Papst Benedikt XVI. - Kath.de
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Nikolaus Kabasilas, Über das Leben in Christus (PG 150,612D-613A).<br />
Augustinus, Sermo 304,4 (PL 38,1397).<br />
D. Staniloae, L'homme, image <strong>de</strong> Dieu dans le mon<strong>de</strong>, in: Contacts 84 (1973/4) 297ff.<br />
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auch nicht mehr nur ein Gesetzgeber, <strong>de</strong>m zu gehorchen ist. Er ist auch nicht bloß die<br />
Ursache für unsere Gerechtigkeit, son<strong>de</strong>rn selber das Leben und die Gerechtigkeit in<br />
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uns.« Jesus Christus ist keineswegs bloß ein I<strong>de</strong>albild menschlichen Lebens und<br />
Vorbild menschlicher Tugen<strong>de</strong>n; er führt auf <strong>de</strong>n Weg zum Vater. Augustinus schreib<br />
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t: »ascendit Christus in caelum: sequamur eum« .<br />
Alles Tun im Glauben bleibt <strong>de</strong>m Sein nachgeordnet, <strong>de</strong>nn was <strong>de</strong>r Mensch durch<br />
Christus in <strong>de</strong>n Sakramenten und in <strong>de</strong>r Liturgie empfängt, ist mehr, als er je selbst<br />
<strong>de</strong>nken und verwirklichen kann. Der Logos ist die Quelle göttlichen Lebens, wie er<br />
auch <strong>de</strong>r ganzen Schöpfung innewohnt und alles in ihr seine Gestalt annimmt.<br />
Alles im Leben <strong>de</strong>s Menschen ist »worthaft«, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Logos »hat nicht nur eine Welt<br />
gleich einem in vielfältigen Weisen inkarnierten Wort erschaffen; er hat auch ein Sub-<br />
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jekt erweckt, das dieses Wort verstehen kann« . Das Geschenk <strong>de</strong>s neuen Lebens in<br />
Christus annehmend, lernt <strong>de</strong>r Mensch, seinem Leben und <strong>de</strong>r Welt nicht mehr ein<br />
menschliches Siegel (nämlich das <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>) aufzudrücken, son<strong>de</strong>rn das Siegel <strong>de</strong>s<br />
göttlichen Lebens in Christus.<br />
Die Christusförmigkeit übersteigt je<strong>de</strong> Christusfrömmigkeit, sie erwächst aus <strong>de</strong>r lebendigen<br />
Beziehung <strong>de</strong>s einzelnen zum Menschensohn als <strong>de</strong>m In-Bild <strong>de</strong>s eigenen<br />
Lebens. In Christus zu einer »neuen Schöpfung« gewor<strong>de</strong>n (vgl. 2 Kor 5,17; Gal 6,15),<br />
läßt <strong>de</strong>r Mensch sich und sein Leben von <strong>de</strong>r Wirklichkeit <strong>de</strong>s neuen Lebens in Jesus<br />
Christus prägen. In Liturgie, Frömmigkeit und geistlichem Leben naht sich <strong>de</strong>r Mens<br />
ch aus <strong>de</strong>r Gesamtgestalt seines kreatürlichen Wesens <strong>de</strong>m unerforschlichen und<br />
unbegreiflichen Gott, nicht aus irgen<strong>de</strong>inem Trieb, einmal fromm zu sein, son<strong>de</strong>rn um<br />
sich mit seiner ganzen Existenz <strong>de</strong>m Mysterium Gottes hinzugeben, das seinem<br />
Leben urbildhaft eingeprägt ist. So hat <strong>de</strong>r Mensch, alles faktisch Gegebene übersteigend,<br />
schon jetzt, durch Glaube und Taufe, Anteil am göttlichen Leben und an allem,<br />
was <strong>de</strong>r Schöpfung verheißen ist.<br />
3. Lebendiges Gefüge <strong>de</strong>r Tradition<br />
Nicht die jeweilige Gemein<strong>de</strong> bestimmt, was Liturgie ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r lebendige<br />
Organismus <strong>de</strong>r Kirche, mit <strong>de</strong>n ihr eigenen Kräften und Gesetzen. So hat die Kirche<br />
ihre eigene liturgische Tradition zu wahren und zugleich offen zu sein für die Zeichen<br />
<strong>de</strong>r Zeit. Selbst die höchste kirchliche Autorität darf die Liturgie nicht beliebig än<strong>de</strong>rn,<br />
son<strong>de</strong>rn nur in Übereinstimmung mit <strong>de</strong>r kirchlichen Überlieferung. Nicht Beliebigkeit,<br />
son<strong>de</strong>rn Gehorsam im Glauben ist je<strong>de</strong>r Autorität in <strong>de</strong>r Kirche auferlegt. In diesem<br />
Sinn ist <strong>de</strong>r Ritus eine »Vor-Gabe« <strong>de</strong>r Kirche an die Kirche, die kon<strong>de</strong>nsierte Gestalt<br />
lebendiger Überlieferung.<br />
Joseph Ratzinger bezeichnet es als »Reduktionismus einer abstrakten Sakramenten-