Mathematisches Denken und Arbeiten
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Wir haben oben ein gr<strong>und</strong>legendes Prinzip der Mengenlehre verwendet, nämlich das Extensionalitätsprinzip:<br />
Zwei Mengen sind genau dann gleich, wenn sie dieselben Elemente haben.<br />
In Quantorensprache:<br />
∀x, y, z : ((z ∈ x) ⇐⇒ (z ∈ y)) ⇐⇒ (x = y) (4.1)<br />
Hier sind x, y <strong>und</strong> z Mengen, denn wir argumentieren stets im Kontext der Mengenlehre. (Auch<br />
Elemente von Mengen sind Mengen; dazu später mehr.) Das Extensionalitätsprinzip bringt zum<br />
Ausdruck, dass eine Menge vollständig durch ihre Elemente bestimmt ist <strong>und</strong> keine weiteren<br />
verborgenen Eigenschaften hat. Dieses Prinzip impliziert auch, dass keine Anordnung oder Reihung<br />
der Elemente einer Menge vorliegt; eine Menge ist keine Liste ihrer Elemente. Außerdem<br />
tritt kein Element mehrfach auf.<br />
Die leere Menge ist durch<br />
∅ := {x | x ≠ x}<br />
definiert. Sie hat keine Elemente, d.h. x ∈ ∅ ist für alle x falsch. Aus dem Extensionalitätsprinzip<br />
(4.1) folgt, dass es nur eine leere Menge gibt.<br />
4.1 Definition. Seien A <strong>und</strong> B Mengen. Dann heißt A eine Teilmenge von B, in Zeichen:<br />
A ⊆ B, genau dann, wenn gilt: ∀a ∈ A : a ∈ B. Gilt (A ⊆ B) ∧ (A ≠ B), dann heißt A eine<br />
echte Teilmenge von B <strong>und</strong> man schreibt dafür A ⊂ B. Man nennt B in dieser Situation eine<br />
(echte) Obermenge von A.<br />
4.2 Satz. Für alle Mengen A, B <strong>und</strong> C gelten:<br />
(i) (Reflexivität) A ⊆ A<br />
(ii) (A ⊆ B) ∧ (B ⊆ A) ⇐⇒ (A = B)<br />
(iii) (Transitivität) (A ⊆ B) ∧ (B ⊆ C) =⇒ (A ⊆ C)<br />
Beweis. Wir beweisen nur (ii). Dies ist eine Äquivalenzaussage. Wir beweisen die beiden Implikationsrichtungen<br />
separat. Zuerst die Richtung von links nach rechts: Es gelte A ⊆ B <strong>und</strong><br />
B ⊆ A. Es ist A = B zu zeigen. Für alle z gilt nach Voraussetzung z ∈ A =⇒ z ∈ B <strong>und</strong><br />
z ∈ B =⇒ z ∈ A, folglich z ∈ A ⇐⇒ z ∈ B. Nach (4.1) bedeutet dies, dass A = B gilt.<br />
Nun zur anderen Richtung: Wir setzen A = B voraus, also ∀z : z ∈ A ⇐⇒ z ∈ B. Dann gilt<br />
aber insbesondere ∀z : z ∈ A =⇒ z ∈ B, also A ⊆ B. Genauso folgt B ⊆ A.<br />
Besonders wichtig sind in der Mathematik die Mengen der natürlichen, ganzen, rationalen,<br />
reellen <strong>und</strong> komplexen Zahlen. Sie erfüllen die Inklusionen (Teilmengenbeziehungen)<br />
N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R ⊂ C.<br />
Der Zahlbegriff kann auf den einer Menge zurückgeführt werden. Wie dies geht soll erst später<br />
in der Vorlesung skizziert werden.<br />
Teilmengen der Koordinatenebene<br />
R 2 = {(x, y) | x ∈ R ∧ y ∈ R}<br />
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