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STRASSENBAHN MAGAZIN Steil hinauf (Vorschau)

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Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

InnoTrans 2014: Das sind<br />

die neuen Straßenbahnen<br />

Achtung<br />

Gefälle!<br />

Die steilsten<br />

Straßenbahnstrecken<br />

von Neunkirchen<br />

bis Lissabon<br />

Bis zu 149 ‰ Steigung<br />

Herausforderung für Technik und Fahrzeuge<br />

8 Betriebe,<br />

157 Wagen<br />

Eingestellt vor 25 Jahren:<br />

Die Linie 305 Bochum – Herne<br />

Maximumwagen zwischen<br />

Danzig und Merseburg<br />

Die Straßenbahn in Sarajevo:<br />

Von Schmal- zu Normalspur


Ein Jahr mit Tram,<br />

Bim & Drämmli.<br />

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Klassikern wie dem Düwag-<br />

Triebwagen in Düsseldorf, Reko-Triebwagen<br />

in Halberstadt, P-Wagen in München und<br />

Tatras in Berlin und Strausberg bis hin zu<br />

den topmodernen Trams wie Citadis und<br />

Combino bietet dieser Kalender spannende<br />

Szenen aus dem Straßenbahn-Alltag.<br />

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Einsteigen, bitte …<br />

Zeitlos schön?<br />

Stimmen Sie ab<br />

Endlich war es wieder so weit: Ende<br />

September lud die Fachmesse „InnoTrans“<br />

zur großen internationalen<br />

Leistungsschau der Schienenfahrzeughersteller<br />

nach Berlin ein.<br />

Aufgrund eines eingerissenen Bandes am<br />

Sprunggelenk war ich allerdings gezwungen,<br />

während aller Öffnungstage im Büro<br />

am Schreibtisch zu bleiben. Doch zahlreiche<br />

Leser und Mitarbeiter des STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> versorgten mich mit<br />

weit über 100 Aufnahmen vom Gelände<br />

am Funkturm. Dafür möchte ich mich<br />

heute ganz herzlich bedanken.<br />

Wie alle Besucher der diesjährigen Inno-<br />

Trans war ich von der Vielfalt und Menge<br />

der dort ausgestellten Stadt- und Straßenbahnwagen<br />

begeistert. Neben vertrauten<br />

Konstruktionen zum Beispiel aus meinem<br />

Heimatland Sachsen von Bombardier<br />

Transportation oder HeiterBlick musterte<br />

ich interessiert vor allem auch die Fotos der<br />

Wagen von in Deutschland bisher eher un-<br />

Was halten Sie von einem phantasievolleren Design und Verzierungen<br />

bei Stadt- und Straßenbahnwagen?<br />

• Sehr viel – die Zeit der „kantigen Klötze“ ohne Gesicht und Wärme<br />

sollte vorbei sein. Dadurch steigert sich der Reisekomfort.<br />

• Das klingt ja schön und gut, treibt aber nur die Herstellungs- und<br />

damit auch Beschaffungskosten der Wagen unnötig in die Höhe.<br />

• Vorsicht! Ein Design unterliegt m. E. dem Zeitgeist. Neutral gehaltene<br />

Wagen sind auch noch nach drei Jahrzehnten akzeptabel …<br />

Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de<br />

bekannten Herstellern. An den Aufnahmen<br />

des „Artic“ von Transtech blieben meine<br />

Augen besonders lange haften, ohne dass<br />

ich am Anfang wusste weshalb.<br />

In der folgenden Stunde war es meine<br />

Aufgabe, für kommende Beiträge eingereichte<br />

Werkaufnahmen vor teils weit über<br />

100 Jahren gebauter Straßenbahnwagen zu<br />

sichten. Fasziniert betrachtete ich dabei die<br />

damals innen wie außen verarbeiteten Edelhölzer<br />

mit ihrer wunderbaren Maserung.<br />

Im nächsten Augenblick war ich in Gedanken<br />

wieder bei der InnoTrans: Das war mir<br />

beim „Artic“ so in die Augen gestochen:<br />

sein zeitlos schönes Holzimitat!<br />

Nun ist Schönheit bekanntermaßen immer<br />

ein subjektives Empfinden – und Design<br />

ist nicht alles, auf was es bei einem<br />

Straßenbahnwagen ankommt. Selbstredend<br />

stehen seine technische Ausgereiftheit und<br />

Tauglichkeit an erster Stelle. Doch gerade<br />

diese Eigenschaften sollten ja zu den<br />

Grundvoraussetzungen eines Markteintrittes<br />

gehören … – weshalb neben der ebenfalls<br />

elementaren Frage nach dem Preis eines<br />

Fahrzeuges das Design durchaus eine<br />

Rolle spielt. Das bestätigt mir<br />

auch die Begeisterung der Inno-<br />

Trans-Besucher für die Gestaltung<br />

des Himmels in Vosslohs<br />

Tramlink für die Rostocker<br />

Straßenbahn AG. Aber wie denken<br />

Sie, lieber Leser, über die<br />

Wertigkeit des Designs eines<br />

Straßenbahnwagens?<br />

Das Design des auf<br />

der InnoTrans vor -<br />

gestellten „Artic“<br />

der finnischen<br />

Firma Transtech<br />

sorgte in Berlin für<br />

Gesprächs stoff. Am<br />

20. Oktober fährt er<br />

in Würzburg Probe<br />

SEBASTIAN SCHRADER<br />

André<br />

Marks<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

3


Inhalt<br />

TITEL<br />

<strong>Steil</strong> <strong>hinauf</strong> – Superlative in Deutschland und darüber hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Betriebe<br />

TITEL<br />

<strong>Steil</strong>, steiler am steilsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Die steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb – Die Frage<br />

stellt sich immer und immer wieder: Welche deutsche Strecke im Adhäsionsbetrieb<br />

war die steilste – welche ist es heute? In der Literatur kursieren<br />

dazu viele widersprüchliche Angaben. Schaut man ins Ausland, wird es<br />

noch interessanter …<br />

Über Höhen und Tiefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

120 Jahre Straßenbahn in Zwickau – Auch der Betrieb im westsächsischen<br />

Zwickau feierte im diesem Jahr ein rundes Jubiläum: Seit dem 6.<br />

Mai 1894 ist die Straßenbahn in der Stadt unterwegs, die sich schon kurz<br />

danach zu einem Zentrum des Automobilbaus entwickelte …<br />

Zurück in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Besançon wieder mit Straßenbahn – Nach 62 Jahren schienenfreier<br />

Zeit rollen seit dem 30. August im Osten Frankreichs wieder Straßenbah-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> im Modell<br />

Alte Wikingteile, neues Gleisdreieck . . . . 76<br />

Michael Bachmann hat seine kombinierte Eisenbahn-/Tramanlage im<br />

Maßstab 1:120 ausgebaut und ein neues Gleisdreieck geschaffen<br />

nen durch die Innenstadt von Besançon, dem Verwaltungssitz des Départements<br />

Doubs. Aber welche Besonderheiten weist das neue Netz auf?<br />

TITEL<br />

Einzigartige Betriebs geschichte . . . . . . . . . . . . 38<br />

Die Straßenbahn in Sarajevo (Teil 1) – Ihre Anfänge lagen in einer<br />

1885 eröffneten Pferdebahn – als vierte Stadt in der k. k. Monarchie erhielt<br />

Sarajevo zehn Jahre danach eine elektrische Straßenbahn, ebenfalls mit<br />

760 Millimeter Spurweite. Aber wieso kamen später PCC-Wagen dorthin?<br />

Regio-Tram statt Zahnradbahn . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Projekt Durchmesserlinie Trogen – St. Gallen – Appenzell – In<br />

der Ostschweiz entsteht bald eine etwa 30 Kilometer lange Regio-Tram. Sie<br />

wird sowohl historisches Straßenbahntrassee als auch klassische Eisenbahnstrecken<br />

nutzen. Aber was ist genau für dieses Vorhaben geplant?<br />

Titelmotiv<br />

Am 12. Mai 1963 fuhr<br />

der Neunkirchner Tw 1<br />

in den 11,1-Prozent-<br />

Abschnitt der Hüttenbergstraße<br />

ein<br />

WILHELM ECKERT,<br />

SLG. WOLFGANG MEIER<br />

4 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

Besancon: Zurück im Straßenbahnzeitalter 36 St. Gallen: Neues Regio-Tram-Konzept 44<br />

InnoTrans: Alle Neuheiten auf einen Blick 48 Mannheim: Rückkehr des Tw 455 58<br />

Fahrzeuge<br />

RUBRIKEN<br />

„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . . 3<br />

Bild des Monats . . . . . . . . . . 6<br />

Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 29<br />

TITEL<br />

Laufsteg für Flirts & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Die InnoTrans-Neuheiten 2014 – Ende August fand auf dem Messegelände<br />

in Berlin die Leistungsschau der Schienenfahrzeughersteller statt ....<br />

Als es auf die Größe ankam . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Maximumwagen in Mitteldeutschland und im alten Ostdeutschland<br />

– Auch in Städten wie Breslau, Danzig, Magdeburg und Schwerin sammelten<br />

die Betriebe vor ca. einem Jahrhundert ihre Erfahrungen mit den ungewöhnlichen<br />

Vierachsern. Die Fahrzeuge bewährten sich unterschiedlich …<br />

TITEL<br />

Ein Mannheimer kommt heim . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Die Rettung eines GT6 Typ Mannheim – Kurz vor Weihnachten 2013<br />

kehrte ein Düwag-GT6 vom Typ Mannheim aus Helsinki in die kurpfälzische<br />

Metropole zurück. Aber welche Vorgeschichte hat der Tw 455?<br />

Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Forum, Impressum . . . . . . . . 80<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Das besondere Bild. . . . . . . . 83<br />

Geschichte<br />

TITEL<br />

Als die Zeit stillstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Die letzten Jahre von Bochums Linie 305 – Bis zum 2. September<br />

1989 verkehrte zwischen der Bochumer Innenstadt und Herne die Straßenbahnlinie<br />

305. Am gleichen Tag nahm vor 25 Jahren die U35 ihren Betrieb<br />

auf. Zuvor war die Linie 305 eine Hochburg für klassische Düwag-GT6 …<br />

Nie wieder Krieg! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Der Zweite Weltkrieg in Aachen<br />

vor 70 Jahren – In Vorbereitung einer<br />

Veröffentlichung fiel Reiner Bimmermann<br />

eine Aufnahme vom Geschehen<br />

vor den Toren der Stadt Aachen<br />

vor fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnten<br />

in die Hände. Doch was hat es<br />

damit auf sich?<br />

Goldene Zeit für Beiwagenfreunde . . . . . . . 70<br />

Die Nürnberger Straßenbahn vor 20 Jahren – Im März 1994 besuchte<br />

ein Oldenburger Nahverkehrsfreund im Rahmen seiner Bayernreise auch<br />

die Frankenmetropole. Hier galt sein Hauptinteresse den unverwechsel -<br />

baren Vier- und Sechsachsern. Aber er beobachtete auch andere Dinge …<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

5


Bild des Monats<br />

Bild des Monats<br />

Verstärkung aus Halle an der Saale in Brandenburg<br />

an der Havel: Die an ihrem neuen Dienstort von den<br />

Verkehrsbetrieben am 23. August offiziell in Betrieb<br />

genommenen Triebwagen 104 (ex HAVAG-Tw 500)<br />

und 105 (ex HAVAG-Tw 501) sind nun regulär vor<br />

allem auf der Linie 1 im Einsatz. So hielt Bodo Schulz<br />

am 28. August den Tw 104 neben dem markanten<br />

Steintor aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />

im Bild fest. Auf der linken Bildseite ragt hingegen<br />

der Turm der St. Katharinenkirche nach oben.<br />

6<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Bild des Monats<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014 7


Meldungen aus Deutschland,<br />

aus der Industrie und aus aller Welt<br />

Visualisierung der künftigen Station Kirchplatz an der Wehrhahn-Linie. Die Inbetriebnahme 2015 bringt viele Veränderungen<br />

GRAFIK: STADT DÜSSELDORF<br />

Düsseldorf: Kritikpunkte an Linienreform<br />

Im Schatten der Wehrhahn-Linie<br />

Im Oktober 2015 eröffnet die<br />

Rheinbahn die rund 800 Millionen<br />

Euro teure und 3,4 Kilometer unterirdisch<br />

verlaufende „Wehrhahn-Linie“.<br />

Damit gehen umfassende Änderungen<br />

im Liniennetz einher: Schon 2012<br />

beschloss der Stadtrat, ein neues Linienkonzept<br />

mit den folgenden wesentlichen<br />

Änderungen umzusetzen:<br />

Aus den Linien 703 und 712 werden<br />

die U72 und U73, wobei die U73<br />

künftig bis zur Universität fährt. Eine<br />

neue Linie U71 führt von Benrath<br />

über das Zooviertel nach Mörsenbroich<br />

und Rath, eine Erweiterung<br />

zum ISS-Dome ist vorgesehen. Diese<br />

drei Linien nutzen als „Niederflur-U-<br />

Bahn“ den neuen Tunnel. Auch andere,<br />

teils langjährige Linienbeziehungen<br />

sind betroffen: So unterbricht die<br />

Rheinbahn ihre traditionelle Ringlinie<br />

706 ab Oktober 2015, ebenso soll die<br />

bisherige Linie 708 zugunsten der<br />

U71 im nördlichen Abschnitt sowie<br />

der Linie 707 auf dem Streckenast<br />

nach Hamm entfallen. Der kurze Abschnitt<br />

Birkenstraße – Uhlandstraße<br />

verliert den Straßenbahnverkehr komplett.<br />

Alle Änderungen beschloss der<br />

Stadtrat bereits in der ersten Fortschreibung<br />

des Nahverkehrsplans im<br />

April 2012.<br />

Neue Planspiele<br />

nach Kommunalwahl<br />

In einigen Stadtteilen regt sich dagegen<br />

Widerstand, insbesondere weil<br />

durch die Kommunalwahlen im<br />

Mai/Juni 2014 neue politische Mehrheitsverhältnisse<br />

entstanden. Der<br />

neue SPD-Oberbürgermeister Thomas<br />

Geisel möchte Vorrang für den Nahverkehr<br />

sowie Taktverdichtungen. Der<br />

vornehme Stadtteil Düsseltal mit dem<br />

Zooviertel zwischen Brehmplatz und<br />

Grafenberger Allee ist bislang durch<br />

die 708 gut an den Hauptbahnhof angebunden.<br />

Wenn hier statt der 708 die<br />

neue U71 zum Wehrhahn-Tunnel fährt,<br />

ist die Direktverbindung zum Bahnhof<br />

passé. Schon früh positionierte sich<br />

die Bezirksvertretung gegen diesen<br />

Plan, seit den Koalitionsverhandlungen<br />

ist Bewegung in der Sache. Ein<br />

neuer Vorschlag sieht vor, die 708<br />

nicht nur zu erhalten, sondern bis zur<br />

im Bau befindlichen Fachhochschule<br />

in Derendorf zu verlängern. Möglich<br />

scheint alternativ eine Busverbindung<br />

anstelle der 708.<br />

Wie es weitergeht, ist offener als<br />

zuvor: Während weite Teile der Politik<br />

nun für ein zumindest vorübergehenden<br />

Erhalt der Linie sind, appelliert die<br />

Rheinbahn an die Entscheider, beim<br />

2012 beschlossenen Plan zu bleiben,<br />

der komplett durchgerechnet sei. Aus<br />

dem Stadtbezirk 7 – zu dem unter anderem<br />

Gerresheim und Grafenberg<br />

zählen – regt sich Widerstand gegen<br />

den geplanten Entfall der Verstärkerlinie<br />

713, die den wichtigen Umsteigeknoten<br />

Gerresheim Krankenhaus mit<br />

der Altstadt verbindet. Zwar soll als Ersatz<br />

künftig statt bisher nur jede zweite<br />

Bahn jeder Wagen der Linie 709<br />

8<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Deutschland<br />

Ohne Zukunft: Die Verstärkerlinie 713 – hier an der Heinrich-Heine-Allee –<br />

ist für 2015 zur Einstellung vorgesehen MICHAEL BEITELSMANN (2)<br />

Soll eingestellt werden: Die Linie 708, hier an der Haltestelle Birkenstraße,<br />

entfällt mit Eröffnung des Wehrhahntunnels<br />

nach Gerresheim Krankenhaus fahren,<br />

die 709 verläuft aber am eigentlichen<br />

Stadtzentrum vorbei.<br />

Weiter Straßenbahnen<br />

in der Altstadt?<br />

Im Zuge der Wehrhahn-Linie ist auch<br />

die Verlagerung der Linien 706 und 715<br />

aus der Achse zwischen Jan-Wellem-<br />

Platz und Bilk Bahnhof auf die parallel<br />

verlaufende Berliner Allee vorgesehen.<br />

Schließlich möchten die Verkehrsplaner<br />

vermeiden, dass über dem neuen Tunnel<br />

überhaupt Straßenbahnlinien verlaufen.<br />

Diese Maßnahme stößt nun auf<br />

große Kritik von Politikern aus dem<br />

Stadtbezirk Eller, die sich – ebenso wie<br />

die Gerresheimer – um ihre bewährte<br />

Verbindung zur Altstadt gebracht sehen.<br />

Da aber die Stadt Düsseldorf wohl<br />

kaum einen teuren Tunnel baut und<br />

gleichzeitig auf dem gleichen Abschnitt<br />

oberirdischen Bahnverkehr zulässt, be-<br />

stehen wenig Chancen auf die Verwirklichung<br />

dieser Forderungen. Zumal mit<br />

der bestehenden U75 die Altstadt weiterhin<br />

umsteigefrei erreichbar ist. Dennoch<br />

bleibt festzuhalten, dass die Nahverkehrsanbindung<br />

der Altstadt auch<br />

nach der U-Bahn-Eröffnung nicht optimal<br />

ist. Für die Verkehrspolitiker gibt es<br />

noch viel Arbeit, um intelligente Vorschläge<br />

für einen akzeptablen Oberflächenverkehr<br />

auszuarbeiten, die die Förderfähigkeit<br />

der U-Bahn-Bauten nicht<br />

beeinträchtigen.<br />

Die Strecke zum ISS-Dome<br />

Schon zur Eröffnung der neuen Großhalle<br />

„ISS-Dome“ im Düsseldorfer<br />

Norden 2006 sollte die Verlängerung<br />

der Straßenbahnlinie 701 über den<br />

Endpunkt Rath S-Bahnhof hinaus bis<br />

zum ISS-Dome fertiggestellt sein, damit<br />

beispielsweise die Besucher der<br />

Eishockeyspiele und Konzerte per<br />

Bahn an- und abreisen können. Im<br />

Mittelstreifen der großzügig ausgebauten<br />

Theodorstraße ist genügend<br />

Platz für die Trasse, auch eine Wendeschleife<br />

ist längst vorgesehen. Aber an<br />

der Verbindung zwischen jetziger Endstelle<br />

und der Kreuzung Theodorstraße/Am<br />

Gatherhof sorgen ungeklärte<br />

Grundstücksgeschäfte im Trassenverlauf<br />

für Bauverzug. Zwischenzeitlich<br />

bezweifelten Beobachter sogar die<br />

Ernsthaftigkeit der städtischen Bemühungen<br />

in dieser Frage. Der bisherige<br />

Rheinbahn-Aufsichtsratschef Andreas<br />

Hartnigk stellte nun aber, wenn alles<br />

gut laufe, noch für 2015 den Baubeginn<br />

der Trasse in Aussicht.<br />

Braunschweig<br />

Nachtverkehr wird<br />

testweise eingeführt<br />

MBE<br />

Der Verwaltungsausschuss der Stadt<br />

Braunschweig hat am 23. September<br />

die Einführung eines Nachtverkehrs in<br />

den Nächten von Freitag zu Samstag<br />

und von Samstag zu Sonntag beschlossen.<br />

Ein durchgängiger Stundentakt<br />

schließt die derzeit vorhandenen Lücken<br />

in diesen Nächten, bislang bestand<br />

in der Nacht Freitag/Samstag um<br />

ein Uhr der letzte Anschluss am Rathaus<br />

und Samstag/Sonntag um zwei<br />

Uhr. Das neue Nachtangebot soll im<br />

Dezember starten. Nach vorliegenden<br />

Schätzungen kostet die Angebotsausweitung<br />

rund 280.000 Euro pro Jahr,<br />

die Politiker haben dem für zunächst<br />

ein Jahr zugestimmt und erwarten im<br />

zweiten Halbjahr 2015 eine Einschätzung<br />

über den Nutzen des Projekts.<br />

Bereits nach 1990 gab es ein Nacht -<br />

liniennetz mit eigenen Linien, dieses<br />

entfiel jedoch nach 2000 als Sparmaßnahme.<br />

Durch den erfolgten Oberbürgermeisterwechsel<br />

von CDU auf SPD<br />

und der Umwandlung der Braunschweiger<br />

Verkehrs-AG zur Braunschweiger<br />

Verkehrs-GmbH am 28. Juli 2014 hat die<br />

Politik über die Stadt mehr Einfluss auf<br />

die Geschicke des Unternehmens.<br />

Bremen<br />

25 Jahre Freunde der<br />

Bremer Straßenbahn<br />

JWG<br />

Im Jahr 1989 gründeten Interessierte<br />

den Verein „Freunde der Bremer Straßenbahn<br />

e.V.“ (FdBS) mit dem Ziel, historische<br />

Fahrzeuge zu erhalten, aufzuarbeiten<br />

und einzusetzen sowie die<br />

Geschichte des Nahverkehrs in der Hansestadt<br />

zu erforschen. Das stellte sich<br />

als günstiger Zeitpunkt heraus, denn<br />

bereits kurz darauf stand die Ausmuste-<br />

Bremen<br />

Nach Ausscheiden des Technischen<br />

Direktors der BSAG, Wilfried<br />

Eisenberg, zum 1. August beschloss<br />

der Aufsichtsrat im September<br />

die Neuordnung des Vorstands.<br />

Danach wird die Stelle<br />

gestrichen und ihr Aufgabenbereich<br />

verteilt. So übernimmt Hajo<br />

Müller, der kaufmännische Vorstand<br />

mit den bisherigen Geschäftsfeldern<br />

Finanzen, Marketing<br />

und Vertrieb die Funktion des Vorstandssprechers<br />

sowie die Bereiche<br />

Fahrzeuge, Unternehmensentwicklung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit;<br />

der Arbeitsdirektor Michael Hünig<br />

erhält den Sektor Infrastruktur, Betrieb<br />

und Planung.<br />

AMA<br />

Bad Schandau<br />

Am 2. September stürzte am<br />

frühen Morgen ein etwa 50 Tonnen<br />

schwerer Gesteinsbrocken<br />

zwischen der Haltestelle Pflanzengarten<br />

und dem Depot auf<br />

die Kirnitzschtalstraße. Infolge<br />

der Beräumung der Schadstelle<br />

sowie notwendiger weiterer<br />

Sprengungen zur Sicherung des<br />

lockeren Felshangs fuhr die Kirnitzschtalbahn<br />

in Folge nur eingeschränkt<br />

zwischen Depot und<br />

Lichtenhainer Wasserfall. Den<br />

durchgehenden Straßenbahnverkehr<br />

wollte der Betreiber<br />

OVPS abhängig vom Stand der<br />

Sicherung des Felsens Anfang<br />

Oktober wieder aufnehmen. MSP<br />

Krefeld<br />

Die ersten Krefelder Flexity<br />

Outlook C (FOC) der zweiten<br />

Serie von Bombardier sind im<br />

September nach mehr als dreimonatiger<br />

Erprobungsphase erstmals<br />

in den Fahrgasteinsatz gelangt.<br />

Die Anlieferung des ersten<br />

Wagens erfolgte am 23. Mai. Die<br />

Wagen mit den Nummern 660<br />

bis 671 fertigt Bombardier Austria<br />

in Wien, die Fahrwerke stammen<br />

aus dem Werk in Siegen. Sie<br />

unterscheiden sich nur in Details<br />

von der ersten Serie (Tw 601 bis<br />

619). Nach und nach verdrängen<br />

sie nun die noch verbliebenen<br />

Düwag-M8C, von denen künftig<br />

noch etwa sechs Fahrzeuge als<br />

Reserve dienen sollen. MBE<br />

rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

9


Aktuell<br />

Mönchengladbach: Nach 46 Jahren kehrte der ex Tw 26 am 8. September aus<br />

Aachen wieder zurück. Hier ist seine Aufarbeitung geplant STEPHAN VÖLKER<br />

Bochum: Weit fortgeschritten zeigte sich der Bau eines eigenen Bahnkörpers<br />

an der Wattenscheider Straße am 6. September MICHAEL BEITELSMANN<br />

rung der letzten Großraumzüge an, die<br />

nicht auf den Schrott gingen, sondern in<br />

die Obhut des Vereins gelangten.<br />

In Zusammenarbeit mit der BSAG<br />

begannen die Vereinsmitglieder historische<br />

Fahrzeuge aufzuarbeiten und<br />

fanden im Sebaldsbrücker Depot eine<br />

Bleibe. Hier befindet sich heute das<br />

Museum „Das Depot“, in dem eine<br />

beachtliche Flotte regelmäßig auf<br />

Rundfahrt- und Themenlinien eingesetzter<br />

Fahrzeuge stationiert ist.<br />

Am 13. und 14. September beging<br />

der Verein sein 25-jähriges Bestehen<br />

mit einem umfangreichen Programm,<br />

zu dem neben anderen Attraktionen<br />

Fahrten mit historischen Straßenbahnen<br />

zwischen Sebaldsbrück und dem<br />

Weserwehr, Modellbahnausstellungen<br />

und Gastomnibusse gehörten. AMA<br />

Mönchengladbach<br />

Letzter Tw nach 46<br />

Jahren zurückgekehrt<br />

In den frühen Morgenstunden des<br />

8. September begann auf dem Bus-Betriebshof<br />

der Aachener Straßenbahn<br />

und Energieversorgungs-AG (ASEAG)<br />

die Verladung des historischen Triebwagens<br />

1016, ehemals Tw 26 in Mönchengladbach.<br />

Sein neues Übergangsquartier<br />

ist eine frühere Fabrikhalle in<br />

Mönchengladbach-Lürrip. Damit kehrte<br />

nach 46 Jahren ein Stück Mönchengladbacher<br />

Stadtgeschichte in die Heimat<br />

zurück, bildete die Straßenbahn<br />

doch 72 Jahre lang das Rückgrat des<br />

Nahverkehrs in Mönchengladbach und<br />

Rheydt.<br />

Für die Aufarbeitung und die künftige<br />

Nutzung des Fahrzeugs existiert<br />

bereits ein Konzept. Die vorab in Aachen<br />

durchgeführte Bestandsaufnahme<br />

kam zu dem Ergebnis, dass sich<br />

die Substanz des Wagenkastens dank<br />

guter Pflege seitens der ASEAG in einem<br />

erfreulich guten und absolut erhaltungswürdigen<br />

Zustand befindet.<br />

Ein Aufarbeitungsplan schlüsselt auf,<br />

welche Arbeiten in welchem ungefähren<br />

Umfang erforderlich sind. Abschließend<br />

soll das Fahrzeug wieder<br />

seine Mönchengladbacher Lackierung<br />

in Creme mit blauen Zierstreifen erhalten.<br />

Das spätere Nutzungskonzept<br />

sieht eine Aufstellung unter einem Regenschutzdach<br />

auf der Außenfläche<br />

des neuen Hugo Junkers Hangar am<br />

Flughafen Düsseldorf-Mönchengladbach<br />

vor. Der Innenraum des Fahrzeugs<br />

soll zur Hälfte den Original-Zustand<br />

zeigen, die andere Hälfte steht<br />

künftig als Veranstaltungsraum für Tagungen<br />

oder kleinere Dinner-Events<br />

zur Verfügung. Alle Interessenten sind<br />

eingeladen, das Projekt zu unterstützen.<br />

Weitere Informationen gibt es dazu<br />

unter www.Tw26.de. AL/MSP<br />

Bochum<br />

Neue Trasse<br />

der Linie 302<br />

Die Neutrassierung der Linie 302<br />

zwischen Bochum-Hamme und Bochum-Wattenscheid<br />

schreitet voran.<br />

Der komplizierte Neubau des Autobahnkreuzes<br />

Bochum-West an der A<br />

40 erfordert den vollständigen Neubau<br />

der Gleislage entlang der Wattenscheider<br />

Straße. Nachdem im Vorjahr bereits<br />

die Straßenbahnbrücke über die Autobahn<br />

in Betrieb ging und der Abriss der<br />

alten Brücke im Zuge der Wattenscheider<br />

Straße erfolgte, bindet die Bogestra<br />

als letzten Schritt ein kurzes Stück<br />

neue Trasse zwischen der Bahnüberführung<br />

am Thyssen-Krupp-Werksbahnhof<br />

und dem früheren Abzweig<br />

zum Donezk-Ring an ihr Netz an.<br />

Im Sommer verzögerten die Verfüllarbeiten<br />

eines alten Bergbauschachtes<br />

die Arbeiten, inzwischen ist der rund<br />

150 Meter tiefe ehemalige Zechenschacht<br />

im Bereich der Wattenscheider<br />

Straße mit Spezialbeton verfüllt. Dadurch<br />

verschob sich das Verschwenken<br />

der Trasse um rund einen Monat. Künftig<br />

steht der Linie 302 an dieser stauträchtigen<br />

Stelle ein vollständig eigener<br />

Gleiskörper zur Verfügung. MBE<br />

Dresden<br />

Letzter Abschnitt<br />

der Linie 2 erneuert<br />

Nach sechsmonatigen Bauarbeiten<br />

fahren seit 27. September wieder Straßenbahnen<br />

auf der Pennricher Straße.<br />

Damit ist der vor 20 Jahren als „Pilotprojekt<br />

Linie 2“ begonnene stadt-<br />

Bremen: Anlässlich des 25. Jubiläums der „Freunde der Bremer Straßenbahn e.V.“ (FdBS) fand am 13. September im Depot Sebaldsbrück diese Parade<br />

statt. Zu sehen sind unter anderem der in Aufarbeitung befindliche Tw 3530 und der aus Norrköping heimgekehrte Tw 801<br />

JENS WINNIG<br />

10<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Deutschland<br />

Hannover<br />

TW2000 auf Linie 10<br />

Vom 31. August bis einschließlich 10. September<br />

sperrte die üstra in Hannover die oberirdische<br />

Innenstadt-Stadtbahnstrecke der Linien 10 und 17<br />

über Steintor und Hauptbahnhof zum Aegidientorplatz.<br />

Hintergrund für diese Sperrung ist die überfällige<br />

Grunderneuerung mit Aufweitung des Gleismittenabstandes<br />

in der Kurt-Schumacher-Straße.<br />

Die von Ahlem kommende Linie 10 fuhr in dieser<br />

Zeit – wie bei größeren Störungen, dem Marathon<br />

und im Nachtsternverkehr üblich – über die Tunnelstrecke<br />

A bis zur Kehranlage Hauptbahnhof. Die<br />

normalerweise dort kehrende Linie 8 fuhr, wie sonst<br />

nur in der Frühspitze üblich, mit einem zusätzlichen<br />

Zug verlängert um drei Haltestellen bis zur Kehranlage<br />

Dragonerstraße. Die Linie 17 (Wallensteinstraße<br />

– Aegidientorplatz) hatte die üstra ab Goetheplatz<br />

auf die Relation zum Betriebshof Glocksee<br />

verkürzt.<br />

Erstmals kamen in diesen Wochen auf der Linie<br />

10 auch Stadtbahnwagen TW2000/2500 zum Einsatz,<br />

da die dem entgegenstehenden Zwangspunkte<br />

durch die Sperrung entfielen. Das war offenbar<br />

auch als kleines „Bonbon“ für die Fahrgäste gedacht,<br />

da beim TW2000 die vier Schiebetritte etwas<br />

leichter zu überwinden sind als die drei Stufen der<br />

TW6000 – Hochbahnsteige sind auf dem Ahlemer<br />

Streckenast noch in der Minderheit. Höhere Verspätungsanfälligkeit<br />

infolge starker Streckenbelegung<br />

zeigten indes, dass die Verlegung der Linie 10 in<br />

den A-Tunnel – wie von einigen Gegnern der oberir-<br />

Hannover: Umgeleitete Linie 17 und TW2000 auf der Linie 10 an der Haltestelle Glocksee am<br />

4. September. Links im Hintergrund die Stadtbahn-Hauptwerkstatt ACHIM UHLENHUT<br />

dischen Innenstadtstrecke gefordert – keine Dauerlösung<br />

ist.<br />

üstra für weitere 22,5 Jahre<br />

Nahverkehrsdienstleister in Hannover<br />

Die Region Hannover plant, die üstra für weitere 22,5<br />

Jahre zu beauftragen, den Stadtbahnverkehr und zum<br />

Teil auch den Busverkehr im Gebiet des Großraumverkehrs<br />

Hannover (GVH) zu betreiben. Der Auftrag<br />

soll ab dem 25. September 2015 gelten. Voraussetzung<br />

ist ein entsprechender Beschluss der Regionsversammlung.<br />

Die Sicherheit, dass keine Bewerbung<br />

eines Konkurrenten dazwischenkommen kann, gibt<br />

es seit Ende August. Im März 2014 hatte die Regionsversammlung<br />

beschlossen, dass die Region im EU-<br />

Amtsblatt bekannt gibt, dass eine Neuvergabe an die<br />

üstra geplant sei. Diese Möglichkeit haben kommunale<br />

Aufgabenträger, wenn sie Verkehrsleistungen direkt<br />

an ein Tochterunternehmen vergeben wollen. Innerhalb<br />

einer Frist von drei Monaten können<br />

Mitbewerber ihrerseits Interesse anmelden und damit<br />

einen Genehmigungswettbewerb auslösen. Im Fall<br />

der üstra ist dies jedoch nicht geschehen – Konkurrenz<br />

war nicht in Sicht. Damit ist klar, dass die Region<br />

einen öffentlichen Dienstleistungsauftrag an die üstra<br />

vergeben kann. Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz<br />

betont die Vorteile der langen Laufzeit des Vertrags:<br />

„Der Dienstleistungsauftrag bietet der üstra Planungssicherheit<br />

und macht den Weg frei für größere<br />

Investitionen.“<br />

ACU/PM<br />

bahnähnliche Streckenausbau von<br />

Gorbitz über Cotta, das Stadtzentrum<br />

und Gruna bis Prohlis – dem dama -<br />

ligen Endpunkt der Linie 2 – vollendet.<br />

Die Modernisierung des unter Dresd -<br />

nern schlicht als „Schanze“ bekannten<br />

Verkehrsknotens Pennricher/Rudolf-<br />

Renner-Straße kostete rund 10,3 Milli -<br />

onen Euro. Davon trugen die Dresdner<br />

Verkehrsbetriebe AG (DVB) 7,4 Millionen<br />

Euro. Der Freistaat Sachsen förderte<br />

die Maßnahme.<br />

Zuvor zeigten sich die Gleisanlage<br />

sowie der gepflasterte Straßenbelag<br />

stark verschlissen, die Entwässerungskanäle<br />

wiesen teilweise ein Alter von<br />

über 100 Jahren auf.<br />

Nun sind auf 650 Metern entlang<br />

der Pennricher Straße neue Verkehrsanlagen<br />

einschließlich der barriere-<br />

Berlin: Auf der Linie 12 kommen seit 26. August neben den GT6 wieder Tatras<br />

zum Einsatz, da die BVG nun erneut Mehrleistungen auf diversen Strecken<br />

erbringt. Die Angebotsausweitungen betreffen auch die Linie 12, hier<br />

gibt es nun werktags anstatt eines 15- einen 10-Minuten-Takt. Diese Leistungen<br />

fahren mit modernisierten Tatra KT4D statt mit GT6 SEBASTIAN SCHRADER<br />

Gotha: Am Wochenende 20./21. September feierte die Thüringerwaldbahn<br />

und Straßenbahn Gotha GmbH (TWSB) das 120. Jubiläum der städtischen<br />

Straßenbahn und 85. Jubiläum der Überlandstrecken. Aus diesem<br />

Anlass war der Zwickauer historische Tw 7 zu Gast, hier bei einer Begegnung<br />

mit einer Ferkeltaxe bei Friedrichroda<br />

JENS GIESSELER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014 11


Aktuell<br />

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Plauen: Anlässlich des 120. Jubiläums der Straßenbahn in der Vogtlandstadt fand am 13. September ein Fahrzeugkorso<br />

vom Oberen Bahnhof über die Bahnhofstraße zum Tunnel und weiter nach Neundorf statt. Daran nahmen<br />

die historischen Tw 21, 51, 78 und 79 inklusive Beiwagen 28 teil. Den „neuzeitlichen“ Teil bildeten KT4DM<br />

Nr. 216, NGT6 Nr. 302, der Schienenschleifwagen 0202 (KT4D) und der als Winterdiensttriebwagen mit Schneepflugvorrichtung<br />

versehene KT4D Nr. 0235. Im Bild nehmen die Tw 21, 51, und 78 auf der oberen Bahnhofstraße<br />

