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STRASSENBAHN MAGAZIN Stuttgarts 300er im Porträt (Vorschau)

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10/2014 | Oktober € 8,50<br />

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Europas größte Straßenbahn-Zeitschrift<br />

9,90<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

<strong>Stuttgarts</strong> <strong>300er</strong> <strong>im</strong> <strong>Porträt</strong><br />

Warum kaum einer der 70 Tw dem anderen glich<br />

Bis zu 300 Fahrgäste: Trams<br />

in der Wirtschaftwunder-Ära<br />

Bewegende Geschichte(n):<br />

Magdeburgs Bw 300 wird 100<br />

300 km Straßenbahn fahren:<br />

Ein „Tramathon“ durch NRW


Alle Hersteller, alle Typen,<br />

alle Betriebe!<br />

GT8SU<br />

Jetzt am<br />

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GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Jetzt am Kiosk oder unter:<br />

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Einsteigen, bitte …<br />

300!<br />

Ab sofort gibt es<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> auch<br />

digital (derzeit nur<br />

auf iOS) – für<br />

Abonnenten sogar<br />

kostenlos!<br />

Es ist kein Zufall, dass Ihnen auf<br />

der Titelseite dieses Jubiläumsheftes<br />

ein Stuttgarter Zweiachser der Reihe<br />

300 entgegenfährt. Schließlich<br />

war die Schwabenmetropole „Geburtsstätte“<br />

des Magazins, von dem Sie gerade<br />

die 300. Ausgabe in Händen halten.<br />

Vor 45 Jahren hob die Franck’sche Verlagshandlung<br />

zu Stuttgart das STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> aus der Taufe: Einer<br />

„Nullnummer“ <strong>im</strong> Jahre 1969 folgten zunächst<br />

acht „Halbjahreshefte“. 1973 wurde<br />

die Erscheinungsweise auf vier Ausgaben<br />

pro Jahr verdichtet und 1996 schließlich<br />

auf deren sechs. Seit der Jahrtausendwende<br />

erscheint <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

jeden Monat. Wenn Sie mehr zur Entwicklungsgeschichte<br />

wissen wollen, schauen<br />

Sie doch einfach mal bei uns <strong>im</strong> Internet<br />

vorbei: Auf www.strassenbahn-magazin.de<br />

erfahren Sie interessante Details.<br />

Es gehört zum guten Ton, dass ein<br />

Jubilar etwas ausgibt. Mit der 300. Ausgabe<br />

feiert <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

deshalb nun auch eine Premiere: Zum<br />

ersten Mal erhalten Sie als Käufer oder<br />

Abonnent des Heftes nicht nur gedruckte,<br />

sondern auch bewegte Bilder. Wir<br />

wünschen Ihnen viel Spaß mit der DVD<br />

„Trams <strong>im</strong> Wirtschaftswunderland“.<br />

Ein passendes DVD-Cover finden Sie<br />

auf Seite 67 zum Ausschneiden oder zum<br />

Download auf unserer Internetseite.<br />

Die magische Zahl 300 begegnet Ihnen<br />

in diesem Heft aber nicht nur in der Titelgeschichte<br />

und <strong>im</strong> DVD-Begleitbeitrag. Wir<br />

haben uns für diese Jubiläumsausgabe<br />

die auf den ersten Blick verrückte Frage<br />

gestellt, wie man heute in Deutschland an<br />

einem Tag eine Distanz von 300 km auf<br />

Straßen- und Stadtbahnschienen zurücklegen<br />

kann. Die interessanten Erkenntnisse<br />

dazu erfahren Sie ab Seite 16. Und dann ist<br />

da noch der Magdeburger Beiwagen 300,<br />

der sich natürlich geradezu aufdrängt, in<br />

diesem Heft ausführlich vorgestellt zu werden<br />

– und zufällig selbst gerade jubiliert. Er<br />

wird in diesen Tagen 100 Jahre alt und erstrahlt<br />

in restauriertem Glanz. Seine bewegende<br />

Geschichte erfahren Sie ab Seite 54.<br />

Und kurz vor Drucklegung<br />

dieser Ausgabe war dann auch<br />

unsere lange Suche nach einem<br />

Bild eines Triebwagens mit der<br />

Ordnungsnummer 300 noch<br />

von Erfolg gekrönt. Mit ihm<br />

laden wir Sie zum Einsteigen in<br />

das 300. Heft herzlich ein!<br />

Die Recherche nach<br />

einem Straßenbahn-<br />

Triebwagen mit<br />

der adäquaten Ordnungsnummer<br />

für<br />

das 300. STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong><br />

führte nach Schweden:<br />

Göteborgs<br />

Tw 300 am Umsteigeknoten<br />

Korsvägen.<br />

Im Hintergrund<br />

das 60 m hohe<br />

Riesenrad <strong>im</strong> Freizeitpark<br />

Liseberg<br />

MICHAEL KOCHEMS<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

3


Inhalt<br />

TITEL<br />

„Tramathon“: 300 Kilometer durch Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Betriebe<br />

„300-Kilometer-Tramathon“ . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Reisetipp für NRW – Vor Ihnen liegt das 300. <strong>STRASSENBAHN</strong> MAGA-<br />

ZIN – aber kann man heute auch 300 Kilometer mit Straßen- und Stadtbahnen<br />

fahren – ohne einen Haltepunkt doppelt anzusteuern? Das dichte<br />

Schienennetz in Nordrhein-Westfalen verspricht Chancen auf Erfolg …<br />

Das verbindende Element . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Bremens Linie 4 fährt über die Landesgrenze – Nach 20 Jahren<br />

Projektierung führt die Bremer Straßenbahn seit 1. August 2014 bis in die<br />

niedersächsische Gemeinde Lilienthal nordöstlich der Hansestadt. Ein guter<br />

Ausgang für ein langwieriges Vorhaben voller Herausforderungen<br />

Gnadenbrot <strong>im</strong> Schülerverkehr . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Die letzten Düwag-Wagen-Einsätze in Würzburg – Im Schülerverstärkungsverkehr<br />

nutzt die Würzburger Straßenbahn noch <strong>im</strong>mer sechs<br />

Düwag-Gelenkwagen. Ansonsten modernisiert die WSB die Infrastruktur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>im</strong> Modell<br />

TITEL<br />

Rückspiegel: 1.000 Seiten Minitram . . . . 74<br />

Ein Rückblick auf die schönsten <strong>im</strong> <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> vorgestellten<br />

Tramanlagen, Modele und Fahrzeuge<br />

Kavalkade zum 150. Jubiläum . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

150 Jahre Straßenbahn in Den Haag – Im Juni jährte sich die Inbetriebnahme<br />

der ersten niederländischen Straßenbahn zum 150. Mal. Damals<br />

pendelte eine Pferdebahn nach Scheveningen. Aber welche Entwicklung<br />

nahm der Betrieb seitdem – und wie würdigt die HTM das Jubiläum?<br />

Mit der Pferdebahn<br />

durch den Kinderzoo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Das Rösslitram in Rapperswil – Etwa 30 Kilometer südöstlich von<br />

Zürich dreht seit mehr als 50 Jahren eine kleine Pferdebahn ihre Runden.<br />

Und trotz nur etwa 450 Meter Länge hat diese privat betriebene<br />

Publikums attraktion eines Kinderzoos überraschend viel zu bieten!<br />

Titelmotiv<br />

Als Einsatzwagen ist<br />

der Stuttgarter Tw 381<br />

Ende der 1950er-Jahre<br />

nach Zuffenhausen unterwegs.<br />

Im Schlepp<br />

hat er vor zeitgenössischer<br />

Kulisse den<br />

Beiwagen 1022<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


C L A S S I C E D I T I O N<br />

Historische Filme<br />

aus der Welt der Bahn<br />

DIE WELT DER EISENBAHN AUF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

Würzburg: Alte Düwags unverzichtbar 34 Wirtschaftswunderzeit: Goldenen Tram-Jahre 60<br />

Bremen: Jetzt bis nach Niedersachsen 54 Den Haag: Große Feier zum 150. Geburtstag 42<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

TITEL<br />

Dreierlei mit drei und vier Fenstern . . . . . . . 44<br />

<strong>Stuttgarts</strong> Triebwagen der Reihe 300 – Zwischen 1909 und 1912 beschafften<br />

die Stuttgarter Straßenbahnen insgesamt 70 Zweiachser, die sie<br />

ab 1928/29 innerhalb der Reihe 300 führten. Doch die max<strong>im</strong>al bis 1961<br />

genutzten Wagen unterschieden sich gefühlt in mindestens 300 Details …<br />

TITEL<br />

Mit bis zu 300 Fahrgästen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Trams in der Wirtschaftswunderzeit – In den 1950er-Jahren setzte in<br />

der BRD ein unerwartet schnelles und nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />

ein. Die Straßenbahnen vieler westdeutscher Städte erlebten eine letzte<br />

Blüte, danach ging es rasch abwärts. Trotzdem fasziniert die Zeit – warum?<br />

Ein Hauch von Spanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Tramlink als Typ 6N2 <strong>im</strong> Rostocker Linienbetrieb – Am 30. Juli<br />

war es soweit: Die RSAG übergaben die Niederflurwagen vom Vossloh-<br />

Typ „Tramlink“ dem Linienverkehr. Bis Weihnachten sollen alle 13 <strong>im</strong> spanischen<br />

Valenzia montierten Wagen an der Ostseeküste <strong>im</strong> Einsatz stehen<br />

TITEL<br />

Ein Chamäleon wird 100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

100 Jahre Magdeburgs Bw 300 – Er trug in den vergangenen<br />

Jahren ganz unterschiedliche Lackierungen und Verzierungen: der 1914<br />

in Hamburg gebaute Beiwagen 300. Ein Jubilar erzählt ...<br />

Cover für Ihre DVD<br />

Das passendes Cover für die DVD, die Sie als<br />

Extra zu dieser Jubiläumsausgabe erhalten,<br />

finden Sie auf S. 67 zum Ausschneiden oder zum<br />

Download: www.strassenbahn-magazin.de<br />

Trams <strong>im</strong><br />

Wirtschaftswunderland<br />

Die letzte Blütezeit<br />

der Straßenbahn in<br />

Deutschland nach dem Krieg<br />

INFO-<br />

Programm<br />

gemäß<br />

§ 14<br />

JuSchG<br />

Mit historischen<br />

Aufnahmen<br />

Höher hinauf fuhr keine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Die Straßenbahnen in La Paz – In<br />

Bolivien überschritt die Tram einst die<br />

4.000-Meter-Höhenmarke. Nirgends anders<br />

auf der Welt drangen Straßenbahnen<br />

weiter nach oben. Doch der Betrieb ist inzwischen<br />

seit 40 Jahren Geschichte –<br />

aber vor Ort erlebt man Überraschungen!<br />

RUBRIKEN<br />

„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 29<br />

Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Fundstück des Monats . . . . . 69<br />

Forum, Impressum . . . . . . . . 78<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

5


Bild des Monats<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

In der steirischen Landeshauptstadt Graz gehören Holzkastenwagen <strong>im</strong><br />

Linienbetrieb eigentlich schon seit 25 Jahren der Vergangenheit an. Im<br />

Sommer 2012 konnten sich Straßenbahnfreunde, aber auch zahlreiche<br />

Fahrgäste über die kurzfristige Wiedereinführung des Altwagenbetriebes<br />

freuen: Die Annenstraße war sanierungsbedingt gesperrt und auf Bestellung<br />

der Geschäftsleute pendelte eine „Shopping B<strong>im</strong>“ zum Nulltarif vom<br />

zentralen Jakominiplatz bis unmittelbar vor die Baustelle.<br />

Da ansonsten keine Zweirichtungswagen vorhanden sind, befuhr der<br />

Museums-Zweiachser 234 (SGP/ELIN 1950) als Linie „E“ <strong>im</strong> 20-Minuten-<br />

Takt die 1,1 Kilometer langen Strecke. Wolfgang Kaiser setzte das Ereignis<br />

am 2. August 2012 am Hauptplatz vor der zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

zählenden Altstadt in Szene.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014 7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Der Förderverein Neue Herkulesbahn fordert zur Erschließung des Weltkulturerbes Bergpark eine neue Bahnstrecke,<br />

hier die Visualisierung der möglichen Endhaltestelle am Herkules<br />

AIBOTIX/PROFORMA ARCHITEKTEN<br />

ONLINE-UMFRAGE<br />

Gera: Uneinigkeit<br />

zu Taktausdünnung<br />

Im Heft 9/2014 fragte die Redaktion<br />

die Leser des <strong>STRASSENBAHN</strong> MAGA-<br />

ZIN, ob bei der Geraer Straßenbahn der<br />

Fahrplan ausgedünnt werden sollte, um<br />

Kosten zu sparen. Sechs Prozent der an<br />

der Umfrage teilnehmenden Straßenbahnfreunde<br />

st<strong>im</strong>mten für die erste<br />

Antwort: „Ja, dafür gibt es nach meinen<br />

Beobachtungen und Erfahrungen<br />

keine Alternative.“<br />

Den beiden anderen vorgegebenen<br />

Meinungen schlossen sich jeweils exakt<br />

47 Prozent der Teilnehmer an. Die eine<br />

Hälfte st<strong>im</strong>mte gegen die Taktausdünnung<br />

und gab an, dass das genau der<br />

falsche Schritt wäre. Weniger Kurse, weniger<br />

Fahrgäste, weniger Geld, so ihr<br />

Standpunkt. Die andere Hälfte ist der<br />

Meinung, dass es ein gutes Zeichen für<br />

die Einwohner wie Gläubiger gleichermaßen<br />

wäre, wenn sich der Takt nur<br />

unmerklich reduziert.<br />

SM<br />

Neues von der Tram aus der Documenta-Stadt<br />

Bilanz, Wagenkarussell und Visionen in Kassel<br />

Hinter der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft<br />

AG (KVG) liegt ein wirtschaftlich<br />

schwieriges Jahr 2013. Dies verdeutlichte<br />

der Vorstandsvorsitzende Andreas<br />

Helbig kürzlich bei der Vorstellung der<br />

Bilanz Anfang August. Zwar erzielte die<br />

KVG bei den Fahrgelderlösen Rekordeinnahmen,<br />

doch fiel das Ergebnis<br />

durch einen deutlich höheren Ausgleich<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Einnahmeaufteilung für<br />

das Tarifgebiet „KasselPlus“ <strong>im</strong> Nordhessischen<br />

VerkehrsVerbund (NVV) um<br />

rund 1,7 Millionen Euro geringer aus als<br />

noch <strong>im</strong> Jahr zuvor. Weitere besondere<br />

Belastungen verursachen die ohne Landesförderung<br />

angeschafften Flexity<br />

Classic (siehe <strong>STRASSENBAHN</strong> MAGA-<br />

ZIN 9/2014). Das von der Stadt auszugleichende<br />

Defizit lag bei 16,8 Millionen<br />

Euro und reizt damit den vorab vereinbarten<br />

Kostenrahmen voll aus. Die<br />

KVG beförderte insgesamt rund 44,8<br />

Millionen Fahrgäste, etwa 1,3 Millionen<br />

mehr als <strong>im</strong> Jahr 2012. Diesen Rekordzuwachs<br />

von mehr als drei Prozent verursachte<br />

vor allem der 2013 in Kassel<br />

gefeierte Hessentag mit allein mehr als<br />

1,2 Millionen zusätzlichen Fahrgästen.<br />

Insgesamt investierte die KVG <strong>im</strong><br />

Jahr 2013 knapp 19,7 Millionen Euro<br />

in Infrastruktur, Fahrzeuge und andere<br />

Bereiche. Das waren neun Millionen<br />

weniger als Jahr zuvor.<br />

Neues vom Wagenpark<br />

Mit 3,5 Millionen Euro entfiel knapp<br />

ein Fünftel der KVG-Investitionen<br />

2013 auf den verbliebenen Kaufpreis<br />

der 22 neuen Flexity Classic der Serie<br />

Tw 651 bis 672, von denen der jüngste<br />

am 18. Juli 2013 eintraf. Im Gegenzug<br />

verlassen nun 14 der insgesamt 16<br />

noch vorhandenen N8C des Baujahres<br />

1981 (Tw 401 bis 416) Kassel in Richtung<br />

Danzig. Am 20. August 2014 verlud<br />

das Unternehmen Panas Transport<br />

als erstes die Tw 414, 412 und 401 sowie<br />

am 25. August folgend die Tw 411<br />

und 415 auf Straßentieflader. ZKM<br />

Gdańsk zahlt für diese 14 Kasseler<br />

Wagen zusammen 576.800 Euro. Anfang<br />

2015 werden die aktuell noch in<br />

Kassel verbliebenen Tw 403 und 407<br />

voraussichtlich ebenfalls nach Danzig<br />

kommen, wo seit 2007 bereits 46 von<br />

den Stadtwerken Dortmund übernommene<br />

und modernisierte N8C-Triebwagen<br />

fahren. Vor ihrem Einsatz in Polen<br />

stattet die Fa. Modertrans in Posen<br />

die Kasseler Wagen mit neuen Fahrzeugfronten,<br />

Sitzen, Kl<strong>im</strong>aanlagen und<br />

einem Niederflur-Mittelteil aus.<br />

Die KVG investierte 2013 in die<br />

grundlegende Sanierung der vorhandenen<br />

6ENGTW der ersten Niederflurgeneration<br />

1,7 Millionen Euro. Das<br />

„Retrofit“-Programm, welches 15 der<br />

25 Wagen umfasst, soll 2018/19 abgeschlossen<br />

sein. Es wird einschließlich<br />

Eigenleistungen insgesamt rund 15<br />

Millionen Euro erfordern, was etwa einer<br />

Million Euro pro Wagen entspricht.<br />

Im November 2013 traf der erste<br />

4NBWE-Beiwagen aus Rostock in Kassel<br />

ein und wird seitdem technisch<br />

umgerüstet. Inzwischen hat die KVG<br />

8<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


Deutschland<br />

Kassel setzt künftig wieder auf Beiwagen, dazu werden ehemals Rostocker<br />

Fahrzeuge in eigener Werkstatt für die KVG adaptiert CHRISTIAN LÜCKER<br />

Der Förderverein Neue Herkulesbahn<br />

Kassel e.V. appellierte <strong>im</strong> Sommer an<br />

Stadt und Land, auf die Touristenströme<br />

am Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe<br />

mit einem konsequenten Ausbau<br />

des ÖPNV zu reagieren – hierzu sei<br />

aus Sicht der Vereins die Straßenbahnverlängerung<br />

der Linie 3 bis zum Herkules<br />

der wichtigste Baustein.<br />

Die KVG habe in ihrer Vorentwurfsplanung<br />

für die Herkulesbahn inzwischen<br />

die technische Machbarkeit<br />

nachgewiesen und Vorschläge für ein<br />

Betriebskonzept zu vertretbaren Kosten<br />

unterbreitet. Mehrere Millionen<br />

Euro seien mittlerweile in den Bau<br />

neuer Parkplätze und die Umgestaltung<br />

der Tulpenallee geflossen, jetzt<br />

sei es an der Zeit, „ebenso großzügig<br />

in umweltfreundliche Mobilität und<br />

den Kl<strong>im</strong>aschutz für diesen hoch sensiblen<br />

Bereich zu investieren“, so der<br />

Förderverein. Er schlägt vor, die Wendeschleife<br />

westlich des Parkplatzes<br />

anzulegen, was keine barocken Blickachsen<br />

stören würde.<br />

In diesem Zusammenhang forderte<br />

der Verein ein Gesamtverkehrskonneun<br />

weitere Beiwagen von der Rostocker<br />

Straßenbahn AG (RSAG) erworben,<br />

von denen sich inzwischen fünf<br />

in Kassel befinden. Der Kaufpreis für<br />

die insgesamt zehn Wagen beträgt<br />

rund 300.000 Euro. Ein Beiwagen bietet<br />

für etwa 60 Fahrgäste Platz, das<br />

erste Fahrzeug soll zum Jahresende<br />

einsatzbereit sein.<br />

Neues vom Verkehr<br />

Bereits seit dem Fahrplanwechsel <strong>im</strong><br />

Dezember 2013 fährt die KVG auf der<br />

Linie 1 zwischen Bergpark Wilhelmshöhe<br />

und Vellmar-Nord mit Doppeltraktionen.<br />

Ausschlaggebend für dieses<br />

neue Betriebskonzept waren stark<br />

gestiegene Fahrgastzahlen vor allem<br />

in der Wilhelmshöher Allee und der<br />

Holländischen Straße. In Anbetracht<br />

der Ernennung des Bergparks zum<br />

Weltkulturerbe und des Ausbaus des<br />

Campus Nord der Uni Kassel sind weitere<br />

Fahrgastzuwächse absehbar. In<br />

der Konsequenz suchte die KVG nach<br />

einem Weg, auf der Linie 1 mehr Beförderungskapazitäten<br />

zu schaffen –<br />

ohne die Betriebskosten deutlich zu<br />

steigern. Eine Lösung fand das Unternehmen<br />

in den Doppeltraktionen. Für<br />

die 60 Meter langen Züge verlängerte<br />

die KVG insgesamt acht Haltestellen.<br />

Weitere Kapazitätszuwächse ermöglichten<br />

die RegioTrams in der Holländischen<br />

Straße. Seit Dezember 2013 fahren<br />

die RT3 und RT4 <strong>im</strong> überlagerten<br />

15-Minuten-Takt vom Hauptbahnhof<br />

Kassel bis zum Endpunkt Holländische<br />

Straße.<br />

Bereits 2012 verlängerte das Regierungspräsidium<br />

Kassel der KVG die<br />

Konzessionen für alle ihre innerstädtischen<br />

Straßenbahnlinien sowie nach<br />

Vellmar und Baunatal bis Dezember<br />

2024. Im vorigen Jahre erhielt nun die<br />

RTG, an der die KVG mit 50 Prozent<br />

beteiligt ist, den Zuschlag für den<br />

RegioTram-Betrieb. In diesem Jahr<br />

folgten schließlich die erneuten Konzessionen<br />

für die bisherigen innerstädtischen<br />

Buslinien ergänzt um zwei<br />

neue Linien bis November 2019. Die<br />

Gesamtzahl der KVG-Buslinien in der<br />

Stadt Kassel stieg auf 19. Damit sicherte<br />

die KVG langfristig alle Bestandsverkehre.<br />

Vision für neue Herkulesbahn<br />

zept, das umsteigefreie Verkehrsachsen<br />

aus der Stadt zu den Eingangsportalen<br />

des Bergparks definiert und untereinander<br />

vernetzt. Gleichzeitig<br />

sollte es aufzeigen, an welcher Stelle<br />

der Achse auswärtige Autofahrer ihren<br />

Pkw abstellen und auf öffentliche Verkehrsmittel<br />

umsteigen können. Hierfür<br />

bedürfe es eines Leitsystems und einer<br />

Kombiticketlösung. PM/MSP<br />

Straßenbahngeschichte<br />

abgeschoben?<br />

Gemäß einer Meldung der Kasseler Tageszeitung<br />

HNA vom 24. Juli überträgt<br />

die KVG den gesamten Bestand historischer<br />

Trams als Dauerleihgabe dem<br />

Technikmuseum Kassel. Dazu verlegten<br />

Arbeiter kürzlich in der Ihringshäuser<br />

Straße ausgebaute Gleise in eine<br />

neue Museumshalle. Zunächst stand<br />

dort nur Tw 214, nun kommen 19<br />

Fahrzeuge dazu: Dabei handelt es sich<br />

um die bisher <strong>im</strong> Betriebshof Wilhelmshöhe<br />

abgestellten sechs Fahrzeuge<br />

Tw 110 (Baujahr 1907), Tw 144<br />

(Baujahr 1909), Tw 228 und 229 (Baujahr<br />

1941) sowie um die Beiwagen<br />

521 und 655. Letzteren hatten Beschäftigte<br />

einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

kürzlich umfassend aufgearbeitet.<br />

Die Wagen aus Wilhelmshöhe standen<br />

bis Ende 2012 noch für Sonderfahrten<br />

zur Verfügung, zum Beispiel<br />

als Zubringer zum Straßenbahnmuseum.<br />

Als Grund für die dauerhafte<br />

Abstellung der Fahrzeuge nennt die<br />

KVG hohe Aufarbeitungs- bzw. Umbaukosten<br />

für die Wagen. Demnach<br />

sei <strong>im</strong> Rahmen einer Hauptuntersuchung<br />

eine Neuverkabelung notwendig,<br />

damit die Fahrzeuge unter der erhöhten<br />

Netzspannung dauerhaft<br />

sicher eingesetzt werden können. Da-<br />

Auch der letzte 1981 nach Kassel gelieferte N8C, der Tw 416, soll künftig<br />

in Danzig fahren. Michael Kochems hielt den gegenwärtig in seiner hessischen<br />

Dienststelle abgestellten Wagen 2011 noch <strong>im</strong> Einsatz fest<br />

Braunschweig<br />

Am 28. Juli erfolgte die Umfirmierung<br />

von der Verkehrs-AG<br />

auf Verkehrs-GmbH. Diesen<br />

Schritt hatte der Rat der Stadt<br />

Braunschweig bereits 2013 beschlossen.<br />

Nun ist er binnen des<br />

von der Verwaltung gesetzten<br />

Zeitplans mit der Eintragung ins<br />

Handelsregister abgeschlossen.<br />

Bis zum 31. August blieb Dirk Fischer<br />

kommissarischer Vorstand,<br />

anschließend trat der von Cottbusverkehr<br />

kommende Jörg<br />

Reincke die Nachfolge vom Vorstand<br />

Georg Hohmann an, der<br />

am 31. März vorzeitig in den Ruhestand<br />

ging.<br />

JWG<br />

Ulm<br />

Auf der künftigen Straßenbahnlinie<br />

2 möchten die Stadtwerke<br />

Ulm/Neu-Ulm GmbH<br />

(SWU) Wagen des Typs Avenio<br />

M einsetzen. Die europaweite<br />

Ausschreibung hat Siemens für<br />

sich entschieden. Das Auftragsvolumen<br />

beträgt 31 Millionen<br />

Euro für zwölf fünfteilige Fahrzeuge,<br />

die jeweils 31,5 Meter<br />

lang sind und 175 Personen<br />

Platz bieten. Die Lieferzeit beträgt<br />

24 Monate. Auf die Auslösung<br />

der Bestellung muss Siemens<br />

indes noch warten: Erst<br />

wenn der Bau der Linie 2 endgültig<br />

beschlossen ist und die Finanzierung<br />

steht, erteilt SWU<br />

den Auftrag an Siemens. MSP<br />

Weil am<br />

Rhein<br />

Die Bauarbeiten für die Verlängerung<br />

der Straßenbahnlinie<br />

8 von Basel ins badische Weil<br />

am Rhein liegen <strong>im</strong> Plan. Die offizielle<br />

Eröffnung der Strecke<br />

von Allschwil (Basel-Land) nach<br />

Weil am Rhein Bahnhof/Zentrum<br />

ist nunmehr für den<br />

12. Dezember vorgesehen. Der<br />

Planbetrieb soll zwei Tage später<br />

starten. Die Baseler Verkehrsbetriebe<br />

planen den Beginn des<br />

vorab notwendigen Probebetriebes<br />

<strong>im</strong> Oktober. Die Tramlinie 8<br />

ist die erste grenzüberschrei -<br />

tende Straßenbahnverbindung<br />

Europas seit 75 Jahren. CMU<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

9


Aktuell<br />

nicht vollständig benötigt. Diese für<br />

öffentliche Bauprojekte ungewohnten<br />

Informationen gab der Technik-Vorstand<br />

der Hochbahn kürzlich auf einer<br />

Baustellenbesichtigung gegenüber der<br />

örtlichen Presse bekannt. Demnach<br />

könnte die 1,3 Kilometer lange Neubaustrecke<br />

– insofern keine Schwierigkeiten<br />

auftreten – bereits vor dem geplanten<br />

Zeitpunkt 2018 fertiggestellt<br />

sein. Ob dann eine vorfristige Eröffnung<br />

erfolgt, erscheint fraglich, da<br />

auch die von der Stadt und Investoren<br />

angekündigten Bauarbeiten in dem<br />

neuen Stadtteil wenigstens zum Teil<br />

abgeschlossen sein sollten. Mangels<br />

bezugsfertiger Büros und Wohnungen<br />

hatte die Hochbahn in der Vergangenheit<br />

einen bereits vorhandenen Neubauabschnitt<br />

der U4 außer Betrieb gelassen,<br />

da nicht genügend Fahrgäste<br />

in Aussicht standen.<br />

JEP<br />

Dortmund: Die Haltestelle Dorstfeld Betriebshof erhielt einen niederflurtauglichen Bahnsteig. Dabei entfiel am<br />

benachbarten Gleisdreieck der Verbindungsbogen zwischen Marten und Betriebshof. Aus Gründen der Statik ist<br />

die Oberleitung jedoch weiterhin komplett vorhanden. Auch die Haltestellen unmittelbar an der Ein- und Ausfahrt<br />

des Betriebshofs haben je einen kurzen Hochbahnsteig erhalten. Damit sind bis auf wenige Ausnahmen die<br />

Haltestellen des Dortmunder Stadtbahnnetzes barrierefrei<br />

RALF KRYN<br />

durch würden sich die Kosten für eine<br />

HU auf etwa 300.000 Euro pro Wagen<br />

summieren – Kosten, welche die KVG<br />

derzeit nicht übernehmen wolle.<br />

In die Halle an der Ihringshäuser<br />

Straße kommen außerdem die bisher<br />

in den Tunnelgleisen am Hauptbahnhof<br />

abgestellten Tw 273 („Dokumentawagen“,<br />

Baujahr 1957), Tw 355 (Einrichtungs-Sechsachser<br />

Baujahr 1967) mit<br />

Beiwagen 569 (Baujahr 1971), Tw 316<br />

(Zweirichtungs-Sechsachser), der zum<br />

Pferdebahnwagen 8 umgebaute Tw 80<br />

(Baujahr 1900) und der „Frankfurter“<br />

Beiwagen 575 sowie weitere Arbeitswagen.<br />

Da das Technikmuseum <strong>im</strong><br />

Stadtteil Rothenditmold liegt, ist ein<br />

Gleisanschluss an das KVG-Netz und<br />

damit für die Zukunft wohl auch der<br />

Fahrbetrieb der Museumswagen ausgeschlossen.<br />

AM/ROP<br />

Hamburg<br />

Verlängerung der<br />

U4 liegt <strong>im</strong> Plan<br />

Die Hamburger Hochbahn liegt mit<br />

ihrer derzeit größten Baumaßnahme,<br />

der Verlängerung der U-Bahn-Linie U4<br />

an die Elbbrücken, <strong>im</strong> Kosten- und<br />

Zeitrahmen. Die Arbeiten laufen derzeit<br />

zügiger als <strong>im</strong> Terminplan vorgesehen<br />

und die Ausgaben liegen noch<br />

unter den geschätzten Kosten. So werden<br />

die für die Gesamtbaumaßnahme<br />

eingeplanten 180 Millionen Euro wohl<br />

Frankfurt (Oder)<br />

Umbau und Sanierung<br />

Bahnhoftunnel beendet<br />

Nach knapp dreijähriger Bauzeit ist<br />

in Frankfurt an der Oder der Umbau<br />

des Bahnhofstunnels seit 11. Juli abgeschlossen.<br />

Die DB AG hat das 90-jährige<br />

Tunnelbauwerk aus Stampfbeton in<br />

den vergangenen Monaten abreißen<br />

und durch Brücken ersetzen lassen.<br />

Dadurch stellt sich der einstige Tunnel<br />

heute als Reihe von Stahlbrücken mit<br />

bis zu 30 Meter breiten Abständen dar<br />

– auf diese Weise wirkt die kürzeste<br />

Verbindung zwischen dem Frankfurter<br />

Zentrum und dem Süden der Stadt<br />

jetzt heller und freundlicher.<br />

Für Frankfurts Straßenbahner und<br />

deren Fahrgäste ging <strong>im</strong> Juli eine Zeit<br />

voller Herausforderungen zu Ende. Immerhin<br />

handelt es sich be<strong>im</strong> Abschnitt<br />

zwischen den Dreiecken Johann-Eichorn-Straße<br />

und Heilbronner Straße, in<br />

dem der Bahnhoftunnel liegt, um den<br />

neuralgischen Punkt des Tramnetzes. Eine<br />

zunächst ins Auge gefasste zweijährige<br />

Vollsperrung des Nadelöhrs hätte<br />

zum Aus des gesamten Trambetriebes<br />

geführt. So ging die Stadtverkehrsgesellschaft<br />

(SVF) das Wagnis ein, den Abschnitt<br />

ab 18. Juni 2012 eingleisig zu<br />

befahren. In der Görlitzer Straße und<br />

der Bahnhofstraße ließ die SVF Kreuzungsweichen<br />

einbauen. Dadurch war<br />

ein Schienenersatzverkehr nur an wenigen<br />

Tagen bzw. Wochen notwendig, so<br />

Frankfurt an der Oder: Am 24. Juli passierte der Tw 220 den nach drei -<br />

jähriger Bauzeit nun fertig sanierten „Bahnhofstunnel“ MICHAEL KOCHEMS<br />

Dresden: Noch gibt es das Wendedreieck an der Schlömilchstraße. Dort soll<br />

voraussichtlich 2016 eine neue Gleisschleife entstehen<br />

MICHAEL SPERL<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


Deutschland<br />

u.a. vom 29. September bis zum 16. Oktober<br />

2011, <strong>im</strong> März und August 2012<br />

sowie <strong>im</strong> März, Juni und Ende 2013. Die<br />

letzten Vollsperrungen fanden vom 22.<br />

Februar bis 9. März sowie vom 30. Juni<br />

bis zum 10. Juli dieses Jahres statt. An<br />

all diesen Tagen war das Teilnetz<br />

City/Nord/West vom Rest des Netzes<br />

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und somit auch vom Straßenbahndepot<br />

abgetrennt. Deshalb fanden <strong>im</strong> alten<br />

Depot an der Bachgasse, in dem sich<br />

heute die Museumswerkstatt für die<br />

Traditionswagen befindet, teilweise<br />

wieder Wartungsarbeiten an Regeldienstwagen<br />

statt.<br />

In der Relation Lebuser Vorstadt –<br />

Neuberesinchen (Linie 1) war während<br />

des Baus mitunter ein zwe<strong>im</strong>aliges<br />

Umsteigen notwendig. Zur Bewältigung<br />

des Schienenersatzverkehrs lieh<br />

die SVF Busse aus Cottbus aus. Pünktlich<br />

zum Stadtfest „Bunter Hering“<br />

am 12./13. Juli 2014 (siehe SM<br />

9/2014, S. 12) unterquerten die Straßenbahnwagen<br />

wieder die Bahnhofsgleise<br />

ohne Einschränkungen. ULW/AM<br />

beeinträchtigen. Auf dem Gelände des<br />

Straßenbahnhofes Tolkewitz plant die<br />

Stadtverwaltung den Bau einer neuen<br />

Schule für 1.800 Schüler, <strong>im</strong> Bereich<br />

des heutigen Gleisfeldes vor der Wagenhalle<br />

entsteht dafür eine barrierefreie<br />

Haltestelle.<br />

Daran anschließend soll vom landwärtigen<br />

Streckengleis die Schleife<br />

abzweigen, zwischen dem denkmalgeschützten<br />

Volksbad Tolkewitz und<br />

den Wagenhallen hindurchführen und<br />

in einem 180-Grad-Linksbogen in die<br />

Schlömilchstraße münden. Von dort<br />

wird in einem weiteren Linksbogen<br />

ähnlich dem heutigen Gleisverlauf<br />

das stadtwärtige Streckengleis erreicht.<br />

Eine Variante mit Gleisschleife<br />

auf dem Vorplatz des bisherigen Straßenbahnhofes<br />

untersuchten Verkehrsbetriebe<br />

und Behörden ebenfalls, verwarfen<br />

sie jedoch aufgrund von<br />

Bedenken zur Verkehrssicherheit <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit dem Schulneubau.<br />

Das bisherige Gleisdreieck<br />

nutzen – außerhalb der aktuellen<br />

Um leitungen durch die Baustelle<br />

Schandauer Straße – täglich abends<br />

sowie <strong>im</strong> Frühverkehr am Wochenende<br />

die Linien 10 und 12. Ebenso ist<br />

der Endpunkt für Umleitungen dauerhaft<br />

unverzichtbar.<br />

MSP<br />

Erfurt<br />

Infrastruktur- und<br />

Werkstattinvestitionen<br />

Das Thüringer Landesministerium für<br />

Bau, Landesentwicklung und Verkehr<br />

hat die Zuschüsse für ÖPNV-Investitionen<br />

auf landesweit 42 Millionen Euro<br />

Erfurt: Im Bereich Johannesstraße/Huttenplatz bestand vom 30. Juni bis<br />

22. August eingleisiger Betrieb. Das Bild zeigt den aus den Tw 629 und<br />

710 gebildeten Combinozug dort am 6. Juli RONALD GLEMBOTZKY<br />

erhöht – <strong>im</strong> Vorjahr waren dafür 35,6<br />

Millionen Euro in den Haushalt eingestellt<br />

gewesen. Von dem aktuellen Betrag<br />

erhält die Erfurter Verkehrsbetriebe<br />

AG (EVAG) 2014 insgesamt 2,83 Millionen<br />

Euro. Damit unterstützt der Freistaat<br />

die Anschaffung einer stationären<br />

Radprofilmesseinrichtung für Straßenbahnfahrzeuge<br />

am Straßenbahnbetriebshof<br />

Südost.<br />

Darüber hinaus erhält die EVAG Förderungen<br />

zum Kauf von zwei Gelenkund<br />

vier Standardbussen, für Investitionen<br />

in die Abrechnungssysteme und<br />

Fahrzeugdepots sowie zur Erneuerung<br />

von Straßenbahntrassen. Aufgrund umfangreicher<br />

Umbauarbeiten des Straßenzuges<br />

Johannesstraße/Huttenplatz<br />

richtete die EVAG in diesem Bereich mit<br />

Betriebsbeginn am 30. Juni zunächst<br />

eingleisigen Betrieb ein. Wegen der<br />

komplexen Umgestaltung der nördlichen<br />

Johannesstraße sperrten die Verkehrsbetriebe<br />

schließlich vom 22. August<br />

bis 1. September den Abschnitt<br />

vollständig für den Straßenbahnverkehr,<br />

die Linien 1 und 5 fuhren zwischen Anger<br />

und Lutherkirche/SWE <strong>im</strong> Schienenersatzverkehr.<br />

Nach Fertigstellung der<br />

noch bis Mai 2015 laufenden Arbeiten<br />

wird unter anderem die Haltestelle Boyneburgufer<br />

barrierefrei sein. MSP<br />

Düsseldorf<br />

Rheinbahn n<strong>im</strong>mt<br />

Investitionskredit auf<br />

Die Beschaffung neuer Hochflur-<br />

Stadtbahnwagen für die Düsseldorfer<br />

Rheinbahn wird konkreter: Am 11. Juli<br />

nahm das Unternehmen bei der Europäischen<br />

Investitionsbank (EIB) ein Darlehen<br />

in Höhe von 150 Millionen Euro<br />

auf, um den Kapitalbedarf der nächsten<br />

vier Jahre zu decken. Die Kreditaufnahme<br />

dient nicht nur dem beabsichtigten<br />

Kauf von 40 Hochflurfahrzeugen, die in<br />

Düsseldorf die GT8SU und die erste<br />

B-Wagen-Serie ersetzen sollen. Das EIB-<br />

Darlehen soll außerdem ein Moderni-<br />

Woltersdorf: Zum Sommerfest am 9. August verkehrten drei Sonderzüge, darunter der Gothazug bestehend<br />

aus Tw 29 und Bw 89, hier am Berliner Platz. Der Beiwagen erhielt kürzlich wieder eine zum Triebwagen passende<br />

blaue Lackierung unterhalb der „Bauchbinde“, so wie es schon bis 1997 der Fall war<br />

RONNY DAUER<br />

Dresden<br />

Neue Gleisschleife<br />

in Tolkewitz geplant<br />

Die Dresdner Verkehrsbetriebe<br />

(DVB AG) planen mit dem Ausbau der<br />

Wehlener Straße 2016 zugleich den<br />

Ersatz des Gleisdreiecks Schlömilchstraße<br />

durch eine neue Gleisschleife.<br />

Die Kosten hierfür betragen voraussichtlich<br />

rund 1,55 Millionen Euro, wovon<br />

für den ohnehin vorgesehenen<br />

Gebäudeabbruch zirka 450.000 Euro<br />

entfallen. Damit soll sich künftig die<br />

Betriebsabwicklung bei gleichzeitiger<br />

Fahrzeiteinsparung vereinfachen und<br />

Rangiervorgänge entfallen, die bisher<br />

den Verkehr auf der Wehlener Straße<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

11


Aktuell<br />

Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Wegen Gleisbauarbeiten <strong>im</strong> Bereich Bertoldsbrunnen<br />

richtete die VAG <strong>im</strong> August eine provisorische Endstelle am Holzmarkt<br />

ein, <strong>im</strong> Hintergrund das Martinstor<br />

Hamburg: Triebwagen öffentlich<br />

In der Hansestadt kann seit Ende<br />

August wieder einer der wenigen<br />

erhaltenen Wagen der Hamburger<br />

Straßenbahn von jedermann besichtigt<br />

werden. Der zuvor optisch restaurierte<br />

Tw 3642 vom Typ V6E<br />

dient <strong>im</strong> Stadtteil Lokstedt <strong>im</strong> auf<br />

dem Gelände des ehemaligen Straßenbahn-Depots<br />

neu eröffneten Bauhaus-Baumarkt<br />

als Blickfang. Es handelt<br />

sich um den einzigen derzeit<br />

öffentlich zugänglichen Straßenbahnwagen<br />

in Hamburg, die HHA stellte<br />

ihn dem Baumarkt als Dauerleihgabe<br />

zur Verfügung<br />

JENS ODE<br />

sierungsprogramm für die in Alumi -<br />

niumbauweise erstellten jüngeren B-<br />

Wagen und die erste Niederflurgeneration<br />

NF6 der Baujahre ab 1996<br />

finanziell absichern.<br />

Des Weiteren plant die Rheinbahn,<br />

mit Hilfe des Kredits den weiteren barrierefreien<br />

Ausbau der Haltestellenanlagen<br />

fortzusetzen, ein neues intermodales<br />

Verkehrssystem (ITCS) zur Bereitstellung<br />

aktueller Verkehrs- und<br />

Fahrgastinformationen aufzubauen und<br />

in Oberkassel ein neues Verwaltungsgebäude<br />

zu errichten.<br />

BEM<br />

Freiburg<br />

Bilanz 2013 und Projekt<br />

Rotteckring<br />

Alstom/New TransLohr: Bei der Verladung der in Straßburg montierten Translohr-Wagen auf ein Schiff nach<br />

Kolumbien waren die spurgeführten „Gummistraßenbahnen“ einmal von unten zu sehen ALSTOM TRANSPORT<br />

Die Freiburger Verkehrs AG zählte<br />

2013 rund 77 Millionen Fahrgäste,<br />

dies entspricht einem Plus von 1,4<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die<br />

