Adventistische Identität und christliche Solidarität - Theologische ...
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meinschaft der STA in der DDR“, 1962, AAE SB). 4 Gegenüber den Vertretern<br />
eines atheistischen Staates wurde mit besonderem Nachdruck auf die Beachtung<br />
des biblischen Sabbats während des Wehrdienstes hingewiesen:<br />
In der Nachfolge Jesu <strong>und</strong> aus Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten feiern<br />
wir den siebenten Tag der Woche, den Samstag oder Sabbat, als heiligen<br />
Ruhetag <strong>und</strong> enthalten uns an diesem Tag der Arbeit, verrichten aber jederzeit<br />
freudig, wo es gilt, Leiden zu vermindern oder Not zu beheben, Werke der<br />
Notwendigkeit <strong>und</strong> Barmherzigkeit. Auch unseren zum Wehrdienst einberufenen<br />
Gemeindegliedern bleibt die Heiligung des Samstages als Ruhetag ein<br />
Gewissensanliegen (ibid.).<br />
Mit der postalischen Einberufung zum Wehrdienst waren für junge adventistische<br />
Männer die Tage in der Normalität der adventistischen Subkultur gezählt. Vor<br />
ihnen lag eine Zeit der Ungewissheit <strong>und</strong> zu erwartender Repressionen. Die Brisanz<br />
des Miteinanders von Christen unterschiedlicher, ja teilweise gegensätzlicher<br />
Prägung wurde sehr wohl wahrgenommen. Deshalb war es in der Gemeinschaft<br />
üblich, junge Männer, die vor ihrer Einberufung standen, zu einem Treffen der<br />
„Brüderseelsorge“ einzuladen, um sie auf die Probleme des Wehrdienstes vorzubereiten.<br />
Dabei ging es nicht um eine Verpflichtung auf bestimmte Verhaltensweisen<br />
während des Dienstes in der NVA, sondern hauptsächlich um die Aktivierung<br />
des Problembewusstseins <strong>und</strong> des persönlichen Verantwortungsgefühls. Bei<br />
der Zusammenkunft in Dresden, an der ich teilnahm, wurde uns ein maschinegeschriebener<br />
Text „Praktische Hinweise von Bausoldaten an Bausoldaten“ ausgehändigt.<br />
Unter anderem wurde darin davon abgeraten, während der Dienstzeit<br />
„Andersgläubige“ bekehren zu wollen, Diskussionen über Sonderlehren zu suchen<br />
oder abwertend über Andersgläubige zu sprechen. 5 Den Sabbat betreffend<br />
wurden folgende Hinweise gegeben:<br />
a. Der freie Sabbat fällt nicht in den Schoß.<br />
Gebetsgemeinschaft gleich am ersten Tag halten; den Kommandeur deswegen<br />
um ein Gespräch bitten (Eingabe schreiben, die an den Kommandeur gerichtet<br />
ist). Nie bei niedrigen Vorgesetzten Erfolg suchen. Dafür müssen wir am<br />
Sonntag arbeiten. Durch gute Arbeitsleistungen erhalten wir uns den freien<br />
Sabbat.<br />
b. Man versuchte, uns den Sabbat auszureden; uns einzureden, dass während<br />
der Gr<strong>und</strong>ausbildung Adventisten nie den Sabbat frei gehabt hätten.<br />
c. Uns wurde der freie Sabbat zur Erfahrung im Glauben <strong>und</strong> zum besonderen<br />
Erlebnis. Die Kirchenchristen hatten den Sonntag nicht lückenlos frei (Gefahr<br />
von Spannungen zwischen ihnen <strong>und</strong> uns) (ibid.).<br />
4 Dokumente im Historischen Archiv der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa, Friedensau<br />
(AAE), Sammlung Bausoldaten (SB).<br />
5<br />
„Praktische Hinweise von Bausoldaten an Bausoldaten“, o. J., AAE SB.<br />
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