Adventistische Identität und christliche Solidarität - Theologische ...
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Ich weiß aber auch, dass adventistische Brüder bei der Einhaltung dieses Gebotes<br />
in der Vergangenheit selbst härteste Konsequenzen nicht gescheut haben.<br />
Ich befürchte, dass die Aufrechterhaltung des o. g. Befehls <strong>und</strong> dessen unerbittliche<br />
Durchsetzung in ganzer Härte <strong>und</strong> Konsequenz von verschiedenen<br />
Seiten als Missbrauch des Rechtes auf Befehl auf Kosten der im Artikel 20<br />
unserer Verfassung ausdrücklich garantierten Glaubens- <strong>und</strong> Gewissensfreiheit<br />
verstanden werden könnte.<br />
Ich befürchte, dass die Aufrechterhaltung des o. g. Befehls <strong>und</strong> dessen unerbittliche<br />
Durchsetzung in ganzer Härte <strong>und</strong> Konsequenz nicht zwangsläufig<br />
eine höhere Achtung Ihrer Autorität als Vorgesetzter durch die Unterstellten<br />
zur Folge haben würde.<br />
Ich bin sicher, dass in jedem Fall viele Gläubige sowohl für die betroffenen<br />
Mitchristen als auch für Sie als deren Vorgesetzten besonders beten werden<br />
(Abschrift einer Eingabe an den Kommandeur – Brief Stefan Gehrt an Lothar<br />
Reiche, ohne Datum, AAE SB).<br />
Was an meinem fünften Sabbat in der NVA, am 3. Dezember geschah, kann ich<br />
weder durch Erinnerungen noch durch Briefe rekonstruieren. Am Sonntag, dem<br />
4. Dezember, schrieb Lothar Reiche an die adventistischen Bausoldaten in Prora:<br />
Tag für Tag warte ich nun auf den angekündigten Abschluss der Verhandlungen.<br />
Durch Informationen Eurerseits weiß ich, dass bislang vor Ort von einer<br />
Hilfe nichts zu merken ist. Deswegen habe ich mich immer wieder mit der<br />
Dienststelle für Kirchenfragen in Verbindung gesetzt, aber immer nur die gleiche<br />
Auskunft: „Noch nicht abgeschlossen.“ Beim letzten Gespräch habe ich ...<br />
wissen lassen, dass die Anrufe aus allen Gemeinden deswegen zunehmen.<br />
Unsere Gemeinden nehmen landesweit Anteil an dem, was auf Rügen geschieht.<br />
Daraufhin kam am nächsten Tag die Mitteilung: „Es bestehe kein<br />
Gr<strong>und</strong> zur Beunruhigung, die Sache ist in guten Händen <strong>und</strong> wird bald abgeschlossen<br />
sein.“ Wer die „guten Hände“ hat, weiß ich noch nicht, eins aber<br />
weiß ich, wenn Ihr treu bleibt, werden Gottes gute Hände euch zur Erfahrung<br />
werden ...<br />
Ihr habt mich auch nach meinem Rat gefragt: „Was sollen wir machen, wie<br />
sollen wir uns verhalten?“ Es ist leicht, aus gesicherter Position gute Ratschläge<br />
zu erteilen. Gewiss, auch ich war Soldat, aber das ist lange her, damals<br />
wurde „blinder“ Gehorsam erwartet. Als der Krieg zu Ende war, wurden<br />
manche, die sich dann entschuldigten: „Ich habe nur einen Befehl ausgeführt“,<br />
wegen des gewissenlosen Gehorsams bestraft.<br />
Als Christen nehmen wir gr<strong>und</strong>sätzlich eine positive Stellung zum Staat ein.<br />
Ich möchte Euch bitten, auch in der Armee Euren Dienst gewissenhaft zu tun.<br />
Bleibt auch in Uniform ganz <strong>und</strong> gar Christen <strong>und</strong> als solche Adventisten,<br />
d. h., dass auch der Umgangston christlich geprägt sein soll, die Vorgesetzten<br />
eingeschlossen. Dabei ist es nebensächlich, wie sie Euch begegnen. Wir vergelten<br />
nicht.<br />
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