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Spaces of Production - European Kunsthalle

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129 Die Idee des wachsenden Museums ist in der Architekturgeschichte nicht gänzlich neu.<br />

130<br />

Bereits 1928 entwarf Le Corbusier eine Spiralform für das Mundaneum. Das «Museum in<br />

Quadratspiralform» sollte, einer Schnecke vergleichbar, von der Mitte aus konzentrisch<br />

wachsen. 1959 gewann Alfred Mansfeld mit seinem Entwurf für ein wachsendes israelisches<br />

Nationalmuseum der Künste, das zu dem Zeitpunkt weder über eine Sammlung<br />

noch über ein Baubudget verfügte. Mansfelds Grundsätze von «Veränderung, Wachstum<br />

und Ungewissheit» führten zu einer Entwurfsstrategie, die weniger kompositionsorientiert<br />

als vielmehr systemorientiert war und somit auch die zeitgenössische strukturalistische<br />

Diskussion reflektierte. Grundmodul war eine Beton-Pilzstruktur – ein von einer zentralen<br />

Säule aus gestützter Schirm, der eine Fläche von über 100 Quadratmetern überspannte<br />

und für verschiedene Programme genutzt werden konnte. Der Wachstumsprozess wurde<br />

durch ein Raster strukturiert, auf dem vielfältige Variationen der immer gleichen Modulteile<br />

realisiert werden konnten. Tatsächlich wurde das von Mansfeld entwickelte Grundprinzip<br />

fast durchgängig beibehalten, wenngleich die Gestaltung einiger Module durch später<br />

beauftragte Architekten abgewandelt wurde.<br />

Ein weiteres Beispiel für einen langsamen, akkumulierenden Wachstumsprozess ohne<br />

Masterplan ist das Louisiana Museum in Dänemark. Von 1957 an wuchs das Museum durch<br />

immer weitere Erweiterungen, die von den Architekten Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert<br />

geplant wurden. Die Architekten reagierten intuitiv auf die vorhandene Parklandschaft mit<br />

altem Baumbestand, den Blick zum Meer und die vorhandene Neunzehnte Jahrhundert-<br />

Villa. Zu ersten Villa-Erweiterungen kamen immer neue Galerieräume und Sonderbauten<br />

hinzu, welche die Architekten an die jeweils bestehende Gebäudestruktur anschlossen und<br />

dabei geschickt um die vorhandene Vegetation und Topografie navigierten. Mit den letzten<br />

Erweiterungen schloss sich die entstandene Struktur zu einer Kreisform und damit zu<br />

einem kohärenten Gebilde zusammen.<br />

Das durch «<strong>Spaces</strong> <strong>of</strong> <strong>Production</strong>» entwickelte Modell versucht Bezüge zu den vielfältigen<br />

Referenzprojekten herzustellen und zugleich das Thema der wachsenden Galerie<br />

weiter zu denken. Das im Folgenden skizzierte Modell des «Corps Exquisite» verbindet das<br />

Prinzip der Akkumulation mit der Idee einer beständig wechselnden Autorschaft für die<br />

Erweiterungen. Wachstum wird zum kuratorischem Prinzip.<br />

Mundaneum (1928)<br />

Determiniertes Modell: Le Corbusiers<br />

Wachstumskonzept für eine Kunstinstitution<br />

nach dem Prinzip eines<br />

Schneckengehäuses<br />

Louisiana (1957–2007)<br />

Improvisiertes Modell: Jørgen Bo und<br />

Vilhelm Wohlerts Einzelprojekte der<br />

Museumserweiterungen reagieren<br />

jeweils neu auf den Bestand.<br />

Israelmuseum (1962–2007)<br />

Modulares Modell: Al Mansfelds <strong>of</strong>fenes<br />

Wachstumskonzept nach dem Prinzip<br />

akkumulierender Einzelmodule.

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