VAG vermeldete dabei mit 54,4 Millionen<br />

Euro einen zu 2012 um 4,5 Prozent<br />

höheren Umsatz bei einem Defizit<br />

von 12,3 Millionen Euro. Zwar<br />

wendete das Unternehmen für Personal<br />

und Material mehr Gelder auf, die<br />

Kostendeckung liegt mit 83,1 Prozent<br />

nach VAG-Angaben dennoch über<br />

dem Branchendurchschnitt. Damit habe<br />

der Betrieb zum sechsten Mal hintereinander<br />

einen Höchstwert erzielt.<br />

Im Jahr 2013 gelangen die Erweiterung<br />

des Stadtbahnnetzes nach Zähringen<br />

sowie der Baustart der Strecke<br />

zur Messe. Außerdem gab die VAG<br />

erstmals Triebwagen bei der Fa. CAF in<br />

Auftrag: Ab Mitte 2015 sollen sechs<br />

der bestellten zwölf „Urbos 100“ zum<br />

Einsatz kommen. Parallel setzte das<br />

Unternehmen die Modernisierung der<br />

26 GT8-Z fort. Derzeit sind ständig<br />

drei Wagen gleichzeitig in Arbeit.<br />

Die Sanierungsarbeiten am Bestandsnetz<br />

gehen ebenfalls weiter: Aktuell<br />

werden die Gleise am Bertoldsbrunnen,<br />

wo sich alle Stadtbahnlinien<br />

begegnen, saniert. Unterdessen erhält<br />

das Projekt Rotteckring, mit dem die<br />

Freiburger Stadtbahn eine weitere Innenstadtstrecke<br />

bekommt, auf Basis<br />

des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes<br />

(GVFG) eine Förderung vom<br />

Bund. Demnach übern<strong>im</strong>mt dieser von<br />

den rund 55 Millionen Euro Baukosten<br />

etwa 23 Millionen. Der Baubeginn ist<br />

noch in diesem Jahr geplant, die ersten<br />

Wagen könnten 2018 rollen. Die<br />

neue Strecke entlastet den Knotenpunkt<br />

Bertoldsbrunnen und mündet in<br />

die ebenfalls neu entstehende Trasse<br />

zur Neuen Messe ein.<br />

FBT<br />

Industrie<br />

Alstom/New TransLohr<br />

Erster Translohr nach<br />

Kolumbien geliefert<br />

Die französische Alstom S.A. und der<br />

Fahrzeughersteller New TransLohr (NTL)<br />

brachten Mitte Juli das erste von insgesamt<br />

zwölf Translohr-Fahrzeugen auf<br />

den Weg vom elsässischen Straßburg ins<br />

kolumbianische Medellín. Dort sollen die<br />

gummibereiften Fahrzeuge ab 2015 auf<br />

der neu errichteten Ayacucho-Linie eingesetzt<br />

werden. Die 4,3 Kilometer lange<br />

Strecke der Einschienenbahn wird von<br />

Metro de Medellin betrieben und besitzt<br />

abschnittsweise eine Steigung von bis<br />

zu zwölf Prozent. An neun Haltestellen<br />

erhalten die Fahrgäste Zugang zum<br />

neuen Verkehrssystem, welches für<br />

80.000 Fahrgäste am Tag ausgelegt ist.<br />

Die neu entwickelte 39 Meter lange<br />

Fahrzeuggeneration vom Typ STE5 kann<br />

max<strong>im</strong>al 300 Personen befördern. JEP<br />

Škoda Transportation<br />

Positive Bilanz des<br />

Geschäftsjahres 2013<br />

Der geprüfte Konzernumsatz von<br />

Škoda Transportation für 2013 lag bei<br />

14,6 Milliarden Kronen, umgerechnet<br />

etwa 523 Millionen Euro. Der Nettogewinn<br />

der Gruppe betrug dabei 1,75 Milliarden<br />

Kronen, rund 63 Millionen Euro.<br />

Das Unternehmen schloss Aufträge für<br />

mehr als 21,7 Milliarden Kronen, das<br />

entspricht 776 Millionen Euro, wovon<br />

20,85 Milliarden Kronen (zirka 746 Millionen<br />

Euro) auf Exportaufträge entfallen.<br />

Diese umfassen unter anderem die<br />

Bestellung von Trams für die türkische<br />

Stadt Konya und für Bratislava, Obusse<br />

für Riga, Sofia, Bratislava und Burgas<br />

sowie sechs komplette Zuggarnituren<br />

für den München-Nürnberg-Express der<br />

Deutsche Bahn und Doppelstockeinheiten<br />

für die Slowakischen Bahnen.<br />

Mit der Höhe der Umsätze hat Škoda<br />

Transportation die Stellung als eines<br />

der bedeutendsten Verkehrsfahrzeugbau-Unternehmen<br />

in Mittel- und<br />

Osteuropa bestätigt, dabei beschäftigte<br />

die Gruppe <strong>im</strong> Bilanzjahr 3.469 Angestellte.<br />

Umfangreich fielen dabei die<br />

Investitionen in Forschung und Entwicklung<br />

aus, die bedeutendsten Projekte<br />

waren hier 2013 die Entwicklung<br />

der neuen Straßenbahntype X53, die<br />

Konzeption einer Metrogarnitur sowie<br />

12<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

die Entwicklung eines Gelenkstrolleybusses<br />

mit Batterieantrieb und einer<br />

neuen Lokomotive. Škoda Transportation<br />

verfügt <strong>im</strong> Rahmen seiner umfangreichen<br />

Aktivitäten über mehrere Tochtergesellschaften<br />

und Joint-Ventures in<br />

Tschechien, China, Polen, Ungarn, Russland<br />

und Deutschland.<br />

PM/MSP<br />

Inekon<br />

Joint Ventures: Tong<br />

Hao Railway Vehicles<br />

Die tschechische Inekon-Group hat<br />

mit einem chinesischen Eisenbahn-Konsortium<br />

ein Joint Venture zum Bau und<br />

Vertrieb von Niederflur-Straßenbahnwagen<br />

gegründet. In einem Gemeinschaftsunternehmen<br />

mit dem Namen<br />

Tong Hao Railway Vehicles Corp., welches<br />

über ein Kapital von 40 Millionen<br />

Euro verfügt, sollen Inekon-Fahrzeuge<br />

vom Typ Superior Plus für den chinesischen<br />

Markt gefertigt werden. Damit<br />

möchte sich das Unternehmen aus Prag<br />

eine Tür zum wachsenden Nahverkehrsmarkt<br />

in China öffnen. Inekon entwickelte<br />

zwischen 1996 und 2001 gemeinsam<br />

mit der Škoda Transportation<br />

den Škoda-Straßenbahnwagentyp 03T.<br />

Nach der Beendigung der Zusammenarbeit<br />

mit Skoda gründete Inekon<br />

2001 mit den Verkehrsbetrieben Ostrava<br />

die DPO Inekon und entwickelte eigene<br />

Straßenbahnwagen. Nach der<br />

Übernahme aller Firmenanteile lieferte<br />

das Unternehmen als Inekon-Trams erste<br />

Fahrzeuge in die USA. Das mit Inekon<br />

kooperierende chinesische Konsortium<br />

besteht aus der China Railway<br />

Signal & Communication Corp. und der<br />

Xiangtan Electric Manufacturing Group<br />

Corp., die zusammen 83 Prozent der<br />

Anteile am Joint Venture halten. JEP<br />

Stadler/Ansaldo STS<br />

Schlüsselfertige<br />

Stadtbahn für Aarhus<br />

Ein deutsch-italienisches Konsortium,<br />

bestehend aus der Stadler Pankow<br />

GmbH und Ansaldo STS SpA, hat mit<br />

Dänemarks zweitgrößter Stadt Aarhus<br />

einen Vertrag über die Lieferung eines<br />

neuen Stadtbahn-Komplettsystems unterzeichnet.<br />

Es ist die erste in dieser<br />

Form projektierte Stadtbahn des Landes.<br />

Die Fahrzeuge stammen von Stadler,<br />

Technik und Infrastruktur stellt die<br />

italienische Ansaldo STS bereit. Stadler<br />

wird zwei Fahrzeugtypen liefern: Variobahnen,<br />

wie sie <strong>im</strong> norwegischen Bergen<br />

und dem englischen Croydon fahren,<br />

sowie Tangos analog dem <strong>im</strong><br />

französischen Lyon eingesetzten Typ.<br />

Ausgelegt sind die Fahrzeuge für Geschwindigkeiten<br />

von 80 beziehungsweise<br />

100 Kilometer pro Stunde. Neben<br />

der Lieferung wird Stadler auch die<br />

Wartung der Fahrzeuge für bis zu sechs<br />

Jahre übernehmen. Die Ansaldo STS<br />

wird Trassen, Elektrizitätsversorgung,<br />

Oberleitungs- und Signalisierungssysteme<br />

sowie eine Prüfstelle und das Instandhaltungswerk<br />

errichten. Der italienische<br />

Anbieter betreibt in Dänemark<br />

bereits seit Jahren erfolgreich die Infrastruktur<br />

für die Kopenhagener Metro<br />

und punktete damit bei der Auftragsvergabe<br />

durch die Aarhus Light Rail,<br />

die für die Realisierung des Projekts in<br />

Aarhus verantwortlich ist. Drei Bietergruppen<br />

hatten sich an der Ausschreibung<br />

beteiligt. Nach über einem Jahr<br />

Verhandlungen unterzeichneten die<br />

Konsortionalpartner aus Deutschland<br />

und Italien <strong>im</strong> August den Vertrag mit<br />

der Kommune.<br />

PM/MSP<br />

Alstom/Transmashholding<br />

(TMH)<br />

Neuer Triebwagen in<br />

Moskau in Betrieb<br />

Seit dem 20. August befindet sich<br />

der erste von TramRus, einem Gemeinschaftsunternehmen<br />

von Alstom und<br />

Transmashholding (TMH), gebaute<br />

Straßenbahntriebwagen mit 100 Prozent<br />

Niederfluranteil auf dem Moskauer<br />

Straßenbahnnetz <strong>im</strong> regulären Li -<br />

nieneinsatz. Der 25,5 Meter lange<br />

Gelenktriebwagen wird auf der Linie<br />

17 zwischen Medvedkovo und der Metrostation<br />

VDNKn eingesetzt. Von Dezember<br />

2013 bis Juni 2014 fanden mit<br />

dem Fahrzeug ausgiebige Tests <strong>im</strong> rauen<br />

Winter- bzw. Sommerbetrieb Moskaus<br />

statt, bei dem der Wagen 2.000<br />

Kilometer zurücklegte. Die auf der Citadis-Plattform<br />

beruhende Entwicklung<br />

Alstom/Transmashholding<br />

(TMH): In Moskau<br />

befindet sich<br />

der erste<br />

Gelenktriebwag<br />

en mit 100 Prozent<br />

Niederfluranteil<br />

seit dem<br />

20. August <strong>im</strong><br />

regulären Linieneinsatz.<br />

Parallel<br />

verkehren die<br />

ersten PESA-<br />

Niederflurwagen<br />

ALSTOM<br />

hat ein Fassungsvermögen von 255<br />

Personen und eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 75 km/h. Der Schwerpunkt bei<br />

der Konstruktion wurde auf die Min<strong>im</strong>ierung<br />

der Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />

gelegt. Moskau besitzt neben<br />

seinem bekannten Metro-Netz ein<br />

43 Linien umfassendes Straßenbahnnetz<br />

mit 1.524 Mill<strong>im</strong>eter Spurweite.<br />

Für den Betrieb stehen derzeit ca. 720<br />

Triebwagen zur Verfügung. PM/JEP<br />

Ausland<br />

Ungarn: Miskolc<br />

Verkauf von<br />

Altwagen geplant<br />

Der Verkehrsbetrieb MVK der nordungarischen<br />

Stadt Miskolc bietet insgesamt<br />

24 gebrauchte Triebwagen<br />

zum Verkauf an. Angeboten werden je<br />

zwölf 2002 bis 2004 aus Wien übernommene<br />

Wagen der Bauarten E 1<br />

(Baujahre 1967 bis 1969) sowie aus<br />

Kosice und Most stammende KT8D5<br />

(Baujahre 1986 bis 1990). Diese befinden<br />

sich durch fabrikneue Škoda-Niederflurwagen<br />

vom Typ 26THU aktuell<br />

in Ablösung. Mitte August waren bereits<br />

14 neue Fahrzeuge vorhanden,<br />

nur fünf aber bereits für den Fahrgastbetrieb<br />

zugelassen. Bis Februar 2015<br />

sollen alle 31 bestellten 26THU (Tw<br />

600 bis 630) abgeliefert und zugelassen<br />

sein, der Planbetrieb kann dann<br />

typenrein mit Niederflurwagen abgewickelt<br />

werden.<br />

Da in den Morgenstunden ein überdurchschnittlich<br />

starkes Fahrgastaufkommen<br />

herrscht und hier kurzzeitig<br />

27 Kurse benötigt werden, möchte der<br />

Verkehrsbetrieb aber weiterhin vier<br />

KT8D5 als Reserve vorhalten, die dann<br />

bei Bedarf zum Einsatz kommen. Die<br />

KT8D5 Nr. 210 und 213 sind bereits<br />

abgestellt, wobei ersterer als historisches<br />

Fahrzeug vorgesehen ist. Der<br />

zweitgenannte Wagen dient hingegen<br />

als Ersatzteilspender. Auch ein E 1 soll –<br />

samt eines Beiwagen vom Typ c 3 – als<br />

historischer Zug erhalten bleiben.<br />

MVK betreibt die Straßenbahnlinien<br />

1V und 2V („V“ = Villamos), die sich auf<br />

dem Weg vom Bahnhof ins Stadtzentrum<br />

und weiter bis in den Außenbezirk<br />

Ujgyöri überlagern. In den Stoßzeiten<br />

fahren die Bahnen in dieser Relation al-<br />

Miskolc: Begegnungen zwischen Alt und Neu wird es nur noch wenige Monate lang geben: Am 18. August stehen<br />

die Wagen E 1 Nr. 190 und 26THU 600 in der Haltestelle Újgyöri fötér<br />

WOLFGANG KAISER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

13


Aktuell<br />

Málaga: Knapp drei Kilometer der neuen Metro-Tram verlaufen an der Oberfläche,<br />

hier fährt Tw 3090 am 7. August bei der Station El Consul R. SCHREMPF<br />

le drei Minuten, morgens zwischen 7<br />

und 8 Uhr noch öfter. Die Umgestaltung<br />

der Haltestellen mit barrierefreien Zugängen<br />

ist fast abgeschlossen, nur in<br />

der Schleife be<strong>im</strong> Bahnhof dauern die<br />

Arbeiten noch bis Mitte Oktober an.<br />

Damit hat Miskolc nach Szeged und Debrecen<br />

als letzter der drei ungarischen<br />

Provinzbetriebe die Umstellung auf Niederflurwagen<br />

vollzogen, nur hier wird<br />

aber der Betrieb in Zukunft fast ausschließlich<br />

mit barrierefreien Fahrzeugen<br />

abgewickelt.<br />

WK<br />

Spanien: Málaga<br />

Metro-Tram in<br />

Málaga eröffnet<br />

Am 30. Juli nahm das Verkehrsunternehmen<br />

„metro Málaga“ mit<br />

mehrjähriger Verzögerung das neu errichtete,<br />

zwölf Kilometer lange Metro-Tram-System<br />

in Betrieb. Die Baukosten<br />

betrugen 594 Millionen Euro.<br />

Beide Linien des Y-förmigen Systems<br />

haben derzeit an der zentrumsnahen<br />

Station El Perchel, die unter dem<br />

Dallas: Die Light Rail von Dallas bietet seit 18. August auch Anschluss an<br />

den Dallas-Fort Worth Aiport<br />

SLG. JENS PERBANDT<br />

In Zürich passen die Verkehrsplaner<br />

entsprechend aktueller Stadtentwicklungs-Prognosen<br />

das Tram-Konzept für<br />

die Zukunft an und verschieben teilweise<br />

Schwerpunkte für Netzausbau<br />

und Angebotsplanung. Unter dem Titel<br />

„Züri-Linie 2030“ schreiben die Verkehrsbetriebe<br />

Zürich (VBZ) ihr bisheriges<br />

Liniennetzkonzept 2025 fort. Dade<br />

<strong>im</strong> 10-Minuten-Takt. Die Stationen<br />

sind mit einer Länge von 65 Metern<br />

für den Einsatz von Doppeltraktion<br />

ausgelegt. Verlängerungen des Netzes<br />

sind in Bau beziehungsweise in Planung,<br />

siehe auch SM 9/2014. ROS<br />

USA: Tuscon<br />

Neuer Straßenbahnbetrieb<br />

nahm Betrieb auf<br />

Seit dem 25. Juli fahren wieder Straßenbahnen<br />

durch Tucson in Arizona; an<br />

diesem Tag nahm die neue als Tucson<br />

Sun Link bezeichnete erste moderne<br />

Straßenbahnlinie mit 6,2 Kilometer<br />

Streckenlänge und 18 Haltestellen ihren<br />

Betrieb auf. Dazu sind acht von<br />

United Streetcar in tschechischer Lizenz<br />

gebaute dreiteilige Niederflurtriebwagen<br />

vorhanden. Wegen der äußerst hohen<br />

Temperaturen in den Sommermonaten<br />

erhielten sie eine besonders<br />

leistungsfähige Kl<strong>im</strong>aanlage.<br />

Die neue Linie verbindet die Innenstadt<br />

via Amtrak Station und 4th Avenue<br />

mit der University of Arizona und<br />

dem Universitätskrankenhaus. Das<br />

197-Millionen-Dollar-Projekt wurde in<br />

vergleichsweise kurzer Zeit realisiert,<br />

denn die Bauarbeiten begannen erst<br />

2012. Die Bevölkerung hatte 2006<br />

mehrheitlich dem Vorschlag der Stadtregierung<br />

zur Anlage eines modernen<br />

Straßenbahnnetzes zugest<strong>im</strong>mt.<br />

Betrieb und Wartung der Bahn erfolgen<br />

durch RATP Dev. Tagsüber fahren<br />

die Bahnen alle zehn Minuten,<br />

nach 18 Uhr alle 20 Minuten, nach 22<br />

Uhr alle 30 Minuten gefahren.<br />

Bis zum 31. Oktober 2011 fuhr in<br />

Tucson der Old Pueblo Trolley, eine<br />

Straßenbahnlinie, betrieben mit historischen<br />

Fahrzeugen, die nun in die<br />

jetzt bestehende Strecke durch deren<br />

Verlängerung und zweigleisigen Ausbau<br />

aufgegangen ist. Der Old Pueblo<br />

Trolley wiederum war 1993 eröffnet<br />

worden und befuhr teilweise noch Originalgleise<br />

der am 31. Dezember 1930<br />

eingestellten städtischen Straßenbahn<br />

von Tucson, deren Elektrifizierung<br />

1906 erfolgte. BEKUS<br />

USA: Dallas<br />

Stadtbahn zum<br />

Airport eröffnet<br />

Der Dallas-Fort Worth Aiport erhielt<br />

am 18. August Anschluss an das Liniennetz<br />

von Dallas. Mit der Eröffnung<br />

eines neu errichteten Terminals ging<br />

auch die 8,4 Kilometer lange Verlängerung<br />

der „Orange Line“ der in Betrieb.<br />

Der Airport gehört zu den vier<br />

Bahnhof „Maria Zambrano Station“<br />

und dem Regionalbusbahnhof gelegen<br />

ist, ihren Ausgangspunkt. Die<br />

Stationen befinden sich auf zwei Ebenen,<br />

die ein aufwendiges Kreuzungsbauwerk<br />

verbindet. Hier wechseln die<br />

Triebwagen auf die jeweils andere Linie,<br />

der Fahrer setzt nach dem Führerstandswechsel<br />

die Fahrt fort.<br />

Die 6,7 Kilometer lange Linie 1 erschließt<br />

die Universität und das Universitätsklinikum<br />

und erreicht nach<br />

neun Zwischenstationen die Endhaltestelle<br />

„Andalusien Tech“. Die Strecke<br />

führt noch weiter bis zum Depot durch<br />

ein noch weitgehend unbebautes Gewerbegebiet.<br />

Der erste 4,5 Kilometer<br />

lange Abschnitt von El Perchel bis zur<br />

Universität verläuft unterirdisch. Die<br />

4,6 Kilometer lange, komplett unterirdisch<br />

verlaufende Linie 2 beginnt an<br />

der Station El Perchel eine Etage tiefer<br />

und führt über fünf Zwischenstationen<br />

südwestlich zur Endstation Palacio de<br />

los Deportes (Stadion). Beide Linien<br />

verkehren werktags <strong>im</strong> 7,5-Minuten-<br />

Takt, nach 20 Uhr und am Wochenengrößten<br />

Airports Amerikas. Das Stadtbahnnetz<br />

von Dallas, welches vier Linien<br />

umfasst, vergrößert sich damit auf<br />

145 Kilometer. Weiterhin laufen derzeit<br />

die Arbeiten zum Bau einer 2,6 Kilometer<br />

langen modernen Straßenbahn<br />

von Dallas Union Station zum<br />

Oak Cliff. Daneben besitzt die Stadt<br />

seit 1989 auch eine historische Straßenbahn,<br />

die McKinney Streetcar, welche<br />

die Innenstadt erschließt. JEP<br />

Schweiz: Basel<br />

Streckennetz wächst<br />

nach Frankreich<br />

Machbarkeitsstudien gibt es schon<br />

lange, nun wird es konkret: Bis 2017<br />

soll die Strecke der Basler Linie 3 um<br />

3,1 Kilometer wachsen. Von der heutigen<br />

Endstation Burgfelden Grenze<br />

führt die Strecke dann bis zum Bahnhof<br />

Saint-Louis in Frankreich. Diese<br />

Station soll sich zu einer Verkehrs-<br />

Drehscheibe verwandeln: Neben der<br />

dann geschaffenen Umsteigemöglichkeit<br />

zwischen Zug und Tram wird ein<br />

rund 700 Parkplätze bietendes Parkhaus<br />

gebaut, welches die Autofahrer<br />

mit kurzen Wegen zum Umsteigen auf<br />

den ÖV bewegen soll. Von der Streckenverlängerung<br />

liegen 500 Meter in<br />

der Schweiz, der Rest in Frankreich.<br />

Die bisherige Wendeschleife Burgfelden<br />

Grenze wird aufgehoben und<br />

durch eine neue unmittelbar am<br />

Grenzübergang ersetzt. Jeder zweite<br />

Zug der <strong>im</strong> 7,5-Minuten-Takt verkehrenden<br />

Linie 3 könnte dann nach<br />

Saint-Louis weiter fahren.<br />

Die Arbeiten an der Streckenverlängerung<br />

sollen 2015 beginnen und gegen<br />

Ende 2017 abgeschlossen sein.<br />

Dann könnten die ersten Trams über<br />

die Grenze fahren. Bereits von 1900<br />

bis 1957 fuhren Basler Trams nach<br />

Saint-Louis, allerdings auf einer völlig<br />

anderen Strecke (über den Grenzübergang<br />

St. Johann). Eine Wiederbelebung<br />

dieser Verbindung steht nicht zur<br />

Diskussion.<br />

JÖS<br />

Schweiz: Zürich<br />

Fortschreibung des<br />

Liniennetzkonzeptes<br />

14<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


Weltweit<br />

Hirosh<strong>im</strong>a: Die Bauart „Green Mover LEX“ – hier Wagen 1003 am 24. Juli auf<br />

Linie 5 – soll mittelfristig alle Altbau-Vierachser ersetzen WOLFGANG KAISER (2)<br />

Hirosh<strong>im</strong>a: Begegnung der jeweils 1957 gebauten Vierachser Nr. 1911 und<br />

913 in Hafennähe am 23. Juli. Derzeit ist die Vielfalt an Bauarten noch groß<br />

bei konzentrieren sich die Planungen<br />

weiterhin auf den Norden und Westen<br />

der Stadt, während die Fachleute <strong>im</strong><br />

Süden weniger Dynamik erwarten. Neben<br />

„alten Bekannten“, wie der Verlängerung<br />

der Linie 8 über die Hardbrücke<br />

(ab 2017) und der Linie 2 nach<br />

Schlieren (2020), ist kurz- bis mittelfristig<br />

auch der Ausbau des Trolleybusnetzes<br />

geplant. Voraussichtlich ab<br />

2023 wird die Tramlinie 15 zwischen<br />

Bucheggplatz und Auzelg die Linie 11<br />

ersetzen. Letztgenannte soll dann auf<br />

einer neu zu erstellenden Strecke vom<br />

Bucheggplatz nach Affoltern fahren.<br />

Als Nordtangente soll ab 2028 eine<br />

noch nicht benannte Linie von Affoltern<br />

über Oerlikon nach Stettbach führen<br />

und damit heutige Buslinien ganz<br />

oder teilweise ersetzen. Die Flughafenlinie<br />

10, die derzeit am Hauptbahnhof<br />

endet, soll in den Spitzenzeiten<br />

über Stauffacher zur Kalkbreite verlängert<br />

werden. Außerdem sind Verstärkungskurse<br />

vom Hauptbahnhof zur<br />

Uni und zur ETH geplant.<br />

In der Langfristplanung enthalten ist<br />

nach wie vor die Strecke durch die<br />

Rosengartenstrasse, die jedoch erst verwirklicht<br />

werden kann, wenn gleichzeitig<br />

eine Lösung für den Individualverkehr<br />

existiert. Enthalten ist außerdem<br />

eine neue Linie 1, welche vom Farbhof,<br />

heutige Endstation der Linie 2, über den<br />

Bahnhof Altstetten und den Hardplatz<br />

zum Hauptbahnhof führen könnte. Kern<br />

aller Planungen ist die Schaffung von<br />

Tangentiallinien und die noch bessere<br />

Verknüpfung mit dem S-Bahn-Netz. JÖS<br />

Tschechien: Brünn<br />

Neue Obusse bei<br />

Škoda bestellt<br />

Škoda Electric wird 30 niederflurige<br />

Gelenkfahrzeuge vom Typ Škoda 31 Tr<br />

in die mährische Stadt Brünn liefern.<br />

Das Auftragsvolumen beträgt rund<br />

395 Millionen Kronen, etwa 14,2 Millionen<br />

Euro. Die Fahrzeuge werden <strong>im</strong><br />

ersten Halbjahr 2015 an den Betreiber<br />

Dopravní podnik města Brna (DPMB)<br />

geliefert. Der Škoda 31 Tr ist ein komfortabler<br />

Niederflurwagen, der unter<br />

anderem über einen breiteren Gang<br />

zwischen den Sitzen, ein leistungsfähiges<br />

Heizungssystem und ein übersichtliches<br />

Informationssystem verfügt.<br />

Der Ein- und Ausstieg wird den<br />

Fahrgästen mit Hilfe des sogenannten<br />

„kneeling“ erleichtert, bei dem sich<br />

der Obus bis zur Gehsteigkante neigt.<br />

Mit einem Fuhrpark von mehr als 140<br />

Obussen sind die Brünner Verkehrsbetriebe<br />

der größte Obus-Betreiber in<br />

der Tschechischen Republik. Alle Fahrzeuge<br />

stammen dabei von Škoda. MSP<br />

Italien: La Spezia<br />

Neustart bei<br />

Obus-Betrieb<br />

Nach zweijähriger Unterbrechung<br />

hat die städtische Verkehrsgesellschaft<br />

ATC <strong>im</strong> italienischen La Spezia bereits<br />

am 20. März 2014 den Obusbetrieb<br />

wieder aufgenommen. Acht neu gelieferte<br />

Solaris Trollino Obusse mit elektrischer<br />

Ausrüstung von Vossloh-Kiepe<br />

kommen seither auf den beiden Linien<br />

1 und 3 an Werktagen zum Einsatz.<br />

Aufgrund von Bauarbeiten <strong>im</strong> Stadtzentrum<br />

werden die jeweils östlichen<br />

Hälften der beiden Linien nicht elektrisch<br />

befahren, sondern mittels des<br />

starken Diesel-Hilfsantriebs der Wagen.<br />

Die neuen Trollinos ersetzten 14 Breda-Obusse<br />

aus dem Jahr 1988, von denen<br />

13 gegenwärtig <strong>im</strong> neuen Depot<br />

Mazzetta in der Via Lunigiana zusammen<br />

mit den Neuwagen abgestellt sind.<br />

Einige werden möglicherweise wieder<br />

in Betrieb genommen. Das frühere Depot<br />

Canaletto hat der Verkehrsbetrieb<br />

geschlossen – es wird nun zu einem<br />

Kulturzentrum umgebaut. Dadurch sind<br />

diverse bislang hier abgestellte historische<br />

Trolleybusse aus verschiedenen italienischen<br />

Städten derzeit ausgelagert<br />

und vorerst öffentlich nicht zugänglich.<br />

Das in La Spezia vorhandene Streckennetz<br />

soll bis zum Jahresende wie-<br />

La Spezia: Einer der neuen von Solaris/Vossloh-Kiepe gefertigten Trollinos<br />

fährt hier am 16. August gerade mit Dieselantrieb unter der Fahr -<br />

leitung der norditalienischen Stadt<br />

DIRK BUDACH<br />

der vollständig elektrisch befahren werden.<br />

Mittelfristig ist die Erweiterung des<br />

Obusbetriebes auf zwei Dieselbuslinien<br />

und die Beschaffung weiterer Neuwagen<br />

vorgesehen, da die acht Wagen<br />

schon jetzt nicht für den Gesamtauslauf<br />

der beiden Linien ausreichen. BUD<br />

Japan: Hirosh<strong>im</strong>a<br />

Modernisierung<br />

des Wagenparks<br />

Die westjapanische Millionenstadt<br />

Hirosh<strong>im</strong>a besitzt den größten Straßenbahnbetrieb<br />

des Landes mit einer Streckenlänge<br />

von 35 Kilometern. Bezüglich<br />

der Typenvielfalt ist der Betrieb sogar<br />

weltweit führend, denn der 130 Triebwagen<br />

umfassende Wagenpark setzt<br />

sich aus 20 verschiedenen Bauarten der<br />

Baujahre 1926 bis 2014 zusammen.<br />

Wegen des gemeinsamen Einsatzes von<br />

Fahrzeugen aus neun Jahrzehnten wird<br />

der Betrieb auch oft als „Straßenbahnmuseum“<br />

bezeichnet, das die Entwicklung<br />

der japanischen Straßenbahnen<br />

vom Standard-Vierachser mit Holzaufbau<br />

bis zum modernen Niederflurwagen<br />

präsentiert. Traurige Berühmtheit<br />

erlangten die 1942 gebauten Wagen<br />

651 und 652, die am 6. August 1945<br />

durch den Atombombenabwurf schwer<br />

beschädigt wurden und nach dem Wiederaufbau<br />

bis heute <strong>im</strong> Einsatz stehen.<br />

Sie sind jedermann als „Atombomben-<br />

Wagen“ bekannt und gelten als Symbol<br />

für den engagierten Wiederaufbau der<br />

damals größtenteils zerstörten Stadt.<br />

Die Modernisierung des vielfältigen<br />

Wagenparks erfolgte ab Anfang der<br />

1980er-Jahre mit fabrikneuen Standard-<br />

und Gelenkwagen; seit 1999<br />

n<strong>im</strong>mt der Verkehrsbetrieb „Hiroden“<br />

Niederflurwagen in Betrieb. Auf zwölf<br />

fünfteilige Siemens-Fahrzeuge des<br />

Typs „Combino“ (Serie 5000; Baujahre<br />

1999 bis 2002) folgten zehn in Japan<br />

gefertigte, ebenfalls fünfteilige<br />

„Green Mover MAX“ (Serie 5100;<br />

Baujahre 2005 bis 2008) und 2013 erfolgte<br />

die Präsentation der dreiteiligen<br />

und nur 18,6 Meter langen Serie<br />

1000. Bis zum Jahr 2027 will der Verkehrsbetrieb<br />

40 derartige Fahrzeuge<br />

beschaffen, mit denen sämtliche Altbau-Vierachser<br />

ersetzt werden können.<br />

Die 2013 in Betrieb genommenen<br />

Prototypen 1001 und 1002 sind<br />

dunkelrot lackiert und tragen die Namen<br />

Piccolo und Piccola. Seit Februar<br />

2014 sind die nachfolgend gelieferten<br />

Wagen 1003 bis 1005 mit einer<br />

weiß/grau/grünen Lackierung und<br />

dem Markennamen „Green Mover<br />

LEX“ in Betrieb. „LEX“ steht dabei für<br />

„Light Excursion“.<br />

WK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

15


Betriebe<br />

„300-Kilometer-<br />

Tramathon“<br />

Die längste Straßenbahnreise in Deutschland Vor Ihnen liegt<br />

die 300. Ausgabe von <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> – aber kann<br />

man heute auch 300 Kilometer mit Straßen- und Stadtbahnen fahren,<br />

ohne einen Haltepunkt doppelt anzusteuern? Das dichte<br />

Schienennetz in Nordrhein-Westfalen verspricht Chancen auf Erfolg …<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

300 Kilometer Straßen- und Stadtbahn –<br />

und die Linie 101 in Essen ist mittendrin!<br />

Vor der Kulisse von St. Maria Rosenkranz<br />

begegnet uns der M8C 1177<br />

ALLE AUFNAHMEN: CHRISTIAN LÜCKER<br />

Kennen Sie das, wenn man von<br />

Stadt- und Straßenbahnen einfach<br />

nicht genug bekommen kann?<br />

Nichts ist schöner als in einem der<br />

Wagen zu sitzen und sich sanft von Haltestelle<br />

zu Haltestelle chauffieren zu lassen.<br />

Ständig steigen neue Fahrgäste zu, wechselt<br />

die Nachbarschaft, hört man andere<br />

interessante Gesprächesfetzen. Am schönsten<br />

ist es aber, wenn auf den Nachbargleisen<br />

weitere Wagen auftauchen oder aus<br />

dem Fenster ein Blick auf Depots zu erhaschen<br />

ist.<br />

Anlässlich des 300. <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> haben wir uns gefragt, ob es<br />

heute noch möglich ist, 300 Kilometer an<br />

einem Tag zurückzulegen? Unser Versuch<br />

startete früh am Morgen. Aber eines vorweg:Wer<br />

diese Tour abfahren möchte, der<br />

braucht nicht nur gutes Sitzfleisch, sondern<br />

anschließend wahrscheinlich auch einen<br />

Krankenschein wegen „Rücken“. Denn 300<br />

Kilometer mit Straßen- und Stadtbahnen<br />

zurücklegen, ist ein regelrechter Schienenmarathon,<br />

also ein „Tramathon“. Er geht<br />

auf die Knochen, besonders weil weite Strecken<br />

in nur spärlich oder gar nicht gepolsterten<br />

Wagen zurückgelegt werden müssen.<br />

Und: Am Ende wird die Fahrstrecke deutlich<br />

mehr als 300 Kilometer betragen. Denn<br />

ohne Zwischentransfer mit Bussen und S-<br />

Bahnen sind die 300 Kilometer nicht zu<br />

schaffen.<br />

Faustregel für unsere Tour: Wir dürfen so<br />

oft umsteigen, bis die Nerven blank liegen,<br />

aber wir dürfen keinen Haltepunkt auf derselben<br />

Ebene doppelt ansteuern. Erlaubt sind<br />

nur zwei verschiedene Ebenen, also <strong>im</strong> Tunnel<br />

und an der Oberfläche. Wo das klappen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

17


Betriebe<br />

Durch diesen Viadukt am Kölner Rheinufer müssen sich die B-Wagen auf der Linie 16 nicht mehr<br />

lange quetschen. Links liegt schon der Gleisbogen in den neuen Nord-Süd-Tunnel<br />

kann? In Nordrhein-Westfalen! Nur hier haben<br />

wir in Deutschland überhaupt die Chance,<br />

die 300-Kilometer-Marke zu knacken.<br />

Unsere Route führt uns dazu von Bad Honnef<br />

an der Grenze zu Rheinland-Pfalz mit<br />

Zickzack-Fahrten durch Köln, Düsseldorf<br />

und das Ruhrgebiet bis nach Dortmund-Wickede<br />

an den Rand Westfalens. Aber nicht<br />

lang schnacken: Kamera-Akku laden, Rucksack<br />

packen und los geht’s!<br />

Start mit der Siebengebirgsbahn<br />

Wir starten unsere Reise wenige Meter von<br />

der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, in Bad<br />

Honnef am Rhein südlich von Bonn. Seit<br />

1925 fahren hier die Bahnen der sogenannten<br />

Siebengebirgsbahn. Die Herkunft des<br />

Namens liegt auf der Hand: Die Gleise führen<br />

am Rhein entlang bis nach Bonn und<br />

streifen dabei eben auch das Siebengebirge.<br />

Heute endet hier in Bad Honnef die Stadtbahnlinie<br />

66 der SWB, die über Bonn hinaus<br />

bis nach Siegburg fährt. Im Einsatz sind alle<br />

in Bonn fahrenden B-Wagen der Baujahre<br />

1974 bis 1993, wobei auch die in jüngster<br />

Vergangenheit „zweiterstellten“ Stadtbahnwagen<br />

B auf der Linie 66 unterwegs sind.<br />

Wir haben Glück: Ein B-Wagen <strong>im</strong> Original-Look<br />

nähert sich der Stumpfendstelle. Er<br />

verfügt über Zielfilm, Druckluft-Türen und dicke<br />

Sitzpolster – so kann die Reise gut starten!<br />

Die ersten Kilometer braust er auf der eingleisigen<br />

66 am Rhein entlang, eingerahmt von einer<br />

malerischen Allee mit Blick auf das Siebengebirge.<br />

In Königswinter mogeln sich die<br />

rund 56 Meter langen Doppelzüge teilweise<br />

eingleisig auf der falschen Fahrbahnseite bis<br />

zum Rand des Ortskerns. An der Haltestelle<br />

„Königswinter, Fähre“ besteht Anschluss zur<br />

Rheinfähre nach Bad Godesberg und Zugang<br />

zur legendären Drachenfelsbahn, der Zahnradbahn<br />

zum Drachenfels. Hinter der Clemens-August-Straße<br />

wird die Strecke wieder<br />

zweigleisig. Auf eigenem Gleiskörper geht es<br />

fernab vom Straßenverlauf durch Oberdollendorf<br />

und Oberkassel. Hier könnten wir in einen<br />

Niederflurwagen der Straßenbahnlinie 62<br />

umsteigen und damit weiter in die Stadt fahren,<br />

aus Längengründen bleiben wir aber in<br />

der 66 sitzen – jeder Meter zählt! Im weiteren<br />

Verlauf fädelt sich die 66 auf der anderen<br />

Rheinseite in die Bundesstraße 9 ein und trifft<br />

in Höhe der Haltestelle Olof-Palme-Allee auf<br />

die Linien 16, 63 und in der Hauptverkehrszeit<br />

auch auf die Linie 67.<br />

Richtung Köln: 16 oder 18?<br />

Der Verkehr rechts und links der Strecke ist<br />

dicht – noch. Denn ein paar hundert Meter<br />

weiter verschwindet unser B-Wagen-Paar<br />

<strong>im</strong> Tunnel und rauscht fast schnurgerade am<br />

Bundesrechnungshof vorbei zum Hauptbahnhof.<br />

Bis hierhin haben wir etwa 18 Kilometer<br />

Strecke zurückgelegt. Apropos 18:<br />

Unsere weitere Fahrt in Richtung Köln<br />

könnten wir mit der Linie 18 auf der sogenannten<br />

Vorgebirgsbahn über Brühl antre-<br />

Der Kölner Klassiker: Vor der beeindruckenden<br />

Kulisse des Kölner Doms überquert ein<br />

fast schon winzig wirkendes K4500-Paar auf<br />

der Deutzer Brücke den Rhein. Diese Route<br />

bringt uns vom Neumarkt nach Bensberg<br />

Blick vom Drachenfels bis Köln<br />

In Königswinter bietet die Drachenfelsbahn einen<br />

fantastischen Blick über die Stadt Bonn, bis weithin<br />

nach Köln. Die Bahn ist die älteste von vier<br />

noch betriebenen Zahnradbahnen in Deutschland,<br />

auf rund 1500 Metern überwindet sie über 200<br />

Meter Höhe bis zum Drachenfels. Die Berg- und<br />

Talfahrt kostet pro Person 10 Euro, die einfache<br />

Fahrt gibt es für 8 Euro.<br />

Die Drachenfelsbahn in Königswinter überwindet 200 Höhenmeter. Zu Fuß ist die Strecke<br />

wegen ihrer sehr steilen Abschnitte <strong>im</strong> Sommer eine Qual<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

ten. Wir bleiben aber dem Rhein treu und<br />

steigen in die Linie 16 ein, der Rheinuferbahn.<br />

Hier sind überwiegend Kölner B-Wagen<br />

der jüngeren Serien <strong>im</strong> Einsatz, aber<br />

auch einige Kurse mit den meist grünen<br />

Bonner B-Wagen oder die jüngeren K5000.<br />

Über Tannenbusch und Wesseling geht es<br />

die nächsten 20 Kilometer zwischen Feldern,<br />

Industrieanlagen und Bahngleisen bis<br />

nach Köln. Mittlerweile flucht eine ältere<br />

Dame über die harten Sitzschalen <strong>im</strong> B-Wagen.<br />

Ein kaugummikauendes Teen-Girl mit<br />

Füßen auf dem Sitz zeigt aber: Die lassen<br />

sich wenigstens gut pflegen! Während das<br />

Mädchen nervös auf ihrem Smartphone<br />

rumtippt, zieht der Zug auf der Linie 16 direkt<br />

am Rhein vorbei und bietet einen fantastischen<br />

Blick auf den Fluss.<br />

Kurz hinter der Haltestelle<br />

Schönhauser<br />

Straße zweigt ein<br />

Gleisbogen ab, durch<br />

den die Linie 16 künftig<br />

in den neuen<br />

Nord-Süd-Stadtbahntunnel<br />

unter der Altstadt<br />

gelangt, Eröffnungsdatum:<br />

ungewiss! Eigentlich<br />

Auf der Fahrt vom Sülzgürtel zur Slabystraße bringt uns die Linie 13 entlang des Kölner Gürtels<br />

auch über die aufgeständerte Hochbahntrasse. Der Fahrzeugeinsatz ist hier besonders abwechslungsreich:<br />

Es gibt sowohl K5000 als auch alle Versionen der B-Wagen<br />

sollte schon längst alles fertig sein. Mittlerweile<br />

ist <strong>im</strong>merhin der Abschnitt zwischen<br />

Hauptbahnhof und Heumarkt für die Linie<br />

5 in Betrieb. Unsere Linie 16 biegt dafür<br />

noch auf den Ubierring ab und spuckt uns<br />

an der Haltestelle Barbarossaplatz am<br />

oberirdischen Knotenpunkt Kölns aus.<br />

Wir steigen in die eben noch verschmähte<br />

18 ein – und zwar in Richtung Bonn.<br />

Über den Gürtel durch Köln<br />

Am Sülzgürtel ist aber schon wieder umsteigen<br />

angesagt – und zwar in die Linie 13.<br />

Sie bringt uns für die nächsten Kilometer di-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

19


Betriebe<br />

Vor der Kulisse des<br />

Drachenfels erreicht<br />

ein zur Modernisierung<br />

anstehendes,<br />

aber noch weitgehend<br />

originales Paar<br />

aus zwei Bonner<br />

Stadtbahnwagen B<br />

den Endpunkt in<br />

Bad Honnef<br />

UNTEN Am Jan-Wellem-Platz<br />

in Düsseldorf<br />

befinden sich<br />

Baustellen, wohin<br />

das Auge blickt: Vor<br />

dem Dreischeibenhochhaus<br />

biegt<br />

die Linie 706 in die<br />

Haltestelle ein<br />

rekt über den Gürtel durch Köln. Der Gürtel<br />

umschlingt die Stadt von einer Seite und<br />

ist eine der wichtigsten Straßen der Stadt.<br />

Deshalb ist auch fast jede Haltestelle entlang<br />

der 13 mit dem Zusatz „Gürtel“ gekennzeichnet.<br />

Da entstehen dann so herrliche<br />

Namen wie Subbelrather Straße/Gürtel.<br />

Das passt zu einer Stadt, in der Stadtteile<br />

Porz, Wahn, Nippes, Zollstock, Bilderstöckchen<br />

oder Sülz heißen.<br />

Die Chance ist relativ hoch, dass wir auf<br />

der Linie 13 mit einem K5000 und den<br />

wohl unbequemsten Plastiksitzen der Stadt<br />

unterwegs sind. Das macht sich spätestens<br />

bemerkbar, wenn die 13 auf der Hochbahntrasse<br />

den Gürtel mit Hochgeschwindigkeit<br />

entlang schunkelt. Immerhin: Von<br />

hier oben ist der Blick nicht schlecht!<br />

An der Slabystraße steigen wir noch einmal<br />

in die 18 nach Bonn um, die uns für die nächsten<br />

Kilometer zurück in die City kutschiert.<br />

Dabei passieren wir auch die frisch modernisierte<br />

Station „Breslauer Platz/Hauptbahn -<br />

hof“, der Höhe wegen sozusagen eine „Stations-Kathedrale“.<br />

Die richtige Kathedrale steht<br />

eine Station weiter: Dom/Hauptbahnhof.<br />

Ob der Fülle <strong>im</strong> Wagen kann einem schon<br />

mal ein Stoßgebet entfleuchen. Tausende<br />

Pendler strömen hier jede Stunde in den Untergrund,<br />

damit die Stadtbahnen sie <strong>im</strong><br />

dichten Takt durch die schmalen Tunnel mit<br />

ihren engen Gleisbögen befördern. Kölns<br />

Stadtbahn ist in der City eben eine echte<br />

„Unterpflaster-Straßenbahn“. Statt mit der<br />

18 bis zum Neumarkt durchzufahren,<br />

wechseln wir am Appellhofplatz für eine<br />

Station in die Linien 3, 4 oder 5, steigen am<br />

Friesenplatz für eine Station in die Niederflur-Linien<br />

12 oder 15 und klettern am Rudolfplatz<br />

an die Oberfläche. Dieser kleine<br />

Schlenker verschafft uns am Ende etwa 1,4<br />

Kilometer Umweg. Der könnte uns nützlich<br />

sein! Zum Kilometer-Zwischenstand gleich<br />

mehr, erst quetschen wir uns in einen<br />

K4000- oder K4500-Niederflurwagen der<br />

Linie 1 in Richtung Bensberg.<br />

Überfüllte Straßenbahnen nach Deutz<br />

Diese Ost-West-Achse ist trotz dichter Zugfolge<br />

und Doppeltraktionen chronisch überlastet.<br />

Die KVB und die Stadt suchen dringend<br />

nach Lösungen. Dreifachzüge sind <strong>im</strong><br />

Gespräch, aber nicht einfach umzusetzen, disku<br />

tiert werden auch ein Ausbau der Haltestelle<br />

Neumarkt, eine Verlegung der Gleistrasse für<br />

einen reibungsloseren Betriebsablauf und sogar<br />

eine streckenweise Untertunnelung. Uns<br />

nützt das jetzt nichts. Über den Neumarkt<br />

und den Heumarkt erreichen wir die Deutzer<br />

Brücke. Bei der Fahrt über den Rhein zeigt<br />

sich der mächtige Kölner Dom vor der Kulisse<br />

der Altstadt. Noch ein Stoßgebet. Gott sei<br />

Dank: Am Deutzer Bahnhof wird die 1 etwas<br />

leerer. Da wird sogar ein Sitzplatz frei. Natürlich<br />

ein Plastiksitz ...<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

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Die Luftlinie zwischen<br />

