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Papst Benedikt XVI. - Kath.de

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Ebd., 98f.<br />

J. Ratzinger, Der Geist <strong>de</strong>r Liturgie, 138.<br />

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weiter aus, in<strong>de</strong>m er mit Blick auf die aktuelle Situationen schreibt: »Wenn heute für<br />

viele die ganze Liturgie zum Spielfeld privater 'Kreativität' gewor<strong>de</strong>n ist, die sich beliebig<br />

austoben kann, falls nur die Wandlungsworte bleiben, so ist immer noch dieselbe<br />

Verkürzung <strong>de</strong>s Blicks am Werk, die einer typisch westlichen Fehlentwicklung entspringt<br />

und in <strong>de</strong>r Ostkirche ganz un<strong>de</strong>nkbar wäre.« Man verliert <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r<br />

24<br />

Liturgie, wenn man sie auf das juristische Minimum bzw. die rubrizistische Einhaltung<br />

gottesdienstlichen Verhaltens reduziert, während alles an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m jeweiligen Belieben<br />

überlassen bleibt.<br />

Bei einem Ritus geht es nicht um Theorien und Gedankengeflechte über Gott, son<strong>de</strong>rn<br />

um die rechte Weise <strong>de</strong>r Anbetung - im Nachvollzug <strong>de</strong>r wahren »Eucharistia« <strong>de</strong>s<br />

Herrn, die er auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>r Kreuzigung vollzogen hat. »Ein Wort Kants abwan<strong>de</strong>lnd,<br />

könnte man sagen: Liturgie bezieht alles von <strong>de</strong>r Inkarnation auf die Auferstehung,<br />

aber auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>s Kreuzes. ‘Ritus’ ist also für <strong>de</strong>n Christen eine<br />

konkrete, Zeiten und Räume übergreifen<strong>de</strong> gemeinschaftliche Gestaltung <strong>de</strong>s durch<br />

<strong>de</strong>n Glauben geschenkten Grundtypus von Anbetung, die ihrerseits [...] immer die<br />

ganze Praxis <strong>de</strong>s Lebens einbezieht. Ritus hat also seinen primären Ort in <strong>de</strong>r Liturgie,<br />

aber nicht nur in ihr. Er drückt sich auch aus in einer bestimmten Weise, Theologie<br />

zu treiben, in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s geistlichen Lebens und in <strong>de</strong>n rechtlichen Ordnungsformen<br />

<strong>de</strong>s kirchlichen Lebens.« 25<br />

Mit einer solchen Bestimmung <strong>de</strong>s »Ritus« ist es nach Joseph Ratzinger kaum<br />

vorstellbar, daß es in <strong>de</strong>r Römischen Kirche über längere Zeit mehrere Riten geben<br />

kann. Sven Conrad zitiert einen Brief Joseph Ratzingers an Heinz Lothar Barth vom<br />

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23. Juni 2003: »Ich glaube aber, daß auf Dauer die römische Kirche doch wie<strong>de</strong>r einen<br />

einzigen römischen Ritus haben muß; die Existenz von zwei offiziellen Riten ist in <strong>de</strong>r<br />

Praxis für die Bischöfe und Priester nur schwer zu ‘verwalten’.«<br />

Über <strong>de</strong>n künftigen Ritus <strong>de</strong>r Römischen Kirche führt Joseph Ratzinger aus: »Der Römische<br />

Ritus <strong>de</strong>r Zukunft sollte ein einziger Ritus sein, auf Latein o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssprache<br />

gefeiert, aber vollständig in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s überlieferten Ritus stehend;<br />

er könnte einige neue Elemente aufnehmen, die sich bewährt haben, wie neue Feste,<br />

einige neue Präfationen in <strong>de</strong>r Messe, eine erweiterte Leseordnung - mehr Auswahl<br />

als früher, aber nicht zuviel - eine ‘Oratio fi<strong>de</strong>lium’, d.h. eine festgelegte Fürbitt-Litanei<br />

nach <strong>de</strong>m Oremus vor <strong>de</strong>r Opferung, wo sie früher ihren Platz hatte.« Eine solche<br />

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Äußerung darf so ausgelegt wer<strong>de</strong>n, daß Joseph Ratzinger neben <strong>de</strong>r Liturgie <strong>de</strong>r<br />

Reform <strong>de</strong>s II. Vatikanum gleichzeitig keine zweite, nämlich die <strong>de</strong>r alten tri<strong>de</strong>nti-<br />

27<br />

Es besteht hier auch kein ähnlicher Zustand, wie es bei <strong>de</strong>n byzantinischen Riten <strong>de</strong>r Fall ist (z.B. Chrysostomus- und Basilius-<br />

Liturgie). Vgl. dazu M. Schnei<strong>de</strong>r, Die Göttliche Liturgie. Eine theologische Hinführung zur Liturgie unserer Väter unter <strong>de</strong>n<br />

Heiligen Basilius und Johannes Chrysostomus, Köln 2005.<br />

Zit. nach S. Conrad, Kirche besteht als Liturgie. Das liturgische Anliegen von <strong>Papst</strong> <strong>Benedikt</strong> <strong>XVI</strong>., in: PMT 32 (2006) 13-36, hier<br />

33 (in diesem Artikel fin<strong>de</strong>n sich auch viele an<strong>de</strong>re wertvolle Anregungen für unser Thema).

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