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Januar - THW-historische Sammlung

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Deutschland muß dann im Ganzen<br />

überwacht werden. Di'e durchschnittliche<br />

Reisegeschwindigkeit von 1000<br />

km verlangt einen überblick von<br />

mindestens 200 km. Diesen überblick<br />

werden der Flugzeugführer und das<br />

Bodenpersonal durch die neuen Mittelbereichsradaranlagen<br />

erhalten.<br />

Es ist die erste eigene deutsche<br />

Nachkriegsentwicklung. Jahrelang<br />

haben die Telefunken-Ingenieure geplant<br />

und konstruiert, bis der 14,5<br />

Meter breite und sieben Meter hohe<br />

Reflektor auf das Prüffeld gehen<br />

konnte. Das Einmessen dieses ersten<br />

Parabolspiegels ist jetzt abgeschlossen.<br />

Die beiden nächsten gleichartigen<br />

Metallkonstruktionen befinden<br />

sich in der Montage. Die elektronischen<br />

Teile - die eigentlichen Sendeund<br />

Empfangsanlagen - stehen ebenfalls<br />

kurz vor ihrer Vollendung, so<br />

daß die Flugsicherungsbehörden hoffnungsvoll<br />

in die Zukunft schauen<br />

können.<br />

Das Radarprinzip - Reflektieren von<br />

Metallteilen - wurde zum ersten Mal<br />

vor 50 Jahren in Deutschland patentiert.<br />

In den dreißiger Jahren bauten<br />

zunächst unsere Landsleute und später<br />

Engländer und Amerikaner Funkmeßgeräte<br />

ausschließlich für militärische<br />

Zwecke. Nach dem zweiten<br />

Weltkrieg konnte dieses Erfindung<br />

dann endlich auch für den zivilen<br />

Luftverkehr angewendet werden.<br />

Der Sender, ein Hornstrahler, wirft<br />

im Laufe einer Minute 30000 Impulse<br />

gegen den nur wenige Meter entfernten<br />

Antennenschirm. Dieser Antennenschirm<br />

dreht sich bei den Mittelbereichsradaranlagen<br />

sechsmal in<br />

der Minute und strahlt diese Impulse<br />

aus. Ein Flugzeug im Sichtbereich<br />

reflektiert den auftretenden Teil dieser<br />

Impulse. Der gleiche Antennenschirm<br />

nimmt diese "Echos" wieder<br />

auf. Eine Empfangsanlage mit einer<br />

Art Fernsehröhre zeigt dann dem<br />

geschulten Auge, in welcher Richtung<br />

und Entfernung sich das Flugzeug<br />

befindet.<br />

Die neuen Mittelbereichsradaranlagen<br />

verfügen über eine Impulsleistung<br />

von 1000 kW. Demnach beträgt<br />

die Strahlungsleistung 1,85 Watt<br />

pro qcm, in einer Entfernung von<br />

einem Meter vor dem Sender. Elektromediziner<br />

haben jedoch bewiesen,<br />

daß der menschliche Körper nur 0,01<br />

Watt ohne Schädigung ertragen<br />

kann. Montage- und Reparaturtrupps<br />

wären also ohne Schutz tödlichen<br />

Strahlungen direkt vor der Anlage<br />

ausgesetzt.<br />

Heute sind die Radaranlagen mit<br />

einer automatischen Abschaltvorrichtung<br />

ausgerüstet. Jeder Gegenstand<br />

direkt vor dem Hornstrahler läßt den<br />

Sender sofort aussetzen. Bereits sechs<br />

Meter Entfernung genügen, um die<br />

Strahlungsleistung unter die für<br />

Mensch und Tier gefährliche Intensität<br />

zu drücken Bodenpersonal,<br />

Gäste und der Schäfer mit seiner<br />

Herde sind also außer Gefahr. Die<br />

Passagiere in den Flugzeugen werden<br />

von den Ortungsstrahlen sowieso<br />

nicht erreicht. Denn die metallische<br />

Außenhülle reflektiert die ausgesandten<br />

Impulse.<br />

DER ANTENNENSCHlIil\-l lIer neuen<br />

Radaranlage ist 14,5 m bleit und 7 m<br />

hoch. Er dreht sich sec-h!oomal in der<br />

Minute und überwacht einen Luftraum<br />

von knapp 500 Kilometern im Durchmesser<br />

bi~ zu einer Höhe von 15 000 m<br />

Erste große deutsche Radaranlage<br />

/ Sind Radarstrahlen<br />

tödlich? / Impulse und Reflexe<br />

In Thalfingen bei Ulm wird zur<br />

Zeit die erste deutsche Mittelbereichsradaranlage<br />

geprüft. Drei derartige<br />

Rundsichtradaranlagen wurden<br />

von der Bundesanstalt für Flugsicherung<br />

in Auftrag gegeben. Anfang<br />

1958 wird zunächst in München<br />

ein derartiger Funkmeßgigant aufgestellt.<br />

Später folgen Frankfurt und<br />

Hannover. 220 km Radius hat der<br />

Ortungskreis jecer dieser drei Anlagen.<br />

Der Flugsicherungsbeamte in<br />

Frankfurt wird also mit seinem Elektronenauge<br />

von Detmold bis Konstanz<br />

und von Plauen bis Verdun den<br />

Luftraum überwachen können.<br />

Wozu werden je 1,5 Millionen Mark<br />

für derartige Radargeräte investiert?<br />

Bisher kannte man in Deutschland<br />

nur die GCA-Anlagen mit einer Sicht<br />

von 90 km rund um den entsprechenden<br />

Aufstellungsort. Die Flugzeuge<br />

im Nahbereich der Landeplätze<br />

waren also unter Kontrolle.<br />

Auch bei ungünstigen Wetterbedingungen<br />

erleichterte die Radaranlage<br />

Anflug und Landung. In den<br />

nächsten Jahren werden jedoch noch<br />

weit mehr Passagierflugzeuge eingesetzt<br />

werden, und die ersten großen<br />

Düsenverkehrsmaschinen mit 170<br />

Passagierplätzen sind spätestens für<br />

1960 vorgesehen. Der Luftraum über<br />

DER HORNSTRAHLER ist das Herzstück<br />

jeder Radaranlage. In der Minute<br />

sendet er 30000 Impulse aus. Hätt.e<br />

er nicht eine automatische Sicherheits­<br />

Vorrichtung, wären die Strahlen sofort<br />

tölllicb (Text und Fotos: Telefunl

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