Wickede und Bad Honnef<br />

beträgt 102 Kilometer.<br />

Die Straßenbahnreise<br />

führt über 300 Kilometer<br />

– nur die gestrichelt<br />

dargestellten Abschnitte<br />

wurden mit anderen Verkehrsmitteln<br />

absolviert<br />

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Der „300-Kilometer-Tramathlon“<br />

Bad Honnef – Bonn Hauptbahnhof (Linie 66)<br />

Bonn Hauptbahnhof – Köln Barbarossaplatz (Linie 16)<br />

Barbarossaplatz – Sülzgürtel (Linie 18)<br />

Sülzgürtel – Slabystraße (Linie 13)<br />

Slabystraße – Appellhofplatz (Linie 18)<br />

Appellhofplatz – Friesenplatz (Linie 3, 4, 5)<br />

Fiesenplatz – Rudolfplatz (Linien 12, 15)<br />

Rudolfplatz – Bensberg (Linie 1)<br />

Thielenbruch – Wiener Platz (Linie 18)<br />

Wiener Platz – Schlebusch (Linie 4)<br />

Düsseldorf, Benrath – Graf-Adolf-Platz (Linie 701)<br />

Graf-Adolf-Platz – Neuss Hauptbahnhof (Linie 709)<br />

Neuss Hauptbahnhof – Düsseldorf Hauptbahnhof (Linie U75)<br />

Düsseldorf Hauptbahnhof – Oberbilk (Linie U74)<br />

Oberbilk – Schlesische Straße (Linie 715)<br />

Schlesische Straße – Kettwiger Straße (Linie U75)<br />

Kettwiger Straße – Lindemannstraße (Linie 706)<br />

Lindemannstraße – Uhlandstraße (Linie 703, 712, 713)<br />

Uhlandstraße – Heinrichstraße (Linie 708)<br />

Heinrichstraße – Dreieck (Linie 701)<br />

Dreieck – Jacobistraße (Linie 707)<br />

Jacobistraße – Jan-Wellem-Platz (Linie 703, 712, 713)<br />

Jan-Wellem-Platz – Nordstraße (Linie 701, 706, 715)<br />

Nordstraße – Duisburg, König-Heinrich-Platz (Linie U79)<br />

König-Heinrichplatz – Pollmann (Linie 901)<br />

Pollmann – Duisburg Hauptbahnhof (Linie 903)<br />

Duisburg Hauptbahnhof – Mülhe<strong>im</strong> Hauptbahnhof (Linie 901)<br />

Mülhe<strong>im</strong> Kaiserplatz – Oppspring (Linie 104)<br />

Oppspring – Friedrich-Ebert-Str. (Linie 110)<br />

Friedrich-Ebert-Str. – Oberhausen, Neue Mitte (Linie 112)<br />

Essen, Unterstraße – Fliegenbusch (Linie 105)<br />

Fliegenbusch – Germaniaplatz (Linie 103)<br />

Germaniaplatz – Helenenstraße (Linie 101)<br />

Helenenstraße – Altenessen Bahnhof (Linie 106)<br />

Altenessen Bahnhof – Gelsenkirchen, Buerer Straße (Linie U11)<br />

Buerer Straße – Gelsenkirchen Hauptbahnhof (Linie 301)<br />

Gelsenkirchen Hauptbahnhof – Bochum, Vereinsstraße (Linie 302)<br />

Vereinsstraße – Heven, Dorf (Linie 310)<br />

Dortmund, Marten S-Bahnhof – Ostentor (Linie U44)<br />

Ostentor – Wickede (Linie U43)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

21


Betriebe<br />

Bald gibt es ein Zechen-Motiv mehr in Essen: Im August haben die Gleisstopfarbeiten für<br />

die Neubaustrecke der Linie 109 begonnen<br />

Neue Strecken in NRW<br />

Entlang der vorgestellten Route sind einige Neubaustrecken<br />

<strong>im</strong> Bau oder in Planung. Größtes<br />

Projekt ist der Kölner Nord-Süd-Tunnel, der die<br />

Altstadt Kölns untertunnelt und eine neue Verbindung<br />

vom Hauptbahnhof zum Heumarkt und<br />

weiter ans Rheinufer schafft.<br />

Große Fortschritte macht auch die Neubaustrecke<br />

der Linie 109 über den Krupp-Boulevard in Essen.<br />

Die nächsten rund 15 Kilometer legt die 1<br />

vorbei am Betriebshof Merhe<strong>im</strong> auf eigener<br />

Trasse zurück und erreicht schließlich Bensberg<br />

in Bergisch Gladbach. Von dort aus<br />

bringt uns der Bus nach Thielenbruch. Hier<br />

<strong>im</strong> ehemaligen Betriebshof schlummern die<br />

Museumswagen der KVB. Zur Stadtbahn-<br />

Haltestelle geht es durch das Heck eines ehemaligen<br />

Achtachsers in die Wagenhalle. Und,<br />

ja ... da steht sie wieder: Die 18 nach Bonn!<br />

Sie bringt uns diesmal zum sieben Kilometer<br />

entfernten Wiener Platz in Köln-Mülhe<strong>im</strong>.<br />

Die Gleise sind verlegt, die Haltestellen werden<br />

gebaut.<br />

Angedacht ist außerdem die Verlängerung der<br />

Linie 105 über Frintrop hinaus bis nach Oberhausen.<br />

Die Stadt Oberhausen würde die Strecke<br />

gerne bauen, um auch von Essen aus einen Anschluss<br />

an die Neue Mitte zu haben, sicher ist der<br />

Bau aber noch nicht.<br />

Damit sind wir wieder fast in der City, steigen<br />

jetzt aber in die 4 und fahren nochmal sieben<br />

Kilometer bis nach Leverkusen-Schlebusch.<br />

Puhh! Durchatmen! Blick auf den Kilometerstand:<br />

Bis hierher haben wir genau 97,1 Kilometer<br />

mit Straßen- und Stadtbahnen geschafft!<br />

Ein Drittel fast geschafft!<br />

Fast ein Drittel – Zickzack-Fahrten wie hier in<br />

Köln sind also dringend nötig. Per Bus und S-<br />

Bahn arbeiten wir uns nach Düsseldorf-Benrath<br />

vor. Zum Glück! Im dichten Düsseldorfer<br />

Netz werden wir mit ein bisschen<br />

Geschick wieder ordentlich Kilometer sammeln<br />

können. Direkt vor dem Benrather<br />

Bahnhof hält die Linie 701 der Rheinbahn,<br />

meist mit den rund 40 Meter langen Combinos<br />

des Typs NF10. Ein paar hundert Meter<br />

weiter umfährt die Tram den See vor<br />

dem Schloss Benrath, ein Mix aus Barock,<br />

Rokoko und Klassizismus, getüncht in ein<br />

zartes Rosa. Wenn nicht gerade ein B-Wagen-Doppel<br />

die Sicht versperrt, die fahren<br />

hier nämlich auch seit einigen Jahren mitten<br />

<strong>im</strong> Straßenplanum auf der verlängerten<br />

U74, lässt sich das Schloss gut bewundern.<br />

Über Holthausen, Wersten und Karolingerplatz<br />

n<strong>im</strong>mt uns die 701 mit bis zur Berliner<br />

Allee und wegen einer langfristigen<br />

Baustellenumleitung zum Graf-Adolf-Platz,<br />

wo wir in die 709 nach Neuss wechseln.<br />

Wenn NRW-Ministerpräsidentin Hannelore<br />

Kraft keinen fetten Dienstwagen in der<br />

Tiefgarage stehen hätte, könnte sie mit der<br />

709 bis zur Haltestelle Landtag/Kniebrücke<br />

fahren und wäre zu Fuß in drei Minuten <strong>im</strong><br />

Landtag mit Blick auf den Rhein. Davon<br />

wird man die Dame und vor allem deren<br />

Bodyguards aber wohl schwer überzeugen<br />

können.<br />

Weiter geht es durch Bilk, wo die 719 unsere<br />

Strecke Richtung Hafen verlässt und<br />

uns die 708 kreuzt. Bis nach Neuss verläuft<br />

die 709 jetzt auf mehreren Kilometern auf<br />

eigenem Gleiskörper. Es rauscht – die Straßenbahn<br />

überquert den Rhein und eilt zur<br />

Neusser Stadthalle. Da ist es dann mit dem<br />

Eilen vorbei. Am Obertor vorbei erreicht<br />

die 709 bald die Neusser Fußgängerzone.<br />

Hier ist Kriechen angesagt, denn selbst unter<br />

der Woche ist es hier oft brechend voll.<br />

Kein Wunder, dass die Neusser Politik das<br />

„Straßenbahn-Monster“ <strong>im</strong> Jahr 2009 gerne<br />

aus der Fußgängerzone verdrängt hätte.<br />

Mit Argumenten wie: „Die Oberleitung<br />

stört den Blick in den H<strong>im</strong>mel“. Siehe da:<br />

Die Neusser Bürger können auch mit Oberleitung<br />

den H<strong>im</strong>mel sehen. Bei einem Ratsbürgerentscheid<br />

gab es ein Votum pro<br />

Tram. Seitdem fährt sie auf einem besonders<br />

engen Stück zwischen Rathaus und<br />

Krefelder Straße auf einigen Hundert Metern<br />

aber eingleisig.<br />

Im Zickzack durch<br />

Düsseldorf und Neuss<br />

Am Neusser Hauptbahnhof steigen wir<br />

schließlich von Niederflur auf Hochflur um:<br />

Die U75 wartet schon! Werktags sind hier<br />

neben ein paar B-Wagen hauptsächlich die<br />

Kurzer Blick abseits der Route: Die kultige<br />

Strecke in der Düsseldorfer Altstadt wird mit<br />

Eröffnung des Wehrhahntunnels <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr stillgelegt. Es lohnt sich also, die U75<br />

von Neuss kommend mal kurz zu verlassen<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

Nicht umsonst vermarktet die Stadt Duisburg ihre Linie 903 auch als Industrielinie – diese Perspektive dürfte allerdings so kaum jemand kennen:<br />

Vor der Kulisse des Thyssen-Werks rollt ein Wagen der Linie 903 von Marxloh kommend zurück in die City<br />

in den vergangenen Jahren modernisierten<br />

GT8SU <strong>im</strong> Einsatz. Sie rattern durch den<br />

Neusser Hafen zurück nach Düsseldorf und<br />

– mal wieder – über den Rhein und <strong>im</strong> Innenstadttunnel<br />

an der Heinrich-Heine-Allee<br />

und der legendären Edel-Shoppingmeile<br />

„Kö“ zum Hauptbahnhof. Alle Details zur<br />

U75 finden Sie auch in einem ausführlichen<br />

Linienportrait in <strong>STRASSENBAHN</strong>MA-<br />

GAZIN 2/2013. Dank unserer riesigen Beinahe-Rundfahrt<br />

über Neuss haben wir seit<br />

Benrath ganz genau 31 Kilometer mehr auf<br />

dem Tacho. Das sind 118,1 Kilometer, was<br />

von 300 noch weit entfernt ist ... Deshalb<br />

geht es jetzt ans Kilometersammeln kreuz<br />

und quer durch Düsseldorf. Im Schnelldurchlauf:<br />

Vom Hauptbahnhof durch den<br />

Tunnel mit der U74 nach Benrath bis Oberbilk.<br />

An der Oberfläche weiter mit der 715<br />

Richtung Eller bis zur Schlesischen Straße.<br />

Dort mit der U75 am Betriebshof Lierenfeld<br />

vorbei bis Kettwiger Straße. Eine Etage höher<br />

in die 706 Richtung Brehmplatz, nach<br />

vier Haltestellen aber an der Lindemannstraße<br />

wieder aussteigen und mit der 703,<br />

Im Neusser Hafen begegnet uns ein Doppelzug<br />

aus modernisierten GT8SU. Die U75 ist ihr<br />

Haupteinsatzgebiet – die Chance, dass wir<br />

zwischen Neuss und Düsseldorf ein solches<br />

Pärchen erwischen, ist also ziemlich hoch<br />

712 oder 713 ein Halt bis zur Uhlandstraße,<br />

anschließend mit der 708 über Brehmplatz<br />

zur Heinrichstraße. Dort umsteigen in<br />

die 701 Richtung Benrath und bis Dreieck<br />

fahren. Mit der Linie 707 Richtung Uni bis<br />

Pempelforter Straße und dort wieder in eine<br />

Linie zum Jan-Wellem-Platz, der in den vergangenen<br />

Jahren mit einem Nobelkaufhaus<br />

überbaut wurde. Dann mit der 701, 706<br />

oder 715 bis Nordstraße fahren. Das ist<br />

nichts für Ungeduldige mit schwachen Nerven,<br />

aber es bringt genau 17,0 Kilometer<br />

und uns zu unserer nächsten längeren Fahrt:<br />

Die Fahrt mit der legendären U79!<br />

Mit der „Überland-U-Bahn“<br />

nach Duisburg<br />

Sie verbindet Düsseldorf und Duisburg seit<br />

über 100 Jahren miteinander, heute mit B-<br />

Wagen der Rheinbahn und der DVG. An der<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

23


Betriebe<br />

Messe und am Flughafen vorbei wird die<br />

Strecke schnell ländlich. Noch sind wir in<br />

Düsseldorf. Was danach kommt, ist aus Düsseldorfer<br />

Sicht sozusagen „minderwertiges<br />

Gebiet“. „Im Ruhrgebiet will ich nicht tot<br />

über‘m Zaun hängen“, stänkerte Düsseldorfs<br />

Oberbürgermeister vor der Wahl. Er hat die<br />

Wahl verloren. Jetzt hat er Zeit, sich das<br />

Ruhrgebiet einmal genauer anzusehen. Denn<br />

auch in Duisburg gibt es Felder und schicke<br />

Einfamilienhäuser entlang der Strecke.<br />

Duisburg:<br />

Die U79 wird zur Hochbahn<br />

Aber auch das ist die U79: Auf Duisburger<br />

Stadtgebiet wird sie <strong>im</strong>mer wieder zur<br />

Hochbahn, die Wagen hechten betonlastige<br />

Brückenbauwerke hoch oder stoppen in<br />

aufgeständerten Stationen über den Dächern<br />

der eigentlich recht beschaulichen<br />

Häuser. Kurz vor der Duisburger City quetschen<br />

sich die B-Wagen durch eine enge<br />

Bahnunterführung und lassen dabei den Betriebshof<br />

Grunewald der DVG rechts liegen.<br />

„Wann sind wir endlich daaaaa?“, quengelt<br />

ein in Jogginghose versinkender Sprössling,<br />

der mit seinem Outfit gerade jedes Ruhrpott-Klischee<br />

erfüllt und die Gegenfrage<br />

aufwirft: Wenn hier einer quengeln darf,<br />

sind das dann nicht wir?<br />

Am König-Heinrich-Platz steigen wir nach<br />

25,2 Kilometern aus der U79 aus. In der anderen<br />

Ebene betreten wir die 901 und brechen<br />

in dem für Duisburg typischen GT10NC-DU<br />

in Richtung Obermarxloh auf. Die faszinierende<br />

Fahrt zwischen dem quirligen Hafen<br />

und dem monströsen Thyssen-Werk ist in<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> MAZAGIN 6/2014 nachzulesen.<br />

Einziger Unterschied: Der Stadtteil<br />

Bruckhausen ist entlang der Strecke in der<br />

Zwischenzeit komplett verschwunden. Ein<br />

einzigartiger, voll bewohnter Gründerzeitstadtteil<br />

direkt neben dem Thyssenwerk ist<br />

ohne Nutzen für dutzende Millionen Euro<br />

zum Großteil vernichtet worden.<br />

Am Pollmann in Marxloh kreuzt die Linie<br />

903 und bringt uns über Hamborn zurück<br />

in die City. Dabei durchfährt die Straßenbahn<br />

ab Meiderich zusammen mit der<br />

U79 auch den <strong>im</strong> Jahr 2000 eröffneten Tunnel<br />

unter dem Hafen. Ohne Halt geht es minutenlang<br />

mit bis zu 80 Stundenkilometern<br />

nach Duissern und zum Hauptbahnhof.<br />

Dank Umwegen:<br />

Zwei Drittel fast geknackt!<br />

Statt mit der U79 eine Station von König-<br />

Heinrich-Platz bis Hauptbahnhof zu fahren,<br />

haben wir so „mal eben“ knapp 20 Kilometer<br />

Umweg gemacht und liegen jetzt schon<br />

bei stolzen 192,1 Kilometern. Zwei Drittel<br />

sind also fast geschafft. Aber kommen wir<br />

bis Dortmund-Wickede auf die 300?<br />

Wir fahren vom Duisburger Hauptbahnhof<br />

erst mal die nächsten rund acht Kilometer<br />

mit der 901 durch bis zum Mülhe<strong>im</strong>er<br />

Hauptbahnhof, laufen von dort aus<br />

durch das Einkaufszentrum „Forum“ zum<br />

Kaiserplatz und steigen in die 104 Richtung<br />

Hauptfriedhof. Essener M8C, Mülhe<strong>im</strong>er<br />

M8C, M8S, M6D, ganz selten sogar ein ex<br />

Bochumer M6S: Was hier fährt, ist garantiert<br />

hochflurig! Unser Mülhe<strong>im</strong>er M8C<br />

staubt kräftig. Er braucht ordentlich Sand,<br />

um die Kaiserstraße hinaufzukommen, bis<br />

zum Oppspring, da hat er’s geschafft und<br />

wir auch. Wir steigen in die Linie 110 Richtung<br />

Friesenstraße (siehe Linienportrait in<br />

SM 12/2012) und fahren den Kahlenberg<br />

hinab zur Mülhe<strong>im</strong>er Stadtmitte – wieder<br />

ein Fast-Kreis. Denn zwischen Kaiserplatz<br />

und Stadtmitte liegen nur wenige hundert<br />

Meter. Unser selbstgestecktes Ziel, keine<br />

Haltestelle auf derselben Ebene zwei Mal zu<br />

nutzen, können wir in diesem Fall einhalten.<br />

Die 901 hält nämlich unter uns <strong>im</strong> Ruhrtunnel.<br />

Den braucht in der „Weltstadt“<br />

Mülhe<strong>im</strong> eigentlich kein Mensch. Jetzt ist er<br />

aber wohl zum ersten Mal nützlich ... 112 –<br />

was für die meisten nur der Notruf ist, ist<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

Die „Blaue Grotte“, der Essener Hauptbahnhof:<br />

Wir durchfahren ihn mit einem<br />

M8C auf der Linie 106 – treffen hier aber<br />

schon auf die U11, die uns nach Gelsenkirchen<br />

bringt!<br />

Kein Bahnsteig und hochflurige M-Wagen? In Essen noch völlig normal, hier an der Haltestelle<br />

Bergeborbeck Bahnhof! Auf der Linie 101 sind sogar M-Wagen mit Klapptrittstufen nötig,<br />

wegen des Mischbetriebs mit der U11 Richtung Bredeney<br />

für Mülhe<strong>im</strong>er und Oberhausener die Straßenbahnverbindung<br />

zwischen beiden Städten.<br />

Normalerweise fährt ein MGT6D aus<br />

den 1990er-Jahren vor. Zehn dieser Wagen<br />

teilen sich die Verkehrsbetriebe Mülhe<strong>im</strong>s<br />

und Oberhausens. Die Fahrzeuge sind aber<br />

so störanfällig, dass häufig auch M-Wagen<br />

bis nach Oberhausen kommen.<br />

Auf geht’s also nach Oberhausen – durch<br />

Styrum, an der Landwehr vorbei bis zum<br />

Oberhausener Hauptbahnhof. Da wird es<br />

plötzlich deutlich voller: Kauf- und Feierwütige,<br />

die mit uns auf der unabhängigen<br />

ÖPNV-Trasse auf den folgenden Kilometern<br />

bis zum CentrO in der „Neuen Mitte“<br />

fahren und dort anschließend gefüllte Einkaufstüten<br />

in die Bahn heben oder sich<br />

selbst einen heben und die Bahn hinterher<br />

nicht mehr finden.<br />

Essen – mitten <strong>im</strong> Pott<br />

In Zukunft könnte es von der Neuen Mitte<br />

aus mit der Essener Linie 105 direkt in die<br />

Essener City gehen. Eine entsprechende<br />

Bis zum Oppspring n<strong>im</strong>mt die Linie 104 in<br />

Mülhe<strong>im</strong> eine lange Steigung auf sich, mit<br />

Blick bis nach Oberhausen und Duisburg. Der<br />

fast 40 Jahre alte M8S 270 kam <strong>im</strong> Jahr 2002<br />

aus Essen nach Mülhe<strong>im</strong><br />

Neubaustrecke bis zur Unterstraße möchte<br />

die Stadt Oberhausen gerne bauen. Noch ist<br />

aber nichts sicher. Bis zur Unterstraße steigen<br />

wir deshalb schweren Herzens in den<br />

„Dauer-SEV“ – den Bus! Unser Straßengefährt<br />

kommt an der Haltestelle Unterstraße<br />

an und dieselt weiter in Richtung Borbeck.<br />

Da kommen wir gleich auch noch hin. Allerdings<br />

wieder mit einem kleinen Umweg.<br />

Die 105 endet hier an der Unterstraße in<br />

einem einfachen Kehrgleis neben der Straße.<br />

Die 105 fährt meist mit den Flexity Classic<br />

von Bombardier eine langgezogene Steigung<br />

hinauf, rattert <strong>im</strong> Ortskern von Frintrop an<br />

der Zwischenschleife Frintroper Höhe vorbei<br />

und trifft nach etwa drei Kilometern am<br />

Abzweig Aktienstraße auf die Linie 104 aus<br />

Mülhe<strong>im</strong>, die hier endet. Wir bleiben noch<br />

zwei Haltestellen sitzen und steigen am Fliegenbusch<br />

in die 103 nach Dellwig um. Hier<br />

ist die Chance auf einen M-Wagen noch etwas<br />

größer als auf der 105.<br />

Auf der Fahrt fällt eines übrigens ganz besonders<br />

auf: In Essen gibt es kaum Straßen-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

25


Betriebe<br />

Auf unserer Route liegt auch die Strecke der Linie 110 über den Kahlenberg, hier mit einem<br />

Mülhe<strong>im</strong>er M6. Nach Sturmtief „Ela“ soll sie aber erst <strong>im</strong> September wieder in Betrieb gehen<br />

Blick in das Innere eines Dortmunder NGT8: Die Wagen sehen zwar frisch und aufgeräumt aus,<br />

vielen Fahrgästen gefällt aber weder die Einteilung, noch der Komfort der Sitze<br />

bahnstrecken mit eigenem Gleiskörper. So<br />

fädelt sich auch die 103 in einem engen<br />

Rechtsbogen von der Haltestelle in eine Nebenstraße<br />

ein und geht hinter dem Schloss<br />

Borbeck auf Talfahrt in die Borbecker Mitte.<br />

Richtig gemütlich ist es hier: Unter der<br />

DB-Brücke hindurch schleicht die 103 in die<br />

Borbecker Fußgängerzone, vorbei an zum<br />

Teil noch hübsch verzierter Vorkriegsbebauung.<br />

Bis zum Germaniaplatz windet sich<br />

die Strecke einen Berg hinauf.<br />

Besonders spannend ist die Situation am<br />

Germaniaplatz – hier existiert eine ausgedehnte<br />

Häuserblockumfahrung. Die 103 gabelt<br />

sich auf und trifft gleichzeitig auf die 101,<br />

in die wir umsteigen. Von Bredeney kommend<br />

fährt die 101 erst durch die Blockumfahrung<br />

und hält am Germaniaplatz, fährt dann weiter<br />

durch die Schleife in die Pausenhaltestelle<br />

und anschließend wieder zum Germaniaplatz.<br />

Werktags gibt es für Straßenbahnfreunde auf<br />

der 101 eine M-Wagen-Garantie: Wegen der<br />

Hochbahnsteige auf dem Abschnitt nach Bredeney<br />

müssen hier M-Wagen mit Klapptrittstufen<br />

eingesetzt werden.<br />

Hochburg der M-Wagen<br />

Für die nächsten Kilometer schlängelt sich<br />

die 101 durch die Straßen, vorbei an der<br />

Schleife Bergeborbeck Bahnhof. Der Abschnitt<br />

zeigt <strong>im</strong>mer wieder: Hochflurfahrzeuge<br />

und ihre Fahrgäste – das funktioniert<br />

hervorragend! Fahrer helfen „Omma inne<br />

Bahn“, Mütter mit kreischendem Nachwuchs<br />

heben sich gegenseitig den Kinderwagen<br />

die Stufen hoch – einzig Rollstuhlfahrer<br />

hätten hier ein Problem. Dennoch:<br />

Die Essener könnten über andere Betriebe<br />

nur schmunzeln, in denen der Notstand ausgerufen<br />

wird, weil mal ausnahmsweise ein<br />

Hochflurwagen auf die Menschheit „losgelassen“<br />

wird. „Helenenstraße“, nuschelt die<br />

sehr uncharmante Computerst<strong>im</strong>me in unserer<br />

101. Wir sind am größten oberirdischen<br />

Straßenbahn-Knotenpunkt Essens angekommen.<br />

Die Linien 101, 103, 105, 106<br />

und 109 treffen sich hier. Auf die 101 folgt<br />

meist die 106 aus der Blockschleife Helenenstraße.<br />

So wie heute – wir nutzen sie mit<br />

dem Schlenker über Rüttenscheid bis zur<br />

Endstelle Altenessen Bahnhof. Zwischendurch<br />

hält die 106 auch unter dem Essener<br />

Hauptbahnhof. Aus der ehemals schmuddelig-kühlen<br />

Tunnelstation ist zur Jahrtausendwende<br />

ein stylischer Ort mit blauer Beleuchtung<br />

geworden, an dem sich fast alle<br />

Straßenbahnlinien und alle drei Stadtbahnlinien<br />

(U11, U17 und U18) täglich tausende<br />

Fahrgäste untereinander austauschen. Ein<br />

An der Wattenscheiderstraße in Bochum steigen<br />

wir von der 302 in die Linie 310 Richtung<br />

Witten um. Und da kommt sie auch schon -<br />

wie <strong>im</strong>mer in Form eines M6S – und laut Plakat<br />

ist auch Jesus Christus gekommen<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nordrhein-Westfalen<br />

Mehr Kult geht nicht: Ein<br />

M6S <strong>im</strong> rot-weißen Originallack<br />

aus den 1970er-Jahren<br />

auf eingleisiger Strecke<br />

in Mittellage, eingelassen<br />

in Kopfsteinpflaster. Diesen<br />

Abschnitt passiert die Linie<br />

310 kurz hinter der Fußgängerzone<br />

in Witten<br />

Linienportrait zur gesamten 106 gibt es <strong>im</strong><br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 6/2012. Seit<br />

der Zeit um die Jahrtausendwende müssen<br />

wir Richtung Gelsenkirchen-Horst am Altenessener<br />

Bahnhof von der 106 in die normalspurige<br />

Stadtbahn umsteigen.<br />

Gelsenkirchen auf<br />

Normal- und Meterspur<br />

Die nächsten Kilometer folgen wir der U11<br />

unterirdisch durch Altenessen und ab der<br />

Zweiten Schichtstraße oberirdisch, teilweise<br />

als klassische, normalspurige Straßenbahn<br />

mit B-Wagen in allen möglichen Lackierungsvarianten<br />

oder den aus London<br />

übernommenen Dockland-Wagen. Am<br />

Schloss Horst in Gelsenkirchen trifft die<br />

U11 auf die meterspurige Gelsenkirchener<br />

Linie 301. Dort werden in der Regel Variobahnen<br />

von Stadler eingesetzt – für die unterschiedlichen<br />

Wagenhöhen und Spurweiten<br />

gibt es am Schloss Horst und an der<br />

folgenden Endstelle Buerer Straße der U11<br />

extra verschiedene Bahnsteige. Die 301 arbeitet<br />

sich von Horst aus mehrere Kilometer<br />

bis nach Buer vor – dort könnten wir in<br />

die 302 Richtung Gelsenkirchen Hauptbahnhof<br />

umsteigen, nutzen aber lieber die<br />

etwas längere Strecke der 301 durch Erle<br />

und hinter dem Zoo „Zoom Erlebniswelt“<br />

auch den Tunnel Richtung Hauptbahnhof.<br />

Genau 15,8 Kilometer legen wir so zurück.<br />

Und der Blick auf den Kilometerzähler<br />

lohnt sich … 258,8 Kilometer Straßen- und<br />

Mit „Zweiterstellten“ durch Bonn<br />

In Bonn ist mittlerweile der fünfte B-Wagen „zweit -<br />

erstellt“ worden. Trotz des Alters von mittlerweile 40<br />

Jahren werden die B-Wagen komplett modernisiert,<br />

erhalten einen frischen Innenraum und eine geänderte<br />

Front. So sollen sie in Bonn für mindestens 20<br />

Jahre weiter <strong>im</strong> Einsatz stehen. Die Stadtwerke Bonn<br />

sind mit den Umbauten soweit zufrieden und wird<br />

bis 2019 insgesamt 25 Wagen der ersten Serien modernisieren.<br />

Anschließend könnten die jüngeren Wagen<br />

ähnlich „zweiterstellt“ werden.<br />

Kommen in Fahrt und kommen gut an: Die „zweiterstellten“ B-Wagen in Bonn. Die ersten<br />

beiden Pärchen sind regelmäßig <strong>im</strong> Netz unterwegs<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

27


Betriebe<br />

Am S-Bahnhof in<br />

Dortmund-Wickede<br />

endet die U43 – und<br />

wir haben die 300-<br />

Kilometer-Marke<br />

tatsächlich geknackt!<br />

Scheinbar<br />

hat schon vorher jemand<br />

ohne uns gefeiert<br />

– und uns zumindest<br />

eine leere<br />

Sektflasche auf dem<br />

Mülle<strong>im</strong>er hinterlassen<br />

...<br />

Stadtbahn seit Bad Honnef! Wir müssen noch<br />

mindestens 41,2 Kilometer schaffen. So weit<br />

ist es bis Wickede nicht mehr. Rund 24 Kilometer<br />

kommen jetzt bis nach Heven, Dorf<br />

dazu. Diese Strecke ist aus verschiedenen Beiträgen<br />

<strong>im</strong> <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

zum Thema „Tramreise durchs Ruhrgebiet“<br />

bekannt: Sie führt mit den MGT6D der 302<br />

über Wattenscheid bis Bochum, Wattenschei -<br />

der Straße. Dort sammelt uns auf der legendären<br />

Linie 310 ein M-Wagen aus den<br />

1970er-Jahren auf. Der kleine M6 tuckert<br />

durch den Tunnel mit seinen überd<strong>im</strong>ensionierten<br />

Stationen unter der Bochumer City<br />

hindurch und wird ab Langendreer zur<br />

Ruhrpott-Kultlinie: Eingleisige Abschnitte in<br />

Seitenlage oder Straßenmitte, teilweise mit<br />

Kopfsteinpflaster, Ausweichen, Fahrten<br />

durch Felder, die Wittener Fußgängerzone<br />

und hinter Gärten. Zumindest der Abschnitt<br />

zwischen Bochum, Unterstraße und Crengeldanz<br />

wird in einigen Jahren stillgelegt –<br />

dann bekommt die 310 eine neue Trasse<br />

durch das Zentrum von Langendreer. Die<br />

Arbeiten laufen – die Strecke wird die 310<br />

erheblich aufwerten. Aber auch etwas „entidyllisieren“.<br />

Von Heven, Dorf bringen uns<br />

Bus und S-Bahn nach Dortmund-Marten.<br />

Aus der Linie 404 ist hier mit Eröffnung des<br />

Ost-West-Tunnels die U44 geworden.<br />

300 Kilometer? Es wird knapp!<br />

Von Dortmund sind die N8C längst nach<br />

Danzig abgewandert und Flexity-Niederflurwagen<br />

von Bombardier gewichen. Sonst<br />

hat sich nicht viel verändert. Teilweise eingleisig<br />

in Straßenmitte wurschtelt sich die<br />

U44 Richtung City vor. Sowas nennt sich<br />

„U“44 ... Diese Linie mit all ihren Skurrilitäten<br />

stellen wir Ihnen lieber in einer der<br />

künftigen Ausgaben ausführlich vor.<br />

Kurz vor der Innenstadt taucht die U44 in<br />

den Tunnel. Am Westentor steigen wir aus.<br />

Hastig verabschiedet sich die U44 in Richtung<br />

Westfalenhütte. Jetzt heißt es, etwas zu<br />

warten. Oben hätten wir vor sechs Jahren<br />

noch einen Blick auf die Reste der Dortmunder<br />

Kult-Brauerei „Union“ werfen<br />

können. Stattdessen: Der Blick durch die<br />

nicht gerade überfüllte Tunnelstation. Hier<br />

lohnt sich <strong>im</strong> Gegensatz zu Bochum wenigstens<br />

die Länge. Auf der U43 nach Wickede<br />

fahren die NGT8 auch in Doppeltraktion.<br />

Die bieten zwar viel Platz, aber<br />

relativ wenig Komfort. Immer wieder hört<br />

man Fahrgäste über die unbequemen Sitze<br />

meckern. Dagegen waren die N8C hervorragend<br />

gepolstert und das Fahrverhalten<br />

deutlich angenehmer. Die N8C fahren in<br />

Danzig übrigens <strong>im</strong> modernisierten Zustand<br />

mit Niederflurmittelteil. Dortmund hat sich<br />

für die Wegwerf-Variante entschieden …<br />

So – nun können wir auf den letzten Kilometern<br />

bis Wickede noch einmal Platz nehmen.<br />

Nach dem Ostentor verlässt die Linie<br />

U43 den Tunnel und fährt bis Brackel größtenteils<br />

als klassische Straßenbahn. Danach<br />

wechselt der lange Doppelzug in Straßen-Seitenlage<br />

und rauscht eingleisig Richtung Asseln.<br />

Bis Wickede ist ein Großteil der Strecke<br />

eingleisig – die Haltestellen allerdings oft modernisiert<br />

und die eigentlich beschaulichen<br />

Ortschaften mit Oberleitungsmasten und<br />

Hochkettenfahrleitung völlig verschandelt.<br />

Letzte Meter in Dortmund<br />

Da stellt man sich wiederum die Frage:<br />

Muss das wirklich sein? Sei es drum – diese<br />

Oberleitung bringt uns wenigstens unserem<br />

Ziel näher: Wickede S-Bahnhof! Er ist<br />

in Sicht … die U43 hält in einer Stumpfendstelle<br />

neben der Straße und den S-Bahn-<br />

Gleisen … Aber was sagt der Blick auf den<br />

Kilometerstand? Wir haben die 300 Kilometer<br />

tatsächlich geknackt! Ganz knapp:<br />

300,4 Kilometer von Bad Honnef bis Wickede,<br />

ohne einen Haltepunkt doppelt zu<br />

berühren und mit ganz viel Geschick bei der<br />

Planung. Jeder Meter hat also am Ende gezählt!<br />

Jetzt ist der Popo durch, der Rücken<br />

platt. Und bis zum 400. <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> <strong>im</strong> Jahr 2022 müssen die Verkehrsplaner<br />

in NRW viele neue Strecken<br />

bauen. Sehr wahrscheinlich müssen wir uns<br />

für Heft 400 aber einfach etwas Anderes<br />

ausdenken … CHRISTIAN LÜCKER<br />

Tipps für Nachmacher<br />

Wer den 300-Kilometer-„Tramathon“ selbst einmal<br />

abfahren möchte: Am besten geeignet ist dafür<br />

das SchönerTagTicket NRW. Es kostet 28,50<br />

Euro und gilt auf der gesamten Strecke ab 9 Uhr<br />

bis 3 Uhr des Folgetages. Theoretisch ist die Gesamtstrecke<br />

an einem Tag schaffbar, praktisch<br />

muss dabei aber jeder Anschluss st<strong>im</strong>men und<br />

Zeit für größere Aufenthalte bleibt auch nicht.<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Nächster Halt: …<br />

Eberswalde: Ob an den Bäumen neben der Obus-Haltestelle „Zum Specht“ der gleichnamige Vogel aktiv ist, war durch die Redaktion nicht zu ermitteln.<br />

Die zum 300. in Feierst<strong>im</strong>mung befindlichen Kollegen bedauern aber, dass die namensgebende Gaststätte längst Geschichte ist … CHRISTIAN MUCH<br />

Nächster Halt:<br />

Zum Specht<br />

Be<strong>im</strong> Brandenburgischen Viertel handelt es<br />

sich um den jüngsten Stadtteil von Eberswalde.<br />

Es entstand ab 1975 als Wohnkomplex<br />

Max Re<strong>im</strong>ann in Form eines typischen<br />

DDR-Plattenbaugebietes mit Fünf- und<br />

Sechsgeschossern. In den in vier Bauabschnitten<br />

errichteten Blöcken befanden sich<br />

5.313 Wohnungen.<br />

Anfangs erschloss die Stadtverwaltung das<br />

Wohngebiet mit Dieselbussen, die jedoch in den<br />

1980er-Jahren dem Fahrgastansturm nicht<br />

mehr gewachsen waren. Zudem fuhren die<br />

Buslinien nicht bis ins Eberswalder Stadtzentrum,<br />

welches dem Obusverkehr vorbehalten<br />

war. Umsteigende Fahrgäste mussten noch<br />

dazu jeweils einen neuen Fahrschein lösen.<br />

Deshalb wurde die Obusfahrleitung 1987 bis<br />

in den Wohnkomplex Max Re<strong>im</strong>ann verlängert.<br />

Zunächst konnten die Obusse nur östlich<br />

über die Spechthausener Straße und Max-Re<strong>im</strong>ann-Straße<br />

zur vorläufigen Endstelle Salvador-Allende-Straße<br />

fahren. 1990 wurde der<br />

Stadtteil Finow durch eine Neubaustrecke auf<br />

der heutigen Eberswalder Straße bis zum Kleinen<br />

Stern erschlossen. Durch den 1993 erfolgten<br />

Lückenschluss zwischen Kleiner Stern und<br />

Salvador-Allende-Straße entstand das Obusnetz<br />

in seiner jetzigen Form. Das Wohngebiet<br />

war nun von zwei Seiten an den elektrischen<br />

Nahverkehr angebunden.<br />

Heute werden das Brandenburgische Viertel<br />

und der Stadtteil Finow von den beiden Eberswalder<br />

Obuslinien gegenläufig <strong>im</strong> Ringverkehr<br />

erschlossen. Die Linie 862 befährt den Abschnitt<br />

<strong>im</strong> Uhrzeigersinn und hält unter anderem<br />

an der Haltestelle „Zum Specht“. Deren<br />

Name geht auf eine um 1980 <strong>im</strong> Neubaugebiet<br />

errichtete Gaststätte zurück. An diesem DDR-<br />

Einheitsbau gab es nach der politischen Wende<br />

bauliche Veränderungen: Die Gaststätte zog<br />

aus, Geschäfte zogen in das Gebäude ein – aber<br />

der Name blieb!<br />

Allerdings gaben viele Geschäftsinhaber inzwischen<br />

wieder auf. Zum einen schrumpfte in den<br />

vergangenen Jahren die Einwohnerzahl <strong>im</strong><br />

Wohngebiet, womit der Abriss mehrerer Wohnblöcke<br />

verbunden war, andererseits gibt es in<br />

unmittelbarer Nähe ein anderes, moderneres<br />

Nahversorgungszentrum. Und so steht der<br />

„Specht“ nun schon seit 2004 leer und gleicht<br />

inzwischen einer Ruine. Doch be<strong>im</strong> Halt der<br />

Obusse an der gleichnamigen Haltestelle verdecken<br />

die Bäume den trostlosen Anblick …<br />

CHRISTIAN MUCH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

29


Betriebe<br />

Das verbindende Element<br />

Bremens Linie 4 fährt über die Landesgrenze Nach 20 Jahren Projektierung führt die Bremer<br />

Straßenbahn seit 1. August 2014 bis in die niedersächsische Gemeinde Lilienthal nordöstlich der<br />

Hansestadt. Ein guter Ausgang für ein langwieriges Vorhaben voller Herausforderungen<br />

Die Bundesländergrenzen überschrei -<br />

tende Linie 4 ist endlich Realität,<br />

zahlreiche Schwierigkeiten und<br />

hartnäckige Widerstände galt es in<br />

über zwei Jahrzehnten <strong>im</strong>mer wieder zu<br />

überwinden. Als alles auf der Zielgeraden<br />

schien, ging der ausführende Generalbauunternehmer<br />

in Insolvenz – dies bedeutete eine<br />

erneute Verzögerung, welche die Nerven der<br />

baustellengeplagten Lilienthaler noch einmal<br />

arg strapazierte. Nun ist alles geschafft: Seit<br />

dem 1. August 2014 verbindet der dritte<br />

Bauabschnitt der Linie 4 als erste bremische<br />

Landesgrenzen überschreitende Tramlinie<br />

Bremen mit Niedersachsen. Um 5,6 Kilometer<br />

ist sie nun beginnend in Bremen-Borgfeld<br />

bis Falkenberg gewachsen.<br />

Ausgangssituation<br />

Am Anfang stand ein drängendes Problem:<br />

Lilienthal litt als aufstrebende und stark auf<br />

Bremen ausgerichtete Gemeinde sowie als<br />

Nadelöhr zwischen dem Umland und der<br />

Hansestadt zunehmend unter dem motorisierten<br />

Individualverkehr. Die öffentlichen<br />

Verkehrsverbindungen kennzeichnete hingegen<br />

mangelnde Attraktivität, auch die<br />

Einrichtung von Schnellbussen brachte<br />

nicht die gewünschte Verbesserung. Der Gemeinderat<br />

musste reagieren. Unterschiedliche<br />

politische Strömungen führten zur vielzitierten<br />

„Ja, aber“-Entscheidung: Tram ja,<br />

aber nur mit Ortsentlastungsstraße. Ein entsprechender<br />

Doppelbeschluss wurde gefasst,<br />

jedoch schließlich 2003 nach Streitereien<br />

über Finanzierungswege für die<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Bremen<br />

Staatssekretär Enak Ferlemann, Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und sein Lilienthaler Amtskollege Willy Hollatz, BSAG-<br />

Vorstandsmitglied Hans-Joach<strong>im</strong> Müller, die Staatssekretärin Daniela Behrens sowie Lilienthals Bauamtsleiter <strong>im</strong> Rathaus und<br />

Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Lilienthal (WBL) Manfred Lütjen durchschnitten am 1. August das Eröffnungsband<br />

