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Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

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KAPITEL 1<br />

EINE KURZE GESCHICHTE DER IMAGINATIONSFORSCHUNG<br />

Die Untersuchung des Inhalts <strong>und</strong> der Funktion von Fantasien, Tagträumen<br />

<strong>und</strong> <strong>Imagination</strong>en ist mit der wechselvollen Geschichte psychologischer Forschung<br />

von Anfang an aufs engste verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> spiegelt daher auch den<br />

Wandel in den Forschungsansätzen <strong>und</strong> somit die Identitätsfindung dieser<br />

noch vergleichsweise jungen Wissenschaft wider. Sir Francis Galton bemühte<br />

sich als einer der ersten um einen empirischen Zugang zur Erforschung <strong>und</strong><br />

Messung mentaler Vorstellungsbilder. In Erinnerung bleibt vor allem sein<br />

"Frühstückstisch-Test", bei dem sich seine Probanden ihren morgendlichen<br />

Frühstückstisch in Erinnerung rufen <strong>und</strong> diesen detailliert beschreiben sollten.<br />

Dieser Test stellte einen ersten Versuch dar, Unterschiede in der <strong>Imagination</strong>sfähigkeit<br />

standardisiert zu erfassen. In seinem bahnbrechenden Werk<br />

"Die Traumdeutung" setzte Sigm<strong>und</strong> Freud (1900/1991) das Verständnis für<br />

den Traum gleich mit der Entschlüsselung der Prozesse des Unbewußten.<br />

Träume <strong>und</strong> Tagträume sind Freuds Theorie zufolge die Fenster zu jenen<br />

Strebungen, Wünschen <strong>und</strong> Konflikten einer Person, denen kein direkter<br />

Zugang zum Bewußtsein gewährt werden kann. In seiner "Einführung in die<br />

Psychologie" äußerte Wilhelm W<strong>und</strong>t (1911) die Auffassung, daß Vorstellungsbilder<br />

<strong>und</strong> Wahrnehmungen einander so ähnlich seien, daß sich eine<br />

getrennte Behandlung beider Kognitionsprozesse nahezu erübrige. Und<br />

schließlich widmete William James (1890/1983) in seinen "Principles of<br />

Psychology" neben dem stream of thought auch der <strong>Imagination</strong> ein eigenes<br />

Kapitel.<br />

Doch nur wenige Jahre nach Erscheinen der Hauptwerke dieser Begründer<br />

moderner Psychologie wurden <strong>Imagination</strong> <strong>und</strong> Fantasie als Gegenstände<br />

psychologischer Forschung aus den Labors, aus der psychologischen Fachsprache<br />

<strong>und</strong> aus der Theoriebildung verbannt. Zwei Ursachen lassen sich für<br />

diese Entwicklung festmachen, die eine ist offensichtlich, die andere eher<br />

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