Papst Benedikt XVI. - Kath.de
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Ebd., 99f.<br />
Ebd.<br />
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nischen Messe, für möglich hält. Ein Einheitsritus aus alter und neuer Messe ist für<br />
Joseph Ratzinger keine Lösung, vielmehr ist grundsätzlicher anzusetzen.<br />
Die Heilige Messe ist nach Odo Casel nicht nur die unblutige Erneuerung bzw. Vergegenwärtigung<br />
<strong>de</strong>s Kreuzesopfers am Altar, vielmehr wird <strong>de</strong>n Gläubigen das ganze<br />
Heilsmysterium, das in Tod und Auferstehung seinen Höhepunkt erreicht hat, in <strong>de</strong>n<br />
Kultmysterien <strong>de</strong>r Kirche zugänglich und gegenwärtig, auf daß es das Leben aus <strong>de</strong>m<br />
Glauben in all seinen Dimensionen bestimmt. Die Liturgie ist keine Frömmigkeitsübung,<br />
in <strong>de</strong>r nur das Ereignis <strong>de</strong>r Kreuzigung <strong>de</strong>s Herrn gefeiert wird, son<strong>de</strong>rn sie<br />
läßt das ganze Heilsgeschehen bis hin zu seiner Wie<strong>de</strong>rkunft gegenwärtig wer<strong>de</strong>n.<br />
Was von <strong>de</strong>n Sakramenten gilt, muß in gleicher Weise auch vom Glauben gesagt wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die frühe Kirche reduzierte sich die Glaubenslehre keineswegs auf das<br />
unmittelbar dogmatisch festgelegte Glaubensgut, so daß alles an<strong>de</strong>re bloßes »Argument«<br />
und <strong>de</strong>r theologischen Debatte überlassen bleibt. Vielmehr wur<strong>de</strong> die Glaubenslehre<br />
als ein lebendiges Gefüge verstan<strong>de</strong>n und als solches im Glaubensbekenntnis<br />
festgehalten. Der Kirche ist die Gabe <strong>de</strong>s unfehlbaren Wortes übertragen:<br />
»Aber Sinn behält dies doch nur, wenn eine solche im Einzelfall notwendig gewor<strong>de</strong>ne<br />
Fixierung einer Grenze eingeborgen bleibt in ein Lebensgefüge gemeinsamer Gewißheit<br />
<strong>de</strong>s Glaubens. Wichtiger als <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Unfehlbarkeit ist daher <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r<br />
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auctoritas« . Kein Staat wird sich auf die Formulierung und Einhaltung unfehlbar<br />
richtiger Lösungen beschränken. Keine Schule, keine Familie, keine Gemein<strong>de</strong> und<br />
keine Klostergemeinschaft kann überleben, wenn ihre Lebensregeln und Gesetzmäßigkeiten<br />
nicht von einer letzten rechtmäßigen »Autorität« gestützt sind. So verhält<br />
es sich auch mit <strong>de</strong>r Kirche; ihr Leben basiert nicht bloß auf einer äußeren, rein rechtlichen<br />
Gesetzgebung.<br />
Wird die Liturgie als jener Vollzug verstan<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m alle in <strong>de</strong>m einen Glauben <strong>de</strong>r<br />
Kirche miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind, wird sich die verbindliche Gestalt <strong>de</strong>r äußeren<br />
Riten und - soweit erfor<strong>de</strong>rlich - die beste Form ihrer Erneuerung fin<strong>de</strong>n lassen.<br />
Anschließend kommt Joseph Ratzinger zu einer Folgerung, die gewiß für sein Pontifikat<br />
maßgeblich sein wird und auch im Gespräch mit <strong>de</strong>r Ostkirche eine wichtige<br />
Brücke schlägt: »Verbindlichkeit kann nicht allein <strong>de</strong>m 'Unfehlbaren' zukommen; sie<br />
liegt in <strong>de</strong>r lebendigen Gesamtgestalt <strong>de</strong>s Glaubens, die als solche immer wie<strong>de</strong>r<br />
aussagbar sein muß, um nicht im Gewirr wechseln<strong>de</strong>r Hypothesen zu verschwin-<br />
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<strong>de</strong>n.« Der Glaube beruht auf keiner autoritären Fixierung, er ist die Mitgift Jesu Christi<br />
an seine Kirche und das Leben in <strong>de</strong>r Nachfolge.<br />
5. Communio sanctorum<br />
Nach Hansjürgen Verweyen ist »das alles an<strong>de</strong>re als ritualistisch-liturgische Verständnis<br />
<strong>de</strong>s ‘Meßopfers’« bei Joseph Ratzinger »die wohl wichtigste Konstante in <strong>de</strong>r