An der neu errich -<br />

teten Endschleife <strong>im</strong><br />

Lilienthaler Ortsteil<br />

Falkenberg steht am<br />

Freitag, dem 1. August<br />

2014, auch der histo -<br />

rische Hansa-Trieb -<br />

wagen 446 mit dem<br />

ebenfalls 1967 gebauten<br />

Bw 1458 zur Abfahrt<br />

zum Domshof in<br />

Bremen bereit. Am<br />

Eröffnungstag war die<br />

Mitfahrt auf der verlängerten<br />

Linie 4 frei.<br />

Das nutzten viele Einwohner<br />

von Lilienthal<br />

und umliegender Gemeinden<br />

für eine Testfahrt.<br />

Die BSAG zeigt<br />

sich aber auch mit<br />

den Fahrgastzahlen<br />

der ersten Betriebs -<br />

wochen zufrieden<br />

THOMAS VEHLBER (2)<br />

Tramstrecke wieder aufgehoben. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte Bremen gerade den zweiten<br />

Bauabschnitt der Linie 4 fast bis an die Landesgrenze<br />

bei Bremen-Borgfeld eröffnet. Da<br />

beide Projekte – die Verlängerung der Tram<br />

wie die Ortsentlastungsstraße – notwendigerweise<br />

aufgrund des grenzüberschreitenden<br />

Charakters sowohl Niedersachsen als<br />

auch Bremen berühren, entstanden durch<br />

den zeitweisen Wankelmut der Lilienthaler<br />

ernste Verst<strong>im</strong>mungen zwischen den Partnern.<br />

Die Lage entspannte sich erst nach einer<br />

Bürgerbefragung, an der sich über die<br />

Hälfte der Lilienthaler Bürgerinnen und<br />

Bürger beteiligten. Sie brachte <strong>im</strong> Ergebnis<br />

eine klare Zust<strong>im</strong>mung zur Straßenbahn<br />

durch die Gemeinde.<br />

Doch wer jetzt gedacht hatte, der Weg<br />

für die Tramverlängerung sei frei, erlag einem<br />

Irrtum. Kostensteigerungen verursachten<br />

noch einmal eine Konfrontation<br />

<strong>im</strong> Gemeinderat, der sich 2009 mit knapper<br />

Mehrzeit trotz der Vorgeschichte gegen<br />

das Tramprojekt aussprach. Intensive<br />

Gespräche auf allen politischen Ebenen<br />

diesseits und jenseits der Wümme bewirkten<br />

schließlich ein Umschwenken und alle<br />

beteiligten Gremien machten den Weg für<br />

die grenzüberschreitende Straßenbahnlinie<br />

frei. Die Baumaßnahmen begannen <strong>im</strong><br />

Mai 2011.<br />

Die neue Strecke<br />

An der nach dreijähriger Bauzeit eröffneten<br />

Strecke liegen zehn neue Haltestellen. Wo<br />

möglich, ist sie auf eigenem Bahnkörper<br />

trassiert, an vielen Stellen nutzt die Tram je-<br />

Diese am 1. August von der BSAG verteilte Grafik zeigt die neuen<br />

Haltestellen der nach Lilienthal verlängerten Linie 4 GRAFIK: BSAG<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

31


Betriebe<br />

Daten & Fakten:<br />

Neubauabschnitt der Linie 4<br />

Streckenlänge . . . . . . . . . . . . . . . . 5,6 Kilometer<br />

Haltestellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Einzugsbereich . . . . . . . . . . . 17.000 Einwohner<br />

Linien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 und 4S<br />

Bauzeit . . . . . . . . . . . . . . . Mai 2011 – Juli 2014<br />

Kosten. . . . . . . . . . . . . . . . ca. 64 Millionen Euro<br />

Am 25. Juni 2014 war mit dem Tw 3124 zum ersten Mal ein GT8N-1 auf der gerade fertiggestellten<br />

Strecke unterwegs: Am Borgfelder Landhaus hat er soeben die Landesgrenze zwischen<br />

Niedersachsen (Blickrichtung) und Bremen überschritten ANDREAS MAUSOLF (3)<br />

doch gemeinsam mit dem übrigen Verkehr<br />

den Straßenraum. Aufgrund beengter Platzverhältnisse<br />

besteht zwischen den Haltestellen<br />

„Auf dem Kamp“ und „Kutscher Behrens“<br />

eine eingleisige Führung. Hier gibt es<br />

wegen der hohen Straßenbelastung durch<br />

den Individualverkehr in jede Richtung eine<br />

eigene Fahrspur. Dieser Bereich unterliegt,<br />

wie auch die übrigen Übergänge von Eigentrassierung<br />

auf Straßenmitbenutzung, spezieller<br />

signaltechnischer Sicherung. Ein kurzes<br />

Teilstück der Strecke befindet sich auf<br />

bremischem Gebiet und überquert auf einem<br />

neu errichteten Vorfluter-Brückenbauwerk<br />

den Rand des Naturschutzgebietes<br />

Borgfelder Wümmewiesen. Mittels Lichtsignalanlage<br />

eingefädelt, nutzt die Straßenbahn<br />

anschließend die 1995 erneuerte Brücke<br />

über die Wümme, um kurz darauf die<br />

Landesgrenze zu überschreiten und in die<br />

erste Haltestelle des neuen Abschnitts,<br />

„Truperdeich“, einzufahren. Diese befindet<br />

sich auf dem Brückenbauwerk über die<br />

Wörpe, den zweiten hier verlaufenden<br />

Fluss. Die gesamte Strecke führt über den<br />

Hauptstraßenzug der Gemeinde Lilienthal,<br />

der zunächst als Hauptstraße, ab der Moorhauser<br />

Landstraße als Falkenberger Landstraße<br />

bezeichnet ist.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die bauausführenden<br />

Unternehmen für den Bau der<br />

Verlängerungsstrecke über 300 Bäume fällten,<br />

erfolgten entsprechende Ersatzpflanzungen<br />

von rund 500 neuen Bäumen. Um<br />

vor allem für die Otterpopulation an der<br />

Wörpe ein weitgehend gefahrloses Queren<br />

des Fahrweges zu ermöglichen, erhielt die<br />

Wörpebrücke am Truperdeich eine besondere<br />

Gestaltung und bei Kutscher Behrens<br />

existiert ein Ottertunnel. Am kurz darauf<br />

erreichten Falkenberger Kreuz befinden sich<br />

großzügige Park&Ride- sowie Bike&Ride-<br />

Anlagen mit jeweils über 100 Stellplätzen.<br />

Hier besteht die Verknüpfung mit Regionalbuslinien<br />

und Taxidiensten.<br />

Probefahrten und Eröffnung<br />

Die erste Fahrt auf der gerade fertig gestellten<br />

Strecke absolvierte der Schienenschleifwagen<br />

am 24. Juni, am Tag danach fuhr der<br />

seinerzeitige BSAG-Chef Wilfried Eisenberg,<br />

der kurz darauf aus persönlichen<br />

Gründen seinen Rücktritt erklärte, mit dem<br />

Lilienthaler Bürgermeister und weiteren<br />

Honoratioren erstmals mit einem GT8N-1<br />

über die Strecke. In den folgenden Wochen<br />

fanden intensive Probe- und Schulungsfahrten<br />

statt, um das Fahrpersonal vor allem für<br />

die Signalisierung des eingleisigen Bereichs<br />

sattelfest zu machen.<br />

Am 1. August atmete Lilienthal schließlich<br />

auf: Nach einem kurzen Festakt am<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Bremen<br />

Die neue Vorfluter-Brücke am Rande der<br />

Wümme-Wiesen dient nur der Tram sowie<br />

dem Fußgänger- und Fahrradverkehr.<br />

GT8N-1 Nr. 3138 hat gerade die Wümme<br />

überquert und ist nach seinem Niedersachsen-Ausflug<br />

wieder auf Bremischen Boden<br />

Die Zielanzeige verrät es – diese Aufnahme vom Eröffnungstag entstand in Niedersachsen. Der<br />

Tw 3140 – einer der beiden von Niedersachsen für die Verlängerung beschafften GT8N-1 – lässt<br />

an der Haltestelle Kutscher Behrens den Tw 3134 passieren, der vom eingleisigen Teil kommt<br />

Falkenberger Kreuz in Anwesenheit sowohl<br />

des Bremer Bürgermeisters Böhrnsen<br />

als auch seines Lilienthaler Amtskollegen<br />

Hollatz und der beidseitig verantwortlichen<br />

Ressortchefs sowie Prominenz von<br />

Landes- und Bundesebene startete der<br />

GT8N-1 Nr. 3141, von Fahrerin Sabine<br />

Falkenberg gesteuert, zur offiziellen Eröffnungsfahrt<br />

nach Bremen-Borgfeld. Bei diesem<br />

Fahrzeug handelt es sich um einen<br />

von zwei zu 75 Prozent von der Landesnahverkehrsgesellschaft<br />

Niedersachsen<br />

und zu 25 Prozent von der BSAG vorfinanzierten<br />

Triebwagen. Unmittelbar nach<br />

dessen Eintreffen in Borgfeld begann der<br />

Linienbetrieb.<br />

Am darauffolgenden Sonntag, dem 3. August,<br />

feierte Lilienthal ein großes Fest mit allerlei<br />

ortsbezogenen Unterhaltungs- und<br />

Kulturaktivitäten. Ungezählte Bremerinnen<br />

und Bremer ergriffen die Gelegenheit, die<br />

neue Strecke zu „erfahren“. Die BSAG bewies<br />

Gespür und gestattete an diesem Tag<br />

auf der gesamten Linie 4 kostenlose Nutzung.<br />

Selbst eine eigens eingerichtete Zusatzlinie<br />

„6E“ vermochte es nicht, die interessierten<br />

Massen zu bewältigen. Immer<br />

wieder blieben Fahrgäste an den Haltestellen<br />

zurück und mussten auf den folgenden<br />

Wagen warten.<br />

Die Freunde der Bremer Straßenbahn<br />

setzten zwischen der Neustadt und Falkenberg<br />

den Hansa-Museumszug 446/1458<br />

ein. Diese Fahrzeuggattung hat zur Linie 4<br />

eine besondere Beziehung. Kurzzeitig verkehrte<br />

sie auf der alten Linie 4 <strong>im</strong> Frühjahr<br />

1967, bevor diese zur reinen Berufsverkehrs-Linie<br />

zwischen Domshof und Horn<br />

degradiert und fünf Jahre später ganz eingestellt<br />

wurde.<br />

Änderungen <strong>im</strong> Liniennetz<br />

Die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts<br />

hat Auswirkungen auf die Linie 4<br />

insgesamt. So erfolgten eine Ausweitung des<br />

Schnellverkehrs der „Schnellen 4“ (4S) zur<br />

Hauptverkehrszeit sowie eine Taktverdichtung<br />

auf dem Streckenabschnitt von und bis<br />

Borgfeld. Die bisher ausschließlich zur<br />

Kommentar: Eine echte neue Straßenbahn!<br />

Die Bürger <strong>im</strong> niedersächsischen Lilienthal freuen<br />

sich, seit 1. August endlich mit der Straßenbahn<br />

auf Schienen rasch und bequem ins benachbarte<br />

Bremen fahren zu können. Den Jubel über die erfolgte<br />

Eröffnung der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindung<br />

empfinde ich als völlig berechtigt.<br />

Mit der Verlängerung der Linie 4 ist etwas Gutes<br />

endlich Realität geworden, wenngleich es bei aller<br />

Achtung vor dem deutschen Föderalismus <strong>im</strong> vereinten<br />

Deutschland zum Alltag gehören sollte, dass<br />

öffentliche Verkehrsmittel bestehende Verwaltungsgrenzen<br />

überqueren. Aber bei vielen anderen<br />

Straßenbahnbetrieben und Eisenbahnen ist glücklicherweise<br />

genau das sowohl in der Vergangenheit<br />

als auch Gegenwart alltäglich.<br />

Damit habe ich zwei Aspekte angesprochen, die<br />

mir persönlich bei der Bewertung der Verlängerung<br />

von Bremens Linie 4 in der Presse bisher zu kurz<br />

gekommen sind. So sind Lilienthal und das 1937<br />

eingemeindete Falkenberg keinesfalls erstmalig per<br />

Schiene mit Bremen verbunden! Vielmehr gab es<br />

von 1900 bis 1954 bzw. 1956 schon die meterspurig<br />

ausgeführte Kleinbahn Bremen–Tarmstedt, die<br />

<strong>im</strong> Volksmund den Namen ihres größten Verfechters,<br />

„Jan Reiners“ trug. Auch unsere Altvorderen<br />

waren also einst schon „in der Spur“ …<br />

Hauptverkehrszeit zwischen Horner Mühle<br />

und Arsten verkehrende Linie 5 entfiel dadurch.<br />

In Lilienthal selbst gehört der Busverkehr<br />

der Linie 30 mit Eröffnung der Tram der<br />

Vergangenheit an. Die Regionalbuslinien<br />

Richtung Worpswede und Zeven fahren jedoch<br />

mit Anbindung des Ortskerns weiterhin,<br />

allerdings nicht über den von der Tram<br />

genutzten Hauptstraßenzug. Auf dem Verlängerungsabschnitt<br />

zwischen Bremen-<br />

Borgfeld und Falkenberg fährt die Linie 4<br />

zur Hauptverkehrszeit alle 15 Minuten, ansonsten<br />

20-minütig. ANDREAS MAUSOLF<br />

Der andere Aspekt betrifft die Trassierung der Linie<br />

4 innerhalb Lilienthals: In den vergangenen<br />

Jahren entstand hier eine richtige Straßenbahn.<br />

Was daran so ungewöhnlich ist? Ganz einfach –<br />

es handelt sich um einen der wenigen neu geplanten<br />

und neu gebauten längeren Straßenbahnstreckenabschnitte<br />

in ganz Deutschland, den<br />

PKW/LKW und Trams gemeinsam nutzen.<br />

Während Verkehrsplaner und Stadträte anderswo<br />

auf Biegen und Brechen nur noch den Straßenverkehr<br />

geringfügig tangierende Stadtbahnen<br />

in Betracht ziehen, so dass sich ja kein<br />

privater Fahrzeuglenker in seiner Handlungsfreiheit<br />

auf der Straße beeinträchtigt sieht, führt<br />

die Linie 4 auf der Falkenberger Landstraße<br />

mitten auf den Fahrspuren der Pkw und Lkw<br />

entlang. Demnach ist eine solche Neutrassierung<br />

in Deutschland doch nicht verboten, wie<br />

anderswo behauptet wird?<br />

Wer in Zukunft auf das Beispiel Lilienthal verweist,<br />

möge aber auch einen letzten Punkt nicht<br />

vergessen: Die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr<br />

sinken in der niedersächsischen Stadt<br />

durch die Straßenbahn um jährlich 80.000 Euro.<br />

Das sind doch wirklich alles Gründe zum Jubeln!<br />

ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

33


Betriebe<br />

Gnadenbrot <strong>im</strong><br />

Schülerverkehr<br />

Die letzten Düwag-Wagen-Einsätze in Würzburg Im<br />

Schülerverstärkungsverkehr nutzt die Würzburger Straßenbahn<br />

GmbH noch <strong>im</strong>mer sechs zwischen 1968 und 1975 gebaute<br />

achtachsige Düwag-Gelenkwagen. Ansonsten arbeitet das<br />

Unternehmen weiter an der Modernisierung der Infrastruktur<br />

Die Würzburger Versorgungs- und<br />

Verkehrs-GmbH (WVV) hat <strong>im</strong><br />

Geschäftsjahr 2013 einen Jahresüberschuss<br />

von 6,1 Millionen Euro<br />

erwirtschaftet. Das Unternehmen erzielte<br />

damit <strong>im</strong> vergangenen Jahr ein deutlich besseres<br />

Ergebnis als <strong>im</strong> Geschäftsjahr 2012, in<br />

dem es einen Verlust von etwa 0,7 Millionen<br />

Euro auswies. Der Überschuss der Holding<br />

dürfte auch der Würzburger Straßenbahn<br />

GmbH (WSB) zugute kommen – deren<br />

Weiterbetrieb stand in den vergangenen<br />

Jahren nie zur Disposition.<br />

Für den regulären Linienbetrieb stehen<br />

dem Verkehrsbetrieb 14 Gelenktriebwagen<br />

des Typs GT-E (LHB 1988/89) sowie 20 Gelenktriebwagen<br />

des Typs GT-N (LHB 1996)<br />

zur Verfügung. Nachdem die WSB <strong>im</strong> Jahr<br />

2010 die achtachsigen Düwag-Triebwagen<br />

Nr. 231, 232, 237, 240, 241, 242 und 247<br />

verschrotten lassen hat, sind von diesem<br />

Typ GTW-D8 derzeit noch die Tw 236,<br />

238, 243, 244, 245 sowie 246 betriebsfähig,<br />

als Ersatzteilspender sind außerdem noch<br />

die Tw 239 und 248 vorhanden.<br />

Die sechs Düwag-Wagen dienen fast ausschließlich<br />

dem Schülerverstärkungsverkehr.<br />

Dazu sind morgens vier Züge auf der Linie<br />

4 zwischen Sanderau und Zellerau von 6 bis<br />

9 Uhr <strong>im</strong> Einsatz. Nach getaner Arbeit am<br />

Morgen rücken alle wieder ins Depot ein.<br />

Mittags gegen halb Eins verlassen je nach<br />

Bedarf ein bis drei der alten GT8 das Depot<br />

Sanderau, um auf die 4 nach Zellerau einzuscheren.<br />

Sie fahren jedoch stets nur einen<br />

Kurs und kehren danach ins Depot zurück.<br />

Bei Wagenmangel springen die Düwag-Wagen<br />

aber auch auf anderen Linien ein.<br />

Der einziger in Würzburg verbliebene<br />

Sechsachser ist der Schienenpflegezug, der<br />

aus einem Düwag-GT-6 umgebaute Arbeitswagen<br />

295, den die WSB 1996 von den<br />

Bielefelder Stadtwerken übernahm.<br />

Investitionen in die Infrastruktur<br />

Aufgrund von Instandsetzungsarbeiten an<br />

den Gleisen stellte die WSB während der<br />

Sommerferien mehrere Wochen den Betrieb<br />

auf der Linie 5 zwischen Dallenbergbad und<br />

Rottenbauer ein. In dieser Zeit ließ der Verkehrsbetrieb<br />

außerdem die Haltestellen in<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Würzburg<br />

Heidingsfeld, Heuchelhof und Rottenbauer<br />

sanieren. In den nächsten Monaten sollen<br />

weitere Haltestellen modernisiert werden.<br />

Weitestgehend abgeschlossen hat die WSB<br />

in diesem Sommer den Ersatz aus den 1960er-<br />

Jahren stammender Spannbetonmasten. Sie<br />

ließ an ihrer Stelle in den vergangenen Monaten<br />

etwa 120 Neubaumasten aufstellen. Damit<br />

sind fast alle Objekte, an denen es aufgrund<br />

von Spannungsrisskorrosion zur Beeinträchtigung<br />

der Betriebssicherheit hätte kommen<br />

können, demontiert. MICHAEL MANN/AM<br />

RECHTS Der reguläre <strong>im</strong> Schülerverstärkungsverkehr<br />

eingesetzte Tw 236 half am 24. Juli<br />

auf der Linie 1 aus, hier am Würzburger<br />

Hauptbahnhof. Alle sechs gegenwärtig noch<br />

vorhandenen GTW-D8 der WSB haben noch<br />

mehrere Jahre Fristen – an eine Abstellung<br />

wird gegenwärtig nicht gedacht<br />

CHRISTOPHER HECHT<br />

MITTE Im Depot Sanderau sind neben den<br />

Liniendienstwagen auch die Sonderwagen<br />

stationiert. So gaben sich am 28. Juli der<br />

Tw 208 (GT-E), die beiden Düwag-Tw 236 und<br />

238 sowie Partywagen 291 ein Stelldichein<br />

MICHAEL MANN<br />

UNTEN Der Tw 245 trägt derzeit eine sehr<br />

farbenfrohe Lackierung. Bei der Fahrt über<br />

den Main hielt ihn Michael Mann <strong>im</strong> Bild<br />

fest. Er wechselt sich auf Linie 4 mit allen<br />

anderen fünf Düwag-Wagen ab<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

35


Betriebe<br />

Kavalkade zum<br />

150. Jubiläum<br />

150 Jahre Straßenbahn in Den Haag Im Juni 2014 jährte sich die Inbetriebnahme der ersten<br />

niederländischen Straßenbahn zum 150. Mal. Damals pendelte eine Pferdebahn nach Scheveningen.<br />

Welche Entwicklung nahm der Betrieb seitdem – und wie würdigt die HTM das Jubiläum?<br />

In Den Haag, der drittgrößten Stadt der<br />

Niederlande, leben momentan knapp<br />

510.000 Menschen – <strong>im</strong> Umfeld die<br />

doppelte Zahl. Da in Den Haag sowohl<br />

die niederländische Regierung als auch das<br />

Parlaments ihren Sitz haben, sind die Botschaften<br />

vieler Länder in der <strong>im</strong> 13. Jahrhundert<br />

gegründeten Stadt angesiedelt.<br />

Gleichzeitig befinden sich hier – und in Genf<br />

– die Zentralen zahlreicher internationaler<br />

Justiz- und Friedensorganisationen. Seit<br />

1980 wohnt und arbeitet auch die königliche<br />

Familie wieder <strong>im</strong> amtlich auch „’s Gravenhage“<br />

genannten Den Haag, das übrigens<br />

in seiner Geschichte niemals offiziell<br />

Stadtrechte erhalten hat. Die wirtschaftliche<br />

Macht der Niederlande lag <strong>im</strong>mer in Amsterdam,<br />

weshalb Den Haag nie als Hauptstadt<br />

anerkannt wurde. Trotzdem verfügt<br />

Den Haag heute über einen der größten<br />

Straßenbahnbetriebe Europas – und blickt<br />

als einzige niederländische Stadt auf eine<br />

150-jährige Straßenbahngeschichte zurück:<br />

Die Pferdebahn in Den Haag<br />

Am 25. Juni 1864 nahm die erste Pferdebahnstrecke<br />

zwischen der Parkstraat (später<br />

Plein) und Scheveningen-Ort den Betrieb<br />

auf. Sie führte mit 1.435 Mill<strong>im</strong>eter Spurweite<br />

durch den Scheveninger Bos (Stadtwald)<br />

entlang des Scheveningseweg. Diese<br />

alte Landstraße ist inzwischen denkmalgeschützt,<br />

so dass die heute nach Scheveningen<br />

führende Straßenbahnlinie 1 neben dem<br />

alten Verlauf trassiert ist. Die Dorfstrecke in<br />

Scheveningen wird ebenfalls nicht mehr befahren.<br />

Bald nach der Eröffnung der ersten<br />

Pferdebahnstrecke in den Niederlanden<br />

nahm die Dutch Tramway Company (DTC)<br />

eine zweite Linie nach Scheveningen in Betrieb,<br />

sie folgte der Koninginnegracht und<br />

dem Badhuisweg. Auf diese Weise war eine<br />

Ringlinie mit 10,5 Kilometern Länge entstanden.<br />

Weitere Pferdebahnenstrecken<br />

folgten, so 1866 in die südliche Nachbarstadt<br />

Delft. Nach dem Konkurs der DTC<br />

und einer Nachfolgegesellschaft war ab<br />

1873 die S. A. Tramways de la Haye aus<br />

Brüssel neuer Eigentümer und Betreiber der<br />

Pferdebahnen. Sie verlegte 1887 ihren<br />

Hauptsitz nach Den Haag. Parallel übernahmen<br />

niederländische Anleger die Aktienmehrheit,<br />

woraufhin sich der Name der<br />

Gesellschaft 1887 in „Haagsche Tramweg<br />

Maatschappij“ (HTM) änderte. Die AG<br />

stockte danach das Kapital auf und nahm<br />

auf der Strecke nach Delft am 25. Juni 1887<br />

den Dampftramwaybetrieb auf.<br />

Die ersten elektrischen Trams<br />

Die erste elektrisch betriebene Straßenbahnstrecke<br />

Den Haags war ab 6. August<br />

1904 die frühere Pferdebahnlinie Plein –<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Den Haag<br />

Die Laan van Meerdervoort 1924: Der Tw 276 und der Sommerbeiwagen 507 sind auf der Straßenbahnlinie<br />

14 unterwegs. In diesem Bereich hat sich wenig geändert SLG. HANS CASTELEIJN (2)<br />

Der 1923 <strong>im</strong> Werk Köln der Linke-<br />

Hofmann-Lauchhammer AG gebaute<br />

Überland-Tw 58 verkehrte am 12. Juli auf<br />

der Sonderlinie 8, die den Verlauf der vor<br />

150 Jahren eröffneten Pferdebahn<br />

nachempfand, hier nach dem Überqueren<br />

der Mauritskade<br />

FREDERIK BUCHLEITNER<br />

Scheveningen (heute SL 9), es folgte die Umstellung<br />

der ersten Pferdebahnstrecke nach<br />

Scheveningen. Innerhalb von drei Jahren<br />

entstanden <strong>im</strong> Hager Stadtgebiet zehn elektrische<br />

Linien. 1923 stellte die HTM auch<br />

den Dampfbetrieb nach Delft auf elektrischen<br />

Betrieb um. Damals plante die Gesellschaft<br />

ein umfangreiches Überlandnetz,<br />

teilweise durch die Übernahme von zwei<br />

privaten Dampftramwaybetrieben <strong>im</strong> Umland.<br />

Doch die HTM musste die Verwirklichung<br />

dieser Pläne der neu gegründeten<br />

„Noord-Zuid-Hollandsche Tramweg Maatschappij“<br />

(Nord- und Südholländische Straßenbahn-Gesellschaft,<br />

NZH) überlassen.<br />

Der Wettbewerb mit der NZH war hart.<br />

Die NZH schuf mit der eisenbahnartigen<br />

Strecke Scheveningen – Den Haag – Voorburg<br />

– Voorschoten – Leiden und einem<br />

Überlandnetz zwischen Leiden und Amsterdam<br />

eine starke Konkurrenz zur HTM. Mit<br />

den komfortablen Überlandzügen setzte die<br />

Die Linie 10 pendelte einst zwischen Kurhaus und Prinsegracht. Die Begegnung der hier eingesetzten<br />

Tw 109 und 110 hielt ein Fotograf vor 1918 fest. Heute fährt hier keine Straßenbahn mehr<br />

Die Haagsche Schouw in Oegstgeest am<br />

30. Mai 1957: Der Tw 75 ist mit zwei<br />

Beiwagen auf der Außenlinie von<br />

Den Haag nach Leiden unterwegs<br />

BOUWMAN, SLG. HANS CASTELEIJN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

37


5 4<br />

0<br />

0<br />

5<br />

5<br />

3<br />

5<br />

5<br />

13<br />

Betriebe<br />

2/3/4/19* 1/6/9/11/12/15/16/1712/15/16/1717<br />

* Deze tr amlijnen zijn rolstoeltoegankelijk / These tramlines are wheelchair accessible<br />

4<br />

2<br />

6<br />

12<br />

11<br />

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11 Scheveningen Haven-Strand<br />

B22 |<br />

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Westduinpark<br />

Strandweg<br />

Scheveningen<br />

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Noorderstrand<br />

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12 Duindorp<br />

Bosjes 1 9<br />

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Tholensestraatt<br />

B22 |<br />

Duinstraat<br />

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Duinstraat B22<br />

Doorn-<br />

B24 |<br />

Sportlaan<br />

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t | B22<br />

Circustheater |<br />

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B24 |<br />

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Den Haag Gouden-<br />

Hertoginne-<br />

Staten-<br />

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B21<br />

B21<br />

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17 Nieuwe | B21<br />

Frankenslag |<br />

Boetzelaerlaan<br />

laan<br />

Frankenslag<br />

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Maurits-<br />

5419<br />

5400<br />

laan<br />

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Madurodam | B22<br />

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Meerder-<br />

Laan Adriaan Goekooplaan<br />

Gemeente-<br />

B21 | Copernicusplein<br />

museum/Museon<br />

Riouwstraat<br />

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Groot<br />

We<strong>im</strong>arstraat<br />

Hertoginnelaan<br />

Ary van der Spuyweg<br />

Vredespaleis | B24<br />

Laan Copes van<br />

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We<strong>im</strong>ar-<br />

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Javabrug<br />

Mauritskade | B22,24<br />

V. Speijkstraat<br />

t B22,24<br />

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Centrum<br />

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4<br />

Den Haag De 6 eld<br />

Haagse Bos<br />

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15<br />

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5419<br />

5400<br />

Centraal<br />

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tion Monsterse<br />

straat<br />

5400<br />

5413<br />

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| B23 Hofzichtlaan | B24<br />

Kalvermarkt-<br />

12 Stadhuis<br />

Zuiderpark<br />

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11<br />

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5400<br />

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Steenwijklaan<br />

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Leidsenhage<br />

Van Musschenbroekstr.<br />

B23 |<br />

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B23 2 |<br />

Mgr. Van Steelaan<br />

Leidschendam<br />

Jonckbloetplein | B18<br />

Oosteinde<br />

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6 Noord<br />

Broeksloot<br />

Van Vredenburchweg<br />

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16 17 Lage Veld<br />

Rijswijk<br />

Generaal Spoorlaan | B23<br />

Herenstraat | B23<br />

5428<br />

5416<br />

Handelskade<br />

Leidsenhage<br />

Hoornbrug<br />

Broekpolder<br />

Broekpolder<br />

Leidschendam/<br />

Voorburg<br />

Wateringen<br />

Voorburg<br />

’s-Gravenmade<br />

Laan van ’s-Gravenmade<br />

Weigelia<br />

Vlietbrug<br />

Forepark<br />

Oosteinde<br />

Laan van Ypenburg<br />

Oude Middenweg<br />

Verffabriek<br />

Plesmanlaan<br />

Klaverveld<br />

Brasserskadeade<br />

5421<br />

54111<br />

Leidschenveen<br />

een | Bregio<br />

Nieuwe Plantage<br />

Ypenburg<br />

Leidschenveen<br />

Wateringsevest<br />

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Prinsenhof<br />

19 Delft Noord<br />

Nootdorp Centrum<br />

1 Tanthof<br />

Delft<br />

15 Nootdorp<br />

Delft Bregio | Abtswoudsepark<br />

3<br />

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B22,24 2,24 | Spui Spui<br />

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Centrum<br />

B22,24 B18,22,24<br />

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28,regio<br />

Bierkade<br />

B18,22,24<br />

NZH einen neuen Standard. Zwar errichtete<br />

die HTM 1925 eine eigene Überlandlinie<br />

über Wassenaar nach Leiden-Altstadt, doch<br />

die dort eingesetzten langen HAWA-Holzvierachserzügen<br />

erreichten nicht das Komfortniveau<br />

der NZH.<br />

Die Entwicklung der Straßenbahn<br />

In den 1930er-Jahren modernisierte die<br />

HTM ihren Wagenpark, zahlreiche Zweiachser<br />

erhielten <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeiten<br />

eine Rekonstruktion. Die Jahre 1940 bis<br />

Beatrixkwartier<br />

Kalvermarkt-<br />

Stadhuis<br />

5419 5400<br />

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B26 26 | Arnold Arnold Spoelplein Spoelplein<br />

B26 |<br />

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B23 B23 |<br />

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el<br />

EssesteijnEs<br />

se<br />

st<br />

eijn ej<br />

ijnn<br />

Weidevogellaan<br />

ellaan<br />

Station ti<br />

Ypenburg |<br />

Br<br />

Bregio<br />

Burg. g. . Kolfschotenlaan<br />

schotenlaanan<br />

Lanen Lanen<br />

Kastelenring<br />

Kastelenring<br />

Dillenburgsingel<br />

el<br />

Bregio egio | Leidschenveen en<br />

eenn CentrumCe<br />

umm<br />

Wetering<br />

plein<br />

Centraal<br />

al<br />

Station<br />

tion<br />

Te<br />

Ternoot<br />

ernoot<br />

Vaillant-<br />

laan<br />

Legenda<br />

B18<br />

Nootdorp<br />

Geldig v<br />

anaf 15 dec. 2013<br />

Tramlijn met halte (Tramline with stop)<br />

Halte voor twee tramlijnen<br />

(Stop with twotramlines)<br />

Tramlijn met halte in één richting<br />

(Tramline with stop in one direction)<br />

9 Vr<br />

Eindpunt tramlijn (End ofli line ttra<br />

met eindbestemming<br />

with ithdestination)<br />

Tramtunnel, haltes zijn ondergronds<br />

(Tram tunnel, underground onds<br />

dstops)<br />

B23 Overstap op bus<br />

(Transfer to busline)<br />

Overstap op bus van streekvervoer<br />

Bregio<br />

(Transfer het ervoer<br />

to buslines to the region)<br />

OV knooppunt<br />

(Public transport t hub)<br />

Halte is rolstoeltoegankelijk<br />

oeg<br />

elijk<br />

(Stop is wheelchair accessible)<br />

5419<br />

5400<br />

Zonegrens ens<br />

(Zone crossing)<br />

Treinstation (Trainstation)<br />

ation)<br />

Scheveningen<br />

Meerzicht<br />

Driemanspolder<br />

Delftsewallen<br />

Dorp<br />

Zoetermeer<br />

3 Centrum-West<br />

Noord<br />

AA<br />

5400 5410<br />

5413 5411<br />

5411 5431<br />

5431 5441<br />

41<br />

5411<br />

5413<br />

Voorweg Laag<br />

Voorweg Hoog<br />

Zoetermeer<br />

De Leyens<br />

Centrum-West<br />

est<br />

Bregio/stadsdienst<br />

Stadhuis<br />

Palenstein<br />

Leidsewallen<br />

Seghwaert<br />

Noordzee<br />

W Leidschendam<br />

Buytenwegh<br />

5441<br />

5451<br />

Willem Dreeslaan<br />

Oosterheem<br />

Javalaan<br />

alaan<br />

4 Zoetermeer Javalaan<br />

HTM<br />

wenst u een prettige reis. Deze lijnennetkaart t is met de grootst mogelijke zorg<br />

samengesteld.<br />

HTM<br />

is niet aansprakelijk akelijk voor schade als gevolg van eventuele onjuistheden of<br />

onvolledigheden.<br />

Die nach Nordwesten ausgerichtete Grafik mit allen Straßen- und Stadtbahnlinien, an der Küste<br />

liegt Scheveningen, wohin vor 150 Jahren die erste Straßenbahn führte<br />

GRAFIK: HTM<br />

1945 waren auch für die Straßenbahn hart,<br />

obwohl es kaum zu Wagenverlusten kam.<br />

Seit 1943 war Scheveningen ein militärisches<br />

Sperrgebiet, die Wehrmacht ließ dort<br />

die Schiene teilweise abbauen. Die Angriffe<br />

auf Den Haag zerstörten zwei Stadtteile.<br />

Im Jahre 1948 beschaffte die HTM die<br />

erste Reihe moderner Vierachser (Tw 201<br />

bis 216) mit schweizerischer Technik. Der<br />

mit Druckluftbremsen kombinierte elektrische<br />

Teil bewährte sich in der Praxis jedoch<br />

nicht. Diese Wagen sorgten bei den Werkstattmitarbeitern<br />

für viele Kopfschmerzen –<br />

und Überstunden. Daraufhin beschloss die<br />

Geschäftsführung, den ganzen Betrieb auf<br />

amerikanische PCC-Technik umzustellen.<br />

Bereits 1949 fuhren die ersten zwei langen<br />

PCC-Wagen mit einer Breite von 2,20 Meter.<br />

Sie trafen als Bausatz in Den Haag ein,<br />

die Wagen der später gelieferten Reihe 1003<br />

bis 1024 waren bedeutend kürzer.<br />

In den Jahren 1958 bis 1966 reduzierte<br />

die HTM das zuvor sehr dichte Stadtnetz.<br />

Für mehrere Linien bedeutete das das Aus,<br />

so für die SL 1, 2, 4, 5, 7, 14 und 15 – ebenso<br />

für alle noch vorhandenen Zweiachser<br />

und für die auf viele Typen verteilten Beiwagen.<br />

Doch die HTM-Verwaltung und Privatpersonen<br />

waren sehr traditionsbewusst.<br />

Dem verantwortungsvollen Handeln der<br />

HTM-Geschäftsführung und verschiedener<br />

Privatpersonen in den 1960er-Jahren ist es<br />

zu verdanken, dass es heute von jeder einst<br />

in Den Haag eingesetzten Wagengattung<br />

noch mindestens ein Exemplar gibt. Die<br />

Sammlungen des „Haags Openbaar Vervoer<br />

Museum“ (HOVM) und der „Tramweg<br />

Stichting“ gehören zu den größten Europas.<br />

Der Stadtbahngedanke<br />

Im November1961 stellten die HTM und<br />

NZH ihre elektrischen Überlandlinien nach<br />

Leiden auf Busverkehr um. Der zur Zukunft<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Den Haag<br />

Das Überland-Stadtbahnsystem ins Umfeld<br />

führt die Firma RandstadRail, hier der Wagen<br />

4051 auf der Linie 3 von Laan van Meerdervoort<br />

über den Hauptbahnhof nach Zoetemeer<br />

am 18. Mai 2012 bei Voorburg<br />

des öffentlichen Nahverkehrs <strong>im</strong> Großraum<br />

Den Haag um Rat gefragte Üstra-Direktor<br />

Friedrich Lehner aus Hannover avisierte<br />

aber, die beiden Strecken zu reaktivieren<br />

und in ein Stadt- und U-Bahnnetz zu integrieren.<br />

Die HTM-Geschäftsführung war<br />

von diesem Plan begeistert – Regierung und<br />

Provinzverwaltung wollten damals jedoch<br />

ausschließlich in den Straßenbau investieren.<br />

Trotzdem gelang es, die Strecke nach<br />

Delft <strong>im</strong> letzten Moment zu retten und<br />

1961 parallel zur alten NZH-Linie eine<br />

neue Trasse bis an der Stadtgrenze in Richtung<br />

Voorschoten zu bauen, die seit 1971<br />

bis Leidschendam-Noord führt.<br />

Die Straßenbahn-Linie 2 führt von Leidschendam Noord über Den Haag CS nach Kraayenstein. Am<br />

22. März 2013 war der 1983 von La Brugeoise et Nivelles gebaute GTL8 Nr. 3072 <strong>im</strong> Bereich des<br />

Oude Haagweg unterwegs. Sein elektrischer Teil stammt von der Fa. HOLEC HANS CASTELEIJN (2)<br />

Entwicklung <strong>im</strong> neuen Jahrtausend<br />

Obwohl die Stadtbahnpläne Lehners zu 70<br />

Prozent scheiterten, entstanden in den<br />

1970er- und 1980er-Jahre verschiedene<br />

Stadtbahnlinien in die Außenbezirke, die ab<br />

den 1950er-Jahren nur von Autobussen bedient<br />

worden waren. Die HTM entdeckte<br />

sehr früh, dass der Stadtbahnverkehr betrieblich<br />

kostengünstiger als ein Autobusbetrieb<br />

ist und setzte europaweit hiermit einen<br />

neuen Standard. Die relativ spät gegründete<br />

Autobussparte der HTM<br />

schrumpfte daraufhin deutlich. Seit dem<br />

Millennium befinden sich die Stadt- und<br />

Straßenbahnen Den Haags in einer neuen<br />

Blütezeit. Einerseits entstanden neue Stadtbahnlinien<br />

in die Vortorte Rijswijk, Wateringen,<br />

Voorburg und Nootdorp, andererseits<br />

übernahm die HTM (teilweise<br />

zusammen mit der RET) auch die S-Bahnli-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

39


Betriebe<br />

Fahrzeuge der Kavalkade am 5. Juni 2014<br />

• Tw 2 (Baujahr 1904 bzw. tatsächlich 2004) – Amsterdam, als HTM 2<br />

• Tw 164 (Baujahr 1908)<br />

• Tw 265 (Baujahr 1919) + Sommerbeiwagen 505 (Baujahr 1905) +<br />

Bw 614 (Baujahr 1912)<br />

• Überlandzug (Buitenlijntramstel) Tw 57 + Bw 118 (Baujahr 1924)<br />

• Schienenreinigungswagen 2 (Baujahr 1926) + Salzbeiwagen 14<br />

• Tw 826 (Baujahr 1929) + Schleifwagen H25<br />

• Tw 215 (Baujahr 1948) + Bw 780 (Baujahr 1929)<br />

• Dieselturmwagen H41 (1937 aus einem Altbautriebwagen entstanden)<br />

• Messtriebwagen 1315 (2006 aus einem PCC-Wagen von 1971 entstanden)<br />

• Partytram P 1 (ex PCC 1302 – Baujahr 1971)<br />

• PCC 1165 (Baujahr 1957/1977)<br />

• PCC 1304 (Baujahr 1971) + Motorbeiwagen 2101 (Baujahr 1974)<br />

• Salztriebwagen 3044 (GTL, Baujahr 1983, 2003 zum ATw umgebaut)<br />

• PCC 1210 (Baujahr 1963)<br />

• GTL 3112 (Baujahr 1993)<br />

• Hoftrammm (Sterne-Restaurant) ex GTL (Baujahr 1983/2013)<br />

OBEN Vor dem Aufbruch<br />

zur großen<br />

Jubiläums-Kaval -<br />

kade stellten sich<br />

die Wagen am 5. Juli<br />

2014 in Scheveningen<br />

Noorderstrand<br />

auf. Zu sehen sind<br />

hier v.l.n.r. der<br />

Tw 265 mit Sommer-Bw<br />

505, der<br />

Tw 164 sowie der<br />

Tw 2. Zwischen<br />

letzteren steht der<br />

Tw 57 mit Bw 118<br />

RECHTS Der Tw 3035<br />

verkehrt heute als<br />

Sterne-Restaurant<br />

„HofTrammm“<br />

JENS WINNIG (2)<br />

nien von Den Haag nach bzw. Zoetermeer<br />

(Bretzelringlinie) sowie nach Rotterdam<br />

Hofplein (seit 2010 ins U-Bahnnetz integriert).<br />

Im Jahr 2004 eröffnete die HTM die<br />

Tramtunnel in der Innenstadt und damit die<br />

neue Nord-Südstrecke. Die Ost-Weststrecke<br />

über Spui blieb hingegen oberirdisch und ist<br />

seit 2009 in der Innenstadt zur Fußgängerzone<br />

umgestaltet. Nach einer Probephase<br />

<strong>im</strong> Jahr zuvor startete 2007 der Betrieb auf<br />

den Stadtbahnlinien 3 und 4 nach Zoetermeer.<br />

Aufgrund des hohen Zuspruches bediente<br />

die HVZ diese langen Überlandstrecken<br />

<strong>im</strong> Dre<strong>im</strong>inutentakt.<br />

Autobusse spielt heute in Den Haag nur<br />

eine untergeordnete Rolle – der Überlandverkehr<br />

ist wichtiger denn je. Den Busverkehr<br />

<strong>im</strong> Umland führen Veolia und Arriva.<br />

Das Gleisnetz von HTM und RandstadRail<br />

umfasst aktuell etwas 135 Kilometer. Darauf<br />

befördert allein die HTM jährlich rund<br />

135 Millionen Fahrgäste.<br />

Jubiläumsfeiern und Ausblick<br />

Anlässlich „150 Jahre Straßenbahn in Den<br />

Haag“ fanden <strong>im</strong> Juli 2014 mehrere Veranstaltungen<br />

statt. Den Auftakt machte am<br />

5. Juli eine Tramparade von Scheveningen<br />

Noorderstrand bis zur Stadtkirche am Groen -<br />

markt. Die an diesem Tag präsentierten Wagen<br />

sind <strong>im</strong> Kasten aufgelistet. Die HTM<br />

zeigte demnach einen Querschnitt aus ihrer<br />

Geschichte bis hin zu Arbeitsfahrzeugen. Im<br />

Anschluss fand in der Altstadt am 5. Juli die<br />

Vorstellung des ersten neuen Niederflurwagens<br />

Avenio von Siemens statt. Die Gesellschaft<br />

hat insgesamt 60 dieser vierteiligen<br />

Fahrzeuge bestellt, der Auftragswert beläuft<br />

sich auf rund 155 Millionen Euro.<br />

Am anschließenden Samstag, dem 12. Juli,<br />

schickte HTM mehrere Museumswagen auf<br />

drei Sonderlinien durch die Stadt. Diese orientierten<br />

sich an historischen Strecken und<br />

trugen deren Liniennummern:<br />

• SL 8 (Bahnhof Hollands Spoor – Scheveningen)<br />

– heute SL1, Verlauf relativ ähnlich<br />

• SL 10 (Bahnhof Hollands Spoor – Centrum<br />

– Statenkwartier) – nur wenige Ab-<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Den Haag<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon?<br />

