tagungsjournal - zahniportal.de
tagungsjournal - zahniportal.de
tagungsjournal - zahniportal.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Weiterhin galt es natürlich, Spen<strong>de</strong>nmaterialien zu<br />
beschaffen. Das war nicht schwer: Sowohl einige Hersteller<br />
zahnmedizinischer Verbrauchsmaterialien versorgten<br />
uns mit Gütern, als auch Zahnärzte und -techniker,<br />
die wir kannten o<strong>de</strong>r auf diesem Wege kennen<br />
lernten. Und nicht zuletzt die Marburger Abteilungen<br />
für Zahnerhaltung, -ersatz und Chirurgie sagten uns<br />
ohne Zögern Unterstützung zu. Zusätzlich beauftragte<br />
uns <strong>de</strong>r Verein JINO, Geld und Material zu überbringen.<br />
Als weitaus größeres Problem zeichnete sich bald <strong>de</strong>r<br />
Transport <strong>de</strong>r Materialien ab: Praktisch alle Fluggesellschaften<br />
scheinen heutzutage zu knausern, wenn<br />
es um Übergepäck geht. Nach langem Lamentieren<br />
gelang es, bei Qatar Airways 10kg zusätzliches „Trekkinggepäck“<br />
pro Person herauszuhan<strong>de</strong>ln.<br />
So ging es Anfang August also los. Tansania liegt glücklicherweise<br />
nur zwei Zeitzonen „vor“ Deutschland, so<br />
dass <strong>de</strong>r Flug nach Dar Es Salaam zwar lang und anstrengend<br />
war, uns <strong>de</strong>r „Jet Lag“ aber immerhin erspart<br />
blieb. Am dortigen Flughafen wur<strong>de</strong>n wir zum ersten<br />
mal mit <strong>de</strong>r tansanischen Lebensweise und <strong>de</strong>m inoffiziellen<br />
Staatsmotto konfrontiert: Pole, pole! Langsam,<br />
langsam! Nach nicht einmal zwei Stun<strong>de</strong>n hielten wir<br />
unser Visum in Hän<strong>de</strong>n und konnten <strong>de</strong>n Zoll passieren,<br />
um von unserer „zahnmedizinischen Bezugsperson<br />
und persönlichen Bertreuungsnonne“, Sr. Hifadhi,<br />
sehr herzlich in Empfang genommen zu wer<strong>de</strong>n. Die<br />
erste Nacht verbrachten wir in einem Gästehaus <strong>de</strong>s<br />
Or<strong>de</strong>ns in Dar Es Salaam, bevor es im Morgengrauen<br />
<strong>de</strong>s nächsten Tages per Bus nach Songea ging. Zwölf<br />
Stun<strong>de</strong>n dauerte die Fahrt quer durchs Land, das sich<br />
als landschaftlich ausgesprochen vielseitig erwies. Die<br />
einzige Konstante waren die Hühner, die in Tansania<br />
wirklich allgegenwärtig sind. Von Songea war es nicht<br />
mehr weit bis zur ersten Station unserer Famulatur,<br />
<strong>de</strong>m kleinen Benediktinerconvent in Matogoro. Dieser<br />
besteht aus einem „Dispensary“, was sozusagen<br />
ein kleines Krankenhaus ist, einem Kin<strong>de</strong>rgarten und<br />
einem Wohnhaus, in <strong>de</strong>m eine Handvoll Schwestern<br />
untergebracht ist, die die Station am Laufen hält. Wir<br />
bezogen ein kleines Zimmer im Kin<strong>de</strong>rgartengebäu<strong>de</strong><br />
und fielen völlig kaputt in die Betten. Am nächsten<br />
Morgen zeigte Sr. Hifadhi uns die Station und gab uns<br />
eine Führung durch das kleine Dorf Matogoro.<br />
Der darauf folgen<strong>de</strong> Tag war unser erster Arbeitstag<br />
in <strong>de</strong>r Zahnstation <strong>de</strong>s Conventes. Diese besteht aus<br />
drei unterschiedlich intakten Behandlungsstühlen, von<br />
<strong>de</strong>nen zwei lediglich für Extraktionen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der dritte ist mit einer mobilen Cart-Einheit ausgerüstet,<br />
die wassergekühlte Winkelstücke, Sauger und<br />
sogar einen Ultraschallscaler beinhaltet. Weiterhin<br />
gibt es ein kleines Techniklabor, obgleich die Prothetik<br />
nach <strong>de</strong>utschem Verständnis noch ein wenig in <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rschuhen steckt: Die meisten Prothesen erfüllen<br />
nur ästhetische Zwecke und wer<strong>de</strong>n ohne Artikulator<br />
hergestellt, mitunter sogar ohne Gegenkiefer.<br />
Völlig ausgereift und je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Zahnarzt überlegen<br />
hingegen sind Sr. Hifadhis Fertigkeiten, was Extraktionen<br />
anbelangt. Diese spielen in <strong>de</strong>r tansanischen<br />
Zahnmedizin lei<strong>de</strong>r immer noch die Hauptrolle. Der Tag<br />
lief also üblicherweise so ab: Morgens war die „Wartehütte“<br />
<strong>de</strong>r Zahnstation prall gefüllt, ebenso wie <strong>de</strong>r davor<br />
liegen<strong>de</strong> Rasen. Die ersten acht Extraktionspatien-<br />
33