Aufstellung vor der Kulisse des markanten Bärensteinturms<br />

RONNY DAUER<br />

freien Haltestellen „Burgkstraße“<br />

und „Pennricher Straße“ entstanden,<br />

wobei sich letztgenannte in stadtauswärtiger<br />

Richtung neu hinter der<br />

Kreuzung befindet. Der Gleismittenabstand<br />

ist jetzt für den Einsatz künftig<br />

breiterer Wagen bemessen. Besonderheit<br />

der am Schnittpunkt der<br />

beiden Strecken liegenden Gleiskonstruktion<br />

– bestehend aus einer Vierfachkreuzung<br />

mit zweigleisigem Abzweig<br />

– ist der Niveauunterschied<br />

von rund einem Meter, der durch die<br />

Topografie der Straßenkreuzung bedingt<br />

ist.<br />

Die Schienen bogen die Spezialisten<br />

der Verkehrsbetriebe daher nicht nur<br />

wie üblich in der Waagerechten, sondern<br />

gleich in zwei Ebenen. Aufgrund<br />

eng angrenzender Bebauung entsprechen<br />

die Fahrspuren und Gleisanlagen<br />

dem bisherigen Verlauf. Die Arbeiten<br />

auf dem 210 Meter umfassenden Teilstück<br />

der Rudolf-Renner-Straße dauern<br />

voraussichtlich noch bis zum Advent,<br />

so dass anstelle der Linie 12 hier<br />

noch mehrere Wochen Ersatzbusse<br />

fahren.<br />

MSP<br />

Stuttgart<br />

Linienverkehr vor der<br />

SSB-Hauptverwaltung<br />

Zwischen dem 9. August und dem<br />

14. September fanden auf der Stadtbahnstrecke<br />

zwischen Möhringen und<br />

Stuttgart: Behelfs-Hochbahnsteige gab es am SSB-Zentrum in Möhringen<br />

während der Umleitung der U3 über der Betriebsstrecke PHILIPP KRAMMER<br />

Vaihingen Gleisbauarbeiten statt. Durch<br />

die Nutzung der Zufahrtsgleise zum<br />

SSB-Zentrum in Möhringen konnte die<br />

Baustelle allerdings umfahren werden,<br />

so dass die SSB keinen Ersatzverkehr mit<br />

Bussen einzurichten brauchte und eine<br />

etwa 900 Meter lange Betriebsstrecke<br />

fünf Wochen lang dem Linienverkehr<br />

diente. Die SSB richtete direkt von ihrer<br />

Hauptverwaltung provisorische Seitenhochbahnsteige<br />

ein. Dadurch konnte<br />

selbst der im gesperrten Abschnitt liegende<br />

Halt SSB-Zentrum – wenn auch<br />

in versetzter Lage – weiterhin angefahren<br />

werden. Da die Zufahrtsgleise zum<br />

großen Teil eingleisig sind und damit nur<br />

eine begrenzte Durchlassfähigkeit besitzen,<br />

konnten die Linien U8 und U12<br />

während der Bauzeit nicht die Umleitungsstrecke<br />

befahren und endeten bereits<br />

in Möhringen. Auf der Umleitungsstrecke<br />

zwischen Möhringen und<br />

Vaihingen verkehrte nur die Linie U3.<br />

Auch wenn sich die Fahrzeit aufgrund<br />

der nur langsam befahrbaren Gleise um<br />

sechs Minuten verlängerte, so freuten<br />

sich zahlreiche Mitarbeiter der SSB über<br />

einen etwa 300 Meter kürzeren Weg zu<br />

ihrem Arbeitsplatz.<br />

PKR<br />

Industrie<br />

Bombardier/Vossloh Kiepe<br />

16 weitere Flexity Swift<br />

für Manchester<br />

Bombardier Transportation hat mit<br />

seinem Konsortialpartner Vossloh Kiepe<br />

eine Option zur Lieferung von 16<br />

zusätzlichen Bombardier Flexity Swift-<br />

Stadtbahnen für das Metrolink-System<br />

von Transport for Greater Manchester<br />

(TfGM) unterzeichnet. Diese Option ist<br />

Bestandteil eines 2007 geschlossenen<br />

Vertrags und hat einen Wert von etwa<br />

34 Millionen Britischen Pfund, umgerechnet<br />

43 Millionen Euro.<br />

Die für Manchester vorgesehenen<br />

Fahrzeuge sind 28,4 Meter lang und<br />

2,65 Meter breit, sie bieten jeweils 200<br />

Fahrgästen Platz. Breite Doppeltüren<br />

ermöglichen den raschen Fahrgastwechsel,<br />

Mehrzweckbereiche bieten<br />

Platz für Kinderwagen und Rollstühle.<br />

Die neuen Fahrzeuge tragen zur<br />

Entspannung der Verkehrssituation im<br />

Großraum Manchester bei. Seit der Inbetriebnahme<br />

der ersten Fahrzeuge<br />

vor fast drei Jahren erfreuen sich die<br />

Flexity Swift sowohl bei den Fahrgästen<br />

als auch beim Personal großer Beliebtheit.<br />

Der Fahrzeugbestand der<br />

Flotte von TfGM erhöht sich mit diesem<br />

Auftrag auf 120 Stück, das Netz<br />

startete 1992 mit zunächst lediglich<br />

26 Stadtbahnwagen.<br />

Wagen des Typs Flexity von Bombardier<br />

Transportation werden in Städten<br />

auf der ganzen Welt betrieben.<br />

Insgesamt sind mittlerweile über<br />

3.500 von Bombardier gelieferte Straßen-<br />

und Stadtbahnen in Städten in<br />

Europa, Australien und Nordamerika<br />

im Einsatz oder bestellt. PM/MSP<br />

Bombardier Transportation<br />

Erster Flexity Basel<br />

ausgeliefert<br />

In der Nacht auf den 4. September<br />

traf der erste 100-Prozent-Niederflur-<br />

Gelenkwagen „Flexity Basel“ in Basel<br />

ein. Es handelt sich dabei um das erste<br />

von insgesamt 61 Fahrzeugen für die<br />

Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), von<br />

denen 44 Stück als siebenteilige, 43,3<br />

Meter lange und 17 als fünfteilige,<br />

12<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Deutschland · Industrie · Weltweit<br />

31,8 Meter lange Version ausgeführt<br />

sind. Der Bombardier-Flexity setzte<br />

sich in dem vor einigen Jahren durchgeführten<br />

Evaluationsverfahren deutlich<br />

gegen den Tango von Stadler und<br />

den Combino von Siemens durch.<br />

Hergestellt werden die Fahrzeuge<br />

am Bombardier-Standort Bautzen. Der<br />

Transport ins 800 Kilometer entfernte<br />

Basel erfolgt auf der Straße, wobei die<br />

Wagen nicht getrennt werden. Der<br />

nun als erster fertiggestellte Be 6/8 Nr.<br />

5001 weist sieben Wagenteile auf.<br />

Während den in den kommenden Wochen<br />

folgenden Test-, Abnahme- und<br />

Fahrschulfahrten trägt er wie auch der<br />

im Herbst folgende Be 6/8 5002 ein an<br />

die sogenannten „Erlkönige“ im Automobilbereich<br />

erinnerndes, tarnendes<br />

Außendesign. Erst anlässlich der Übergabe<br />

in den Fahrgasteinsatz zeigen<br />

sich die Wagen in der klassischen Basler<br />

Tramfarbe Grün.<br />

Die Lieferung der weiteren Fahrzeuge<br />

beginnt im Sommer 2015 und dauert<br />

voraussichtlich bis Ende 2017.<br />

Dann wird der bisher noch abwechslungsreiche<br />

Basler Wagenpark von<br />

den Typen Flexity und Combino (Baujahre<br />

2001/02) dominiert. DOM<br />

Škoda<br />

50 Obusse<br />

nach Sofia geliefert<br />

Škoda Electric hat im September<br />

den letzten der 50 vom Verkehrsbetrieb<br />

der bulgarischen Hauptstadt<br />

Sofia bestellten niederflurigen Gelenk-<br />

Obusse des Typs Škoda 27Tr ausgeliefert.<br />

Die Wagen sind 18 Meter lang<br />

und im typischen blau-gelb des Verkehrsbetriebes<br />

lackiert. Der Auftrag<br />

zur Lieferung neuer Obusse für Sofia<br />

Bombardier Transportation: Am 4. September traf in Basel der erste „Flexity Basel“ am BVB-Depot Wiesenplatz<br />

ein. Der Wagen wird in Zukunft als Be 6/8 Nr. 5001 zum Einsatz kommen<br />

DOMINIK MADÖRIN<br />

perlativen auf: Es handelt sich um die<br />

kleinste französische Stadt mit einer<br />

Straßenbahn – und zugleich um den<br />

kleinsten Betrieb an sich. Die einzige<br />

Linie hat eine Länge von 2,5 Kilometern<br />

und verbindet den Bahnhof mit<br />

dem südöstlich gelegenen Le Charrel-<br />

Viertel, dabei bedient sie sieben Haltestellen.<br />

Der Linienbetrieb auf der 100<br />

Millionen Euro teuren Rumpflinie startete<br />

am 1. September. Praktisch zeitgleich<br />

befragte die Stadtverwaltung<br />

Experten, was mit den geplanten Verlängerungen<br />

geschehen soll. Denn<br />

nach einem Machtwechsel im Rathaus<br />

von Aubagne im März 2014 ist nichts<br />

mehr wie vorher: 2009 hatten die damaligen<br />

Stadtväter beschlossen, 13 Kilometer<br />

Straßenbahn in drei Abschnitten<br />

zu bauen. Jetzt ist die Linie T<br />

fertig, der zweite Abschnitt vom Bahngelang<br />

dank finanzieller Unterstützung<br />

des Bestellers durch das EU-Förderprogramm<br />

„Regionale Entwicklung<br />

2007–2013“. Die Fahrzeuge verfügen<br />

über ein Dieselhilfsaggregat, mithilfe<br />

dessen sie auch kurze Strecken außerhalb<br />

der Reichweite von Oberleitungen<br />

zurücklegen können. Sowohl<br />

Fahrgäste als auch Fahrer kommen in<br />

den Genuss einer leistungsstarken Klimaanlage.<br />

Die aktuelle Lieferung ist<br />

nicht die erste in die bulgarische<br />

Hauptstadt: Seit 2010 sind bereits 30<br />

Fahrzeuge vom Typ 26Tr bei den dortigen<br />

Verkehrsbetrieben im Einsatz. Neben<br />

Sofia liefert Škoda Electric derzeit<br />

insgesamt 100 Obusse in weitere bulgarische<br />

Städte wie Pleven, Stara Zagora,<br />

Varna und Burgas.<br />

Škoda Electric ist derzeit der größte<br />

europäische Hersteller von Obussen.<br />

Um alle eingegangenen Bestellungen<br />

bedienen zu können, produziert Škoda<br />

derzeit rund 30 Trolleybusse pro Monat.<br />

Außerdem investiert Škoda rund<br />

200 Millionen Kronen – mehr als sieben<br />

Millionen Euro – jährlich in die<br />

Entwicklung neuer Produkte. Es entstehen<br />

hier Fahrzeuge für die Zukunft<br />

des Nahverkehrs, wie der Elektrobus<br />

Škoda Perun (Pure Electric RUNner)<br />

oder den Hybridbus Škoda H12.PM/MSP<br />

Ausland<br />

Frankreich: Aubagne<br />

Linie T wartet<br />

auf Anschlüsse<br />

Das bei Marseille gelegene Aubagne<br />

mit seinen 104.000 Einwohnern<br />

wartet seit 1. September mit zwei Su-<br />

Siemens<br />

Großauftrag aus San Francisco<br />

Siemens: Wie im SM 9/2014 auf<br />

den Seiten 12/13 berichtet, baut der<br />

Schienenfahrzeughersteller im Auftrag<br />

der Stadtverkehrsbehörde von<br />

San Francisco 175 Stadtbahnwagen<br />

im Wert von 648 Millionen Dollar.<br />

Wie Siemens mitteilt, ist das einer<br />

der größten Einzelaufträge, die jemals<br />

ein Besteller aus dem Nahverkehrsbereich<br />

in den USA vergab. Die<br />

ersten Fahrzeuge wird das Siemens-<br />

werk Sacramento Ende 2016 liefern.<br />

Teil des Vertrags ist eine Option über<br />

weitere 85 Wagen. Alle 260 Fahrzeuge<br />

basieren auf dem Gelenktriebwagen<br />

vom Typ S200. Bisherige Computersimulationen<br />

zeigen einen zweiteiligen<br />

Gelenktriebwagen mit drei Drehgestellen,<br />

der doppeltraktionstauglich ist und<br />

insgesamt hell und großzügig wirkt.<br />

Siemens produziert diese Hochflurwagen<br />

auch für Calgary (Kanada). FBT<br />

Siemens: Für 648 Millionen Dollar liefert der Schienenfahrzeughersteller<br />

auf dem S200 basierende Gelenktriebwagen nach San Francisco SIEMENS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

13


Aktuell<br />

Isle of Man: Douglas<br />

Pferdebahn pausiert bis ins Jahr 2016<br />

Am 14. September endete auf der<br />

Isle of Man die Fahrsaison bei der<br />

Pferdestraßenbahn in Douglas. Diese<br />

im Eigentum der Stadt befindliche<br />

und kommunal betriebene Bahn war<br />

seit ihrer Eröffnung im Jahr 1876 mit<br />

Ausnahme des Zweiten Weltkriegs<br />

ständig im Einsatz, allerdings seit<br />

1927 nur noch im Sommer. Zum Saisonende<br />

2014 fand ein Tag der offenen<br />

Tür statt, anlässlich dessen selten<br />

genutzte Fahrzeuge wie der<br />

Wagen 12, der Oberdeckwagen 18<br />

und der „königliche“ Wagen 44 zum<br />

Einsatz kamen. Mit den zwei letztgenannten<br />

fand eine Parallelfahrt<br />

hof in das östliche Le Paluds und das<br />

westliche La Penne-Viertel sind hingegen<br />

„auf Eis gelegt“.<br />

Auf dem betriebenen Abschnitt<br />

kommen acht Citadis Compact-Züge<br />

mit 24 Metern Länge zum Einsatz. Sie<br />

sind vom Künstler Hervé Di Rosa und<br />

dem Alstom Design & Styling department<br />

dekoriert. Bis zum Jahr 2017 besteht<br />

eine Option auf zehn weitere<br />

Züge, das Depot ist für 20 Züge ausgelegt.<br />

Derweil träumen Straßenbahn-<br />

Kritiker von einer BHNS-Busverbindung<br />

nach Le Paluds, andere wollen<br />

Phase vier der Ursprungs-Pläne vorziehen<br />

und eine 13 Kilometer lange alte<br />

statt. Bei der letzten Fahrt übernahm<br />

der Bürgermeister zeitweise selbst die<br />

Zügel. Dieser Tag bedeutete nämlich<br />

nicht nur das Ende der Saison, sondern<br />

auch das Ende des Pferdebahnbetriebs<br />

in der bisherigen Form. Die<br />

Abteilung für Infrastruktur der Inselregierung<br />

hat bekanntgegeben, dass die<br />

bereits seit 2010 diskutierte Umgestaltung<br />

der Promenade nun begonnen<br />

wird. Somit ist 2015 kein Pferdebahnbetrieb<br />

möglich. Er soll im Jahr<br />

2016 wieder aufgenommen werden.<br />

Die bisherige zweigleisige Strecke in<br />

Mittellage der Promenade wird ersetzt<br />

durch eine eingleisige Strecke an der<br />

Eisenbahn-Trasse in Richtung Marseille<br />

reaktivieren. Eine politische Errungenschaft<br />

der früheren Stadtequipe<br />

hat den Machtwechsel indes überlebt:<br />

Wie seit 2009 bei allen Nahverkehrsbussen<br />

in Aubagne und Umgebung ist<br />

auch die Straßenbahnnutzung kostenlos.<br />

VLC<br />

Schweiz: Basel<br />

Zweigleisiger Ausbau<br />

der BLT-Linie 10<br />

Die Baselland Transport AG (BLT)<br />

schloss am 7. September den Ausbau<br />

des Abschnitts Ettingen – Bättwil der<br />

Anlässlich des Saisonausklangs<br />

fand auf der Pferdebahn<br />

in Douglas dieser<br />

"Parallelbetrieb" statt<br />

DAVID LLOYD-JONES<br />

östlichen, also der dem See zugewandten<br />

Straßenseite. Ausweichstellen<br />

ermöglichen die Beibehaltung<br />

des bisherigen Fahrplanes, der zwei<br />

Fahrzeugumläufe vorsieht. Die Endstelle<br />

am Fährterminal wird von der<br />

Straßenmitte auf den jetzigen „Bottleneck“-Parkplatz<br />

verlegt, wo auch<br />

eine Wartehalle geplant ist. Die Endstelle<br />

Derby Castle soll dagegen an<br />

der jetzigen Stelle direkt neben dem<br />

Endpunkt der Manx Electric Railway<br />

verbleiben, was eine Querung der<br />

Straße durch die Bahn bedeutet. Mit<br />

dieser Umgestaltung beabsichtigt<br />

die Stadtverwaltung eine höhere Verkehrssicherheit,<br />

besonders für die an<br />

den Haltestellen ein- und aussteigenden<br />

Fahrgäste. Unabhängig davon<br />

prüft sie, ob die bisherigen, für den<br />

heutigen Betrieb überdimensionierten<br />

Pferdeställe verkauft und die Wagenhalle<br />

an der Endstelle Derby<br />

Castle so umgebaut werden kann,<br />

dass sie auch den Pferden als Unterkunft<br />

dient.<br />

NOK<br />

Linie 10 ab. Während der Bauarbeiten<br />

verkehrten seit dem 2. Juni auf der<br />

Strecke Ettingen – Rodersdorf Ersatzbusse.<br />

Gleichzeitig mit dem Ausbau auf<br />

Doppelspur erneuerte die BLT auch die<br />

Bahnsicherungsanlage und die Fahrleitung.<br />

Doppelspurig ausgebaut hat<br />

sie die Streckenabschnitte von Ettingen<br />

bis Sonnenrain sowie von Witterswil<br />

bis Bättwil auf einer Gesamtlänge<br />

von 2,42 Kilometern. Gleichzeitig<br />

wechselte das Unternehmen das bestehende<br />

Gleis aus. Optimiert haben<br />

die Planer die Trassierung, so dass die<br />

Tramzüge auf den Neubauabschnitten<br />

zukünftig leiser und mit gleichmäßigerer<br />

Geschwindigkeit fahren können.<br />

Da es bei der Finanzierung des ursprünglich<br />

schon früher geplanten<br />

Doppelspurausbaus Verzögerungen<br />

gab, startete 2011 der 7,5-Minuten-<br />

Takt zunächst nur bis Ettingen. Bis<br />

Flüh gilt seither ganztags ein 15-Minuten-Takt,<br />

was gegenüber dem frü-<br />

Basel: Auf der Strecke der Linie 10<br />

ist künftig dichterer Takt dank zweigleisigem<br />

Ausbau möglich. Am 3.<br />

September unternahm ein „Tango“<br />

hier Probefahrten DOMINIK MADÖRIN<br />

heren 10-Minuten-Takt während der<br />

Hauptverkehrszeiten eine Verschlechterung<br />

des Angebotes bedeutet. Der<br />

7,5-Minuten-Takt während den<br />

Hauptverkehrszeiten am Morgen und<br />

am Abend bis Flüh für die BLT nun mit<br />

dem regulären Fahrplanwechsel am<br />

14. Dezember ein. DOM<br />

Polen: Lodz<br />

GT8-Bestand<br />

wächst weiter<br />

Die Verkehrsbetriebe MPK im zentralpolnischen<br />

Lodz nahmen Anfang<br />

September zwei aus dem finnischen<br />

Helsinki übernommene GT8 mit Niederflurmittelteil<br />

in Betrieb. Die Fahrzeuge<br />

mit den Wagennummern 1512<br />

(ex 163) und 1519 (ex 165) tragen<br />

weiterhin ihren beige-grünen Lack aus<br />

Helsinki. Beide stammen ursprünglich<br />

aus Deutschland: Ab 1962 beziehungsweise<br />

1964 standen sie in<br />

Mannheim und Ludwigshafen als GT6<br />

im Einsatz, erhielten Anfang der<br />

1990er-Jahre ein Niederflurmittelteil<br />

und daraus resultierend die neue Bezeichnung<br />

GT8, 2008 gelangten sie<br />

schließlich nach Helsinki. Nachdem die<br />

dortigen Variobahnen zuverlässiger<br />

geworden sind, gab es in Helsinki keine<br />

Verwendung mehr für die Gebrauchtwagen.<br />

Noch in diesem Jahr<br />

wird Lodz zwei weitere ehemalige<br />

Mannheimer GT8 aus Helsinki übernehmen.<br />

Änderungen gibt es bei den<br />

sechs im Jahr 2007 direkt aus Mannheim<br />

gekauften GT8: Sie haben ihr altes<br />

Farbkleid verloren und sind seit<br />

kurzem in den rot-gelben Hausfarben<br />

der MPK unterwegs.<br />

CLÜ<br />

USA: Detroit<br />

Bau einer Stadtbahn<br />

jetzt genehmigt<br />

Die Stadtverwaltung von Detroit<br />

genehmigte den Bau einer Stadtbahnstrecke<br />

in der einstigen US-amerikanischen<br />

Autostadt. Geplant ist dort die<br />

Errichtung einen 5,3 Kilometer langen<br />

Strecke entlang der Woodward Avenue<br />

mit der Linienbezeichnung M-1 Rail.<br />

Am 28. Juli begannen die Arbeiten an<br />

dem gemeinnützigen Projekt mit der<br />

Sperrung der Woodward Avenue, ab<br />

2016 sollen dort die ersten Züge verkehren.<br />

Die Strecke erhält zwölf Stationen<br />

und verbindet ein Geschäftsviertel<br />

am Amtrak Bahnhof mit der Innenstadt,<br />

wo Übergang zum Detroit Peoplemover<br />

besteht. Diese automatische<br />

Bahn durchfährt die Innenstadt in einer<br />

fast fünf Kilometer langen Schleife.<br />

14<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Weltweit<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon?<br />

Detroit hatte bereits zwischen 1863<br />

und 1956 eine städtische Straßenbahn<br />

mit einem Streckennetz von mehr als<br />

300 Kilometer Länge. JEP<br />

Kanada: Toronto<br />

Niederflurwagen<br />

erstmals in Betrieb<br />

Am 31. August begann im größten<br />

Straßenbahnbetrieb des amerikanischen<br />

Kontinents das Niederflur-Zeitalter.<br />

Die Toronto Transit Commission<br />

(TTC) setzt zunächst zwei Wagen des<br />

Bombardier-Typs „Flexity Toronto“ auf<br />

der Linie 510 ein, deren Strecke in<br />

Nord-Süd-Richtung durch die Spadina<br />

Avenue verläuft. Die 1997 eröffnete<br />

Strecke verfügt großteils über einen eigenen<br />

Gleiskörper und an allen Haltestellen<br />

sind Inseln für einen barrierefreien<br />

Fahrgastwechsel vorhanden.<br />

An den ersten Betriebstagen schickte<br />

die TTC zahlreiche Promotion-Teams, die<br />

in den Haltestellen und Fahrzeugen auf<br />

die neuen Gegebenheiten aufmerksam<br />

machten. So ist nunmehr der Zustieg bei<br />

allen Türen möglich und für den Fahrscheinverkauf<br />

stehen Automaten zur<br />

Verfügung. Bisher war der Zustieg nur<br />

bei der vorderen Türe gestattet und dem<br />

Fahrer oblag die Kontrolle und der Verkauf<br />

der Fahrkarten. Die Niederflurwagen<br />

sind auch für die Mitnahme von<br />

Fahrrädern geeignet. Die TTC bestellte<br />

2009 beim heimischen Unternehmen<br />

Bombardier Transportation in Thunder<br />

Bay 204 Exemplare des Typs „Flexity Toronto“<br />

mit einer Länge von 30,2 Metern<br />

und einer Breite von 2,54 Metern. Die<br />

Wagen sind speziell auf die Bedürfnisse<br />

des TTC-Netzes zugeschnitten und unter<br />

anderem für das Befahren von extrem<br />

engen Bogenradien von weniger als 15<br />

Metern und Einzungenweichen geeignet.<br />

Derzeit erfolgt der Betrieb noch mit<br />

dem hier üblichen Stangenstromabnehmer<br />

System Sprague, die TTC ertüchtigt<br />

aber schrittweise die Fahrleitungsanlagen<br />

für den Einsatz von Pantographen.<br />

Mitte September standen vier Niederflur-Fahrzeuge<br />

zur Verfügung, im Linienverkehr<br />

fuhren aber stets nur die Wagen<br />

4400 und 4403.<br />

Mit den bis 2019 auszuliefernden<br />

Niederflurwagen erneuert die TTC ihren<br />

gesamten Fuhrpark, der zur Zeit<br />

aus 195 Standard-Vierachsern (Typ<br />

CLRV – Canadian Light Rail Vehicle)<br />

und 52 sechsachsigen Gelenktriebwagen<br />

(Typ ALRV – Articulated Light Rail<br />

Vehicle) der Baujahre 1977–89 besteht.<br />

Mit diesen Fahrzeugen betreibt<br />

die TTC elf Straßenbahnlinien auf einem<br />

75 Kilometer langen Streckennetz.<br />

Die Linien 501, 504 bis 506 und 509<br />

bis 512 verkehren in dichten Intervallen<br />

von drei bis sieben Minuten und an<br />

Werktagen gibt es zusätzlich die Verstärkerlinien<br />

502, 503 und 508. WK<br />

Lodz: Der kürzlich aus<br />

Helsinki übernommene<br />

GT8 1519 zeigt<br />

sich am 6. September<br />

an der Kreuzung Zachodnia/Legionów<br />

CHRISTIAN LÜCKER<br />

Toronto: Befristet ist<br />

der Einsatz der<br />

„Flexity Toronto“ mit<br />

modifiziertem Stangenstromabnehmer<br />

System Sprague,<br />

denn die Oberleitung<br />

wird zusammen mit<br />

dem Wagenpark<br />

erneuert. Das Bild<br />

entstand am 8. September<br />

in der<br />

Spadina Avenue<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014 15<br />

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Betriebe<br />

<strong>Steil</strong>, steiler, am<br />

Die steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb Die Frage stellt sich immer und immer<br />

wieder: Welche deutsche Strecke im Adhäsionsbetrieb war die steilste – welche ist es heute? In<br />

der Literatur kursieren dazu viele widersprüchliche Zahlen. Im Ausland wird es noch interessanter<br />

16 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

Straßenbahnen verkehren üblicherweise<br />

im Adhäsionsbetrieb, der dann<br />

vorliegt, wenn die Wagen ohne jegliche<br />

weiteren Hilfsmittel oder -antriebe<br />

nach dem Prinzip der Schienenhaftung<br />

Eisen (Räder) auf Eisen (Schiene) ihre<br />

Fortbewegung ausschließlich durch die Haftung<br />

der Räder schaffen. Die Physik setzt<br />

den zu bewältigenden Steigungen recht enge<br />

Grenzen. Die Adhäsion (oder Haftkraft) bei<br />

Schienenverkehrsmitteln ist sehr gering, was<br />

seine großen Vorteile bei der Fortbewegung<br />

hat, wenn verhältnismäßig wenig Energie<br />

für die Fortbewegung aufgebracht werden<br />

muss. Nachteilig ist diese geringe Haftkraft<br />

allerdings bei geneigten Strecken. Besonders<br />

arg wird es dann, wenn diese noch dazu in<br />

Bögen liegen.<br />

Nicht nur das Befahren der Steigungen bedeutet<br />

stets besondere Herausforderungen,<br />

auch das Abwärtsfahren und das notwendige<br />

Bremsmanöver sind problematisch. Die<br />

Gefahr, dass ein Fahrzeug, insbesondere bei<br />

ungünstigen Verhältnissen, zum Beispiel bei<br />

nassen, eisigen oder verschmutzten Gleisen,<br />

nach Blockieren der Räder beim Bremsen ins<br />

Gleiten kommen und wie ein Schlitten bergab<br />

rutscht, ist groß. Die Firma Siemens &<br />

Halske stellte bereits um das Jahr 1892 Untersuchungen<br />

in diversen Straßenbahnbetrieben<br />

an und fand heraus, dass bei einer<br />

Maximalsteigung von 11,2 Prozent das Maximum<br />

des sicheren, beherrschbaren Befahrens<br />

erreicht sei.<br />

steilsten<br />

Sonderlösungen aus der Anfangszeit<br />

Wo Pferdebahnen, selbst mit doppelter Bespannung,<br />

einst scheiterten, eröffnete der<br />

elektrische Antrieb völlig neue Möglichkeiten.<br />

Nicht selten konnten steile Strecken<br />

lediglich mit Solotriebwagen befahren<br />

werden, weil der Betrieb mit Beiwagen<br />

zu einer Gewichts- und Kräfteverteilung<br />

geführt hätte, die einen sicheren Betrieb<br />

nicht zugelassen hätte. Außerdem waren<br />

die Bremssysteme jener Zeit noch nicht<br />

sehr ausgereift und in ihrer Leistungsfähigkeit<br />

limitiert.<br />

Wegen der begrenzten Möglichkeiten,<br />

Steigungen zu überwinden, kamen in der<br />

Anfangszeit des elektrischen Betriebes in<br />

den Städten häufig Sonderlösungen zum<br />

Einsatz. So waren Kabelstraßenbahnen –<br />

insbesondere in den USA, in Australien und<br />

Neuseeland – einst recht verbreitet; letzte ihrer<br />

Art sind noch heute als Cable Cars im<br />

kalifornischen San Francisco auf drei von<br />

einem einst sehr großen Netz übriggebliebenen<br />

Linien zu bewundern. Sie haben trotz<br />

Jetzt muss der Tw 1 der Neunkircher Straßenbahn<br />

AG gleich zeigen, was er kann! Er fährt<br />

am 12. Mai 1963 in den 11,1-Prozent-Abschnitt<br />

der Hüttenbergstraße ein<br />

WILHELM ECKERT, SLG. WOLFGANG MEIER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

17


Betriebe<br />

des stets mit konstanter Geschwindigkeit in<br />

einem Schlitzkanal bewegten Umlaufseils<br />

die Möglichkeit, flexibel zu sein, in dem die<br />

Wagen durch die Fahrer („grip man“) aus<br />

dem Umlaufseil mechanisch aus- und wieder<br />

eingeklinkt werden können. Letzte Beispiele<br />

starrer Systeme ohne jegliche Flexibilität<br />

sind die Great Orme Tramway im<br />

walisischen Llandudno und die drei Standseilbahnen<br />

Lavra, Glória und Bica in der<br />

portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die<br />

zwar überwiegend im öffentlichen Straßenraum<br />

verkehren, aber von ihrer Art her eigentlich<br />

klassische Standseilbahnen mit fest<br />

verankerten, paarweise angeordneten Wagen<br />

sind.<br />

schen Adriastadt Triest. Hier wird auf der<br />

Linie Piazza Oberdan – Opicina auf dem<br />

<strong>Steil</strong>abschnitt Piazza Scorcola – Vetta Scorcola<br />

ein Standseilbahnantrieb in Form von<br />

Seilbahntraktorwagen, die die Straßenbahnwagen<br />

die Steigung von bis zu 26 Prozent<br />

<strong>hinauf</strong>drücken, angewendet. In Sydney<br />

existierte eine derartige Situation sogar<br />

längs einer asphaltierten Straße. Auf der<br />

Strecke zur Balmain ferry am Sydney Harbour<br />

betrug die Steigung zwölf Prozent und<br />

aus Sicherheitsgründen wurde den Straßenbahnwagen<br />

ein Seilbahntraktorwagen vorgesetzt.<br />

Ab und an entstanden in Europa und auf<br />

anderen Kontinenten außerdem auch Zahnradstraßenbahnen,<br />

von denen nur noch wenige<br />

in Betrieb sind. Typische Beispiele hierfür<br />

sind die Linie 10 in Stuttgart vom<br />

Marienplatz nach Degerloch (liebevoll Zacke<br />

genannt) mit einer Steigung von 17,3<br />

Prozent im Zuge der Alten Weinsteige und<br />

Am offenen Seil und auf Zahnstangen<br />

Zu den Sonderkonstruktionen gehören<br />

auch die Trams mit offenem Standseilbahnantrieb.<br />

Diese etwas eigenwillig anmutende<br />

Form existiert noch heute in der italienidie<br />

Linie Principe – Granarolo im italienischen<br />

Genua.<br />

Wenden wir uns nun den steilsten Adhäsionsstrecken<br />

zu. Es sei erwähnt, dass verschiedene<br />

Quellen sich teils widersprechende<br />

Angaben enthalten bzw. Interpretationen<br />

zulassen und dass in diesem Artikel zusätzlich<br />

einige markante Strecken mit Besonderheiten<br />

ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erwähnt sind.<br />

Deutschland<br />

Die Topografie einiger deutscher Städte<br />

stellte die Planer öffentlicher Nahverkehrsmittel<br />

vor große Herausforderungen<br />

und bedingte die Anlage steiler Straßenbahnstrecken.<br />

Bekannt ist Remscheid mit<br />

dem bis zu 10,8 Prozent geneigten Abschnitt<br />

in der Alten Bismarckstraße. Aber<br />

die Remscheider Straßenbahn betrieb einst<br />

auch andere steile Strecken. Die Nachbarsysteme<br />

in Solingen und Wuppertal mit ih-<br />

18 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

ren Strecken ins Bergische Land verfügten<br />

über mehr als acht prozentige Neigungsbzw.<br />

Gefälleabschnitte. Bereits im Jahr<br />

1920 stellte die 1895 eröffnete Straßenbahn<br />

im thüringischen Altenburg den Betrieb<br />

wieder ein, deren Strecke durch die<br />

Burgstraße eine Steigung von 10,5 Prozent<br />

kennzeichnete.<br />

Das Meterspurnetz in Stuttgart wies – bedingt<br />

durch die Kessellage der Stadt – mit seinen<br />

vielen bogen- und steigungsreichen Strecken<br />

auch Kandidaten für Steigungsrekorde<br />

auf, ohne diese jedoch wirklich zu erreichen.<br />

Die einstigen Strecken zur Doggenburg und<br />

zum Killesberg, über den Botnanger Sattel<br />

(bis zu 8,0 Prozent) hinweg und durch Gablenberg<br />

hindurch, die Strecken zum Bopser<br />

und vor allem jene 1972 stillgelegte in der<br />

Werfmershalde mit einer Steigung von 8,9<br />

Prozent waren Herausforderungen im alltäglichen<br />

Betrieb. Mehrere Linien konnten<br />

wegen der Steigungen nur in der Kombina-<br />

Augsburg: Der „Maximumwagen“ Nr. 116 kommt aus der 8,2-Prozent-Steigung des Schmiedbergs.<br />

Zum Beispiel in Remscheid, Altenburg und Neunkirchen ging es noch steiler zu!<br />

Steigung und <strong>Steil</strong>heit (Gradient)<br />

Die <strong>Steil</strong>heit ist der Höhenunterschied zweier<br />

Punkte in einer bestimmten horizontalen Entfernung.<br />

Sie wird üblicherweise als Bruchzahl, Prozentzahl<br />

oder Promillezahl oder auch als Winkel<br />

in Grad angegeben.<br />

Mathematisch betrachtet ist die Steigung ein<br />

Maß für die <strong>Steil</strong>heit einer Geraden (bzw. einer Kurve).<br />

Haben zwei Punkte im kartesischen Koordinatensystem<br />

die Koordinaten (x1/y1) und (x2/y2), so<br />

hat die Gerade, die die beiden Punkte verbindet, die<br />

Steigung m = Δy/Δx =(y2-y1)/(x2-x1).<br />

Bei der Betrachtung der Steigung als Bruch<br />

steht im Zähler die Höhendifferenz H, im Nenner<br />

die dazu zurückzulegende horizontale Distanz D.<br />

Nimmt beispielsweise pro 100 Meter in horizontaler<br />

Richtung zurückgelegter Distanz D die Höhe<br />

H um fünf Meter zu, so beträgt die Steigung 5:100<br />

= 0,5:10 = 0,05 = 5 Prozent = 50 Promille. Die<br />

entsprechende Steigung als Winkel α erhält man, in<br />

dem der Arcustangens bemüht wird: α = arctan H/D,<br />

was im gewählten Beispiel etwa 2,85° ergibt.<br />

Gradienten bei der Eisenbahn wurden einst als<br />

Verhältniszahl (mathematischer Bruch) angegeben,<br />

also zum Beispiel 1:90, was bedeutet, dass<br />

die Strecke auf 90 Meter Länge um einen Meter<br />

ansteigt. Ebene Strecken wurden mit 1 : ∞ (1 : unendlich)<br />

gekennzeichnet. Heute ist die Angabe in<br />

Promille gebräuchlich.<br />

BEKUS<br />

Die Burgstraße in Altenburg hatte es in sich, wie diese Darstellung zeigt. Die von der 1920<br />

eingestellten Straßenbahn bewältigte Steigung betrug 10,5 Prozent SLG. SIGURD HILKENBACH (2)<br />

Am Augsburger Perlachberg ist es<br />

„ganz schön abschüssig“. Am 18. Juli<br />

1978 tastet sich der fünfachsige Tw 522<br />

vorsichtig das 10,6-Prozent-Gefälle<br />

bergab. „Sonderwagen“ hießen zu jener<br />

Zeit die Einsetzer im Berufsverkehr<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

19


Betriebe<br />

Blick in die Neunkircher Hüttenbergstraße auf einen 1970 von der<br />

Scheib talwärts fahrenden Esslinger GT4. Diese Wagen waren besonders<br />

stark motorisiert und gebremst GÜNTHER WIEDORN, SLG. WOLFGANG MEIER<br />

Die Strecke in der Mainzer Gaustraße ist inzwischen zweigleisig ausgebaut.<br />

Das Foto vom 11. April 1982 zeigt die lange Zeit typische Gleisverschlingung.<br />