<br />

OBEN Die PCC 1304<br />

und 2101 hielt Hans<br />

Casteleijn am 5. Juli<br />

2014 am Groenmarkt<br />

<strong>im</strong> Bild fest<br />

schnitte mit historischer Route identisch<br />

• SL 14 (Centraal Station – Scheveningen<br />

über Koninginnegracht) – nicht historisch,<br />

die SL 14 (Bohemen – Scheveningen) wurde<br />

1966 zu zwei Dritteln eingestellt und<br />

durch Busse ersetzt<br />

Auf der Sonder-SL 8 verkehrten der Überlandzug<br />

aus Tw 57 und Bw 118, der Überland-Tw<br />

58, der Tw 826, der Dreiwagenzug<br />

Tw 265 + Sommerbeiwagen 505 + Bw 614;<br />

die Blaue Tram A327 + B37 der NZH (diese<br />

Kombination fuhr einst nur <strong>im</strong> Stadtverkehr<br />

Haarlem und kam nie bis Den Haag).<br />

Auf der Sonder-SL 10 verkehrten der Tw 2,<br />

Tw 164 und Tw 77, während die HTM die<br />

Sonder-SL 14 mit den Tw 215, PCC 1165,<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

LINKS Nach der<br />

Kavalkade fand am<br />

5. Juli auf dem<br />

Kerkplein (Kirchplatz)<br />

neben der<br />

Großen Kirche in<br />

der Innenstadt die<br />

Vorstellung des<br />

ersten Avenio statt<br />

STEPHAN KYRIELEIS<br />

PCC 1210 und PCC 1304 bediente. Das<br />

heißt, es fuhren an diesem Tag auch die Museumswagen<br />

der Tramweg Stichting mit ihrem<br />

Personal mit. Alle Fahrten fanden unter<br />

der Bevölkerung großen Anklang.<br />

Momentan wird an viele Stellen in Den<br />

Haag am Tramnetz gebaut, um ab Anfang<br />

2015 die neuen Avenio einsetzen zu können.<br />

Sie sollen zunächst auf der SL 15<br />

(Ringlinie Nootdorp – Centraal Station –<br />

Zentrumschleife Lange Voorhout/Spui –<br />

Nootdorp) zum Einsatz kommen. Zuvor<br />

gilt es vor allem die Haltestellen anzupassen,<br />

damit auch Reisende mit Kinderwagen<br />

und <strong>im</strong> Rollstuhl bequem ein- und aussteigen<br />

können. HANS CASTELEIJN/AM<br />

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Betriebe<br />

Mit der Pferdebahn<br />

durch den Kinderzoo<br />

Das Rösslitram in Rapperswil Etwa 30 Kilometer südöstlich von Zürich dreht seit mehr als<br />

50 Jahren eine kleine Pferdebahn ihre Runden. Und trotz nur etwa 450 Meter Länge hat diese<br />

privat betriebene Publikumsattraktion eines Kinderzoos überraschend viel zu bieten!<br />

Auch in der Schweiz gab es früher<br />

mehrere Pferdestraßenbahnen oder<br />

Rösslitrams, wie man dort sagt.<br />

Obwohl diese längst stillgelegt<br />

oder auf elektrischen Betrieb umgestellt<br />

sind, kann man auch heute noch in einem<br />

solchen Rösslitram fahren. Es befindet sich<br />

in Rapperswil, von Zürich aus bequem mit<br />

Schiff oder S-Bahn erreichbar. In dieser<br />

Stadt befindet sich das Winterquartier des<br />

Schweizer Nationalzirkus Knie und auf der<br />

anderen Straßenseite „Knies Kinderzoo“.<br />

Diese zu Pfingsten 1962 eröffnete Einrichtung<br />

gründeten einst die Brüder Fredy und<br />

Rolf Knie. Seitdem ist der Kinderzoo von<br />

Anfang März bis Ende Oktober ein beliebtes<br />

Ausflugsziel. Vom Bahnhof Rapperswil<br />

ist es ein Fußweg von fünf Minuten – oder<br />

man fährt mit dem Stadtbus bis zur Haltestelle<br />

direkt am Eingang.<br />

Im Laufe der Zeit sind <strong>im</strong>mer mehr Tiergehege<br />

und Attraktionen dazu gekommen.<br />

Darunter Seelöwenvorführungen, Reiten<br />

auf Ponys, Kamelen oder Elefanten – und<br />

auch das eher beschauliche Rösslitram.<br />

Pferdebahn mit Scheibenbremse!<br />

Auf einem etwa 450 Meter langen Rundkurs<br />

mit 600 Mill<strong>im</strong>eter Spurweite dreht jeweils<br />

ein Pferd mit dem einzigen vorhandenen<br />

Wagen täglich seine Runden. Der vierachsige<br />

Wagen stammt von der Firma Stadler<br />

in Bussnang. Er läuft auf zwei Drehgestellen<br />

und verfügt aus Sicherheitsgründen<br />

über eine hydraulisch betätigte Scheibenbremse.<br />

Der Kutscher braucht <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

den meisten historischen Pferdebahnen<br />

während seines Dienstes nicht zu stehen,<br />

sondern kann einen Fahrradsitz nutzen.<br />

Insgesamt sind fünf Pferde vorhanden,<br />

die sich in die drei „Schichten“ am Tag teilen:<br />

Die erste geht von 10:30 bis 12:30 Uhr,<br />

die zweite von 13 bis 14:30 Uhr und die<br />

dritte von 15 bis 17 Uhr. Der Kutscher ist<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Rapperswil<br />

RECHTS Die Bauform<br />

des einzigen vorhandenen<br />

Wagens<br />

lässt einen idealen<br />

Rundblick zu – auch<br />

nach vorn zum<br />

Kutscher und zum<br />

„Traktionsmittel“<br />

LINKS Am 5. Juni dieses<br />

Jahres war das<br />

Rösslitram <strong>im</strong> Kinderzoo<br />

Rapperswil bei<br />

bestem Pferdebahnwetter<br />

unterwegs.<br />

Im Hintergrund<br />

erhebt sich die Burg<br />

des Ortes<br />

ALLE FOTO:<br />

NORBERT KUSCHINSKI<br />

RECHTS Eines der<br />

Drehgestelle des<br />

1962 gebauten Pferde<br />

bahnwagens. Es<br />

nutzt Feldbahnachsen,<br />

kann aber über<br />

eine Scheibenbremse<br />

zum Stillstand<br />

gebracht werden<br />

meist Andrej Bochowski, der diesen Job bereits<br />

seit über 20 Jahren ausübt.<br />

Die überdachte Haltestelle befindet sich<br />

gleich neben dem zentralen Zoo-Restaurant.<br />

Die Fahrgäste bezahlen den Fahrpreis<br />

be<strong>im</strong> Einsteigen be<strong>im</strong> Kutscher, der dafür einen<br />

Galoppwechsler und eine Fahrscheintasche<br />

trägt. Einige Jahre lang gab es zwar<br />

Automaten, die Jetons für die einzelnen Attraktionen<br />

verkauften, aber davon kam die<br />

Leitung des Zoos wieder ab. Der Fahrpreis<br />

beträgt derzeit zwei Schweizer Franken für<br />

Erwachsene bzw. einen Franken für Kinder.<br />

Nachdem alle Gäste auf den beiden<br />

Längsbänken Platz genommen haben, gibt<br />

der Kutscher mit der Glocke das Abfahrtssignal.<br />

Die Fahrt führt gegen den Uhrzeigersinn<br />

durch das Gelände. Dabei wird es<br />

nie langweilig – weder für die Fahrgäste,<br />

noch für den Kutscher. Der muss nämlich<br />

auf Passanten achten, die trotz Warnglocke<br />

die Pferdebahn nicht wahrnehmen.<br />

Abwechslungsreicher Rundkurs<br />

Zuerst geht es an der überdachten Arena<br />

vorbei, in der früher Delphine und jetzt Seelöwen<br />

ihre Kunststücke zeigen. Als nächstes<br />

wird der Streichelzoo passiert, in dem Besucherkinder<br />

hautnah mit Zookindern in Berührung<br />

kommen. An dieser Stelle kann<br />

man auch einen Blick über den Zaun werfen,<br />

wo die Burg und die Kirche von Rapperswil<br />

zu sehen sind. Dann führt die Strecke<br />

am Elefantengehege vorbei. Ab 2015<br />

sollen hier Geparde und Pinguine leben,<br />

während die Elefanten in eine neue, größere<br />

Anlage umziehen.<br />

Nach einem Linksbogen liegt rechterhand<br />

das Gehege der Kamele. Das Rösslitram hat<br />

nun eine leichte Steigung zu bewältigen und<br />

durchfährt einen Tunnel, der freilich nicht<br />

gemauert ist, sondern aus einer Hecke besteht.<br />

Dann ist auch schon wieder der Ausgangspunkt<br />

erreicht. Die Fahrgäste verlassen<br />

den Wagen durch den hinteren Ausstieg,<br />

während vorn meist schon die nächsten<br />

Fahrgäste warten. NORBERT KUSCHINSKI<br />

Daten & Fakten:<br />

Rösslitram Rapperswil<br />

Betreiber:. . . . . . . . . . . . . . . Nationalzirkus Knie<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1962<br />

Spurweite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . 600 Mill<strong>im</strong>eter<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452 Meter<br />

Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . . 1 vierachsiger Wagen<br />

Traktionsmittel: . . . . . . je eines von fünf Pferden<br />

Haltestellen:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eine<br />

Betriebszeit: . . . . . . . 10 bis 17 Uhr (mit Pausen)<br />

Fahrzeit: . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 6 bis 7 Minuten<br />

Auskünfte: . . . . . . . . . . www.knieskinderzoo.ch<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

43


Fahrzeuge<br />

Dreierlei mit drei<br />

und vier Fenstern<br />

<strong>Stuttgarts</strong> Triebwagen der Reihe 300 Zwischen 1909 und 1912 beschafften die Stuttgarter<br />

Straßenbahnen insgesamt 70 Zweiachser, die sie ab 1928/29 innerhalb der Reihe 300 führten. Doch<br />

die max<strong>im</strong>al bis 1961 genutzten Wagen unterschieden sich gefühlt in mindestens 300 Details …<br />

Die heute von der Stuttgarter Straßenbahnen<br />

AG (SSB) <strong>im</strong> Liniendienst<br />

eingesetzten Stadtbahnwagen<br />

der Typen DT8.4 bis DT8.12<br />

tragen allesamt vierstellige Betriebsnummern.<br />

Inzwischen wirklich alte Straßenbahnfreunde<br />

erinnern sich aber auch noch<br />

an den regulären Einsatz der 70 Fahrzeuge<br />

umfassenden Reihe 300, von denen die letzten<br />

in ihrer Kindheit noch in Stuttgart anzutreffen<br />

waren. Gottfried Bauer porträtierte<br />

diese überraschend unterschiedlich<br />

ausgeführten Zweiachser vor 50. Ausgaben<br />

ab dem 250. <strong>STRASSENBAHN</strong> MAGA-<br />

ZIN in drei Teilen äußerst detailliert. Anlässlich<br />

der 300. Ausgabe Magazins stellen<br />

wir diese Familie hier erneut vor.<br />

Anfangs wenig Klassifikation<br />

Ihre in den Jahren 1909/10 beschafften<br />

zweiachsigen Triebwagen fassten die SSB<br />

erstmals in verschiedenen Gruppen zusammen.<br />

So differenzierte das Unternehmen<br />

fortan in Hauptlinienwagen, in große bzw.<br />

kleine Stadttriebwagen sowie in Vororttriebwagen.<br />

Im Jahr 1928 schlossen die SSB<br />

ihre Trieb- und Beiwagen schließlich in<br />

„Reihen“ zusammen. Innerhalb der Reihe<br />

300 erfasste die Gesellschaft alle ihre größeren<br />

Triebwagen mit drei und vier Seitenfenstern<br />

der Baujahre 1909 bis 1914, die<br />

Gottfried Bauer später innerhalb der Typen<br />

8, 9 sowie 11 bis 15 sowie 19.1 klassifizier-<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


<strong>Stuttgarts</strong> Reihe 300<br />

Am 9. August 1956<br />

war der Tw 395 (Typ 8)<br />

mit den Notaufbau-<br />

Beiwagen 926 und 935<br />

auf der Linie 17 zum<br />

Leipziger Platz unterwegs.<br />

Die Aufnahme<br />

entstand gegenüber<br />

des Stuttgarter Hauptbahnhofes<br />

vor dem<br />

Hindenburgbau. Der<br />

Wagenkasten des zwei<br />

Jahre danach verschrotteten<br />

Vororttriebwagens<br />

stammte<br />

von 1909, sein Fahrwerk<br />

von 1932/33<br />

PETER BOEHM,<br />

SLG. GOTTFRIED BAUER<br />

Triebwagen der Reihe 300<br />

Nummern Typ vormalige Anzahl Baujahre Hersteller Seiten- frühere SSBab<br />

1928/29 Nummern fenster Bezeichnungen<br />

301–314 11 147–151, 153–157, 14 1909 Herbrand & Co. 4 Hauptliniewagen<br />

162–165<br />

315–329 13 310, 317–319, 320–330 15 1909/10 Herbrand & Co. 4 Großer Stadttriebwagen (1. Serie)<br />

330–335 15 259–264 6 1912 Herbrand & Co. 4 Großer Stadttriebwagen (3. Serie)<br />

336–350 14 234–248 15 1910 Herbrand & Co. 3 Großer Stadttriebwagen (2. Serie)<br />

351–356 12 311–316 6 1909 Herbrand & Co. 3 Vororttriebwagen (2. Serie)<br />

357–363 9 145, 146, 152, 158–161 7 1909 Herbrand & Co. 3 Hauptliniewagen<br />

371–378 1) 19.1 388–395 (8) 1914 Herbrand & Co. 4 Vororttriebwagen (3. Serie)<br />

391–397 2) 8 301–307 7 1909 (Herbrand & Co.) 3 Vororttriebwagen (1. Serie)<br />

Gesamt 70 (bzw. 78) 1909–1914<br />

1)<br />

1914 neu konstruierte Fahrzeugreihe, eigentlich zur SSB-Reihe 400 gehörend, aber 1928 den vor 1918 gebauten Wagen zugeordnet.<br />

2)<br />

Ursprünglich war vorgesehen, die Fahrzeuge fortlaufend nach den Wagen des Typs 9 als Tw 364 bis 370 einzureihen. Nach ihrer Generalüberholung<br />

mit Vergrößerung des Fahrgestells und Verlängerung der Plattformen belegten sie dann jedoch die Nummerngruppe 391 bis 397.<br />

te – über die genaue Aufteilung der einzelnen<br />

Wagen informiert die Tabelle. Der<br />

Großteil der später innerhalb der Reihe 300<br />

zusammengefassten Wagen entstand in den<br />

Jahren 1909/10.<br />

Die Ursprungstypen der Wagen<br />

Das waren <strong>im</strong> Einzelnen insgesamt 21 für<br />

die Hauptlinien beschaffte Zweiachser der<br />

späteren Typen 9 und 11 (Tw 147 bis 165)<br />

sowie sieben ebenfalls <strong>im</strong> Jahr 1909 innerhalb<br />

der Serie 1 (Typ 8) und sechs innerhalb<br />

der Serie 2 (Typ 12) entstandenen Wagen<br />

für die Vorortlinien, die damals noch nicht<br />

von den SSB, sondern von der eigens für<br />

diese Strecken gegründeten Tochtergesellschaft<br />

„Stuttgarter Vorort-Straßenbahnen“<br />

(SVS) betrieben wurden.<br />

Zu diesen 34 Wagen kamen 15 in den<br />

Jahren 1909/10 gebaute „große Stadttriebwagen“<br />

der 1. Serie, denen 1910 ebenfalls<br />

15 Fahrzeuge der 2. Serie folgten. Damit<br />

standen für den Betrieb der SSB und SVS<br />

insgesamt 64 neue Wagen zur Verfügung.<br />

Im Jahr 1912 traf mit den sechs Triebwagen<br />

259 bis 264 die 3. Serie „großer Stadttriebwagen“<br />

in Stuttgart ein, letzterer als<br />

70. Fahrzeug dieser Familie.<br />

Die 3. Serie Vororttriebwagen lieferte<br />

1914 ebenfalls die Kölner Firma Herbrand<br />

& Co. Die acht neu konstruierten Fahrzeuge<br />

mit den Betriebsnummern 388 bis 395 in<br />

Erstbesetzung erhielten zwar 1928 die Betriebsnummern<br />

Tw 371 bis 378 (Typ 19.1),<br />

aber sie gehören baulich eigentlich zur Reihe<br />

400. Denn auf Basis dieser Zweiachser<br />

hatten die SSB 1924/25 von der Maschinenfabrik<br />

Eßlingen und der Waggonfabrik<br />

Fuchs in Heidelberg insgesamt 75 Triebwagen<br />

der Reihe 400 fertigen lassen.<br />

Das Konstruktionsjahr und sogar die Fertigung<br />

mehrerer Komponenten der 1909 in<br />

Dienst gestellten Vorortwagen des späteren<br />

Typs 8 reichen übrigens ebenfalls mehrere<br />

Jahre zurück! Anfang des Jahres 1909 hat-<br />

In Zuffenhausen an der damals noch als Stuttgarter Straße bezeichneten Ludwigsburger Straße<br />

entstand um 1910 diese Aufnahme des Tw 302. Heute befindet sich hier die Haltestelle „Rathaus<br />

Zuffenhausen“. Der ab 1928 als Tw 393 II geführte Wagen wurde 1944 zerstört<br />

Am 21. September 1909 – kurz nach Eröffnung der Vorortstrecke nach Zuffenhausen – entstand<br />

vor der Gaststätte „Zum Adler“ dieses Wagenporträt. Der kurz zuvor in Köln gebaute Wagenkasten<br />

sitzt auf einem gebrauchten Fahrgestell aus den 1890er-Jahren! SLG. GOTTFRIED BAUER (2)<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

45


Fahrzeuge<br />

Der ab 1928 als Tw 392 geführte Vororttriebwagen blieb nach seinem Neuaufbau <strong>im</strong> Jahr 1942<br />

auch noch nach 1961 <strong>im</strong> Betriebsbestand der SSB. Bis 1967 diente er als ATw 2547 DIETER SCHLIPF<br />

Der 1942 umgebaute Tw 392<br />

Da der 1909 in Köln gebaute Aufbau des Tw 392<br />

(Typ 8) Anfang der 1940er-Jahre verschlissen war,<br />

gaben die SSB für ihn 1942 bei der Stuttgarter Karosseriefabrik<br />

Reutter & Co. einen neuen Wagenkasten<br />

in Auftrag. Dieser erhielt – wie damals<br />

üblich – geteilte Frontscheiben mit einem Schiebefenster<br />

zum Lösen des Bedienungsseils des Rollenstromabnehmers,<br />

aber auch schmale Seitenfensterleisten<br />

und Seitenwandscheuerleisten sowie<br />

die Halterungen für die drehbaren Zielschilder.<br />

Die Motoren und elektrische Anlagen sowie<br />

andere noch verwertbare Teile waren beibehalten<br />

worden. Das so entstandene Einzelstück galt nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg als Prototyp für die nach<br />

dem Krieg wieder aufgebauten Wagen der Typenreihe<br />

26.<br />

die SVS bzw. die SSB AG am 1. August 1909<br />

den Vorortverkehr von Feuerbach nach Stuttgart<br />

und nach Cannstatt auf. Ab Mitte September<br />

fuhren sie auch nach Zuffenhausen.<br />

Da die Vorortlinien einen größeren Zuspruch<br />

als erwartet fanden, war rasch ein Beiwagenbetrieb<br />

erforderlich. Doch dazu waren die Tw<br />

301 bis 307 zu schwach motorisiert. Daraufhin<br />

lösten sie 1911 auf die Vorortlinien umgesetzte<br />

„Große Stadttriebwagen“ (Typ 14)<br />

und die Vororttriebwagen der 2. Serie (Typ<br />

12) ab. Die schwächeren Wagen vom Typ 8<br />

kamen danach auf schwächer frequentierten<br />

E-Linien zum Einsatz, ehe sie noch vor dem<br />

Ersten Weltkrieg schrittweise stärkere Motoren<br />

erhielten. Damit verkehrten sie bis Anfang<br />

der 1920er-Jahre wieder auf den Linien 14, 15<br />

und 16, ab 1925 vor allem auf der Linie 11.<br />

Nach der <strong>im</strong> Oktober 1928 erfolgten Verlängerung<br />

der Linie 14 bis zum Schlossplatz<br />

kehrten die von den SSB inzwischen als Tw<br />

391 bis 397 geführten Wagen für zwei Jahre<br />

auf eben jene Strecke zurück. Nach einem<br />

halben Einsatzjahr auf der Linie 11 blieben<br />

die sieben Fahrzeuge zunächst einmal abgestellt.<br />

Es stand ihre Ausmusterung und Verschrottung<br />

<strong>im</strong> Raum. Doch da sich die Wagenkästen<br />

in einem guten Zustand befanden,<br />

ließen die SSB für sie letztendlich 1932/33 in<br />

der Maschinenfabrik Eßlingen neue Untergestelle<br />

mit längerem Achsstand anfertigen und<br />

die Fahrzeuge neu motorisieren. Die danach<br />

sehr kräftigen Wagen waren jetzt für die Linie<br />

12 (Hallschlag – Cannstatt) prädestiniert,<br />

von 1942 bis zum Kriegsende fuhren sie allerdings<br />

auf der Linie 11 (Cannstatt – Zuffenhausen).<br />

Zum Umbau des Tw 392 <strong>im</strong> Jahr<br />

1942 siehe Kasten zu diesem Thema. Der Tw<br />

393 fiel 1944 den Bombardements auf Stuttgart<br />

zum Opfer.<br />

Die „Großen Stadttriebwagen“<br />

des Typs 14 aus<br />

dem Jahre 1910 verfügten<br />

in ihren letzten Betriebsjahren<br />

schon über<br />

Scherenstromabnehmer<br />

SLG. GOTTFRIED BAUER (2)<br />

ten die SSB nämlich sieben abgewirtschaftete<br />

Imperialtriebwagen außer Betrieb genommen<br />

und deren Kästen abgewrackt. Die<br />

aus der Pferdebahnzeit stammenden Untergestelle<br />

samt den 1895/96 nachgerüsteten<br />

Fahrmotoren (siehe SM 9/2004) ließen die<br />

SSB anschließend nach Köln zur Fa. Herbrand<br />

& Co. bringen, wo der Hersteller sieben<br />

dort vorgefertigte Wagenkästen auf die<br />

Fahrwerke setzte.<br />

Der Einsatz des Typs 8 bis 1945<br />

Mit den in Erstbesetzung als Tw 301 bis 307<br />

bezeichneten vermeintlichen Neuwagen nahm<br />

Der Typs 9 und sein Einsatz bis 1945<br />

Als Ersatz für die zum Umbau in Vororttriebwagen<br />

abgewrackten Imperialwagen<br />

beschafften die SSB für ihre Hauptlinien<br />

von der Fa. Herbrand & Co. sieben 1909<br />

komplett neu gebaute Triebwagen mit jeweils<br />

drei Seitenfenstern und verglasten<br />

Plattformen. Sie erhielten die Betriebsnummern<br />

der zuvor ausgeschiedenen Zweiachser<br />

in Zweitbesetzung. Auf ihrem Oberlichtdach<br />

befand sich ein kleiner runder<br />

Lampenkasten mit einem Milchglas, vor<br />

das die Fahrer Blechmasken mit den ausgestanzten<br />

Linienummern schieben konnten.<br />

Unterhalb dieser Lampen befanden sich<br />

emaillierte Zielschilder als Dachdrehwalzen.<br />

Im Jahr 1913 erhielten auch diese Wagen<br />

neue Motoren, 1924 neue Fahrschalter.<br />

Ab ihrer Indienststellung 1909 kamen die<br />

„Hauptliniewagen“ 18 Jahre lang auf der Linie<br />

1 zum Einsatz, danach kurze Zeit auf der<br />

damaligen Linie 11 vom Veilbrunnenweg in<br />

Cannstatt zur Oberen Ziegelei. Anschließend<br />

liefen die 1928 in Tw 357 bis 363 umgezeich-<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


<strong>Stuttgarts</strong> Reihe 300<br />

Der 1909 in Köln-Ehrenfeld gebaute Tw 150 vom Typ 11 kommt 1925 aus dem 1896 fertiggestellten Schwabtunnel, der damals noch eingleisig<br />

durchfahren wurde. Drei Jahre später zeichneten die SSB den Hauptlinienwagen in Tw 304 II um<br />

SLG. GOTTFRIED BAUER<br />

Kriegsverluste der Reihe 300<br />

Typ Betriebs-Nr. Anzahl KV<br />

8 391 bis 397 7 1<br />

9 357 bis 362 7 2<br />

11 301 bis 314 14 4<br />

12 330 bis 335 6 alle 6<br />

13 315 bis 329 15 4<br />

14 336 bis 350 15 8<br />

15 330 bis 335 6 alle 6<br />

Gesamt 70 31<br />

neten Wagen knapp elf Jahre bis 1939 auf der<br />

Linie 15 vom Pragsattel über den Nordbahnhof<br />

zum Schlossplatz bzw. teils bis Heslach.<br />

Bis zum Mai 1942 traf man die 1935 neu motorisierten<br />

Zweiachser auf der Berufsverkehrslinie<br />

26E (Sillenbuch – Schlossplatz – Hedelfingen)<br />

an, danach leisteten sie auch<br />

Einen der vierfenstrigen<br />

Wagen der Reihe 300 zeigt<br />

diese Zeichnung vom<br />

Typ 11 in seiner Ausführung<br />

mit Stangenstromab nehmer<br />

und Längs bänken nach<br />

1934. Später ließen die SSB<br />

Querbänke einbauen<br />

anderswo E-Wagen-Dienste. Zwei der sieben<br />

Fahrzeuge verglühten 1944, ein anderer erlitt<br />

bei den Bombardierungen schwere Schäden.<br />

Der Typ 12 und sein Einsatz bis 1945<br />

Für den Einsatz auf den 1910 eingeweihten<br />

Vorortstrecken nach Untertürkhe<strong>im</strong> bzw.<br />

Hedelfingen kaufte die SVS ein Jahr zuvor<br />

sechs von der Fa. Herbrand & Co. komplett<br />

neu gebaute Triebwagen mit jeweils drei Seitenfenstern,<br />

die den Wagen des Typs 8 ähnelten.<br />

1914 erhielten auch diese als Tw 311<br />

bis 316 in Erstbesetzung geführten Fahrzeuge<br />

neue Motoren. 1917 wechselten fünf der<br />

Zweiachser von den Linien 15 (Zuffenhausen<br />

– Untertürkhe<strong>im</strong>) und 16 (Feuerbach –<br />

Hedelfingen) zur Linie 4, Tw 316 hingegen<br />

zur Linie 17 (Heslach – Kaltental). Dort blieben<br />

die ab 1928 als Tw 351 bis 356 geführten<br />

Wagen bis Ende 1929. Danach bis 1930<br />

mit gebrauchten, aber stärkeren Motoren<br />

versehen, kamen sie bis 1939 auf der Linie<br />

15 (Pragsattel – Schlossplatz – Heslach) zum<br />

Einsatz, anschließend drei Jahre auf der Linie<br />

11 (Zuffenhausen – Cannstatt). Ab Mai<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

47


Fahrzeuge<br />

Der Tw 361 (Typ 9) hatte 1953 einen von der SSB-Hauptwerkstatt hergestellten Aufbau erhalten.<br />

Damit blieb er bis 1961 <strong>im</strong> Dienst. Zuvor fotografierte ihn Dieter Schlipf am 25. September 1961<br />

Mit seinem der Reihe 600 nachempfunden Neubauwagenkasten stand Tw 324 (ursprünglich Typ<br />

13, nun Typ 26.10) <strong>im</strong> Jahr 1952 vor dem Betriebshof Osthe<strong>im</strong>. Seine Ablösung in Form der GT4<br />

steht jedoch schon zwei Stände weiter bereit …<br />

GOTTFRIED BAUER<br />

1942 übernahmen die Wagen Dienste auf<br />

der Linie 2E (Leipziger Platz – Ostendplatz).<br />

Im November 1944 erlitten alle sechs Zweiachser<br />

irreparable Schäden.<br />

Der Typ 14 und sein Einsatz bis 1945<br />

1910 lieferte die Fa. Herbrand & Co. 15<br />

Triebwagen mit jeweils drei Seitenfenstern<br />

für den Innerortsverkehr. Diese als 2. Serie<br />

der „Großen Stadttriebwagen“ mit den ersten<br />

Betriebsnummern Tw 234 bis 248 in<br />

Dienst gestellten Zweiachser ähnelten stark<br />

den <strong>im</strong> Vorjahr in Köln-Ehrenfeld gebauten<br />

„Vororttriebwagen“ des späteren Typs 12.<br />

Allerdings verfügten sie über einen etwas<br />

längeren Oberlichtaufsatz und über die<br />

be<strong>im</strong> Typ 9 beschriebene Dachlampe mit Liniennummernmasken.<br />

Da bei einem Teil der<br />

Wagen <strong>im</strong> Winter jeweils ein Ofen aufgestellt<br />

werden konnte, verwendeten die SSB<br />

diese Fahrzeuge ab 1912 vorwiegend auf<br />

den Linien 15 und 16. Im Jahr 1928 erhielten<br />

die vier Jahre zuvor neu motorisierten<br />

Wagen die neuen Betriebsnummern Tw 336<br />

bis 350. Aufgrund der vergleichsweise größeren<br />

Anzahl der Fahrzeuge setzten sie die<br />

SSB nicht geschlossen auf einer, sondern auf<br />

verschiedenen Linien ein – bis 1929 elf auf<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


<strong>Stuttgarts</strong> Reihe 300<br />

der Linie 4 und vier auf der 26E. Ab Anfang<br />

der 1930er-Jahre waren alle Wagen auf der<br />

Linie 15 anzutreffen. Nach einer 1934 in<br />

der SSB-Hauptwerkstatt ausgeführten Verstärkung<br />

der Fahrgestelle und Erneuerung<br />

der elektrischen Einrichtung (Typ 14a) waren<br />

sie wieder auf den Linie 4 und 26E anzutreffen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg gaben sie<br />

1940/41 auf der Linie 25 ein kurzes Gastspiel,<br />

ehe sie auf den Linien 2E und 22<br />

(Hack-/Ostendstraße – Schlachthof Cannstatt/Bahnhof<br />

Hallschlag) zum Einsatz kamen.<br />

Acht der Wagen fielen 1944 dem<br />

Bombenhagel zum Opfer.<br />

Die Wagen mit vier Seitenfenstern –<br />

Der Typ 11 und sein Einsatz bis 1945<br />

Um die 1895/96 in der Hauptwerkstätte in<br />

Berg aus früheren Pferdebahn-Doppelstockwagen<br />

entstandenen „Imperialtriebwagen“<br />

auf den Hauptlinien zu ersetzen, erwarben<br />

die SSB <strong>im</strong> Jahr 1909 von der<br />

Waggonfabrik Paul Herbrand & Co. in<br />

Köln-Ehrenfeld insgesamt 21 neu gebaute<br />

Straßenbahnwagen. Verfügten die bereits<br />

beschriebenen sieben später dem Typ 9 zugeordneten<br />

Wagen über drei große Fenster<br />

pro Seitenwand, so erhielten die 14 später<br />

Anlässlich des Deutschen Turnfestes 1933 in Stuttgart<br />

warten in der Talstraße mehr als ein Dutzend Straßenbahnzüge<br />

auf das Ende der Abschlussveranstaltung <strong>im</strong><br />

Neckarstadion. Als letzter ist der Tw 333 (Typ 15) mit<br />

dem Liniensignal 20 zu erkennen SLG. GOTTFRIED BAUER<br />

dem Typ 11 zugeordneten Wagen längere<br />

Aufbauten mit vier Seitenfenstern (davon<br />

waren die beiden äußeren schmaler als die<br />

beiden mittleren ausgeführt). Sie führten die<br />

SSB anfangs unter der Bezeichnung „große<br />

Stadttriebwagen für die Hauptlinien“ – später<br />

kurz als „Hauptlinienwagen“ – und belegten<br />

die Betriebsnummern außer Dienst<br />

genommener Imperialwagen.<br />

Die 17 Neuaufbauten von 1942 bis 1955<br />

Nach dem Vorbild des 1942 mit einem neuen Wagenkasten versehenen<br />

Tw 392 bestellten die Stuttgarter Straßenbahnen ab 1949 bei der Karosseriewerk<br />

Reutter & Co. weitere neue Aufbauten. Bis 1955 lieferte das Stuttgarter<br />

Unternehmen 15 derartige Wagenkästen, allerdings in unterschiedlicher<br />

Ausführung, was einen Weiterbetrieb folgender Wagen ermöglichte:<br />

Betriebs-Nr. Umbaujahr Typ zuvor Typ danach Bemerkung<br />

Tw 322 1949 13a 26.10<br />

Tw 323 1949 13a 26.10<br />

Tw 325 1949 13a 26.10<br />

Tw 327 IV 1950 14a 26.2 ex Tw 339<br />

Tw 358 II 1952 9a 26.5a<br />

Tw 324 1952 13a 26.10<br />

Tw 326 1953 13a 26.6a<br />

Tw 394 II 1953 8a 26.6b<br />

Tw 304 II 1954 11b 26.7a<br />

Tw 321 1954 13a 26.7b<br />

Tw 309 II 1955 11b 26.7a<br />

Tw 396 1955 8a 26.7c<br />

Tw 313 III 1955 11c 26.9a<br />

Tw 340 1955 14a 26.9b<br />

Für die Tw 345 (Typ 14a) und Tw 362 II (Typ 14a) stellte die SSB-Hauptwerkstatt<br />

in Osthe<strong>im</strong> derartige Wagenkästen selbst her. Die auf diese Weise umgebauten<br />

Fahrzeuge gehörten danach dem Typ 26.5c bzw. 26.5b an.<br />

Die 17 umgebauten Zweiachser ähnelten äußerlich dem Baumuster der<br />

SSB-Triebwagenreihe 200 und 600 – allerdings mit drei Seitenfenstern. Die<br />

zum Typ 26.10 umgebauten Tw 322 bis 325 verfügten hingegen über vier<br />

Seitenfenster. Aber auch in anderen Details wie der Sitzplatzanzahl, Einfassung<br />

der Fenster und Ausführung des Daches unterschieden sich die 17 Aufbauwagen<br />

voneinander, so dass dazu beitrugen, den Ruf der Reihe als Sammelbecken<br />

zu festigen.<br />

Die neuen Fahrzeuge waren für 41 Personen<br />

zugelassen und mit Längssitzen versehen.<br />

Auch ihre ab Werk vorhandenen je<br />

zwei AEG-Motoren erwiesen sich mit 22 Kilowatt<br />

Leistung als zu schwach, so dass sie<br />

die SSB 1914 ebenfalls durch stärkere Exemplare<br />

(27 Kilowatt) ersetzen ließen, weitere<br />

Modernisierungen folgten ab 1924 an den<br />

einzelnen Wagen in unterschiedlichem Umfang.<br />

Im Rahmen einer von 1932 bis 1934<br />

bei allen Wagen ausgeführten grundlegenden<br />

Überholung änderten sich der Achsstand,<br />

die Länge, die Größe der Plattformen<br />

sowie weitere Details auf teils unterschiedliche<br />

Weise. Die umgebauten Fahrzeuge<br />

klassifizierte Gottfried Bauer deshalb später<br />

innerhalb der Typen 11a bis c.<br />

Zum Einsatz kamen die 14 Wagen umfassende<br />

Serie von 1909 bis 1928 auf der Linie 1,<br />

danach auf der damals den „Westring“ von<br />

der Schreiberstraße den Hauptbahnhof und<br />

Schlossplatz bedienenden Linie 6. Vier der 14<br />

ab 1928 in Zweitbesetzung als Tw 301 bis<br />

314 geführten Wagen schieden 1943/44<br />

durch Kriegseinwirkung aus dem Bestand<br />

aus, die zehn übrigen erlitten ebenfalls Schäden,<br />

so dass zunächst abgestellt blieben.<br />

Der Typ 13 und sein Einsatz bis 1945<br />

Im Jahr 1909 lieferte die Fa. Herbrand &<br />

Co. vier und 1910 weitere elf Exemplare einer<br />

eigenen Serie von „Vororttriebwagen“<br />

nach Stuttgart, die für den Einsatz auf den<br />

Vorortlinien 15 und 16 der württembergischen<br />

Landeshauptstadt gedacht waren.<br />

Doch schon 1911 setzten die SSB die zehn<br />

nicht beheizbaren Wagen mit jeweils vier<br />

Seitenfenstern auf die städtische Linie 4<br />

(Traubenstraße – Ostendplatz – Gaisburg)<br />

um. Die fünf beheizbaren Exemplare blieben<br />

auf den Vorortlinien 15 bis 17, teils bis<br />

1928. Trotzdem gelten alle 15 Wagen als<br />

„große Stadttriebwagen (1. Serie).“ Baulich<br />

ähnelten sie sehr den später als Typ 11 klassifizierten<br />

Fahrzeugen. Lediglich in der Ausführung<br />

des Oberlichtaufsatzes und der Ein-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

49


Fahrzeuge<br />

Am Schlossplatz treffen sich <strong>im</strong> Sommer 1911 die dreifenstrigen Triebwagen der Linie 1 (links Tw 145 vom Typ 9) und 15 (Typ 12). Optisch erscheinen<br />

die Fahrzeuge gleich zu sein, doch sie unterscheiden sich in den Plattformen: der Typ 12 verfügt über Schiebetüren, der Typ 9 nicht SLG. GOTTFRIED BAUER<br />

stiege unterschieden sie sich. Ab 1925 erfuhren<br />

auch die Wagen dieses Typs verschiedene<br />

Umbauten.<br />

Die ab 1929 als Tw 315 bis 329 geführten<br />

Zweiachser kamen von 1928 bis 1932 auf<br />

der Linie 6 und der neuen Hauptverkehrslinie<br />

26E zum Einsatz. Danach unterzogen die<br />

SSB die Fahrzeuge 1933/34 den be<strong>im</strong> Typ 11<br />

beschriebenen Umbauten, die ebenfalls unterschiedlich<br />

ausgeführt wurden, wodurch<br />

anschließend zwischen dem Typ 13a und b<br />

differenziert werden kann. Bis Mitte der<br />

1940er-Jahre setzte sie die Gesellschaft anschließend<br />

auf den Linien 6 und 21 ein.<br />

1944 erlitten die vier Tw 318 sowie 327 bis<br />

329 irreparable Schäden, drei andere blieben<br />

bis weit nach dem Kriegsende abgestellt.<br />

Der Typ 15 und sein Einsatz bis 1945<br />

Für das innerstädtische Netz nutzten die<br />

SSB neben 15 <strong>im</strong> Jahr 1910 beschafften<br />

„großen Stadttriebwagen“ mit jeweils drei<br />

Seitenfenstern (Typ 14) ab 1911 auch zehn<br />

der 1909/10 eigentlich als Vororttriebwagen<br />

beschafften Wagen mit vier Seitenfenstern<br />

(Typ 13). Da der Bedarf damit noch <strong>im</strong>mer<br />

nicht gedeckt war, bezogen die Stuttgarter<br />

Straßenbahnen <strong>im</strong> Jahr 1912 sechs „große<br />

Stadttriebwagen“ mit vier Seitenfenstern.<br />

Äußerlich entsprachen die Fahrzeuge weitestgehend<br />

den später dem Typ 13 zugeordneten<br />

Zweiachsern – aber sie kamen ohne<br />

elektrische Ausrüstung nach Württemberg.<br />

Hier ließen die SSB die 22 Kilowatt starken<br />

Fahrmotoren und die Fahrschalter von zuvor<br />

außer Dienst genommenen „Imperialtriebwagen“<br />

einbauen. Das genügte anfangs,<br />

um die Wagen hauptsächlich auf der<br />

Der 1910 gebaute Triebwagen 346 vom Typ 14<br />

kam bis 1961 mit seinem alten Wagenkasten<br />

zum Einsatz DIETER SCHLIPF (2)<br />

Linie 4 einsetzen zu können. Doch schon<br />

1914 erhielten drei dieser Zweiachser 29-<br />

Kilowatt-Motoren, in die übrigen drei ließen<br />

die SSB 1925 Motoren mit 39 Kilowatt<br />

Leistung einbauen und alle sechs mit einer<br />

elektrischen Widerstandsbremse nachrüsten.<br />

Ab 1929 trugen sie die Betriebsnummern<br />

Tw 330 bis 335.<br />

Zum Einsatz kamen sie ab dem gleichen<br />

Jahr auf der Linie 6. 1934 unterzogen die<br />

SSB die Wagen in ihrer Werkstatt in Osthe<strong>im</strong><br />

einer Generalsanierung, nach der auch diese<br />

Fahrzeuge mit auf 2,5 Meter vergrößertem<br />

Achsstand, verstärktem Fahrwerk, längeren<br />

Plattformen sowie einer besseren Motorisierung<br />

und elektrischen Ausrüstung für eine<br />

Weiternutzung ertüchtigt waren. Deshalb<br />

wies ihnen Gottfried Bauer später die neue<br />

Typenbezeichnung 15a zu.<br />

Nach dem Umbau bedienten die Wagen<br />

bis 1941 die Linie 21, wozu sie <strong>im</strong> Betriebshof<br />

Vogelsang stationiert waren. Dort wurden<br />

alle Sechs be<strong>im</strong> Fliegerangriff auf Stuttgart<br />

vom 12. auf den 13. November 1944<br />

irreparabel zerstört.<br />

Der Einsatz der Wagen nach 1945<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen den<br />

SSB von den 70 einst innerhalb der Reihe<br />

300 geführten Triebwagen noch 39 zur Verfügung.<br />

Die je sechs von Historikern heute<br />

innerhalb der Typen 12 und 15 klassifizier-<br />

50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


<strong>Stuttgarts</strong> Reihe 300<br />

Tw 340, der letzte erhaltene Wagen der Reihe 300, hat in der Stuttgarter<br />

Straßenbahnwelt seinen verdienten Ruheplatz gefunden. Hier<br />

präsentiert er sich <strong>im</strong> Zustand Mitte der 1950er-Jahre JÜRGEN DAUR<br />

