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Adventistische Identität und christliche Solidarität - Theologische ...

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Pionierwesens gestellt wurde, dem das Pionierbaubataillon „Mukran“ direkt<br />

unterstellt war. Das erfuhr ich erst im Jahr 2000, als mir mit meinen Stasi-Unterlagen<br />

ein Blatt ausgehändigt wurde, auf dem unsere Befehlsverweigerungen<br />

dokumentiert waren <strong>und</strong> sich – uns alle betreffend – ein entsprechender Hinweis<br />

fand (BStU, AR 2, MfS, HAI/AKG-SK). Uwe Rühle wandte sich noch am<br />

gleichen Tag brieflich an Lothar Reiche, den damaligen Präsidenten der Siebenten-Tags-Adventisten<br />

in der DDR:<br />

Wir haben nochmals ausdrücklich betont, wir würden die Ausbildung am<br />

Sonntag nachholen wie bisher, doch es änderte nichts an dem Befehl. Ich habe<br />

mich trotz der Bestrafung von unserem Zugführer einweisen lassen, um in<br />

meiner Eigenschaft als Gruppenführer morgen mit den anderen die Ausbildung<br />

nachzuholen, um erneut zu dokumentieren, dass wir nicht den Dienst schlechthin,<br />

sondern nur seine Ausführung am Sonnabend ablehnen. Nun meine Interpretation<br />

der Situation.<br />

Die verhältnismäßig <strong>und</strong> überraschend milde Bestrafung deutet nach meinem<br />

Dafürhalten auf eine gewisse Unsicherheit hin, welche eigentlich auch in den<br />

diesbezüglichen Drohungen nur schlecht verborgen war, <strong>und</strong> durch Einschüchterungsversuche<br />

überspielt werden sollte. Weiterhin fanden die einzelnen Bestrafungen<br />

in jeweils fünfzehn Minuten statt, was eine vorherige Planung vermuten<br />

lässt. Im anderen Fall hatte es mehrere St<strong>und</strong>en gedauert.<br />

Ich glaube, auch dieser Befehl wurde auf Bataillonsebene gefällt <strong>und</strong> ist nicht<br />

höher angeb<strong>und</strong>en.<br />

Am nächsten Sonnabend werden wir wieder an gleicher Stelle stehen.<br />

Wir möchten wahrscheinlich auf Bataillonsebene nichts mehr unternehmen, da<br />

der Kommandeur seinen Befehl sicher nicht ändern wird. Wir würden ihn<br />

zwingen, diesen zu erneuern, was einen Widerruf erschweren oder gar unmöglich<br />

machen würde.<br />

Nun möchten wir deshalb die dringende Bitte an Dich richten, in Deiner<br />

Eigenschaft als unser Präsident <strong>und</strong> in unserem Namen als Adventisten in<br />

Prora, an geeigneter staatlicher Stelle bis zum Sonnabend vorzusprechen, um<br />

det. In Schwedt wurde dafür extra ein neues Gebäude errichtet <strong>und</strong> die Disziplinareinheit 2<br />

geschaffen. Diese Strafe wurde bei o. g. Militärstraftaten angewendet sowie bei Verletzung eines<br />

anderen Gesetzes, wenn die Straftat ein Vergehen war. Diese (einzige) Disziplinareinheit sollen von<br />

November 1982 bis zum Schluss etwa 2.500 Mann durchlaufen haben. Das deutet – unter Berücksichtigung<br />

der höchstmöglichen Strafe von drei Monaten – auf eine durchschnittliche Stärke von<br />

ebenfalls 70 Mann hin. Die Disziplinareinheit hatte somit lediglich normale Kompaniestärke.<br />

Besuch durfte nicht empfangen werden. Die Einführung dieser neuen freiheitsentziehenden Strafe<br />

hatte offenbar eine deutlich abschreckende Wirkung. So gingen zwischen 1980/1982 die registrierten<br />

Straftaten in der NVA um 19 Prozent zurück, wobei sich der Rückgang – wenn auch abgeschwächt<br />

– während der restlichen 80er Jahre fortsetzte. Analog dem Strafarrest wurde der Dienst in<br />

der Disziplinareinheit nicht ins Strafregister eingetragen. Der Bestrafte galt als nicht vorbestraft,<br />

musste jedoch die in der Disziplinareinheit verbrachte Zeit nachdienen.“<br />

http://home.snafu.de/veith/schwedt.htm (Zugriff: 28. November 2006).<br />

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