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Papst Benedikt XVI. - Kath.de

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unter <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes dient <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Leibes Christi, wie<br />

Paulus seine Gemein<strong>de</strong>n mahnt: »Lebt in völligem Gleichklang, habt nur einen<br />

gemeinsamen Geist, einen Gedanken« (1 Kor 1,10). Pascal bringt das neue geisterfüllte<br />

Gesetz in die Worte: »ein Leib, gebil<strong>de</strong>t aus <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>rn« . Irenäus setzt<br />

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die Gabe <strong>de</strong>s Geistes mit <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>r Koinonia im Glauben in eins: »Wo die<br />

Kirche ist, da ist <strong>de</strong>r Geist Gottes, und wo Gottes Geist, da die Kirche und die Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>.« Koinonia meint Gemeinschaft durch das gemeinsame Trinken<br />

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aus <strong>de</strong>rselben Quelle, die Christus »in seinem Ostern« ist. Die Einheit <strong>de</strong>s Leibes<br />

Christi hat ihren Grund in <strong>de</strong>r Eucharistie. Sie besteht über die Zeiten hinweg und<br />

vereint die irdische Kirche mit <strong>de</strong>r himmlischen.<br />

Joseph Ratzinger nimmt hier Augustins Ausführungen über <strong>de</strong>n Leib Christi auf und<br />

wen<strong>de</strong>t sie auf die »communio sanctorum« an: »Der Götterkult <strong>de</strong>s Er<strong>de</strong>nstaates ist<br />

nicht nur überflüssig, son<strong>de</strong>rn verkehrt und schädlich. Allein die civitas, die <strong>de</strong>m<br />

einen Gott opfert, ist im Recht. Ihr Opfer besteht in <strong>de</strong>m Einssein in Christus. Das<br />

Opfer, das sie darbringt, ist sie selbst. Opferpriester und Opfergabe fallen hier zusammen.«<br />

Der mystische Leib Christi, die Kirche, bringt Gott das verwan<strong>de</strong>lte Brot<br />

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als <strong>de</strong>n »wahren Leib Christi«: Dies be<strong>de</strong>utet eine Überordnung <strong>de</strong>s Tischs über das<br />

Tabernakel: »Deswegen ist <strong>de</strong>r Tisch <strong>de</strong>m Tabernakel übergeordnet, weil Christus an<br />

uns appelliert, sein Tabernakel zu sein in dieser Welt [...] Messe ist [...] die gemeinsame<br />

Mahlfeier zwischen Gott und Mensch [...] Sie ist Vollzug <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>rlichkeit <strong>de</strong>r<br />

Christen miteinan<strong>de</strong>r auf Grund <strong>de</strong>s Geheimnisses, daß Gott selbst in Christus unser<br />

Bru<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n wollte.« In<strong>de</strong>m sich die Gläubigen in die Selbsthingabe Jesu hinein-<br />

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nehmen lassen, wer<strong>de</strong>n sie selbst, so eine Grundaussage <strong>de</strong>r eucharistischen Theologie<br />

Joseph Ratzingers, zum »Aufbewahrungsort« <strong>de</strong>s Osterlammes. 42<br />

Je<strong>de</strong> Erfahrung von Gott führt in <strong>de</strong>n Dienst am Nächsten: Das Apostolat sagt, was<br />

die Kirche ist, die Geringsten sagen, wohin die Kirche gehört. Deutlich wird dies in<br />

<strong>de</strong>r Feier <strong>de</strong>r Eucharistie. Nach <strong>de</strong>r Liturgie bricht die Erfahrung nicht ab, sie wird zur<br />

Sendung. Die Erfahrung <strong>de</strong>s Glaubens ergänzt, was mangelt, um »das zu wer<strong>de</strong>n,<br />

woran wir rühren«, wie es in einem Gebet <strong>de</strong>r Liturgie heißt.<br />

Der Sendungscharakter christlicher Erfahrung ist nicht zu verstehen ohne die Dimension<br />

<strong>de</strong>r Gemeinschaft im Glauben. Keiner geht allein <strong>de</strong>n Weg zu Gott. Wer Jesus<br />

nachfolgt, tut dies in Gemeinschaft mit <strong>de</strong>r Kirche, welche die Braut und damit das eigentliche<br />

Subjekt <strong>de</strong>r Nachfolge <strong>de</strong>s Bräutigams Christus ist. Die Gemeinschaft im<br />

Glauben grün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Taufe. Durch die Taufe ist <strong>de</strong>r Christ in die Kirche eingeglie-<br />

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42<br />

Pascal, Fragm. 473 (B. Pascal, Über die Religion und über einige an<strong>de</strong>re Gegenstän<strong>de</strong>. Hrsg. von E. Wasmuth, Hei<strong>de</strong>lberg 1946,<br />

221).<br />

Irenaeus, Adversus Haereses III 24,1.<br />

J. Ratzinger, Volk und Haus Gottes, 214f.<br />

J. Ratzinger, Grundgedanken <strong>de</strong>r eucharistischen Erneuerung <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, in: Klerusblatt 40 (1960) 208-211, hier 209.<br />

H. Verweyen, Joseph Ratzinger - <strong>Benedikt</strong> <strong>XVI</strong>. Die Entwicklung seines Denkens, Darmstadt 2007, 140.

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