Bis 1978 setzte die Reutlinger Straßenbahn den ex Stuttgarter Tw 340<br />

als Tw 34 ein. Der 1928 in Esslingen gebaute Tw 51 ähnelte dem Neuzugang<br />

mit seinem vom Karosseriewerk Reutter gebauten Kasten<br />

Der lange Weg des Tw 340 zum Stuttgarter Museumsfahrzeug<br />

Im April 1961 stellten die Stuttgarter Straßenbahnen<br />

den 1955 mit einem neuen Wagenkasten versehenen<br />

Tw 340 (ex Typ 14, nach Umbau Typ 26.9b) ab.<br />

Aufgrund seines guten Erhaltungszustandes erwarb<br />

ihn die Reutlinger Straßenbahn. Ab Sommer 1962<br />

kam der zuvor in Stuttgart für seinen Einsatz am<br />

Fuße der Schwäbischen Alb umgebaute und grün umlackierte<br />

Wagen in Reutlingen als Tw 34 zum Einsatz.<br />

Nach der Betriebseinstellung <strong>im</strong> Oktober 1974 holte<br />

der Verein Kärtner Eisenbahnfreunde den Wagen nach<br />

Klagenfurt. Da sein Einsatz dort nicht zustande kam,<br />

holte ihn das Deutsche Straßenbahnmuseum Hanno-<br />

ver nach Sehnde-Wehmingen, wo er allerdings ebenfalls<br />

<strong>im</strong> Freien stand. Im März 1988 holte ihn der Verein<br />

Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V. nach<br />

Württemberg zurück und versetzte den Zweiachser<br />

in den Zustand um 1955 zurück. Seit 1991 kann er<br />

<strong>im</strong> Straßenbahnmuseum besichtigt werden.<br />

ten Fahrzeuge waren 1944 bei den Bombenangriffen<br />

auf Stuttgart zerstört worden,<br />

die verbliebenen Zweiachser der Typen 8, 9,<br />

11, 13 und 14 wiesen zum Teil schwere<br />

Schäden auf, so dass ein Teil von ihnen unter<br />

anderem neue Kästen erhielt.<br />

Die letzten Wagen der Typen 8 und 9<br />

Die sechs erhaltenen Wagen vom Typ 8 kamen<br />

nach Kriegsende zunächst auf den Linien 13,<br />

25 und 10E zum Einsatz, ab 1947 vom Betriebshof<br />

Marienplatz auf der damaligen Linie<br />

7 von der Doggenburg hinunter zum Hegelplatz<br />

und vom Wilhelmplatz hinauf zum Bopser.<br />

Ab 1956 bedienten sie zwei Jahre die Linie<br />

17, danach kamen die Tw 395 und 397 auf<br />

den Schrottplatz, die vier verbliebenen hingegen<br />

kurzzeitig zum Betriebshof Cannstatt. Der<br />

Betriebshof Westend setzte sie schließlich bis<br />

1961 auf unterschiedlichen Linien ein, zuletzt<br />

meist als E-Wagen – danach ließen die SSB den<br />

Tw 391 sowie die Mitte der 1950er-Jahre neu<br />

aufgebauten Tw 394 und 396 <strong>im</strong> Jahr 1962<br />

zerlegen. Der Prototyp für deren Umbau, Tw<br />

392, rückte bis 1967 noch als Gerätewagen<br />

2537 aus – dann ereilte ihn ebenfalls dieses<br />

Schicksal.<br />

Erschienene Beiträge<br />

zur Reihe 300<br />

• Teil 1: „Eine Bunte Mischung“, SM 6/2006,<br />

Seiten 98 bis 105<br />

• Teil 2: „Die „Großen“ hatten vier Fenster“,<br />

SM 7/2006, Seiten 66 bis 74<br />

• Teil 3: „Ablösung nach 50 Jahren“, SM<br />

8/2006, Seiten 62 bis 69<br />

Die fünf nach 1945 noch nutzbaren Wagen<br />

des Typs 9 kamen Ende der 1940er-Jahre<br />

zunächst zum Beispiel auf der alten Linie<br />

14 zum Einsatz, sehr häufig jedoch als E-<br />

Wagen. In den 1950er-Jahren waren sie auf<br />

der Linie 12 und danach 14 anzutreffen, die<br />

Tw 358 und 361 erhielten dazu 1952/53<br />

neue Aufbauten. Nach letzten Einsätzen<br />

von den Betriebshöfen Feuerbach, Westend<br />

und Heslach stellten die SSB drei diese<br />

Zweiachser 1960 und die letzten beiden<br />

1961 ab. In diesem Jahr wurden vier der<br />

fünf Wagen verschrotten, lediglich Tw 361<br />

blieb zunächst erhalten. Nachdem ihn die<br />

SSB 1966 an den Süddeutschen Rundfunk<br />

verkauft hatten, ging er <strong>im</strong> selben Jahr bei<br />

Filmaufnahmen in Flammen auf und wurde<br />

anschließend ebenfalls zerlegt.<br />

Die letzten Wagen des Typs 11 und 13<br />

Von den 14 Hauptlinienwagen erschienen<br />

nach Kriegsende noch zehn weiter nutzbar –<br />

allerdings waren <strong>im</strong> Sommer 1945 nur vier<br />

davon einsatzfähig, ab November 1945 schon<br />

neun. Bretter ersetzten damals die <strong>im</strong> Krieg<br />

zerstörten Glasscheiben. Ab Anfang 1946<br />

setzten die SSB alle zehn verbliebenen Wagen<br />

auf der Linie 21. Abgesehen von einem kurzen<br />

Gastspiel auf der Linie 20 (Osthe<strong>im</strong> –<br />

Werfmershalde – Hauptbahnhof – Schreiberstraße)<br />

1952/53 blieb das so bis 1954/55. In<br />

jenen beiden Jahren erhielten die Tw 304, 309<br />

und 313 neue Aufbauten. Den Tw 302 setzten<br />

die SSB 1956/57 auf der Filderbahnlinie 31<br />

ein, andere Wagen verdienten sich auf der Linie<br />

3 ihr „Gnadenbrot“. Zwischen 1959 bis<br />

1962 traten alle ihre Fahrt zum Schrottplatz<br />

an. Die elf verbliebenen Wagen des Typs 13<br />

bedienten nach 1945 zunächst die Linie 21<br />

auf der mehrere bis 1955 blieben. Andere<br />

rollten ab 1948 auf der 14, danach ab 1951<br />

auf der Linie 12 und drei Jahre später auf der<br />

19. Von 1957 bis zu ihrer Ausmusterung<br />

1959/60 traf man die Triebwagen auf der Linie<br />

3 bzw. oder bei E-Wagen-Diensten an.<br />

Sechs der Wagen hatten zwischen 1949 und<br />

1953 neue Aufbauten erhalten.<br />

Die letzten Wagen des Typs 14<br />

Von den sieben nach 1945 als reparabel eingestuften<br />

Zweiachsern waren bis Ende<br />

1945 nur vier einsetzbar. Die Wagenkästen<br />

der Tw 345 und 337 reparierte 1946 bzw.<br />

1948 die Maschinenfabrik Eßlingen. Den<br />

noch mehr zerstörten Aufbau des Tw 339<br />

ersetzte ein 1950 von der Karosseriefabrik<br />

Reutter & Co. in Stuttgart neu gebauter<br />

Wagenkasten – den damit versehenen Triebwagen<br />

nahmen die SSB als Tw 327 in Viertbesetzung<br />

wieder in Betrieb.<br />

Hatten die zuvor schon betriebsfähigen<br />

Wagen unter anderem Dienste auf den Linien<br />

7, 12, 17E und 1E geleistet, waren die<br />

Zweiachser ab 1950 auf der Linie 12/14 anzutreffen,<br />

zwei Jahre später auf der 21 und<br />

1955/56 auf den Linien 22 und 24. In diesem<br />

Jahr begann die Ausmusterung und<br />

Zerlegung der Serie. Die verbliebenen Wagen<br />

kamen bis 1961 z.B. auf den Linien 19<br />

und 3 zum Einsatz, meist jedoch als E-Wagen.<br />

Nach 50 Einsatzjahren stellten die SSB<br />

<strong>im</strong> September 1961 auch die letzten beiden,<br />

Tw 345 und 346, ab; der einzige erhalten gebliebene<br />

Wagen der Reihe 300, Tw 340, war<br />

<strong>im</strong> April 1961 aus dem Liniendienst ausgeschieden.<br />

Seinen abenteuerlichen Weg in die<br />

Straßenbahnwelt Stuttgart beschreibt der Infokasten<br />

auf diesen Seiten. ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

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Fahrzeuge<br />

Ein Hauch von Spanien<br />

Tramlink als Typ 6N2 <strong>im</strong> Rostocker Linienbetrieb Am 30. Juli war es soweit: Die RSAG<br />

übergaben die Niederflurwagen vom Vossloh-Typ „Tramlink“ dem Linienverkehr. Bis Weihnachten<br />

sollen alle 13 <strong>im</strong> spanischen Valencia montierten Wagen an der Ostseeküste <strong>im</strong> Einsatz stehen<br />

Schon lange tragen die zwischen 1994<br />

und 1996 gebauten 40 Niederflurwagen<br />

des Typs 6NGTWDE (jetzt<br />

als 6N1 bezeichnet) die Hauptlast<br />

des Straßenbahnverkehrs in Rostock. Unterstützt<br />

werden sie bislang noch von Straßenbahnzügen,<br />

die aus einem Tatra-Triebwagen<br />

des Typs T6A2M und jeweils einem<br />

Niederflurbeiwagen vom Typ 4NBWE (Bau -<br />

jahre 2001/02) bestehen und von Montag<br />

bis Freitag vornehmlich auf der Linie 1 (siehe<br />

SM 1/2013) zum Einsatz kommen.<br />

Insgesamt gab es in Rostock 22 solcher<br />

Züge, deren Anzahl in den vergangenen<br />

Jahren jedoch kontinuierlich abnahm. Nach<br />

25 Einsatzjahren sind die Tatrawagen am<br />

Ende ihrer Einsatzdauer angelangt und werden<br />

nun durch 13 Niederflurtriebwagen<br />

vom Vossloh-Typ „Tramlink“ ersetzt. Das<br />

international tätige Unternehmen setzte sich<br />

bei der Ausschreibung gegen die Konkurrenten<br />

aus dem In- und Ausland durch – der<br />

Vorschlag von Vossloh Kiepe (Düsseldorf)<br />

und Vossloh Rail Vehicles (Valencia) für einen<br />

auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinenden<br />

Wagen fand Zust<strong>im</strong>mung.<br />

Weltpremiere in Rostock<br />

Es handelt sich um einen 32 Meter langen,<br />

fünfteiligen, sechsachsigen und dabei vollständig<br />

niederflurigen Gelenktriebwagen, dessen<br />

Wagenkastenbreite dank „Bombierung“<br />

opt<strong>im</strong>ale Platzausnutzung gestattet: In Höhe<br />

des Fahrwerkes und der Bahnsteigkanten<br />

beträgt die Breite 2,30 Meter, um danach in<br />

Höhe des Fensterbandes 2,65 Meter zu erreichen.<br />

Somit kann in dem mehrteiligen<br />

Fahrzeug eine bessere Anordnung der Sitzplätze<br />

erreicht und gleichzeitig die Kapazität<br />

erhöht werden. Dem Fahrgastwechsel dienen<br />

sechs barrierefreie Türen, von denen die<br />

erste und die letzte einflügelig ausgeführt<br />

sind, die übrigen zweiflügelig. Erhalten blieben<br />

die Rostocker Farben weiß und blau,<br />

wenngleich die RSAG die Farbnuancen etwas<br />

veränderte, was den Fahrzeugen sehr<br />

gut zu Gesicht steht.<br />

Der Gelenktriebwagen ist konstruktiv für<br />

70 km/h ausgelegt, <strong>im</strong> Linienverkehr werden<br />

jedoch max<strong>im</strong>al 60 km/h gefahren. Für<br />

eine besondere Energieeffizienz der in Rostock<br />

als Typ 6N2 geführten Fahrzeuge sorgen<br />

hochleistungsfähige Energiespeicher, sogenannte<br />

Supercaps. Vier Fahrmotoren mit<br />

einer Leistung von je 100 Kilowatt garantieren<br />

für eine gute Beschleunigung. Anders<br />

als andernorts wird in Rostock jedoch nicht<br />

über ein Fahren ohne Oberleitung nachgedacht,<br />

sondern die Bremsenergie zwischengespeichert<br />

und be<strong>im</strong> Anfahren oder aber<br />

für Heizung und Kl<strong>im</strong>atisierung verwendet.<br />

Dadurch sinkt der Energiebedarf der leer 44<br />

Tonnen wiegenden Niederflurwagen. Der<br />

Wagenkasten wird <strong>im</strong> spanischen Valencia<br />

bei Vossloh España gefertigt, die elektrische<br />

Ausrüstung stammt von Kiepe.<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Rostocks 6N2<br />

Am Wochenende der Hanse Sail waren<br />

die 6N2 bis spät in die Nacht unterwegs.<br />

In schöner Abendst<strong>im</strong>mung ist Tw 601<br />

zwischen Reutershagen und Kunsthalle<br />

unterwegs. Erstmalig waren an diesem<br />

8. August 2014 alle vier abgenommenen<br />

Triebwagen <strong>im</strong> Einsatz MARTIN JUNGE (2)<br />

Tramlink in Rostock<br />

Tw-Nr. Anlieferung Linien-Ersteinsatz<br />

601 20.12.2013 30.07.2014<br />

602 29.11.2013 30.07.2014<br />

603 03.03.2014 08.08.2014<br />

604 07.04.2014 31.07.2014<br />

605 26.06.2014<br />

606 21.07.2014<br />

607 31.07.2014<br />

Im Inneren des Fahrzeuges dominieren<br />

weißgraue Flächen, die Sitzpolster sind<br />

blau. Von den 71 Sitzen ist eine relative<br />

hohe Anzahl entgegen der Fahrtrichtung<br />

montiert, andere sind als Längssitze ausgeführt.<br />

Die größere Fahrzeugbreite und die<br />

Wagenlänge haben sich nicht auf die Gestaltung<br />

des Innenraumes niedergeschlagen:<br />

Die Deckenhöhe ist mit etwas mehr als zwei<br />

Meter vergleichsweise niedrig und die horizontalen<br />

Haltestangen dürften bei groß gewachsenen<br />

Fahrgästen bald des Öfteren für<br />

Kopfschmerzen sorgen.<br />

H<strong>im</strong>mlischer Innenraum<br />

Das Raumkonzept der RSAG sieht vor, dass<br />

sich jeweils Sitzlandschaften mit Mehrzweckbereichen<br />

abwechseln. Zu erkennen<br />

ist dies für den Fahrgast an einer auffälligen<br />

gelben Markierung auf dem Fußboden, wie<br />

auch an der Fahrzeugdecke: Die RSAG verwendete<br />

zur Verkleidung des Deckenraumes<br />

verschiedene Wolkenfotografien aus der<br />

Region: So sind die Sitzbereiche mit einem<br />

ruhigen, blauen H<strong>im</strong>mel versehen; die<br />

Mehrzweckbereiche mit einem unruhigen,<br />

dunkleren H<strong>im</strong>mel. Gegenüber der zweiten<br />

Tür befindet sich der Fahrkartenautomat<br />

und für die Fahrgastinformation sorgen<br />

erstmals in Rostocks Straßenbahnen fünf<br />

Monitore.<br />

Verzögerungen bei Lieferung<br />

Der erste neue Straßenbahnwagen (Tw 602)<br />

aus Spanien erreichte Rostock per Tieflader<br />

am 29. November 2013 und damit um fast<br />

ein ganzes Jahr später als avisiert. Der<br />

Trans port erfolgte per Schiff von Valencia<br />

bis Rotterdam und von dort per Tieflader<br />

nach Rostock. Der Zulassungsprozess und<br />

die Probefahrten zogen sich aufgrund technischer<br />

Probleme bis weit in das Frühjahr<br />

2014 hinein, so dass die RSAG den für Mai<br />

geplanten Beginn des Linieneinsatzes verschob.<br />

Das führte in der örtlichen Presse zu<br />

kritischen Beiträgen wie „Oje statt Olé –<br />

neue Straßenbahnen voller Mängel“. Dennoch<br />

begann nach erfolgter Zulassung <strong>im</strong><br />

Mai die Schulung des Fahrpersonals.<br />

So präsentiert sich die neue Fahrzeuggeneration in Rostock den<br />

Fahrgästen. In den Sitzbereichen zeigt sich blauer H<strong>im</strong>mel mit<br />

Wolken. Gelbe Flächen kennzeichnen Mehrzweckbereiche mit<br />

Stellflächen für Fahrräder und Rollstühle<br />

Am 30. Juli war es endlich so weit: Im<br />

Rahmen einer kleinen Feier auf dem Betriebshof<br />

Hamburger Straße, an der Landesund<br />

Kommunalpolitiker, die Vorstände der<br />

RSAG und Vertreter von Vossloh teilnahmen,<br />

wurden die 6N2 dem Linienverkehr<br />

übergeben.<br />

Nach einer Sonderfahrt für geladene Gäste<br />

kamen zwei Triebwagen nachmittags als<br />

Verstärkerfahrten auf der Linie 1 zum Einsatz.<br />

Die RSAG informierte zuvor <strong>im</strong> Internet<br />

über den Ersteinsatz der neuen Bahnen<br />

und verteilte Handzettel mit dem Fahrplan<br />

an Fahrgäste und Passanten.<br />

Gegenwärtig kommen die 6N2 vorrangig<br />

auf der Linie 1 zum Einsatz, gemeinsam mit<br />

den sukzessive zu ersetzenden Tatrawagen und<br />

den Niederflurwagen der ersten Generation.<br />

Zur Hanse Sail <strong>im</strong> August waren die vier bisher<br />

für den Linienverkehr zugelassenen Triebwagen<br />

601 bis 604 <strong>im</strong> Einsatz. Die Anzahl der<br />

eingesetzten Fahrzeuge der neuesten Generation<br />

wird sich mit den weiteren Zulassungen<br />

stetig erhöhen – die RSAG rechnet damit,<br />

noch vor Weihnachten alle 6N2 <strong>im</strong> Linienverkehr<br />

einzusetzen zu können. MARTIN JUNGE<br />

Im Heft 11 erinnern wir an den Einsatz der<br />

letzten Tatra-T6A2M in Rostock.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

53


Fahrzeuge<br />

Vor 100 Jahren von der Magdeburger<br />

Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft (MSEG) in<br />

Dienst gestellt: Der Bw 300, hier am 14. Juni<br />

2014 in seiner aktuellen Lackierung<br />

<strong>im</strong> Schlepp von Tw 70<br />

RALF KOZICA<br />

Ein Chamäleon wird 100<br />

100 Jahre Magdeburgs Bw 300 Er trug in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche<br />

Lackierungen und Verzierungen: der 1914 in Hamburg gebaute Beiwagen 300. Aber welche<br />

Hintergründe gibt es dafür – und was könnte der Jubilar heute alles erzählen?<br />

Im Vorfeld der 300. Ausgabe des<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> kam<br />

der historische Beiwagen 300 der Magdeburger<br />

Verkehrsbetriebe (MVB) ins<br />

Blickfeld der Redaktion. Gespräche mit<br />

dem Verein IGNah, dessen Mitglieder die<br />

historischen Fahrzeuge der MVB in deren<br />

Auftrag betreuen, brachten die Erkenntnis,<br />

dass es 2014 ein weiteres Jubiläum zu würdigen<br />

gibt: das 100. des Bw 300!<br />

Der Blick in die Geschichte des Fahrzeugs<br />

führt zu einem Ereignis zurück, welches vor<br />

100 Jahren für die Menschen jener Zeit einschneidende<br />

Veränderungen <strong>im</strong> persönlichen<br />

und <strong>im</strong> gesellschaftlichen Leben mit<br />

sich brachte und den Lauf der Geschichte in<br />

eine ungeahnte Richtung lenkte: der Erste<br />

Weltkrieg.<br />

Dass während dieses Krieges Straßenbahnwagen<br />

für zivile Zwecke entstanden,<br />

erscheint <strong>im</strong> Rückblick erstaunlich. Denn<br />

seit Kriegsbeginn waren sowohl Waggonbaufirmen<br />

als auch Betriebe der Elektroindustrie<br />

mit Aufträgen für die Rüstung ausgelastet.<br />

Zudem stiegen die Rohstoffpreise,<br />

insbesondere für Kupfer und Metallguss, in<br />

kaum noch zu kalkulierendem Maße.<br />

Waggonfabrik Falkenried als<br />

zuverlässiger Lieferant<br />

Für die Magdeburger Straßen-Eisenbahn-<br />

Gesellschaft (MSEG) hatte 1898 die Berliner<br />

„Union-Elektricitäts-Gesellschaft“ (UEG)<br />

das Projekt der Einrichtung des elektrischen<br />

Betriebs vertraglich übernommen: Am 17.<br />

Juli 1899 fuhren die ersten elektrischen<br />

Triebwagen der MSEG. Zur Erstausstattung<br />

gehörten ausschließlich Fahrzeuge mit<br />

offenen Perrons (110 Zweiachser und 20<br />

Max<strong>im</strong>um-Vierachser), die von der zum<br />

UEG-Firmengeflecht gehörenden Waggonfabrik<br />

Falkenried der Hamburger „Straßen-<br />

Eisenbahn-Gesellschaft“ (SEG) geliefert<br />

wurden. Als Beiwagen fanden umgebaute<br />

Pferdebahnwagen und Beiwagen der Herrenkrug-Dampftram<br />

Verwendung, die ebenfalls<br />

offene Perrons aufwiesen. Insbesondere<br />

die ehemaligen Pferdebahnwagen waren<br />

jedoch relativ klein und mit ihrer Platzkapazität<br />

den steigenden Fahrgastzahlen mit<br />

Blick auf die Zukunft kaum gewachsen.<br />

Die Frage, weshalb sich die MSEG Anfang<br />

der 1910er-Jahre zunächst nur zur Bestellung<br />

neuer Beiwagen entschloss, muss<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Magdeburgs Bw 300<br />

nach heutigem Kenntnisstand unbeantwortet<br />

bleiben. Da das Unternehmen für das<br />

Elektrifizierungsprojekt hohe Kredite aufgenommen<br />

hatte, könnte die damalige Finanzlage<br />

der Gesellschaft den Ausschlag für<br />

diese Entscheidung gegeben haben. Von der<br />

Beiwagen-Baureihe, zu welcher der Wagen<br />

300 gehört, stellte die zur Hamburger SEG<br />

gehörende Waggonfabrik Falkenried 25<br />

Fahrzeuge in zwei Lieferserien her. Die ersten<br />

15 Wagen (Nr. 278 bis 292) lieferte das<br />

Werk 1911, weitere zehn (Nr. 293 bis 302)<br />

folgten 1914. Parallel dazu erhielt die<br />

MSEG von der Waggonfabrik Falkenried<br />

auch noch fünf vierachsige Beiwagen. Sowohl<br />

die Zwei- als auch die Vierachser waren<br />

mit geschlossenen Perrons ausgestattet.<br />

Zweiteilige Klapptüren<br />

als Besonderheit<br />

Erst bei genauerer Betrachtung fallen als Besonderheit<br />

all dieser Beiwagen zweiteilige<br />

Klapptüren für den Ein- und Ausstieg der<br />

Fahrgäste auf. Man könnte diese Konstruktion<br />

als Übergangsbauart zu den Perronschiebetüren<br />

späterer Fahrzeugbaureihen<br />

sehen, denn <strong>im</strong> Alltagsbetrieb fuhren sie<br />

meist mit auf der Einstiegsseite geöffneten<br />

Klapptüren. Das Problem besteht nämlich<br />

für den Fahrgast bis heute darin, dass er<br />

ohne Hilfe des Schaffners die Tür nicht vollständig<br />

öffnen kann. Der mit einer Klinke<br />

ausgestattete Türflügel lässt sich zwar von<br />

außen öffnen, der andere Türflügel ist jedoch<br />

innen am oberen Türrahmen mit einem<br />

federnden Riegel arretiert. Nur wirklich<br />

dünnen Fahrgästen gelingt es, durch die<br />

halb geöffnete Tür einzusteigen.<br />

Das Auf- und Zuschlagen der Türen während<br />

der Fahrt verhindern übrigens zwei<br />

weitere federnde Arretierungsbügel. Vielleicht<br />

ist diese ungewöhnliche Konstruktion<br />

auch der Tatsache geschuldet, dass die geschlossenen<br />

Beiwagen zunächst nur hinter<br />

Triebwagen mit offenen Perrons zum Einsatz<br />

kommen konnten und es der Arbeitsweise<br />

Schaffner entsprochen hat, „in aller<br />

Offenheit“ zu agieren?<br />

Ab 1915 erhielt die MSEG dann neue<br />

zweiachsige Triebwagen mit geschlossenen<br />

Perrons, die den Falkenried‘schen Zweiachser-Beiwagen<br />

äußerlich ähnelten, allerdings<br />

einen größeren Achsstand aufwiesen.<br />

Die Zeichnung des Triebwagentyps, der mit<br />

einem Genehmigungsvermerk vom Juni<br />

1914 bei der Waggonfabrik Wismar in Auftrag<br />

gegeben wurde, zeigt den Wagen noch<br />

mit Klapptüren. Ab Werk verfügten die<br />

Fahrzeuge jedoch über zeitgemäße Schiebetüren.<br />

Während die ersten vier Triebwagen<br />

1915 mit den Betriebsnummern 130 bis<br />

134 in der Waggonfabrik Wismar entstanden,<br />

fertigte die zweite Serie (Tw 135 bis<br />

138) <strong>im</strong> Jahr 1916 die Gottfried Lindner<br />

AG in Ammendorf bei Halle (Saale). Aus<br />

Der an der Endstelle Herrenkrug fotografierte Tw 140 gehört zur HAWA-Lieferung von 1921.<br />

Seine Seitenbleche sind mit Zierlinien versehen, die bei Aufnahmen älterer Wagen fehlen<br />

Um 1965 fährt ein Zug auf der Otto-von-Guericke-Straße aus der Haltestelle am Hotel International.<br />

Bw 283 ist auf schaffnerlosen Zahlboxbetrieb umgerüstet: Über den Türen befinden<br />

sich Lichtkästen für die Signallampe und die Türraumbeleuchtung<br />

So endete in Magdeburg der Großteil der Trieb- und Beiwagen aus der Anfangszeit des elektrischen<br />

Betriebes. Im Jahr 1971 fackelten die Verkehrsbetriebe unter anderem den mit dem Bw 300<br />

baugleichen Bw 297 auf dem Freigelände des Depots Westerhüsen ab<br />

FOTOS (3): SLG. IGNAH<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

55


Fahrzeuge<br />

Anlässlich „100 Jahre Magdeburger Straßenbahn“ präsentierten die Verkehrsbetriebe am 2. Juli<br />

1977 den rollfähig restaurierten Zug aus Tw 138 und Bw 300 auf dem Alten Markt RALF KOZICA (2)<br />

dieser Lieferung stammt der heutige historische<br />

Tw 138.<br />

Die dritte Serie stellte 1921 die Hannoverschen<br />

Waggonfabrik AG (HAWA) her,<br />

sie umfasste die vier in leicht geänderter<br />

Ausführung gebauten Tw 139 bis 142.<br />

Auffallend luxuriöse Ausstattung<br />

Die hölzernen Aufbauten der Trieb- und<br />

Beiwagen waren mit Blechen verkleidet. Die<br />

Innenausstattung der Fahrzeuge fiel vergleichsweise<br />

luxuriös aus, vor allem wenn<br />

man bedenkt, dass der Erste Weltkrieg an<br />

der Westfront gerade zu einer bis dahin ungekannten<br />

Menschen- und Materialschlacht<br />

ausartete. Auf den mit Plüsch gepolsterten<br />

Sitzen fanden jeweils 18 Personen Platz.<br />

Diese Quersitze waren je nach Fahrtrichtung<br />

umklappbar. Von den Stehplätzen<br />

konnten 27 Fahrgäste <strong>im</strong> Trieb- und 37 <strong>im</strong><br />

Beiwagen die edle Holzverkleidung des Innenraums,<br />

die farbigen Oberlichtfenster<br />

und die elektrische Beleuchtung bewundern.<br />

Die Seitenfenster waren als Fallfenster ausgeführt,<br />

die mit Lederriemen in verschiedenen<br />

Höhen fixiert werden konnten. Unangenehme<br />

Sonneneinstrahlung milderten die<br />

Fahrgäste mit Rollos oder Vorhängen.<br />

Einige der Beiwagen rüsteten die Magdeburger<br />

Verkehrsbetriebe ab 1964 noch<br />

für schaffnerlosen Zahlboxbetrieb um.<br />

Dazu war nicht nur die Befestigung der<br />

Boxen an speziellen Halterungen („Haarnadeln“<br />

genannt), sondern auch die Ausstattung<br />

jeder Einstiegstür mit einer Türraumbeleuchtung<br />

sowie akustischer und<br />

optischer Abfahrtssignalgebung erforderlich.<br />

Dafür war bei den Altbaufahrzeugen<br />

wiederum der Einbau einer 24-Volt-Kleinspannungsanlage<br />

Voraussetzung, in die<br />

dann auch die Außenbeleuchtung der<br />

Fahrzeuge einbezogen wurde. Die Aus-<br />

sonderung der Beiwagen-Baureihe erfolgte<br />

zwischen 1967 und 1971.<br />

Von einer Zerlegung nach heutigen<br />

Maßstäben konnte dabei nicht die Rede<br />

sein, denn Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe<br />

zündeten die hölzernen Wagenkästen mittels<br />

Brandbeschleuniger zunächst erst einmal<br />

an.<br />

Erst angezündet, dann Rest zerlegt<br />

Das übriggebliebene Fahrgestell zerlegten<br />

sie anschließend und führten die Metallteile<br />

dem Sekundärrohstoffkreislauf zu. Die<br />

von Anwohnern des Depots in Westerhüsen<br />

beklagte starke Qualmentwicklung führte<br />

später dazu, dass die Zerlegung von Altfahrzeugen<br />

auf „kaltem Wege“ erfolgte.<br />

Die Triebwagen erlebten zwar noch den<br />

schaffnerlosen „Z-Wagen“-Betrieb, aber<br />

nicht mehr den Zahlboxbetrieb. Einen Z-<br />

Wagen durften nur Inhaber von Zeitkarten,<br />

also Wochen- oder Monatskarten, die dem<br />

Fahrer vorzuzeigen waren, benutzen. Einige<br />

Triebwagen erhielten eine Gnadenfrist als<br />

Arbeitsfahrzeuge, doch zwischen 1966 und<br />

1972 sonderten die Verkehrsbetriebe fast<br />

alle Wagen aus.<br />

Jubiläum 1977 rettendes Ereignis<br />

Lediglich einem Triebwagen blieb die Verschrottung<br />

erspart – der heutige historische<br />

Tw 138 entging dem „Feuerende“ dank seiner<br />

Verwendung als Fahrschulwagen. Bereits<br />

1934 ließen ihn die Verkehrsbetriebe<br />

zum „Teufelswagen“ umbauen. Bis in die<br />

1970er-Jahre trieb er allen Fahrschülern<br />

und Fahrschülerinnen den Schweiß auf die<br />

Stirn, denn der Fahrlehrer konnte dank besonderer<br />

technischer Einrichtungen Betriebsstörungen<br />

s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Heute gilt der aus dem Tw 138 und dem<br />

Bw 300 gebildete Zug als Flaggschiff der<br />

Die Innenausstattung von Tw 128 und Bw 300 ist heute liebevoll restauriert und beeindruckt<br />

die Fahrgäste <strong>im</strong>mer wieder aufs Neue, hier am 2. Juni 2012<br />

Der Außenanstrich der ersten Wagen<br />

Gemäß des „Protokoll über die Besprechung betr.<br />

Einrichtung der Motor- und Anhängewagen am<br />

18. Oktober 1898“ legten das Direktorium und<br />

die Betriebsleitung der Magdeburger Straßenbahn<br />

an diesem Tag unter anderem fest:<br />

„Bezl. der Ausführung nehmen wir Bezug auf<br />

die der Hamburger-Strassenbahn-Gesellschaft<br />

bekanntgegebenen Bedingungen. Bezl. des letzten<br />

Anstriches wird festgesetzt, dass die Seitenflächen<br />

unterhalb der Schutzleiste in postgelb, alle<br />

übrigen Teile … waggongrün zu halten und gelb<br />

abzusetzen (sind). Betr. der Details und der Ausführung<br />

sollen Proben schnellstens eingereicht<br />

werden. Auf den gelben Teil der Seiten flächen soll<br />

die Firma und zwar „Magdeburger Strassen-Eisenbahn“<br />

gesetzt werden. Über die Art und Grösse der<br />

Schrift werden Proben vorgelegt werden. Die<br />

Dachflächen sind, nicht wie in den Bedingungen<br />

angegeben, weiss, sondern hellgrau zu streichen.<br />

Über den Ton der Farbe wird Probe vorgelegt werden.<br />

Die Stirnwände sind in der ganzen Ausdehnung<br />

waggongrün zu halten, die Fugenleisten sind<br />

gelb abzusetzen. Ferner sind an den Stirnwänden<br />

Schilder anzubringen, die einen Hinweis darauf<br />

enthalten, dass das Publikum den Anordnungen<br />

des Dienst-Personals Folge zu leisten hat.“<br />

Das hier zitierte Protokoll aus dem Jahr 1898 fand<br />

sich in diesem Jahr <strong>im</strong> Nachlass des ehemaligen<br />

MSEG-Direktors Carl Heßler an.<br />

56<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Magdeburgs Bw 300<br />

Im Jahr 2009 trugen Tw 138 und Bw 300 kurze Zeit<br />

unterschiedliche Lackierungen, hier auf dem Gelände der<br />

Magdeburger Hauptwerkstatt am 5. September 2009<br />

MARCO VOSS<br />

historischen Fahrzeuge in Magdeburg. Beide<br />

Wagen sind aber auch „Chamäleons“,<br />

denn sie wechselten <strong>im</strong> Laufe der Jahre ihre<br />

Farbgebung wie keine anderen. Die kräftige<br />

Lackierung in Grün und Postgelb aus<br />

der Anfangszeit der Straßenbahn löste in<br />

den 1920er-Jahren eine expressionistische<br />

Farbgebung in den Magdeburger Stadtfarben<br />

weiß, rot und grün ab. Das vom Magdeburger<br />

Stadtbaurat Bruno Taut initiierte<br />

Konzept der „bunten Stadt“ empfanden<br />

viele Bürger jedoch als Provokation. Ab<br />

Mitte der 1920er-Jahre ließ die MSAG alle<br />

Straßenbahnwagen einheitlich Elfenbein<br />

mit grünen Absetzstreifen lackieren.<br />

Zum Jubiläum „100 Jahre Magdeburger<br />

Straßenbahn“ <strong>im</strong> Jahr 1977 erhielt der von<br />

Straßenbahnenthusiasten vor der Verschrottung<br />

gerettete Zug erneut eine kräftige<br />

grün-gelbe Farbgebung. 1999 erfolgte<br />

dank umfangreicher Förderung die betriebsfähige<br />

Restaurierung des Zuges, dessen<br />

farbiges Erscheinungsbild erhalten<br />

blieb, jedoch Ornamente detaillierter gestaltete<br />

wurden.<br />

Schriftstück zur Farbgebung entdeckt<br />

Mitglieder der Interessengemeinschaft Historischer<br />

Nahverkehr & Straßenbahnen bei<br />

den MVB e.V. (IGNah) recherchierten <strong>im</strong><br />

Jahr 2010 erneut zur Farbgebung, fanden<br />

aber damals keinen Beweis dafür, wie die<br />

Wagen bei ihrer Inbetriebnahme vor rund<br />

100 Jahren tatsächlich aussahen.<br />

Erst be<strong>im</strong> Einblick in die Akten aus dem<br />

Nachlass des MSEG-Direktors Carl Heßler<br />

fand sich 2014 das „Protokoll über die Besprechung<br />

betr. Einrichtung der Motor- und<br />

Anhängewagen am 18. Oktober 1898“. Die<br />

bei dieser Sitzung anwesenden Herren – Direktor<br />

Klitzing, Direktor Hessler, Inspektor<br />

Ruh und Ingenieur Wolff – legten neben anderen<br />

Dingen die Farbgebung der ersten<br />

elektrischen Triebwagenserie fest – siehe<br />

Kasten.<br />

Dieses nebenstehend zitierte Dokument<br />

stützt zwar die grün-gelbe Farbgebung.<br />

Doch einen Firmen-Schriftzug hat es auf<br />

den Wagen der elektrischen Straßenbahn in<br />

Daten & Fakten: Tw 138 und Bw 300<br />

Magdeburg nie gegeben, weshalb man dieses<br />

Sitzungsprotokoll in Bezug auf die Farbgebung<br />

der Fahrzeuge auch nicht als eindeutigen<br />

Beweis werten kann.<br />

Die Entscheidung des Vereins IGNah <strong>im</strong><br />

Jahre 2010, die Wagen 138 und 300 in zwei<br />

unterschiedlichen Grün-Tönen und Elfenbein<br />

zu lackieren sowie mit reichhaltigen<br />

Ornamenten auszustatten, ermöglicht heute<br />

<strong>im</strong> Sonderfahrbetrieb die Bildung von<br />

harmonisch wirkenden Zügen, auch in<br />

Kombination mit anderen historischen<br />

Wagen.<br />

RALF KOZICA<br />

Triebwagen 138 Beiwagen 300<br />

Baujahr 1916 1914<br />

Hersteller Gottfried Lindner AG, Ammendorf Waggonfabrik Falkenried, Hamburg<br />

Elektrische Ausrüstung AEG UEG<br />

Motorisierung 2 x 39 Kilowatt, Bauart AEG U 158 –<br />

Fahrschalter AEG FB 6 –<br />

Bremssysteme elektrodynamische Widerstands- elektromechanische Bremse<br />

bremse(„Motorbremse“) als (Solenoidbremse) als Betriebsbremse,<br />

Betriebsbremse,Handbremse Handbremse (Klotzbremse)<br />

(Klotzbremse) als Feststellbremse als Feststellbremse<br />

Wagenkastenlänge 9.100 mm 9.100 mm<br />

Achsabstand 2.500 mm 2.200 mm<br />

Fußbodenhöhe Perrons 700 mm 700 mm<br />

Wagenbreite 2.150 mm 2.150 mm<br />

Wagenhöhe 3.350 mm 3.350 mm<br />

Sitzplätze 18 18<br />

Stehplätze 27 37<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

57


Geschichte<br />

Einst<br />

&Jetzt<br />

An der Wendenschloßstraße 138 in Berlin-Köpenick<br />

befindet sich einer der schönsten Straßenbahnhöfe<br />

Berlins. Die zwischen 1903 und 1906<br />

errichtete kleine Halle wurde <strong>im</strong> Jahr 1910<br />

durch die große zwölfgleisige Fahrzeughalle, von<br />

der hier ein Teil sichtbar ist, ergänzt. Der Hof<br />

beherbergte von jeher Wagen für die Köpenicker<br />

Linien. Trotz der in den 1920er-Jahren eröffneten,<br />

einzigen Verbindungsstrecke mit der Berliner<br />

Straßenbahn führte und führt das „Köpenicker<br />

Netz“ durch die Linienverläufe bis heute ein gewisses<br />

Eigenleben.<br />

Auf dem Foto vom 31. August 1985 ist neben<br />

den vierachsigen Gotha-Großraumwagen ein<br />

Reko-Dreiwagenzug zu sehen, der mit 21 beschildert<br />

ist. Die Linie 21 war seinerzeit mit 20,7<br />

Kilometern die längste Tageslinie Berlins, die von<br />

der Eberswalder Straße bis zum Krankenhaus<br />

Köpenick und nur an den Wochenenden verkehrte.<br />

Die Linie 123 war neben der Linie 124 (mit<br />

23,2 Kilometern die längste Berliner Linie insgesamt)<br />

eine in Köpenick verkehrende Nachtline.<br />

Von 1993 bis 1999 wurde der Hof umgestaltet,<br />

denkmalgerecht saniert und er zeigt sich am 26.<br />

August 2011 in seiner ganzen Pracht. Stationiert<br />

sind heute in Köpenick auch noch sehr viele modernisierte<br />

Wagen vom Tatratyp KT4D. Rechts<br />

gut erkennbar ist der neu errichtete Waschanlagenhallenanbau.<br />

Der Betriebshof steht auf der<br />

Berliner Landesdenkmalliste.<br />

TEXT UND FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK<br />

58<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 9 | 2014


Einst & Jetzt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

59


Geschichte<br />

Mit bis zu 300 Fahrgästen?<br />

Trams in der Wirtschaftswunderzeit In den 1950er-Jahren setzte in der Bundesrepublik ein unerwartet<br />

schnelles Wirtschaftswachstum ein. Die Straßenbahnen vieler westdeutscher Städte erlebten<br />

eine letzte Blüte, danach ging es rasch abwärts. Erinnerungen an eine faszinierende Zeit.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die<br />

deutsche Wirtschaft in allen vier<br />

Besatzungszonen am Boden. Doch<br />

während die Sowjets danach in<br />

Mitteldeutschland fast alle der dort noch<br />

vorhandenen Industriebetriebe demontieren<br />

ließen und deren Maschinen als Reparation<br />

beanspruchten, hielt sich das „Siegergebaren“<br />

der Westmächte in Grenzen.<br />

Der <strong>im</strong> April 1948 in den USA zur Unterstützung<br />

Westeuropas verabschiedete<br />

Marshallplan kam vor allem auch Westdeutschland<br />

und Österreich zugute – war es<br />

in den Zeiten des kalten Krieges den USA<br />

doch wichtig, in beiden Ländern ein starkes<br />

Bollwerk gegen den Kommunismus aufzubauen.<br />

Hauptaugenmerk Wiederaufbau<br />

Ein Hauptaugenmerk des Wiederaufbaus<br />

lag nach 1945 in der Reparatur der Infrastruktur.<br />

Zu dieser gehörten neben den elementar<br />

wichtigen Eisenbahnstrecken für<br />

den überregionalen Verkehr vor allem die<br />

Straßenbahnen in den Städten und deren<br />

Vororten. Der Instandsetzung von Gleisen<br />

und Fahrzeugen der Trambetriebe maßen<br />

die einzelnen Kommunen aber natürlich<br />

auch ohne das Wissen um die gesamtglobalen<br />

Zusammenhänge großes Augenmerk<br />

bei.<br />

Meist war bereits Ende der 1940er-Jahre<br />

der Großteil der Strecken wieder befahrbar<br />

und von reparierten oder heil über die<br />

Kriegsjahre gekommenen Wagen <strong>im</strong> Regeldienst<br />

befahren. Die letzten Reparaturen an<br />

den zum Wiederaufbau vorgesehenen Linien<br />

schlossen die Betriebe meist Anfang der<br />

1950er-Jahre ab. Andere Streckenabschnitte<br />

fielen zu dieser Zeit bereits dem Rotstift<br />

zum Opfer. Die <strong>im</strong> <strong>STRASSENBAHN</strong> MA-<br />

GAZIN regelmäßig veröffentlichten Por-<br />

60 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Wirtschaftswunderzeit<br />

RECHTS Auch die aus der<br />

Vorkriegszeit stammenden<br />

Max<strong>im</strong>umwagen<br />

der Münchner<br />

Straßenbahn boten ein<br />

beachtliches Fassungsvermögen,<br />

hier der Tw<br />

447 mit Bw 37 am<br />

25. Juli 1961 in der<br />

Leopoldstraße<br />

WILHELM ECKERT,<br />

SLG. WOLFGANG MEIER<br />

LINKS Der Düsseldorfer<br />

GT8 Nr. 1264 legt <strong>im</strong><br />

Juni 1965 am Jan-<br />

Wellem-Platz einen<br />

Halt ein. Aus diesen<br />

Gelenktriebwagen<br />

und Großraum-Beiwagen<br />

gebildete Züge<br />

hatten ein reguläres<br />

Fassungsvermögen<br />

von weit über 200<br />

Personen – und wenn<br />

es eng wurde ...<br />

BRIAN TURNER<br />

RECHTS Am Bonner<br />

Hauptbahnhof<br />

herrschte <strong>im</strong> September<br />

1969 dichtes<br />

Gedränge. Bedienten<br />

hier die<br />

Großraumwagen<br />

die Haltestelle, war<br />

für Pkw Parkverbot<br />

GRAHAM FEAKINS<br />

träts einzelner Betriebe legen davon Zeugnis<br />

ab. Erinnert sei exemplarisch an Hamburg,<br />

Köln, Bonn oder Dortmund.<br />

Neue Wagen braucht das Land<br />

Nachdem die westdeutschen Waggonbaufabriken<br />

wieder arbeitsfähig waren, halfen<br />

sie zunächst bei der Instandsetzung vorhandener<br />

Wagen. Sie fertigten neue Wagenkästen<br />

– teils nach dem Vorbild der betreffenden<br />

Konstruktionen – <strong>im</strong> Normalfall aber<br />

vereinfacht nach einheitlichen, zeitgenössischen<br />

Grundsätzen als Aufbauwagen. Parallel<br />

lief – am bekanntesten zum Beispiel<br />

bei der Fa. Fuchs in Heidelberg – die Produktion<br />

der als „Kriegsstraßenbahnwagen“<br />

(KSW) konzipierten Zweiachser weiter. Daran<br />

erinnert kürzlich Axel Reuther in seinem<br />

KSW-Beitrag <strong>im</strong> <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> 1/1004.<br />

