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Schultheiss, O. (1996). Imagination, Motivation und Verhalten

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eine Rolle spielten. Konkret bedeutet dies z.B. für visuelle Repräsentationen,<br />

daß eine Person das Gesicht eines Bekannten an einer bestimmten Stelle innerhalb<br />

ihres visuellen Systems rekonstruieren muß, damit sie etwa Auskunft<br />

über die Haarfarbe des Bekannten geben kann. Diese Information wäre ihr auf<br />

andere Weise nicht zugänglich, es sei denn die Person hätte sich explizit<br />

eingeprägt, welche Haarfarbe der Bekannte hat.<br />

Welche Belege gibt es, die die Existenz eines eigenständigen, modalitätsabhängigen<br />

Repräsentationsformats für Sinneswahrnehmungen stützen?<br />

Evidenz hierfür kommt aus drei Forschungsbereichen, wovon die ersten<br />

beiden in enger Verwandtschaft zueinander stehen, der dritte jedoch C zu<br />

Unrecht C meist geringere Beachtung findet. Der erste Bereich umfaßt<br />

Bef<strong>und</strong>e zu den neurophysiologischen Gr<strong>und</strong>lagen des Sehens <strong>und</strong> der visuellen<br />

<strong>Imagination</strong>. Hier sind in den letzten Jahren die größten Fortschritte in der<br />

<strong>Imagination</strong>sforschung erzielt worden, da es endlich gelang, auch in der<br />

Anatomie <strong>und</strong> Funktionsweise des Gehirns enge Parallelen zwischen Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> <strong>Imagination</strong> im Bereich visueller Informationsverarbeitung<br />

nachzuweisen. Der zweite Bereich betrifft die Forschung zu den kognitiven<br />

Parallelen zwischen <strong>Imagination</strong> <strong>und</strong> Wahrnehmung. Auch hier beschäftigen<br />

sich die weitaus meisten Arbeiten mit dem visuellen System. Der dritte<br />

Bereich schließlich beinhaltet Forschungsarbeiten zur Bedeutung bildhafter<br />

Denkprozesse für die Entstehung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung von Emotionen <strong>und</strong><br />

emotionalen Fehlanpassungen sowie zur Therapie von affektiven Störungen.<br />

Diese drei Forschungsansätze werden im folgenden eingehender dargestellt.<br />

9<br />

Neurophysiologische Parallelen<br />

Wenn bildhafte Informationen tatsächlich in einem modalitätsspezifischen<br />

Repräsentationsformat gespeichert werden, das sich von amodalen Repräsentationen<br />

unterscheidet, dann C so lautet eine Forderung von Kritikern der<br />

imagery-Forschung C müßten sich auch Strukturen <strong>und</strong> Prozesse im menschlichen<br />

Gehirn nachweisen lassen, die in spezifischer Weise mit dem Aufruf<br />

bildhaft gespeicherten Wissens in Verbindung stehen (Anderson, 1978).<br />

Demnach würden visuelle <strong>Imagination</strong>en mit Aktivität in den visuellen Zentren<br />

des Gehirns einhergehen, auditorische <strong>Imagination</strong>en mit Aktivität in den<br />

auditorischen Arealen, Vorstellungen über Bewegungsabläufe mit Aktivität in<br />

den motorischen Bereichen etc.<br />

Die Vermutung, daß <strong>Imagination</strong> auf die gleichen Hirnstrukturen zugreift<br />

wie Wahrnehmungsprozesse, ist alt, konnte aber erst mit dem Aufkommen

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