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Papst Benedikt XVI. - Kath.de

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wesentlich gewan<strong>de</strong>lt. Im Mittelalter meinte »Substanz« das unsichtbare Wesen, das<br />

aller Wirklichkeit zugrun<strong>de</strong> liegt, während heute darunter meist das verstan<strong>de</strong>n wird,<br />

was für das Mittelalter das Akzi<strong>de</strong>nz war. So kommt es zum Mißverständnis eines<br />

eucharistischen Materialismus, als ob die Akzi<strong>de</strong>ntien von Brot und Wein verwan<strong>de</strong>lt<br />

wür<strong>de</strong>n. Christus ist aber in <strong>de</strong>r Eucharistie nicht wie eine naturale Sache (secundum<br />

modum naturae), son<strong>de</strong>rn auf personale Weise (secundum modum personae) gegenwärtig:<br />

Die eucharistischen Gaben sind die realisieren<strong>de</strong>n Zeichen <strong>de</strong>r personalen Gegenwart<br />

<strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen und <strong>de</strong>r sakramentalen Vergegenwärtigung <strong>de</strong>s Heilsgeschehens<br />

- und zwar auf die Kirche als <strong>de</strong>n Leib Christi hin.<br />

Der eucharistische Leib Christi wie <strong>de</strong>r ekklesiale Leib Christi als »communio« <strong>de</strong>r<br />

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Glauben<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>n ein einziges Sakrament. Hierzu heißt es in 1 Kor 10,16f.: »Ist <strong>de</strong>r<br />

Kelch <strong>de</strong>s Segens, über <strong>de</strong>n wir <strong>de</strong>n Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi?<br />

Ist nicht das Brot, das wir brechen, Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum<br />

sind wir viele ein Leib; <strong>de</strong>nn wir alle haben teil an <strong>de</strong>m einen Brot.« Paulus stellt sogar<br />

das Kelchwort <strong>de</strong>m Brotwort voran, um <strong>de</strong>n Zusammenhang von Eucharistie und<br />

Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. Die Gemein<strong>de</strong> Christi baut sich durch die<br />

Eucharistie auf: ein Christus - ein Brot - eine Kirche. Augustinus bringt dies in die<br />

Worte: »Wenn ihr selbst also Leib Christi und seine Glie<strong>de</strong>r seid, dann liegt auf <strong>de</strong>m<br />

eucharistischen Tisch euer eigenes Geheimnis ... Ihr sollt sein, was ihr seht, und sollt<br />

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empfangen, was ihr seid.« Demnach wäre es eine falsche Sicht <strong>de</strong>r Heiligen Messe,<br />

wenn nur die Wandlung als Höhepunkt <strong>de</strong>r Eucharistie angesehen wird. Die eucharistische<br />

Gegenwart <strong>de</strong>s Herrn zielt auf die Kommunion: Durch sie wer<strong>de</strong>n wir zu<br />

Glie<strong>de</strong>rn am Leib Christi und erhalten Anteil am göttlichen Leben.<br />

Wird <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m sakramentalen und <strong>de</strong>m ekklesialen Leib<br />

Christi übersehen, kommt es zu einer Individualisierung und Privatisierung im Eucharistieverständnis.<br />

Cyprian bemerkt: »Unser Gebet ist öffentlich und allgemein, und<br />

wenn wir beten, beten wir nicht für eine Einzelperson, son<strong>de</strong>rn für das ganze Volk,<br />

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<strong>de</strong>nn das ganze Volk ist eins.« Ambrosius hebt hervor: »Christus nämlich ist <strong>de</strong>r<br />

Glaube aller, die Kirche aber eine gewisse Form <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, das gemeinsame<br />

Recht aller: gemeinsam ist ihr Beten, gemeinsam ihr Wirken, gemeinsam ihre Prü-<br />

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fung.« Thomas von Aquin versteht es gera<strong>de</strong> als »die Gna<strong>de</strong>ngabe <strong>de</strong>s Heiligen Geistes«,<br />

daß er unter <strong>de</strong>m Gesetz <strong>de</strong>r Koinonia, also <strong>de</strong>r Gemeinschaft <strong>de</strong>s Glaubens<br />

leben läßt: »Es gibt nicht auf <strong>de</strong>r einen Seite ein uneigentliches moralisches o<strong>de</strong>r<br />

persönliches Opfer und daneben ein eigentliches kultisches, son<strong>de</strong>rn das erste ist die<br />

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res <strong>de</strong>s letzteren, in <strong>de</strong>m dieses erst seine eigentliche Wirklichkeit hat.« Das Leben<br />

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Vgl. hierzu die ausführlichen Darlegungen von Th. Schnei<strong>de</strong>r, Wir sind sein Leib. Meditationen zur Eucharistie, Mainz 1977.<br />

Augustinus, Sermo 272.<br />

Cyprian, De dominica oratione 8.<br />

Ambrosius, De officiis I,29.<br />

J. Ratzinger, Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von <strong>de</strong>r Kirche. München 1954, 213f.

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