Anfang der 1950er-Jahre begannen die<br />

westdeutschen Straßenbahnbetriebe schließlich<br />

mit der Ersatzbeschaffung ihrer Vorkriegswagen<br />

– unvergessen sind die in diese<br />

Zeit entstandenen Großraumwagen, die<br />

ab 1956 lieferbaren Gelenktriebwagen sind<br />

bis heute legendär. Die Düsseldorfer Waggonfabrik<br />

AG (Düwag) in Uerdingen verdiente<br />

sich in diesen Jahrzehnten einen bis<br />

heute glänzenden Namen. Unternehmen<br />

wie die Maschinenfabrik Esslingen, die<br />

Waggonfabrik Rastatt, Wegmann in Kassel,<br />

die Deutsche Waggon- und Maschinenfabrik<br />

in West-Berlin oder Hansa Waggonbau<br />

in Bremen lieferten andere oder ähnliche<br />

Konstruktionen, die den Düwag-Konstruktionen<br />

in vielen Details ebenbürtig waren.<br />

Durch den Bau von <strong>im</strong>mer mehr Wendeschleifen<br />

entstanden dabei <strong>im</strong>mer mehr Einrichtungswagen.<br />

Die Spreu trennt sich vom Weizen<br />

Aufgrund des unerwartet schnellen und<br />

nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der<br />

Bundesrepublik Deutschland – unsere Väter<br />

sprachen schon in den 1950er- und 1960er-<br />

Jahren selbst vom „Wirtschaftswunder“ –<br />

nahm die Individualmotorisierung rasch zu.<br />

Parallel zur Schienenfahrzeugindustrie<br />

punkteten natürlich außerdem auch die<br />

Hersteller von Bussen: Dem nicht spurgebundenen<br />

Straßenverkehr sprachen sowohl<br />

viele Vertreter der Bundes- und Landespolitik,<br />

aber auch Entscheidungsträger in den<br />

Rathäusern von „Straßenbahnstädten“ die<br />

Zukunft zu. Nun trennt sich die Spreu vom<br />

Weizen: In verschiedenen mittelgroßen und<br />

kleineren Städten wie Kiel, Flensburg, Hagen,<br />

Wuppertal, Neunkirchen oder Koblenz<br />

fiel die Entscheidung zur schrittweisen Beendigung<br />

des Trambetriebes. In anderen<br />

Städten erkannten die Verantwortlichen das<br />

Potential und die Unverzichtbarkeit des<br />

Schienenpersonennahverkehrs. Sie stellten<br />

die Weichen für den konsequenten Ausbau<br />

der Straßenbahnen und für den Umbauoder<br />

Neuaufbau zur bzw. als Stadtbahn.<br />

Wer sich an die Berichte <strong>im</strong> STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> über die Tunnelpläne in<br />

Mannhe<strong>im</strong> erinnert, der weiß, dass aber natürlich<br />

alles auch übertrieben werden kann.<br />

Was zum „Aus“ der Hamburger Straßenbahn<br />

bis Ende der 1970er-Jahre führte, und<br />

erfordert – und verdient – stets einer gesonderten<br />

Betrachtung. Was dabei gern übersehen<br />

wird: In anderen Metropolen wie in<br />

München oder Nürnberg tickten die Uhren<br />

<strong>im</strong> Prinzip ganz ähnlich wie in Hamburg.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

61


Geschichte<br />

Im Berufsverkehr von Essen begegnete <strong>im</strong> Juni 1965 ein von Tw 1546 geführtes Großraum-Triebwagenpärchen<br />

samt zweiachsigem Beiwagen einem Gelenktriebwagen!<br />

BRIAN TURNER<br />

Am Hauptbahnhof von Frankfurt am Main war am 17. Mai 1963 der Tw 407 mit dem Bw 1624<br />

als Linie 13 nach Berkershe<strong>im</strong> unterwegs WILHELM ECKERT, SLG. WOLFGANG MEIER (2)<br />

Auch hier reduzierte sich das Tramnetz in<br />

der heute und hier gerade so gelobten<br />

„Wirtschaftswunderzeit“. Doch Städte wie<br />

München und Nürnberg bekamen später<br />

noch einmal die Kurve.<br />

Betriebliche Änderungen<br />

Zu den Merkmalen der „neuen Zeit“ gehörte<br />

es, dass sich die Abfertigungsmethoden der<br />

Straßenbahnen änderten. Wurden dafür einst<br />

oft technische Innovationen ins Feld geführt,<br />

so lagen die wahren Hindergründe vor allem<br />

in der Personalknappheit der Betriebe. In den<br />

produzierenden Unternehmen verdienten die<br />

Menschen rasch besser als bei der Straßenbahn,<br />

erinnern ältere Stuttgarter. Parallel begannen<br />

die Stadtverwaltungen spätestens in<br />

den 1960er-Jahren auf die Betriebs- und Personalkosten<br />

zu achten.<br />

Zu den ungewöhnlichen Kompositionen der<br />

1960er-Jahre gehörten die Vierwagenzüge in<br />

Köln, hier am 4. April 1963 der aus Tw 1974, Bw<br />

2974, Tw 1981 und einem weiteren Beiwagen<br />

gebildeter Zug an der Markgrafenstraße<br />

62 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Wirtschaftswunderzeit<br />

Die Hamburger Straßenbahn war in den 1950er- und 1960er-Jahren unverzichtbar. Die geräumigen Wagen vom Typ V6E fassten viele Dutzend<br />

Fahrgäste, hier der Tw 3025 mit dem Bw 4184 am 14. September 1961<br />

WOLFGANG MEIER<br />

Durch den Bau von Wendeschleifen entfiel<br />

das Umfahren von Beiwagen an den<br />

Endpunkten der Linien. Zum Beispiel in<br />

Stuttgart lief nach dem Krieg aber auch erst<br />

die Umrüstung von Stangen- auf Scherenstromabnehmer.<br />

Parallel stieg die Anzahl<br />

ferngesteuerter Weichen. In Summe reduzierte<br />

sich so die körperlich schwere Arbeit<br />

der Straßenbahnfahrer.<br />

300 Fahrgäste pro Zug?<br />

Die Überschrift dieses Beitrages fragt nach<br />

Situationen, in denen bis zu 300 Fahrgäste<br />

pro Straßenbahnzug. Dazu hat sich der<br />

Autor mit vielen „alten Hasen“ ausgetauscht.<br />

Ihr Grundtenor lautete dazu, dass<br />

es während der Wirtschaftswunderzeit<br />

nicht vordergründig darauf ankam, in einem<br />

Zug so viel wie möglich Fahrgäste zu<br />

Die Straßenbahn in Hagen gehörte zu den Betrieben,<br />

deren Netz in den 1960er-Jahren bereits<br />

empfindlich reduziert war, hier Tw 222 <strong>im</strong><br />

September 1969 in Haspe an der Corbacherstraße<br />

GRAHAM FEAKINS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

63


Geschichte<br />

Von der Koblenzer Straßenbahn hieß es <strong>im</strong> Juli 1967 Abschied zu nehmen. Im Vorjahr bedienten die zweiachsigen Wagen 40 und 41 am 10. September<br />

noch zuverlässig die Haltestelle am Hauptbahnhof<br />

V. SEELER, SLG. WOLFGANG MEIER<br />

befördern, sondern dass – wie in den Jahrzehnten<br />

davor die Lösung <strong>im</strong> Einsatz möglichst<br />

viele Fahrzeuge – Stichwort Verstärkerfahrten<br />

– lag.<br />

Anders als in der heutigen Zeit, in der<br />

Gleitzeiten den Arbeitsalltag prägen, begann<br />

die erste Schicht in den 1950er- und<br />

1960er-Jahren in fast allen deutschen Fabriken<br />

zu einem fest vorgegebenen Zeitpunkt<br />

zwischen 6 und 8 Uhr. Das wiederum<br />

zog einen überdurchschnittlich hohen Stoßverkehr<br />

in den Morgenstunden sowie zu<br />

Schichtende nach sich. Herr der Situation<br />

Bis zu sechs Beiwagen waren auf der straßenbahnartigen<br />

Kleinbahn Pforzhe<strong>im</strong> – Ittersbach<br />

planmäßig anzutreffen, bei der Straßenbahn<br />

waren drei die Obergrenze, hier der<br />

Tw 606 mit drei Beiwagen WOLFGANG MEIER<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Wirtschaftswunderzeit<br />

Den Blick aus Tw 32 auf einen entgegenkommenden Zweiachserzug hielt<br />

Brian Turner <strong>im</strong> Juli 1965 in Süden von Elberfeld <strong>im</strong> Wuppertaler Netz fest<br />

(oben). Unten der Krefelder Tw 273 am 2. Oktober 1983 am Ostwall auf<br />

dem Weg zum Hauptbahnhof<br />

WILHELM ECKERT, SLG. WOLFGANG MEIER<br />

blieben die Verkehrsbetriebe durch eine<br />

dichte Taktfolge in diesen Stunden. Doch<br />

natürlich wich das Fassungsvermögen von<br />

aus zweiachsigen Trieb- und Beiwagen gebildeten<br />

Zügen von dem aus Großraumwagen<br />

mit Beiwagen gebildeten Garnituren ab.<br />

Wo vorhanden, gab es außerdem die Kombinationsmöglichkeit<br />

von Gelenkwagen<br />

und Großraum-Beiwagen. Wer das Fassungsvermögen<br />

dieser Fahrzeuge noch<br />

kennt, der weiß, dass in Ausnahmefällen<br />

schon knapp 300 Reisende darin Platz finden<br />

konnten. Doch bei regionalen Groß-<br />

Das Umstellen von Weichen gehörte in den<br />

1950er- und 1960er-Jahren zum Alltag für<br />

die Straßenbahnfahrer, hier 1964 in Wuppertal<br />

am Abzweig nach Solingen der Blick<br />

aus Tw 139<br />

BRIAN TURNER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

65


Geschichte<br />

300 Fahrgäste heute?<br />

veranstaltungen wie in der Hauptverkehrszeit<br />

versuchten die Betriebe lieber mit einem<br />

dichteren Takt an Wagen dem Verkehrsbedürfnis<br />

Herr zu werden.<br />

Die Langzüge bei OEG und<br />

in Köln und Pforzhe<strong>im</strong><br />

Üblicherweise zog ein Straßenbahntriebwagen<br />

in Deutschland ein bis zwei Beiwagen.<br />

Im Bereich der ehemaligen OEG gibt es bis heute<br />

– vor allem <strong>im</strong> Winter und <strong>im</strong> Schülerverkehr –<br />

Spitzen, in denen die Wagenverbände besonders<br />

gut ausgelastet sind. In den fassungsstärksten<br />

Fahrzeugen zählt die Betriebsleitung auch in der<br />

jetzigen Zeit noch hin und wieder knapp 300 Fahrgäste.<br />

Erinnert sei zum Beispiel an den Katholikentag<br />

in Mannhe<strong>im</strong> 2012. Damals fuhren auf der<br />

Linie 1 damals Gelenktriebwagen in Doppeltraktionen,<br />

um den Massen für den Herrn Herr zu werden.<br />

Wer mehr über solche betriebliche Besonderheiten<br />

wissen möchte, dem seien auch die<br />

nächsten 300. Ausgaben des <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> ans Herz gelegt. Im aktuellen Journalteil<br />

sowie in längeren Berichten innerhalb der Rubrik<br />

„Betriebe“ werden wir auch in Zukunft über<br />

den ganz alltäglichen und ungewöhnlichen Verkehr<br />

auf Straßen- und Stadtbahnen berichten.<br />

Zu den Ausnahmen gehörte der straßenbahnähnliche<br />

Betrieb auf der Kleinbahn<br />

Pforzhe<strong>im</strong> – Ittersbach, wo die vierachsigen<br />

Triebwagen nach Augenzeugenberichten bis<br />

zu sechs zweiachsige Wägelchen hinter sich<br />

herzogen – auf der <strong>im</strong> selben Depot gewarteten<br />

Pforzhe<strong>im</strong>er Straßenbahn waren <strong>im</strong>merhin<br />

bis zu drei Beiwagen auf der Tagesordnung.<br />

Dürfte die 300-Personen-Grenze<br />

in den Kleinbahnzügen mehrfach erreicht<br />

worden sind, so war es in den Wagen der<br />

Pforzhe<strong>im</strong>er Straßenbahn hoffentlich die<br />

Ausnahme …<br />

Legendär sind natürlich auch die Garnituren<br />

der OEG. Wer die großen, stählernen<br />

Trieb- und passenden Mitteleinstiegwagen<br />

noch kennt, der kann sich deren Fassungsvermögen<br />

gut vorstellen. Vor allem <strong>im</strong> Winter<br />

und <strong>im</strong> Schülerverkehr waren – und sind<br />

übrigens bis heute, siehe Kasten – die Verbände<br />

gut ausgelastet.<br />

Als letztes Beispiel sei an Köln erinnert.<br />

Dort gab es gekuppelte Langzüge in der<br />

Kombination Tw + Bw + Tw + Bw. Doch<br />

dabei handelte es sich um zweiachsige Fahrzeuge,<br />

so dass die 200-Personen-Grenze vermutlich<br />

in der Hauptverkehrszeit schon<br />

überschritten, aber der nächste volle Hunderter<br />

vermutlich eher nicht erreicht worden<br />

ist. Und doch sind gerade solche Aufnahmen<br />

eine schöne Erinnerung an die<br />

Wirtschaftswunderzeit. ANDRÉ MARKS<br />

In Elberfeld ersetzte die Wuppertaler Straßenbahn gegen Ende der 1950er-Jahre die eingleisige Strecke durch die Augustastraße. Dazu baute sie<br />

eine 500 Meter lange zweigleisige Neubaustrecke von der Ferdinand-Schrey-Straße zur Blankstraße. Auf diesem am 29. Mai 1960 eröffnetem<br />

Abschnitt entstand <strong>im</strong> Juli 1965 diese Aufnahme von Tw 115 mit dem Bw 908<br />

BRIAN TURNER<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


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3<br />

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ist Ihre optisch<br />

ansprechende<br />

BAHN EXTRA-<br />

DVD!<br />

C L A S S I C E D I T I O N<br />

Trams <strong>im</strong> Wirtschaftswunderland<br />

Wirtschaftswunder und Wiederaufbau und durch alles fährt die Straßenbahn.<br />

Sie bildet wieder das Rückgrat des Verkehrs. Tram-Oldt<strong>im</strong>er werden wieder<br />

aufgebaut, anschließend durch moderne Wagen ergänzt und ersetzt. Dieser<br />

Film zeigt die klassische Straßenbahn zahlreicher westdeutscher Verkehrs -<br />

betriebe noch einmal in ihrer ganzen Bandbreite und Schönheit. Auch Freunde<br />

alter Automobile kommen be<strong>im</strong> Betrachten der historischen Aufnahmen ins<br />

Schwärmen.<br />

BAHN EXTRA VIDEO – CLASSIC EDITION:<br />

Historische Eisenbahnfilme vom Dampfzeit-Filmer Ton Pruissen auf DVD:<br />

In unserer CLASSIC EDITION-Reihe lebt die Dampflokzeit wieder auf – in<br />

einzigartigen, exklusiven Originalaufnahmen, mit modernster Studiotechnik<br />

digitalisiert, geschnitten und exzellent vertont, mit komfortabler Menüführung<br />

zum schnellen Auffinden Ihrer Lieblingsszenen und teilweise in Stereo-Ton.<br />

In dieser Reihe sind derzeit rund 25 DVDs lieferbar.<br />

Produktion: Ton Pruissen, Aufnahmen: Slg. Oehlert, Muth Best.-Nr. 31576<br />

Sprache(n) Bild und Ton Menü/Kapitel Spielzeit Extras<br />

Mit historischen<br />

Aufnahmen<br />

ca. 60 Min.<br />

19 Kapitel<br />

Menüführung<br />

Schwarzweiß /<br />

Farbe, mono<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-89724-576-1<br />

Lust auf weitere Eisenbahn-Filme?<br />

DVD-Gesamtprogramm unter www.geramond.de<br />

1<br />

9 783897 245761<br />

DIE WELT DER EISENBAHN AUF DVD


GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Ein Jahr mit Tram,<br />

B<strong>im</strong> & Drämmli.<br />

KALENDER<br />

www.geramond.de<br />

Zweiwöchiger Wandkalender<br />

»Straßenbahn 2015«<br />

Bitte einsteigen: St<strong>im</strong>mungsvolle Motive<br />

aus der ganzen Welt der Straßenbahnen<br />

begleiten Sie durchs Tram-Jahr. Von altgedienten<br />

Klassikern wie dem Düwag-Triebwagen<br />

in Düsseldorf, Reko-Triebwagen in<br />

Halberstadt, P-Wagen in München und<br />

Tatras in Berlin und Strausberg bis hin zu<br />

den topmodernen Trams wie Citadis und<br />

Combino bietet dieser Kalender spannende<br />

Szenen aus dem Straßenbahn-Alltag.<br />

Der zweiwöchige Kalender bietet insgesamt<br />

26 Farbaufnahmen.<br />

36,5 x 25,5 cm<br />

€ [A] 17,99<br />

sFr. 26,90 € 17,99<br />

ISBN 978-3-86245-788-5<br />

Faszination Technik<br />

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oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


Fundstück des Monats<br />

FOLGE 20<br />

Klingenthal<br />

OT Brunndöbra<br />

Der zuletzt in Gera als Bw 234 II genutzte Gotha-EB54 befindet sich seit März 2002 wieder in Klingenthal <strong>im</strong> Vogtland – aber<br />

nicht als Denkmal, sondern <strong>im</strong> Ortsteil Brunndöbra abgestellt (Aufnahme vom 25. Mai 2014)<br />

RONNY DAUER<br />

Zweitretter gesucht<br />

Vor zwölf Jahren ließen Straßenbahnfreunde den letzten erhaltenen Beiwagen der Klingenthaler<br />

Schmalspurbahn „nach Hause“ bringen. Doch die museale Aufstellung des ehemaligen EB 198 03<br />

der Deutschen Reichsbahn scheiterte, das Fahrzeug vom Typ EB54 verfällt auf einem Werksgelände<br />

In der Kaiserzeit fiel es manchmal schwer, zwischen Straßenbahnen,<br />

elektrischen Kleinbahnen und Kleinbahnen mit straßenbahnähnlichem<br />

Betrieb zu unterscheiden. Durch das Inkrafttreten der Straßenbahn-Bau-<br />

und Betriebsordnung zum 1. April 1938 war spätestens<br />

ab den 1940er-Jahren eine klare Unterscheidung zwischen<br />

Straßen- und Eisenbahnen möglich. Ein zwangloser Wechsel von<br />

Fahrzeugen beider Systeme war danach viele Jahrzehnte nicht mehr<br />

möglich. Straßenbahnfahrzeuge auf Eisenbahnen stellten danach<br />

eine Seltenheit dar. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die vom<br />

VEB Waggonbau Gotha für die Deutsche Reichsbahn gebauten Triebund<br />

Beiwagen der Typen ET54/EB54 sowie T57/B57. Sie kamen ab<br />

1956 bzw. 1958 in der Reichsbahndirektion Dresden auf der Schmalspurbahn<br />

Klingenthal – Sachsenberg-Georgenthal zum Einsatz. Dafür<br />

waren sie ab Werk gemäß DR-Signalbuch mit einem Dreispitzenlicht<br />

sowie druckluftbetätigten Signalpfeifen anstatt Warnglocken<br />

ausgerüstet. Außerdem trugen die acht zweiachsigen Fahrzeuge eine<br />

Reichsbahnbeschriftung mit den Betriebsnummern ET19803 bis 06<br />

sowie EB19803 bis 06. Nach der Stilllegung der Schmalspurbahn<br />

zum 4. April 1964 übernahm die Plauener Straßenbahn alle acht<br />

Wagen. Dass heute noch drei der Triebwagen erhalten sind, wissen<br />

viele Straßenbahnfreude. Dass aber auch der ehemalige EB19803<br />

noch existiert, ist weniger bekannt.<br />

Der 1956 gebaute Zweiachser vom Typ EB54 befand sich ab 1. Mai<br />

1956 in Klingenthal <strong>im</strong> Linieneinsatz. Danach kam er am 1. September<br />

1964 nach Plauen, wo er ab 2. November als Bw 10 in<br />

Zweitbesetzung zum Einsatz kam. Per 23. November 1972 wechselte<br />

er nach Gera. Den dort als Bw 234 II geführten Wagen baute<br />

1973 das Raw „Roman Chwalek“ Berlin-Schöneweide vom Zweirichtungs-<br />

zum Einrichtungswagen um. Bis zu seiner Ausmusterung<br />

<strong>im</strong> Jahr 1990 blieb er danach in Gera <strong>im</strong> Einsatz, anschließend fand<br />

er mit der frei erfundenen Nummer 90 vor dem Geraer Hauptbahnhof<br />

eine Weiternutzung als Imbiss. Nach dem Tod des Betreibers<br />

suchte die Stadtverwaltung einen neuen Eigentümer. Daraufhin<br />

ließen mehrere Leipziger Straßenbahnfreunden den Bw am 20.<br />

März 2002 nach Klingenthal zurückbringen. Doch ihre Hoffnung,<br />

dass er dort den aus dem ET 198 06 und dem Plauener Bw 25 (Typ<br />

B2-64) gebildeten Denkmalzug neben dem Empfangsgebäude ergänzen<br />

würde, erfüllte sich nicht. Und so „schlummert“ er bis heute<br />

auf einem Werksgelände in Brunndöbra und wartet auf einen<br />

„Prinzen“ …<br />

ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

69


Geschichte<br />

Höher hinauf<br />

fuhr keine<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Tram La Paz (Bolivien)<br />

Die Straßenbahnen in<br />

La Paz In Bolivien überschritt<br />

die Tram einst die<br />

4.000-Meter-Höhenmarke.<br />

Nirgendwo anders auf der<br />

Welt drangen Straßenbahnen<br />

weiter nach oben. Doch der<br />

Betrieb ist inzwischen seit<br />

40 Jahren Geschichte –<br />

aber vor Ort kann man<br />

noch Überraschungen<br />

erleben!<br />

OBEN Die <strong>im</strong> Juli<br />

1909 eröffnete<br />

elektrische Straßenbahn<br />

von La Paz<br />

verband die höheren<br />

Stadtteile mit<br />

den niedriger gelegenen<br />

– die stets<br />

als Solowagen<br />

verkehrenden Kurse<br />

waren gut<br />

ausgelastet …<br />

SLG. ALLEN MORRISON (2)<br />

LINKS Bei der Verbindung<br />

vom Bahnhof<br />

El Alto nach La Paz<br />

handelte es sich<br />

eigentlich um eine<br />

Eisenbahn. Doch ab<br />

ihrer Eröffnung <strong>im</strong><br />

Jahr 1905 kamen<br />

hier <strong>im</strong> Reiseverkehr<br />

solche meterspurigen<br />

Tram-Triebwagen<br />

zum Einsatz –<br />

<strong>im</strong> Hintergrund erheben<br />

sich die Anden<br />

HIROTSUGU AKIBA,<br />

SLG. ALLEN MORRISON<br />

RECHTS Diese Aufnahme<br />

aus den<br />

1920er Jahren<br />

verdeutlicht die<br />

Steigungsverhält -<br />

nisse der Tram in<br />

La Paz – und<br />

warum man hier<br />

nie an eine<br />

Pferdebahn<br />

gedacht hatte<br />

Mit Eröffnung der Tibetbahn wurde<br />

<strong>im</strong> Jahre 2006 die „Schienen-<br />

Schallmauer“ von 5.000-Höhen-<br />

Metern überschritten. Langsam<br />

ansteigend erreicht diese Eisenbahn den<br />

höchstgelegenen Bahnhof der Erde: Tanggula<br />

auf 5.068 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

Bis vor acht Jahren hielt eine andere Eisenbahnlinie<br />

diesen Weltrekord inne: In spektakulärer<br />

Linienführung mit unzähligen Brücken<br />

und Tunnels sowie 21 Spitzkehren fährt<br />

die Peruanische Zentralbahn auf eine Höhe<br />

von 4.817 Metern. Bei diesen beiden „Weltrekordlern“<br />

handelte bzw. handelt es sich um<br />

mit Dampf- bzw. Diesellokomotiven betriebene<br />

Eisenbahnen – elektrische Bahnen erreichten<br />

diese Höhen bisher noch nie.<br />

Mit dem Superlativ „höchste elektrisch betriebene<br />

Eisenbahn weltweit“ wartet heute<br />

die Jungfraubahn <strong>im</strong> Berner Oberland auf.<br />

Sie verfügt mit dem Bahnhof Jungfraujoch<br />

auf 3.454 Meter Meereshöhe zugleich über<br />

die höchstgelegene Bahnstation Europas.<br />

Das Riffelalptram <strong>im</strong> schweizerischen Wallis<br />

fährt hingegen „nur“ auf 2.222 Meter hoch.<br />

Doch die Jungfraubahn war nicht <strong>im</strong>mer<br />

die am höchsten trassierte elektrische Bahn.<br />

Bis 1974 fuhr die Tram in der Stadt La Paz,<br />

dem Regierungssitz der Republik Bolivien,<br />

auf über 4.000 Meter Höhe.<br />

Diese Millionenstadt liegt in einem von<br />

schneebedeckten Sechstausendern der Anden<br />

eingerahmten Talkessel. Die tiefsten,<br />

mildesten und deshalb bevorzugten und teuersten<br />

Stadtteile liegen auf 3.400 Meter<br />

Meereshöhe, die höchstgelegenen, kältesten<br />

und windigsten mit dem Flughafen auf<br />

4.100 Meter.<br />

Die beiden Straßenbahnverkehre<br />

von La Paz<br />

Ab 1909 verkehrte innerhalb von La Paz<br />

eine meterspurige elektrische Straßenbahn.<br />

Sie führte vom oberen Teil der Stadt in vie-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

71


Geschichte<br />

Die Personenseilbahn in La Paz<br />

Die österreichische Doppelmayr Seilbahnen GmbH<br />

mit Sitz in Wolfurt (Vorarlberg) errichtet derzeit in<br />

La Paz ein urbanes Seilbahnnetz, welches verschiedene<br />

Stadtteile und die Nachbarstadt El Alto miteinander<br />

verbindet. Ende Mai 2014 eröffnete Boliviens<br />

Staatspräsident Evo Morales die Roja- Linie als<br />

erste Strecke. Eine Kabine ist für zehn Personen zugelassen.<br />

Innerhalb von zwei Monaten nutzten<br />

zwei Millionen Fahrgäste das neue öffentliche Verkehrsmittel,<br />

das entspricht einem Tagesdurchschnitt<br />

von knapp 35.000 Einzelfahrten. Die Línea Roja ist<br />

17 Stunden pro Tag <strong>im</strong> Einsatz. Die zwei weiteren<br />

Linien, Amarilla und Verde, sollen nach aktuellen Informationen<br />

<strong>im</strong> November 2014 in Betrieb gehen.<br />

Das Seilbahnnetz entsteht auf einer Meereshöhe<br />

von 3.600 bis 4.000 Meter und wird eine<br />

Gesamtlänge von elf Kilometern erreichen und<br />

dann insgesamt elf Stationen bedienen. Damit<br />

wird es sich nach Fertigstellung um das größte urbane<br />

Seilbahnnetz der Welt handeln. Mit dem Bau<br />

hatte der Weltmarktführer aus Vorarlberg Ende<br />

2012 begonnen. AM<br />

Zur Erstausstattung der elektrisch betrie -<br />

benen FCG gehörte auch der Tw 10. Der 1905<br />

von General Electric/Brill gelieferte Zwei -<br />

achser war einer der ersten Trieb wagen<br />

Boliviens<br />

JÖRG ZIMMER<br />

len Bögen in den Talkessel hinab. Mit acht<br />

von der J. G. Brill Company in Philadelphia<br />

gebauten zweiachsigen Triebwagen eröffnet,<br />

waren zur Zeit ihrer größten Ausdehnung<br />

20 Triebwagen für die 15 Kilometer<br />

lange Strecke vorhanden.<br />

Die meist eingleisige Linienführung, der<br />

überalterte Wagenpark und eine einflussreiche<br />

Bus-Lobby waren schließlich die Ursache<br />

für die Stilllegung der Straßenbahn <strong>im</strong><br />

Jahre 1950.<br />

Die andere „Elektrische“ hängt mit dem<br />

Bau der Eisenbahn zusammen: Im Jahr<br />

1903 ging die erste Eisenbahn des Landes in<br />

Betrieb. Sie führte mit 1.000 Mill<strong>im</strong>eter<br />

Spurweite von El Alto am oberen Rand des<br />

Talkessels nach Guaqui am Titicacasee. Von<br />

dort bestand Anschluss zu Schiffen und anderen<br />

Eisenbahnen zu den Häfen an der peruanischen<br />

Pazifikküste.<br />

Im Jahr 1905 erhielt auch die Stadt La<br />

Paz ihren Eisenbahnanschluss. Dazu führte<br />

eine neun Kilometer lange Strecke von El<br />

Alto in mehreren Serpentinen in den Talkessel<br />

nach La Paz hinab. Da man die Bewältigung<br />

der Max<strong>im</strong>alsteigung von 74<br />

Im Eisenbahndepot am Titicacasee sind bis<br />

heute zwei der 1905 gebauten Triebwagen<br />

aus La Paz erhalten – 40 Jahre nach Einstellung<br />

des Betriebes<br />

MICHAEL RUSSELL<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014


Tram La Paz (Bolivien)<br />

Promille für die vorhandenen Dampflokomotiven<br />

als zu schwierig ansah, sah man<br />

von vornherein einen elektrischen Betrieb<br />

mit Straßenbahnwagen vor. Also elektrifizierte<br />

die Betreibergesellschaft der Eisenbahn<br />

diesen Abschnitt – als ersten in Südamerika<br />

– mit 550 Volt Gleichstrom.<br />

Zur Erstausstattung gehörten 1905 außer<br />

einer Ellok (Nr. 21) und zwei Gepäcktriebwagen<br />

(Nr. 20 und 22) auch vier zweiachsigen<br />

Tramtriebwagen (Nr. 10 bis 13) – allesamt<br />

von General Electric/Brill gebaut. Im<br />

Jahr 1906 folgten zwei kleine zweiachsige<br />

Straßenbahn-Elloks (Nr. 30 und 31, ebenfalls<br />

von GE/Brill) und 1930 die Ellok 32<br />

(English Electric). Beiwagen gab es auf der<br />

Trambahn nach La Paz keine.<br />

Mit diesem Fahrzeugpark (ein Triebwagen<br />

war zwischenzeitlich an die Städtische<br />

Straßenbahn verkauft worden) betrieb die<br />

Gesellschaft FCG den umfangreichen Güter-<br />

und Straßenbahnverkehr von La Paz hinauf<br />

nach El Alto. Der elektrische Straßenbahnbetrieb<br />

der FCG endete in den<br />

1960er-Jahren. Die Triebwagen fanden fortan<br />

als Arbeitswagen Verwendung. Den spärlichen<br />

Personenverkehr über El Alto hinaus<br />

nach Guaqui bedienten auf dem elektrisch<br />

betriebenen Abschnitt von Triebwagen gezogene<br />

bzw. gebremste Dieseltriebwagen.<br />

Im Jahr 1974 wurde die staatliche ENFE<br />

Betreiberin der Guaqui-Bahn und legte den<br />

verbliebenen elektrischen Betrieb vor 40<br />

Jahren unverzüglich still, während sich der<br />

Dieselgüterverkehr hinunter nach La Paz<br />

noch bis 1990 hielt.<br />

Die zweite Verbindung zwischen La Paz<br />

und El Alto, die flachere, längere und nicht<br />

elektrifizierte, ebenfalls meterspurige Staatsbahnstrecke<br />

(FCAB+FCALP), diente von<br />

der Eröffnung 1917 bis zur Stilllegung 1995<br />

nur dem Fernverkehr nach Arica und Antofagasta<br />

in Chile und mit dem „Panamericano“<br />

nach Buenos Aires (Argentinien). Somit<br />

hat die Großstadt La Paz heute keinen direkten<br />

Eisenbahnanschluss mehr.<br />

Um typische Fahrzeuge der Firma J. G. Brill handelte es sich bei den 1908 in Philadelphia für die Tram<br />

in La Paz gebauten Wagen. Sie blieben bis zur Einstellung 1950 <strong>im</strong> Einsatz<br />

SLG. ALLEN MORRISON<br />

Den Verlauf der Straßenbahn (Tranvías de La Paz) und der tramartik betriebenen elektrischen<br />

Eisenbahn El Alto – La Paz zeigt diese Grafik. Zu beiden Betrieben informiert Allen Morrison auf<br />

Englisch unter www.tramz.com/bo/lp/lp.html<br />

GRAFIK: ALLEN MORRISON/MICHAEL SPERL<br />

Was ist geblieben?<br />

Den ehemaligen FCG-Endbahnhof in La<br />

Paz ließ die Stadtverwaltung nach Ein -<br />

stellung des Betriebes zum zentralen Busbahnhof<br />

umbauen. Außer einem mäßigen<br />

Güterverkehr zwischen El Alto und Guaqui<br />

fährt dort gelegentlich ein diesellokbespannter<br />

Touristenzug.<br />

Aber es gibt auch eine Überraschung:<br />

Denn fast alle elektrischen Fahrzeuge sind<br />

heute noch vorhanden. Die Elloks stehen<br />

desolat <strong>im</strong> Depot Challapampa von La Paz,<br />

die Straßenbahn-Triebwagen 10 und 12 befinden<br />

sich hingegen <strong>im</strong> Lokschuppen von<br />

Guaqui am Titicacasee. Mit einer blauen<br />

Lackierung dienten sie vor einigen Jahren in<br />

dem bolivianischen Kinofilm „Los Andes<br />

no creen en Dios“ als normale Personenwagen<br />

in einem Dampfzug. Somit gibt es bis<br />

heute noch Fahrzeuge der höchstgelegenen<br />

elektrischen Straßenbahn der Welt – 40 Jahre<br />

nach ihrer Außerbetriebnahme. Elektrisch<br />

fahren können sie aber nicht mehr.<br />

Zukunftspläne nur Visionen?<br />

Immer wieder kamen in den vergangenen<br />

Jahren in La Paz zum Teil utopische Pläne<br />

auf: Der Bau einer Stadtbahn, eine elektrische<br />

Schnellbahn zum Flughafen El Alto und eine<br />

U-Bahn. Keine dieser Ideen hat sich bisher <strong>im</strong><br />

Ansatz einer Verwirklichung genähert. Seit<br />

Ende Mai dieses Jahres verkehrt jedoch eine<br />

erste Linie der zwar nicht höchstgelegenen,<br />

aber größten urbanen Luftseilbahn der Welt<br />

– quasi als elektrische Nachfolgerin sowohl<br />

der früheren städtischen als auch der FCG-<br />

Straßenbahn. Nach 40 Jahren ausschließlichem<br />

Busverkehr steht den Menschen in La<br />

Paz damit wieder ein zweites Nahverkehrs<br />

zur Verfügung. MICHAEL RUSSELL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

73


9803<br />

102<br />

vor,<br />

und unsere<br />

ber“ weisen<br />

geschichtlich<br />

hin. So<br />

es wi l, seinen Platz.<br />

Baubegi n<br />

Mi te<br />

Überblick<br />

Sort<strong>im</strong>ent<br />

scha fen<br />

wertung<br />

stand<br />

gung<br />

der<br />

der<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Landschaft.<br />

74<br />

terhausen in Baden<br />

forum<br />

60<br />

74<br />

er tatsächlich ernsthaft<br />

glaubt, dieses<br />

Straßenbahnmode l<br />

mal eben an einem<br />

Das Vorbild<br />

■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

m sm-modell@geramond.de<br />

Für den Bericht über den Modellbauverein Nahverkehr Schwerin <strong>im</strong><br />

SM 4/99 wurden die Modellfotos aufwendig digital nachbearbeitet und<br />

mit einem passenden Hintergrund versehen, was<br />

die Aufnahmen viel natürlicher aussehen ließ<br />

Neu: Mit<br />

Hobby-Treffs<br />

Wie aus einer Märklin-Bahn<br />

eine Tram-Anlage wurde<br />

Anlagenvorschlag: Güterstraßenbahn<br />

Zu Besuch bei einem Kleinserien-Herste ler<br />

Selbstbau-Triebwagen in Spur 0<br />

MODELL<br />

U<br />

Liebevo l gestaltete<br />

Straßenbahn-Anlagen,<br />

detailgenau<br />

nachgebaute Tram-Oldt<strong>im</strong>er, die<br />

neuesten<br />

Zubehörteile – acht Seiten für a le<br />

Freunde<br />

der Miniatur-Straßenbahnen<br />

Trams<br />

auch für Blaulicht-Freunde<br />

■<br />

Der Mecklenburger Weg Uwe Rolo f ste lt uns<br />

hier das StraMo-Modulsystem des<br />

„Mode lbauverein Nahverkehr Schwerin” vor,<br />

daß sogar Feuerwehr-Fans begeistert<br />

nser „StraMo“ gena ntes<br />

gene Anlage – z.B. mit dem Ge-<br />

und unsere „Geschicht schreiber“<br />

weisen den Verein auf zeit-<br />

Jahr später ko nten wir unsere<br />

Fahrzeuge resultiert. Ein halbes<br />

Straßenbahn-Modulsystem<br />

samtmaß von 120 mal 120 Zenti-<br />

entstand aus dem Wunsch nach<br />

metern Min<strong>im</strong>um – aus vier kleigeschichtlich<br />

bedingte Details Anlage auf Au ste lungen zeigen.<br />

Seitdem wächst sie ständig.<br />

langen Fahrstrecken und der entnen<br />

Eckteilen oder ein Diorama<br />

hin. So findet bei uns jeder, der<br />

sprechenden vereinsmäßigen<br />

zu bauen un damit Teil einer<br />

Präsentation einer großen Anla-<br />

großen „unendlichen Geschich-<br />

Die Praxis hat es bisher bewiesen,<br />

egal wa n und wo wir uns<br />

ge, was jedoch <strong>im</strong> vermeintlichen<br />

te“ zu werden. Das überzeugte Baubegi n unserer Anlage war<br />

Widerspruch zu den Räumlich-<br />

auch Ho byfreunde, die nicht unbedingt<br />

Straßenbahnfans sind. Überblick über das vorhandene gebaut, funktioniert mit einfach-<br />

Mi te 1 96, da wir uns erst einen tre fen, die Anlage ist schne l aufkeiten<br />

der einzelnen Ho byfreunde<br />

und des Vereines stand.<br />

So befinden sich in unserer Anlage<br />

Teile von Vereinsmitgliedern, scha fen wo lten. Aus der Aus-<br />

deshalb!) und bietet dem Be-<br />

Sort<strong>im</strong>ent un die Anbieter verster<br />

Technik (vie leicht gerade<br />

Mit der Entwicklung des StraMo<br />

die sic hauptsächlich mit Blaulicht-<br />

und Baufahrzeugen befasstand<br />

zum Beispiel die Festle-<br />

haben wir außer dem Spaß am<br />

wertung dieses Überblicks enttrachter<br />

<strong>im</strong>mer etwas Neues. So<br />

bietet der „Mode lbauverein Nahverkehr<br />

Schwerin“ den Mode l-<br />

sen. Unsere „Nur“-Ho byfotografen<br />

geben mit intere santen der aus dem möglichen Einsatz großen Augen un dem Interesgung<br />

des Gleismi tenabstandes, Spiel auch noch den Spaß an den<br />

bauern die Möglichkeit, mit relativ<br />

bescheidenen Mi teln eine ei-<br />

Aufnahmen neue Anregungen der breitesten handelsüblichen se der Zuschauer und Besucher.<br />

Modell Extra<br />

Die 16-Seiten-Beilage zum<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>.<br />

102 STRA SENBAHN <strong>MAGAZIN</strong> 4/99<br />

Miniatur-Nahverkehr:<br />

Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

Anlagenmotiv<br />

www.strassenbahn-magazin.de/<br />

Das Anlagenmotiv bildete ursprünglich<br />

der Straßenbahnbetrieb<br />

in der fiktiven mi teldeutschen<br />

Stadt „Neustadt“ in den<br />

sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />

Der Stadtname wurde<br />

gewählt, weil er wohl in fast jedem<br />

Bundesland vorkommt.<br />

Im und am H0-Bahnhof Wien-Hü teldorf tre fen sich Eisenbahn, Wiener U-Bahn (U 4), Schne lbahn sowie Stadt- und Straßenbahn<br />

Mi tlerweile kö nen wir einen<br />

Entwicklungszeitraum von über<br />

vier Jahrzehnten in irgendeiner<br />

Stadt in Deutschlan darste len.<br />

Gebaut wird, was gefä lt – Hauptsache,<br />

es ist noch Platz für die<br />

Straßenbahn. Das a les garan-<br />

Mit der Tram durch Wien<br />

tiert eine belebte städtische<br />

Bahnhof Hütteldorf in H0 Gerd Kästel baut sich eine große L-förmige Eisenbahn-Anlage<br />

nach öste reichischem Vorbild. Die Straßenbahn ist hier nicht nur Beiwerk und Lückenbüßer<br />

n Bahnhof Hütteldorf in H0 Gerd Kästel baut sich eine große L-förmige Eisenbahn-Anlage<br />

Grundsätzliches<br />

Die Grundlage des StraMos bildet<br />

ein sogena ntes Raster<br />

(quadratischer Au schni t aus einer<br />

Fläche). I nerhalb dieses<br />

Raster sind best<strong>im</strong>mte Hauptnormen<br />

für den Oberbau, spezi-<br />

„Tag der o fenen Tür“ bei der der Neustadter Feuerwehr. Die<br />

an Blaulicht-Fahrzeugen intere sierten e l dem Bereich „Schiene und<br />

Fans kö nen bei der Wache direkt mit der Straßenbahn vorfahren.<br />

Straße“ festgelegt. Die unbe-<br />

D<br />

en Wiener Nahverkehr hat zustreben. Auf Bahnsteighöhe<br />

ter St. Veit“ führt, wo sie an einer<br />

zweigleisigen Abste lanlage zenz-Düwags mit dem Miniclubbe.<br />

Die Trieb dreh ge ste le der Li-<br />

sich Gerd Kästel aus endet in Hü teldorf die Linie U 4<br />

Aglas terhausen in Baden der Wiener U-Bahn, die auf der<br />

eben fa ls stumpf endet. Die Motor von Märklin verursachen<br />

zum Vorbild für die Straßen-<br />

Anlage bisher nur als antriebslo-<br />

Straßenbahnstrecke führt nach zwar einen Heidenlärm, funktio-<br />

bahn auf seiner großen H0-An-<br />

ses Standmode l dargeste lt ist.<br />

der Ausfahrt aus der Wendeschleife<br />

auf einer „Paradestrec-<br />

Demgegenüber laufen die Zwei-<br />

Vorortbahnhof Wien-Hü teldorf den mehrere Tramlinien, die<br />

ke“ am Gleisfeld des Bahnhofes achser-Antriebe in den M- und<br />

dargeste lt, a lerdings nicht als Halteste le verfügt auch über ein<br />

entlang. Si entzieht sich da n A-Triebwagen kultiviert leise.“<br />

gleisplanmäßiger Nachbau, son-<br />

Überholgleis. Ein Gleis<br />

bogen dem Blick des Betrachters, um in Auf der Anlage wurde das alte<br />

dern vom Betriebskonzept her“,<br />

ste lt eine Verbindung zur Stadt-<br />

einer unterirdischen Schleife für Roco-Gleismaterial mit 2,5-mm-<br />

erklärt Kästel sei noch <strong>im</strong> Bau<br />

bahnstrecke her, die auf der<br />

die Rückfahrt zu wenden. Dieser Profilhöhe verlegt. Die Gleise<br />

befindliches Werk. Reisezüge<br />

Glei seite des Empfangsgebäu-<br />

Teil ist zwar betriebsfertig, aber sind mi tels eingepa ster<br />

der Westbahn legen hier einen<br />

de stumpf endet und weiter in<br />

noch nicht durchgestaltet. „Auf Pa pstreifen auf Straße niveau<br />

kurzen Betriebshalt ein, bevor<br />

starkem Gefä le am hinteren<br />

meiner Anlage verkehren Mo-<br />

gebracht. In der Endschleife<br />

nieren aber recht zuverlä sig.<br />

lage genommen. „Bei mir ist der Auf dem Bahnhofsvorplatz wen-<br />

sie dem Wiener Westbahnhof<br />

Anlagenrand entlang nach „Un-<br />

de le der Wiener Verkehrsbetrie-<br />

vorm Bahnhof wurde elastisches<br />

74 Stra SeNbahN MagaziN 7/03<br />

Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

www.stra senbahn-magazin.de/forum<br />

Noch mehr Pfeiffer-Kölner<br />

oBEN Dresden nach der<br />

Wende: Die Straßenbahn<br />

setzt schon moderne Niederflurwagen<br />

(Hödl) ein,<br />

die Bausubstanz der<br />

Wohnhäuser läßt aber<br />

noch viel Arbeit erahnen<br />

■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten<br />

Verkauf nur<br />

über SSB<br />

Ha lings H0-GT4 gibt es mit<br />

Antrieb für 157 Euro und als<br />

Standmode l zu 104 Euro. Das<br />

Fahrzeug ist in der Stu tgarter<br />

Ausführung auf Anfrage auch als<br />

H0m-Mode l erhältlich. Laut<br />

Ha ling findet der Verkauf a ler<br />

Stu tgart-Varianten in Deutschland<br />

zur Zeit a lein über die<br />

Stuttgarter Straßenbahn ( SB)<br />

sta t. Der Mode l-GT4 wird demnächst<br />

aber auch in den Ausführungen<br />

Ulm und Augsburg produziert.<br />

jog<br />

UNTEN Eine typische<br />

Dresdner Verkehr szene<br />

aus der Vorwendezeit mit<br />

Triebwagen 1644 (Beka),<br />

ikarusbus und Zeitungskiosk<br />

der Deutschen Post.<br />

Des Bus wurde gesupert<br />

Auch we n das fertige 1:24-Mode l des Stu tgarter Museumswagens 2 eine beachtliche Größe hat, so gewaltig wie es hier neben Berthold Dietrich-<br />

