Spaces of Production - European Kunsthalle
Spaces of Production - European Kunsthalle
Spaces of Production - European Kunsthalle
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109 Instabiles Modell<br />
110<br />
Gründungsphase<br />
Die <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong> konstituierte sich als eine Institution ohne Gebäude und<br />
ohne eigenen Ausstellungsraum. Büroräume wurden vom Kulturdezernat zur Verfügung<br />
gestellt. Es entstand eine unabhängige, quasi parasitäre Kernstruktur ohne feste Ausstellungsräume.<br />
Die Programmgestaltung der <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong> war folglich geprägt von<br />
instabilen Raumkonfigurationen. Doch was aus lokaler Perspektive pragmatisch und<br />
improvisiert erscheinen mochte, ist im Kontext internationaler Institutionspraxis eine<br />
durchaus gängige strategische Alternative zu klassischen Institutionen. Vergleichbar mit<br />
Institutionen wie dem Londoner Artangel (einer Ausstellungsagentur, die sich allein auf die<br />
Produktion von Kunstwerken spezialisiert hat, die dann an unterschiedlichen Orten präsentiert<br />
werden) oder der Mailänder Fondazione Trussardi war die <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong> durch<br />
die Trennung zwischen Kernzelle (Büros) als kuratorischem und organisatorischem Produktionsort<br />
zum einen und den wechselnden, nur temporär genutzten Ausstellungsorten zum<br />
anderen charakterisiert. Von Teilen der Öffentlichkeit wurde die «raumlose» Institution als<br />
Geburtsmakel gesehen, erlaubte aber intern die Durchsetzung eines produktiven Arbeitens<br />
mit «leichtem Gepäck». In der Reduktion auf das Wesentliche wurden die für viele traditionelle<br />
Kulturinstitutionen typischen Zwänge, die sich aus hohen Gebäudeunterhaltskosten<br />
ergeben, minimiert. In Zusammenarbeit mit den Kuratoren entwickelte «<strong>Spaces</strong> <strong>of</strong> <strong>Production</strong>»<br />
räumliche Strategien für die <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong> als «instabile Institution», die unter<br />
realen Ausstellungsbedingungen umgesetzt und getestet wurden. Diese angewandte<br />
Forschung ist geprägt durch dezentrale Formate wie die Diskursreihe «Under Construction»<br />
oder das Ausstellungskonzept «Modelle für Morgen: Köln», die auf temporären Interventionen<br />
in existierende Stadträumen oder Institutionen basieren.<br />
Anhand dieser konkreten Projekte wurden Parameter getestet, die für jede zeitgenössische<br />
Kulturinstitution essenziell sind: Zugänglichkeit, Öffnungszeiten, Sichtbarkeit.<br />
Für «Modelle für Morgen:Köln» wurde auf Basis des kuratorischen Konzepts des «nachöffentlichen<br />
Raums» ein umfangreiches räumliches Inventar von alltäglichen Orten der<br />
Kölner Innenstadt angelegt und in Bezug auf ihre Organisationsstrukturen, Öffnungszeiten<br />
und Logik von Inklusion und Exklusion kategorisiert. In der Annahme, dass «Zugang» ein<br />
wesentliches Kriterium jeder zukünftigern Kunstinstitution ist, wurde der Grad der Zugänglichkeit<br />
zum räumlichen Kategorisierungswerkzeug: private Räume, die durch die Ausstellung<br />
überhaupt erst erschlossen werden; private Räume mit selektivem Zugang für Kunden<br />
(Bank); private, aber allgemein zugängliche Räume; öffentliche, aber temporär geschlossene<br />
Räume und schließlich öffentliche, permanent zugängliche Territorien. Aus Call Shops,<br />
Banken, Fitnessstudios, Tankstellen, öffentlichen Verwaltungsgebäuden, Hotels und anderen<br />
Orten wurden schließlich 22 Ausstellungsräume ausgewählt, die in ihrer Gesamtheit das<br />
zunehmend unscharfe Terrain zwischen den traditionellen Begriffsdefinitionen «privat» und<br />
«öffentlich» neu verhandeln.<br />
Unsichtbare Kernzelle: Grundriss<br />
des Büros der <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong>,<br />
das zum Produktionsort für instabile<br />
Ausstellungsszenarien in Köln wurde<br />
Raumkonzept «Under Construction»<br />
(März 2006): Die öffentliche Diskursserie<br />
fand an täglich wechselnden<br />
Standorten in Köln statt.<br />
Galeriestandorte der «KölnShow2»:<br />
18 Kölner Galerien partizipierten an<br />
der von der <strong>European</strong> <strong>Kunsthalle</strong><br />
initiierten und koordinierten Ausstellung<br />
(April–Mai 2007)<br />
Raumkonzept «Modelle für Morgen:<br />
Köln»: 22 alltägliche Orte in der Kölner<br />
Innenstadt werden Teil der temporären<br />
Ausstellung. (März–April 2007)