Hier beträgt die Steigung 9,55 Prozent BERNHARD KUSSMAGK<br />

tion aus Trieb- und einem Beiwagen gefahren<br />

werden, obwohl die Stuttgarter Straßenbahnen<br />

gern Zweiachser-Dreiwagenzüge einsetzten.<br />

Die 350 ab 1959 von der Maschinenfabrik<br />

Esslingen gelieferten GT4 waren<br />

besonders stark motorisiert und selbst in<br />

Steigungen sprintfreudig. Sie ersetzten nach<br />

und nach die Zweiachser, konnten aber wegen<br />

enger Bogenradien nicht auf allen Linien<br />

eingesetzt werden. Daher bedient die Stuttgarter<br />

Straßenbahn einige Strecken bis zur<br />

Stilllegung mit den aus Zweiachsern entstandenen<br />

Gelenkwagen des Typs DoT 4.<br />

Heute befindet sich der mit 8,5 Prozent<br />

steilste Abschnitt Stuttgarts in der Alexanderstraße,<br />

der nach der 2005 begonnenen<br />

Umspurung in Normalspur verläuft und seitdem<br />

zu den steilsten normalspurigen Strecken<br />

in ganz Europa gehört. Ihn befährt seit<br />

Dezember 2007 die Stadtbahnlinie U15.<br />

Die einst von Kassel ausgehende schmalspurige<br />

Herkulesbahn, eine 1966 stillgelegte<br />

Überlandstraßenbahn, wies als größte<br />

Steigung acht Prozent auf. Dieser Maximalwert<br />

ist auch von der bereits 1922 stillgelegten<br />

Straßenbahn in Bamberg überliefert. Die<br />

eingestellte Straßenbahn in Völklingen erklomm<br />

knapp die 8-Prozent-Marke. In<br />

Deutschland unüberboten ist jedoch die Steigung<br />

der Neunkircher Straßenbahn, die in<br />

der Hüttenbergstraße eine Steigung von 11,2<br />

Prozent – nach anderen Quellen 11,1 Prozent<br />

– befuhr. 1978 kam ihr Ende, nachdem<br />

jahrelang diskutiert wurde, ob eine Umstellung<br />

auf Busbetrieb verkehrstechnisch überhaupt<br />

vertretbar wäre, weil im Winter das<br />

Gefrieren der Wasserdämpfe aus den nahen<br />

Kühltürmen eines großen Hüttenwerkes regelmäßig<br />

für gefährliches Glatteis auf der<br />

Straße sorgte. Die Strecke wurde zuletzt mit<br />

GT4 der Maschinenfabrik Esslingen mit Allachsantrieb<br />

befahren, die als einzige ihrer<br />

Art regelspurig waren.<br />

Neben der bereits erwähnten regelspurigen<br />

Stuttgarter Stadtbahn gibt es auch heute<br />

noch einige sehr steile meterspurige Strecken<br />

in Deutschland. In der Bahnhofstraße<br />

in Plauen im Vogtland beträgt die Steigung<br />

maximal 7,7 Prozent. Wegen der schwierigen<br />

topographischen Verhältnisse verkehrten<br />

bis November 1960 lediglich Solotriebwagen,<br />

bis die Verkehrsbetriebe erstmals<br />

mit den Gothawagen den Beiwagenverkehr<br />

aufnahmen, um der gestiegenen Fahrgastzahl<br />

Rechnung tragen zu können.<br />

Nicht ganz so spektakulär wie die Aufnahme<br />

auf der Seite gegenüber wirkt diese Aufnahme<br />

vom Tw 4 der Remscheider Straßenbahn<br />

SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

20 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

Auch die Ulmer Straßenbahn befährt<br />

Höchststeigungen von bis zu 7,7 Prozent. In<br />

der Heuchelhofstraße in Würzburg gibt es<br />

eine sehr lange Rampe mit bis zu 9,1 Prozent.<br />

Besonders steil geht es auch in Mainz<br />

zu, denn in der engen Gaustraße steigt die<br />

Straßenbahnstrecke zwischen Schillerplatz<br />

und Gautor mit bis zu 9,55 Prozent an. Diese<br />

Strecke ist seit der Stilllegung der Neunkircher<br />

Straßenbahn am 10. Juni 1978 die<br />

steilste in beiden Fahrtrichtungen befahrene<br />

in Deutschland. Bis zum Umbau im Jahr<br />

2004 war sie ein betriebliches Nadelöhr<br />

und verfügte über eine Gleisverschlingung,<br />

seit dem 30. August 2004 ist sie nun zweigleisig<br />

ausgeführt. Bergab geht es woanders<br />

jedoch noch steiler zu, denn das Gefälle am<br />

Perlachberg im bayrischen Augsburg hat<br />

10,637 Prozent. Das bergwärts führende<br />

Gleis zwei Parallelstraßen weiter im<br />

Schmiedberg hat eine Steigung von 8,255<br />

Prozent, es ist teilweise in einem engen Bogen<br />

trassiert, was eine besondere Herausforderung<br />

beim Befahren darstellt.<br />

Fazit: Die steilsten in Deutschland<br />

Ab Eröffnung der normalspurigen Linie<br />

„von der Scheib“ nach Wiebelskirchen am<br />

10. September 1907 befand sich steilste im<br />

Adhäsionsbetrieb befahrene Straßenbahnstrecke<br />

Deutschlands in Neunkirchen. Diesen<br />

Superlativ erfüllte sie mit 11,1 bzw. 11,2<br />

Prozent bis zu ihrer Stilllegung am 10. Juni<br />

1978. Seitdem trägt die meterspurige Straßenbahn<br />

in Augsburg diesen Titel, allerdings<br />

wird der knapp 10,1-Prozent-Abschnitt<br />

am Perlachberg lediglich im Gefälle<br />

befahren. Betrachten wir ansteigende Strecken,<br />

dann ging der Titel der steilsten deutschen<br />

Straßenbahn 1978 an die meterspurige<br />

Straßenbahn in Mainz über, wo die<br />

Wagen regulär 9,55 Prozent <strong>hinauf</strong> bzw. hinab<br />

fahren.<br />

Die heute steilste normalspurige Strecke<br />

innerhalb Deutschlands entstand im Dezember<br />

2007 durch Umspurung von Meterauf<br />

Normalspur in Stuttgart. Ihre Neigung<br />

beträgt 8,5 Prozent.<br />

Spanien<br />

Die 1936 stillgelegte Straßenbahn von Madrid<br />

nach Leganés betrieb eine Strecke mit<br />

bis zu 12 Prozent Steigung. Noch heute in<br />

Betrieb ist die Tranvia blau in Barcelona,<br />

deren uralte Zweiachser auf ihrem Weg von<br />

der Metrostation Avenida Tibidabo zum<br />

Funicular de Tibidabo bis zu acht Prozent<br />

Neigung zu bewerkstelligen haben.<br />

Erwähnenswert beim Betrachten der heutigen<br />

spanischen Straßenbahnen ist die 2007<br />

eröffnete Straßenbahn in Santa Cruz de Tenerife<br />

auf Teneriffa, der größten der Kanarischen<br />

Inseln. Auf einer Steigungsstrecke von<br />

knapp elf Kilometern Länge überwindet die<br />

Straßenbahn eine Höhendifferenz von 540<br />

Kommentiert: Remscheid oder Neunkirchen?<br />

Unter historischen Fotos der Remscheider Straßenbahn<br />

aus der Bismarckstraße prangt stolz die<br />

Unterschrift: „<strong>Steil</strong>ste Straßenbahn Deutschlands“.<br />

Auch Dieter Höltge schrieb 1996 im Band<br />

5 der Reihe „Straßen- und Stadtbahnen in<br />

Deutschland“ auf Seite 176 zur Remscheider Bismarckstraße<br />

exakt diesen Wortlaut „steilste Straßenbahnstrecke<br />

in Deutschland“. Im STRASSEN-<br />

BAHN <strong>MAGAZIN</strong> 7/13 titelte der Beitrag über die<br />

Neunkircher Straßenbahn hingegen „Deutschlands<br />

<strong>Steil</strong>ste!“ Wieso gibt es immer und immer<br />

wieder solche Widersprüche?<br />

Eine Antwort liegt im Hinweis auf den Zeitpunkt,<br />

zu welchem der Superlativ zutraf. Denn nachdem<br />

sowohl die Remscheider als auch die Neunkircher<br />

Straßenbahn beide schon viele Jahrzehnte der Vergangenheit<br />

angehören, verschwindet das Wissen<br />

um die Betriebszeit beider Betriebe im Bewusstsein<br />

von uns Straßenbahnfreunden. Oder wer weiß aus<br />

dem Kopf, dass die Eröffnungsdaten beider Betriebe<br />

immerhin 14 Jahre auseinander lagen?<br />

Das ist die Lösung – denn die Remscheider<br />

Straßenbahn durfte sich mit ihren 10,5 Prozent<br />

sehr wohl von 1893 bis 1907 damit rühmen, über<br />

Deutschlands steilsten Straßenbahnabschnitt zu<br />

verfügen. Doch mit Inbetriebnahme der Stammstrecke<br />

der Neunkircher Straßenbahn mit seinem<br />

11,1-Prozent-Gefälle musste sie diesen Titel eigentlich<br />

an die Gemeinde Neunkirchen, die nach<br />

dem Ersten Weltkrieg zum Saargebiet gehörte<br />

und in Folge des Zweiten Weltkrieges ein Bestandteil<br />

des Saarlandes wurde, abgeben.<br />

Aber wie so oft bleiben einmal verbreitete Rekorde<br />

länger im Gedächtnis der Menschen vor Ort<br />

als neue Rekorde in deren Köpfen ankommen. Ob<br />

zum Beispiel nach dem Anschluss Österreichs an<br />

Für den letzten Betriebstag gedruckter Sonderfahrschein<br />

der Neunkircher Straßenbahn AG<br />

SLG. KLAUS OEHLERT SCHELLBERG<br />

Dieses Bild aus Remscheid mit dem Tw 3<br />

ist recht bekannt, es dokumentiert eindrucksvoll<br />

die Leistungsfähigkeit der elektrischen<br />

Straßenbahn der frühen Jahre<br />

SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 korrekter Weise<br />

bis zum Kriegsende 1945 stets auch auf die Pöstlingbergbahn<br />

mit ihrer 11,2-Prozent-Steigung hingewiesen<br />

worden ist …?<br />

Doch egal wie steil der Abschnitt einer Straßenbahn<br />

war, es spielte zwar für die ausführende Baufirma<br />

und die Betriebsleitung eine Rolle – aber ein<br />

Austausch über solche Grenzwerte war gerade im<br />

Kaiserreich und den folgenden Jahrzehnten eher<br />

selten. Schneller, höher, weiter – ja, das war damals<br />

sehr wohl interessant – aber die Neigung einer<br />

Straßenbahn? Wo stand dieser Wert überhaupt?<br />

Natürlich in jedem Vermessungsprotokoll – aber<br />

wer hatte Zugriff auf solche Dokumente? Der Tageszeitungsjournalist<br />

aus Remscheid oder Neunkirchen?<br />

Nein, der war darauf angewiesen, dass<br />

ihm die Beschäftigten der Straßenbahnbetriebe die<br />

richtige Auskunft gaben. Wie schwer das bis heute<br />

verschiedenen Mitarbeitern fällt, dass erfuhr<br />

Bernhard Kußmagk, als er von der Pressestelle der<br />

Augsburger Stadtwerke den exakten Werk der Steigung<br />

am Perlachberg erfragte. Ein Mitarbeiter<br />

nannte ihm einen stolzen Wert von knapp 20 Prozent<br />

… Dank des Sachverstandes des Straßenbahnkenners<br />

aus Berlin wird diese frei erfundene<br />

Zahl natürlich nie veröffentlicht – aber wie hätte<br />

eine Redakteurin einer Tageszeitung reagiert? Die<br />

Zahl wäre wohl vermutlich ins Blatt gekommen<br />

und vom nächsten womöglich schneller als gedacht<br />

abgeschrieben worden ... Doch ich möchte<br />

hier keinerlei Kollegenschelte betreiben – denn<br />

auch die Neunkircher Straßenbahn AG nahm es mit<br />

Zahlen nicht so genau. Für den letzten Betriebstag<br />

1978 verkaufte sie Fahrscheine mit dem Aufdruck<br />

„11,5 Prozent Steigung“ … Ergo: Drum prüfe gut,<br />

wer etwas auf oder abschreibt … ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

21


Betriebe<br />

Das Gefälle in der Stuttgarter Alexanderstraße beträgt 8,5 Prozent. Am 19. April 2007 war<br />

noch eine GT4-Doppeltraktion unterwegs, die flott die Straße hinab fuhr BERNHARD KUSSMAGK (3)<br />

Am 17. April 1999 schleicht der zweiachsige Tw 5 der<br />

Tranvia Blau in Barcelona die Avenida del Tibidabo vorsichtig<br />

bergab. Das Gefälle beträgt hier acht Prozent<br />

Im österreichischen Gmunden erklimmen<br />

die Wagen bis zu zehn Prozent Steigung,<br />

wie ein Blick am 9. April 1998 in die Alois-<br />

Kaltenbruner-Straße absolut glaubwürdig<br />

verdeutlicht<br />

Metern und weist an mehreren Stellen eine<br />

Steigung von 8,5 Prozent auf. Sie ist der Anwärter<br />

für den weltweit ersten Platz „Überwindung<br />

des größten Höhenunterschiedes<br />

einer städtischen Straßenbahnlinie“.<br />

Noch anzumerken ist, dass es im andalusischen<br />

Granada von 1907 bis 1944 eine<br />

Zahnradstraßenbahnlinie gab, die nur einen<br />

Kilometer lang war und das Zentrum mit<br />

der weltberühmten Alhambra verband.<br />

Russland<br />

In der Stadt Smolensk gibt es eine <strong>Steil</strong>strecke,<br />

die nach verschiedenen Angaben zwischen<br />

elf und zwölf Prozent Steigung aufweist.<br />

Vor dem Befahren des Gefälles<br />

werden die Bremsen jedes Mal durch ein<br />

spezielles Prozedere vom Personal überprüft.<br />

Die 1973 eröffnete Probestrecke der Waggonfabrik<br />

in Ust-Kataw im mittleren Ural,<br />

die einige Zehntausende von Straßenbahn-<br />

22 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

wagen für die Sowjetunion baute, hat eine<br />

Steigung von 11,2 Prozent. Auf dieser Strecke<br />

gab es jahrzehntelang auch öffentlichen<br />

Fahrgastverkehr, der jedoch 1997 endete.<br />

Belgien<br />

Insbesondere im Überlandstraßenbahnnetz<br />

von Charleroi gab es viele steigungsreiche<br />

Strecken, die seit Jahrzehnten stillgelegt sind.<br />

Auch in Liège und in Verviers gab es sehr steile<br />

Strecken. Und selbst in der Hauptstadt<br />

Brüssel gibt es einige steile Strecken, insbesondere<br />

die Linie 92 erklimmt westlich der Place<br />

de Saint-Job bis heute eine enorme Steigung.<br />

Österreich<br />

Die 2,3 Kilometer lange Gmundener Straßenbahn<br />

im Salzkammergut ist aufgrund ihrer<br />

Länge bzw. Kürze sowie des fünf Triebwagen<br />

umfassenden Wagenparks eine der<br />

kleinsten Trams der Welt, aber sie ist auch<br />

gleichzeitig auf einem längeren Abschnitt<br />

sehr steil, beträgt doch der Gradient in der<br />

Alois-Kaltenbruner-Straße exakt zehn Prozent.<br />

70 Kilometer von Gmunden entfernt<br />

geht es im oberösterreichischen Linz allerdings<br />

deutlich steiler zu, denn hier verkehrt<br />

die Pöstlingbergbahn auf drei Abschnitten<br />

mit 11,2 Prozent Steigung. Nach ihrer Umspurung<br />

von 1.000 auf 900 mm in den Jahren<br />

2008/09 integrierten sie die Linzer Linien<br />

am 29. Mai 2009 als Linie 50 ins<br />

städtische Straßenbahnnetz und verlängerte<br />

sie bis in die Innenstadt zum Hauptplatz. Bei<br />

dieser Umspurung entstand durch die an einigen<br />

Stellen leicht veränderte Trassierung<br />

eine noch größere Steigung als zuvor, denn<br />

der Einsatz der neuen Gelenkwagen erforderte<br />

die Abflachung der Kuppen und Wannen.<br />

Gern wird die Pöstlingbergbahn mit<br />

dem Titel „steilste Adhäsionsbahn Europas“<br />

präsentiert, denn es wird –zu Recht – darauf<br />

verwiesen, dass andere Bahnen zwar steiler<br />

wären, aber die Pöstlingbergbahn kilometerlang<br />

eine starke Steigung aufweist, die im<br />

Durchschnitt 10,5 Prozent beträgt. Nur an<br />

den Ausweichstellen ist die Steigung mit drei<br />

bis 3,9 Prozent deutlich moderater.<br />

Frankreich<br />

Von den zahlreichen Trambetrieben bzw.<br />

straßenbahnähnlich betriebenen Überlandbahnen<br />

in Frankreich gab es auf der mit einer<br />

Zahnstange ausgerüsteten Straßenbahn<br />

in Laon den steilsten Adhäsionsbetrieb: Mit<br />

1.000 Millimeter Spurweite verband sie auf<br />

1,5 Kilometer Länge von 1899 bis 1971 den<br />

Bahnhof mit der Innenstadt von Laon – und<br />

bewältigte dabei bergwärts stets im Haftreibungsbetrieb<br />

fahrend eine maximale Steigung<br />

von 13 Prozent. Die Zahnstange diente<br />

dann bei Talfahrten als Betriebsbremse.<br />

Ohne Zahnstangen ging es bei der regel-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

23


Betriebe<br />

<strong>Steil</strong>e im Adhäsionsbetrieb befahrene Straßenbahnstrecken im<br />

Kontinent Land Stadt Steigung in %<br />

Afrika Algerien Constantine 8,0<br />

Amerika Brasilien Campos do Jordão – Pindamonhangaba 10,5<br />

USA Pittsburgh (derzeit nur Betriebsstrecke) 9,15<br />

Europa Deutschland Augsburg 10,637*<br />

Deutschland Mainz 9,55<br />

Deutschland Stuttgart (Stadtbahn) 8,5<br />

Deutschland Ulm 7,7<br />

Deutschland Würzburg 9,1<br />

Frankreich Brest 8,6<br />

Großbritannien Sheffield 10,0<br />

Österreich Gmunden 10,0<br />

Österreich Linz 11,2<br />

Portugal Lisboa (Lissabon) 14,9<br />

Russland Smolensk 11,0 bis 12,0 **<br />

Schweiz Zürich 7,7<br />

Spanien Barcelona 8,0<br />

Spanien Santa Cruz de Tenerife 8,5<br />

Tschechien Liberec 9,7<br />

* Die Strecke am Perlachberg in Augsburg wird nur talwärts befahren, es handelt sich also um eine<br />

Gefällestrecke. Alle anderen erwähnten Strecken werden sowohl berg- als auch talwärts befahren<br />

** Die Angaben schwanken in der Literatur<br />

spurige Straßenbahn in Le Havre. Auf der<br />

1912 eröffneten und 2,45 Kilometer langen<br />

Linie 1/8 vom Staatsbahnhof durch die Rue<br />

Clovis über Cimetière Sainte-Marie bis zum<br />

Stadtpark Hallates erreichte der steilste Abschnitt<br />

eine Steigung von 11,6 Prozent. Diese<br />

Strecke wurde im April 1942 letztmalig<br />

vollständig befahren, im selben Monat<br />

richtete die Deutsche Wehrmacht in<br />

einem Straßenbahntunnel ein Munitionsdepot<br />

ein. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg ersetzten in der zu 72 Prozent<br />

zerstörten Stadt neue Obusse die<br />

Straßenbahn.<br />

In Lyon gab es bis 1957 ein großes Straßenbahnnetz<br />

sowie einige lange Überlandstrecken<br />

jeweils mit 1.000 und mit 1.435<br />

Millimeter Spurweite. Im Stadtnetz erreichte<br />

die äußerst bogenreiche Linie 6 vom Plateau<br />

de la Croix Rousse zur Place Du Pont mit elf<br />

Prozent das stärkste Gefälle. Diese insgesamt<br />

5,5 Kilometer lange eingleisige Strecke diente<br />

– wie in Augsburg – allerdings nur Talfahrten,<br />

bergwärts war ein Gleis durch eine<br />

andere Straße verlegt, dieses wies eine maximale<br />

Steigung von neun Prozent auf.<br />

Den nächsten Platz belegte einst Marseille,<br />

wo die 1.430-millimetrige Straßenbahn<br />

bis 1944 unter anderem eine 10,1-<br />

Prozent-Rampe erklomm. Berücksichtigt<br />

man auch elektrische Kleinbahnen mit straßenbahnähnlichem<br />

Betrieb, dann gehört als<br />

nächstes die zwischen 1899 und 1933 betriebene<br />

Ausflugsstrecke von Türkheim<br />

zum Wallfahrtsort Drei Ähren (Trois Épis)<br />

im Elsass angeführt. Ihre größte Steigung<br />

betrug 9,8 Prozent.<br />

Die meterspurige Straßenbahn von Nizza<br />

war auch für die Linie von Monte Carlo<br />

nach Monaco zuständig, die eine maximale<br />

Neigung von 9,3 Prozent überwand. Die<br />

In Linz ist es am 16. März 2008 an der Ausweiche<br />

Schableder der Pöstlingbergbahn ablesbar:<br />

Die Haltestelle hat eine Steigung von<br />

3,9 Prozent, die Strecke steigt anschließend<br />

mit 10,5 Prozent an<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

1932 stillgelegte Straßenbahn in Lourdes<br />

hatte eine Steigung von bis zu 9,2 Prozent<br />

zu bewältigen, während die Straßenbahn in<br />

Rouen einige steile Linien betrieb, die maximal<br />

9,0 Prozent Steigung erreichten.<br />

Der heutige Rekordhalter Frankreichs befindet<br />

sich an der Atlantikküste. Die im Jahr<br />

2012 eröffnete Tram in Brest befährt mehrere<br />

steile Rampen, die größte Steigung befindet<br />

sich in der Rue Saint Exupéry. Dort<br />

erklimmen die Wagen vom Typ Citadis 302<br />

immerhin 8,6 Prozent.<br />

Tschechische Republik<br />

In der tschechischen Hauptstadt Prag geht<br />

es vom Zentrum an der Moldau aus an vielen<br />

Stellen die Berghänge <strong>hinauf</strong>. Dabei bewältigen<br />

die Prager Wagen auf einigen Linien<br />

starke Steigungen, 8,2 Prozent sind es<br />

zum Beispiel längs der Straße Trojská. Im<br />

nordböhmischen Reichenberg (Liberec) hat<br />

die „tramvaj“ sogar 9,7 Prozent zu erklimmen.<br />

Dieses steilste Stück der Straßenbahn<br />

befindet sich zwischen Botanická (Zoo) und<br />

Lidové Sady (Volksgarten). An der Haltestelle<br />

Riegrova muss der talwärts fahrende<br />

Zug anhalten (Zwangshaltestelle). Die Steigung<br />

in Richtung Horní Hanychov (Oberhanichen)<br />

verläuft mit etwa 8,4 Prozent relativ<br />

konstant, talwärts fahrende Bahnen<br />

müssen aber an der Maladoubská einen<br />

Zwangshalt einlegen.<br />

Die einst steilste Straßenbahn in Böhmen<br />

und Mähren gab es in Gablonz (Jablonec<br />

nad Nisou). Deren steilstes Streckenstück<br />

befand sich mit 10,85 Prozent Neigung<br />

westlich vom Rathaus der Stadt am Markt.<br />

Dieser Abschnitt war von 1904 bis 1965 in<br />

Betrieb. Die Aussiger Straßenbahn besaß<br />

an der Strecke nach Buckau (Bukov)<br />

und Tellnitz (Telnice) eine maximale<br />

Neigung von 6,35 Prozent, bei Arbesau<br />

(Varvažov) aber eine maximale Neigung<br />

von 9,35 Prozent im Trassenverlauf.<br />

Portugal<br />

Die Straßenbahnen in Coimbra, Porto sowie<br />

in der Hauptstadt Lissabon verfügten<br />

einst über mehrere überdurchschnittlich<br />

steile Streckenabschnitte. Während Coimbra<br />

seinen Straßenbahnbetrieb 1980 aufgab<br />

und Porto ihn in einem jahrzehntelangen<br />

Schrumpfungsprozess in einen musealen Betrieb<br />

überführte, überlebten immerhin fünf<br />

Linien des einst großen Netzes in Lissabon.<br />

Einige der steilen Strecken sind teilweise<br />

Nachfolger ehemaliger Kabelstraßenbahnlinien.<br />

Mehrere der von den Linien 12, 18<br />

und 25 befahrenen Streckenabschnitte haben<br />

weit über zehn Prozent Steigung. Auf<br />

der bekannten Linie 28 gibt es diverse sehr<br />

steile Abschnitte, wobei der in der Calçada<br />

Nova de São Francisco als die steilste Straßenbahnstrecke<br />

der Welt gilt. Auf dem etwa<br />

130 Meter langen und gekrümmten Ab-<br />

24 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

Die steilste Straßenbahnstrecke im heutigen Frankreich befindet sich in Brest in der Rue Saint Exupéry. Hier geht es 8,6 Prozent <strong>hinauf</strong> bzw. hinab.<br />

Am 3. September 2013 hat gerade ein Citadis 302 die Haltestelle Mac Orlan verlassen<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Die steilsten in der Schweiz<br />

1964 fuhr die letzte Straßenbahn in Lausanne, sie<br />

hatte an einigen Stellen des Netzes Steigungen<br />

bis 11,2 Prozent zu erklimmen und war damit<br />

Spitze in der Schweiz. Das umfangreiche Straßenbahnnetz<br />

wurde durch das größte Obusnetz<br />

des Landes abgelöst, das ebenfalls starke Steigungen<br />

aufweist.<br />

Die 1965 stillgelegte Straßenbahn in Fribourg<br />

hatte hingegen „nur“ eine Maximalsteigung von<br />

10,1 Prozent zu bewältigen und Luganos letzte Straßenbahn,<br />

die bereits 1959 fuhr, hatte bis 9,3 Prozent<br />

starke Steigungen. Immerhin 8,7 Prozent erklomm<br />

die 1960 eingestellte Straßenbahn in Spiez.<br />

Einige durchaus steile Strecken werden nach wie<br />

vor in Zürich bedient. Zum Albisgüetli geht es auf einer<br />

Strecke von 400 Metern Länge mit 7,7 Prozent<br />

bergauf, die Strecke zum Zoo neigt sich bis zu 7,5<br />

Prozent und 7,3 Prozent sind es in der Leonhard-<br />

strasse. Andere Abschnitte mit beachtlichen Steigungen<br />

von 9,6 Prozent und 10,9 Prozent sind dagegen<br />

seit langem eingestellt. Das 1930 stillgelegte<br />

637 Meter lange Doldertram (ohne Verbindung<br />

zum Zürcher Straßenbahnnetz) kraxelte auf einer<br />

9,8-prozentigen Rampe bergan. Als Besonderheit<br />

verfügte der einzige Wagen über eine automatische<br />

Geschwindigkeitsüberwachung, die bei zu schneller<br />

Talfahrt die Notbremsung einleitete. BEKUS<br />

Zürich: Diese<br />

BBC-Werksaufnahme<br />

zeigt dem<br />

einzigen Wagen<br />

des Doldertrams<br />

vor dem Dolder<br />

Grand Hotel in<br />

Zürich<br />

SLG. RICHARD GERBIG<br />

Die Straßenbahn<br />

im schweizerischen<br />

Fribourg (Freiburg)<br />

hatte Strecken -<br />

abschnitte bis zu<br />

10,1 Prozent zu<br />

bewältigen<br />

SLG. BERNHARD KUSSMAGK<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

25


Betriebe<br />

Fast genauso steil wie die Calçada Nova de São<br />

Francisco ist die Calçada de Santo André in Lissabon,<br />

hier an der Ecke Calçada da Graça am 24. April 1984,<br />

wo die Linie 12 einen Sattelpunkt erreicht<br />

26 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


<strong>Steil</strong>ste Strecken<br />

Lissabon: Der zweiachsige Tw 573 erklimmt am 6. Februar 2008 die steilste Straßenbahnstrecke der Welt, denn er ist auf der Linie 28 auf der<br />

bogenreichen Calçada Nova de São Francisco in der portugiesischen Hauptstadt unterwegs BERNHARD KUSSMAGK (3)<br />

schnitt entlang dieser Straße beträgt die<br />

Durchschnittssteigung 13 Prozent, das Ganze<br />

kulminiert am oberen Ende, dort beträgt<br />

die Steigung – gemäß Mitteilung der Verkehrsbetriebe<br />

Carris – in einem engen S-Bogen<br />

unfassbare 14,9 Prozent: Weltrekord!<br />

Portos Straßenbahnen erklimmen wegen<br />

der Stilllegung diverser Streckenabschnitte<br />

derzeit „nur noch“ maximal sieben Prozent<br />

Steigung.<br />

Großbritannien<br />

In Sheffield (South Yorkshire) geht es überall<br />

bergauf und bergab, denn die Stadt liegt in<br />

einem sehr hügeligen Terrain. Die 1994 eröffnete<br />

Straßenbahn („Supertram“) erreicht an<br />

der steilsten Stelle eine Neigung von zehn Prozent.<br />

Noch steiler ging es einst in Halifax (West<br />

Yorkshire) zu. Die 1939 eingestellte Tram befuhr<br />

dort eine 10,4-prozentige Rampe.<br />

Auch die Linie 18 in Lissabon weist sehr viele steile Abschnitte auf, ein längerer befindet sich<br />

in der Calçada da Ajuda, hier aufgenommen am 26. April 1989 mit Tw 275<br />

Steigungsstrecken<br />

auf anderen Kontinenten<br />

Im nordafrikanischen Algerien befährt die<br />

im Jahr 2013 eröffnete Straßenbahn in<br />

Constantine fast ausschließlich Steigungsbzw.<br />

Gefälleabschnitte. Die größte Neigung<br />

beträgt dabei acht Prozent.<br />

In Südafrika erklommen die Triebwagen<br />

auf der bis 1930 betriebenen Straßenbahnstrecke<br />

Kapstadt – Camps Bay bis zu 11,1<br />

Prozent.<br />

In Brasilien gibt es die landschaftlich reizvolle<br />

Überlandstraßenbahnstrecke von<br />

Campos do Jordão nach Pindamonhangaba.<br />

Sie führt längere Zeit über starke Steigungen,<br />

an einer Stelle soll der Gradient<br />

10,5 Prozent erreichen. Die Strecke überwindet<br />

eine beachtliche Höhendifferenz von<br />

etwa 1.050 Metern. Sie ist der Anwärter für<br />

den weltweit ersten Platz „Überwindung<br />

des größten Höhenunterschiedes einer<br />

Überlandstraßenbahnlinie“. Auf dem – mit<br />

1924 von MAN gebauten Vierachsern befahrenen<br />

– innerstädtischen Abschnitt von<br />

Campos do Jordão nach Emílio Ribas sind<br />

hingegen kaum Steigungen zu bewältigen.<br />

<strong>Steil</strong>e Trams in den USA<br />

Bereits 1888 baute Frank Julian Sprague in<br />

der Stadt Richmond das erste zusammenhängende<br />

Straßenbahnnetz mit Oberlei-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

27


Betriebe<br />

Die Straßenbahn auf der spanischen Insel Teneriffa hat eine enorme Höhendifferenz zu überwinden. Auf der Avenida de Angel Romero in Santa<br />

Cruz de Tenerife an der Brauerei erklimmt Tw 20 am 29. November 2008 die Steigung BERNHARD KUSSMAGK (2)<br />

tungsbetrieb der Vereinigten Staaten. Die<br />

Besonderheit waren die hügeligen Strecken<br />

mit Steigungen bis zu zehn Prozent, deren<br />

anstandslose Bewältigung viele Menschen<br />

und Ingenieure rasch überzeugte, sich im<br />

Land herumsprach und den Siegeslauf der<br />

elektrischen Straßenbahn in den USA protegierte.<br />

In den Vereinigten Staaten gab es in der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große<br />

Anzahl an Straßenbahnbetrieben sowie<br />

sehr viele Überlandstraßenbahnen, darunter<br />

mehrere mit starken Steigungen. Hervorstechend<br />

waren die Betriebe in Lawrence<br />

(Kansas) mit 14,0 Prozent, Akron (Ohio)<br />

mit 13,5 Prozent, Scranton (Pennsylvania)<br />

mit 13,0 Prozent sowie Pittsburgh (Pennsylvania)<br />

mit seinen vielen steigungsreichen<br />

Strecken bis 12,2 Prozent, erreicht auf der<br />

1966 eingestellten Linie 21 („Fineview“) in<br />

der Henderson Street zwischen Federal<br />

Street und Boyle Street.<br />

In Gleadless Town End ist die Steigung<br />

der Sheffielder Tram gut erkennbar. Am<br />

23. September 1997 ist Tw 06 soeben an<br />

der Haltestelle angekommen<br />

Die derzeit steilste Strecke in den USA<br />

befindet sich noch immer in Pittsburgh,<br />

wird aber gegenwärtig regulär nicht befahren.<br />

Es handelt sich um die teilweise<br />

9,15 Prozent steile Linie 52, die aufgrund<br />

von Sparmaßnahmen seit März 2011 eingestellt<br />

ist. Sie wird jedoch für Umleitungsfahrten<br />

in betriebsfähigem Zustand<br />

erhalten und vermutlich eines Tages wieder<br />

im Regelbetrieb befahren werden.<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Danksagung und Anregung<br />

Mein Dank für ihre Unterstützung bei der Recherche<br />

für diesen Beitrag geht an Peter Sohns<br />

in Hannover, der diverse Daten zur Verfügung<br />

stellte, sowie an Richard Gerbig in Zürich, der<br />

sein Wissen insbesondere zu den Schweizer<br />

Straßenbahnen weitergab. Weiterhin danke ich<br />

Georges Muller aus Straßburg, Peter Wöhl von<br />

den Stadtwerken Augsburg, Helge Mai aus Dresden<br />

sowie mehreren Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe<br />

in Gera, Mainz, Würzburg und Lissabon<br />

u.v.a.m. für ihre Auskünfte.<br />

Als Ergänzung zu dieser Darstellung über die<br />

steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb<br />

sei auf den Beitrag „Zahn um Zahn“ im STRA -<br />

SSENBAHN <strong>MAGAZIN</strong> 4/2010 (Seiten 64ff) hingewiesen,<br />

der ausführlich über Zahnradstraßenbahnen<br />

berichtet.<br />

BEKUS<br />

28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Nächster Halt: …<br />

Glatte Betongebäude und moderne Glasfassaden prägen im Augsburger Stadtteil Lechhausen die Haltestelle „Schlößle“ der Linie 1. Aber wieso<br />

nennen die Einheimischen und die Stadtwerke Augsburg diesen Punkt dann trotzdem so ...?<br />

WINFRIED WOLFF<br />

Nächster Halt:<br />

Schlößle<br />

Am früheren Marktplatz des bevölkerungsreichsten<br />

Augsburger Stadtteils befindet sich<br />

die Haltestelle „Lechhausen Schlößle“ der Straßenbahnlinie<br />

1. Dorthin hatte die Nürnberger<br />

Firma Schuckert & Co. im Jahr 1898 die Strecke<br />

von der Alten Schmiede – auf Höhe der<br />

heutigen Station Lechhausen Brücke – verlängert,<br />

ehe die Städtische Straßenbahn Augsburg<br />

das Streckenende 1927 zur Stätzlinger Straße<br />

verschob. Inzwischen befindet sich dieses am<br />

Neuen Ostfriedhof, für einen Weiterbau zum<br />

Bahnhof Hochzoll liegen umstrittene Planungen<br />

vor.<br />

Die heute in Straßenmitte gelegenen, mit Wetterschutz,<br />

Fahrkartenautomat und Abfahrtszeitanzeigen<br />

ausgestatteten Bahnsteige der<br />

Halte stelle sind auf die in Augsburg knapp 42<br />

Meter langen Combinos ausgelegt und werden<br />

von Stadt- und Regionalbussen mitgenutzt. Für<br />

die im 5-Minuten-Takt hier von der Neuburger<br />

in die Blücherstraße abbiegenden Linienwagen<br />

besteht eine Ampelvorrangschaltung. Aber ein<br />

„Schlösschen“ sucht man im Umfeld der Haltestelle<br />

indes vergebens! Der Name leitet sich<br />

von einem um 1685 in diesem Bereich errichteten<br />

Zollgebäude ab – war Augsburg doch bis<br />

1806 als freie Reichsstadt eine Grenzstation zu<br />

Bayern! Im Laufe der Jahrhunderte wurde das<br />

Zollgebäude mit Erkern und Türmchen ausgeschmückt<br />

und von der Bevölkerung daher liebevoll<br />

als „Schlößle“ bezeichnet.<br />

Allerdings brach man 1969 das zu diesem Zeitpunkt<br />

verwahrloste Gebäude ab und ersetzte<br />

es durch einen an dieser Stelle gestalterisch völlig<br />

deplazierten fünfstöckigen Sichtbeton-<br />

Zweckbau mit Geschäftsräumen und Parkdecks.<br />

Der wenig später ebenfalls erfolgte<br />

Abbruch der gegenüberliegenden Gastwirtschaft<br />

„Sonne“ beraubte den Platz dann endgültig<br />

seiner historischen Identität. Er behielt<br />

jedoch den Namen „Schlößle“ bis heute in alter<br />

Rechtschreibung. Ob es von dieser Haltestelle<br />

zum seit langem diskutierten Bau einer Zweigstrecke<br />

in den Nachbarstadtteil Hammerschmiede<br />

kommen wird, ist übrigens unverändert<br />

ungewiss.<br />

WINFRIED WOLFF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

29


Betriebe<br />

Über Höhen<br />

und Tiefen<br />

120 Jahre Straßenbahn in<br />

Zwickau Auch der<br />

Betrieb im westsächsischen<br />

Zwickau feierte im diesem<br />

Jahr ein rundes Jubiläum:<br />

Seit dem 6. Mai 1894 ist die<br />

Straßenbahn in der Stadt<br />

unterwegs, die sich schon<br />

kurz danach zu einem<br />

Zentrum des Automobilbaus<br />

entwickelte …<br />

Aufgrund der Steigung in der Bahnhofstraße<br />

kam in Zwickau der Bau<br />

einer Pferdebahn nicht zustande.<br />

Die Stadtverwaltung war gezwungen,<br />

das Vorhaben 1890 zu den Akten zu<br />

legen. Anfang des Jahres 1892 suchte das<br />

Konsortium aus den Firmen Schuckert &<br />

Co. aus Nürnberg und Leo Arnoldi aus<br />

Mainz beim Rat der Stadt um die Erlaubnis<br />

zum Bau einer elektrischen Straßenbahn<br />

und eines Elektrizitätswerkes. Letzteres sollte<br />

gleichzeitig zur Versorgung der Bevölkerung<br />

mit elektrischem Licht dienen. Diese<br />

Angebote stießen in Zwickau auf Zustimmung<br />

– und so unterzeichneten der Oberbürgermeister<br />

und das Konsortium im Dezember<br />

1892 einen diesbezüglichen Vertrag.<br />

Nach der Einigung auf die Linienführung<br />

in der Innenstadt begann im Oktober 1893<br />

der Gleisbau vom Zwickauer Bahnhof zum<br />

Hauptmarkt. Als Spurweite wählte das<br />

Konsortium 1.000 Millimeter. Im April<br />

1894 fanden Versuchsfahrten mit den ersten<br />

beiden von MAN gelieferten zweiachsigen<br />

Triebwagen statt.<br />

Die ersten Betriebsjahre<br />

Die Eröffnung des ersten Abschnittes vom<br />

Bahnhof bis in die Innenstadt fand am 6. Mai<br />

1894 statt. Ab dem 19. Juli pendelte die<br />

Straßenbahn eingleisig auf etwa vier Kilometer<br />

Länge bis in den Stadtteil Schedewitz.<br />

Für den Betrieb standen anfänglich elf<br />

Triebwagen mit 16 Sitz- und elf Stehplätzen<br />

zu Verfügung. Die Fahrzeuge waren 6.200<br />

Millimeter lang, maximal 1.850 Millimeter<br />

breit und ihr Achsabstand betrug 1.570<br />

Millimeter. Für ihre nächtliche Unterstel-<br />

30 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Zwickau<br />

Die ersten Triebwagen der Zwickauer Straßenbahn lieferte die Firma MAN nach Sachsen, hier<br />

