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Mathematisches Denken und Arbeiten

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2.2 Satz. Sei n eine gerade Zahl. Dann ist n 2 eine gerade Zahl.<br />

Beweis (direkt). Nach Definition gibt es eine ganze Zahl k mit n = 2k. Die Rechnung n 2 =<br />

(2k) 2 = 2(2k 2 ) zeigt, dass n 2 = 2m gilt mit der ganzen Zahl m := 2k 2 . Somit ist n 2 gerade.<br />

Der obige Beweis wird ein direkter Beweis genannt, weil aus der Gültigkeit der Voraussetzung<br />

unter Verwendung bekannter Gesetze auf die Gültigkeit der Behauptung geschlossen<br />

wird. Umfangreichere direkte Beweise bestehen aus Argumentationsketten, in denen Zwischenbehauptungen<br />

bewiesen werden.<br />

2.3 Satz. Seien a, b ∈ R mit a < 0 <strong>und</strong> b > 0. Dann ist ab < 0.<br />

Der Beweis besteht aus einer kurzen direkten Argumentationskette. Diese benutzt einige<br />

Gr<strong>und</strong>regeln für das Rechnen mit reellen Zahlen, die wir erst im Anschluss an den Beweise<br />

herausstellen werden.<br />

Beweis. Die Zahlen (−a) <strong>und</strong> b sind positiv. Folglich gilt (−a)b > 0. Wir multiplizieren 0 =<br />

a − a mit b <strong>und</strong> erhalten<br />

0 = 0b = (a + (−a))b = ab + (−a)b.<br />

Es folgt ab = −((−a)b). Wegen (−a)b > 0 folgt ab < 0.<br />

Neben den Gr<strong>und</strong>rechenarten (Rechnen in einem Körper) haben wir einige Gr<strong>und</strong>regeln für<br />

das Rechnen mit Ungleichungen benutzt: Für x ∈ R, x ≠ 0, gilt entweder x > 0 (x ist positiv)<br />

oder −x > 0 (x ist negativ); das Produkt positiver Zahlen ist positiv.<br />

Ein Beweis durch Widerspruch beruht auf dem Prinzip, dass eine Behauptung wahr ist,<br />

wenn ihre Verneinung falsch ist. Von der Falschheit einer Aussage (hier: Verneinung der Behauptung)<br />

überzeugt man sich, indem man zeigt, dass sie im Widerspruch zu Sätzen steht, deren<br />

Korrektheit vorher bewiesen wurde.<br />

Jede positive reelle Zahl a besitzt eine eindeutige positive Quadratwurzel √ a. Reelle Zahlen<br />

heißen irrational, wenn sie nicht als Bruch ganzer Zahlen darstellbar sind.<br />

2.4 Satz. √ 2 ist irrational.<br />

Beweis (durch Widerspruch). Angenommen der Satz wäre falsch. Dann gäbe es positive ganze<br />

Zahlen m, n mit √ 2 = m/n, d.h., 2n 2 = m 2 . Wegen n 2 < m 2 <strong>und</strong> m 2 < (2n) 2 gelten n < m<br />

<strong>und</strong> m < 2n. Definiere<br />

m 1 := 2n − m, n 1 := m − n.<br />

Dies sind positive ganze Zahlen, für die m 1 < m <strong>und</strong> n 1 < n gilt. Wegen<br />

m 1 n = (2n − m)n = 2n 2 − mn = m 2 − mn = mn 1<br />

haben wir eine weitere Darstellung der Quadratwurzel aus 2 als Bruch: √ 2 = m 1 /n 1 . So fortfahrend<br />

erhalten wir für j = 2, 3, . . . natürliche Zahlen m j <strong>und</strong> n j mit √ 2 = m j /n j <strong>und</strong><br />

m j < m j−1 . Nach spätestens j = m Schritten haben wir 0 < m j < 1. Dies steht im Widerspruch<br />

dazu, dass es keine ganzen Zahlen k mit 0 < k < 1 gibt. Folglich ist die Annahme falsch.<br />

Daher ist die Negation der Annahme – also die Aussage des Satzes – wahr.<br />

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