihn letztlich jede ernsthafte Stellenoption<br />

ausschlagen. Statt dessen begann er, im Winter, oft gemeinsam<br />

mit Freunden, europaweit zu konzertieren und damit<br />

seinen Lebensunterhalt zu verdienen, um im Sommer ungestört<br />

komponieren zu können. Vor allem Lieder, Klavier- und Kammermusikwerke<br />

entstanden auf diese Weise – in der Auseinandersetzung<br />

mit dem ihn umgebenden Instrumentarium. Sein eigentliches<br />

Ziel aber war von früh an die symphonische Form. Lange<br />

versuchte er sich ihr zu nähern: über thematische Arbeit in der<br />

Kammermusik, über das Erste Klavierkonzert, schließlich aber<br />

auch über die großen Chor-Orchester-Werke wie das 1868 uraufgeführte<br />

Deutsche Requiem. Mit dieser Komposition sollte ihm der<br />

endgültige Durchbruch als Komponist gelingen und sich erfüllen,<br />

was Schumann ihm als – zunächst belastende – Prophezeiung<br />

auf den Weg gab: Mit den von Chor und Orchester geliehenen<br />

Kräften schuf Brahms ein chorsymphonisches Werk, das wie<br />

kaum ein anderes fähig war, (religiöse) Sehnsüchte und Bedürfnisse<br />

zu bedienen.<br />

Mit einem Requiem im traditionellen Sinne – einer lateinischen<br />

Totenmesse für einen realen Verschiedenen mit festem, liturgisch<br />

vorgegebenem Text und ursprünglich gregorianischen Melodien –<br />

hat es wenig mehr gemein. Als Votivmesse wird das katholische<br />

Requiem gelesen, um dem Verstorbenen im Purgatorium beizustehen:<br />

Die Gnade Gottes, der Sündenerlass, die Ruhe und das<br />

ewige Licht für die Toten werden erbeten, wie schon die ersten<br />

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