Spaces of Production - European Kunsthalle
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143 No Bricks: modulare und temporäre Ökonomie<br />
144<br />
Geschwindigkeit und Dauer des Wachstums wird vor allem durch die der <strong>Kunsthalle</strong><br />
zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel bestimmt. Durch die Entkoppelung der<br />
einzelnen Komponenten der <strong>Kunsthalle</strong> entsteht finanzieller Spielraum. Die Unterhaltskosten<br />
der Kernfunktionen erfordern zwar öffentliche Subvention, bleiben aber überschaubar.<br />
Wachsende Raumkomponenten und Projekte können möglicherweise auch durch die<br />
Partnerschaft mit privaten Stiftungen und Förderern realisiert werden. Hierbei entspricht<br />
das modulare, projektorientierte Prinzip des «Corps Exquisite» der Förderpraxis, die in der<br />
Regel keine Gebäude aus einem Guss finanziert. Stiftungen und Sponsoren fördern selten<br />
Architektur-Hardware. Anders als in der privaten Förderpraxis in den Vereinigten Staaten, in<br />
der zahlreiche Kunstinstitutionen von privaten Spendern errichtet wurden (Busch-Reisinger<br />
Museum etc.), wird in Europa und insbesondere im deutschen Kontext kaum in dauerhafte<br />
Gebäude («No Bricks»), sondern fast ausschließlich in temporäre Projekte investiert. Gemäß<br />
dieser Logik geht es dem Konzept für die <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong> um künstlerisch-architektonische<br />
Module, die weniger «Hardware» als «S<strong>of</strong>tware» sind. Sie sind ereignisorientiert und<br />
damit zeitlich und organisatorisch unabhängig voneinander kontrollierbar, kuratierbar und<br />
vermittelbar.<br />
Wenn Mittel nur begrenzt zur Verfügung stehen, können Module auch temporär<br />
realisiert, verliehen oder gar analog dem Beispiel des Serpentine Pavilion veräußert werden.<br />
Die Serpentine Gallery initiiert jedes Jahr einen temporären Bau (ein von wechselnden<br />
Stararchitekten projektiertes «landmark building»), der für drei Sommermonate im Londoner<br />
Hyde Park errichtet wird. Die Projekte sind außerordentlich kurzfristig angelegt: Von der<br />
Beauftragung an einen Architekten oder Künstler bis zur Eröffnung vergehen in der Regel<br />
nur sechs Monate. Dabei fließen von der Serpentine Gallery unmittelbar keine Gelder in die<br />
Finanzierung des Projekts, d. h. das Budget speist sich aus Sponsorengeldern von sechs<br />
verschiedenen Sponsorenkategorien (Platinum, Gold, Silver etc.) und dem anschließenden<br />
Verkauf des demontierbaren Pavillons (üblicherweise nicht mehr als 40 Prozent der Ge-<br />
Corps Exquisite als ökonomisches<br />
Prinzip: Kontinuierliche Finanzierung<br />
ist nur für die Betreibung der Kernfunktionen<br />
erforderlich (orange).<br />
Erweiterungsprojekte könnten auf<br />
separaten Konstruktions- und<br />
Betreibungsbudgets basieren, ggf.<br />
im Rahmen von Sponsorenpartnerschaften.<br />
Erweiterungsbudgets: Die Entwicklung<br />
und Realisierung von Erweiterungsbausteinen<br />
orientiert sich an den ständig<br />
wechselnden finanziellen Spielräumen.<br />
2008 2009 2010