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Adventistische Identität und christliche Solidarität - Theologische ...

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Aber jetzt ist Sabbat. Und ... , mein diakonischer Fre<strong>und</strong> von zwei Zimmern<br />

weiter ... , hat mich eben darüber belehrt, dass ich nun auch Sabbat halten soll,<br />

also Abstand nehmen soll von allen Sorgen <strong>und</strong> ruhen in Gott. Für Morgen ist<br />

ja gesorgt. Da ist Wirtschaftstag, nichts groß los. Ruhen, das will ich auch tun<br />

(ibid.).<br />

2. Die Ausweitung des Sabbatkonfliktes<br />

Der nächste Tag, der 26. November, war der vierte Sabbat in der NVA für mich.<br />

Meiner Verlobten berichtete ich am darauffolgenden Sonntag von den aktuellen<br />

Ereignissen:<br />

Mit uns wird hier das Spiel „Himmel oder Hölle“ gespielt. Mal sind wir im<br />

Himmel, dann, nicht lange danach, in der Hölle. Vorgestern noch habe ich Dir<br />

von C. G. erzählt, der – oh, Kuriosum! – seinen Oberleutnant als Training zu<br />

kommandieren hatte. Jetzt sitzt C. G. schon im Arrest. Zu zehn Tagen verdonnert.<br />

Sabbatfrüh wurde der Befehl zurückgezogen. C. G. kam in die<br />

Bekenntnissituation. Ihm wurde befohlen, an der Ausbildung teilzunehmen. Er<br />

hat verweigert. Der Kommandeur hat ihm dann im Stab die Strafe persönlich<br />

ausgesprochen. Er ließ keine Diskussion zu. Am Sabbat, gegen 15 Uhr, wurde<br />

er abgeholt. Seine Zimmerkollegen halfen ihm, die Sachen fertigzumachen.<br />

Sie waren aufgeregter als er. C. G. war ruhig <strong>und</strong> gefasst. Gott hatte ihm ein<br />

Wort geschenkt. Gott war bei ihm.<br />

Die Nachricht von der neuen Situation hat uns getroffen. Wir bangen nun<br />

schon teilweise dem kommenden Sabbat entgegen. Jetzt wird für uns die Frage<br />

akut, ob wir weiter konsequent bleiben sollen. Wir müssen mit einer sehr harten<br />

Strafe rechnen. Der Kommandeur kann uns sofort mit drei Monaten<br />

Schwedt bestrafen. Was das bedeutet, kannst Du Dir sicher ausmalen. Jetzt<br />

müssen wir viel beten <strong>und</strong> in der Bibel forschen ...<br />

Vorhin kam eine gute Nachricht, über die ich mich sehr gefreut habe. Im Land<br />

wissen sie von unserer Sabbatnot. Es ist toll, wie gerade die anderen Christen<br />

unser Problem mittragen. Mir wurde erzählt, dass Rechtsanwalt Schnur, der<br />

sich um die Bausoldaten besonders kümmert, von der neuerlichen Bestrafung<br />

schon informiert ist. Dann habe ich gehört, dass Bruder Reiche bei Gysi<br />

gewesen ist <strong>und</strong> dass der Staatssekretär sich für uns einsetzen will.<br />

Gerade deshalb müssen wir konsequent bleiben, denke ich. Eine Gemeinde,<br />

die Märtyrer hat, ist gut dran. Wir wollen hier horchen, was Gott von uns will<br />

(Brief Andreas Erben an Uta Werner, 27. 11. 1983).<br />

Für C. G. waren die Tage im Arrest nach eigener Aussage die besten der ganzen<br />

Armeezeit. Er machte eine für ihn persönlich bedeutsame spirituelle Erfahrung.<br />

Für die anderen Adventisten in der Kaserne ging das Bangen weiter. Am Mittwoch,<br />

dem 30. November, schrieb ich unsicher <strong>und</strong> niedergeschlagen an meine<br />

Verlobte:<br />

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