LEUCHTTURM 112
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Peter Nowak<br />
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
IGS in Marienhafe soll Oberstufe<br />
bekommen<br />
Landkreis, Samtgemeinde und<br />
die Schule sind sich einig<br />
über das Ziel: Im Jahre 2015,<br />
wenn die ersten IGS-Schüler an<br />
der IGS Marienhafe die 10.<br />
Klasse beenden werden, soll eine<br />
eigene gymnasiale Oberstufe die<br />
Arbeit aufnehmen. Damit würde<br />
es dann auch im Altkreis Norden<br />
die Möglichkeit geben, an einem<br />
Gymnasium oder an einer IGS<br />
das allgemeinbildende Abitur zu<br />
erwerben.<br />
Vor einem Jahr war die KGS<br />
Hage ebenfalls mit dem Plan an<br />
die Öffentlichkeit getreten, eine<br />
eigene Oberstufe einzurichten.<br />
Damals äußerten sich die GEW-<br />
Schulgruppen des Ulrichsgymnasiums<br />
und der Conerusschule,<br />
wo an einem beruflichen<br />
Gymnasium mit zwei Fachrichtungen<br />
das Abitur mit allgemeiner<br />
Hochschulreife angeboten<br />
wird, in einem Pressegespräch<br />
negativ zur Einrichtung einer<br />
dritten Oberstufe in Norden<br />
oder Hage. Die neue Oberstufe<br />
an der KGS hätte, ebenso wie die<br />
beiden bestehenden Oberstufen,<br />
ihre Schülerinnen und Schüler<br />
fast ausschließlich aus dem<br />
Altkreis Norden gewinnen müssen.<br />
Nach eingehender Prüfung<br />
der zu erwartenden Entwicklung<br />
der Zahlen der Oberstufenschüler<br />
bei deutlich zurückgehenden<br />
Schülerzahlen zeigte sich, dass<br />
drei Oberstufen jeweils so klein<br />
sein würden, dass eine attraktive<br />
Angebotsbreite bei den Kursen<br />
und damit ein breit gefächertes<br />
Bildungsangebot mit vielen<br />
möglichen Schwerpunkten unmöglich<br />
erschien. Deshalb hätte<br />
eine weitere Oberstufe letztlich<br />
eine Verschlechterung des Bildungsangebots<br />
bewirkt. (OZ-<br />
Artikel in Leuchtturm 110, Juni<br />
2011, abgedruckt)<br />
Wie wird nun eine mögliche<br />
Oberstufe in Marienhafe begründet?<br />
In einem Gespräch des<br />
Kreisvorstandes mit der Schulleitung<br />
wies IGS-Leiter Ewald<br />
Jüchems zunächst darauf hin,<br />
dass ein Oberstufenangebot an<br />
einer Schule, die verschiedene<br />
Bildungswege offen lässt, Schülern<br />
den Weg zum Abitur<br />
eröffnen könne, die es sonst<br />
nicht erreicht hätten; dies<br />
würden die Erfahrungen der<br />
letzten Jahrzehnte mit dem<br />
schulischen Entwicklungsgang<br />
von IGS-Schülern eindeutig<br />
belegen. Der Einzugsbereich der<br />
Oberstufe solle sich im Kern auf<br />
das Brookmerland, das Südbrookmerland<br />
und die Krummhörn<br />
erstrecken. Man wolle sich<br />
durch intensive Kooperation der<br />
SEK- I-Schulen als die gemeinsame<br />
Oberstufe für dieses Gebiet<br />
profilieren.<br />
Kann dieses Konzept tragfähig<br />
sein? Betrachtet man die<br />
Situation zunächst nur aus der<br />
Perspektive der geplanten neuen<br />
Oberstufe, so könnte die<br />
regionale Basis eine ausreichende<br />
Zahl von Anwahlen gewährleisten.<br />
Der Schulträger könnte,<br />
wenn es im Südbrookmerland zu<br />
einer IGS-Gründung kommt,<br />
einen Schuleinzugsbereich festlegen<br />
und so die Abwanderung<br />
an die SEK I einer Auricher IGS<br />
verhindern. Für die Oberstufe<br />
sieht das Schulgesetz Einzugsbereiche<br />
