Mathematisches Denken und Arbeiten
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Wir befassen uns zunächst mit Äquivalenzrelationen. Ein Beispiel einer solchen ist in 6.2(iv)<br />
gegeben. Man verwendet Äquivalenzrelationen, um Objekte als gleich anzusehen, falls sie sich<br />
nur in unwesentlichen Aspekten unterscheiden. Äquivalenzrelationen werden oft mit ∼, ∼ = oder<br />
≡ bezeichnet. Eine Äquivalenzrelation ∼⊆ A 2 auf A zerlegt A in disjunkte Teilmengen, die<br />
Äquivalenzklassen<br />
C a = {x ∈ A | x ∼ a}, a ∈ A.<br />
(In [Dei10] wird C a mit a/ ∼ bezeichnet.) Wegen der Reflexivität ist C a ≠ ∅ für jedes a ∈ A.<br />
6.5 Satz. Aus C a ∩ C b ≠ ∅ folgt C a = C b .<br />
Beweis. Es gelte C a ∩ C b ≠ ∅. Wähle ein Element c ∈ C a ∩ C b .<br />
Wir haben zu zeigen: C a = C b . Wir zeigen zuerst, dass C a ⊆ C b gilt. Sei dazu x ∈ C a , also<br />
x ∼ a. Da c ∈ C a ist, gilt c ∼ a. Wegen der Symmetrie von ∼ folgt a ∼ c. Mit der Transitivität<br />
erhält man weiter x ∼ c. Wegen c ∈ C b gilt c ∼ b. Mit der Transitivität erhalten wir schließlic<br />
x ∼ b, also x ∈ C b .<br />
Die Inklusion C b ⊆ C a beweist man genauso. Aus C a ⊆ C b <strong>und</strong> C b ⊆ C a folgt C a = C b .<br />
6.6 Folgerung. Es gilt C a ∩ C b ≠ ∅ ⇐⇒ C a = C b .<br />
Eine Äquivalenzrelation zerlegt eine Menge in nichtleere, disjunkte Teilmengen, die Äquivalenzklassen:<br />
A = ⋃ {C a | a ∈ A}.<br />
6.7 Definition. Eine Zerlegung (oder Partition) einer Menge A ist ein Mengensystem Z ⊂<br />
P(A), für das gilt:<br />
(i) ∅ ∉ Z,<br />
(ii) ∀Z 1 , Z 2 ∈ Z : Z 1 ∩ Z 2 ≠ ∅ =⇒ Z 1 = Z 2 ,<br />
(iii) A = ⋃ Z.<br />
Umgekehrt definiert eine Zerlegung eine Äquivalenzrelation.<br />
6.8 Satz. Sei Z ⊆ P(A) eine Zerlegung einer gegebenen Menge A. Dann ist<br />
∼:= {(x, y) ∈ A 2 | ∃Z ∈ Z : x, y ∈ Z}<br />
eine Äquivalenzrelation auf A. Die Äquivalenzklassen von ∼ sind genau die Elemente der Zerlegung<br />
Z.<br />
Beweis. Reflexivität: Sei x ∈ A = ∪Z. Es gibt also ein Z ∈ Z mit x ∈ Z; folglich ist x ∼ x.<br />
Symmetrie: Es gelte x ∼ y, d.h. es gibt ein Z ∈ Z mit x, y ∈ Z. Nach Definition von ∼ (<strong>und</strong><br />
der Kommutativität des Junktors ∧) gilt dann auch y ∼ x. Transitivität: Es gelte x ∼ y <strong>und</strong><br />
y ∼ z; d.h. es gibt Z 1 , Z 2 ∈ Z, sodass x, y ∈ Z 1 <strong>und</strong> y, z ∈ Z 2 gilt. Wegen y ∈ Z 1 ∩ Z 1 ist<br />
Z 1 ∩ Z 1 ≠ ∅, folglich Z 1 = Z 2 nach Definition von Zerlegungen. Somit ist x, z ∈ Z 1 , also<br />
x ∼ z.<br />
Sei Z ∈ Z. Da Z nichtleer ist existiert ein a ∈ Z. Nach Definition von Äquivalenzklassen ist<br />
Z = C a .<br />
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