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Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

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erst aus einem mentalen Bild <strong>und</strong> seinen Transformationen erschlossen werden<br />

müssen.<br />

Eine interessante Erweiterung erfährt das Prinzip der impliziten Enkodierung<br />

bei der Generierung neuer Bilder aus bereits bekannten Einzel- oder<br />

Teilbildern. In der Literatur über Kreativität finden sich immer wieder anekdotische<br />

Berichte über Wissenschaftler, die entscheidende Entdeckungen<br />

durch den aktiven Gebrauch von <strong>Imagination</strong>en machten (diskutiert in Weisberg,<br />

1989; Roe, 1950/51). Von dem Physiker Richard Feynman beispielsweise<br />

ist bekannt, daß er sich regelmäßig in seiner Fantasie mit allen Sinnen<br />

in die Welt der Teilchen <strong>und</strong> Quanten hineinversetzte <strong>und</strong> versuchte, ihr<br />

<strong>Verhalten</strong> auf diese Weise direkt zu "sehen" <strong>und</strong> zu erfahren, um zu neuen<br />

Erkenntnissen zu kommen (Gleick, 1992). Auch in der imagery-Forschung<br />

kognitiver Prägung wurde dieses Thema aufgegriffen. Pinker, Farah <strong>und</strong><br />

Finke (berichtet in Finke, 1989, S. 131 ff.) konnten zeigen, daß in der<br />

<strong>Imagination</strong> durch die Veränderung <strong>und</strong> Überlagerung bekannter Objekte neue<br />

Objekte entstehen können, die eindeutig identifizierbar sind. Eine Aufgabe,<br />

die sie in ihren Untersuchungen den Probanden stellten, lautete beispielsweise:<br />

Stellen Sie sich den Buchstaben B vor. Rotieren Sie ihn um 90 Grad nach<br />

links. Befestigen sie an seiner unteren Seite ein gleichseitiges Dreieck, das<br />

genauso breit ist wie der rotierte Buchstabe <strong>und</strong> das mit der Spitze nach unten<br />

zeigt. Entfernen Sie sie horizontal verlaufende Linie aus dem entstandenen<br />

Gebilde. Was sehen Sie? Die Lösung bei dieser Aufgabe lautete "ein Herz".<br />

Wurden die Transformationen bei dieser Art von Aufgaben falsch ausgeführt,<br />

wurde das resultierende Muster kein einziges Mal richtig erkannt, was<br />

deutlich gegen eine Erklärung der Ergebnisse auf der Gr<strong>und</strong>lage amodal<br />

repräsentierten Wissens spricht. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen<br />

zeigen, daß durch <strong>Imagination</strong> auch neue Information gewonnen werden kann,<br />

die aus der Kombination bereits bekannter Elemente resultiert, aber nicht in<br />

jedem dieser Elemente für sich genommen enthalten bzw. bereits amodal<br />

repräsentiert ist (vgl. auch Finke, Ward & Smith, 1992).<br />

Der quasirealistische Charakter von <strong>Imagination</strong>en trägt weiterhin auch<br />

dazu bei, daß es mitunter schwierig ist zu entscheiden, ob eine Erinnerung an<br />

ein Ereignis auf die tatsächliche Beobachtung des Ereignisses oder auf die<br />

bildhafte Vorstellung des Ereignisses zurückzuführen ist. Johnson, Raye,<br />

Wang <strong>und</strong> Taylor (1979) zeigten ihren Probanden eine Serie von Bildern<br />

zweimal, fünfmal oder achtmal <strong>und</strong> ließen sie die Bilder ebenfalls zweimal,<br />

fünfmal oder achtmal imaginieren. Anschließend sollten die Versuchspersonen<br />

angeben, wie oft sie jedes Bild tatsächlich gesehen hatten. Unabhängig von<br />

der Anzahl der Bilddarbietungen glaubten Probanden, die die Bilder häufiger<br />

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