nicht vor, hier käme es<br />
darauf an, dass die Oberstufe in<br />
Marienhafe auch im Südbrookmerland<br />
und in der Krummhörn<br />
als gemeinsame Oberstufe angenommen<br />
würde. Nicht nur die<br />
Schulen, sondern auch die<br />
Kommunalpolitiker in den<br />
Gemeinden und der Landkreis<br />
hätten hier eine anspruchsvolle<br />
Aufgabe zu bewältigen, was<br />
Überzeugungsarbeit betrifft, und<br />
die politisch Verantwortlichen<br />
müssten den Mut zu Entscheidungen<br />
haben, die zunächst<br />
nicht nur Beifall finden würden.<br />
26<br />
Ebenfalls zu berücksichtigen<br />
ist der generelle Rückgang der<br />
Schülerzahlen; die Zahl der<br />
Einschulungen im LK Aurich<br />
wird von 2002 bis 2015 um 40%<br />
zurückgehen, eine Entwicklung,<br />
die mit zeitlicher Verzögerung<br />
auch die Übergänge in die<br />
Oberstufe reduzieren wird. Unmittelbar<br />
betroffen von einem<br />
zusätzlichen Oberstufenangebot<br />
in Marienhafe wären die<br />
Oberstufen in Norden und<br />
Aurich, aber auch in Emden.<br />
Auch bei leicht steigender<br />
Übergangsquote nach der SEK I<br />
wird die durchschnittliche Jahrgangsbreite<br />
der Oberstufen im<br />
LK Aurich zurückgehen. Die<br />
konkreten Entwicklungen und<br />
die Auswirkungen eines zusätzlichen<br />
Angebots werden sich für<br />
die einzelnen Schulen unterschiedlich<br />
dramatisch darstellen,<br />
weil das Ausgangsniveau, die<br />
heutige Jahrgangsbreite, nicht<br />
gleich ist.<br />
Zu diesem Fragenkomplex<br />
erwarten wir vom Landkreis als<br />
politisch Verantwortlichem eine<br />
konkrete Analyse der aktuellen<br />
Situation und der konkreten<br />
Perspektiven der Schulen, die<br />
eine Oberstufe führen bzw.<br />
führen werden. Verständlicherweise<br />
kursieren an den betroffenen<br />
Schulen diesbezüglich Berechnungen,<br />
die aber nicht<br />
berücksichtigen können, inwieweit<br />
die Schulträger steuernd auf<br />
die Schülerströme einzuwirken<br />
bereit und in der Lage sind. Die<br />
Betroffenen an den Schulen,<br />
aber auch Eltern und Schüler,<br />
haben ein Recht darauf, mehr zu<br />
erfahren, als was gewünscht wird<br />
und wie optimistisch oder<br />
pessimistisch verschiedene Seiten<br />
die Realisierungschancen<br />
sehen. Von den politisch Verantwortlichen<br />
verlangen wir<br />
klare Aussagen, wie die Voraussetzungen<br />
für die Schulentwicklung<br />
bei zurückgehenden Schülerzahlen<br />
aussehen und welche<br />
Entwicklungen politisch gewollt<br />
und auch real gestaltbar sind.<br />
Eine Oberstufe in Marienhafe<br />
führt dazu, dass das räumliche<br />
Angebot am Schulzentrum nicht<br />
ausreichen wird. Zunächst war<br />
eine Auslagerung von zwei<br />
Jahrgängen an die Grundschule<br />
Upgant-Schott geplant. Wir<br />
begrüßen es, dass das Platzangebot<br />
am Schulzentrum jetzt so<br />
gestaltet werden soll, dass nur<br />
noch ein Jahrgang im Grundschulgebäude<br />
untergebracht<br />
wird, was für die Grundschule<br />
den positiven Effekt bringt, dass<br />
sie weiter zweizügig geführt<br />
werden kann. Wir fragen den<br />
Landkreis: Kann man jetzt nicht<br />
auch noch den Weg für einen<br />
letzten Schritt freimachen und<br />
der IGS eine Außenstelle, die als<br />
Dauerlösung gedacht ist, ganz<br />
ersparen?