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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 27.10.2014 (Vorschau)

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Geld<br />

Besser als ihr Ruf<br />

FINANZEN | Kostet ein gutes Gewissen bei der Geldanlage Rendite?<br />

Eine neue Studie kommt zu einer eindeutigen Antwort.<br />

Grüner Makler<br />

Der Ratinger Geldprofi<br />

Döppeler legt<br />

strenge Standards<br />

in Sachen Ökologie<br />

und Ethik an<br />

Wer in nachhaltige Fonds investiert,<br />

sollte sein Geld für<br />

mindestens fünf Jahre anlegen<br />

F<br />

Für Freunde grüner Investments sind es harte<br />

Zeiten. Erst schmierten zwischen 2006 und<br />

2011 die Kurse hochgelobter Solaraktien ab,<br />

etliche Firmen rutschten gar in die Insolvenz.<br />

Kurz darauf wiederholte sich die Pleitewelle bei Ökounternehmen,<br />

die mit Mittelstandsanleihen die Anleger<br />

gelockt hatten. Zu allem Überfluss erwischte es Anfang<br />

des Jahres auch noch Prokon. Das Itzehoer<br />

Unternehmen hat rund 1,4 Milliarden Euro für Windparks<br />

eingesammelt, 75 000 Anleger zittern derzeit um<br />

ihr Geld. Spätestens seit diesem Skandal gelten grüne<br />

Investments vielen Anlegern als Verlustbringer.<br />

Umso überraschender ist das Ergebnis einer neuen<br />

Studie von Christian Klein, Professor für Unternehmensfinanzierung<br />

an der Universität Kassel: „Nachhaltige<br />

Geldanlagen liefern langfristig keine schlechtere<br />

Performance als traditionelle Investments. In vielen<br />

Fällen schneiden sie sogar besser ab.“<br />

Der Praktiker Jürgen Döppeler kann die Erkenntnis<br />

bestätigen. Allerdings müssten Anleger ein paar wichtige<br />

Regeln beachten. Döppeler ist Finanzmakler in<br />

Ratingen nahe Düsseldorf und stellvertretender Vorsitzender<br />

von Ökofinanz-21, einem bundesweiten Netzwerk<br />

für nachhaltige Vermögensverwaltung.<br />

Hochschullehrer Klein hat in einer Metastudie 35<br />

Untersuchungen anderer Forscher analysiert. Denn<br />

bislang herrschte eine wahre Kakofonie. Manche Arbeiten<br />

sahen nachhaltige Investmentfonds vorne, andere<br />

hinten. „Wir wollten uns endlich einen aussagekräftigen<br />

Überblick verschaffen“, sagt Klein.<br />

Das Ergebnis: In den vergangenen Jahren zeigten 14<br />

Analysen, dass nachhaltige Fonds langfristig aussichtsreicher<br />

sind. Nur sechs sahen konventionelle Portfolios<br />

vorn. 15 Studien stellten keinen nennenswerten<br />

Performance-Unterschied fest.<br />

WIDERSPRUCH ZUR KLASSISCHEN THEORIE<br />

„Demnach haben nachhaltige Kriterien auf lange Sicht<br />

zumindest keinen negativen Einfluss auf den Anlageerfolg“,<br />

formuliert Klein vorsichtig. Und es gebe sogar<br />

Indizien, dass ihre Performance im Schnitt besser sei,<br />

was aber noch nicht erwiesen sei. „Hier ist weitere Forschungsarbeit<br />

notwendig“, sagt er.<br />

Ob ethisch-soziale Geldanlagen langfristig gleichwertig<br />

zu herkömmlichen sind, bleibt umstritten. Experten<br />

wie Andreas Beck <strong>vom</strong> Münchner Institut für<br />

Vermögensaufbau halten sie „fast zwingend“ für<br />

schlechter. Wer derart investiere, so das Argument,<br />

könne weniger breit streuen – und gehe daher höhere<br />

FOTO: ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

22 Green Economy <strong>27.10.2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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