Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KIRCHE UNTER SOLDATEN<br />
Bild 5: Der Schirmherr der Akademie Korn,<br />
Generalleutnant Wolfgang Korte bei seinem Grußwort<br />
während des Seminars<br />
Verheißung an Abraham, sein Vertrauen in Gott und sein<br />
Verhalten in der Grenzsituation als Gott ihn aufforderte,<br />
seinen Sohn zu opfern. Daraus kristallisierte der Redner<br />
die Fragen heraus, die uns heute beschäftigen würden:<br />
Welche Lebensziele treiben mich an? Was bin ich bereit,<br />
dafür zu investieren? Wie verhalte ich mich, wenn ich an<br />
meine Grenzen stoße? Hier gäbe es nur die individuellen<br />
Antworten des Einzelnen in seiner Freiheit, verbunden<br />
mit der Verantwortung für diese Entscheidung. Leichter<br />
mache es auf alle Fälle, ein Gottvertrauen zu besitzen, wie<br />
Abraham es gezeigt habe. Am Beispiel David zeigte der<br />
Referent den kometenhaften Aufstieg vom Hirtenjungen<br />
zum König, die Versuchung als Mächtiger, den Machtmissbrauch<br />
aber auch die Misserfolge, als sich sein Sohn gegen<br />
ihn wendet, das Versagen des Tempelbaues. Daraus leitete<br />
Dr. Ruffing die Fragen ab: Wie geht es mir im dienstlichen<br />
Alltag zwischen Erfolg und Misserfolg? Was ist für<br />
den Einzelnen „gerechtes Herrschen“? Wenn man Verantwortung<br />
trägt, sucht man dann den Rat anderer, wendet<br />
man sich an Gott? Hier stehe David nur in Teilbereichen<br />
als positives Vorbild da, es zeige aber auch, dass man vor<br />
Überheblichkeit und Fehlern nie sicher sein könne. Zum<br />
gerechten Herrschen machte der Redner einen Vorschlag<br />
von Augustinus, der nach einer Aufzählung von Beispielen<br />
mit den Worten endet „Gute ermutigen, Böse ertragen und<br />
– ach – alle lieben“. Am Beispiel Jeremia zeigte der Vortragende<br />
einen Menschen, der als unbequemer Mahner in<br />
einer chaotischen Zeit an seinem <strong>Auftrag</strong> fast verzweifelt,<br />
der mit sich, seinem Umfeld und mit seinem Gott „nicht<br />
klar kommt“, aber dennoch seine Hoffnung auf Gott setzt.<br />
An diesem Beispiel Jeremia machte der Leiter der Kirchlichen<br />
Arbeitsstelle für Männerseelsorge folgende Fragen<br />
fest: Ändert sich das Gottesbild, wenn sich die Lebenssituation<br />
verändert? Wie geht man mit Enttäuschungen, mit<br />
Überforderungen um? In welchen Situationen spüre ich<br />
Aggression und Zorn? Als Schlussfolgerungen zitierte der<br />
Redner Jürgen Rennert, der sagte: Jeremia sein, heißt sich<br />
AUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010<br />
nicht einzuschmeicheln, aus zu harren, ja zu sagen zum<br />
Joch der eigenen und fremden Geschichte, heißt Gottes<br />
Vernunft anzuerkennen und zu verteidigen.<br />
Anhand dieser drei Beispiele machte Dr. Ruffing nachhaltig<br />
klar, dass die biblischen Menschengeschichten immer<br />
auch Gottgeschichten sind, die gegen das Gottvergessen<br />
und die Gottgewöhnung gerichtet sind. Er beendete<br />
seinen Vortrag mit dem Zitat von Dietrich Bonhoeffer: „Ich<br />
glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft<br />
geben wird, wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns<br />
nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern<br />
allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste<br />
alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. “<br />
Nach seinem Vortrag wurden in Kleingruppen Beispiele<br />
besprochen, wie man selbst in Grenzsituationen gekommen<br />
ist und wie man sie bewältigte. Hier bestand die Möglichkeit<br />
im persönlichen Gespräch sein eigenes Gottverständnis<br />
darzulegen und darüber zu reden. Es wurden deshalb<br />
auch keine Zusammenfassungen im Plenum vorgenommen.<br />
Am Nachmittag sprach der Schirmherr der Akademie<br />
GenLt Wolfgang Korte (Bild 5) zu den Teilnehmern.<br />
Sein Grußwort war ein Bekenntnis zum christlichen Glauben<br />
gerade als Soldat und ist aus diesem Grund als eigener<br />
Vortrag im Wortlaut abgedruckt (Seite 60 ff).<br />
Nach einer kleinen Pause stellte der Bundesvorsitzende<br />
der GKS im Vortrag „Die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><br />
<strong>Soldaten</strong> (GKS) – ein katholischer Verband in der Bundeswehr<br />
– Hilfen für ein Leben aus dem Glauben“ den<br />
Verband vor (siehe Vortrag Seite 63 ff).<br />
Zum Schluss der Vortragsreihe an diesem Tag trug der<br />
Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr<br />
und Augsburger Diözesanbischof Dr. Walter Mixa vor. Sein<br />
Thema „Der Glaube eines <strong>Soldaten</strong> aus Sicht des katholischen<br />
Militärbischofs“ gliederte er in die Abschnitte<br />
Soldat im Neuen Testament, Vorbildcharakter des <strong>Soldaten</strong>,<br />
Glauben des <strong>Soldaten</strong> und schloss mit Bemerkungen<br />
zum Geschenk von Lourdes. Im Neuen Testament stünde<br />
nichts gegen die <strong>Soldaten</strong>, führte Bischof Mixa aus. Der<br />
Glaube des Hauptmanns von Karphanaum wird beispielhaft<br />
dargestellt bis hin zum <strong>Soldaten</strong> unterm Kreuz, der<br />
sagte: „Dies ist wahrhaftig Gottes Sohn“. Somit könne niemand<br />
die Bibel gegen die <strong>Soldaten</strong> ins Feld führen. Die<br />
Heiligen Sebastian und St. Martin seien große Vorbilder,<br />
an denen sich die Gläubigen – nicht nur die <strong>Soldaten</strong> –<br />
orientieren könnten. Ein bewusstes Leben aus dem Glauben<br />
habe trotzdem noch Höhen und Tiefen, Stärken und<br />
Schwächen, aber im Glauben zu leben gäbe Kraft, die Tiefen<br />
zu bestehen und Klugheit in Höhen nicht übermütig zu<br />
werden. So seien die Kardinaltugenden immer wieder gefragt,<br />
führte der Bischof aus, und gäben damit eine ideale<br />
Richtschnur für das tägliche Leben ab. Dieses Leben im<br />
und aus dem Glauben solle aber ruhig nach außen gezeigt<br />
werden. „Raus aus dem Plüschsessel, ran an die Buletten“<br />
forderte der Bischof seine gläubigen <strong>Soldaten</strong> auf, ihren<br />
Glauben zu zeigen, denn Glaube sei auf <strong>Gemeinschaft</strong><br />
ausgelegt aber nicht auf Vereinsmeierei. Für die Schönheit<br />
und Weisheit der katholischen Kirche stünde auch<br />
das Geschenk Lourdes, in dem die <strong>Soldaten</strong> als Vorbilder<br />
im Glauben aufträten. In der anschließenden Fragerun-<br />
57