BDA Informationen 1.13 - Bund Deutscher Architekten BDA
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TRICKKISTE<br />
Michael Gebhard<br />
Ehrlich währt am längsten, sagt ein altes Sprichwort. Heute muss<br />
man schon froh sein, wenn das überhaupt noch jemand kennt,<br />
geschweige denn ernst nimmt. Gut getäuscht ist halb gewonnen!<br />
Das erscheint bedeutend lebensnäher zu sein.<br />
Auch vor dem Wettbewerbswesen macht dieser Paradigmenwechsel<br />
nicht halt. Es geht uns nicht um etwaige Tricks der Teilnehmer,<br />
nein, was wir darstellen wollen, sind die Tricks der Auslober. Hier<br />
hat die allseits vielbeschworene Innovation ein reiches Betätigungsfeld<br />
gefunden. Als erster und billigster Trick, möglicherweise auch<br />
nur ein „Versehen“, ist die Einstufung einer Wettbewerbsaufgabe<br />
in die falsche Honorarzone zu nennen. Man kann sich doch mal<br />
täuschen, oder? Selbstverständlich kann es auch durchaus vorkommen,<br />
dass versehentlich die Baukosten zu niedrig angesetzt<br />
werden. Die öffentliche Hand kennt schließlich das Gebot der<br />
wirtschaftlichen Haushaltsführung und nimmt dies gerade in der<br />
Wettbewerbshonorierung sehr, sehr ernst.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich sicher auch rechtfertigen,<br />
aus dem dem Wettbewerb zugrundeliegenden Vorentwurfshonorar<br />
noch alle möglichen Teilleistungen herauszurechnen. Schließlich<br />
sind ja meist keine Kostenschätzungen, keine Verhandlungen mit<br />
Behörden und keine Abstimmungen mit Fachplanern im Wettbewerb<br />
erforderlich. Auch scheint für viele Auslober außer Frage zu<br />
stehen, dass Zusatzleistungen, wie ein Modell oder Perspektiven<br />
oder Detaildarstellungen, einfach Rabattleistungen der Teilnehmer<br />
sind, die sie gern umsonst erbringen, dafür, dass sie überhaupt<br />
teilnehmen dürfen. Und natürlich werden<br />
solche Leistungen, wenn sie schon unbedingt<br />
honoriert werden müssen, am liebsten zu<br />
Schnäppchenpreisen eingestuft. Eine perspektivische<br />
Darstellung kann man doch locker für<br />
500 Euro bekommen (vielleicht in Indien?).<br />
Die ist doch schnell gemacht. Manch Auslober<br />
hält Perspektiven gar für ein Abfallprodukt der<br />
Planung, die heute ohnehin immer komplett<br />
in 3D ausgeführt wird. Da kann man doch<br />
rasch mal fünf bis sechs Stück abfordern.<br />
Vielleicht nicht neu, aber immer wieder wirksam,<br />
das Prinzip Camouflage. Einfach einen<br />
Realisierungswettbewerb als Ideenwettbewerb<br />
verkleiden, um das Auftragsversprechen zu<br />
umgehen. Gut getäuscht ist halb gespart. Es<br />
geht noch besser: Tarnkappenakquisition für<br />
Hochschullehrer. Immer mal wieder gibt es<br />
Versuche, Realisierungsvorhaben als Studentenwettbewerbe<br />
auszuloben mit der Absicht,<br />
das Ergebnis dann durch ein freies Büro oder<br />
das Büro des betreuenden Hochschullehrers<br />
realisieren zu lassen. Das Innovationspotenzial<br />
mancher Kollegen ist einfach enorm.<br />
Diese kleine Liste ließe sich beliebig fortsetzen.<br />
Wir haben uns auf die gängigsten Methoden<br />
beschränkt. Versuche zu tricksen, gab es<br />
schon immer und wird es immer geben. Es<br />
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