Tw 1 in den ersten Betriebsjahren auf der Schneeberger Straße<br />

SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

Fahrzeugbeschaffungen der Anfangsjahre<br />

Betriebs-Nr. Anzahl Baujahr Hersteller Bemerkungen<br />

Triebwagen<br />

1–11 11 1894 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert<br />

15–19 5 1897/98 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert<br />

20–25 6 1900 Gothaer Waggonfabrik AG elektr. Teil Schuckert<br />

32–38 7 1900 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert<br />

40–42 3 1910 MAN, Nürnberg elektr. Teil SSW<br />

43–45 3 1911 MAN, Nürnberg elektr. Teil SSW<br />

Beiwagen<br />

6–11 6 1894 MAN, Nürnberg bis 1911/25 Tw 6–11<br />

13, 14 2 1897 Bothmann & Glück, Gotha<br />

15–19 5 1897/98 MAN, Nürnberg bis 1925 Tw 15–19<br />

21 1 1900 Gothaer Waggonfabrik AG bis 1926 Tw 21<br />

26–28 3 1900 Sächsische Waggonfabrik Werdau<br />

29–31 3 1900 Sächsische Waggonfabrik Werdau Sommerwagen<br />

Aus der Gewandhausstraße kommend erreichen<br />

am 10. Juni 2014 zwei KT4D den Zwickauer<br />

Hauptmarkt, den das im Jahr 1525 gebaute<br />

Gewandhaus dominiert, rechts das<br />

Rathaus ANDRÉ MARKS; DER FAHRSCHEIN STAMMT AUS<br />

DER SAMMLUNG VON SIGURD HILKENBACH<br />

lung und Unterhaltung hatte das Konsortium<br />

1894 ein Depot auf dem Gelände des<br />

Elektrizitätswerkes in der Stiftstraße errichten<br />

lassen. Es verfügte anfangs über fünf<br />

Gleise sowie eine Schmiede und Tischlerei.<br />

Im ersten Betriebsjahr beförderte die<br />

Zwickauer Straßenbahn 1,27 Millionen<br />

Fahrgäste. Zum 1. Januar 1895 übernahm<br />

die Zwickauer Elektrizitätswerk- und Straßenbahn-AG<br />

die Betriebsführung der Straßenbahn.<br />

Diese mit ZESAG abgekürzte Gesellschaft<br />

erweiterte in den folgenden Jahren<br />

das Netz kontinuierlich. Dazu eröffnete sie<br />

am 16. Oktober 1897 die Linie Bosestraße –<br />

Marienthal – Lindenhof, verlängerte die Linie<br />

von Schedewitz am 3. April 1900 zunächst<br />

bis Cainsdorf und am 2. Juni 1900<br />

bis in die Stadt Wilkau, eröffnete am 29.<br />

November 1900 die Linie Bosestraße – Pölbitz<br />

und nahm schließlich am 7. Oktober<br />

1904 die Verlängerung der Marienthaler Linie<br />

vom Lindenhof bis zum Gasthof Marienthal<br />

in Betrieb.<br />

Zur Bewältigung des dadurch gestiegenen<br />

Verkehrs beschaffte die ZESAG zwischen<br />

1897 und 1900 bei verschiedenen Herstellern<br />

neue Fahrzeuge, darunter auch zwei<br />

1897 von Bothmann & Glück in Gotha gebaute<br />

Beiwagen sowie drei Sommerwagen –<br />

siehe Tabelle. Der Fahrzeugpark umfasste<br />

danach 29 Trieb- und acht Beiwagen. Für<br />

dessen Unterhaltung entstand 1900 in Neubockwa<br />

ein mit einer Zugangsschiebebühne<br />

ausgestattetes Straßenbahndepot, das die<br />

ZESAG zehn Jahre später erweiterte. Im<br />

Jahr 1902 begann der zweigleisige Ausbau<br />

des Straßenbahnnetzes, schwerpunktmäßig<br />

im Stadtgebiet. Zum 1. Januar 1914 übernahm<br />

die Stadt Zwickau das Elektrizitätswerk<br />

und den Straßenbahnbetrieb in eigene<br />

Hand. In diesem Jahr beförderte die Straßenbahn<br />

4,68 Millionen Fahrgäste.<br />

Die Zwischenkriegs- und<br />

zweite Kriegszeit<br />

Nach den beschwerlichen Kriegs- und Nachkriegsjahren<br />

begann die Stadt Zwickau in<br />

den 1920er-Jahren wieder in das Straßenbahnetz<br />

zu investieren. So setzte sie ab 1921<br />

den zweigleisigen Ausbau fort. Im gleichen<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

31


Betriebe<br />

Jahr fasste sie die Linien nach Pölbitz und<br />

Marienthal zusammen und verlängerte diese<br />

Strecke später von Marienthal um 1,8 Kilometer<br />

bis zum Krankenstift (Heinrich-<br />

Braun-Krankenhaus) nach Westen. Dieser<br />

Abschnitt ging am 6. November 1924 in Betrieb.<br />

Von der Ende 1919 eingestellten Freiberger<br />

Straßenbahn<br />

übernahm<br />

der Zwickauer<br />

Betrieb<br />

1921/22 sieben<br />

1902/03 von Herbrand<br />

in Köln gebaute<br />

Triebwagen mit AEG-<br />

Motoren. 1926 beschaffte<br />

die Stadt Zwickau dann zehn<br />

neue Triebwagen von der<br />

Sächsischen Waggonfabrik in Werdau und<br />

zehn aus heimischer Produktion von der<br />

Zwickauer Fahrzeugfabrik vormals Schumann<br />

AG. Die elektrische Ausrüstung für<br />

diese Fahrzeuge steuerte das Sachsenwerk<br />

aus Niedersedlitz bei, weshalb sie die Personale<br />

„Sachsenwerktriebwagen“ nannten.<br />

Bei den sechs 1928 von der Christoph &<br />

Unmack AG in Niesky und den 14 in<br />

Zwickau 1928/29 nachgebauten Niederflurtiefbodenbeiwagen<br />

handelte es sich um<br />

die modernsten ihrer Zeit – siehe Kasten.<br />

Bereits im August 1926 hatte zuvor die<br />

Linienbezeichnung mit Ziffern die bisherige<br />

Kennzeichnung mittels Farben abgelöst.<br />

Den damaligen Verlauf der vier Linien gibt<br />

der andere Kasten wieder. Außerdem entstand<br />

zwischen 1926 und 1928 eine neue<br />

Wagenhalle an der Schlachthofstraße. Nach<br />

Inbetriebnahme<br />

der dortigen<br />

Werkstatt zog die<br />

Straßenbahn aus<br />

dem Depot an der<br />

Stiftstraße alle Wagen<br />

ab – es diente ab 1928<br />

zur Reparatur von<br />

Omnibussen, die seit<br />

1926 das städtische<br />

Nahverkehrsangebot in<br />

Zwickau ergänzen.<br />

Zum 1. Januar 1929 erfolgte<br />

abermals ein Rechtsträgerwechsel.<br />

Die Straßenbahn war nun in die<br />

Energie- und Verkehrs-Aktiengesellschaft<br />

Westsachsen – kurz EVAWE –<br />

integriert, die Stadtverwaltung hielt allerdings<br />

die Hälfte der Aktien. In diesem Jahr fuhren<br />

Liniengrafik von 1894 bis zum Stand Anfang der<br />

1980er-Jahre. Gestrichelte Linien waren 1981<br />

bereits eingestellt<br />

GRAFIK: KLAUS REICHENBACH<br />

9,14 Millionen Fahrgäste mit der Zwickauer<br />

Straßenbahn. Die EVAWA setzte den zweigleisigen<br />

Ausbau des Netzes fort, verlängerte<br />

aber auch verschiedene Ausweichen. Im Zusammenhang<br />

mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofes<br />

entstand eine Gleisschleife, die am<br />

17. Dezember 1936 in Betrieb ging. Ab 1. Dezember<br />

1938 verkehrten in Zwickau auch O-<br />

Busse.<br />

Während der Kriegsjahre fuhr die Zwickauer<br />

Straßenbahn auf Verschleiß. Die Linien<br />

1 und 2 stellte die EVAWE 1943 ein, um<br />

auf den Linien 3 und 4 einen dichteren Takt<br />

zu ermöglichen. Im 50. Betriebsjahr beförderte<br />

die Straßenbahn dennoch 17,5 Millionen<br />

Fahrgäste – so viele wie niemals<br />

zuvor. Nach der Bombardierung<br />

Zwickaus stellte die EVAWA Mitte<br />

April 1945 den Betrieb auf den<br />

verbliebenen beiden Linien ein.<br />

Die Nachkriegsjahre<br />

Bereits vor der bedingungslosen Kapitulation<br />

der Deutschen Wehrmacht nahm die<br />

Zwickauer Straßenbahn am 4. Mai 1945<br />

auf Befehl der damals amerikanischen<br />

Besatzungsmacht den Betrieb auf den Linie<br />

3 und 4 wieder auf. Doch es begann<br />

eine Zeit der Provisorien. Nur nach<br />

und nach konnte der Straßenbahnbetrieb<br />

mit dem vorhandenen Material<br />

wieder in Gang gebracht werden. Nach<br />

einem Zwischenschritt übernahm per 1.<br />

Januar 1951 der VEB (K) Verkehrsbetriebe<br />

der Stadt Zwickau die Betriebsführung der<br />

Ein Dreiwagen-Zug bedientam 12. Juni 1987 die Haltestelle Neumarkt/Bosestraße. Neben den zweiachsigen<br />

Gothawagen unterschiedlichen Typs gab es in Zwickau auch Rekowagen NORBERT KUSCHINSKI<br />

Technische Daten der 20<br />

Niederflurtiefboden beiwagen<br />

der Bauart Niesky<br />

Länge über Kupplung:..............10.900 mm<br />

Länge über Stirnbleche: ............10.000 mm<br />

Länge über Rammbohle: ...........10.200 mm<br />

größte Breite: .......................2.090 mm<br />

Höhe SO bis Oberkante Dach:........3.195 mm<br />

durchgehende Wagenfußbodenhöhe:...500 mm<br />

Breite Mitteleinstiegstür: ............1.530 mm<br />

Achsstand: .........................3.600 mm<br />

Platzangebot:<br />

.........30 Sitzplätze (quer) und 17 Stehplätze<br />

Lieferungen:<br />

1928 .....................Tw 101 bis 106 –<br />

Christoph & Unmack AG Niesky<br />

1928...........Tw 107 bis 113 – Zwickauer<br />

Fahrzeugfabrik, vorm. Schumann AG<br />

1929...........Tw 114 bis 120 – Zwickauer<br />

Fahrzeugfabrik, vorm. Schumann AG<br />

32 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Zwickau<br />

Blick vom Georgenplatz in den Peotenweg in den 1920er-Jahren. Die „Sachsenwerktriebwagen“<br />

haben niederflurige Beiwagen vom Typ Niesky im Schlepp SLG. SIGURD HILKENBACH<br />

Straßenbahn und des städtischen Bus- und<br />

Obusverkehrs.<br />

Die Straßenbahn war in dieser Zeit der<br />

Hauptverkehrsträger in der Bergbaustadt.<br />

Im Laufe der nachfolgenden Jahre erfolgten<br />

zahlreiche Rekonstruktionen und Erweiterungen.<br />

Hierzu zählte die Errichtung von<br />

Wendeschleifen an der Paulusstraße, am<br />

Heinrich-Braun-Krankenhaus sowie in Pölbitz<br />

einschließlich Verlängerung. Auch der<br />

Neubau von Gleichrichterunterwerken ist<br />

hier zu erwähnen.<br />

Ab 1951 trafen so genannten LOWA-Wagen<br />

in Zwickau ein (Typen ET50/W200 und<br />

W252a, ET54 sowie EB50/W200). Außerdem<br />

übernahmen die Verkehrsbetriebe gebrauchte<br />

Fahrzeuge aus Cottbus, von der BVG Ost sowie<br />

von der 1960 stillgelegten Straßenbahn<br />

Hohenstein-Ernstthal – Oelsnitz (Erzgeb). Ab<br />

1959 kamen neuartige zweiachsige Gotha-<br />

Trieb- und -Beiwagen zum Einsatz. In den<br />

Jahren danach folgten Gotha-Gebrauchtfahrzeuge<br />

einschließlich Nachfolgetypen, die<br />

schwerpunktmäßig von den Verkehrsbetrieben<br />

Halle sowie Plauen kamen. Außerdem gelangten<br />

mehrere so genannten Rekowagen<br />

(Typen TE70/1 und BE70/1) nach Zwickau.<br />

Die 1970er-Jahre:<br />

ein schwieriges Jahrzehnt<br />

In den Jahren 1966/67 stellten die Verkehrsbetriebe<br />

den Schaffnerbetrieb ein, danach<br />

gab es in den Wagen Zahlboxen und<br />

später Druckentwerter (Starenkästen). In<br />

den 1980er-Jahren ersetzten sie mechanische<br />

Lochentwerter (heute sind die Wagen<br />

mit elektronischen Druckentwertern der<br />

zweiten Generation ausgestattet).<br />

Linienverlauf ab August 1926<br />

Linie 1 (ex weiße Linie) Zwickau Hbf – Hauptmarkt – Schedewitz (Stadtgrenze) 3,56 km<br />

Linie 2 (ex rote Linie) Pölbitz (Neue Welt) – Poetenweg – Marienthal (Paulusstraße) 5,13 km<br />

Linie 3 (ex grüne Linie) Zwickau Hbf – Hauptmarkt – Schedewitz – Wilkau 7,24 km<br />

Linie 4 (ex blaue Linie) Pölbitz (Neue Welt) – Poetenweg – Neues Krankenstift 7,00 km<br />

In den 1970er-Jahren erlebte der Straßenbahnbetrieb<br />

einen Niedergang. Es blieb<br />

nur die Linie 4 (Pölbitz – Krankenhaus) in<br />

Betrieb, die Linie 3 (Zwickau Hbf – Hauptmarkt<br />

– Wilkau-Haßlau) wurde 1975 in<br />

zwei Etappen eingestellt. Der Zustand der<br />

Gleisanlage ließ einen sicheren Betrieb nicht<br />

mehr zu, eine Omnibuslinie übernahm die<br />

Anlässlich des Jubiläums „120 Jahre Zwickauer Straßenbahn“ war am 14. Juni 2014 auch die<br />

aus dem Tw 7 II und Bw 17 II gebildete historische Straßenbahngarnitur im Einsatz UWE MÖCKEL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

33


Betriebe<br />

Bis zur Haltestelle Zentrum fahren seit 1999 nicht nur meterspurigen Straßenbahnwagen, sondern auch RegioSprinter der regelspurigen Vogtlandbahn.<br />

Vor der hier am 30. November 2008 fotografierten Haltestelle liegt dazu ein Dreischienengleis<br />

JENS PERBANDT<br />

Der von der Firma IFTEC gebaute Schneepflug 201 und der als Schienenschleifwagen 200 genutzte<br />

KT4D dienen der SVZ als Sonderfahrzeuge, hier am 14. Juni 2014 im Depot UWE MÖCKEL<br />

Aufgaben der Straßenbahn. Fast wäre auch<br />

der restliche Zwickauer Straßenbahnbetrieb<br />

eingestellt worden. Die Beschaffung von<br />

Kraftomnibussen war in dieser Zeit einfacher<br />

als einen Straßenbahnbetrieb zu betreiben.<br />

Mangels Ersatzteilen endete zudem<br />

offiziell am 31. August 1977 der Obusbetrieb<br />

in Zwickau. Danach bedienten Kraftomnibusse<br />

die Linie in den Stadtteil Weißenborn.<br />

Anfang der 1980er-Jahre begann<br />

auch in Zwickau ein Umdenken zu Gunsten<br />

der Straßenbahn als optimales schienengebundenes<br />

Personennahverkehrsmittel für<br />

Städte in Zwickaus Größe. Der Verkehrsbetrieb<br />

wurde am 1. Februar 1982 dem VE<br />

Verkehrskombinat Karl-Marx-Stadt zugeordnet<br />

und nun als VEB Städtischer Nahverkehr<br />

Zwickau bezeichnet. Die Folge war<br />

auch die Einführung eines neuen Betriebsnummernsystems<br />

für alle Fahrzeuge.<br />

Am Rande Zwickaus entstand das große<br />

Wohngebiet Eckersbacher Höhe, welches<br />

durch eine 3,5 Kilometer lange Straßenbahnstrecke<br />

erschlossen werden sollte – was<br />

aber letztendlich bis 1992 dauern sollte.<br />

Vorher reaktivierte der VEB Städtischer<br />

Nahverkehr am 2. Januar 1989 den Abschnitt<br />

zum Zwickauer Hauptbahnhof als<br />

neue Linie 1 Pölbitz – Hbf (diese bestand bis<br />

zur Inbetriebnahme der Eckersbacher Linie<br />

im September 1992).<br />

Am 29. Juni 1987 traf von der Plauener<br />

Straßenbahn ein erster Kurzgelenkwagen<br />

des Tatra-Typs KT4D für Probefahrten in<br />

Zwickau ein. Das Fahrzeug bewährte sich,<br />

woraufhin ČKD zwischen dem Jahreswechsel<br />

1987/88 und Mai 1988 insgesamt 27<br />

solche Wagen lieferte. Diese Anzahl lag<br />

deutlich über dem Zwickauer Bedarf, woraufhin<br />

das Kombinat 1989 zehn Stück<br />

nach Plauen verfügte. Doch 1990 trafen<br />

dann nochmals fünf Kurzgelenkwagen fabrikneu<br />

in Zwickau ein.<br />

Die 1990er-Jahre<br />

Die politische Wende brachte auch einen<br />

abermaligen Rechtsträgerwechsel mit sich.<br />

Im April 1990 löste sich der VEB Städtischer<br />

Nahverkehr Zwickau aus dem Verkehrskombinat<br />

Karl-Marx-Stadt. Seit Juli<br />

1991 wird er als Städtische Verkehrsbetriebe<br />

Zwickau GmbH (SVZ) geführt.<br />

Diese nahmen am 19. September 1992 die<br />

neue Linie 1 vom Neumarkt zum Stadtteil<br />

Eckersbach in Betrieb. 1993/94 trafen zwölf<br />

34 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Zwickau<br />

von MAN gebaute Niederflurwagen vom<br />

Typ GT6NF-M in Zwickau ein und verdrängten<br />

nach anfänglichen Problemen<br />

rasch die noch vorhandenen Zweiachser.<br />

Der letzte traditionelle Gotha-Straßenbahnzug<br />

verkehrte in Rahmen einer Abschiedsfahrt<br />

am 28. Oktober 1995. Mehr<br />

als 35 Jahre hatten solche Fahrzeuge das<br />

Bild der Zwickauer Straßenbahn geprägt.<br />

Alle 23 vorhandenen KT4D unterzogen die<br />

SVZ zwischen 1992 und 1996 hingegen einer<br />

Modernisierung, ab 2001 erhielten sie<br />

Choppersteuerungen (BA Alsthom TV Progress).<br />

Von diesen Kurzgelenktriebwagen<br />

ist bisher ein Exemplar verschrottet worden<br />

(Tw 327, ex Plauen, in diesem Jahr) – der<br />

Tw 935 steht aktuell zur vollständigen Zerlegung<br />

bereit.<br />

Zwischenzeitlich ließen die SVZ ab 1991<br />

das Betriebsgelände an der Schlachthofstraße<br />

in einen reinen Straßenbahnbetriebshof<br />

umgestalten. Die eigentliche Rekonstruktion<br />

des Hofes war im Juni 1998 abgeschlossen.<br />

Seitdem ist das Unternehmen auch für<br />

den Einsatz und die Instandsetzung der neuen<br />

Stadtbahnwagengeneration ausgestattet.<br />

Nach etwa neun Jahren Bauzeit erfolgte im<br />

Juli 1995 zudem die Fertigstellung und Inbetriebnahme<br />

eines großzügigen Kraftomnibusbetriebshofes<br />

in der Zwickauer Bürgerschachtstraße.<br />

Gemäß des „Zwickauer Modells“ nutzen<br />

seit 28. Mai 1999 die meterspurige Straßenbahn<br />

und die regelspurige Vogtlandbahn<br />

zwischen den Haltestellen Zentrum<br />

und Zwickau Stadthalle im Stadtteil Schedewitz<br />

ein 1,5 Kilometer langes Dreischienengleis.<br />

Seitdem kommen RegioSprinter<br />

bis an den Rand des Zwickauer Zentrums.<br />

Wenige Monate danach eröffneten die SVZ<br />

am 1. Oktober 1999 für die Linie 3 (Eckersbach<br />

– Stadthalle) ab der Haltestelle Neumarkt<br />

einen Neubauabschnitt durch die Innenstadt.<br />

Die Entwicklung<br />

im neuen Jahrtausend<br />

Seine heutige Ausdehnung erreichte das<br />

Zwickauer Straßenbahnnetz mit der Inbetriebnahme<br />

des Abschnittes Stadthalle –<br />

Neuplanitz der Linie 3 am 11. Dezember<br />

Verwendete Quellen<br />

• Münch/Langele: „75 Jahre Zwickauer<br />

Straßenbahn“, VEB Verkehrsbetriebe der<br />

Stadt Zwickau, Zwickau 1969<br />

• Straßenbahnarchiv, Band 3, Verlag Transpress,<br />

Berlin 1984<br />

• Festschrift „100 Jahre Straßenbahnbetrieb<br />

in Zwickau“, Städtische Verkehrsbetriebe<br />

Zwickau GmbH, Zwickau 1994<br />

• private Sammlung Peter Kalbe<br />

Das Liniennetz 2014<br />

Linie 3 Eckersbach – Neumarkt – Hauptmarkt – Stadthalle – Neuplanitz 10,6 km<br />

Linie 4 Pölbitz – Neumarkt – Georgenplatz – Marienthal – Städtisches Klinikum 8,2 km<br />

Linie 5 Städtisches Klinikum – Marienthal – Georgenplatz – Zwickau Hbf o.A.<br />

Linie 7 Pölbitz – Neumarkt – Georgenplatz – Zwickau Hauptbahnhof 4,8 km<br />

Aktueller Liniennetzplan der SVZ GRAFIK: ROBERT SCHWANDL (AUS SCHWANDL’S TRAM ATLAS DEUTSCHLAND 2012)<br />

2005. Andere Projekte aus der Nachwendezeit<br />

sind bisher nicht zur Ausführung gekommen.<br />

Dazu zählen eine immer wieder<br />

diskutierte Strecke nach Oberplanitz sowie<br />

eine Linie zum VW-Werk nach Mosel.<br />

Per 13. Dezember 2009 trat eine Liniennetzänderung<br />

in Kraft. Diese umfasste die<br />

Einstellung der bisherigen Linie 1 von<br />

Eckersbach zum Hauptbahnhof und die<br />

Einführung der Linie 5 zwischen Hauptbahnhof<br />

und Städtischem Klinikum sowie<br />

der Linie 7 zwischen Pölbitz und Hauptbahnhof.<br />

Aktuell umfasst das Zwickauer Liniennetz<br />

61 Haltestellen; die Linien 3 und 4 verkehren<br />

täglich und die Linien 5 und 7 montags<br />

bis freitags von 6 bis 18 Uhr.<br />

Für den Betrieb stehen die zwölf Niederflurwagen<br />

901 bis 912 vom Typ GT6NF-M<br />

sowie 21 modernisierte Kurzgelenkwagen<br />

vom Typ KT4D (Tw 928 bis 934 und 936 bis<br />

949) zur Verfügung. Bei Tw 935 hat die Zerlegung<br />

begonnen. Mit den übrigen 21 Straßenbahnwagen<br />

und 26 Bussen befördern die<br />

SVZ täglich etwa 32.000 Fahrgäste.<br />

Als Sonderfahrzeuge sind der aus einem<br />

Plauener KT4D entstandene Schienenschleifwagen<br />

200 und ein von der Firma IF-<br />

TEC gebauter Schneepflug vorhanden. Der<br />

historische Wagenpark setzt sich aus dem<br />

bis 1968 in Plauen eingesetzten Tw 7 II und<br />

aus dem ursprünglich an die Eßlinger Städtische<br />

Straßenbahn gelieferten Bw 17 II (beide<br />

Baujahr 1912) sowie aus dem Tw 92 und<br />

dem Bw 133 (beide Gotha 1960, Typen<br />

„T59“ bzw. „B59“) zusammen. Ihr 120.<br />

Jubiläum feierten die SVZ am 14. Juni<br />

2014 gemeinsam mit dem Verein „Freunde<br />

des Nahverkehrs Zwickau e.V.“ mit einem<br />

Tag der offenen Tür im Straßenbahnbetriebshof<br />

an der Schlachthofstraße.<br />

PETER KALBE/ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

35


Betriebe<br />

Zurück in die Zukunft<br />

Besançon wieder mit Straßenbahn Nach 62 Jahren schienenfreier Zeit rollen seit dem 30. August<br />

im Osten Frankreichs wieder Straßenbahnen durch die Innenstadt von Besançon, dem Verwaltungssitz<br />

des Départements Doubs. Aber welche Besonderheiten weist das neue Netz auf?<br />

Besançon ist der Hauptort der Region<br />

Franche-Comté und hat gut<br />

115.000 Einwohner, im Ballungsraum<br />

leben etwa 245.000 Menschen.<br />

Die malerische Altstadt liegt in einer<br />

Schlaufe des Doubs, der teilweise im tiefen<br />

Einschnitt fließt. Die Stadt wird als grünste<br />

des Landes bezeichnet, die Lebensqualität<br />

ist besonders hoch. Die gewaltigen Befes -<br />

tigungen, die auf den französischen Festungsbaumeister<br />

Vauban zurückgehen, sind<br />

seit 2008 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.<br />

Durch die Straßen von Besançon<br />

verkehrte bereits ab dem 21. März 1897<br />

eine Tram. Doch dem Trend der damaligen<br />

Zeit folgend, endete ihr Betrieb am 24. Dezember<br />

1952.<br />

Die Ausgangssituation<br />

für den Neubau<br />

In den vergangenen Jahrzehnten bestand<br />

der ÖPNV von Besançon neben einer<br />

Standseilbahn ausschließlich aus einem<br />

Bussystem, das in seiner Leistungsfähigkeit<br />

ausgereizt war. Deshalb suchte die Stadtverwaltung<br />

nach einer Möglichkeit, einen<br />

deutlich besseren Service anzubieten und<br />

den Autoverkehr zu reduzieren, um die Lebensqualität<br />

in Besançon weiter zu steigern.<br />

Ein Konzept von 2005 sah den Bau<br />

von zwei Obuslinien mit separaten Trassen<br />

vor. Dadurch sollten die Reisegeschwindigkeit<br />

erhöht und der Komfort verbessert<br />

werden. Man rechnete mit 25.000 bis<br />

30.000 Fahrgästen täglich. Bekannt war<br />

aber, dass ein entsprechendes Tramsystem<br />

40.000 bis 50.000 Fahrgäste pro Tag anziehen<br />

würden.<br />

Nach einer längeren Erörterungsphase<br />

entschieden sich die Stadtväter für eine Straßenbahn<br />

mit zwei Linien. Das Projekt wurde<br />

im Juni 2008 mit einem Investitionsvolumen<br />

von 228 Millionen Euro (plus/minus<br />

fünf Prozent) geplant. Während der 2011<br />

gestarteten Bauphase kamen letztendlich jeweils<br />

drei Prozent hinzu, so dass bis 2015<br />

mit einer Summe von 256 Millionen Euro<br />

gerechnet wird.<br />

Ursprünglich sollte die für derartige Vorhaben<br />

in Frankreich notwendige „Déclaration<br />

d’utilité publique“ (Gemeinnützigkeitserklärung)<br />

im Frühjahr 2010 unterzeichnet<br />

werden, um die Tram im Frühjahr 2014 eröffnen<br />

zu können. Da das Kulturministerium<br />

allerdings wegen der Oberleitung in der<br />

Altstadt ästhetische Bedenken äußerte, wurden<br />

die Planungen unterbrochen. Die Alternative<br />

wäre ein APS-Unterleitungssystem<br />

gewesen, was aber zu teuer erschien. So gab<br />

es Modifizierungen im Trassenverlauf, die<br />

Tram sollte nun nicht mehr unmittelbar<br />

durch das Zentrum der Altstadt, sondern lediglich<br />

am Rand entlang geführt werden.<br />

Schließlich legte man Ende 2009 den neuen<br />

Streckenverlauf fest. Die Planungen<br />

konnten im Januar 2011 abgeschlossen<br />

werden und am 15. Juni 2011 unterschrieb<br />

der Präfekt des Département Doubs die<br />

„Déclaration“.<br />

36 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Frankreich: Besançon<br />

LINKS Im Zentrum<br />

passiert die Tram<br />

enge Straßen mit<br />

alten Bürgerhäusern<br />

und prächtigen<br />

Jugendstilfassaden,<br />

am Rand ist sie in<br />

Neubauvierteln mit<br />

viel Grün wie hier<br />

an der Haltestelle<br />

CHRU Minjoz<br />

unterwegs<br />

RECHTS Die Altstadt<br />

von Besançon liegt<br />

in der Schleife des<br />

Doubs und wird<br />

nicht von der Tram<br />

direkt durchquert,<br />

sondern nur am<br />

Rand durch die Haltestellen<br />

Chamars,<br />

Révolution und République<br />

bedient<br />

GRAFIK: ROBERT SCHWANDL<br />

Schon zuvor hatte im März 2011 der Bau<br />

des Tramsystems begonnen. Bis zum Herbst<br />

2013 waren alle Gleisanlagen verlegt und<br />

gleichzeitig der Umbau der von den Trams<br />

zu durchfahrenden Straßenzüge abgeschlossen.<br />

Dort hatte die Stadtverwaltung<br />

viel Grün pflanzen und den Individualverkehr<br />

viele Verkehrsflächen an die Straßenbahn<br />

abtreten lassen.<br />

Die Eröffnung der Straßenbahn<br />

Am 30. August 2014 eröffnete der Bürgermeister<br />

mit einem Festakt auf der Place de la<br />

Révolution um 10.45 Uhr die Tram. Das gesamte<br />

Wochenende lang durften alle Interessierten<br />

jede Bus- und Tramlinie kostenlos<br />

benutzen, an vielen Haltestellen gab es Animationen<br />

und den Abend des 30. August beschloss<br />

ein großes Feuerwerk über dem<br />

Doubs. Die 13,6 Kilometer lange Linie T1<br />

von Hauts du Chazal nach Chalezeule verläuft<br />

in West-Nordost-Richtung und bedient<br />

29 Haltestellen. Zwischen den benachbarten<br />

Haltestellen Croix de Palente<br />

und Lilas gibt es einen eingleisigen Abschnitt.<br />

Verstärkt wird die T1 im westlichen<br />

Abschnitt durch die Linie T2, die an der<br />

Haltestelle Parc Micaud die Strecke der T1<br />

verlässt und zum Gare (Bahnhof) Viotte abzweigt,<br />

wobei sie auf der 900 Meter langen<br />

Strecke zwei Haltestellen bedient.<br />

Der Betrieb<br />

Beide Linien werden im Berufsverkehr im<br />

10-Minuten-Takt, sonst im 12-Minuten-<br />

Takt, betrieben. Die spanische Firma CAF<br />

lieferte für 34,4 Millionen Euro 19 niederflurige<br />

Urbos 3, die 23 Meter lang und 2,4<br />

Am Ende der Eröffnungsrede des Bürgermeisters auf der Place de la Révolution fliegt unter t osendem<br />

Beifall der Bevölkerung Konfetti durch die Luft BEIDE FOTOS VOM 30. AUGUST 2014: BERNHARD KUSSMAGK<br />

Meter breit sind. 132 Fahrgäste können<br />

mitfahren, für 38 von ihnen gibt es Sitzplätze.<br />

Die recht kurzen Fahrzeuge können<br />

im Bedarfsfall auf fünf Segmente verlängert<br />

werden. Die Haltestellen sind bereits in entsprechender<br />

Länge errichtet worden.<br />

Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70<br />

km/h erreichen die Urbos 3 eine Reisegeschwindigkeit<br />

von 20 km/h. Es gibt fünf<br />

P+R-Plätze mit insgesamt 630 Stellplätzen,<br />

eine Erweiterung auf 1.030 ist vorgesehen –<br />

außerdem ist eine südwestliche Streckenverlängerung<br />

geplant. Mittelfristig soll eine dritte<br />

Linie ab 2025 Chalezeule mit dem Technologiepark<br />

westlich des Hauptbahnhofs<br />

Viotte verbinden. BERNHARD KUSSMAGK<br />

Daten & Fakten:<br />

Straßenbahn Besançon<br />

Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30.08.2014<br />

Betreiber: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transdev<br />

Name des Verkehrsbetriebes: . . . . . . . . . . Ginko<br />

Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14,5 km<br />

Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Depots: . . . . . . . . . . . . . . . 1 in Hauts du Chazal<br />

Anzahl Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Typ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Urbos 3<br />

Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CAF<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

37


Betriebe<br />

Von 1885 bis 1960 wies sie eine<br />

Spurweite von 760 Millimeter auf – die<br />

Straßenbahn in Sarajevo. Der hier in den<br />

1950er-Jahren fotografierte Tw 65 I war<br />

1930 in eigener Werkstatt aus dem<br />

1909 vermutlich in Graz gebauten Bw 2<br />

entstanden. Der Triebwagen blieb bis<br />

1960 im Einsatz, zuletzt als Nr. 69<br />

SLG. JAN ČIHÁK<br />

38 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Sarajevo<br />

Einzigartige<br />

Betriebs geschichte<br />

Die Straßenbahn in Sarajevo (Teil 1) Ihre Anfänge lagen in einer 1885 eröffneten Pferdebahn –<br />

als vierte Stadt in der k. k. Monarchie erhielt Sarajevo zehn Jahre danach eine elektrische Straßenbahn,<br />

ebenfalls mit 760 Millimeter Spurweite. Aber wieso kamen später PCC-Wagen dorthin?<br />

Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens und<br />

Herzegowina mit fast 370.000 Einwohnern,<br />

die im Jahr 1461 an Stelle<br />

einer uralten Siedlung von den Türken<br />

gegründet wurde, gehört zu den interessantesten<br />

Städten Europas. Ihre turbulente<br />

und bewegte Geschichte, eine atemberaubende<br />

Gebirgslandschaft, in der diese Stadt<br />

liegt, sowie die kulturelle und architektonische<br />

Vielfältigkeit finden kaum Vergleich.<br />

Am 5. Oktober 1882 erreichte der erste<br />

Dampfzug die Stadt Sarajevo, wobei die<br />

meisten Eisenbahnlinien in Bosnien in der<br />

„bosnischen Spurweite“ von 760 Millimetern<br />

entstanden. Die Ursache dafür war wirtschaftlicher<br />

sowie geographischer Natur,<br />

denn für dieses relativ dünn besiedelte Land<br />

mit vielen Gebirgszügen und tiefen Tälern<br />

stellten schmalspurige Eisenbahnstrecken die<br />

kostengünstigste Lösung dar. Der Bahnhof<br />

Sarajevo der k. k. Bosnabahn befand sich im<br />

heutigen Stadtteil Dolac Malta, nördlich der<br />

Straßenbahnhaltestelle „Socijalno“.<br />

Der Bau der Pferdestraßenbahn<br />

Zwei Jahre später beschloss die Stadtverwaltung,<br />

eine „Pferdebahn“ zu errichten,<br />

die sowohl dem Güterverkehr als auch dem<br />

Personenverkehr zwischen dem Bahnhof<br />

und der Innenstadt dienen sollte. Die gesamte<br />

Gleislänge inklusive zahlreicher Rangiergleisen,<br />

Gütergleisen und Ausweichen<br />

erreichte 3,435 Kilometer, die Spurweite betrug<br />

760 Millimeter. Die ab Oktober 1884<br />

gebaute Strecke verlief vom Bahnhof der k.<br />

k. Bosnabahn, wo ein einfacher Umstieg<br />

von den Dampfzügen möglich war, zum<br />

Marienhof (heute Marijin) und weiter am<br />

Militärkrankenhaus vorbei durch die Ćemaluša-Straße<br />

(heute Maršala Tita-Straße)<br />

bis in die Ferhadija-Straße und zum Stadtbahnhof<br />

am heutigen Platz „Trg Oslobodenja<br />

– Alija Izetbegović“. Für den Verkehr<br />

beschaffte die Stadtverwaltung von der<br />

Waggonfabrik Weitzer in Graz vier zweiachsige<br />

Personenwagen mit je 14 Sitzplätzen<br />

und zwei Wagenklassen. Die auch für<br />

den Betrieb der Pferdestraßenbahn zuständige<br />

Direktion der k. k. Bosnabahn ließ die<br />

Strecke so errichten, dass sie auch für den<br />

Einsatz mit schweren Dampflokomotiven<br />

bis ins Stadtzentrum geeignet war.<br />

Die feierliche Eröffnung der Pferdestraßenbahn<br />

fand am 1. Januar 1885 statt. Bereits<br />

kurze Zeit später nutzten sie täglich<br />

ungefähr 300 Fahrgäste. Die Wagen waren<br />

von 5 bis etwa 23 Uhr anfangs im Stundentakt,<br />

ab 1892 noch häufiger unterwegs.<br />

Aufgrund der grünen Lackierung der Zweiachser<br />

erhielt die Bahn bald den Spitznamen<br />

„grüner Drache“. Den ebenso mit Pferden<br />

geführten Güterverkehr nahm die Bosnabahn<br />

am 1. Februar 1885 auf. Anlässlich<br />

der Betriebseröffnung entstand sogar eine<br />

Musikkomposition – die schnelle Polka<br />

„Sarajevski tramvaj“ (Sarajevoer Straßenbahn)<br />

erfreute sich angeblich einer großen<br />

Beliebtheit.<br />

Die elektrische Straßenbahn<br />

In der ersten Hälfte der 1890er-Jahre beschlossen<br />

die k. und k. Behörden die Elektrifizierung<br />

der Straßenbahn in Sarajevo.<br />

Als vierte Stadt in der Donaumonarchie<br />

nahm sie am 1. Mai 1895 den elektrischen<br />

Betrieb auf, betrieben unverändert von den<br />

k. k. Bosnabahnen. Die Betriebsspannung<br />

betrug 300 V Gleichstrom und die Oberleitung<br />

speiste ein zuvor fertiggestelltes Kohlenkraftwerk<br />

in der Hiseta-Straße, das außerdem<br />

auch den Strom für die öffentliche<br />

Beleuchtung und später auch für Haushalte<br />

und Privatfirmen lieferte. Die fünf von<br />

der Firma Weitzer in Graz gebauten und mit<br />

elektrischen Ausrüstungen von Siemens &<br />

Halske versehenen Triebwagen befuhren<br />

zunächst eine neu errichtete Strecke vom<br />

Vor dem Bahnhof der k. k. Bosnabahn wartet die Pferdebahn. Wie die elektrische Straßenbahn<br />

war sie von der Bosnabahndirektion betrieben worden<br />

SLG. ALFRED MOSER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

39


Betriebe<br />

Der 1895 von der Grazer Wagen- und Waggonfabrik<br />

Weitzer (mechanischer Teil) und<br />

Siemens & Halske Wien (elektrischer Teil)<br />

gebaute Tw 14 auf der Kai-Linie<br />

SIEMENS CORPORATE ARCHIVES, SLG. WOLFGANG-D. RICHTER (2)<br />

Marienhof am Kai des Flusses Miljacka entlang<br />

bis zur Lateiner Brücke. Sie verkehrten<br />

täglich von 6 bis 22:20 Uhr im 20-Minuten-<br />

Takt. Außer dem Kraftwerk war 1895 auch<br />

ein neuer Betriebshof entstanden, er befand<br />

sich auf dem Eisenbahngelände in unmittelbarer<br />

Nähe des Bahnhofes der k. k. Bosnabahn<br />

am westlichen Stadtrand.<br />

Am 1. Juni des gleichen Jahres war auch die<br />

Elektrifizierung der restlichen Strecke vom<br />

Bahnhof der Eisenbahn zum Stadtbahnhof<br />

abgeschlossen, womit der Pferdebahnbetrieb<br />

endete. Die erste elektrische Güterlokomotive<br />

nahm die Staatsbahnverwaltung am 1. September<br />

1895 in Betrieb, sie war von Siemens<br />

& Halske, Wien geliefert worden. Dabei handelte<br />

es sich zugleich um die erste schmalspurige<br />

elektrische Lokomotive im Stadtverkehr<br />

in Österreich-Ungarn. Später kamen noch<br />

zwei weitere Lokomotiven hinzu.<br />

Vermutlich bereits im ersten Betriebsjahr<br />

ersetzten auf den Straßenbahnwagen neue<br />

Bügelstromabnehmer die ursprünglich vorhandenen<br />

Stangenstromabnehmer.<br />

Im Jahre 1896 reisten durchschnittlich<br />

2.440 Fahrgäste mit der Straßenbahn, die<br />

im Mittelmaß außerdem 19 Güterwagen<br />

pro Tag beförderte – mit steigender Tendenz.<br />

Am 1. Dezember 1897 nahmen die<br />

Behörden die von der Lateiner Brücke zum<br />

damaligen Rathaus (Vijećnica) verlängerte<br />

Kailinie in Betrieb, am 1. April 1898 kam<br />

die neue Strecke von der Landesbank zur<br />

Nordseite der katholischen Kathedrale hinzu.<br />

Im Jahre 1899 verdichtete die Straßenbahn<br />

den Takt auf 15 Minuten, ihren Betrieb<br />

stellten 37 Angestellte sicher, wovon<br />

zwölf als Triebwagenführer und zwölf als<br />

Schaffner arbeiteten.<br />

1956 betriebene Straßenbahnlinien<br />

(760 mm Spurweite)<br />

Linie 1:<br />

Linie 2:<br />

Linie 3:<br />

Baščaršija – Neuer Bahnhof<br />

Baščaršija – Alter Bahnhof<br />

Vije ’cnica – Dolac Malta<br />

Im Jahre 1909 verfügte der Straßenbahnbetrieb<br />

über 16 Triebwagen, acht Beiwagen<br />

und drei elektrische Güterlokomotiven. Sie<br />

fuhren auf eingleisigen Strecken mit Ausweichen<br />

im 15-Minuten-Takt, von den Personalen<br />

an den Ausweichen übergebene farbige<br />

Signalstäbe verhinderten Zusammenstöße.<br />

Der Erste Weltkrieg suchte Bosnien und<br />

Herzegowina schwer heim. Aufgrund der<br />

Vernachlässigungen von Fahrzeugen und<br />

Gleisanlagen waren ab 1917 Betriebseinschränkungen<br />

unumgänglich, was zu beträchtlichen<br />

Verkehrsproblemen führte.<br />

Nach dem Ende der Donaumonarchie<br />

Nach dem Ende der Donaumonarchie erklärte<br />

sich der neu gegründete Staat der<br />

Slowenen, Kroaten und Serben zum<br />

Rechts- und Eigentumsnachfolger der k. k.<br />

Bosnabahnen. In der Praxis dürften die Beschäftigten<br />

der Straßenbahn auf Kosten<br />

der Stadtverwaltung gearbeitet haben. Ab<br />

1922 befand sich die Straßenbahn im Eigentum<br />

der Städtischen Sparkasse von Sa-<br />

40 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Sarajevo<br />

Sowohl den Triebwagen 15 als auch die Ellok 1 für<br />

den Güterverkehr auf der Straßenbahn Sarajevo stellten die<br />

k. k. Bosnabahnen 1895 in Dienst. Bei der Ellok handelte es sich um<br />

die erste schmalspurige elektrische Lokomotive im Stadtverkehr in der Donaumonarchie<br />

rajevo. Unter deren Leitung wurde sie in<br />

den 1920er- und 1930er-Jahren erneuert<br />

und erweitert, außerdem wuchs der Wagenpark<br />

und es gab einen 12-Minuten-,<br />

bzw. in den späteren Jahren sogar einen<br />

6-Minuten-Takt.<br />

Im Jahr 1923 ging zunächst die neue<br />

Strecke Rathaus (Vijećnica) – Altmarkt<br />

(Baščaršija) – Katholische Katedrale in Betrieb,<br />

wobei der Abschnitt Vijećnica –<br />

Baščaršija nur für Betriebsfahrten diente.<br />

Die globale wirtschaftliche Krise Ende der<br />

1920er-Jahre hatte auch auf den Straßenbahnbetrieb<br />

von Sarajevo harte Auswirkungen,<br />

denn angeblich sanken die Fahrgastzahlen<br />

zeitweise so stark, dass an<br />

manchen Tagen nur ein oder gar kein Fahrgast<br />

befördert wurde. 1926 nahm die Straßenbahn<br />

die knapp einen Kilometer lange<br />

Neubaustrecke vom Stadtteil Dolac Malta<br />

nach Čengić Vila in Betrieb. Schon zehn Jahre<br />

später legte sie diesen eingleisigen Abschnitt<br />

jedoch still. Dafür entstand 1936 ein<br />

neuer Betriebshof im Stadtzentrum (heute<br />

Kotromaníća-Straße gegenüber dem Parlamentsgebäude).<br />

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg standen<br />

für den Personenverkehr 14 Trieb- und<br />

zwölf Beiwagen zur Verfügung. Auf der<br />

Kailinie bestand ein 12-Minuten-Takt, auf<br />

der Linie Baščaršija – Bahnhof fuhr die<br />

Tram alle sechs Minuten.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahnverkehr<br />

erneut stark vernachlässigt<br />

und verschlissen. Nach 1945 endete der Güterverkehr.<br />

Während der sozialistischen Zeit<br />

Nach dem Krieg wurden Bosnien und Herzegowina<br />

Teil des sozialistischen Jugoslawiens<br />

unter der Führung der kommunistischen<br />

Partei und des Partisanenanführers<br />

Josip Broz Tito. Bald darauf begann eine in<br />

der Region nie dagewesene Entwicklung<br />

und Industrialisierung, die mit einem<br />

sprunghaften Bevölkerungszuwachs verbunden<br />

war. Hatte Sarajevo vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg etwa 60.000 Einwohner, so<br />

erhöhte sich die Einwohnerzahl in den<br />

1950er-Jahren bereits auf 200.000.<br />

Im Jahre 1953 übernahm die Straßenbahn<br />

den Wagenpark der stillgelegten 760-mm-<br />

Kleinbahn Piran – Portorož (heute Slowenien).<br />

Über die 1956 betriebenen Linien informiert<br />

der Kasten auf dieser Doppelseite. Für deren<br />

Betrieb standen 22 Trieb- und 22 Beiwagen<br />

zur Verfügung, sie fuhren alle fünf bis acht Minuten<br />

teilweise als Dreiwagenzügen.<br />

Doch die schmalspurige Straßenbahn mit<br />

ihren kleinen, teilweise über 50 Jahre alten<br />

und langsamen Fahrzeugen hielt mit den<br />

Bedürfnissen des Massenverkehrs nicht<br />

Schritt. Daher plante die Stadtverwaltung<br />

anfangs eine Art normalspurige S-Bahn, die<br />

den Vorort Ilidža mit dem Stadtteil Dolac<br />

Malta verbinden sollte, wo ein Anschluss an<br />

die bestehende schmalspurige Straßenbahn<br />

vorgesehen war.<br />

Auf der S-Bahn sollten die Neubaufahrzeuge<br />

aus jugoslawischer Produktion zum<br />

Einsatz kommen. Doch völlig unerwartet<br />

bestand dann die Möglichkeit, eine große<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

41


Betriebe<br />

Die Haltestelle Baščaršija mit der Moschee im Hintergrund gehört zu den beliebtesten Fotomotiven in Sarajevo. Hier entstand am 13. Juli 1976<br />

diese Aufnahme des 1967 gebauten Tw 121 vom Typ T3YU R. STEVENS, SLG. RICHARD GERBIG (3)<br />

Netz der 760-millimetrigen Straßenbahn von<br />

Sarajevo in seiner größten Ausdehnung nach<br />

Einweihung des neuen Bahnhofs 1947 – 1960<br />

GRAFIK: HARALD SÜSS<br />

Anzahl gebrauchter PCC-Wagen aus Washington<br />

D. C. zu einem eher symbolischen<br />

Preis zu erwerben. Diese Gelegenheit ließ<br />

sich die Stadtverwaltung von Sarajevo nicht<br />

entgehen.<br />

Die Umspurung und<br />

Wiederinbetriebnahme<br />

Sie beschloss, den gesamten Straßenbahnverkehr<br />

der Stadt auf Normalspur umzustellen<br />

und bis nach Ilidža zu verlängern.<br />

Dazu begannen 1958 die Vorbereitungen<br />

und Bauarbeiten – die Betriebsspannung<br />

sollte 600 Volt betragen und den Strom das<br />

Wasserkraftwerk in Jablanica liefern. Aus<br />

den USA trafen in mehreren Lieferungen<br />

letztendlich knapp 80 Wagen ein, wovon<br />

die Straßenbahn Sarajevo allerdings nur 71<br />

Wagen als Tw 1 bis 71 in Betrieb nahm, die<br />

übrigen Fahrzeuge dienten als Ersatzteilspender.<br />

Am 9. Oktober 1960 fand der feierliche<br />

Abschied mit der schmalspurigen<br />

Straßenbahn statt, an dem über 50.000 Bewohner<br />

Sarajevos teilgenommen haben sollen.<br />

Wenige Stunden nach der Betriebseinstellung<br />

begannen mit hohem Zeitdruck die Arbeiten<br />

zur Umspurung sämtlicher bisherigen<br />

Straßenbahnstrecken. Dabei wurde die Streckenführung<br />

vereinfacht – die zweigleisige<br />

Strecke nach Baščaršija mitsamt der Wen-<br />

Anfang der 1960er-Jahre befahrene<br />

Linien (1.435 mm Spurweite)<br />

Linie 1: Baščaršija – Neuer Bahnhof (sechs Kurse)<br />

Linie 2: Baščaršija – Čengić Vila (15 Kurse)<br />

Linie 3: Baščaršija – Ilidža (24 Kurse)<br />

deschleife wurde aufgelassen und stattdessen<br />

entstand der eingleisige Innenstadtring<br />

Skenderija – Vijećnica – Baščaršija – Skenderija,<br />

der bis heute unverändert gegen Uhrzeigersinn<br />

befahren wird. Bereits am<br />

28. November 1960 fand die feierliche Eröffnung<br />

des normalspurigen Straßenbahn-<br />

42 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Sarajevo<br />

Literaturtipp<br />

Auf den in Usti nad Labem (Aussig) in der Tschechischen<br />

Republik lebenden Autor dieses Beitrages,<br />

Jan Čihák, wurde das <strong>STRASSENBAHN</strong> MA-<br />

GAZIN aufmerksam, als im vorigen Jahr das<br />

maßgeblich von ihm verfasste Buch „Sarajevo<br />

Straßenbahn und Trolleybus“ im österreichischen<br />

Verlag „bahnmedien.at“ erschien. Diese im SM<br />

2/2014 auf Seite 79 vorgestellte Monographie<br />

bildete die Grundlage für die hier aktuell vorgestellten<br />

Texte. Das Buch ist unverändert beim Verlag<br />

in Wien wie auch bei Händlern in Deutschland<br />

erhältlich – weitere Informationen dazu<br />

unter anderen auf www.bahnmedien.at AM<br />

betriebes statt, am darauffolgenden „Tag<br />

der Republik“, den 29. November, begann<br />

der regelmäßige Linienverkehr auf der Linie<br />

1 Baščaršija – Neuer Bahnhof (heutiger<br />

Bahnhof in Sarajevo) mit sechs Kursen und<br />

auf Linie 2 Baščaršija –Čengić Vila mit neun<br />

Kursen. Aufgrund verschiedener Kinderkrankheiten<br />

nahm die Straßenbahn den<br />

durchgehenden Verkehr bis nach Ilidža jedoch<br />

erst im Februar 1961 auf.<br />

In den folgenden Jahren gewann die neue<br />

Straßenbahn an Zuverlässigkeit und auch<br />

an Beliebtheit, die Fahrgastzahlen wuchsen<br />

weiter. Gefahren wurde mit bis zu 70 km/h<br />

auf einer freizügig angelegten Schnellbahnstrecke<br />

nach Ilidža, der Gesamttakt betrug<br />

in den HVZ sogar imposante ein bis zwei<br />

Minuten. Ausländische Besucher beschrieben<br />

die Auslastung der Fahrzeuge als „rappelvoll“.<br />

Um die Kapazität der Fahrzeuge zu erhöhen,<br />

baute der Straßenbahnbetrieb im<br />

Jahr 1964 versuchsweise aus zwei PCC-Wagen<br />

einen ersten Gelenkwagen. Der dabei<br />

entstandene sechsachsige Tw 100 bewährte<br />

sich bei den Testfahrten gut, woraufhin<br />

die eigenen Werkstätten der Straßenbahn<br />

auf diese Weise in den nächsten Jahren<br />

acht weitere Gelenkwagen (Tw 101 bis<br />

108) herstellten.<br />

Die Fahrzeugvielfalt steigt<br />

Nach dem Bau der ersten Wendeschleife (in<br />

Skenderija) erweiterte sich das Liniennetz<br />

1965 um die Linie 6 Ilidža – Skenderija.<br />

Zwei Jahre danach eröffnete die Straßenbahn<br />

im Stadtteil Alipašin most einen neuen<br />

Betriebshof. Damit entspannte sich die<br />

seit 1960 kritische Lage, stand für den Regelspurbetrieb<br />

doch sieben Jahre lang lediglich<br />

der Betriebshof der ehemaligen schmalspurigen<br />

Straßenbahn zur Verfügung.<br />

Dieser bot lediglich für zwölf PCC-Wagen<br />

Platz, die benachbarte Werkstatt konnte<br />

maximal zwei bis drei weitere Wagen aufnehmen<br />

– alle übrigen Fahrzeuge standen<br />

bis 1967 nachts direkt auf den Straßen.<br />

Im Herbst 1967 trafen bei der Straßenbahn<br />

Beim Tw 108 handelt es sich um einen von neun in den eigenen Werkstätten der Straßenbahn<br />

Sarajevo gebauten Gelenkwagen aus jeweils zwei PCC-Wagen, hier am 13. Juli 1976 in Ilidža<br />

Zu den von der Straßenbahn Sarajevo gebraucht aus Washington D. C. übernommenen amerikanischen<br />

PCC- Wagen gehört der Tw 39. Am 13. Juli 1976 stand er in Nova Stanica<br />

Sarajevo die ersten fabrikneuen Regelspurfahrzeuge<br />

ein – zwei vierachsige Tatrawagen<br />

vom Typ T3YU. In den nächsten zwei Jahren<br />

lieferte ČKD Tatra weitere 18 Wagen des gleichen<br />

Typs (Tw 120 bis 139), die – genau wie<br />

die PCC-Wagen – auf den ersten Blick durch<br />

ihren Stromabnehmer am Heckteil auffielen.<br />

Bei der Inbetriebnahme der PCC- Wagen in Sarajevo<br />

wurden die Stangenstromabnehmer<br />

durch strapazierfähigere Pantographen ersetzt,<br />

die auf die gleiche Stelle, also am Heckteil,<br />

montiert wurden. Dadurch konnten aufwändige<br />

Änderungen in der Verkabelung vermieden<br />

werden. Aus verkehrstechnischen Gründen<br />

wurden auch die tschechoslowakischen<br />

Straßenbahnwagen mit Pantographen am<br />

Heckteil bestellt.<br />

JAN ČIHÁK<br />

Teil 2 stellt die weitere Entwicklung der<br />

Straßenbahn in Sarajevo bis heute vor.<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

43


Betriebe<br />

Regio-Tram statt<br />

Zahnradbahn<br />

Projekt Durchmesserlinie Trogen – St. Gallen – Appenzell In der Ostschweiz entsteht<br />

bald eine etwa 30 Kilometer lange Regio-Tram. Sie wird sowohl historisches Straßenbahntrassee<br />

als auch klassische Eisenbahnstrecken nutzen. Aber was ist genau für dieses Vorhaben geplant?<br />

Noch pendelt die elektrisch betriebene<br />

meterspurige Trogenerbahn<br />

zwischen Trogen und St. Gallen<br />

und fährt dabei auf einem Reststück<br />

der am 30. September 1957 endgültig<br />

eingestellten Straßenbahn St. Gallen durch<br />

die Innenstadt des Hauptortes des ostschweizerischen<br />

Kantons zum Bahnhof St.<br />

Gallen. Derzeit endet die Trogenerbahn also<br />

neben den Zügen aus Appenzell, die aus der<br />

Gegenrichtung kommen. Bis Ende des Jahres<br />

2017 sollen jedoch beide Bahnen miteinander<br />

verknüpft sein, womit auch für die<br />

Fahrgäste aus dem Appenzellerland eine<br />

umsteigefreie Verbindung in die Innenstadt<br />

St. Gallens entsteht.<br />

Hintergründe und Konzept<br />

Steigende Mobilitätsbedürfnisse und Kapazitätsengpässe<br />

in den Hauptverkehrszeiten<br />

führten bei den Appenzeller Bahnen (AB)<br />

zur Überlegung, nicht mehr punktuelle Einzelmaßnahmen,<br />

sondern mit dem Konzept<br />

einer Durchmesserlinie kundenfreundliche<br />

Transportketten und effiziente Betriebsformen<br />

zu forcieren. Das Konzept besteht aus<br />

dem Zusammenschluss ihrer beiden heute<br />

getrennt betriebenen Meterspur-Linien, die<br />

125-jährige Gaiserbahn (St. Gallen – Teufen<br />

– Bühler – Gais – Appenzell) und die Trogenerbahn<br />

(St. Gallen – Speicher – Trogen).<br />

Mit der Durchmesserlinie können die AB<br />

die zwingend notwendige Modernisierung<br />

des Rollmaterials und der Infrastruktur optimal<br />

umsetzen und somit die Voraussetzungen<br />

für eine spürbare Angebotsverbes-<br />

Derzeit enden die Züge aus dem<br />

Appenzellerland und aus Trogen<br />

in St. Gallen am Nebenbahnhof<br />

ROBERT SCHREMPF<br />

44 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


AB-Bahnhof St.Gallen<br />

Umbau zum<br />

Durchgangsbahnhof<br />

Güterbahnhof<br />

Kreuzungs- und<br />

Haltestelle<br />

St.Gallen<br />

Güterbahnhof<br />

Lustmühle<br />

Verlängerung der<br />

Kreuzungsstelle<br />

Schülerhaus<br />

Verlängerung der Haltestelle<br />

und Wendemöglichkeit<br />

Spisertor<br />

Riethüsli<br />

Lustmühle<br />

Schülerhaus<br />

Birnbäumen<br />

Ruckhalde<br />

Neubaustrecke mit<br />

Tunnel Ruckhalde<br />

und Haltestelle<br />

Riethüsli<br />

Schützengarten<br />

Verlängerung der<br />

Haltestelle<br />

Schützengarten<br />

Speicher<br />

Trogen<br />

Schweiz: St. Gallen<br />

Teufen<br />

Skizze des geplanten Verlaufes der Durchmesserlinie<br />

Trogen – St. Gallen – Appenzell und geplante<br />

Baumaßnahmen GRAFIK: APPENZELLER BAHNEN<br />

serung schaffen. Dazu gehören ein Viertelstundentakt<br />

zwischen Trogen und Teufen,<br />

Eilzüge von Appenzell nach St. Gallen, die<br />

Reduktion der Reisezeiten sowie umsteigefreie<br />

Fahrten ins Stadtzentrum. Eine Marktanalyse<br />

der ETH Zürich prognostizierte auf<br />

diese Weise eine Zunahme der Fahrgastzahlen<br />

um rund 50 Prozent.<br />

Bislang haben die beiden Bahnen bis auf<br />

die Spurweite wenig Gemeinsames. Neben<br />

dem Ersatz des Zahnradstreckenabschnitts<br />

auf der Strecke nach Appenzell vor der Haltestelle<br />

Riethüsli durch den Bau des Ruckhalde-Tunnels<br />

müssen die Wagenbreite, das<br />

Rad-Schiene-System und die Fahrdrahtspannung<br />

vereinheitlicht werden. Derzeit<br />

fahren die Züge nach Appenzell mit 1.500<br />

Volt Gleichstrom, die Triebwagen der Trogenerbahn<br />

in St. Gallen aufgrund der teils<br />

parallel verlaufenden Obusfahrleitung mit<br />

600 Volt und außerhalb der Stadt mit 1.000<br />

Volt. Die Spannung im letzteren Streckenabschnitt<br />

wird auf 1.500 Volt erhöht. Zur<br />

Gewährleistung der durchgehenden Befahrbarkeit<br />

der Gleisanlagen setzen die AB<br />

künftig Radprofile nach dem Karlsruher<br />

Modell ein und passen die Weichen an.<br />

Fahrplanplanung und<br />

Infrastrukturausbau<br />

Für den geplanten Viertelstundentakt sind<br />

die Voraussetzungen auf der Strecke St. Gallen<br />

– Trogen bereits erfüllt. Zwischen St.<br />

Gallen und Gais sind neue Kreuzungsstellen<br />

zu errichten oder bestehende zu verlängern<br />

(siehe Skizze). Das bedeutendste Teilprojekt<br />

stellt der Bau eines 705 Meter langen Tunnels<br />

mit 80 Promille Maximalsteigung dar,<br />

welcher die 940 Meter lange Zahnradstrecke<br />

in der St. Galler Ruckhalde ersetzt. Mit<br />

dem Wegfall der Zahnradstrecke können<br />

die AB kostengünstigeres,<br />

neues Rollmaterial (Regio-<br />

Trams) beschaffen. Fahrzeuge ohne<br />

Zahnrad sind leichter und benötigen weniger<br />

Unterhalt. Die größten wirtschaftlichen<br />

Einsparungen werden aber durch den Wegfall<br />

von Standzeiten am Bahnhof St. Gallen<br />

erreicht. Dank dem guten Kosten-Nutzenverhältnis<br />

beteiligt sich der Bund mit rund<br />

45 Prozent der Investitionskosten,<br />

die insgesamt 90<br />

Millionen Schweizer<br />

Franken betragen.<br />

Die verbleibenden<br />

Kosten tragen<br />

die Appenzell<br />

Kantone<br />

Appenzell Ausserrhoden,<br />

Appenzell Innerrhoden<br />

und St. Gallen.<br />

Neues Fahrzeugkonzept<br />

Stadler Rail liefert bis 2017 sieben Niederflurtrams<br />

des Typs „Tango“. Damit setzen<br />

die AB auf bewährte Technik, Fahrzeuge<br />

gleichen Typs beschaffen auch die Basel-<br />

Bühler<br />

landtransport BLT (38 Wagen) und<br />

den Genfer Verkehrsbetrieben TPG<br />

(32 Wagen). Die<br />

Gais<br />

sechsteiligen Zweirichtungs-Triebwagen<br />

(Typ ABe 8/12)<br />

werden eine Länge von 50<br />

Meter und eine Breite von<br />

2,40 Metern aufweisen. Das<br />

Platzangebot umfasst 133 Sitzplätze<br />

in der 2. Klasse und zwölf Sitzplätze<br />

in der 1. Klasse. Die jeweils vier<br />

Türen pro Wagenseite befinden sich<br />

im Niederflurbereich. Aufgrund den<br />

längeren Überlandstrecken und dem<br />

hohen touristischen Potential lassen<br />

die AB das Interieur ihrer Tango-<br />

Trams mit Komfortelementen einer Eisenbahn<br />

und mit luftgefederten Drehgestellen<br />

ausstatten. Als weitere<br />

Ausstattungsmerkmale sind Klapptritte zur<br />

Spaltüberbrückung beim Einstieg, eine vollständige<br />

Klimatisierung, moderne Fahrgastinformation<br />

oder großzügige Multifunktionsabteile<br />

zu nennen. Aus<br />

Platzgründen verzichten die AB auf den Ein-<br />

Das endgültige Design der neuen Tangos ABe<br />

8/12 für die Appenzeller Bahnen (AB) wird im<br />

Projektverlauf noch festgelegt RAFIK: STADLER RAIL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

45


Betriebe<br />

Seit Stilllegung der Straßenbahn führen die Verkehrsbetriebe St. Gallen den ÖPNV in der<br />

Kantonshauptstadt St. Gallen mit Obussen durch<br />

PHILIPP KRAMMER<br />

St. Gallen und die Straßenbahn<br />

Das heute rund 74.000 Einwohner zählende Agglomerationszentrum<br />

St. Gallen verfügte ab 1897<br />

über eine elektrische Straßenbahn; Linie für Linie<br />

stellten die Verkehrsbetriebe der Stadt St. Gallen<br />

ihren Betrieb ab 1950 auf Oberleitungsbusse um.<br />

Von der Straßenbahn blieb letztendlich der Abschnitt<br />

Brühltor – Bahnhof, den die Trogenerbahn<br />

seit 1903 befährt. Doch in den vergangenen Jahren<br />

verstärkten sich die Verkehrsprobleme, weshalb<br />

die Stadt St. Gallen die Machbarkeit der Wiedereinführung<br />

einer Straßenbahn prüfen ließ.<br />

Zwischenzeitlich bewältigten die Verkehrsbetriebe<br />

St. Gallen (VBSG) das hohe Fahrgastaufkommen<br />

mit dem Einsatz von Doppelgelenk-Obusse. ROS<br />

bau einer Toilette und errichten stattdessen<br />

stationäre WC-Anlagen an den Haltestellen.<br />

Option für weitere fünf Tango<br />

Aus allen untersuchten Fahrplanszenarien<br />

mit dem Planungshorizont 2030 hat sich gezeigt,<br />

dass mit zwölf Triebwagen inklusive<br />

Reserve die Nachfrage abgedeckt werden<br />

kann. Die anderen fünf Kompositionen<br />

werden voraussichtlich aus den 2004 bis<br />

2008 von Stadler gelieferten Niederflur-<br />

Triebzügen der Trogenerbahn (Be 4/8 Nr.<br />

31 bis 35) gebildet, die um einen vierten<br />

Wagenteil verlängert werden sollen. Zurzeit<br />

prüfen die AB noch einen Verkauf dieser<br />

Triebzüge, dann könnten die AB für eine<br />

einheitliche Flotte die Bestellung auf zwölf<br />

Tango-Trams erhöhen. Interesse zeigen die<br />

Neuenburger Verkehrsbetriebe „transN“<br />

(Transports Publics Neuchâtelois SA), die<br />

damit ihre Tram 2000 – Kompositionen der<br />

einzig verbliebenen Tramlinie 215 (Place<br />

Pury – Boudry) günstig durch Niederflurwagen<br />

ersetzen könnten.<br />

Hauptwerkstatt für<br />

Durchmesserlinie in Herisau<br />

Die Appenzeller Bahnen und die Schweizerische<br />

Südostbahn AG arbeiten künftig<br />

bei der Rollmaterial-Instandhaltung eng<br />

zusammen. Die beiden Bahnen errichten<br />

bis Ende 2016 in Kooperation eine neue<br />

Werkstätte am Standort Herisau. Die AB<br />

betreiben zurzeit Werkstätten in Herisau,<br />

Speicher, Gais und Heiden. Künftig soll die<br />

Fahrzeuginstandhaltung in Herisau erfolgen,<br />

für den Tages- und Wochenunterhalt<br />

der Triebwagen der DML bleibt die Werkstätte<br />

in Speicher erhalten.<br />

Im Herbst 2017 soll die neue Regio-Tram<br />

in der Agglomeration St. Gallen nach dreijähriger<br />

Bauzeit den Betrieb aufnehmen.<br />

Erste Bauarbeiten haben in diesem Jahr mit<br />

dem Voreinschnitt des Ruckhaldetunnels<br />

begonnen.<br />

ROBERT SCHREMPF<br />

Noch fahren solche Zahnradbahn-Kompositionen<br />

auf der zukünftigen Regio-Tram-Strecke<br />

durch die Ortschaft Teufen nach Appenzell,<br />

Ende 2017 werden diese durch die<br />

Tango-Trams abgelöst<br />

ROBERT SCHREMPF<br />

46 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Schweiz: St. Gallen<br />

8S<br />

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Der Triebwagen<br />

Be 4/8 Nr. 34 der Trogenerbahn<br />

passiert in<br />

St. Gallen die Haltestelle<br />

Marktplatz,<br />

künftig erreichen auch<br />

die Fahrgäste aus dem<br />

Appenzellerland ohne<br />

Umsteigen das<br />

Stadtzentrum<br />

ROBERT SCHREMPF<br />

Der geplante Ruckhaldetunnel<br />

in St.<br />

Gallen wird den bisherigen<br />

Zahnstangenabschnitt<br />

der Appenzeller<br />

Bahnen<br />

ersetzen<br />

GRAFIK: APPENZELLER BAHNEN<br />

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Die Trogenerbahn<br />

Die Trogenerbahn – amtlich mit TB abgekürzt – ist<br />

eine ehemalige Bahngesellschaft, die eine elektrische<br />

meterspurige Eisenbahn vom Bahnhof St. Gallen<br />

über Speicher nach Trogen – wo sich auch der<br />

Unternehmenssitz befand – sowie ein Elektrizitätswerk<br />

betrieb. Gegründet wurde die Gesellschaft<br />

am 26. Juli 1900 als „Strassenbahn St. Gallen–<br />

Speicher–Trogen“, letztendlich führte sie den Betrieb<br />

jedoch wie bei einer Eisenbahn und in der<br />

Rechtsform einer AG. Eigentümer der Trogenerbahn<br />

AG waren der Bund (Mehrheitseigner mit 37,2 Prozent),<br />

die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden,<br />

die durchfahrenen Gemeinden St. Gallen,<br />

Speicher und Trogen sowie private Investoren.<br />

Per Fusionsvertrag vom 4. Mai 2006 verschmolz sie<br />

gemeinsam mit der Rorschach-Heiden-Bergbahn<br />

und der Bergbahn Rheineck-Walzenhausen in das<br />

Unternehmen Appenzeller Bahnen (AB). Von den<br />

AB wird der Abschnitt St. Gallen – Trogen unverändert<br />

als Trogenerbahn bezeichnet. ROS/AM<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

www.strassenbahn-magazin.de/ 47<br />

epaper


Fahrzeuge<br />

Laufsteg für Flirts<br />

Die Stadler Rail Group präsentierte den von Stadler Minsk in Weißrussland<br />

gebauten breitspurigen „Metelica“ SEBASTIAN SCHRADER (4)<br />

Die ukrainische Firma Electron und die Trans Tec Vetschau GmbH<br />

zeigten den in Lemberg für St. Petersburg gebauten „Omnitram“<br />

48 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


InnoTrans 2014<br />

& Co.<br />

Stelldichein moderner Trams auf der InnoTrans<br />

2014: Links der „Tramino“ von Solaris, in der Mitte<br />

der finnische „Artic“ und rechts der „Fokstrot“<br />

von PESA aus Polen<br />

Die koreanische Firma Woojin Industrial Systems stellte ihre Anwendungen für Einschienenbahnen<br />

vor, während Bombardier im Freigelände die Einschienenbahn für Riad 1:1 zeigte<br />

Die InnoTrans-Neuheiten<br />

2014 Ende August fand auf<br />

dem Messegelände am Funkturm<br />

in Berlin die Leistungsschau<br />

der Hersteller von Schienenfahrzeugen<br />

statt. Dabei<br />

überraschte nicht nur die Anzahl,<br />

sondern auch die Vielfalt<br />

der vorgestellten Wagen …<br />

Die inzwischen zehnte Fachmesse<br />

für Schienverkehrsmittel „Inno-<br />

Trans“ in Berlin brach alle Rekorde:<br />

Vom 23. bis zum 26. August<br />

präsentierten sich 2.758 Aussteller aus 55<br />

Ländern mit 145 Fahrzeugen auf dem Gelände<br />

am Funkturm. Insgesamt 138.872<br />

Fachbesucher aus über 100 Ländern besichtigten<br />

die Leitmesse, weitere 15.000 Eisenbahn-<br />

und Nahverkehrsfreunde nutzten<br />

die beiden anschließenden Publikumstage<br />

für einen Besuch der 102.843 Quadratmeter<br />

großen Ausstellungsfläche. Gegenüber<br />

der InnoTrans 2012 war das ein Ausstellerund<br />

Besucherplus von etwa zehn Prozent.<br />

Zugenommen haben aber auch der Zuspruch<br />

ausländischer Besucher, die genutzte<br />

Ausstellungsfläche sowie die Anzahl der<br />

vorgestellten Weltneuheiten.<br />

Mit 17 kompletten Straßenbahnwagen,<br />

zwei U-Bahnzügen sowie einer Monorailbahn<br />

war der Anteil an spurgeführten Fahrzeugen<br />

für den ÖPNV ebenfalls höher als<br />

vor zwei Jahren. Damals präsentierten die<br />

Hersteller auf der InnoTrans zwölf Trams<br />

und einen Metrozug – einen Überblick über<br />

alle in diesem Jahr ausgestellten Trams bietet<br />

die Tabelle in diesem Beitrag.<br />

Der „Ausländeranteil“<br />

in Berlin wächst …<br />

Bemerkenswert hoch war die große Anzahl<br />

an im Ausland gefertigten Fahrzeugen bzw.<br />

von bisher in Deutschland bisher nicht präsenten<br />

Typen. So zeigten zum Beispiel gleich<br />

zwei türkische Unternehmen ihre aktuellen<br />

Entwicklungen. Die finnische Firma Transtech<br />

stellte einen für den Verkehrsbetrieb<br />

der Stadt Helsinki gefertigten Gelenkwagen<br />

vom Typ „Artic“ vor. Besonders auffällig<br />

war dessen dezentes Design mit einem<br />

Holzimitat als Zierleisten. Das Unternehmen<br />

gab inzwischen bekannt, dass der Wagen<br />

am 20. Oktober bei der Würzburger<br />

Straßenbahn in Deutschland im Einsatz erlebt<br />

werden kann.<br />

Der von Vossloh Espana ausgestellte<br />

Tramlink der Rostocker Straßenbahn AG<br />

(RSAG-Typ 6N2) überraschte die Messebesucher<br />

vor allem mit seiner Innenraumge-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

49


Fahrzeuge<br />

BFG International zeigte ein Alstom-Kopfmudul für die neue Tram in Avignon (links). Rechts daneben der für Bursa bestimmte „Silkworm“<br />

des türkischen Herstellers Durmazlar. Unter ein „ForCity Classic“ von Skoda für Konya in der Türkei<br />

staltung – sowohl der geräumigen und fahrpersonal-<br />

wie fahrgastfreundlichen Einrichtung<br />

wie auch Deckenbeklebung, die einen<br />

Ostseehimmel wiedergibt. Die Techniker<br />

begutachteten den Akkupack, der als Energiesammler<br />

gedacht ist, um ggf. stromlose<br />

Abschnitte (wie etwa Parkanlagen) zu überbrücken.<br />

Den im ukrainischen Lemberg für die<br />

Straßenbahn im russischen St. Petersburg<br />

montierten dreiteiligen Gelenktriebwagen<br />

vom Typ „Omnitram“ mit Komponenten<br />

und Ingeneering aus Fetschau und Dessau<br />

untersuchten viele Besucher interessiert auf<br />

seine Verarbeitungsqualität und technischen<br />

Lösungen als Einrichtungswagen.<br />

Das bereits erwähnte Einschienenfahrzeug<br />

von Bombardier Transportation sorgte erwartungsgemäß<br />

ebenfalls für viel Aufmerksamkeit.<br />

Der vorgestellte Wagen vom Typ<br />

Innovia Monorail 300 ist für fahrerlosen Betrieb<br />

und enge Bogenradien ausgelegt. Neben<br />

dieser Technologie stellte der kanadische<br />

Konzern auch sein Primove-System vor, bei<br />

welchem der Betriebsstrom nicht von einer<br />

Oberleitung, sondern von unter der Fahrbahn<br />

verlegten Induktionsschlaufen aufgenommen<br />

wird. War ursprünglich geplant,<br />

diese Entwicklung im großen Umfang für<br />

Straßenbahnen mit ihrem geringen Rollwiderstand<br />

nutzbar zu machen, so stellte Bombardier<br />

auf der diesjährigen InnoTrans zwei<br />

mit derartiger Technik ausgestattete E-Busse<br />

für aktuell in Deutschland laufende Projekte<br />

vor. Der Hersteller betonte dabei vor<br />

allem die Möglichkeit zur Hochleistungs-<br />

Stromaufladung an günstigen Punkten entlang<br />

von Busstrecken als Vorteil.<br />

Außerdem präsentierte Bombardier natürlich<br />

auch einen klassischen Straßenbahnwagen<br />

– einen Flexity 2 für den flämischen<br />

Verkehrsbetreiber De Lijn. Insgesamt 48 dieser<br />

geräumigen Niederflurfahrzeuge werden<br />

bald das Stadtbild von Gent und Antwerpen<br />

prägen. Wagen dieses Typs beziehen außerdem<br />

gerade die Gold Coast in Australien<br />

und das britische Blackpool. Nicht nur die<br />

bayerischen Besucher begutachteten den von<br />

Siemens für die Münchner U-Bahn gebauten<br />

U2-Zug und dessen Avenio.<br />

Platz für alle Spurweiten<br />

und Sonderfahrzeuge<br />

Die Stadler Rail Group präsentierte in Berlin<br />

den Prototyp eines dreiteiligen Gelenktriebwagens<br />

für 1.524 Millimeter Spurweite<br />

mit 100 Prozent Niederfluranteil für den<br />

GUS-Markt. Das Fahrzeug mit dem Markennamen<br />

„Metelica“, was übersetzt<br />

Schneesturm oder Blizzard heißt, hat das<br />

neu gegründete weißrussische Tochterunternehmen<br />

Stadler Minsk entwickelt. Die<br />

Wagen können als Ein- oder Zweirichtungsfahrzeuge<br />

bestellt werden.<br />

Innenraum des von Skoda Transportation für die türkische Stadt Konya<br />

gebauten ForCity Classic<br />

FRANK HEILMANN<br />

Abladen des „Jazz Duo“ von PESA für die polnische Hauptstadt Warschau.<br />

Dort führt der Verkehrsbetrieb die Wagen als Typ 128N<br />

50<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


InnoTrans 2014<br />

Die Leipziger Firma HeiterBlick stellte einen für die üstra in Hannover gebauten TW3000 vor, rechts des Hochflurwagens zeigte Alstom einen<br />

niederflurigen Citadis Compact für die südfranzösische Stadt Aubagne SEBASTIAN SCHRADER (5)<br />

