BDA Informationen 1.13 - Bund Deutscher Architekten BDA
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Neben der anspruchsvollen Konstruktion weist das Gebäude<br />
Bereiche mit großen räumlichen Qualitäten auf. Das durch die<br />
Fachwerkträger in eine dreischiffige Halle gegliederte, seitlich voll<br />
verglaste Dachgeschoß mit dem Panoramablick über Wien gehört<br />
ebenso dazu wie das zweigeschossige Foyer mit frei eingestellten<br />
Decks und Corbusier-Rampe.<br />
Als das Gebäude 1986 fertig gestellt und eingeweiht wurde,<br />
passierte: nichts. Es wurde natürlich offiziell eröffnet, bezogen, in<br />
der Presse erwähnt, aber die große Resonanz (auch der Protest)<br />
blieb aus. Inzwischen dominierten <strong>Architekten</strong> wie Hans Hollein,<br />
Wilhelm Holzbauer, Heinz Tesar und Hermann Czech die Debatte;<br />
die ganz eigene Spielart der Wiener Postmoderne genoss weltweite<br />
Aufmerksamkeit. Als Student – diesmal an der Wiener TU – gehörte<br />
ich zu den relativ wenigen, die als Schüler Ernst Hiesmayrs,<br />
der den Lehrstuhl Hochbau II innehatte, von der Fertigstellung des<br />
Juridicums überhaupt Notiz nahmen. Es passte einfach nicht in die<br />
Agenda dieser Zeit. Aus der zeitlichen Distanz heraus erscheint es<br />
als ein großer Wurf, als ein konstruktiv aufregender und räumlich<br />
überzeugender Stadtbaustein, der im Vergleich viele gedankenlos<br />
geplante Großstrukturen dieser Zeit weit hinter sich lässt. Seit<br />
vielen Jahren in Betrieb, ist das Juridicum Wien wert, dass sich über<br />
den Kreis der Nutzer hinaus auch die architektonische Öffentlichkeit<br />
dieses herausragenden Bauwerks erinnert und das Juridicum<br />
als wichtiges Zeitzeugnis in das architektonische Gedächtnis der<br />
Stadt aufnimmt.<br />
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