Modernes Holzhaus im Schoss der Berge - Traumhaus

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INTERVIEW AUFTAKT «Stil ist angewandter Optimismus» Designer und Journalist Jeroen van Rooijen hat sich als Stilkolumnist und Modekritiker einen Namen gemacht. Seine Ratschläge und Anekdoten sind stets charmant, immer FEINSINNIG und irgendwie LÄSSIG. Im Interview spricht er über die Definition von Stil, über Architektur und sein persönliches Traumhaus auf Stelzen. INTERVIEW FLURINA DECASPER Traumhaus: Wie sind Sie eigentlich zum weit herum bekannten Stilexperten geworden ? JEROEN VAN ROOIJEN: Da bin ich so rein geraten, um ehrlich zu sein. Es war kein bewusster Plan. Ich bin ausgebildeter Modedesigner und weiss, wie man Kleidung macht. Vielleicht kann ich sie darum auch beurteilen und kritisieren. Ich habe gelernt, wie Sachen aussehen oder sitzen sollen. Deswegen fragen mich die Leute gerne um Rat. Mit der Zeit ist daraus fast eine Vollzeitbeschäftigung geworden. Aber auch mit den Knigge-Regeln scheinen Sie sich auszukennen… Das ist eigentlich nicht mein Kernthema. Aber als neben dem Rat zu modischen Fragen zunehmend Fragen zu Etikette und Zwischenmenschlichem eintrafen, habe mich da trotzdem mit Lust reingekniet. Das gehört ja alles irgendwie zusammen: wie man sich anzieht, aussieht, verhält und gesehen wird. Was bedeutet für Sie Stil ? Stil ist eine Lebenshaltung. Man arbeitet permanent daran. Es ist der Wille, gut sein zu wollen, Dinge schön zu machen oder aussehen zu lassen. Die Absicht, anderen nicht zur Last zu fallen und das eigene Leben – sowie das seiner Mitmenschen – zum Wohlgefallen zu gestalten. Stil ist angewandter Optimismus. Pessimisten können keine leidenschaftlichen Stilmenschen sein. Haben Sie ein Rezept, wie man seinen eigenen Stil am besten findet ? Aufpassen, aufmerksam sein, zuschauen, lernen – ein Leben lang. Es gibt so viele tolle Referenzen und Vorbilder. Die Geschichte der grossartigen Beispiele ist endlos. Und ich denke, man muss auch offen bleiben für Neues – Stil kann nicht nur rückwärtsgewandt oder «retro» sein. Zwar gibt es in der Vergangenheit viel Tolles, teilweise Vergessenes zu entdecken. Doch muss man sich genauso freudig mit dem Neuen beschäftigen – mit dem, was kommt und uns herausfordert, wo Stil noch definiert werden muss. Die digitale Revolution ist dafür ein erstklassiges Feld. Wo sehen Sie Parallelen zwischen Mode und Architektur ? Es gibt sicher Parallelen, aber die beiden folgen anderen Prämissen: Architektur muss die Zeit überdauern und bestenfalls immer schöner werden, die Mode will per Definition flüchtig und launisch sein. Die Mode von gestern findet man spätestens morgen nicht mehr gut. Allerdings wandelt sich das Verständnis der Mode gerade. Mehr Menschen interessieren sich wieder für zeitlose Kreationen und Kleidung, die eine Weile gut und brauchbar bleibt. Weil es auch in der Mode immer stärker um das Thema Nachhaltigkeit geht. Wie wohnen Sie ? Ich lebe derzeit an zwei Orten, weil ich nicht gerne pendle und die täglichen Wege in überfüllten Zügen oder auf überfüllten Autobahnen vermeiden möchte. Einerseits unter der Woche in einem kom- «ARCHITEKTUR MUSS DIE ZEIT ÜBERDAUERN. MODE WILL PER DEFINITION FLÜCHTIG UND LAUNISCH SEIN.» pakten Stadtstudio in Zürich, an idyllischer Lage. Und andererseits in einem absolut traumhaften Loft auf drei Etagen an der Schnittstelle zur ländlichen Schweiz in Frauenfeld. Und wie sähe Ihr absolutes Traumhaus aus ? Es wäre ein maximal zweigeschossiges, bungalowartiges Atelierhaus auf Stelzen – halb in eine Düne hinein- und halb aufs Meer im Süden von Holland oder den Bodensee hinausragend. Es dürfte einfach gebaut sein, gerne aus Holz, und müsste riesige Fenster haben. Lieber wären mir ein paar wenige, grosse Räume als viele einzelne Zimmer. Und die Küche hätte eine ganz zentrale Funktion. Wie schätzen Sie das Stilbewusstsein von uns Schweizern beim Einrichten ein ? Das Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit ist hier noch intakt. Die Schnäppchen- und Wegwerfmentalität ist nicht ganz so übel fortgeschritten wie anderswo in Europa. Die Schweizer haben zwar nicht gerade übertrieben viel Wagemut beim Einrichten, doch mögen sie solide Klassik. Das ist eine vernünftige Basis. 4 | 2013 traumhaus 7
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