Neben den Herstellern von fertigen Zügen<br />

bzw. Gelenktriebwagen waren auch<br />

wieder Produzenten von Einzelkomponenten<br />

und Sonderfahrzeugen auf der Inno-<br />

Trans vertreten. Darunter befanden sich<br />

Zweiwege-Lkw zum Beispiel für die Rheinbahn,<br />

aber auch ein Zweiwegefahrzeug zur<br />

Schieneninspektion von Eurailscout. Vossloh<br />

Rail Services präsentierte sein Hochgeschwindigkeitsschleifgerät<br />

„HSG City“, das<br />

als Anhänger für Stadtverkehre konzipiert<br />

ist und bei der Rheinbahn seit kurzem im<br />

Einsatz steht.<br />

ANDRÉ MARKS<br />

In der Rubrik „Fahrzeuge“ werden im<br />

STRAS SENBAHN <strong>MAGAZIN</strong> in den<br />

nächsten Ausgaben schrittweise die interessantesten<br />

InnoTrans-Stadt- und Straßenbahn-Neuheiten<br />

ausführlich vorgestellt.<br />

Freuen Sie sich auf Zeichnungen, Hintergrundinfos<br />

sowie – falls die Wagen schon<br />

im Einsatz stehen – auf Einsatzbilder der<br />

neuen Fahrzeuge bei ihren jeweiligen Eigentümern.<br />

Zur InnoTrans 2014 ausgestellte Straßenbahnfahrzeuge sowie U-Bahnwagen und Sonderfahrzeuge<br />

Firma Fahrzeug für Stadt Bemerkung<br />

Alstom Citadis Compact Aubagne Niederflurgelenktriebwagen<br />

AnsaldoBreda Metrowagen Kopenhagen 3-Wagenzug für fahrerlosen Betrieb<br />

Bombardier Transportation Flexity 2 Gent (Belgien) klassischer Niederflurwagen für de Lijn, Belgien<br />

Innovia 300 Riad Einschienenbahn für King Abdullah Financial District<br />

(Solaris Urbino 18 elecctric Braunschweig Bus mit Primove-Technik)<br />

(Hess Swiss Primove Mannheim Bus mit Primove-Technik)<br />

Durmazlar (Türkei) LRV-Stadtbahnwagen Bursa (Türkei) Prototyp auf B-Wagen-Basis mit Siemens-Technik<br />

Silkworm Bursa (Türkei) niederfluriger Zweirichtungsgelenktriebwagen<br />

HeiterBlick Leipzig TW3000 Hannover Hochflurwagen, Tw 3018 der üstra<br />

Istanbul Ulasim (Türkei) Hochflur-Triebwagen (bisher ohne) geeignet für Straßenbahn- und U-Bahnstrecken<br />

PESA Jazz Duo Warschau Typ 128N, niederfluriger Zweirichtungsgelenktriebwagen<br />

Fokstrot Moskau Lizenzfertigung aus Russland<br />

Siemens Avenio München Niederflurwagen Nr. 2806 der MVG<br />

C2 München U-Bahnzug der MVG<br />

(Inspiro Metro Kuala Lumpur, Malaysia 1 : 1-Modell Triebkopf)<br />

Skoda Transportation ForCity Classic Konya (Türkei) –<br />

Solaris Tramino Braunschweig –<br />

Stadler Metelica Minsk Lizenzproduktion in Weißrussland<br />

(IK Berlin Berlin 1 : 20-Modell U-Bahnwagen)<br />

(Flirt Lodz ebenfalls nur Modell!)<br />

Trans Tec/Electron Omnitram St. Petersburg produziert in Lviv (Lemberg)<br />

Transtech Oy, Helsinki Artic Helsinki Tw 402 der HKL<br />

Vossloh Espana CityLink NET 2012 Karlsruhe Tw 329 der VBK<br />

TramLink 6N2 Rostock Tw 608 der RSAG, in Zusammenarbeit mit Kiepe<br />

Vossloh Kiepe B-Wagen Bonn modernisierter B-Wagen Nr. 7463 der SWB<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

51


Fahrzeuge<br />

Als es auf die<br />

Größe ankam<br />

In der Bauform mit Mitteleinstieg<br />

waren die fünf im Jahre 1925<br />

gelieferten Danziger Triebwagen<br />

einzigartig. Man beachte auch die<br />

getrennten Ein- und Ausstiege<br />

FRIEDRICH GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA<br />

Maximumwagen in Mitteldeutschland und im alten Ostdeutschland Auch in Städten wie<br />

Breslau, Danzig, Magdeburg und Schwerin sammelten die Betriebe vor etwa einem Jahrhundert ihre<br />

Erfahrungen mit den ungewöhnlichen Vierachsern. Die Fahrzeuge bewährten sich unterschiedlich …<br />

Schon in den Anfangsjahren des elektrischen<br />

Straßenbahnbetriebes gab es<br />

nicht nur in Deutschland zahlreiche<br />

Versuche, die Beförderungskapazität<br />

durch größere Fahrzeuge zu erhöhen. Sie<br />

zielten in erster Linie auf eine Verlängerung<br />

des Wagenkastens, denn in der Breite und<br />

Höhe setzten das Lichtraumprofil und die<br />

Fahrleitungshöhe feste Grenzen. Doch die<br />

anfangs üblichen zweiachsigen Untergestelle<br />

waren nicht unbegrenzt verlängerbar – vor<br />

allem aufgrund des Ausschlages in Bögen<br />

und des Fahrverhaltens. Abhilfe versprach<br />

man sich von Drehgestellwagen.<br />

Dazu entwickelte John A. Brill in den<br />

USA 1890 eine besondere Bauart in Form<br />

des Maximum-Traktion-Gestells, bei dem<br />

der angetriebene Radsatz mit großem<br />

Durchmesser und ein mitlaufender Radsatz<br />

mit deutlich kleinerem Durchmesser in einem<br />

drehzapfenlosen Gestell vereinigt waren<br />

– siehe SM 6/2012, Seiten 44/45.<br />

Diese Bauform übernahmen auch europäische<br />

Hersteller. Für deutsche Betriebe<br />

entstanden zwischen 1897 und 1919 insgesamt<br />

1.684 solche später „Maximum-Triebwagen“<br />

genannte Fahrzeuge – davon allein<br />

726 für Betriebe in Berlin und 550 für München<br />

– siehe Literaturhinweis. Die übrigen<br />

408 Wagen bezogen mehr als zwei Dutzend<br />

deutsche Betriebe in 24 anderen Städten<br />

zwischen Freiburg im Breisgau und Danzig.<br />

Dieser Beitrag stellt die Lieferung der Fahrzeuge<br />

und ihren Einsatz in den einst ostdeutschen<br />

und in den mitteldeutschen Städten<br />

in alphabetischer Reihenfolge vor,<br />

ausgenommen Berlin, Leipzig und Kattowitz.<br />

Lieferungen nach Breslau<br />

Die aus der 1876 eröffneten Pferdebahn<br />

hervorgegangene Breslauer Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft<br />

(B.S.E.G) stellte ihre Linien<br />

1900/01 auf elektrischen Betrieb um.<br />

Eine zweite Gesellschaft, die Elektrische<br />

Straßenbahn Breslau (E.S.B.), eröffnete sofort<br />

Strecken im elektrischen Betrieb. 1902<br />

kam mit der von der Stadt betriebenen Städtischen<br />

Straßenbahn Breslau (S.S.B.) ein<br />

drittes Unternehmen hinzu. 1911 (B.S.E.G)<br />

bzw. 1924 (E.S.B.) wurden die Betriebe unter<br />

dem Dach der S.S.B. zu einem einheitlichen<br />

Unternehmen vereinigt.<br />

Für ihre auf elektrischen Betrieb umgerüsteten<br />

Linien beschaffte die B.S.E.G. in<br />

den Jahren 1900/01 insgesamt 150 Triebwagen,<br />

darunter waren 50 von Falkenried<br />

gebaute Maximumwagen (Nr. 301 bis 350).<br />

Die Eisenwerke Gustav Trelenberg in Breslau<br />

lieferten die Drehgestelle. Mit ihrem<br />

achtfenstrigen Wagenkasten und offenen<br />

Plattformen ähnelten sie den zur gleichen<br />

Zeit in Berlin zum Einsatz gebrachten Vierachsern.<br />

Zu Beginn der 1930er-Jahre erfolgte<br />

ein Umbau auf geschlossene Plattformen<br />

mit Schleppdach, während der<br />

52 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Deutsche Maximumwagen<br />

Kriegszeit die Umstellung von Stange auf<br />

Bügelbetrieb.<br />

Nach Wiederaufnahme des Betriebes unter<br />

polnischer Verwaltung nach Kriegsende<br />

1945 kam ein Teil der Maximumtrieb -<br />

wagen zunächst nach Warschau, ein Teil<br />

kehrte von dort aber zu Beginn der 1950er-<br />

Jahre wieder nach Schlesien zurück. Die<br />

Fahrzeuge standen bis etwa Ende der<br />

1950er-Jahre im Einsatz, danach gingen sie<br />

in den Schrott.<br />

Danzig<br />

Für die Einführung des elektrischen Betriebes<br />

1895 übernahm die Allgemeine Lokalund<br />

Straßenbahngesellschaft Berlin das private<br />

Pferdebahnunternehmen. 1899 entstand<br />

die Danziger Elektrische Straßenbahn,<br />

ab 1903 alleiniger Betreiber des<br />

elektrischen Normalspurnetzes. 1901 lieferte<br />

Herbrand in Köln-Ehrenfeld eine erste<br />

Serie vierachsiger Maximumtriebwagen<br />

nach Danzig, denen 1903/04 noch vier weitere<br />

folgten. Zumindest die erste Serie von<br />

22 Triebwagen (Nr. 104 bis 125) hatte einen<br />

fünffenstrigen Wagenkasten und Laternendach.<br />

Ebenfalls um Maximumwagen handelte<br />

es sich bei den 1903/04 von Herbrand gelieferten<br />

fünf Fahrzeugen Nr. 231 sowie 140<br />

bis 143. Über ihr Aussehen liegen keine weiteren<br />

Informationen vor.<br />

Für die sieben in den Jahren 1908 bis<br />

1912 beschafften Maximumvierachser Nr.<br />

151 bis 157 wird Kummer in Niedersedlitz<br />

bei Dresden als Erbauer genannt, dahinter<br />

dürften aber eher die von Kummer gegründeten<br />

Nordischen Elektrizitäts- und Stahlwerke<br />

gestanden haben. Auch diese Wagen<br />

hatten einen Kasten mit fünf großen Seitenfenstern<br />

und Laternendach.<br />

Von den sechs im Jahre 1914 in Falkenried<br />

gebauten Wagen Nr. 233 bis 238 sind<br />

keine Detailunterlagen bekannt, bei den<br />

fünf im Jahre 1925 in der Danziger Waggonfabrik<br />

entstandenen Triebwagen Nr. 240<br />

bis 244 handelte es sich um Maximumwagen<br />

mit Mitteleinstieg. Sie hatten ein sehr<br />

stark abgesenktes Mittelteil mit getrennten<br />

Ein- und Ausstiegen und zu beiden Seiten<br />

hin Fahrgasträume mit je drei Seitenfenstern<br />

und ein Tonnendach. Etwa 1930 erhielten<br />

die Triebwagen aus der Zeit vor dem Ersten<br />

Weltkrieg geschlossene Plattformen.<br />

Der deutsche Fahrzeugpark blieb – sofern<br />

er den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte<br />

– bis in die 1960er-Jahre im Einsatz, die<br />

älteren Maximumwagen schieden aber<br />

schon sehr früh aus dem Bestand aus.<br />

Überlandbahn Halle – Merseburg<br />

Als Grundausstattung für die Überlandbahn<br />

Halle – Merseburg lieferte die Waggonfabrik<br />

Lindner in Ammendorf im Jahre 1902<br />

zwölf vierachsige Triebwagen mit Maxim-<br />

Nach einem Umbau in den 1930er-Jahren besaßen die in Hamburg für Breslau gefertigten Maximumwagen<br />

geschlossene Plattformen und ein bis zu den Wagenenden verlängertes Schleppdach<br />

Danzig: Seitenansicht eines Maximumwagens der ersten Lieferung von 22 Wagen 1901 auf einer<br />

Fabrikaufnahme der Kölner Waggonfabrik Herbrand SLG. P. H. PRASUHN, ARCHIV AXEL REUTHER (2)<br />

Überlandbahn Halle – Merseburg: In den 1950er-Jahren waren die Maximumwagen auch mit LOWA-<br />

Beiwagen unterwegs. Der in Merseburg fotografierte Tw 602 trug 1902 die Nr. 9 SLG. LUDGER KENNING<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

53


Fahrzeuge<br />

umgestellen und sechs zweiachsige Beiwagen.<br />

Die 10,80 Meter langen Triebwagen<br />

Nr. 1 bis 12 besaßen einen fünffenstrigen<br />

Wagenkasten mit jeweils einem kleinen<br />

Fenster zu den Plattformen hin und drei<br />

großen Fenstern dazwischen. Es gab 30<br />

Sitzplätze. Für jede Fahrtrichtung besaßen<br />

sie einen Stangenstromabnehmer. Sie waren<br />

mit zwei Motoren zu je 38,5 Kilowatt ausgestattet<br />

– die gesamte elektrische Ausrüstung<br />

stammte von der AEG. Unter dem<br />

neuen Eigentümer ab 1919, der Merseburger<br />

Überlandbahnen AG (MÜBAG), erfolgte<br />

ein Umbau von fünf Einheiten in Beiwagen,<br />

was bei solchen eine äußerst selten<br />

anzutreffende Bauform darstellte. Die letzten<br />

Triebwagen standen, sofern sie nicht in<br />

Arbeitsfahrzeuge umgebaut wurden, bis in<br />

die 1960er-Jahre im Einsatz.<br />

Köslin<br />

Die seit 1911 im pommerschen Köslin verkehrende<br />

innerstädtische Straßenbahn erhielt<br />

zwei Jahre später durch Umbau der<br />

Dampfkleinbahn nach Großmöllen für<br />

elektrischen Betrieb auch eine 14,5 Kilometer<br />

lange Überlandstrecke. Die Strandbahn<br />

genannte Linie lebte in erster Linie vom Saisongeschäft<br />

mit Badegästen, weshalb die<br />

Anschaffung von Fahrzeugen mit hohem<br />

Fassungsvermögen sinnvoll erschien. Die<br />

Waggonfabrik Wismar lieferte 1913 vier<br />

Trieb- und vier Beiwagen vierachsiger Bauart.<br />

Die 12,84 Meter langen Fahrzeuge mit<br />

einem siebenfenstrigen Wagenkasten waren<br />

im Wesentlichen bauartgleich, unterschieden<br />

sich aber in der Untergestellbauart,<br />

denn die Triebwagen Nr. 15 bis 18 verfügten<br />

über Maximum-Gestelle und die Beiwagen<br />

liefen auf gleichrädrigen Untergestellen.<br />

Mit zwei Mal 44 Kilowatt waren die<br />

Triebwagen stark genug, in der Hochsaison<br />

auch mehrere Beiwagen auf der flachen<br />

Strecke zu ziehen.<br />

Die mit Zweiachsern bediente Stadtbahn<br />

stellte nach 25-jähriger Betriebszeit 1937<br />

den Betrieb ein, ein Jahr später folgte nach<br />

der Saison 1938 auch die Strandbahn. Die<br />

Maximum-Triebwagen fanden darauf hin<br />

im oberschlesischen Kattowitz eine neue<br />

Heimat.<br />

Magdeburg<br />

In ihrer ursprünglichen Bauform nur eine<br />

relativ kurze Einsatzzeit war den 20 Maximum-Triebwagen<br />

beschieden, welche die<br />

Waggonfabrik Falkenried 1899 an die Magdeburger<br />

Straßenbahn lieferte. Die Tw 101<br />

bis 120 waren dem Berliner Modellwagen<br />

Nr. 1000 der Großen Berliner Straßenbahn-<br />

Gesellschaft nachkonstruiert und besaßen<br />

offene Plattformen und im Fahrgastraum<br />

fünf gleichgroße Seitenfenster sowie Längsbänke<br />

für 28 Fahrgäste. Da die Union Elektricitäts-Gesellschaft<br />

(UEG) mit Sitz in<br />

Berlin über die Hamburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft<br />

(SEG) direkt an deren<br />

Magdeburg: An der Endstelle Sudenburg haben sich um 1900 das Personal und Passanten vor dem<br />

1899 in Hamburg gebauten Maximum-Triebwagen 102 fotografieren lassen SLG. WILLI BAUMGARTEN<br />

„Unternehmenssparte“ Waggonfabrik Falkenried<br />

beteiligt war, rüstete entsprechend<br />

die UEG die in Hamburg angefertigten<br />

Waggons elektrisch aus – dazu erhielten sie<br />

je zwei Motoren vom Typ General Electric-<br />

Motore G.E. 52 mit 21 Kilowatt Leistung.<br />

Zum Einsatz kamen die Fahrzeuge in<br />

Magdeburg teils auch mit den von der Herrenkrug-Dampfbahn<br />

stammenden vierachsigen<br />

Beiwagen sowie mit für den elektrischen<br />

Betrieb angepassten ehemaligen<br />

Pferdebahnwagen, darunter auch offenen<br />

Sommerwagen. Da die Triebwagen als entgleisungsfreudig<br />

galten, bot sie der Betrieb<br />

1908 der Leipziger Außenbahn AG an.<br />

(Über die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen,<br />

abgekürzt mit Gesfürel, gehörte<br />

diese zur AEG, in der die UEG 1904<br />

aufgegangen war.) Eine Abgabe der Fahrzeuge<br />

nach Leipzig kam jedoch nicht zustande.<br />

Im Jahr 1919 setzte die Waggonfabrik<br />

Dessau einen verunfallten Wagen auf<br />

ein zweiachsiges Untergestell mit einem<br />

Radstand von drei Metern. Die Ergebnisse<br />

dieses Umbaus befriedigten offenbar, denn<br />

im Jahre 1925 ließ die Magdeburger Straßenbahn<br />

auch die übrigen 19 Wagen in<br />

Zweiachser umbauen. Dabei erhielten sie<br />

Bisher erschienene Beiträge<br />

von Axel Reuther:<br />

• SM 6/2012 „Große Wagen zu kleinen Preisen“,<br />

Berlins Maximum-Drehgestell-Wagen<br />

(Teil 1)<br />

• SM 7/2012 „Noch lange offen“, Der Berliner<br />

Maximumwagen, Teil 2<br />

• SM 1/2013 „Auf großem Rad durch Bayerns<br />

Herz“, Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen<br />

(Teils 1)<br />

• SM 2/2013 „Schluss mit Olympia“, Münchens<br />

Maximum-Drehgestell-Tw nach 1945<br />

54 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Deutsche Maximumwagen<br />

LINKS In einem Katalog<br />

für ihre Erzeugnisse<br />

warb die<br />

Waggon fabrik Wismar<br />

auch mit den<br />

für Köslin im Jahre<br />

1913 gebauten Maximumwagen<br />

WERKFOTO WAGGONFABRIK<br />

WISMAR, SLG. AXEL REUTHER<br />

UNTEN Magdeburg:<br />

Auf Linie 2 fährt der<br />

1928 zum Zweiachser<br />

umgebaute<br />

Tw 48 III ehemalige<br />

Maximum-Trieb -<br />

wagen 1963 mit<br />

zwei LOWA-Bei wagen<br />

als „Zz“-Zug. Der<br />

Wagenkasten des<br />

1899 in Hamburg<br />

gebauten Trieb -<br />

wagens war 1953<br />

in Werdau<br />

erneuert worden<br />

WOLFGANG SCHREINER/<br />

SAMMLUNG IGNAH<br />

Lieferungen von Maximumwagen nach Ost- und Mitteldeutschland (ohne Berlin)<br />

Stadt Spurweite Zahl Baujahr Hersteller 1. Betriebs- Bemerkungen<br />

in mm mech. Teil elektr. Teil nummern<br />

Breslau 1.435 50 1901 Falkenried/Tr. o. A. 301–350<br />

Danzig 1.435 22 1901 Herbrand o. A. 104–125<br />

1 1903 Herbrand o. A. 231<br />

4 1904 Herbrand o. A. 140–143<br />

2 1908 Ku./Falkenried o. A. 151–152<br />

5 1912 Ku./Falkenried o. A. 153–157<br />

6 1914 Falkenried o. A. 233–238<br />

5 1925 Danziger WF o. A. 240–244 mit Mitteleinstieg<br />

Summe 45<br />

Halle – Merseburg 1.000 12 1902 G. Lindner AG AEG 1–12<br />

Köslin 1.435 4 1913 WF Wismar AEG 15–18 1938 nach<br />

Kattowitz<br />

Leipzig 1.458 10 1909 Nordw. Bremen AEG 101–110 Typ 24<br />

10 1909 Falkenried AEG 111–120 Typ 24<br />

Summe 20<br />

Magdeburg 1.435 20 1899 Falkenried/BSI UEG 101–120 Typ 2, 1925 Umbau<br />

in 2x-Tw<br />

Schwerin 1.435 2 1911 WF Wismar B 24–25<br />

Strausberg 1.435 3 1920 WF Wismar B 1–3<br />

1 1925 SWF Werdau B 9<br />

Summe 4<br />

Gesamtsumme 157<br />

Hersteller/Ausrüster*:<br />

AEG/A* = Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin; B* = Bergmann Elektrizitätsgesellschaft Berlin; BSI = Bergische Stahl-Industrie-<br />

Gesellschaft Remscheid; Ku = Kummer, Niedersedlitz bei Dresden; Tr = Eisenwerke Gustav Trelenberg, Breslau<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

55


Fahrzeuge<br />

In einem Herstellerkatalog<br />

ist einer der<br />

beiden Schweriner<br />

Maximumtriebwagen<br />

mit einer Seitenansicht<br />

zu finden<br />

WERKFOTO WAGGONFABRIK<br />

WISMAR, SLG. AXEL REUTHER<br />

gleichzeitig geschlossene Plattformen. Mit<br />

dem zweiachsigen Fahrwerk kamen die letzten<br />

Wagen bis 1967 zum Einsatz, eine Umstellung<br />

auf Zahlboxbetrieb und eine 24-V-<br />

Kleinspannungsanlage unterblieb.<br />

Schwerin<br />

Im Jahre 1911 beschaffte auch die Städtische<br />

Straßenbahn Schwerin zu Versuchszwecken<br />

zwei vierachsige Triebwagen mit<br />

Maximumgestellen (Nr. 24 und 25). Es sollten<br />

bis zur Lieferung der Tatra-Wagen die<br />

einzigen Vierachser in Schwerin bleiben,<br />

was Rückschlüsse auf die Zufriedenheit mit<br />

der Bauart zulässt. Hersteller der Wagen<br />

war die Waggonfabrik Wismar, die elektrische<br />

Ausrüstung lieferte Bergmann in Berlin.<br />

Der Fahrgastraum der 10,60 Meter langen<br />

Fahrzeuge besaß fünf mit breiten Stegen<br />

getrennte Fenster und bot 30 Sitzplätze. Gebremst<br />

wurde mit Druckluft. Zunächst mit<br />

zwei Lyrabügeln ausgestattet, erhielten die<br />

Wagen später einen mittig aufgesetzten<br />

Scherenstromabnehmer. Im Jahr 1940 gelangten<br />

die unbeliebten Wagen im Rahmen<br />

des Hilfsprogramms für oberschlesische Betriebe<br />

nach Kattowitz.<br />

Strausberg<br />

Im Jahre 1920 wurde die bei Berlin gelegene<br />

Strausberger Eisenbahn elektrifiziert und<br />

1921 auf einen straßenbahnähnlichen Betrieb<br />

umgestellt. Für den elektrischen Betrieb<br />

lieferte die Waggonfabrik Wismar drei<br />

Trieb- und vier Beiwagen. Ein Jahr später<br />

folgte als Besonderheit ein zweiachsiger<br />

Postbeiwagen. Die Triebwagen Nr. M1 bis<br />

M3 waren mit Maximum-Gestellen ausgestattet,<br />

was zum Zeitpunkt der Anschaffung<br />

für ein neues Fahrzeug selten war. Es kostete<br />

jedenfalls einige Mühen, die Bergische<br />

Stahlindustrie überhaupt noch einmal zum<br />

Bau derartiger Untergestelle zu bewegen.<br />

Die elektrische Ausrüstung der 12,50 Meter<br />

langen Triebwagen lieferten die Bergmann<br />

Elektrizitätswerke in Berlin. Die beiden Mo-<br />

toren hatten jeweils 37 Kilowatt Leistung.<br />

Im Jahr 1925 stockte die Strausberger Eisenbahn<br />

ihren Fahrzeugpark um einen<br />

Trieb- und zwei Beiwagen auf. Erbauer war<br />

nunmehr die Sächsische Waggonfabrik in<br />

Werdau. Der als Tw 9 eingereihte Triebwagen<br />

besaß ebenfalls Maximum-Untergestelle.<br />

Einer der Triebwagen der Erstlieferung<br />

erhielt später stärkere 60-Kilowatt-Motoren.<br />

Er blieb bis in die 1980er-Jahre erhalten,<br />

da er eigentlich als historisches Fahrzeug<br />

vorgesehen war – doch 1988 erfolgte<br />

sein Abbruch. Die beiden anderen Triebwagen<br />

schieden 1958 und 1971 nach einem<br />

Unfall bzw. Brand aus, den Wagen von<br />

1925 ließ das Unternehmen 1968 verschrotten.<br />

AXEL REUTHER<br />

In das Kapitel zu den Magdeburger Wagen<br />

sind umfangreiche Hinweise von Ralf Kozica<br />

eingearbeitet, wofür ihm die Redaktion dankt.<br />

Fortsetzungen zu den nach Leipzig und Westdeutschland<br />

gelieferten Wagen folgen.<br />

Strausberg: Der 1920 in Wismar gebaute Tw 3 der Strausberger Eisenbahn war im Juni 1970 am<br />

Depot mit zwei Beiwagen abgestellt. Ein Jahr später schied er aus WOLFGANG SCHREINER, SLG. DVN BERLIN<br />

Literaturtipps<br />

• Bufe, S.: Straßenbahnen in Schlesien,<br />

Egglham 1992<br />

• Bufe, S.: Straßenbahnen in West- und Ostpreußen,<br />

Stuttgart 1985<br />

• Drewelow, K. H., Krüger, W.: Straßenbahnen<br />

in Pommern, Egglham o.J.<br />

• Groppa, K.: Einst 2PS heute Tatrazug – zur<br />

Geschichte der Schweriner Straßenbahn,<br />

Schwerin 1988<br />

• Günther, K.: Magdeburger Straßenbahnen,<br />

Aachen 1999<br />

• Köhler, I.: Strausberger Eisenbahn. Von<br />

Dampfzügen, Bullen ..., Berlin 1993<br />

• Koffmann, J. L.: Das Maximum-Drehgestell,<br />

in: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 13, 8/1974<br />

• Koffmann, J. L.: John A. Brills Maximum<br />

Traction Drehgestell, in: Der Stadtverkehr,<br />

Heft 10/1978<br />

56 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


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Fahrzeuge<br />

Ein Mannheimer<br />

kommt heim<br />

Am 17. Dezember 2013 kehrte der in Helsinki als Tw 154 geführte ex<br />

Mannheimer Tw 455 an seinen ursprünglichen Einsatzort zurück. Die Abladung<br />

erfolgte im Mannheimer Betriebshof Möhlstraße YANNICK SCHÄFFNER<br />

Die Rettung eines GT6 Typ Mannheim Kurz vor Weihnachten 2013 kehrte ein Düwag-GT6<br />

vom Typ Mannheim aus Helsinki in die kurpfälzische Metropole zurück. Aber welche Vorgeschichte<br />

hat der Tw 455 und was hat die IG Nahverkehr Rhein-Neckar e.V. (IGN) mit ihm vor?<br />

In den Jahren 1958 bis 1967 modernisierte<br />

die Mannheimer Straßenbahn, die<br />

bis zur Betriebstrennung 1965 als „Verkehrsbetriebe<br />

Mannheim-Ludwigshafen“,<br />

danach als „Stadtwerke Mannheim –<br />

Verkehrsbetriebe“ firmierte, ihren Fuhrpark<br />

grundlegend. Das Unternehmen beschaffte<br />

in dieser Zeit die deutschlandweit größte<br />

Stückzahl klassischer Düwag-Gelenkwagen.<br />

Es baute mit den 139 Sechsachsern einen<br />

Wagenpark auf, der weitgehend typenrein<br />

und auf dem Stand der Zeit war. Ab 1967<br />

zählten neben den Düwag-Gelenkwagen<br />

nur noch wenige Trieb- und Beiwagen des<br />

Verbandstyps zum Betriebsbestand. Sie waren<br />

aufgrund fehlender Wendeschleifen<br />

bzw. durch die Tunnelbaustelle auf dem<br />

Luisenring bedingten Umsetzendstellen<br />

noch unverzichtbar. Da deren Ablösung allerdings<br />

bereits absehbar war und zudem<br />

die Eröffnung der stadtbahnartig trassierten<br />

Neubaustrecke in die Trabantenstadt Vogelstang<br />

anstand, orderten die Verkehrsbetriebe<br />

Mannheim Ende der 1960er-Jahre<br />

neue Fahrzeuge …<br />

Entwicklung eines modernen<br />

Straßenbahnwagens<br />

Noch 1967 hatte die Düwag 15 Gelenkwagen<br />

des Standardtyps nach Mannheim geliefert.<br />

Es waren die ersten der nordbadischen<br />

Großstadt, die bereits ab Werk für<br />

schaffnerlosen Betrieb ausgelegt waren. Entgegen<br />

dem Streben nach einem möglichst<br />

einheitlichen Fuhrpark bewiesen die Verkehrsbetriebe<br />

Mannheim danach Mut und<br />

entwickelten in Zusammenarbeit mit der<br />

Düwag einen modernen Straßenbahnwagen,<br />

der weitestgehend den Empfehlungen<br />

des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe<br />

(VÖV) entsprach, wie es Düwag-Direktor<br />

Werner Brand 1970 in einem Fachmagazin<br />

beschreibt.<br />

Dieses fortan als „Typ Mannheim“ bezeichnete<br />

Fahrzeug stellte eine Überarbeitung<br />

des klassischen Sechsachsers dar. Die Verkehrsbetriebe<br />

Mannheim orderten insgesamt<br />

20 Wagen dieses Typs und reihten die zwischen<br />

1969 und 1971 aus Düsseldorf eintreffenden<br />

Fahrzeuge mit den Betriebsnummern<br />

451 bis 470 in den Mannheimer<br />

Bestand ein. Ihren ersten öffentlichen Auftritt<br />

hatten die bis dahin gelieferten Triebwagen<br />

bei Einweihung der bereits erwähnten Vogelstang-Strecke<br />

im Dezember 1969. Bis die<br />

Fahrgäste des planmäßigen Linienverkehrs in<br />

den Genuss der neuartigen Sechsachser kamen,<br />

sollten noch einige Monate vergehen.<br />

Die ersten Einsätze im regulären Liniendienst<br />

fanden im April 1970 statt.<br />

Optisch fiel der „Typ Mannheim“ durch<br />

die geänderte Frontpartie und die größeren<br />

Fenster auf. Diese wurden bis zur Regenrinne<br />

<strong>hinauf</strong>gezogen, um auch stehenden Fahrgästen<br />

einen guten Ausblick zu gewährleisten.<br />

Die Türverglasung hatte die Düwag<br />

ebenfalls erweitert, um aussteigenden Fahrgästen<br />

eine bessere Sicht zu ermöglichen.<br />

Der Innenraum hob sich insofern von dem<br />

58 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Düwag-Typ Mannheim<br />

seiner Vorgänger ab, als dass die Sitze in Abteilform<br />

angeordnet waren. Um die Reinigung<br />

zu erleichtern, waren die Sitzbänke an<br />

den Haltestangen an der Decke befestigt.<br />

Das eigentliche Novum war allerdings die<br />

Klimatisierung der Fahrzeuge: Während der<br />

1970 auf der Verkehrsausstellung „Schiene<br />

und Straße“ gezeigte Tw 460 bereits von<br />

Anfang an über eine Klimaanlage verfügte,<br />

waren die restlichen Wagen nur auf deren<br />

späteren Einbau vorbereitet. Dieser erfolgte<br />

anlässlich der Bundesgartenschau 1975.<br />

Im Laufe der Zeit veränderten sich die<br />

Wagen nur geringfügig. Während der Innenraum<br />

keine wesentlichen Veränderungen<br />

erfuhr, ersetzten in den 1980er-Jahren<br />

zwei auseinander liegende Schweinwerfer<br />

die zuvor für diese Fahrzeuge typische Anordnung<br />

der Frontbeleuchtung in Form<br />

eines Zwillingsscheinwerfers. In den<br />

1980er-Jahren rüstete die Mannheimer<br />

Verkehrsgesellschaft (MVG) außerdem ein<br />

Kurzwegregistrier gerät (KWR) sowie die<br />

Geräte für die Induktive Meldeübertragung<br />

(IMU) und die Induktive Zugsicherung<br />

(Indusi) nach. Nachträgliche in die<br />

Türen eingebaute Lichtschranken ersetzten<br />

die Trittstufenkontakte, die besonders<br />

im Winter durch Schmelzwasser und<br />

Streusalz an den Schuhen der Fahrgäste<br />

Türstörungen herbeiführten.<br />

Dass aus gleichem Grund die Trittkästen<br />

an den Türen sehr rostanfällig sind, erkannte<br />

die Düwag bereits bei der Entwicklung<br />

des Fahrzeuges und führte diese deshalb von<br />

Anfang an aus Glasfaserverstärktem Kunststoff<br />

(GfK) aus.<br />

Zwischen 1969 und 1971 trafen die 20 Gelenkwagen vom Typ Mannheim per Eisenbahn in Mannheim<br />

ein, hier die Abladung des Tw 456 im Betriebshof Möhlstraße WERNER RABE, SLG. YANNICK SCHÄFFNER<br />

Übersichtsplan der Düwag-Triebwagen vom Typ Mannheim. Der sechsachsige Gelenkwagen<br />

misst über Puffer knapp 20 Meter<br />

SLG. YANNICK SCHÄFFNER<br />

Sechsachser-Einsatzgebiet<br />

schrumpft durch Netzreform<br />

Das Betriebskonzept der Verkehrsbetriebe<br />

sah ab den 1960er-Jahren vor, kleine Fahrzeugeinheiten<br />

in dichten Taktabständen einzusetzen.<br />

Dies war auch nötig, denn ein<br />

Sechsachser konnte nicht die gleiche Anzahl<br />

von Fahrgästen aufnehmen wie Zwei- oder<br />

Dreiwagenzüge aus Zweiachsern.<br />

Doch zeigte sich schon Ende der 1980er-<br />

Jahre, dass dies wirtschaftlich für einen<br />

Straßenbahnbetrieb nicht mehr vertretbar<br />

war. Das Defizit der MVG war auf circa<br />

100 Millionen Mark jährlich angewachsen.<br />

Also setzte die MVG auf längere Fahrzeugeinheiten,<br />

wofür sie 1991/92 alte Sechsachser<br />

um ein niederfluriges Mittelteil ergänzte.<br />

In den Jahren 1994/95 beschaffte<br />

Mannheim 50 je 30 Meter lange Niederflurwagen,<br />

die den größten Teil der Sechsachser<br />

ersetzen sollten.<br />

Das alte Linienkonzept mit mehreren Linien<br />

im 15-Minuten-Takt je Ast wich 1995<br />

einem neuen Liniennetz, das je Streckenast<br />

nur noch eine Linie im 10-Minuten-Takt<br />

vorsah. Hierfür wiesen die verbliebenen<br />

Sechsachser ein zu geringes Fassungsvermögen<br />

auf, was ihr Einsatzfeld stark einschränkte.<br />

Einsatzende und Ausverkauf<br />

Neben zahlreichen Sechsachsern des Standardtyps<br />

verkaufte die MVG in den Jahren<br />

1994 bis 1996 acht der 20 Wagen vom Typ<br />

Mannheim. Dabei gelangten drei Fahrzeuge<br />

ins sächsische Görlitz und fünf in die kroatische<br />

Hauptstadt Zagreb. Neben einigen<br />

Verstärkerfahrten waren die in Mannheim<br />

gebliebenen zwölf Wagen vor allem auf der<br />

Linie 2 (Feudenheim – Neckarstadt West)<br />

anzutreffen. Ab 2002 eintreffende Rhein-Neckar-Variobahnen<br />

verdrängten die „Mannheimer“<br />

nach und nach. Als die MVV Verkehr<br />

AG am 15. Juni 2003 das 125. Jubiläum<br />

der Mannheimer Straßenbahn feierte,<br />

waren auf der Linie 2 noch einmal ausschließlich<br />

Sechsachser des Typs Mannheim<br />

unterwegs. Sie trugen ein Transparent, dass<br />

es sich um den letzten Einsatztag der sechsachsigen<br />

Fahrzeuge in Mannheim handele.<br />

Während fünf Triebwagen schon seit 2002<br />

im aufgegebenen Betriebshof Luzenberg standen<br />

und 2005 in den Schrott gingen, blieb Tw<br />

451 vorerst als Fahrschulwagen erhalten. Die<br />

Tw 453 bis 457 sowie 470 lagerte die Verkehrsgesellschaft<br />

nach kurzer Abstellzeit im<br />

stillgelegten Ludwigshafener Betriebshof<br />

Luitpoldhafen nach Edingen hinter die OEG-<br />

Wagenhalle aus. Im Jahr 2005 verkaufte die<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

