24.10.2014 Aufrufe

Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aktivationsmuster der Gesichtsmuskulatur, die einem heiteren Gesichtsausdruck<br />

entsprachen. Traurige <strong>Imagination</strong>en bewirkten das Gegenteil. Interessant<br />

ist bei dieser Untersuchung die Tatsache, daß sich die Effekte der<br />

<strong>Imagination</strong>en in der Gesichtsmuskelaktivierung sogar bei solchen Versuchspersonen<br />

nachweisen ließ, die im Selbstreport keine Veränderung ihrer<br />

Stimmung angaben. Dieser Bef<strong>und</strong> illustriert, daß <strong>Imagination</strong>en zuverlässig<br />

emotionale Reaktionen auslösen können, die selbst dann physiologisch noch<br />

nachweisbar sind, wenn die untersuchte Person sie nicht bewußt wahrnimmt.<br />

Darüber hinaus ist denkbar, daß <strong>Imagination</strong>en C ähnlich wie Wahrnehmungen<br />

C emotionale Reaktionen auslösen können, die nicht durch übergeordnete<br />

kognitive Interpretationsprozesse vermittelt werden müssen (Zajonc, 1980).<br />

Eine andere Erklärungsmöglichkeit für die von Sirota <strong>und</strong> Schwartz (1982)<br />

berichteten Ergebnisse ist, daß Probanden, die keine Veränderung in ihrer<br />

Stimmung angaben, zur Verdrängung (Repression) emotionaler Vorgänge <strong>und</strong><br />

Signale neigten (Schwartz, 1990). In vielen weiteren Studien zur physiologischen<br />

Messung emotionaler <strong>Imagination</strong>seffekte wurden auf der Seite der<br />

unabhängigen Variablen die Art der durch die <strong>Imagination</strong> ausgelösten Emotionen<br />

(z.B. Ärger, Trauer, Angst, Freude) differenziert sowie auf der Seite<br />

der abhängigen Variabeln die Messung physiologischer Parameter variiert<br />

(z.B. EEG, Puls, Blutdruck, Hautleitwiderstand, Speichelfluß, Augenbewegungen,<br />

etc.; z.B. Schwartz, Weinberger & Singer, 1981; zusammenfassend<br />

Qualls, 1982/83; Richardson, 1984). Qualls (1982/83) zieht aus den Ergebnissen<br />

solcher Untersuchungen folgenden Schluß: "[...] the physiological<br />

responses during imagery of a specific situation or stimulus parallel the<br />

physiological responses during exposure to the actual situation or stimulus<br />

itself." (S. 93)<br />

Natürlich zeigen solche Studien zugleich, daß die emotionale Bedeutsamkeit<br />

von <strong>Imagination</strong>en in der subjektiven Wahrnehmung der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit tatsächlich wahrgenommener Situationen in vieler Hinsicht<br />

gleicht, wenn man von den bereits diskutierten Einschränkungen beim Erkennen<br />

von Emotionen absieht. Lyman <strong>und</strong> Waters (1989) kehrten in ihrer<br />

Forschung den Spieß um <strong>und</strong> berichten, daß verschiedene Emotionen spezifische<br />

<strong>Imagination</strong>en nach sich ziehen, die nach Art, Anzahl <strong>und</strong> qualitativen<br />

Merkmalen von Emotion zu Emotion gut differenzierbar sind. Auch kann<br />

<strong>Imagination</strong>, anders als Wahrnehmung, zur Kontrolle <strong>und</strong> Veränderung von<br />

Emotionen eingesetzt werden (Taylor & Schneider, 1989). So konnte Smrcek<br />

(1994, <strong>1996</strong>) belegen, daß <strong>Imagination</strong>en in dem Maße weniger emotionsauslösend<br />

wirken, in dem sie wirklichen Wahrnehmungen unähnlich gemacht<br />

werden. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, daß bei einer visuellen<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!