Unser GOCH
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20<br />
IM BLICKPUNKT<br />
Frische Brötchen<br />
von der Insel<br />
Brückenstraße 27: 1902 wurde das Wohn- und Geschäftshaus<br />
gebaut. Bis 1974 war es eine Bäckerei.<br />
Wir sind Inselbewohner“<br />
sagt Wilhelm Joosten<br />
und lacht. Da muss der<br />
überraschte Gast erst einmal<br />
scharf nachdenken. Insel? Mitten<br />
in Goch? Na klar, Moment,<br />
die Adresse lautet ja nicht umsonst<br />
Brückenstraße. Wie die<br />
Île de la Cité, die berühmte Binneninsel<br />
in der französischen<br />
Hauptstadt Paris, auf der unter<br />
anderem die Kathedrale Notre-<br />
Dame zu finden ist, befinden<br />
sich das Haus der Joostens und<br />
die ihrer Nachbarn tatsächlich<br />
auf einer Insel.<br />
Anstatt der Seine ist es in die-<br />
sem Fall allerdings die Niers,<br />
die diese Lage im Stadtherzen<br />
zu einer ganz besonderen<br />
macht. Von der Susmühle bis<br />
zum Stadtpark – das idyllische<br />
Gocher Eiland.<br />
Venedig, Paris, Goch<br />
„Das ist übrigens auch der<br />
Grund dafür, dass unser Haus<br />
auf Stelzen steht“, erklärt Joosten.<br />
Wie in Venedig also. Erst<br />
Paris, dann Venedig – die Parallelen<br />
von der Gocher Brückenstraße<br />
zu den glamourösen<br />
Weltstädten sind offensichtlich.<br />
Dabei fing es im Haus mit der<br />
Nummer 27 alles ganz bodenständig<br />
an. Mit goldbödigem<br />
Handwerk nämlich.<br />
Gerhard Verheyen war es, der<br />
Anfang des vergangenen Jahrhunderts<br />
das Haus bauen ließ<br />
und es 1902 fertigstellte. Für<br />
die Bäckerei, die er noch im selben<br />
Jahr gemeinsam mit seiner<br />
Frau Johanna (geborene Ingendaay)<br />
eröffnete. Die „Bäckerei<br />
Verheyen“ war geboren.<br />
Bei dem Wohn- und Geschäftshaus<br />
handelt es sich um<br />
ein Gebäude mit rechteckigem<br />
Grundriss und rückwärtigem<br />
Anbau. In der Architekturspra-<br />
Ein Familienbetrieb: Ursula Joosten, Elise Verheyen, Hubert Verheyen und Fritz Verheyen (von links).<br />
Zwischen den beiden Aufnahmen<br />
liegen zahlreiche Jahrzehnte.<br />
Die heutigen Hausbesitzer Wilhelm<br />
und Ursula Joosten haben<br />
sich vorgenommen, im Laufe der<br />
kommenden Jahre das Haus von<br />
außen in seinen ursprünglichen<br />
Zustand zurück zu versetzen.<br />
Schließlich wurde<br />
Ursula Joosten hier geboren.<br />
che heißt es nüchtern: ein zweigeschossiger,<br />
dreiachsiger<br />
Backsteinbau mit Mansarddach.<br />
Das Ladenlokal im Erdgeschoss<br />
diente ursprünglich zum<br />
Backwarenverkauf, während<br />
sich im Anbau hinten die Backstube<br />
befand – die übrigens<br />
auch heute noch dort zu finden<br />
ist. Allerdings in deutlich veränderter<br />
Form, doch dazu später<br />
mehr.<br />
Zunächst einmal wollen wir<br />
als offiziellen Einstieg den Auszug<br />
aus der Denkmalliste der<br />
Stadt Goch zu Wort kommen<br />
lassen: „Die straßenseitige Gebäudefront<br />
wird gerahmt von<br />
die Vertikale betonenden Lisenen,<br />
denen ein Sockel- und<br />
kräftiges Traufgesims eine horizontale<br />
Gliederung entgegensetzen.<br />
Die rechteckigen Öffnungen<br />
des Erdgeschosses –<br />
Schaufenster und Eingangsnische<br />
– sind gerahmt von Gewänden<br />
mit Vorhangbögen und<br />
Stuckdekor in den Stürzen. Das<br />
Türblatt des Eingangs in der<br />
rechten Außenachse ist erneuert.<br />
Die rechteckigen Fensteröffnungen<br />
des Obergeschosses<br />
werden eingefasst von Gewänden<br />
mit Ohrung, haben Sohlbänke<br />
und Stuckdekor über den<br />
Stürzen. Der mittig angeordnete,<br />
zweiseitig gebrochene Fenstererker<br />
ist mit einer geschweiften<br />
Haube gedeckt. Alle Öffnungen<br />
haben originale Fensterrahmen.“<br />
– Soviel zum architektonischen<br />
Exkurs.<br />
„Straßenraumprägend“<br />
Weiter heißt es in dem Schreiben<br />
vom 29. Dezember 1992:<br />
„Das ehemalige Wohn-Geschäftshaus<br />
Brückenstraße 27<br />
ist bedeutend für die Geschichte<br />
des Menschen, da es als typisches<br />
um die Jahrhundertwende<br />
errichtetes Gebäude eine bestimmte<br />
historische und architekturhistorische<br />
Epoche dokumentiert.<br />
Es ist bedeutend für<br />
die Stadt Goch, da ihm als Teil<br />
einer relativ geschlossen erhal