Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />
ge Zugeständnisse in der Klimafrage,<br />
obwohl Amerika zusammen mit<br />
China zu den größten Verschmutzern<br />
der Umwelt gehört (zusammen ca.<br />
40 % des weltweiten CO 2<br />
Ausstoßes).<br />
Schließlich wollen konservative Sicherheitspolitiker<br />
dem Präsidenten<br />
eine weitgehende militärische Lösung<br />
in Afghanistan aufzwingen. Es ist zu<br />
hoffen, dass der Präsident standhaft<br />
bleibt und seine christlich inspirierte<br />
Politik Erfolg hat. ❏<br />
Katastrophale Menschenrechtslage im Ost-Kongo<br />
Drei Jahre nach den Wahlen<br />
VON KLAUS LIEBETANZ<br />
Drei Jahre nach den Wahlen im Kongo, zu deren Absicherung die Bundeswehr eingesetzt wurde, ist die<br />
Menschenrechtssituation im Ost-Kongo katastrophal. Auch 2009 wurden Zehntausende Frauen und Kinder<br />
von einzelnen Rebellengruppen, besonders der FDLR (Forces démocratique pour la Libération du Ruanda)<br />
1 vergewaltigt. Diese unmenschlichen Maßnahmen werden als Mittel der Kriegsführung und Unterdrückung<br />
der Bevölkerung genutzt. Auch die offiziellen, aus verschiedenen Rebellenorganisationen gebildete, unter- oder<br />
nichtbezahlte Kongolesischen Streitkräfte sind an brutalen Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung beteiligt.<br />
Die Sicherheitssektorreform der Europäischen Union EUSEC und der UNO-Truppe MONUC im Ost-Kongo hat<br />
nicht die geplante Wirkung gezeigt.<br />
Kongolesische Menschenrechtler berichten<br />
Am110.12.09 fand in der katholischen<br />
Akademie Berlin eine<br />
Diskussionsrunde mit drei kongolesischen<br />
Menschenrechtsaktivisten<br />
über das o.a. Thema statt. Die Veranstaltung<br />
wurde durch das „Ökumenische<br />
Netz Zentralafrika“ (ÖNZ)<br />
organisiert. Das ÖNZ wird unterstützt<br />
und finanziert von seinen Mitgliederorganisationen:<br />
Brot für die Welt,<br />
Diakonie/Menschenrechte, Misereor,<br />
Pax Christi, Vereinigte Evangelische<br />
Mission. Die Moderation hatte Juliane<br />
Kippenberg von Human Rights<br />
Watch (HRW).<br />
Kizito Mushizi, Direktor von Radio<br />
Maendeleo, der größten unabhängigen<br />
Rundfunk anstalt im Osten<br />
der DR Kongo und Vorsitzender der<br />
Vereinigung der Nationalen Presse.<br />
Er berichtete anhand von Beispielen<br />
über die Willkür der Justiz in der DR<br />
Kongo. Morde an unliebsamen Journalisten<br />
und Bedrohungen gegenüber<br />
der Presse werden kaum verfolgt. Es<br />
gibt nur wenige Richter. Diese werden<br />
schlecht bezahlt. Das öffnet der<br />
Korruption Tür und Tor. Korrupte Angehörige<br />
der Streitkräfte unterstützen<br />
sich gegenseitig und bedienen sich<br />
1 Größtenteils ehemalige Hutumilizen,<br />
die in die Demokratische Republik<br />
(DR) Kongo flohen<br />
AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010<br />
krimineller Elemente aus den jeweiligen<br />
Stadtvierteln um unliebsame<br />
Kritiker auszuschalten.<br />
Floribert Chebeya, Vorsitzender<br />
der Menschenrechtsorganisation<br />
„Voix des sans Voix“ (Stimme der<br />
Stimmlosen). Er hat viele Berichte<br />
und Recherchen zu ökonomischen<br />
und sozialen Rechten sowie regionale<br />
Analysen veröffentlicht. Im März<br />
2009 wurde er von der kongolesischen<br />
Regierung verhaftet und erst<br />
auf Druck einer internationalen Kampagne<br />
freigelassen. Nach seiner Auffassung<br />
fehlt der Regierung in der DR<br />
Kongo der Wille, die Menschenrechte<br />
durchzusetzen, obwohl diese in der<br />
Verfassung garantiert sind. Es gab vor<br />
der Wahl 2006 viele Versprechungen<br />
bzgl. der Einhaltung der Menschenrechte.<br />
Nach der Wahl wurden diese<br />
Versprechungen nicht eingehalten.<br />
Das Phänomen der politischen Korruption<br />
ist in der DR Kongo weit verbreitet.<br />
Die Rechtsinstitutionen des<br />
Landes werden von einflussreichen<br />
Kräften erpresst. Die Polizei handelt<br />
häufig nicht im <strong>Auftrag</strong> des Volkes,<br />
sondern steht eher im Dienst von bestimmten<br />
Gruppierungen. Die Polizei<br />
ist daher nicht unabhängig, wenn<br />
Menschenrechtler auf bestimmte Unregelmäßigkeiten<br />
aufmerksam macht,<br />
wie z.B. bei der ungesetzmäßigen Nutzung<br />
von Bodenschätzen (Arbeitsbedingungen,<br />
Umweltauflagen werden<br />
nicht beachtet, es werden keine Steuern<br />
gezahlt). In diesem Zusammenhang<br />
gibt es willkürliche Verhaftung<br />
und Einschüchterungen von Journalisten<br />
durch die Sicherheitskräfte.<br />
Andererseits gibt es immer wieder offizielle<br />
Berichte über Unregelmäßigkeiten;<br />
aber es geschieht in der Folge<br />
nichts, um die Mängel abzustellen.<br />
Jean Mutombo ist Beauftragter<br />
der Vereinigten Evangelischen Mission<br />
(VEM) in der DR Kongo. Die VEM<br />
hat ihren Sitz in Deutschland in Wuppertal.<br />
Gleichzeitig ist Mutombo Vertreter<br />
der „Kirche Christo Kongo“, ein<br />
Zusammenschluss von ca. 50 evangelischen<br />
Kirchen in der DR Kongo. Er<br />
hat Berichte zu illegalem Abbau von<br />
Rohstoffen in der Region der Großen<br />
Seen veröffentlicht und engagiert sich<br />
gegen sexuelle Gewalt und gegen militärische<br />
Übergriffe auf die Bevölkerung.<br />
Er berichtete über die Friedensarbeit<br />
dieser Kirchen, die auch<br />
ökumenisch mit der katholischen Kirche<br />
zusammenarbeiten. Sie schützen<br />
vergewaltigte Frauen und bringen<br />
sie bei Bedarf in Krankenhäuser<br />
unter. Sie überprüfen Minenverträge<br />
bzgl. des Arbeits- und Umweltschutzes<br />
und prüfen Umsiedelungen infolge<br />
der Ausbeutung von Bodenschätzen.<br />
Zwei Tage zuvor – so berichtete<br />
Mutombo – wurden zwei Pastoren in<br />
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