Vandoninck erscheint, ist es da n doch nicht. Die wahre Größe erke nt man an der Pla tformstirnwand, die der Erbauer gerade in<br />

den Händen hält<br />

So baute ich meine<br />

Papp-Straßenbahn<br />

W<br />

60 STrA SENBAHN MAGAZiN 9|05<br />

»nur« um einen Kartonbausatz<br />

des hohen Schwierigkeitsgrades<br />

handelt – der wird schne l merken,<br />

auch nicht für Kinder und Anfänger.<br />

da s er gewaltig i rt. Auch ist der<br />

Bausatz meines Erachtens nicht für<br />

Wochenende ruckzuck zusammen-<br />

Leute g eignet, denen leicht der<br />

Doch zuerst zum Vorbild des Mobauen<br />

zu kö nen – da es sich ja<br />

Geduldsfaden reißt und aufgrund<br />

de ls. Der Wagen wurde 1904 mit<br />

der Nummer 2 als Teil der Serie<br />

198- 29 von Herbrand & Co in Köln-<br />

Ehrenfeld für die Stu tgarter Straßenbahn<br />

( SB) bescha ft, die diese Baureihe<br />

als Typ 5 einordnete. Der Triebwagen<br />

2 erhielt zwischenzeitlich<br />

Nichts fürs Wochenende■ Berthold Dietrich-Vandoninck hat sich an den Kartonbausatz<br />

der Stu tgarter Tram gewagt. Mit Geduld und kleinen Tricks entstand ein schönes Mode l<br />

74 STRA SENBAHN <strong>MAGAZIN</strong> 1|2012<br />

Die 300. Ausgabe<br />

Kleine Tram<br />

seit 1999 groß dabei<br />

Was lange währt ■ Rund 30 Jahre lang gab es <strong>im</strong> SM nur Vorbildberichte. Modellthemen<br />

fanden erst spät ihren festen Platz <strong>im</strong> Magazin. Inzwischen füllen sie rund 1.000 Seiten<br />

Mit der 120 nach Spandau“<br />

startete Anfang 1999<br />

die SM-Modellredaktion<br />

ihre Berichterstattung<br />

<strong>im</strong> „großen“ Heft. Auf drei Seiten<br />

stellte der inzwischen verstorbene<br />

Hobbyfreund Wolfgang Hellmuth<br />

Busch aus Wrist in Holstein seine<br />

kleine Tramanlage nach Berliner<br />

Motiven vor. Nach zwei Jahren als<br />

kleines Extraheft, das nur den Ausgaben<br />

für Abonnenten beilag, war der<br />

Modellteil nun zum festen Bestandteil<br />

des damals noch zwe<strong>im</strong>onatlich<br />

erscheinenden <strong>STRASSENBAHN</strong><br />

<strong>MAGAZIN</strong> geworden. Nach 30 Jahren<br />

Fokus auf Straßenbahnen und<br />

Nahverkehr <strong>im</strong> Maßstab 1:1 brachte<br />

die Zeitschrift nun auch Themen, die<br />

besonders die Freunde der kleinen<br />

Nachbildungen interessierten.<br />

In der zweiten Ausgabe des Jahres<br />

1999 berichtete das SM erstmals<br />

ausführlich von der Nürnberger Spiel-<br />

74 strassenbahn magazin 10|2014


Rückspiege<br />

Im Jahr 2003 feierte das SM zusammen mit Alfred Spühr das 50-jährige Bestehen seiner Anlage „Spühringen“. Seitdem begleiteten wir das weitere<br />

Wachsen seiner Tramanlage. Zurzeit arbeitet Spühr an sehr feinen Stromabnehmern, deren Bau er demnächst <strong>im</strong> SM in Wort und Bild genau erklärt<br />

warenmesse. Eine Neuheitenvorstellung<br />

in knapperem Umfang hatte es<br />

bereits in den kleinen Abonnentenbeilagen<br />

der beiden Vorjahre gegeben,<br />

seit 1999 ist die SM-Modellredaktion<br />

aber jedes Jahr für mehrere<br />

Tage in den Nürnberger Messehallen<br />

unterwegs, um für Sie alle Neuheiten<br />

in Wort und Bild festzuhalten.<br />

Modell oder Wirklichkeit?<br />

Im August 1999 widmete sich das<br />

SM erstmals einer Vereinsanlage. Auf<br />

vier Seiten stellten wir das „StraMo“<br />

genannte Modulsystem des Modellbauvereins<br />

Nahverkehr Schwerin<br />

vor. Die digital nachbearbeitete Aufnahmen<br />

der Mecklenburger Anlage<br />

ließen leicht vergessen, dass sie auf<br />

einer 1:87-Miniaturwelt entstanden<br />

waren. Die Schweriner wollen 2015<br />

Europas großes Modelltramtreffen<br />

„Kleine Bahn ganz groß“ ausrichten,<br />

sicher bietet sich dann mal wieder<br />

die Gelegenheit, über ihre Modulanlage<br />

zu berichten.<br />

Das Jahr 2000 brachte fürs SM eine<br />

grundlegende Änderung: Das<br />

Erscheinen wurde von sechsmal <strong>im</strong><br />

Jahr auf monatlich umgestellt. Preis<br />

und Umfang der einzelnen Hefte,<br />

die jetzt durchgehend vierfarbig<br />

gedruckt wurden, verringerten sich<br />

zwar, aber übers Jahr gesehen bekam<br />

der Leser doch einiges mehr<br />

geboten. Guido Mandorf berichtete<br />

<strong>im</strong> Modellteil über bauliche Änderungen<br />

seiner „Kohlenpott“-Anlage,<br />

die er erstmals 1998 in einer der<br />

Abonnenten-Beilagen vorgestellt<br />

hatte; der Berliner Straßenbahnfahrer<br />

Jan Ruppert zeigte seinen großen<br />

Fahrzeugpark, der vorwiegend aus<br />

Tatras bestand, und Ingo Stuth aus<br />

Matthias Wünsche verwirklichte die Wiedervereinigung auf seiner H0-<br />

Anlage, indem er Essener und Dresdner Fahrzeuge gemeinsam einsetzte.<br />

Im SM 8/00 zeigte er seine individuell umlackierten Busse und Bahnen<br />

Rainer Bertram berichtete 2005 von seiner Dresdner Modellstraßenbahnanlage, zu der er in der Kindheit durch eine kleine Blechtram angeregt wurde<br />

strassenbahn magazin 10|2014 75


aßenbahn <strong>im</strong> Modell<br />

76<br />

An „Kleine Bahn ganz groß“ nahm 2010 auch die Gruppe „Kleiner Nahverkehr Stuttgart“ mit ihrem H0m-Modul „Schleife Leopoldstraße“ teil<br />

Hamburg berichtete, wie er sich aus<br />

einem Corgi-Modell einen digitalisierten<br />

PCC baute.<br />

Mitte 2002 schrieb ein Leser einen<br />

Brief an die SM-Modellredaktion. Er<br />

teilte mit, dass er seit über einem<br />

halben Jahrhundert Modellstraßenbahner<br />

sei und bald das 50-jährige<br />

Bestehen seiner H0-Anlage feiern<br />

würde. Es war Alfred Spühr aus Osnabrück,<br />

der 1953 mit dem Bau seiner<br />

H0-Anlage „Spühringen“ begonnen<br />

hatte und sie nun den SM-Lesern<br />

vorstellen wollte. Spühr entpuppte<br />

sich nicht nur als begnadeter Modellbauer,<br />

er konnte auch mit sehr guten<br />

Fotos seiner Fahrzeuge und Anlage<br />

überraschen. Bis heute ist der inzwischen<br />

80-jährige Spühr regelmäßig<br />

mit Neuigkeiten aus Spühringen und<br />

Erinnerungen an die Osnabrücker<br />

Straßenbahn <strong>im</strong> SM vertreten.<br />

Zwe<strong>im</strong>al hat das SM seine modellinteressierten<br />

Leser nach ihren Fahrzeugwünschen<br />

befragt. Im Jahr 2001<br />

standen die Düwag-Gelenkwagen<br />

und der GT4 der Maschinenfabrik<br />

Esslingen an der Spitze der Wählergunst.<br />

Bei der fünf Jahre später<br />

stattfindenden zweiten Befragung<br />

waren es wieder die verschiedenen<br />

Gunter Mackinger zeigte 1999 <strong>im</strong> SM seine H0-Anlage nach Motiven der<br />

Salzburger Lokalbahn. Gleisanschluss hatte auch eine kleine Brauerei<br />

Ausführungen der Düwag-Fahrzeuge<br />

und der moderne Nachfolger NGT6.<br />

Bei den kleineren Fahrzeugen lag<br />

Einer der ersten Mitarbeiter der SM-Modellseiten war Helmut Gieramm.<br />

Für den anfangs als kleine Abo-Beilage erscheinenden Modellteil lieferte<br />

er Farbdias, die er auf den Anlagen von Hobbyfreunden fotografierte<br />

der zweiachsige Verbandstyp ganz<br />

vorne. Heute kann man rückblickend<br />

erfreut die Bilanz ziehen, dass viele<br />

der Leserwünsche zwischenzeitlich<br />

erfüllt wurden. Düwags Gelenktriebwagen<br />

gibt es von Halling in den unterschiedlichsten<br />

H0-Ausführungen<br />

und auch der Verbandstyp ist dank<br />

Frau Herrmann nicht länger nur<br />

ein Wunschtraum. Viele exotische<br />

Fahrzeuge kleiner Verkehrsbetriebe<br />

können jetzt als 3-D-Drucke auf eine<br />

Verwirklichung hoffen. Einige Hobbyfreunde<br />

sind auf dem Gebiet ja<br />

sehr rührig und überraschen mit <strong>im</strong>mer<br />

neuen Druckvorlagen, die auch<br />

anderen Modelltrambahnern zu den<br />

fehlenden Fahrzeugen verhelfen.<br />

Jährlicher Höhepunkt<br />

In einem Straßenbahndepot in Halle<br />

begann 2004 etwas, was heute<br />

einer der jährlichen Höhepunkte für<br />

Modellstraßenbahner ist: Von den<br />

Magdeburger Straßenbahnfreunden<br />

eingeladen, trafen sich 80 Hobbyfreunde<br />

mit elf Anlagen erstmals zu<br />

„Kleine Bahn ganz groß“. Ein Jahr<br />

Eine Anlage nach DDR-Motiven der späten 1970er-Jahre baute sich Christian<br />

Schneider. Im SM 7/07 zeigte der Berliner Straßenbahner sie <strong>im</strong> SM


Rückspiege<br />

In Bremen überquerte diese niederländische H0-Stadtbahn 2009 während einer Ausstellung <strong>im</strong> Rahmen eines Straßenbahnfestes eine Kanalbrücke<br />

später ging‘s nach Berlin ins Technikmuseum.<br />

Dort konnte man schon<br />

rund 3.500 Besuchern Modellstraßenbahnen<br />

zeigen. Inzwischen kennen<br />

nahezu alle Hobbyfreunde die<br />

Veranstaltung, denn seit 2010 berichtet<br />

das SM jedes Jahr ausführlich<br />

und zeigt viele der tollen Anlagenmotive.<br />

Die oft digital nachbearbeiteten<br />

Fotos in den Berichten verleihen den<br />

Modellwelten dabei ein ungewöhnlich<br />

natürliches Aussehen.<br />

Mit dem aktuellen Exemplar feiert<br />

das SM das Erscheinen des 300.<br />

Hefts. Seit der ersten kleinen Beilage<br />

<strong>im</strong> Jahr 1997 war der Modellteil<br />

inzwischen in fast 200 Ausgaben mit<br />

dabei. Auf knapp 1.000 Seiten haben<br />

wir ungezählte Modelle und Anlagen<br />

vorgestellt sowie Tipps und Informationen<br />

weitergegeben. Damit das so<br />

bleibt, freuen wir uns auch zukünftig<br />

auf Bilder und Berichte Ihrer Trammodelle<br />

und Anlagen.<br />

JOG<br />

OLGA BANDELOWA (3), R. BERTRAM, H. GIERAMM, G. MACKINGER, G. MANDORF (2), C. SCHNEIDER, A. SPÜHR, M. WÜNSCHE<br />

Guido Mandorf zeigt sein<br />

neues 3-D-Modell. Das Vorbild<br />

wurde ab 1980 gebaut<br />

Sein 300. Modell<br />

ist ein Belgier<br />

■ Seit den 1990er-Jahren baut SM-Author<br />

Guido Mandorf nahezu alle seine<br />

Modellstraßenbahnen selbst – jetzt hat<br />

er gerade sein 300. Fahrzeug fertiggestellt.<br />

Um auf der Meterspurstrecke seiner<br />

Anlage den Verkehr mit modernen<br />

Fahrzeugen zu verstärken, hat er dieses<br />

H0m-Fahrzeug konstruiert. Bei der Vorbildsuche<br />

wurde er in Belgien fündig. Der<br />

sechsachsige Gelenkwagen, den Mandorf<br />

als 3-D-Konstruktion entworfen hat,<br />

wird unter anderem für die Stadtbahn<br />

Charleroi eingesetzt. Schon am Abend<br />

nach der Fertigstellung saß er bei den<br />

Vorbereitungen für sein Modell Nr. 301.<br />

Mandorfs 300. Modell wird auf den vier äußeren Achsen angetrieben<br />

ANZEIGEN<br />

Neue Straßenbahn-Modelle<br />

GT8 Mit<br />

TS: T t<br />

Rheinbahn<br />

und ohne Wappen, mit und ohne Tür <strong>im</strong> Mittelteil<br />

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TramShop, Rolf Hafke, Sieben-Schwaben-Weg 22, 50997 Köln<br />

t 0 22 33-92 23 66 F 0 22 33-92 23 65 m Hafke.Koeln@t-online.de<br />

B<br />

strassenbahn magazin 10|2014 77


Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung<br />

<br />

ö<br />

:<br />

*<br />

0 89 – 13 06 99-720<br />

0 89 – 13 06 99-700<br />

redaktion@geramond.de<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Zu „Darmstädter Beiwagen“<br />

(SM 9/2014)<br />

Einsatzdauer nicht<br />

ungewöhnlich<br />

Zum Beitrag über die Beiwagen der<br />

HEAG möchte ich einige Anmerkungen<br />

machen. So wurden die aus Regensburg<br />

übernommenen Verbandszüge in Darmstadt<br />

mit einem ‘ gekennzeichnet und als<br />

Typ ST/SB 6’ geführt. Die aus Remscheid<br />

übernommen ST9 waren allachsgetriebene<br />

Fahrzeuge und besaßen je nach Fahrtrichtung<br />

die Achsfolge Bo’Bo oder BoBo’.<br />

In Darmstadt wurden sie als Einrichtungswagen<br />

mit führendem (angetriebenen)<br />

Drehgestell – nicht Laufdrehgestell<br />

– adaptiert. Soweit ich weiß, wurde diese<br />

Einsatzform wegen besserer Fahreigenschaften<br />

bei führendem Drehgestell gewählt.<br />

Ob das, wie <strong>im</strong> Artikel beschrieben,<br />

auch die Behängung mit Beiwagen<br />

ein Grund war, entzieht sich meiner<br />

Kenntnis. Die nochmalige Anschaffung<br />

von Hochflurwagen des Typs ST12 zu Be-<br />

ginn des Niederflurzeitalters wurde seinerzeit<br />

auch mit der größeren Wirtschaftlichkeit<br />

eines einheitlichen Wagenparks<br />

für einen kleineren Betrieb begründet. Interessanterweise<br />

wurde die Vorgängerserie<br />

ST11 etwa 15 Jahre später durch<br />

Neufahrzeuge ersetzt, weil dieses „wirtschaftlicher“<br />

(!?!) wäre. Sie erreichten<br />

somit gerade mal eine Einsatzdauer von<br />

26 Jahren.<br />

Damit sind wir bei der Einsatzdauer<br />

von HEAG-Straßenbahnfahrzeuge, die für<br />

mich nicht außergewöhnlich ist. Zum einen<br />

muss man sehen, dass gerade Vorkriegsfahrzeuge<br />

unter anderem wegen<br />

des Investitionsstaus und anderer Auswirkungen<br />

des Zweiten Weltkrieges oft<br />

eine beachtliche Einsatzzeit erreichten,<br />

was vor allem Nachkriegszweiachser oft<br />

nicht schafften. Im Nachbarbetrieb Frankfurt<br />

waren zum Beispiel F-Triebwagen 47<br />

Jahre von 1925 bis 1972 <strong>im</strong> Einsatz,<br />

Frankfurter Großraumzüge und Düwag-<br />

GT8 brachten es auf 40 Jahre. Baseler<br />

Standartwagen der ersten Serie waren<br />

von 1948 bis 2000 <strong>im</strong> Einsatz, die letzte<br />

Serie von 1968 marschiert, genau wie<br />

Münchens letzte P-Wagen, straff auf die<br />

50 zu.<br />

Legendär ist in Darmstadt allerdings<br />

wirklich der lange Einsatz von Zweiachsern.<br />

Das lag sicher auch daran, dass die<br />

Verbandszüge relativ früh für Einmannbetrieb<br />

umgebaut wurden, eine Investi -<br />

tion, die die meisten westdeutschen Betriebe<br />

bei Zweiachsern scheuten.<br />

Oliver Müller, Hanau<br />

Zu „Straßenbahn Wahlkampfthema?“<br />

(SM 6/2014)<br />

Bau einer Stadtbahn<br />

ohne Alternative<br />

Während eines Privataufenthaltes in<br />

Hamburg entdeckte ich zufällig einen<br />

Zeitungsartikel zum Thema Busbeschleunigung.<br />

Da bereits seit längerem mein Interesse<br />

der Errichtung bzw. „Nichterrichtung“<br />

der Hamburger Stadtbahn gilt, las<br />

ich diesen sehr gespannt. Die Tatsache,<br />

Der Bw 201 vom Typ SB6 gehörte zu den noch lange in Darmstadt eingesetzten Zweiachsern, hier am 1. Juni 1988<br />

vor dem Gelände der Fa. Merck. Der Zweiachser zählte zu den 1964 aus Regensburg übernommenen Fahrzeugen –<br />

das kennzeichnete die HEAG mit einem Apostroph hinter dem Typennamen – also mit SB´<br />

JÖRN SCHRAMM<br />

dass die Hamburger Hochbahngesellschaft<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihres Busbeschleunigungsprogramms<br />

alle möglichen Neuerungen<br />

in punkto Busantriebe<br />

ausprobiert, ist ja an sich sehr begrüßenswert.<br />

Man sollte jedoch nicht die Augen<br />

davor verschließen, dass dies mehr<br />

oder weniger verzweifelte Versuche sind,<br />

die Überlegenheit des Busbetriebes gegenüber<br />

der (insbesondere vom Regierenden<br />

Bürgermeister) ungeliebten Stadtbahn<br />

herauszustellen. Während meines<br />

Hamburgaufenthaltes hatte ich Gelegenheit,<br />

selbst zu erleben, auf welch tönernen<br />

Füßen das Hamburger Verkehrskonzept<br />

steht. Wenn in Berlin einmal wieder<br />

der Volkszorn hoch kocht, ob des vermeintlichen<br />

S-Bahn-Chaos, möchte man<br />

den Hauptstädtern zurufen, <strong>im</strong>mer ruhig<br />

bleiben! Ihr habt noch kein S-Bahn-Chaos<br />

in Hamburg erlebt!<br />

Hut ab vor der Frechheit der Deutschen<br />

Bahn, die Abschnitte Stade – Neugraben<br />

oder Elbgaustraße – Pinneberg<br />

mit einem Stundentakt als S-Bahn zu verkaufen.<br />

Da fährt in der brandenburgischen<br />

Einöde mancher RE häufiger! Der<br />

große Flaschenhals <strong>im</strong> System sind die<br />

Elbbrücken.<br />

Da war es am 31. Mai 2014 abends<br />

mal wieder soweit: Personen zwischen<br />

Wilhelmsburg und Veddel auf den Gleisen.<br />

Kein Zug, weder ein IC, RE noch eine<br />

S-Bahn kam über die Elbe. Zum Glück<br />

war aber „nur“ Samstag. Fahrgäste wurden<br />

aufgefordert, zur S-Bahnstation Berliner<br />

Tor zu fahren und dort in den<br />

„Schienenersatzverkehr“ zu steigen. Vollgepfropfte<br />

S-Bahnen erreichten genannte<br />

Station <strong>im</strong> Minutentakt, deren Vorplatz<br />

bald von Menschenmassen überflutet<br />

wurde. Wer nun dort organisierten Schienenersatzverkehr<br />

(z.B. in Form aufgereihter<br />

Metro-Doppelgelenkbusse) erwartet<br />

hatte, musste sich rasch eines Besseren<br />

belehren lassen. Es fuhren nur reguläre<br />

Linienbusse, die man kurzfristig über ihre<br />

regulären Endpunkte in Wilhelmsburg<br />

und Kirchdorf nach Harburg verlängert<br />

hat. Diese schafften weitaus weniger Personen<br />

weg als ständig aus der S-Bahn<br />

dazu kamen. Ein bemühter, jedoch hoffnungslos<br />

überforderter HVVG-Mitarbeiter<br />

78<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014


versuchte, die Massen zu beruhigen. Er<br />

erklärte, dass die Kommunikation zwischen<br />

DB AG und HVVG offenbar nicht<br />

die beste sei und letztere von der Situation<br />

überrascht worden ist. Das war in<br />

meinen Augen allerdings nur die halbe<br />

Wahrheit! Die Metrobusse waren meist<br />

auf der Linie 5 eingesetzt, es wäre gar<br />

nicht möglich, diese so schnell vor Ort zu<br />

bringen. Der Mitarbeiter versuchte mit<br />

dem Argument zu trösten, dass die Verlängerung<br />

der U4 zu den Elbbrücken <strong>im</strong><br />

Bau sei und irgendwann einmal die U-<br />

Bahn auch nach südlich der Elbe verkehren<br />

wird. Dass das <strong>im</strong> Augenblick nicht<br />

sonderlich half, muss hier nicht extra betont<br />

werden.<br />

Ich denke man sollte auch der hanseatischen<br />

Gelassenheit der Hamburger in<br />

diesem Augenblick einmal Respekt bezeugen.<br />

Ich weiß nicht, wie die Situation sich<br />

entwickelt hätte, wäre nicht damals <strong>im</strong><br />

nächsten Augenblick die Nachricht eingetroffen,<br />

dass der Zugverkehr über die<br />

Elbe wieder aufgenommen wurde. Eine<br />

längerfristige Einstellung des Zugverkehrs,<br />

eventuell wegen eines Unfalls oder<br />

Naturereignisses, möchte ich mir gar<br />

nicht ausmalen.<br />

Fazit: In der jetzigen Situation fährt die<br />

HVVG mit den Systemen U-Bahn und Bus<br />

(ergänzt durch die S-Bahn) ständig an<br />

der Grenze. Aus meiner Sicht führt an der<br />

Stadtbahn kein Weg vorbei. Vordergründig<br />

sollte dabei die Elbquerung realisiert<br />

werden.<br />

Ich gehe davon aus, irgendwann wird<br />

auch be<strong>im</strong> Regierenden Olaf Scholz die<br />

Einsicht dazu reifen. Wer ihn kennt, der<br />

weiß, dass er dann auch zehn Gründe<br />

parat hat, weshalb er schon <strong>im</strong>mer für<br />

den Aufbau der Stadtbahn war.<br />

Ulf Lieberwirth, Frankfurt (Oder)<br />

Zu „Großauftrag aus San<br />

Francisco“ (SM 9/2014)<br />

Muni Metro enorm<br />

über- und unterschätzt<br />

Das Streckennetz der Muni Metro<br />

Light Rail umfasst nach amtlichen Angaben<br />

zur Zeit 57,5 Kilometer – also ziemlich<br />

genau die Hälfte der in der Meldung<br />

auf den Seite 12/13 genannten 115,1 Kilometer.<br />

Die dort angegebene Fahrgastzahl<br />

bezieht sich auf den Durchschnitt pro<br />

Tag, nicht pro Woche. Alle Linien der Muni<br />

Metro verkehren nur in einem für US-Verhältnisse<br />

ungewöhnlich dicht bebauten<br />

Stadtgebiet, so dass ein <strong>im</strong> besten Sinne<br />

großstädtischer Fahrplan angeboten und<br />

von den Einwohnern – und auch von vielen<br />

Touristen – intensiv genutzt wird.<br />

Helmut Ahlbrecht, Hannover<br />

Liebevoller Blick auf Menschen hinter der Technik<br />

„Nicht mit dem Wagenführer sprechen!“<br />

Zumindest nicht mehr ganz<br />

junge Straßenbahnfreunde kennen<br />

diese Anweisung sehr genau – und<br />

haben sich, wie auch der Rezensent,<br />

sicher nicht <strong>im</strong>mer daran gehalten. In<br />

den heutigen, modernen Stadtbahnen<br />

ist dies meist unmöglich. Und<br />

schon sind wir mitten drin <strong>im</strong> Thema<br />

des Buches: Über Betriebe, Fahrzeuge<br />

und Netze gibt es inzwischen eine<br />

reiche Fülle an Informationen. Aber<br />

über das fahrende Personal?<br />

Am Beispiel von Darmstadt zeigt<br />

das Buch genau diese Perspektive<br />

auf: Wie hat sich das Berufsbild, haben<br />

sich die Anforderungen und das<br />

Umfeld geändert? Das alles ist gegliedert<br />

in Zeitabschnitte, beginnend<br />

1886 mit der Dampf-Vorortbahn und<br />

endend mit den aktuellen Niederflurbahnen.<br />

„Authentisch“ ist wohl das<br />

beste Stichwort für das, was dem Leser<br />

in diesem Buch begegnet. Aus jeder<br />

Epoche wird nicht ein Personal,<br />

ein Wagenführer, nein: ein „Mensch“<br />

lebendig, mit Bild und kurzem Lebenslauf,<br />

ggf. mit einem Zitat. Fassbar<br />

werden auch die Anforderungen,<br />

denen diese Menschen in den wechselnden<br />

Perioden ausgesetzt waren:<br />

Unverglaste Plattformen, Wind und<br />

Wetter, Wirtschaftskrisen und Kriegszeiten,<br />

Unfälle, Einmann-Betrieb und<br />

Fahrerkabine. Eine Vielzahl historischer<br />

Fotos und Dokumente macht das Buch<br />

zu einem erlebnisreichen Spaziergang<br />

durch die Tram-Geschichte. Der Einstellungsbogen<br />

von 1946 fehlt ebenso<br />

wenig wie ein Exkurs über die wechselnden<br />

Ansprüche an die Dienstkleidung<br />

(„…luftige Hose mit Freizeit-Appeal<br />

…“) und die Eroberung der<br />

Kurbel durch die Frauen („… da fahre<br />

ich nicht mit …“). Und die Autoren<br />

haben tatsächlich mit den Wagenführern<br />

gesprochen: Zahlreiche Originalzitate<br />

(auf der beigefügten CD <strong>im</strong> Originalton<br />

nachzuhören) lassen die<br />

Menschen auf den Fotos noch auf eine<br />

andere Art lebendig werden. Das ist,<br />

auch wenn HEAG mobilo als Herausgeber<br />

des Buches zeichnet, an einigen<br />

Stellen durchaus nicht ohne Kritik; aber<br />

zwischen den Zeilen ist doch meist der<br />

Titel des Buches zu hören: Ich bin <strong>im</strong>mer<br />

gern gefahren.<br />

Das Ganze liest sich leicht und amüsant<br />

und ist – auch über die Grenzen<br />

Darmstadts hinaus – ein Gewinn für<br />

alle, die einen Blick auf die Menschen<br />

hinter aller Technik werfen möchten.<br />

Innerhalb der neuen Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“<br />

des EK-Verlages erschien<br />

in diesem Sommer der Band 4,<br />

der sich wieder einem Schienenverkehrsmittel<br />

widmet – den Stadtbahnwagen B.<br />

Obwohl die Bücher der Reihe als<br />

„Bildbände“ konzipiert sind, enthält<br />

der hier vorgestellte Titel eine längere<br />

Beschreibung zur Entstehung,<br />

Technik und Einsatzgeschichte. Auch<br />

wenn dieser Text vom Ausdruck her<br />

verbesserungswürdig ist (sehr viele<br />

Sätze sind mit „wurde“ und „man“<br />

<strong>im</strong> Passiv formuliert, so dass der klare<br />

Informationsgehalt fehlt), kann<br />

der Leser die folgenden etwa 100<br />

Aufnahmen dadurch in Gedanken<br />

gut einordnen und besser verstehen.<br />

Dazu tragen auch die zwei grob bemaßten<br />

Fahrzeugzeichnungen sowie<br />

die Liefer- und Typentabellen in den<br />

Einführungskapiteln bei.<br />

Anschließend stellen die Autoren<br />

den B-Wagen-Einsatz in Bonn, Köln,<br />

Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum,<br />

Dortmund und sogar in den türkischen<br />

Städten Bursa und Istanbul<br />

mit durchweg farbigen Aufnahmen<br />

vor. Dominieren dabei<br />

die üblichen Motive „Fahrzeug<br />

schräg von vorn“, so sorgen einige<br />

wenige „Ausreißer“ von<br />

oben oder innen dennoch für<br />

Abwechslung. Die vom EK-Verlag<br />

angestrebte Druckqualität<br />

ist be<strong>im</strong> Besprechungsmuster<br />

nicht in allen Fällen erreicht. Es<br />

enthält auch leicht farbverfälschte<br />

oder mit Farbe übersättigte<br />

Aufnahmen. Etwas blamabel ist<br />

es auch, dass ausgerechnet be<strong>im</strong> Titelbild<br />

die Zielanzeige nicht lesbar ist. Wobei<br />

dem Rezensenten die Problematik<br />

bekannt ist, das die Frequenz der Anzeigen<br />

bei den Bonner Wagen eine für<br />

Fotografen äußerst „unfreundliche“<br />

Taktung aufweist.<br />

Das letzte Kapitel zur Zweiterstellung<br />

umfasst lediglich drei Seiten - und<br />

ist damit sehr knapp gehalten. Zu diesem<br />

Thema wäre „eigentlich mehr“<br />

möglich und nötig gewesen.<br />

Angesichts der vielen historischen Dokumente<br />

ist der Preis angemessen.<br />

JÖRN SCHRAMM<br />

HEAG mobilo GmbH: „Ich bin <strong>im</strong>mer<br />

gern gefahren“, Darmstädter Straßenbahnfahrer<br />

<strong>im</strong> Wandel der Zeit, 120<br />

Seiten mit zahlreichen Abbildungen<br />

und Begleit-CD-ROM, Büchner-Verlag<br />

Darmstadt 2014, ISBN: 978-3-941310-<br />

41-4, Preis: 19,90 Euro<br />

Fotoreise durch B-Wagen-Geschichte und -Gegenwart<br />

Anerkennung verdienen die genauen<br />

und ausführlichen Bildbeschreibungen,<br />

so dass der Bildband unter dem<br />

Strich einen guten Eindruck hinterlässt<br />

und B-Wagen-Freunden empfohlen<br />

werden kann.<br />

ANDRÉ MARKS<br />

Der Stadtbahnwagen Typ B. 40 Jahre<br />

Dauereinsatz an Rhein und Ruhr. 96<br />

Seiten 235 x 165 mm mit ca. 100 Abbildungen<br />

meist farbig, EK-Verlag Freiburg<br />

2014, ISBN: 978-3-8446-6751-6,<br />

Preis: 19,80 Euro<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014 79


Forum<br />

Termine<br />

20. September, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

Straßenbahnfreunde e.V. laden<br />

von 11 bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot<br />

auf die Seebener Straße<br />

191 ein<br />

20. September, Gotha: Tag der offenen<br />

Tür <strong>im</strong> Betriebshof, Waltershäuser Str. 98,<br />

anlässlich 120 Jahre Straßenbahn Gotha<br />

und 85 Jahre Thüringerwaldbahn, 10 bis<br />

17 Uhr<br />

21. September, Gotha: große „Fanveranstaltung“<br />

anlässlich der Jubiläen, historischer<br />

Wageneinsatz, u. a. mit Tw 7<br />

aus Zwickau, Teilnahmegebühr 35,– Euro<br />

21. September, Bochum: „Museums-<br />

Express“ Bochum Hbf – Bf Dahlhausen<br />

(S); fünf Abfahrten in Bochum zwischen<br />

11.02 und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen<br />

zwischen 11.51 und 17.51 Uhr<br />

21. September, Leipzig: Der „Historische<br />

Straßenbahnhof Leipzig-Möckern“<br />

hat von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Stündlich<br />

pendelt <strong>im</strong> Zubringerverkehr die Linie<br />

29E mit historischen Wagen zwischen<br />

dem Museum und der Innenstand und es<br />

finden Sonderfahrten mit historischen<br />

Wagen statt. Weitere Informationen unter:<br />

www.strassenbahnmuseum.de<br />

28. September, Braunschweig: Tag der<br />

Technik & Innovation der Braunschweiger<br />

Verkehrs-GmbH 11 bis 17 Uhr <strong>im</strong> Betriebshof<br />

Am Hauptgüterbahnhof; u.a.<br />

mit Vorstellung Tramino und Fachvorträgen<br />

zur Elektromobilität<br />

Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

28. September, München: das MVG-Museum<br />

in der Ständlerstraße 20 ist von 11<br />

bis 17 Uhr geöffnet<br />

3. Oktober, Bad Schandau: Sonderbetrieb<br />

mit historischen Wagen auf der Kirnitzschtalbahn<br />

4. Oktober, Augsburg: Rundfahrten von<br />

avg und „Freunden der Augsburger Straßenbahn<br />

e.V.“ (F.d.A.S.) mit KSW Nr. 506,<br />

bei technischen Defekten GT 8; Abfahrt Königsplatz,<br />

B2: 14.05, 15.05 und 16.05 Uhr,<br />

Fahrscheine be<strong>im</strong> Schaffner <strong>im</strong> Wagen, Erwachsene<br />

3 Euro, Kinder 1, 50 Euro (Mitglieder<br />

von Straßenbahnvereinen frei)<br />

4. Oktober, Bochum: Nostalgischer Straßenbahnverkehr<br />

Gelsenkirchen Hbf – Essen<br />

Hbf; sieben mal stündlich ab 11.17 Uhr bzw.<br />

von Essen Hbf ab 11.04 Uhr bis nach 18 Uhr<br />

4. Oktober, Döbeln: Öffentliche Fahrtage<br />

der Pferdestraßenbahn, jeweils 10 bis 12.30<br />

und 14 bis 17 Uhr. Die Fahrten beginnen<br />

am Pferdebahnmuseum, Niederwerder 6.<br />

Das Museum ist Dienstag bis Freitag 10 bis<br />

17 Uhr und sonnabends 9.30 bis 12.30 Uhr<br />

geöffnet (an den o. g. Fahrtagen bis 17 Uhr)<br />

4. Oktober, Dresden: Stündliche Führungen<br />

von 10 bis 17 Uhr durch das Dresdner<br />

Straßenbahnmuseum an der Trachenberger<br />

Straße, letzte Führung 16 Uhr, Unkostenbeitrag:<br />

3,– Euro/Person<br />

4. Oktober, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

Straßenbahnfreunde e.V. laden von 11 bis<br />

17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot<br />

auf die Seebener Straße 191 ein<br />

4./5. Oktober, Nürnberg: Öffnungstag<br />

<strong>im</strong> Historischen Straßenbahndepot St. Peter<br />

von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr letzter<br />

Einlass), während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie 15 entlang<br />

der Nürnberger Altstadt<br />

5. Oktober, München: das MVG-Museum<br />

in der Ständlerstraße 20 ist von 11<br />

bis 17 Uhr geöffnet<br />

18. Oktober, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

Straßenbahnfreunde e.V. laden von<br />

11 bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot<br />

auf die Seebener Straße 191<br />

ein<br />

18. Oktober, München: Lange Nacht<br />

der Museen, das MVG-Museum in der<br />

Ständlerstraße 20 ist von 19 bis 1 Uhr<br />

morgens geöffnet<br />

19. Oktober, Bochum: „MuseumsExpress“<br />

Bochum Hbf – Bf Dahlhausen (S);<br />

fünf Abfahrten in Bochum zwischen<br />

11.02 und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen<br />

zwischen 11.51 und 17.51 Uhr<br />

1./2. November, Dresden: Herbstöffnungstage<br />

des Dresdner Straßenbahnmuseums<br />

an der Trachenberger Straße<br />

von 10 bis 17 Uhr, parallel Rundfahrten<br />

mit historischen Wagen<br />

1./2. November, Nürnberg: Öffnungstag<br />

<strong>im</strong> Historischen Straßenbahndepot<br />

St. Peter von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr<br />

letzter Einlass), während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie<br />

15 entlang der Nürnberger Altstadt<br />

Nummer 300 • 10/2014 • Oktober • 45. Jahrgang<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magazin.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (Chefredakteur),<br />

Thomas Hanna-Daoud, Martin Weltner<br />

Redaktion Straßenbahn <strong>im</strong> Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold Dietrich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Hans Immer,<br />

Dr. Martin Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl, Guido Mandorf<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)<br />

leserservice@strassenbahn-magazin.de<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Rudolf Gruber<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.527<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Layout: Karin Vierheller<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

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Schweitzer Sort<strong>im</strong>ent, 10117 Berlin,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berlin,<br />

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Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

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Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1 Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Kl<strong>im</strong>entska 32<br />

<strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer<br />

DE63ZZZ00000314764 des Gera -<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modellbahnver-<br />

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Nova Bruckmann Verlagshauses eingezogen. Der<br />

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Ausgabe, der mit der Vorausgabe ankündigt wird. Den<br />

aktuellen Abopreis findet der Abonnent <strong>im</strong>mer hier <strong>im</strong><br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

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Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Impressum. Die Mandatsreferenznummer ist die auf<br />

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Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

Libr<strong>im</strong>port, 8027 Barcelona, Ciudad dem Adressetikett eingedruckte Kundennummer.<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß, Zum<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159 · Buchhandlung Wilhelm Messer-<br />

94032 Passau, Nibe lun gen platz 1 · Großbritannien<br />

land, in Österreich und in der Schweiz <strong>im</strong> Bahnhofs buch -<br />

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Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,<br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch schmidt, 70193 Stuttgart, Schwabstr. Schöningh Buchhandlung & ., 97070 ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

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Buch, 38023 Braunschweig, Postfach 96 · Buchhandlung Albert Müller, Würz burg, Franziskanerplatz 4 4 Borderside<br />

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© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt, Österreich<br />

Niederlande<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr. Buchhandlung Herder, 1010 Wien, van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

31 · Osiandersche Buch handlung, Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil, Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buch-<br />

Buch verkauf Alfred Junginger, 73312 sche Fachbuch handlung, 1040 Wien, Kluizeweg 474<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 · 1020 Wien, Novaragasse 47 · Techni-<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnhe<strong>im</strong>,<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

verantwortlich für Anzeigen: Rudolf Gruber, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

80<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

handlung, 40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />

Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzhe<strong>im</strong>,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

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1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften:<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißhe<strong>im</strong><br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

AUTO CLASSIC TRAKTOR CLASSIC SCHIFF CLASSIC<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


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Ich ermächtige die GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH, wiederkehrende Zahlungen von meinem<br />

Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von<br />

GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />

Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />

mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei<br />

die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

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<strong>Vorschau</strong><br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11/2014<br />

erscheint am 17. Oktober<br />

Steil, steiler,<br />

am steilsten<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Die Frage stellt sich <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wieder!<br />

Welche Straßenbahn <strong>im</strong> Adhäsionsbetrieb war<br />

in Deutschland die steilste? War es Remscheid,<br />

war es Neunkirchen – oder lag der steilste Abschnitt<br />

nicht vielleicht doch in einer ganz anderen<br />

Stadt? Diesen Fragen ist Bernhard Kußmagk<br />

in den vergangenen Monaten einmal<br />

akribisch nachgegangen. Dabei klärte er<br />

gleichzeitig die Frage, wo befindet sich heute<br />

die steilste Tramlinie? Dabei wirft er auch einen<br />

Blick über die Grenzen und schaut sogar über<br />

den Ozean bis nach Pittsburgh …<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

Zwickau: Vergessenes<br />

120. Jubiläum?<br />

PETER KALBE<br />

Zu den deutschen Betrieben, die in diesem Jahr auf<br />

einen 120-jährigen elektrischen Verkehr zurückschauen<br />

können gehören auch die Städtischen Verkehrsbetriebe<br />

Zwickau. Anders als die Stadtwerke in<br />

Erfurt würdigte das westsächsische Unternehmen<br />

das Jubiläum in diesem Sommer. Ein Blick auf Anfänge,<br />

Entwicklung und die heutige Situation.<br />

Bochums Linie 305<br />

nach Herne<br />

Am 2. September jährt sich zum 25. Mal die Umstellung<br />

der Sl 305 auf die U35 zwischen Bochum und<br />

Herne. Obwohl beide Linien unabhängig voneinander<br />

funktionierten, gab es keinen nennenswerten Parallelbetrieb.<br />

Der Beitrag erinnert vor allem an die letzte<br />

Zeit der 305 in den 1980er-Jahren und lässt damit die<br />

Düwag-Ära in Bochum wiederaufleben.<br />

Goldene Zeit in Nürnberg?<br />

Wo war dieser schon für Heft 9 angekündigte Beitrag?<br />

Keinesfalls vergessen – sondern in der Hektik<br />

des Heftes 300 einfach nicht in der gewünschten<br />

Qualität produzierbar. Nun erinnert Stefan Hinder<br />

endlich an die Straßenbahn in Nürnberg des Jahres<br />

1994. Ihr Weiterbetrieb war bereits gesichert gewesen.<br />

Aber was gehörte damals zum Betriebsalltag der<br />

Straßenbahn?<br />

Die Straßenbahn in<br />

Sarajevo<br />

Die bosnische Landeshauptstadt Sarajevo kann auf<br />

eine ungewohnt interessante Straßenbahngeschichte<br />

zurückschauen. Die wechselnden Staatszugehörigkeiten<br />

und politischen Einflüsse führten gleich -<br />

zeitig zu einem einzigartigen Fahrzeugmix. Es fuhren<br />

sowohl amerikanische als auch tschechische Klassiker.<br />

Das Betriebsporträt stellt all diese Besonderheiten<br />

vor und endete in der Gegenwart.<br />

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Das besondere Bild<br />

Was st<strong>im</strong>mt hier nicht? Irgendetwas passt auf dieser Aufnahme<br />

nicht zusammen! Der riesige Hafenkran steht recht nah an städtischer<br />

Wohnbebauung – und die Rostocker Straßenwagen sehen<br />

doch eigentlich ganz anders aus … Das ist die richtige Fährte!<br />

Denn diese Aufnahme entstand keinesfalls an der Küste, sondern in der<br />

Schweiz! Seit April dieses Jahres steht am L<strong>im</strong>matquai in Zürich ein ehemaliger<br />

Hafenkran aus Rostock. Initiator seiner Aufstellung ist der Kunstverein<br />

„zürich transit marit<strong>im</strong>“. Nun lässt sich über Kunst bekanntlich<br />

streiten – doch der ungewohnte Anblick erfüllt seinen Zweck:<br />

Der Kran ist <strong>im</strong> Gespräch der Zürcher und ihrer Gäste. Nur das<br />

Tram, wie in der Schweiz die Straßenbahnen genannt werden, fährt völlig<br />

unbeeindruckt an dem stählernen Riesen vorbei. Dieser soll voraussichtlich<br />

Anfang nächsten Jahres an Ort und Stelle verschrottet werden. Dann gehört<br />

den teils nicht viel jüngeren Tramwagen der Verkehrsbetriebe Zürich wieder<br />

die ungeteilte Aufmerksamkeit technikbegeisterter Passanten …<br />

TEXT: ANDRÉ MARKS, FOTO: TIBERT KELLER<br />

Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild


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