Lützeler Kirmes 2010.pdf
Festschrift 872. Lützeler Kirmes
Festschrift 872. Lützeler Kirmes
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
872. <strong>Lützeler</strong> <strong>Kirmes</strong> 2010<br />
Glockenturm blieben als Torso stehen.<br />
Der damalige Kaplan Johannes Litz<br />
(1941 – 1948) hat die furchtbaren Kriegsereignisse<br />
jener Tage in der Pfarr-<br />
Chronik präzise festgehalten.<br />
Hier ein Auszug seiner Aufzeichnungen:<br />
„Am 6. November standen die Häuser<br />
der die Kirche umgebenden<br />
Straßen in Flammen. Seit dem 16.<br />
Dezember 1944 fielen täglich Bomben<br />
auf Lützel. Am Heiligen Abend<br />
wurden die Vorbereitungen für die<br />
Christmette, die um 16 Uhr beginnen<br />
sollte, von einem schweren<br />
Bombenangriff unterbrochen. Direkt<br />
neben der Kirche schlugen fünf<br />
schwere Bomben ein, ließen die Kirche<br />
aber unversehrt. Um 18 Uhr begann<br />
die Christmette, wegen der<br />
Verdunklungspflicht beim Licht von nur<br />
14 Kerzen. Die Messe dauerte bis 21<br />
Uhr, 21.30 Uhr begann ein erneuter Bombenangriff.<br />
Bomben vom 24. Dezember<br />
beschädigten Fenster und Sakristei der<br />
Kirche. Am Nachmittag des 28. Dezember<br />
fielen die Bomben, die den Chorraum<br />
wegrissen und das Innere<br />
zerstörten. Es begann nun das Leben in<br />
Notkirchen.“<br />
In unmittelbarer Nähe der Kirche starben<br />
48 Menschen, hauptsächlich Frauen und<br />
Kinder. In einem Notbunker unter dem<br />
Langemarckplatz war eine Sprengbombe<br />
im Eingang detoniert.<br />
In dem beschädigten Kirchturm waren<br />
überraschend zwei Glocken intakt geblieben<br />
und konnten noch genutzt werden.<br />
So kam es, dass in den ersten Nachkriegsjahren<br />
die Gläubigen durch Glokkengeläut<br />
– anders als heute – zum<br />
Gottesdienst gerufen wurden.<br />
1954 wurde die Kirchturm-Ruine gesprengt<br />
und die Außenmauern der Kirche<br />
dem Erdboden gleichgemacht. Auch die<br />
Freitreppe, die zur<br />
Kirche führte, wurde<br />
eingeebnet. Heute<br />
sind keine Spuren der<br />
„alten“, 1. Antonius-<br />
Kirche mehr zu entdecken.<br />
Bäume,<br />
Wiese und Sträucher<br />
wachsen dort, wo<br />
einst die Kirche stand.<br />
Ein befestigter Fußgängerweg<br />
führt über<br />
das ehemalige Kirchengelände<br />
zum<br />
ehemaligen Langemarckplatz<br />
bzw. zum<br />
Bodelschwingh. Lediglich<br />
ein kleiner Rest der Bruchsteinmauer<br />
ist – bei genauem Hinsehen – am<br />
Nachbarhaus An der Ringmauer 17, noch<br />
erkennbar.<br />
Zum alten Kirchenbau gehörte auch ein<br />
Pfarrhaus. Es stand unmittelbar neben<br />
der Kirche (westseite) und wurde im<br />
Krieg nur wenig beschädigt. Es diente in<br />
den ersten Jahren Nachkriegsjahren den<br />
17