59


Fahrzeuge<br />

Daten & Fakten: Tw 455<br />

Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Düwag<br />

Baujahr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1969<br />

Typ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GT6 „Mannheim“<br />

Länge Wagenkasten: . . . . . . . . . . . . 19.095 mm<br />

Breite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.200 mm<br />

Einsatz in Mannheim als Tw 355:. . . 1969 bis 2003<br />

Einsatz in Helsinki als Tw 154: . . . 2005 bis 2013<br />

Rückkehr nach Mannheim:. . . . . . . . 17.12.2013<br />

Am 14. September 1984 begegnete Tw 455 an der Moltkestraße dem Tw 374 des GT6-Standardtyps.<br />

Tw 455 verfügte damals noch über die Düwag-Raute<br />

RALPH DISSINGER<br />

Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) die Tw<br />

451, 453, 455, 456 und 457 nach Helsinki,<br />

wo der Verkehrsbetrieb in der finnischen<br />

Hauptstadt aufgrund mittelfristiger Fahrzeugengpässe<br />

aufgrund der mangelnden Wintertauglichkeit<br />

der dortigen Variobahnen auf<br />

der Suche nach robusteren Fahrzeugen war.<br />

Die beiden übrigen „Mannheimer“, die Tw<br />

454 und 470, gingen 2004/05 in Edingen den<br />

Weg des alten Eisens. Somit war in Mannheim<br />

kein einziger Vertreter des Typs Mannheim<br />

mehr vorhanden. Bei der Verkehrsgesellschaft<br />

Görlitz (VGG) schieden die drei<br />

Wagen vom Typ Mannheim schon nach wenigen<br />

Jahren aus dem Linieneinsatz aus. Den<br />

ehemaligen Tw 465 ließ die Gesellschaft im<br />

Jahr 2000 zum Partywagen „Hopfenexpress“<br />

umbauen, die beiden anderen Wagen hingegen<br />

2003 verschrotten. Die fünf nach Zagreb gelangten<br />

Fahrzeuge erhielten dort eine Neugestaltung<br />

des Innenraums und fahren heute teilweise<br />

im ostkroatischen Osijek.<br />

Ein „Mannheimer“<br />

soll zurückkommen<br />

Vier der fünf nach Helsinki verkauften Wagen<br />

ließ der Verkehrsbetrieb der Stadt Helsinki<br />

(HKL) nur geringfügig umbauen und<br />

setzte sie als Tw 151 bis 154 ein (der Tw<br />

451 diente als Ersatzteilspender). Als sich<br />

deren Einsatzende 2012 abzeichnete, erkannten<br />

die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

Nahverkehr Rhein-Neckar e.V.<br />

(IGN) die Möglichkeit, ein solches Fahrzeug<br />

als Museumswagen zu sichern. Daraufhin<br />

trat der Verein mit dem HKL in Kontakt.<br />

Der Verkehrsbetrieb erklärte sich bereit, das<br />

Vorhaben zu unterstützen und einen Wagen<br />

kostenlos abzugeben.<br />

Nachdem die Rhein-Neckar-Verkehr<br />

GmbH (RNV), die seit 2005 den Betrieb der<br />

Straßenbahnen in Mannheim, Ludwigshafen<br />

und Heidelberg sowie auf den Überlandbahnen<br />

OEG und RHB abwickelt, ihre<br />

Zustimmung gegeben hatte, begann die Suche<br />

nach einer Spedition, die in der Lage<br />

war, einen Gelenktriebwagen von Helsinki<br />

nach Mannheim zu transportieren. Im Sommer<br />

2013 begann der Verein mit der Einholung<br />

von Angeboten. Sie bewegten sich jeweils<br />

im Bereich von 20.000 Euro. Da die<br />

Mittel der Straßenbahnfreunde derzeit<br />

durch die Restaurierung des Heidelberger<br />

Tw 44 (Baujahr 1925) beim Geraer Ver-<br />

kehrsbetrieb gebunden sind, versuchten einige<br />

Mitglieder den nötigen Betrag privat<br />

aufzubringen. Auf Spenden außerhalb des<br />

Vereins konnte nur in sehr geringem Maße<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Eine glückliche Fügung war es, als der<br />

HKL vorschlug, die Leerfahrt eines finnischen<br />

Tiefladers nach Deutschland für die<br />

Überführung zu nutzen. Da einige HKL-<br />

Fahrzeuge aus den 1980er-Jahren in Halberstadt<br />

eine Komplettsanierung erhalten,<br />

bot die Geschäftsleitung in Helsinki dem<br />

deutschen Verein an, dass er lediglich den<br />

Umweg des Lkw über Mannheim zur Abholung<br />

eines überarbeiteten Wagens aus<br />

Halberstadt zahlen müsse. Darauf gingen<br />

die Straßenbahnfreunde ein. Ein Mitglied<br />

der IGN reiste daraufhin nach Helsinki, um<br />

den zur Abgabe auserkorenen Tw 154 (ex<br />

MVG-Tw 455, Baujahr 1969) zu besichtigen<br />

und die Details abzusprechen. Die übrigen<br />

„Mannheimer“ ließ der HKL bis Ende<br />

2013 zerlegen.<br />

Ein vorgezogenes<br />

Weihnachtsgeschenk<br />

Am Abend des 17. Dezember 2013 traf der<br />

Tw 154 auf einem finnischen Tieflader im<br />

Mannheimer Betriebshof Möhlstraße ein,<br />

von wo aus er bis 2003 im Linienverkehr<br />

eingesetzt worden war. Für die Mitglieder<br />

der IGN war das eine Art „vorgezogenes<br />

Weihnachtsgeschenk“. Tags darauf gleisten<br />

Mitarbeiter der RNV-Schwerpunktwerkstatt<br />

In Ludwigshafen montierten Mitglieder der IG Nahverkehr Rhein-Neckar<br />

e.V. (IGN) im Januar dieses Jahr einen noch vorhandenen Scherenstromabnehmer<br />

auf dem Tw 455 YANNICK SCHÄFFNER (2)<br />

Der Tw 455 nach seiner Rückkehr am 17. Dezember 2013 in Mannheim:<br />

Die Finnen haben neben einigen Ersatzteilen auch mehrere Dachaufbauten<br />

im Inneren des Wagens nach Deutschland gebracht<br />

60<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Düwag-Typ Mannheim<br />

Erinnerung an Einsatz in Finnland: Am 11. Dezember 2009 entstand diese Aufnahme des in Helsinki als Tw 154 geführten ex Mannheimer<br />

Tw 455 an der Haltestelle Hakaniemi. Insgesamt gab es fünf Wagen vom Typ Mannheim in Helsinki<br />

RALPH DISSINGER<br />

den Sechsachser wieder auf. Zur Freude des<br />

Vereins hatten die HKL-Mitarbeiter im Innenraum<br />

des Wagens noch einige Teile des in<br />

Helsinki verbliebenen Tw 153 (ex MVG<br />

457) mitgeliefert. Denn insbesondere spezielle<br />

Bauteile für die Klimaanlage oder die<br />

gewölbten Heckscheiben sind nur schwer zu<br />

beschaffen.<br />

Vom Betriebshof Möhlstraße gelangte<br />

das Fahrzeuge anschließend in den Ludwigshafener<br />

Betriebshof Rheingönheim,<br />

wo ihm die RNV als Nachfolgeunternehmen<br />

der Mannheimer Verkehrsgesellschaft<br />

einen geschützter Platz in der Wagenhalle<br />

zur Verfügung gestellt hat. Dort montierten<br />

die Mitglieder der IGN im Januar dieses<br />

Jahres einen noch vorhandenen Scherenstromabnehmer<br />

(in Finnland waren die<br />

Wagen mit Einholmstromabnehmern unterwegs).<br />

Seitdem die Vereinsmitglieder einen<br />

für 600 Volt Spannung ausgelegten<br />

finnischen Umformer gegen einen für die<br />

im RNV-Netz gebräuchlichen 750 Volt geeigneten<br />

getauscht haben, kann sich der<br />

Tw 455 wieder aus eigener Kraft bewegen.<br />

Angestrebt ist nun eine betriebsfähige Aufarbeitung<br />

gemäß BOStrab im jetzigen äußerlichen<br />

Zustand. Langfristig ist hingegen<br />

vorgesehen, das Fahrzeug wieder in seinen<br />

Mannheimer Urzustand zurückzuversetzen.<br />

Hierzu sind die Mitglieder der IGN<br />

jedoch auf Spenden und Helfer ange -<br />

wiesen.<br />

YANNICK SCHÄFFNER<br />

Kontodaten für Spenden<br />

Zur Aufarbeitung des letzten Mannheimer Gelenkwagens<br />

vom Typ „Mannheim“ in Mannheim<br />

nehmen die Mitglieder der IGN Rhein-Neckar e.V.<br />

gern Spenden entgegen. Die Bankdaten lauten:<br />

Kontoinhaber: . . . . . . . . . IGN Rhein-Neckar e.V.<br />

Kontonummer: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33217811<br />

BLZ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670 505 05<br />

Bank: . . . . . . . . . . Sparkasse Rhein Neckar Nord<br />

Stichwort: . . . . . . . Aufarbeitung Typ Mannheim<br />

Da die IGN als gemeinnützig anerkannt ist, sind<br />

Spenden steuerlich absetzbar. Weitere Informationen<br />

gibt es unter www.ign-ev.de<br />

Der von der RNV heute als Fahrschulwagen genutzte ex RHB-Überlandsechsachser 1018 schleppte<br />

am 18. Dezember 2013 den am Vortag nach Mannheim heimgekehrten Tw 455 zu seinem<br />

aktu ellen Stellplatz nach Ludwigshafen, hier an der Haltestelle Rheinstraße YANNICK SCHÄFFNER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

61


Geschichte<br />

Einst<br />

&Jetzt<br />

Seit der feierlichen Eröffnung am 22. Januar 1898<br />

rollen elektrische Straßenbahnen durch Frankfurt an<br />

der Oder und seit jeher befand sich an der Bachgasse<br />

im Stadtzentrum der Betriebshof, der mit der Ausdehnung<br />

des Netzes und dem zunehmenden Wagenpark<br />

nach und nach vergrößert wurde. Neben einigen<br />

Streckenstilllegungen und Neutrassierungen<br />

kam es insbesondere in den 1980er-Jahren zu mehreren<br />

Streckenverlängerungen, außerdem begann der<br />

Bau eines zweiten Betriebshofs in Neuberesinchen,<br />

von dem der VEB Kombinat Kraftverkehr Stamm -<br />

betrieb Frankfurt (Oder) eine Wendeschleife und<br />

erste Abstellgleise 1988 einweihte.<br />

So stand in der Bachgasse am 17. Juni 1988 der Hof<br />

voll mit diversen Reko- und Gotha-Zweiachsern;<br />

aber auch die ersten KT4D-Gelenkwagen sind zu<br />

sehen. Zwischen 1987 und 1990 trafen insgesamt<br />

34 dieser Tatrawagen in Frankfurt ein.<br />

Die 1990er-Jahre brachten erhebliche Veränderungen,<br />

auch für die Straßenbahn, da der sprunghaft<br />

zunehmende Autoverkehr und die Schließung großer<br />

Unternehmen die ÖPNV-Verkehrsströme deutlich<br />

drosselten und weniger Fahrzeuge benötigt wurden.<br />

So räumte die 1990 gegründete Stadtverkehrsgesellschaft<br />

mbH Frankfurt (Oder) nach Fertigstellung<br />

des Depots in Neuberesinchen das alte an der Bachgasse<br />

im Juni 1999. Es steht heute weitgehend leer<br />

und beherbergt nur noch in einem Teil die Museumswerkstatt<br />

für Technik und Verkehr, vor der am<br />

18. Mai 2012 gerade der vorbildlich restaurierte<br />

Gotha-Zweiwagenzug Tw 49 + Bw 113 auf seine<br />

Abfahrt wartete.<br />

TEXT UND FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK<br />

62<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Einst & Jetzt<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

63


Geschichte<br />

Als die Zeit<br />

stillstand<br />

Die letzten Jahre von Bochums<br />

Linie 305 Bis zum 2. September<br />

1989 verkehrte zwischen der Bochumer<br />

Innenstadt und Herne die Straßenbahnlinie<br />

305. Am gleichen Tag nahm vor<br />

25 Jahren die U35 ihren Betrieb auf.<br />

Zuvor war die Linie 305 eine Hochburg<br />

für klassische Düwag-GT6 …<br />

Am 2. September jährte sich zum 25.<br />

Mal die Umstellung der Straßenbahnlinie<br />

305 zwischen Bochum und<br />

Herne auf die Linie U35. Aus diesem<br />

Anlass gab es 1989 verschiedene Feierlichkeiten<br />

in Herne und auf der Strecke verkehrten<br />

mehrere geschmückte Sonderwagen – danach<br />

endete die bewegte Geschichte dieser Linie:<br />

Etwa ab 1870 wuchsen die Städte an<br />

Rhein und Ruhr stark und unstrukturiert.<br />

Das ursprüngliche Abbaugebiet an der<br />

Ruhr war weitgehend ausgekohlt, so dass<br />

die Unternehmen neue Zechen weiter nördlich<br />

bis zur Lippe hin eröffneten, in ihrem<br />

Gefolge die Schwerindustrie und zahlreiche<br />

Werkssiedlungen. So entstanden neben den<br />

stark wachsenden Städten punktförmig<br />

neue Industriezentren und Wohnviertel in<br />

ansonsten ländlich geprägter Landschaft.<br />

Das neue Verkehrsmittel Straßenbahn ermöglichte<br />

die Erschließung von Stadt und<br />

Land, es setzte ein beispielloser Boom ein,<br />

neue Strecken wurden schnell und günstig<br />

gebaut. Ziel der Kerngemeinden war es vorrangig,<br />

möglichst viele der aufstrebenden<br />

Umlandgemeinden an sich zu binden. So<br />

entstanden zahlreiche kleine und größere,<br />

teilweise kurzlebige Straßenbahnbetriebe,<br />

die im Ergebnis des rasch einsetzenden Konzentrationsprozesses<br />

als Bogestra und Vestische<br />

Straßenbahnen umfangreiche Netze<br />

betrieben. Nachdem in Dortmund und<br />

Duisburg seit 1881 Pferdebahnen verkehrten,<br />

nahm im August 1893 in Essen<br />

die erste elektrische Straßenbahn des<br />

Ruhrgebietes den Verkehr auf. Am 1.<br />

März 1894 fuhr die „Elektrische“ durch<br />

Dortmund.<br />

Dritte elektrisch betriebene<br />

Straßenbahn im „Pott“!<br />

Als dritter elektrischer Straßenbahnbetrieb<br />

entstand im gleichen Jahr die meterspurige<br />

Verbindung Bochum – Herne, welche<br />

64 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Bochums Linie 305<br />

Eine typische Szene für die Linie 305: Nicht ländlich,<br />

aber auch nicht besonders großstädtisch<br />

prägen die ineinander übergehenden Vorstädte<br />

von Bochum und Herne das Bild.<br />

Tw 29 trug am 28. Juni 1989 auf der Herner<br />

Straße seine ursprüngliche Lackierung<br />

die Firma Siemens & Halske am 23. November<br />

1894 eröffnete und von Anfang an<br />

elektrisch betrieb.<br />

Mitte Januar 1896 übernahm die neu gegründete<br />

Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn<br />

(Bogestra) die Verwaltung der<br />

6,88 Kilometer langen Linie. Am 1. Januar<br />

1908 gliederte die Bogestra die Strecke in<br />

ihr stark anwachsendes Liniennetz voll-<br />

Eingleisig verlief die Umleiterstrecke durch die<br />

Herner Schulstraße und über den Platz an der<br />

Kreuzkirche, den Tw 24 überquerte, bevor er in<br />

die Bochumer Straße wechseln konnte<br />

FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: CHRISTIAN WENGER<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

65


Geschichte<br />

Mit Vollwerbung für den Getränkehersteller „Schlör“<br />

war der Tw 288 am 15. September 1982 nach Recklinghausen<br />

unterwegs. 1989 sah es hier unverändert<br />

aus – die Zeit stand still<br />

WOLFGANG MEIER<br />

ständig ein. Nach Verkehrsrückgängen<br />

durch den Ersten Weltkrieg setzte der<br />

Boom Anfang der 1920er-Jahre wieder ein.<br />

In dieser Zeit erweiterte die Bogestra das<br />

Netz und baute wichtigsten Strecken aus.<br />

Nach Einführung von Liniennummern bekam<br />

die Strecke Herne – Bochum – Hattingen<br />

die 8 im Bochumer Netz. Die Linie 8a<br />

von Herne zum Bochumer Hauptbahnhof<br />

befuhr in der Bochumer Innenstadt einen<br />

Alternativabschnitt.<br />

Die Nachkriegsentwicklung<br />

Ab 1950 gab es zwischen den beiden Städten<br />

Bochum und Herne wieder einen Gemeinschaftsverkehr<br />

mit den Vestischen Straßenbahnen.<br />

Einen solchen hatte es bereits<br />

von Ende der 1920er-Jahre bis 1939 gegeben.<br />

Die 32,9 Kilometer lange Linie 8 Recklinghausen<br />

– Herne – Bochum – Linden –<br />

Hattingen – Blankenstein war in dieser Zeit<br />

die längste im Ruhrgebiet. Die Linie 18 verstärkte<br />

zwischen Recklinghausen und Linden<br />

auf einen 10-Minuten-Takt und endete<br />

in Dahlhausen. In den 1950er-Jahren reagierten<br />

die Stadtplaner auf die geänderten<br />

66 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Bochums Linie 305<br />

Unweit des Bergbaumuseums unterquerte<br />

die Linie 305 auf der Herner<br />

Straße die Güterumgehung Bochum<br />

Nord. Der Tw 291 trug am 5. Juli 1989<br />

eine auffällige Werbebeklebung für<br />

einen Tabakhersteller<br />

Wenige Meter vor Erreichen der Wendestelle am Herner Bahnhof verlässt der Triebwagen 8 am<br />

12. Juni 1989 die damals befahrene Umleiterstrecke in der Vinckestraße<br />

Verkehrsbedingungen. Sie ordneten im Zusammenhang<br />

mit dem Neubau des Bochumer<br />

Hauptbahnhofs etwa 800 Meter östlich<br />

des kriegszerstörten Vorgängerbaus das innerstädtische<br />

Straßenbahn- und Straßennetz<br />

neu. Die Bogestra baute dazu die zentralen<br />

Linien aus, weniger frequentierte Tangentiallinien<br />

stellte sie auf Busbetrieb um. Die Linie<br />

Bochum – Herne verlief nun weitgehend<br />

in Mittellage einer vierspurigen Straße.<br />

Doch die Zukunft der Straßenbahn sollte in<br />

Bochum im Tunnel liegen. Zwischen 1979<br />

und 2006 verschwanden alle Straßenbahnstrecken<br />

in der Bochumer Innenstadt unter<br />

der Erde.<br />

Die U35 soll die Linie 8<br />

bzw. Linie (30)5 ablösen<br />

Von den großflächigen Plänen zur Umstellung<br />

auf einen normalspurigen U-Bahnbzw.<br />

Stadtbahnbetrieb blieb nur die U35<br />

zwischen Herne und Bochum-Hustadt.<br />

Baubeginn der weitgehend parallel zur Linie<br />

8 verlaufenden Trasse war Ende 1973 und<br />

brachte dieser in den Folgejahren zahlreiche<br />

Behinderungen. In Herne leitete die Boge-<br />

Stationsnamen der Linien 305 (Ende 70er) und U35 (heute)<br />

GRAFIKEN: SLG. W. MEIER (LINKS)/R. SCHWANDL<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

67


Geschichte<br />

Am 28. Juni 1989 begegneten sich der mit Vollwerbung versehene Düwag-Sechsachser Nr. 281 und der klassisch lackierte Triebwagen 292 an der<br />

Halte stelle Grummer Straße in Bochum Riemke. In der Nähe befindet sich heute das Depot der Fahrzeuge für die U35<br />

stra die Straßenbahn eingleisig mit Ausweiche<br />

durch die Schulstraße und Vinckestraße.<br />

Dieses Provisorium blieb bis zur Umstellung<br />

auf die Stadtbahn. Mit Eröffnung<br />

des ersten Bochumer Tunnelabschnittes im<br />

Mai 1979 tauschte die Bogestra verschiedene<br />

Linienäste. Der Verlauf dieses Tunnels<br />

sah eine Verknüpfung der Linien nach Hattingen<br />

und Gerthe vor, auf dieser Verbindung<br />

verblieb das Liniensignal 8. Seitdem<br />

verkehrte eine Linie 5 (ab 1. Januar 1980 im<br />

VRR als Linie 305 bezeichnet) von Recklinghausen<br />

über Herne und Bochum Hauptbahnhof<br />

über die neugebaute Verbindung<br />

durch die Universitätsstraße nach Hustadt.<br />

Am 4. Oktober 1982 endete der Straßenbahnbetrieb<br />

bei der Vestischen, die Bogestra<br />

nahm daraufhin die Linie 305 im Norden<br />

bis zum Herner Hauptbahnhof zurück.<br />

Nach Fertigstellung der Tunnelabschnitte<br />

Ein Einzelstück blieb<br />

der als einziges älte -<br />

res Fahrzeug rot/weiß<br />

lackierte Triebwagen<br />

290, hier beim Über -<br />

queren einer längst<br />

abgebauten Anschlussbahn<br />

auf der<br />

Stadtgrenze Herne –<br />

Bochum<br />

Ende der 1980er-Jahre präsentierte sich die<br />

Linie 305 wie vor Arbeitsbeginn – wie die<br />

die Aufnahmen dieses Beitrages aus dieser<br />

Zeit beweisen. Nur die noch geschlossenen<br />

Tunneleingänge an den zukünftigen Haltestellen<br />

der U35 ließen vor dem 2. September<br />

1989 die Zukunft erahnen.<br />

Nach der Umstellung auf die U35, die<br />

zwischen Bochum und Herne komplett unterirdisch<br />

verläuft, ließ die Bogestra zuerst<br />

nur die Oberleitungen der eingestellten Linie<br />

305 entfernen. Der Rückbau der Gleise ist<br />

abschnittsweise bis heute noch nicht erfolgt.<br />

Mit der Inbetriebnahme der U35 verkürzte<br />

sich übrigens die Fahrzeit zwischen<br />

Bochum und Herne gegenüber der Linie<br />

305 von 30 auf 14 Minuten. Im Jahr 1993<br />

nahm die Bogestra die Verlängerung der regelspurigen<br />

U35 vom Bochumer Hauptbahnhof<br />

nach Hustadt in Betrieb – die in<br />

den 1960er-Jahren geplanten Erweiterungen<br />

nach Recklinghausen und Witten blieben<br />

hingegen ohne Umsetzung …<br />

CHRISTIAN WENGER<br />

Der Fahrzeugeinsatz<br />

Die Bogestra beschaffte von 1957 bis 1969 insgesamt 91 GT6 in Zweirichtungsausführung.<br />

Diese trafen in Serien ein: Tw 261 bis 298 von 1957 bis<br />

1959, die Tw 1 bis 32 in den Jahren 1961/62 sowie die Tw 33 bis 53 von<br />

1967 bis 1969. Die Wagen der dritten Bauserie ließ die Bogestra in den<br />

1980er-Jahren für den Betrieb im 1984 eröffneten Gelsenkirchener Tunnel<br />

stärker motorisieren. Auf der Linie 305 prägten die älteren, cremefarbenen<br />

GT6 mit grünen Zierstreifen das Bild – ergänzt durch einige Werbewagen.<br />

68 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Aachen<br />

SLG. REINER BIMMERMANN<br />

Nie wieder Krieg!<br />

Der Zweite Weltkrieg in Aachen vor 70 Jahren In Vorbereitung einer Veröffentlichung<br />

fiel Reiner Bimmermann eine Aufnahme vom Geschehen vor den Toren der Stadt Aachen vor<br />

fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnten in die Hände. Doch was hat es damit auf sich?<br />

Aachen im Oktober 1944: Nach den<br />

schweren Luftangriffen der Alliierten<br />

auf die alte deutsche Kaiserstadt<br />

im Vorjahr war die Straßenbahnverwaltung<br />

dazu übergegangen, alle<br />

Fahrzeuge nach Betriebsschluss aus dem<br />

Aachener Talkessel herauszufahren und auf<br />

den acht ins Umland führenden Außenstrecken<br />

abzustellen. Dazu gab es einen genauen<br />

Aufstellplan mit in alle Richtungen verkehrenden<br />

Personalwagen, die die Fahrer<br />

und Schaffner zu ihren Zügen brachten<br />

bzw. abholten.<br />

Auf der Linie 17 nach Altenberg fanden die<br />

im September 1944 auf deutschen Boden eingerückten<br />

amerikanischen Soldaten den<br />

abgestellten Bw 507 der Aachener Straßenbahn<br />

in der Ausweiche Bildchen. Als Propaganda<br />

für die amerikanische Soldatenzeitung<br />

„Stars and Stripes“ beschrieben sie den Zweiachser<br />

mit den Parolen „Aachen Express“,<br />

„Heil Heel“ (im Amerikanischen für „Hallo<br />

Schurke!“) sowie einem Spruch, der übersetzt<br />

„Einwegfahrt – nur nach Berlin“ heißt. In Anlehnung<br />

an die deutschen „Wunderwaffen“<br />

V1 bis V3 trugen die „GIs“ außerdem die Bezeichnung<br />

V13 auf. Danach beluden die Soldaten<br />

den Beiwagen mit Munition und<br />

Sprengstoff, wobei oben abgebildete Propagandaaufnahme<br />

entstand. Anschließend zog<br />

oder schob ein Jeep oder Lkw den Beiwagen<br />

auf dem Bahnkörper etwa einen Kilometer<br />

durch den Aachener Wald bergauf bis zum<br />

Brechpunkt der Strecke an der Waldschenke.<br />

Von dort ließen die Soldaten das Fahrzeug die<br />

fast neun Prozent steile Gefällstrecke in den<br />

Aachener Talkessel hinunterrollen. In der am<br />

Fuß der Steigung gelegenen Ausweiche<br />

Grundhaus explodierte der Wagen und<br />

brannte aus.<br />

Fakt ist, dass das ausgebrannte Gerippe<br />

nach 1945 dort spielenden Jungs als „Abenteuerspielplatz“<br />

diente. Ein noch lebender,<br />

1933 geborener Zeitzeuge bestätigte mir die<br />

Geschichte.<br />

Das Foto des beladenen Beiwagens erschien<br />

am 19. Oktober 1944 in der amerikanischen<br />

Soldatenzeitung „Stars and Stripes“<br />

und ging rund um die Welt. Sogar in<br />

australischen Blättern war der Aachener Beiwagen<br />

im Zusammenhang mit der Einnahme<br />

Aachens als erste deutsche Großstadt zu<br />

sehen. Zwei Tage später war der Zweite<br />

Weltkrieg in Aachen zu Ende. Am 21. Oktober<br />

1944 kapitulieren die letzten deutschen<br />

Soldaten in der total zerstörten alten<br />

Kaiserstadt. REINER BIMMERMANN<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

69


Geschichte<br />

Goldene Zeit für<br />

Beiwagenfreunde<br />

Die Nürnberger Straßenbahn vor 20 Jahren Im März 1994 besuchte ein Oldenburger Nahverkehrsfreund<br />

im Rahmen seiner Bayernreise auch die Frankenmetropole. Hier galt sein Hauptinteresse<br />

den unverwechselbaren Vier- und Sechsachsern. Aber er beobachtete auch andere Dinge …<br />

Im Jahre 1994 kündigten sich bei allen<br />

bayerischen Straßenbahnbetrieben<br />

durchgreifende Änderungen an: Niederflurwagen<br />

waren bestellt, Prototypen<br />

in Augsburg und München bereits unterwegs,<br />

so dass die Betriebe ihr gewohntes<br />

Gesicht verlieren würden. Unter diesen Vorzeichen<br />

beschloss der Oldenburger Straßenbahnfreund<br />

Stefan Hinder sein „Projekt<br />

Bayerntram“: Innerhalb einer sechstägigen<br />

Rundreise besuchte er im März 1994 die<br />

vier bayerischen Straßenbahnbetrieben<br />

Augsburg, München, Nürnberg und Würzburg.<br />

Nachdem der Norddeutsche in den<br />

vergangenen drei Heften die Situation vor<br />

20 Jahren in Würzburg, Augsburg und<br />

München vorstellte, folgen hier nun seine<br />

Eindrücke aus Nürnberg.<br />

Alle ex N6S als Achtachser unterwegs<br />

Nach drei Nächten hieß es am Freitag, dem<br />

25. März 1994, vom Hotelzimmer „mit<br />

Fünfachser-Blick“ in Stadtbergen, Augsburgs<br />

westlicher Nachbarstadt, Abschied zu<br />

nehmen. Am frühen Nachmittag erreichte<br />

ich Nürnberg, die letzte Station meiner<br />

Rundreise. Wie üblich, stellte ich das Auto<br />

an einer Straßenbahn-Endstelle ab – in diesem<br />

Fall war das die Endstation Südfriedhof<br />

der Linie 8. Mit ihr ging es zunächst stadteinwärts,<br />

um das Gepäck in das im Zentrum<br />

gelegene Hotel zu bringen. Den restlichen<br />

Nachmittag verbrachte ich am<br />

70 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Nürnberg<br />

Mehrere Züge warten am 25. März 1994 in der damaligen Wendeschleife Luitpoldhain. Heute sind<br />

die Endstellen Luitpoldhain und Dutzendteich durch eine Neubaustrecke verbunden<br />

Im Verlauf der damaligen Linie 8 passierte<br />

die Straßenbahn 1994 vom Südfriedhof<br />

kommend zunächst eine Eisenbahnunterführung,<br />

um anschließend auf einer<br />

langen eingleisigen Brücke die weit -<br />

läufigen Anlagen des Nürnberger Rangierbahnhofes<br />

zu überqueren. Im Bild<br />

erklimmt der sechsachsige Tw 312 mit<br />

seinem Beiwagen am 26. März 1994<br />

gerade die Brückenrampe<br />

ALLE FOTOS: STEFAN HINDER<br />

Liniennetz Nürnberg 1994<br />

3 Tiergarten – Ziegelstein<br />

4 Dutzendteich – Thon<br />

6 Westfriedhof – Gibitzenhof<br />

7 Hbf – Bayernstraße<br />

8 Südfriedhof/Worzelsdorfer Straße – Erlenstegen<br />

9 Luitpoldhain – Thon<br />

Knotenpunkt Hauptbahnhof und mit der<br />

Bereisung der Streckenäste nach Dutzendteich,<br />

Luitpoldhain und zur Bayernstraße.<br />

In vielen Punkten ähnelte die Situation<br />

in Nürnberg derjenigen in München:<br />

Längst war die Straßenbahn nicht mehr<br />

Während seines zweitägigen Besuches im März 1994 beobachtete Stefan Hinder an beiden Tagen<br />

in der Schleife Christuskirche jeweils eine aus einem vierachsigen Trieb- und einem Beiwagen<br />

gebildete Garnitur in Bereitschaft. Am 26. März stand dort der Tw 237 mit einem Bw<br />

Hauptträger des ÖPNV, sondern hatte diese<br />

Rolle an U- und S-Bahn abgetreten.<br />

Lange Zeit war ihre Zukunft auch hier unsicher<br />

gewesen. Inzwischen hatte man sich<br />

allerdings zu ihrem Erhalt und Ausbau<br />

bekannt und als äußerlich erkennbares<br />

Zeichen hierfür das Niederflur-Zeitalter<br />

eingeläutet: Die zwölf neuesten Straßenbahnwagen<br />

361 bis 372 – ursprünglich<br />

Stadtbahnwagen vom Typ N6S aus dem<br />

Jahre 1977 – waren in den beiden Vorjahren<br />

mit Niederflur-Mittelteilen zu Achtachsern<br />

erweitert worden. Ihr Haupteinsatzgebiet<br />

war die Linie 6, vereinzelt sah<br />

man sie auch auf der Linie 8. Des Weiteren<br />

waren 14 komplett neue Niederflurwagen<br />

des MAN/AEG-Typs fest bestellt.<br />

Gefälliges Äußeres der Wagen<br />

Dennoch machte die Nürnberger Straßenbahn<br />

einen – nun ja, noch nicht wirklich veralteten,<br />

aber doch schon etwas angestaubten<br />

Eindruck. Das Rückgrat des Wagenparks<br />

bildeten die 56 von MAN in Düwag-Lizenz<br />

gebauten Einrichtungs-Sechsachser, die<br />

durchschnittlich 30 Jahre alt waren (Baujahre<br />

1962 bis 1966). Noch älter waren die<br />

14 noch vorhandenen vierachsigen Groß-<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

71


Geschichte<br />

Ein eigenartiges Konstrukt war die Linie 7, die in ihrem Endabschnitt den 1938 angelegten<br />

Straßenbahntunnel befuhr. Im Bild verlässt Tw 212 II am 25. März 1994 den Tunnel und fährt<br />

in die weitläufige, aber kaum noch genutzte Schleife Bayernstraße ein<br />

raumtriebwagen aus den Jahren 1958 bis<br />

1960. Fast alle Züge waren mit vierachsigen<br />

Beiwagen behängt.<br />

All diesen Wagen gemeinsam war ein typisches,<br />

nur in Nürnberg zu findendes und recht<br />

gefälliges Äußeres, dessen Gestaltung sich zu<br />

dem Ende der 1930er-Jahre projektierten Einheitsstraßenbahnwagen<br />

zurückverfolgen lässt.<br />

Die Nürnberger Straßenbahn hatte damals<br />

eine größere Anzahl Zweiachser als Vorläufer<br />

dieses Typs beschafft (Tw 901 bis 930). Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg legte MAN diese Wagentype<br />

als Einrichtungswagen in modernisierter<br />

und etwas modifizierter Form wieder<br />

auf (Tw 101 bis 125 der 1952 bis 1954), und<br />

diese Wagen standen wiederum äußerlich Pate<br />

für die späteren Großraum- und Gelenkwagen.<br />

Diese boten ansonsten viel vom vertrauten<br />

Düwag-Fahrgefühl, denn die Falttüren<br />

stammten von Düwag, die Drehgestelle mit<br />

Tandemantrieb und die Gelenkkonstruktion<br />

Wagenpark Nürnberg 3/1994 (nur betriebsfähige Wagen des Personenverkehrs)<br />

Tw-Nr. Bauart Hersteller Baujahre Bemerkungen Anzahl<br />

212/13/35/37–39, 4x ER-Tw MAN 1958–60 Tw 212 in Zweitbesetzung 14<br />

241/42/49/50/55, 259/61/68<br />

301–330 6x ER-Gel-Tw MAN 1962/63 Einfachfalttüren vorne; Tw 311 und 328 unfallbeschädigt abgestellt 30<br />

331–356 6x ER-Gel-Tw MAN 1964/66 Doppelfalttüren vorne; Tw 340 und 356 unfallbeschädigt abgestellt 26<br />

361–372 8x ZR-Gel-Tw MAN/Düwag 1977 Typ N8SNf, ex N6S; 1992/93 mit Niederflur-Mittelteil nachgerüstet 12<br />

Gesamt (Triebwagen) 82<br />

Bw-Nr. Bauart Hersteller Baujahre Bemerkungen<br />

1531/33/34/36–42, 1550/52-54/56, 4x ER-Bw MAN 1959–66 – 66<br />

1558–92/95/96, 1598–1601<br />

Gesamt (Trieb- und Beiwagen) 148<br />

Im Hinblick auf starken Berufsverkehr war die Haltestelle Trafowerk an der Strecke zum Südfriedhof dreigleisig angelegt. Am 26. März 1994 hielt<br />

Stefan Hinder hier den sechsachsigen Triebwagen 321 mit einem Beiwagen auf der Linie 8 im Bild fest<br />

72 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


Nürnberg<br />

ebenfalls. Auffällig bei den Sechsachsern war<br />

die dreiflügelige Falttür im Heck.<br />

Schwerpunkt Vierachser<br />

Mein Hauptaugenmerk galt allerdings den<br />

Vierachsern, denn ihr Ersatz in Gestalt der<br />

erwähnten 14 Niederflurzüge war bereits bestellt.<br />

Ihr Einsatzgebiet war recht gestreut;<br />

am Freitag sah ich drei Züge (Tw + Bw) auf<br />

der Linie 8, je einen auf den Linien 4 sowie<br />

9, und ein weiterer Zug stand in Bereitschaft<br />

in der Schleife Christuskirche. Die sicherste<br />

Bank, um Großraumwagen zu erwischen –<br />

allerdings ohne Beiwagen –, war jedoch die<br />

kurze Linie 7. Diese war erst kurz zuvor als<br />

Rest der stillgelegten Linie 13 gebildet worden<br />

und fuhr zwischen Hauptbahnhof und<br />

Bayernstraße. Ihr Endstück war geschichts -<br />

trächtig, denn zwischen Allersberger Straße<br />

und Bayernstraße befuhr sie die erste deutsche<br />

Unterpflasterstraßenbahnstrecke aus<br />

dem Jahre 1938. Die Nationalsozialisten<br />

hatten damals ihren Bau wegen des temporär<br />

hohen Verkehrsaufkommens (Reichsparteitage<br />

…) durchgesetzt. Von hohem Verkehrsaufkommen<br />

konnte allerdings 1994<br />

keine Rede mehr sein – zwei solofahrende<br />

Großraumwagen genügten zur Bedienung<br />

der Linie 7, und die weitläufige, menschenleere<br />

und offenbar langsam verfallende Endstation<br />

wirkte bizarr und bedrückend.<br />

Sonnenschein am letzten Tag<br />

Der letzte Tag meiner Rundreise brachte –<br />

entgegen der Vorhersage – recht viel Sonnenschein.<br />

Trotz des Samstags waren einige<br />

Großraumzüge im Einsatz: zwei auf der Linie<br />

8 und einer auf der Linie 9. Außerdem sah<br />

ich erneut eine Garnitur in Bereitschaft an der<br />

Christuskirche. Zunächst stand eine ausführliche<br />

Bereisung der Linie 8 zum Südfriedhof<br />

auf meinem Programm. Besonders interessant<br />

fand ich die Strecke im Bereich des<br />

Nürnberger Rangierbahnhofes: Die Straßenbahn<br />

unterquerte – vom Südfriedhof kommend<br />

– zunächst eine Eisenbahnstrecke, um<br />

dann eingleisig die weitläufige Brücke über<br />

den Rangierbahnhof zu erklimmen.<br />

Eigenartig wirkte auf mich der Plärrer,<br />

früher ein sehr belebter Verkehrsknoten, im<br />

Jahre 1994 nur noch von ganzen zwei Straßenbahnlinien<br />

bedient. Auf der anschließenden<br />

Umrundung der Nürnberger Burg<br />

erwischte ich auch den Tw 701 (MAN<br />

1913) auf der historischen Burgringlinie,<br />

die damals schon an Wochenenden unter<br />

der Liniennummer 5 verkehrte. Den Abschluss<br />

bildete die Linie 3 zum Tiergarten<br />

mit seiner idyllischen Wendeschleife und<br />

der eingleisig im Richtungsbetrieb befahre-<br />

In Mögeldorf fuhr die damalige Linie 3 zum Tiergarten eingleisig im Richtungsbetrieb. Hier ist<br />

der sechsachsige Tw 332 mit einem Beiwagen stadteinwärts unterwegs<br />

Der Tw 333 fährt mit einem Beiwagen durch<br />

die idyllische Endschleife Tiergarten der dama -<br />

ligen Linie 3. Die Wagen mit und ohne Ganzreklame<br />

hielten sich 1994 in etwa die Waage<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

