Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie Vol. 24 Nr. 4 ...
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<strong>Vol</strong>. <strong>24</strong> <strong>Nr</strong>. 4 2013<br />
FMH-Quiz<br />
3. Vorgeschlagenes Vorgehen in <strong>der</strong><br />
kin<strong>der</strong>ärztlichen Praxis<br />
Klinisch handelt es sich somit um eine primäre<br />
Laktoseintoleranz. Das schrittweise Vorgehen<br />
beginnt mit einer strikten Eliminationsdiät,<br />
wobei sichergestellt werden muss, dass<br />
ansonsten eine unverän<strong>der</strong>t normale Ernährung<br />
fortgesetzt wird. Insbeson<strong>der</strong>e soll darauf<br />
geachtet werden, dass nicht gleichzeitig<br />
eine glutenfreie Ernährung eingeführt wird –<br />
zunehmend wird durch Laien, ohne wissenschaftliche<br />
Begründung, eine glutenfreie Diät<br />
empfohlen. Konkret wird somit empfohlen,<br />
ausschliesslich laktosefreie Milchprodukte zu<br />
konsumieren und sonst eine normale Ernährung,<br />
aber ohne Michzusätze. Nach 2–3 Wochen<br />
kann bei Kin<strong>der</strong>n, die zuvor zumindest<br />
mehrfach wöchentlich Laktose konsumierten,<br />
eine genügende Beurteilung des Effektes <strong>der</strong><br />
Diät erfolgen.<br />
Bei überzeugendem Resultat <strong>der</strong> Eliminationsdiät<br />
kann die Diagnose definitiv bestätigt<br />
werden. In <strong>der</strong> Folge können schrittweise<br />
laktosehaltige Nahrungsmittel wie<strong>der</strong> eingeführt<br />
werden; dies erlaubt die individuelle<br />
Toleranzgrenze zu finden, welche einen beschwerdefreien<br />
Konsum von Laktose erlaubt.<br />
Dazu geeignet sind Milchprodukte mit geringem<br />
Laktosegehalt wie Butter, Hartkäse sowie<br />
gewisse Joghurt, die Laktase enthalten.<br />
Dieses Vorgehen ist äusserst kostengünstig,<br />
es genügen zwei Konsultationen von zirka 30<br />
Minuten und allenfalls eine telefonische Rücksprache.<br />
Bei diesem Vorgehen wird die Eliminationsdiät<br />
bei einem gewissen Anteil <strong>der</strong> Patienten<br />
keine abschliessende Diagnose erlauben.<br />
Nach Überprüfung <strong>der</strong> korrekten Durchführung<br />
<strong>der</strong> Diät (liebevolle Sabotage durch<br />
Grosseltern, Krippe etc.?) muss die initiale<br />
klinische Verdachtsdiagnose überprüft werden;<br />
in dieser Situation müssen gegebenenfalls<br />
auch gezielt an<strong>der</strong>e mögliche Ursachen<br />
(Zöliakie, Lamblien, vgl. oben) ausgeschlossen<br />
werden. In einem dritten Schritt, falls die<br />
Diagnose weiterhin unklar bleibt, kann <strong>der</strong><br />
Patient einem pädiatrischen Gastroenterologen<br />
zur Weiterabklärung zugewiesen werden.<br />
urtümlichen Jägern und Sammlern vormals<br />
physiologische Genotyp CC in <strong>der</strong> Position -<br />
13910 <strong>der</strong> Regulatorregion des Laktase-Gens<br />
führt bei unserer Ernährung mit entsprechendem<br />
Laktosekonsum zum klinischen Erscheinungsbild<br />
einer Laktoseintoleranz. Historisch<br />
haben wahrscheinlich Bevölkerungen mit hohem<br />
Laktosekonsum eine Mutation entwickelt,<br />
welche zur Persistenz einer hohen intestinalen<br />
Laktaseaktivität führt. Diese Personen<br />
sind entwe<strong>der</strong> homozygot für den Genotyp<br />
– 13910 TT o<strong>der</strong> heterozygot – 13910 TC.<br />
Der fehlende Nachweis eines zur Laktoseintoleranz<br />
prädisponierenden Genotyps erlaubt<br />
den Ausschluss einer primären Laktoseintoleranz<br />
(jedoch keineswegs einer sekundären<br />
Lakotseintoleranz!).<br />
Der Nachweis eines solchen Genotypes entbindet<br />
jedoch nicht von einer klassischen<br />
Abklärung, bei Bedarf mit Atemtest, und von<br />
<strong>der</strong> Suche nach einer sekundären Laktoseintoleranz;<br />
insbeson<strong>der</strong>e in atypischen Situati-<br />
onen, bei Anzeichen einer organischen Erkrankung<br />
o<strong>der</strong> bei Persistenz <strong>der</strong> Symptome<br />
trotz korrekt durchgeführter laktosefreier<br />
Diät.»<br />
Referenzen<br />
1) Montgomery RK et al. Lactose intolerance. In Up-<br />
ToDate, Friedmann LS (Ed), UpToDate, Waltham,<br />
MA, 2013 (www.uptodate.com, letzter Zugriff<br />
05.07.2013).<br />
2) Jarvinen-Seppo KM. Milk allergy: Clinical features<br />
and diagnosis. In UpToDate, Sicherer SH (Ed), Up-<br />
ToDate, Waltham, MA, 2013 (www.uptodate.com,<br />
letzter Zugriff 05.07.2013).<br />
3) Burks W. Clinical manifestations of food allergy: An<br />
overview. In UpToDate, Sicherer SH (Ed), UpToDate,<br />
Waltham, MA, 2013 (www.uptodate.com, letzter<br />
Zugriff 05.07.2013).<br />
4) Nowak-Węgrzyn A. Food protein-induced enterocolitis<br />
syndrome (FPIES) In UpToDate, Sicherer SH<br />
(Ed), UpToDate, Waltham, MA, 2013 (www.uptodate.com,<br />
letzter Zugriff 05.07.2013).<br />
5) Benkebil F, Roulet M. Laktoseintoleranz im Kindesalter:<br />
beeibflusst die Genetik unser Vorgehen? Paediatrica<br />
2007; 18 (1): 22–4.<br />
Korrespondenzadresse<br />
alexandre.corboz@gmail.com<br />
4. Genetische Untersuchung?<br />
Die Ausführungen von Benkebil F et al in Paediatrica<br />
(5) haben immer noch Gültigkeit<br />
(leicht abgeän<strong>der</strong>ter Text):<br />
«Der genetische Ursprung einer Laktoseintoleranz<br />
konnte aufgezeigt werden. Der bei den<br />
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