73


Geschichte<br />

Mit blaugoldener Ganzreklame, aber immerhin regionaltypisch<br />

für Nürnberger Lebkuchen, präsentiert sich der vierachsige Tw 259<br />

mit einem Beiwagen am Morgen des 26. März 1994 auf der Linie 8 an<br />

der Endstelle Südfriedhof/Worzelsdorfer Straße<br />

Und 20 Jahre danach?<br />

In Nürnberg ist das 1994 linienmäßig befahrene<br />

Straßenbahnnetz in den vergangenen 20 Jahren<br />

geschrumpft: von 39,5 auf knapp 34 Kilometer,<br />

die von fünf Straßenbahnlinien befahren werden.<br />

Den kurzen Neubaustrecken von Luitpoldhain<br />

nach Dutzendteich und vom Hauptbahnhof zum<br />

Aufseßplatz stehen die Stilllegung der Strecke<br />

nach Ziegelstein (wegen Erweiterung des U-Bahnnetzes)<br />

und die Verkürzung der Strecke zur Bayernstraße<br />

bis zur Tristanstraße (wegen Baumängeln<br />

am alten Straßenbahntunnel) gegenüber.<br />

Auch die Nordumrundung der Burg vom Friedrich-Ebert-Platz<br />

zum Rathenauplatz wird nicht mehr<br />

linienmäßig, sondern nur noch von der Oldtimer-<br />

Linie 15 befahren. Immerhin scheint der Bau der<br />

lange geplanten Verlängerung von Thon nach Buch<br />

nunmehr unmittelbar bevorzustehen.<br />

Den Wagenpark hat die VAG Nürnberg in den<br />

vergangenen zwei Jahrzehnten komplett erneuert<br />

– auch die mit Niederflurmittelteil nachgerüsteten<br />

Tw 361 bis 372 fahren nicht mehr. Der<br />

Straßenbahn-Fuhrpark umfasst drei verschiedene<br />

Typen von Niederflurwagen. In Summe stehen<br />

48 Triebwagen zur Verfügung – das ist eine<br />

bemerkenswert niedrige Zahl für eine 500.000-<br />

Einwohner-Stadt.<br />

nen Ortsdurchfahrt Mögeldorf. Danach<br />

ging es heim nach Oldenburg.<br />

Heute präsentieren sich alle vier bayerischen<br />

Betriebe in völlig anderem Gewand.<br />

Keinen von ihnen habe ich seit diesen Tagen<br />

im Frühjahr 1994 wieder besucht. Geblieben<br />

sind unwiederbringliche Eindrücke,<br />

zahlreiche Fotos – und die Freude darüber,<br />

auch die unverwechselbaren Nürnberger<br />

Vier- und Sechsachser gerade noch rechtzeitig<br />

erlebt zu haben. STEFAN HINDER<br />

Den Plärrer, früher ein sehr belebter Verkehrsknoten<br />

im Straßenbahnnetz, fuhren<br />

1994 nur noch von zwei Linien an. Hier begegnen<br />

sich die mit Niederflurmittelteil ausgestatten<br />

M6-Tw 361 und 370 auf der Linie 6<br />

74<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


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76<br />

n Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten m sm-modell@geramond.de<br />

Ihre Arbeit<br />

gewinnt<br />

Hier endet die kurze Stichstrecke,<br />

die vom Rundkurs abzweigt. Für die<br />

Fahrgäste der Straßenbahn ist ein<br />

Übergang auf die Eisenbahn möglich<br />

Auf dem Streckenabschnitt zum großen Straßenbahnhof treffen wir auf<br />

einen dreiteiligen Dresdner Gelenkzug, der im Eigenbau entstanden ist<br />

Hier sind wir auf dem neu entstandenen Anlagenteil. Ein Linienzug verlässt<br />

das Gleisdreieck, ein Solotriebwagen wartet noch auf Fahrgäste


Anlagenba<br />

Der dreiteilige Gelenkzug fährt in Richtung Stadt. Seit dem Bau des<br />

Gleisdreiecks lassen sich abwechslungsreiche Betriebsabläufe gestalten<br />

Tatütata, die Feuerwehr ist da ... Bus und Tram lassen den Einsatzfahrzeugen<br />

die Vorfahrt. Von einem Balkon aus wird das genau beobachtet<br />

Alte Wikingteile auf<br />

neuem Gleisdreieck<br />

Eine Eisenbahn mit ganz viel Tram n Matthias Bachmann aus Dresden baut die meisten<br />

Straßenbahnteile für seine TT-Anlage selbst. Alte Standmodelle sind dafür oft der Rohstoff<br />

Die Anlage von Matthias<br />

Bachmann aus Dresden ist<br />

keine reine Straßenbahnanlage,<br />

großen Raum nehmen<br />

auch Eisenbahnstrecken und -bauten<br />

ein. „50 Prozent Tram sind aber garantiert“<br />

schrieb Hobbyfreund Bachmann<br />

im SM 7/09, als er seine TTm-<br />

Anlage zum erstenmal vorstellte. Inzwischen<br />

sind fünf Jahre vergangen.<br />

Wie er nachfolgend berichtet, hat er<br />

die Zeit nicht nur zur Anlagenvergrößerung<br />

genutzt.<br />

„Seit Anfang 2014 habe ich für die<br />

Anlage ein eigenes Zimmer zur Verfügung,<br />

sodass sie endlich dauerhaft<br />

komplett aufgebaut werden konnte.<br />

Meine 1:120-Tramanlage ist U-förmig<br />

und besteht aus sechs Teilen.<br />

Gefahren wird auf 9-Millimeter-Gleis<br />

– teilweise im Straßenplanum, aber<br />

auch auf Überlandstrecken mit eingeschotterten<br />

Schienen.<br />

Ein neuer Anlagenteil<br />

Der Schwerpunkt meiner Anlage<br />

ist ein Rundkurs mit einem kleinen<br />

zweigleisigem Straßenbahnhof, der<br />

Umfahrung des Bahnbetriebswerkes,<br />

der Brücke mit Ausweichstelle und<br />

einer kleine Stadt. Von diesem Rundkurs<br />

geht eine Stichstrecke ab. Eine<br />

In der Altstadt dient eine Blockumfahrung zum Wenden der Linienzüge.<br />

Der Arbeitswagen bringt einen Wagen mit Bremssand zu den Endstellen<br />

Vorm Straßenbahnhof gibt es eine Gleisschleife mit Haltestelle für ausrückende<br />

oder endende Züge. Der Drei-Wagen-Zug ist ohne echtes Vorbild<br />

An der Haltestelle Wasastraße wartet ein Arbeitswagen. Bachmann baute<br />

ihn aus alten Wikingteilen und den Fahrwerken von H0e-Diesellokmotiven<br />

strassenbahn magazin 11|2014 77


aßenbahn im Modell<br />

Gleich durchfährt der Arbeitswagen mit seiner Bremssandfuhre das Stadttor. Die Reichsbahn bringt einen Waggon per Straßenroller zum Empfänger<br />

weitere Strecke führt zum großen<br />

Straßenbahnhof. Dieser befindet sich<br />

auf einer eigenen Platte. In den letzten<br />

Jahren ist ein neuer Anlagenteil<br />

mit einem Gleisdreieck entstanden.<br />

Hier habe ich die Gleise teilweise<br />

in Sand verlegt. Der Bau des neuen<br />

Anlagenteils ermöglicht mir jetzt<br />

dank des Gleisdreiecks deutlich interessantere<br />

Betriebabläufe. Gefahren<br />

wird im Analogbetrieb. Meine<br />

Oberleitung dient nicht zur Stromabnahme,<br />

aber trotzdem lege ich Wert<br />

darauf, dass alle Triebwagen mit angelegtem<br />

Stomabnehmer fahren. Um<br />

eine sichere Stromabnahme auch auf<br />

Weichen zu haben, sind einige Beiwagen<br />

mit Radschleifern und stromführenden<br />

Kupplungen versehen.<br />

Ohne Eigenbau geht‘s nicht<br />

Das Angebot an Fertigmodellen in TTm<br />

ist bekanntlich nicht sehr groß, deshalb<br />

ist Eigenbau für mich zwingend<br />

notwendig. Auch bei der Oberleitung<br />

Vorbei am Forsthaus und der Werkstatt fährt der dreiteilige Triebwagen<br />

durch die Bergstraße. Nach wenigen Metern erreicht er die Altstadt<br />

kam ich nur mit Eigenkonstruktionen<br />

zu dem gewünschten Ergebnis. Beim<br />

Bau der Straßenbahnfahrzeuge verwende<br />

ich vorwiegend alte Trammodelle<br />

von Wiking für die Aufbauten.<br />

Als Antriebseinheiten sind die H0e-<br />

Nach dem Verlassen der Haltestelle Wasastraße führen die Straßenbahngleise<br />

um den Ringlokschuppen der Eisenbahn herum. Gleich wird<br />

der Betriebsmittelpunkt Gittersee erreicht. In dem kleinen Depot können<br />

Fahrer oder auch ganze Tramzüge gewechselt werden. Die Namen<br />

der Haltstellen auf der Bachmann-Anlage sind in Dresden und Umgebung<br />

vorhanden, entsprechen aber im Aussehen nicht dem Vorbild<br />

Diesellok von Roco und verschiedene<br />

Spur-N-Lokomotiven gut geeignet.<br />

Zusätzlich verbaue ich Plasteplatten<br />

unterschiedlicher Stärken und Profile<br />

von Evergreen. Meine Modelle<br />

sind natürlich keine 100-prozentigen<br />

Nachbauten von Orginalfahrzeugen.<br />

Sie sind alle in Anlehnung an Dresdner<br />

Fahrzeuge und auch einigen der Thüringerwaldbahn<br />

sowie der Leipziger<br />

Verkehrsbetriebe entstanden.<br />

Dresdner MAN-Triebwagen<br />

Eines meiner ungewöhnlichsten Eigenbau-Fahrzeuge<br />

ist der dreiteilige<br />

Gelenkzug, den es früher in Dresden<br />

mal beim Vorbild gab. Die beiden<br />

einachsigen Endteile stützen sich auf<br />

dem zweiachsigen Mittelteil ab.<br />

In den letzten Jahren habe ich mehrere<br />

Tramfahrzeuge gebaut, darunter<br />

auch den Arbeitswagen zum Bremssandtransport,<br />

der auf einigen Bildern<br />

zu sehen ist. Aus Wikingteilen<br />

entstand auch ein Fahrzeug, das an<br />

Im Depot warten ein Mitteleinstiegswagen und ein Zweiwagenzug auf<br />

nächste Einsätze. Für Oberleitungsarbeiten gibt es zwei Fahrzeuge<br />

78 strassenbahn magazin 11|2014


Anlagenba<br />

Nach der Begegnung mit einem Linienzug fährt ein Gütertriebwagen durch die Altstadt zum großen Straßenbahndepot M. BACHMANN (13)<br />

den Dresdner MAN-Triebwagen erinnert.<br />

Einen großen Gütertriebwagen<br />

mit Bw für den Materialtransport habe<br />

ich aus Teilen von Güterwaggons<br />

aus dem TT-Modellbahnangebot gefertigt.“<br />

MATTHIAS BACHMANN/JOG<br />

n Haben Sie auch eine Anlage, ein<br />

Modul oder ein Trammodell gebaut?<br />

Dann stellen Sie Ihr Werk doch einmal<br />

den anderen SM-Lesern in Text<br />

und Bild vor. Alle unter dieser Ru brik<br />

veröffentlichten Arbeiten werden mit<br />

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Ausgaben ausgezeichnet!<br />

Senden Sie ihren Vorschlag zusammen<br />

mit einem Foto von Ihnen an:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> Modell,<br />

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40 02 09, D-80702 München<br />

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Auch wenn Sie Ihren Vorschlag per<br />

Brief einsenden, eine vorhandene<br />

E-Mail-Adresse bitte immer angeben.<br />

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Die Straßenbahn kommt. Preisers<br />

neue H0-Reisenden warten<br />

mit Gepäck an der Haltestelle<br />

Kartontram und neue Fahrgäste<br />

n Die H0-Verkehrsbetriebe können<br />

sich über neue Fahrgäste freuen.<br />

Preiser hat jetzt vier weitere Packungen<br />

(10640/41 und 10660/61)<br />

mit sitzenden, stehenden und gehenden<br />

Reisenden herausgebracht.<br />

Zu allen Figuren gehören auch<br />

diverse Gepäckstücke. Kartontram-Spezialist<br />

CDT aus Chemnitz<br />

erweitert sein Angebot um einen<br />

fotorealistischen H0-Modellbogen<br />

des Bremer Henschel-Wegmann-<br />

Zuges. Laut CDT-Chef Steffen<br />

Grünes soll das fertige Modell äußerst<br />

stabil sein und mittels Teilen<br />

von Halling und Herrmann & Partner<br />

fahrfähig gemacht auf jeder<br />

Anlage eingesetzt werden können.<br />

CDTs Bremer Straßenbahnmodell aus Karton kostet nur sechs Euro.<br />

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<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · 80702 München<br />

Ergänzungen zum Titelbild SM 10/2014<br />

Eine Gratis-DVD für das Jubiläumsheft 300 – das sorgte für<br />

reichlich Hektik bei der Produktion. Damit die auf der Titelseite aufgeklebte<br />

DVD gut mit dem Titelbild korrespondiert, entschied sich<br />

die Redaktion in München kurzerhand, kein aktuelles Motiv vom<br />

„Tramathon“ aus Nordrhein-Westfalen zu verwenden, sondern<br />

Zu „Eine echte Straßenbahn!“<br />

(SM 10/2014)<br />

Hintergründe zu<br />

Neutrassierungen<br />

In diesem auf Seite 33 abgedruckten<br />

Kommentar zur Eröffnung der Straßenbahn<br />

nach Falkenberg wirft André Marks<br />

die Frage auf, ob es verboten sei, Neu-<br />

Auch Elloks Teil der<br />

Straßenbahn La Paz<br />

Aufgrund eines Missverständnisses<br />

ist im SM 10/2014 unter dem<br />

Beitrag „Höher <strong>hinauf</strong> fuhr keine“<br />

über die Straßenbahn in La Paz versehentlich<br />

Michael Russel als Textautor<br />

angegeben. Doch dieser Text<br />

stammt aus der Feder von Jörg Zimmer.<br />

Dieser fotografierte im Juli<br />

1968 auch die beiden Güterelloks<br />

der als Tram betriebenen Strecke<br />

von El Alto nach La Paz. Sein Sohn<br />

Michael Zimmer entdeckte sie<br />

knapp 40 Jahre später im Mai 2006<br />

im Depot von La Paz abgestellt. AM<br />

baustrecken im Straßenraum anzulegen.<br />

Um diese Frage kurz zu beantworten:<br />

Nein, es ist nicht verboten. Ob aber solche<br />

Strecken neu gebaut werden, hängt<br />

davon ab, wer sie bezahlt.<br />

Für gewöhnlich werden Neubaustrecken<br />

sofern das Investitionsvolumen (anbei<br />

bemerkt: Investitionen sind keine Kosten!)<br />

größer ist als 50 Millionen Euro über<br />

eine im Beitrag über Stuttgarts Reihe 300 nicht platzierte Aufnahme<br />

des Tw 381 zu verwenden. Damit gelangte jedoch versehentlich<br />

ein Fahrzeug auf die Titelseite, welches offiziell nicht zur<br />

Reihe 300 zählte. Leser wie Gottfried Bauer und Dieter Schlipf<br />

erklärte, dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) vielmehr<br />

Anfang der 1960er-Jahre zuvor innerhalb der Reihe 400 geführte<br />

Zweiachser für deren letzte Betriebsmonate mit den bisher unbesetzten<br />

380er Betriebsnummern versah. Hintergrund für diese<br />

Aktion war, dass die SSB weitere von der Maschinenfabrik Esslingen<br />

werksneu eintreffende GT4 mit den Betriebsnummern ab<br />

400 in Zweitbesetzung belegen wollten/belegt haben.<br />

Damit nicht Wagen in Erst- und Zweitbelegung einer Betriebsnummer<br />

zeitgleich unterwegs waren, erhielten die noch im Betriebsbestand<br />

befindlichen zweiachsigen „400er“ eine 380er<br />

Nummer. Äußerlich waren die Umbauwagen aus den alten Reihen<br />

300 und 400 für den Laien kaum zu unterscheiden, so dass<br />

die Münchner Redaktion nichtsahnend die Aufnahme vom Tw<br />

381 (ex Tw 429) am 21. Juli 1961 in der Unteren Königstraße auf<br />

den Titel nahmen … Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.<br />

Die Fotografie von Wilhelm Eckert stammt aus der Sammlung<br />

von Wolfgang Meier.<br />

SM<br />

das 2019 zusammen mit den Entflechtungsmitteln<br />

auslaufende GVFG-Bundesprogramm<br />

zu 50 Prozent gefördert. Diese<br />

Mittel werden nur auf Neubauten gewährt,<br />

welche auf eigenen Bahnkörpern<br />

trassiert sind (vgl. §2(2) GVFG).<br />

Weitere Anteile kommen vom jeweiligen<br />

Bundesland. Die Länder erhalten vom<br />

Bund Entflechtungsmittel, die sie nach Belieben<br />

in den Neubau bzw. Ersatz von<br />

Verkehrsinfrastruktur oder Fahrzeugen investieren<br />

können. Ob Strecken im Straßenraum<br />

gefördert werden, legt jedes Bundesland<br />

individuell fest. Hessen macht dies<br />

beispielsweise, wie die Verlängerung in<br />

Darmstadt-Arheilgen zeigt. Baden-Württemberg<br />

hingegen schließt eine Förderung<br />

in seinem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz<br />

aus. Ein Restanteil von<br />

zehn bis 30 Prozent des Investitionsvolumens<br />

muss die jeweilige Gemeinde selbst<br />

stemmen.<br />

Das heißt natürlich nicht, dass eine<br />

Strecke mit straßenbündigen Abschnitten<br />

generell nicht gefördert werden kann, bei<br />

Beantragung der Zuwendungsmittel muss<br />

jedoch der straßenbündige Anteil herausgerechnet<br />

werden. Er wird dann nicht<br />

gefördert. Beim derzeitigen Bau der Stadtbahn<br />

Nord in Mannheim wird beispielsweise<br />

ein etwa 500 Meter langer Streckenabschnitt<br />

im Straßenraum trassiert.<br />

Diesen muss die Stadt zwar komplett zahlen,<br />

dafür bietet er im Vergleich zur<br />

ursprünglichen Planung aus den 1970er-<br />

Jah ren eine bedeutend bessere Erschließung<br />

des Wohngebiets. Im Umkehrschluss<br />

zeigt diese Regelung aber auch, dass man<br />

zugunsten einer Förderung eine weniger<br />

attraktive Tangentiallösung hätte wählen<br />

können. Es werden in einem solchen Fall<br />

klar falsche Anreize gesetzt, die in anderen<br />

Fällen bereits nicht zur optimalen Lösung<br />

geführt haben. Im Sinne eines attraktiven<br />

und möglichst günstigen Nahverkehrs sollte<br />

es aber im Interesse des Zuwendungsgebers<br />

sein, diese Regelung fallen zu lassen.<br />

Ein neues GVFG – sofern es denn<br />

kommt – wäre dazu die richtige Gelegenheit.<br />

Yannick Schäffner, Mannheim<br />

Zu „Straßenbahngeschichte<br />

abgeschoben?“ (SM 10/2014)<br />

Depotstandort Kassel<br />

Beim Kürzen meines Textes über die<br />

historischen Fahrzeuge der Kasseler Straßenbahnen<br />

ist der Redaktion ein Fehler<br />

unterlaufen. So befindet sich die neue Halle<br />

des Technikmuseums nicht wie auf Seite<br />

10 veröffentlicht an der Ihringshäuser Straße<br />

(von dort stammen die Schienen, wie<br />

80<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014


auf Seite 9 berichtet), sondern an der Wolfhager<br />

Straße, wo bis 1971 die Tramlinie 7<br />

nach Rothenditmold fuhr. Die eingleisige<br />

Strecke lag in der Bundesstraße 251 am<br />

südlichen Straßenrand, so dass die Wagen<br />

stadtauswärts dem Individualverkehr entgegen<br />

fuhren. 1971 ersetzten in diesem<br />

Bereich die Buslinien 18 und 19 die Tram,<br />

woran sich bis heute nichts geändert hat.<br />

Im Verkehrsentwicklungsplan 2030 ist<br />

aber wieder ein Schienenverkehr nach Rothenditmold<br />

und weiter bis Harleshausen<br />

(dorthin verkehren derzeit fünf Buslinien)<br />

vorgesehen. Falls es dazu wirklich kommt,<br />

dann hätte ein Schienenanschluss des<br />

Technikmuseums eine Chance.<br />

Übrigens: Wie ich kürzlich erfuhr, sei<br />

eine Wiederinbetriebnahme der Oldtimer<br />

denkbar. Robert Petzold, Kaufungen<br />

Zu „Darmstädter Beiwagen“<br />

(SM 9/2014)<br />

Fehlerteufel in Tabelle<br />

Vielen Dank für das hervorragende<br />

Heft. Ich habe aber drei Korrekturen zum<br />

Beitrag „Mitläufer durchaus gewollt“. So<br />

hätten in der Übersicht auf S. 48 für die<br />

SB6-Beiwagen die Betriebsnummern 181<br />

bis 202 angegeben werden müssen –<br />

nicht 171 bis 202. Außerdem fuhren die<br />

Beiwagen der Typen SB7 und SB8 nie hinter<br />

ST13-Triebwagen, da diese erst 1998<br />

geliefert worden sind. Die Aufnahme auf<br />

Seite 49 oben zeigt hinter dem Triebwagen<br />

zwei Beiwagen des Typs SB3 (Nummern<br />

132 bis 143), erkennbar an Dach und<br />

Nummer. Thomas Kern, Dinkelsbühl<br />

In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 11 | 2014<br />

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Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:<br />

Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.<br />

Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

Postleitzahlgebiet 0<br />

Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,<br />

Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung<br />

Hermann Sack, 04107 Leipzig,<br />

Harkortstr. 7<br />

Postleitzahlgebiet 1<br />

Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,<br />

Französische Str. 13/14 · Loko Motive<br />

Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,<br />

Regensburger Str. 25 · Modellbahnen<br />

& Spielwaren Michael Turberg, 10789<br />

Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung<br />

Flügelrad, 10963 Berlin,<br />

Stresemannstr. 107 · Modellbahn-<br />

Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34<br />

Postleitzahlgebiet 2<br />

Roland Modellbahnstudio,<br />

28217 Bremen, Wartburgstr. 59<br />

Postleitzahlgebiet 3<br />

Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,<br />

Marktstr. 52 · Train & Play, 30159<br />

Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch<br />

Buch, 38023 Braunschweig, Postfach<br />

3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg<br />

10, 38100 Braunschweig<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,<br />

Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,<br />

40549 Düsseldorf, Will -<br />

stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,<br />

Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -<br />

buchhandlung Jürgen Donat, 47058<br />

Duis burg, Ottilienplatz 6<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Technische Spielwaren Karin Lindenberg,<br />

50676 Köln, Blaubach 6-8 ·<br />

Modellbahn-Center Hünerbein, 52062<br />

Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche<br />

Buchhandlung, 52064 Aachen,<br />

Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung<br />

Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -<br />

str. 78<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,<br />

Solmsstr. 75<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,<br />

70176 Stuttgart, Leuschnerstr. 35<br />

· Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt,<br />

70193 Stuttgart, Schwabstr.<br />

96 · Buchhandlung Albert Müller,<br />

70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -<br />

bahn-Treffpunkt Schweickhardt,<br />

71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.<br />

31 · Osiandersche Buch handlung,<br />

72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·<br />

Buch verkauf Alfred Junginger, 73312<br />

Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund<br />

ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,<br />

Hirsauer Str. 122 · Modellbahnen<br />

Mössner, 79261 Gutach, Landstr.<br />

16 A<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,<br />

80634 München, Schulstr. 19 ·<br />

Augsburger Lok schuppen, 86199<br />

Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag<br />

Benedikt Bickel, 86529 Schroben -<br />

hausen, Ingolstädter Str. 54<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,<br />

Hefners platz 8 · Modell -<br />

spielwaren Helmut Sigmund, 90478<br />

Nürnberg, Schweiggerstr. 5 · Buchhandlung<br />

Rupprecht, 92648 Vohenstrauß,<br />

Zum Beckenkeller 2 · Fried rich<br />

Pustet & ., 94032 Passau, Nibe lun -<br />

gen platz 1 · Schöningh Buchhandlung<br />

& ., 97070 Würz burg, Franziskanerplatz<br />

4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder, 1010 Wien,<br />

Wollzeile 33 · Modellbau Pospischil,<br />

1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische<br />

Fachbuch handlung, 1040 Wien,<br />

Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die<br />

11./12. Oktober, Bremen: Modellbahntage<br />

im Straßenbahnmuseum „Das Depot“<br />

in Sebaldsbrück von jeweils 11 bis<br />

17 Uhr. Vorführung von Modellstraßenbahn-<br />

u. Modellbahnanlagen sowie<br />

Rundfahrten mit historischen Straßenbahnen.<br />

Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Kinder<br />

1,50 Euro. Weitere Informationen unter:<br />

www.fdbs.net<br />

18. Oktober, Halle (Saale): Die Hallesche<br />

Straßenbahnfreunde e.V. laden von<br />

11 bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot<br />

auf die Seebener Straße 191 ein<br />

18. Oktober, München: Lange Nacht<br />

der Museen, das MVG-Museum in der<br />

Ständlerstraße 20 ist von 19 bis 1 Uhr<br />

morgens geöffnet<br />

19. Oktober, Bochum: „MuseumsExpress“<br />

Bochum Hbf – Bf Dahlhausen (S);<br />

fünf Abfahrten in Bochum zwischen<br />

11.02 und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen<br />

zwischen 11.51 und 17.51 Uhr<br />

19. Oktober, Sehnde-Wehmingen:<br />

„Straßenbahn selber fahren“ beim Hannoverschen<br />

Straßenbahn-Museum e. V.<br />

Unter kundiger Anleitung geht es in historischen<br />

Straßenbahnwagen über den<br />

HSM-Rundkurs, Preis pro Runde 18 Euro<br />

(Voranmeldung empfohlen) – siehe<br />

www.tram-museum.de<br />

26. Oktober, Sehnde-Wehmingen:<br />

Herbststimmung im Straßenbahn-Museum,<br />

geöffnet 11 bis 19 Uhr, ab 17 Uhr Laternenumzug,<br />

siehe www.tram-museum.de<br />

1./2. November, Dresden: Herbstöffnungstage<br />

des Dresdner Straßenbahnmuseums<br />

an der Trachenberger Straße<br />

von 10 bis 17 Uhr, parallel Rundfahrten<br />

mit historischen Wagen<br />

1./2. November, Nürnberg: Öffnungstag<br />

im Historischen Straßenbahndepot<br />

St. Peter von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr<br />

letzter Einlass), während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie<br />

15 entlang der Nürnberger Altstadt<br />

2., 9., 16., 23. und 30. November,<br />

Stuttgart: Besuchstage der Straßenbahnwelt<br />

von 10 bis 17 Uhr. Neue Sonderausstellung<br />

„Fahren an der Heimatfront<br />

– Straßenbahn im Krieg“ (bis Mai<br />

2015). Historischer Fahrbetrieb mit der<br />

Straßenbahn-Oldtimerlinie 21 und der<br />

Oldtimer-Buslinie 23E. Am 30. November<br />

ist auf der Linie 21 der Nikolaus zu Gast.<br />

Informationen unter www.shb-ev.info<br />

9. und 23. November, München: das<br />

MVG-Museum in der Ständlerstraße 20<br />

ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet<br />

6. Dezember, Dresden: stündlich Führungen<br />

von 10 bis 17 Uhr durch das<br />

Dresdner Straßenbahnmuseum an der<br />

Trachenberger Straße (letzte Führung 16<br />

Uhr) für 3,– Euro pro Person<br />

6. und 20. Dezember, Halle (Saale):<br />

Die Hallesche Straßenbahnfreunde e.V.<br />

laden zu Adventsfahrten mit HTw ein<br />

6./7. Dezember, Nürnberg: Öffnungstag<br />

im Historischen Straßenbahndepot<br />

St. Peter von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr<br />

letzter Einlass), während der Öffnungszeiten<br />

fährt die historische Burgringlinie<br />

15 entlang der Nürnberger Altstadt<br />

Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.<br />

17 · Buchhandlung Morawa,<br />

1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung<br />

J. Heyn, 9020 Klagenfurt,<br />

Kramergasse 2-4<br />

Belgien<br />

Musée du Transport Urbain Bruxellois,<br />

1090 Brüssel, Boulevard de Smet de<br />

Naeyer 423/1<br />

Tschechien<br />

Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1<br />

Klimentska 32<br />

Dänemark<br />

Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -<br />

husene, Brandvaenget 60<br />

Spanien<br />

Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad<br />

de Elche 5<br />

Großbritannien<br />

ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,<br />

4 Borderside<br />

Niederlande<br />

van Stockum Boekverkopers, 2512 GV,<br />

Den Haag, Westeinde 57 · Norsk<br />

Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,<br />

Kluizeweg 474<br />

Nummer 301 • 11/2014 • November • 45. Jahrgang<br />

Betriebe<br />

Fahrzeuge<br />

Geschichte<br />

www.strassenbahn-magazin.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Postfach 40 02 09 · D-80702 München<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax + 49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@strassenbahn-magazin.de<br />

Verantw. Redakteur:<br />

André Marks, andre.marks@geramond.de<br />

Redaktion:<br />

Michael Krische (Chefredakteur),<br />

Thomas Hanna-Daoud, Martin Weltner<br />

Redaktion Straßenbahn im Modell:<br />

Jens-Olaf Griese-Bande low,<br />

jobandelow@geramond.de<br />

Redaktionsteam:<br />

Berthold Dietrich-Vandoninck, Wolfgang Kaiser,<br />

Michael Kochems, Bernhard Kuß magk,<br />

Ronald Glembotzky, Hans Immer,<br />

Dr. Martin Pabst, Axel Reuther, Robert Schrempf,<br />

Michael Sperl, Guido Mandorf<br />

Redaktionsassistenz: Brigitte Stuiber<br />

ABO –HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 ct/min.)<br />

leserservice@strassenbahn-magazin.de<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Rudolf Gruber<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.527<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anz.-leitung <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Helmut Gassner<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendispo <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong>:<br />

Tel. + 49 (0) 89.13 06 99.130<br />

anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Layout: Karin Vierheller<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung:<br />

Clemens Hahn<br />

Herstellungsleitung:<br />

Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften:<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung:<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

AUTO CLASSIC TRAKTOR CLASSIC SCHIFF CLASSIC<br />

FLUGMODELL MODELLFAN MILITÄR & GESCHICHTE<br />

FLUGZEUG CLASSIC SCHIFFSMODELL CLAUSEWITZ<br />

Preise: Einzelheft Euro 8,50 (D), Euro 9,50 (A),<br />

sFr. 15,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Porto;<br />

Jahresabopreis (12 Hefte) Euro 91,80 (incl. MwSt.,<br />

im Ausland zzgl. Versandkosten)<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifikationsnummer<br />

DE63ZZZ00000314764 des Gera -<br />

Nova Bruckmann Verlagshauses eingezogen. Der<br />

Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin der<br />

Ausgabe, der mit der Vorausgabe ankündigt wird. Den<br />

aktuellen Abopreis findet der Abonnent immer hier im<br />

Impressum. Die Mandatsreferenznummer ist die auf<br />

dem Adressetikett eingedruckte Kundennummer.<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

erscheint monatlich. Sie erhalten die Reihe in Deutsch -<br />

land, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofs buch -<br />

handel, an gut sortierten Zeitschriftenki os ken, im Fachbuchhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle ihre<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manu skripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließ liche Recht zur Ver öffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Ver antwortlich für den redaktionellen Inhalt: André Marks;<br />

verantwortlich für Anzeigen: Rudolf Gruber, beide Infanteriestr.<br />

11a, 80797 München.<br />

ISSN 0340-7071 • 10815<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10| 2014<br />

81<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 8 | 2014


<strong>Vorschau</strong><br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12/2014<br />

erscheint am 14. November<br />

BERNHARD KUSSMAGK<br />

Erinnerungen an<br />

den Mauerfall<br />

1989 mit Berlins<br />

Linie M10 heute<br />

Die Linie M10 schmiegt sich in ihrem halbkreisförmigen<br />

Verlauf an die Berliner Innenstadt<br />

an und hält die zahlreichen aus dem Zentrum<br />

herausführenden Straßenbahnlinien wie<br />

eine Klammer zusammen. Die Endstellen der<br />

M10 befanden sich einst unmittelbar an der<br />

Berliner Mauer. Der Beitrag erinnert zugleich<br />

an den Fall des Eisernen Vorhangs in Berlin<br />

und dessen Folgen für die Straßenbahn …<br />

Weitere Themen der kommenden Ausgabe<br />

WOLFGANG MEIER<br />

Die Straßenbahn<br />

in Reutlingen<br />

Sie wurde vor 40 Jahren eingestellt – die Reutlinger<br />

Straßenbahn. Der Beitrag erinnert an die letzten Betriebsmonate<br />

der „Elektrischen“ am Fuße der<br />

Schwäbischen Alb und deren interessanten Fahrzeugpark.<br />

Dazu geben Augenzeugen ihre Eindrücke<br />

von damals wieder.<br />

Tatra-Ende in Rostock<br />

Seit 30. Juli kommen in Rostock die Tramlink von<br />

Vossloh im regulären Liniendienst zum Einsatz. Damit<br />

endet in der Hansestadt nun in diesen Wochen der<br />

Einsatz der letzten Tatras vom Typ T6A2M – ein Beitrag<br />

über den „letzten Sommer“ dieser Sechsachser<br />

in Nähe der deutschen Ostseeküste, aber auch über<br />

deren Beiwagen. Denn der letzte 4NBWE verließ die<br />

Hansestadt Rostock am 5. Oktober dieses Jahres …<br />

Neubaustreckenabschnitt<br />

in Essen geht in Betrieb<br />

Am 19. Oktober eröffnet die Essener Verkehrs AG<br />

(EVAG) im Westviertel und in Holsterhausen den<br />

BOMBARDIER TRANSPORTATION<br />

1,3 Kilometer langen Neubauabschnitt der Linie 109<br />

am Krupp-Gürtel. Ab dem folgenden Tag kommen<br />

voraussichtlich die neuen Niederflurwagen vom Typ<br />

NF2 im regulären Liniendienst zum Einsatz. Der Beitrag<br />

widmet sich sowohl der Neubaustrecke als auch<br />

dem aktuellen Fahrzeugeinsatz in Essen.<br />

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Das besondere Bild<br />

Das besondere Bild<br />

Von Ende September bis Anfang Oktober findet auf<br />

dem „Wasen“ im 1905 nach Stuttgart eingemeindeten<br />

Bad Cannstatt jährlich das Cannstatter Volksfest<br />

statt. Erstmals wurde es am 28. September 1818<br />

gefeiert – in den vergangenen knapp 200 Jahren verlängerten<br />

die Organisatoren die Dauer dieser oft auch als „Cannstatter<br />

Wasen“ bekannten Veranstaltung auf inzwischen 17 Tage.<br />

In den 1960er-Jahren gab es in Stuttgart noch vier große<br />

Brauereien, die sich mit einem eigenen Festzelt auf dem Wasen<br />

am Volksfest beteiligten. Als Werbung für den Besuch ihres<br />

Zeltes schickte „Schwaben-Bräu“ u.a. am Samstag, dem 4. Oktober<br />

1969, den Tw 864 über das Stuttgarter Netz. Wo immer<br />

der Zweiachser hielt, verteilte die Brauerei an den Haltestellen<br />

Freibier! Eine Mitfahrt in dem Wagen war nicht gestattet<br />

– er war mit Bierdosen und -fässern beladen.<br />

Der markante Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofes ist bis<br />

heute erhalten und bleibt es auch, aber der Anbau rechts davon<br />

fiel inzwischen dem Projekt „Stuttgart 21“ zum Opfer. Geschichte<br />

ist außerdem natürlich die oberirdische Gleisführung. Längst<br />

ist der Schienenpersonennahverkehr in diesem Bereich in einen<br />

Tunnel verdrängt. Beim Tw 864 handelt es sich um einen so genannten<br />

„Gartenschauwagen“. Die Stuttgarter Straßenbahnen<br />

AG hatte anlässlich der Reichsgartenschau 1939 insgesamt 24<br />

zweiachsige Stahltriebwagen beschafft. Alle 17 nach dem Krieg<br />

noch verwendbaren Fahrzeuge ließen die SSB ab Mitte der 1950er-<br />

Jahre modernisieren, aber schon Anfang der 1970er-Jahre verschrotten;<br />

erhalten blieben nur der Tw 851 als betriebsfähiger<br />

Museumswagen sowie der Tw 859. Er wird zur Zeit in Gera in<br />

seinen Ursprungszustand zurückversetzt.<br />

TEXT: ANDRÉ MARKS; FOTO: DIETER SCHLIPF<br />

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