Projektunterricht zum Thema Mischindikator - Hochschule Darmstadt
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Untersuchung eines Universalindikators<br />
<strong>Thema</strong> eines <strong>Projektunterricht</strong>es<br />
T. Diesterweg, N. Nkrumah, W. Proske, J. Röder und V. Wiskamp<br />
Impressum: Prof. Dr. V. Wiskamp, FH <strong>Darmstadt</strong>, Fb. CuB, Hochschulstr. 2, D-64289 <strong>Darmstadt</strong><br />
Sowohl im Schulunterricht, als auch im Chemiepraktikum an der <strong>Hochschule</strong> spielt die<br />
orientierende Messung des pH-Wertes eine wichtige Rolle und wird meistens mit<br />
Universalindikator-Teststreifen oder -lösungen durchgeführt.<br />
Im folgenden wird vorgeschlagen, wie das <strong>Thema</strong> „pH-Messung mit <strong>Mischindikator</strong>en“ z.B.<br />
an Projekttagen von Schülern der Mittelstufe bzw. von Studenten im analytischen Praktikum<br />
bearbeitet werden kann.<br />
1 Theoretische Grundlagen<br />
Ein pH-Indikator ist eine organische Säure, die - in Abhängigkeit vom pH-Wert - dissoziiert,<br />
gemäß: HInd → H + + Ind − , wobei freie Säure und Säurerest unterschiedliche Farben<br />
aufweisen.<br />
Farbe kommt zustande, wenn ein Teil des weißen Lichtes von einer Verbindung absorbiert<br />
wird. Ein Stoff erscheint farbig in der <strong>zum</strong> absorbierten Licht komplementären Farbe.<br />
Absorbiert ein Reinstoff oder eine Stoffmischung mehrere Frequenzen des weißen Lichtes, so<br />
resultiert eine Mischfarbe (Prinzip der additiven Farbmischung) [1].<br />
Bekannte Beispiele für pH-Indikatoren sind der Azofarbstoff Methylrot und die<br />
Triphenylmethanfarbstoffe Phenolphthalein, Thymolblau und Bromthymolblau (Abb. 1). Eine<br />
Mischung der vier Verbindungen eignet sich als Universalindikator und wurde erstmals von<br />
McCrumb beschrieben [2].
2<br />
(CH 3 ) 2 N N N CO 2 H<br />
Methylrot<br />
HO<br />
C<br />
O<br />
C<br />
O<br />
HO<br />
C<br />
O<br />
SO 2<br />
HO<br />
Br<br />
C<br />
O<br />
SO 2<br />
OH<br />
OH<br />
OH<br />
Br<br />
Phenolphthalein Thymolblau Bromthymolblau<br />
Abb. 1: Indikatorfarbstoffe<br />
2 Benötigte Geräte und Chemikalien<br />
Reagenzgläser und Ständer, Tropffläschchen, Pasteurpipetten mit Gummihütchen, Spatel,<br />
kleine Bechergläser, Waage und Analysenwaage, UV-Vis-Spektralfotometer, Glasküvetten.<br />
Methylrot, Phenolphthalein, Thymolblau, Bromthymolblau, 0.1%ige ethanolische Lösungen<br />
(F, brennbar) der vier Stoffe. McCrumb-Indikator (20 mg Methylrot, 20 mg Phenolphthalein,<br />
40 mg Thymolblau und 40 mg Bromthymolblau in 100 mL Ethanol), Puffer-Lösungen (auf 1<br />
Liter auffüllen) pH 2 (6.43 g Zitronensäuremonohydrat, 3.58 g NaCl, 8.2 mL 1-molare HCl),<br />
pH 3 (8.47 g Zitronensäuremonohydrat, 3.49 g NaCl, 20.6 g 1-molare NaOH), pH 4 (11.76 g<br />
Zitronensäuremonohydrat, 2.57 g NaCl, 68.0 mL 1-molare NaOH), pH 5 (20.26 g<br />
Zitonensäuremonohydrat, 196.4 mL 1-molare NaOH), pH 6 (12.53 g<br />
Zitronensäuremonohydrat, 159.6 mL 1-molare NaOH), pH 7 (3.52 g KH 2 PO 4 , 7.26 g<br />
Na 2 HPO 4 ⋅2H 2 O), pH 8 (4.77 g Na 2 B 4 O 7 ⋅10H 2 O, 20.5 mL 1-molare HCl), pH 9 (4.77 g<br />
Na 2 B 4 O 7 ⋅10H 2 O, 4.6 mL 1-molare HCl), pH 10 (4.77 g Na 2 B 4 O 7 ⋅10H 2 O, 18.3 mL 1-molare<br />
NaOH), pH 11 (3.84 g Glycin, 2.99 g NaCl, 48.9 mL 1-molare NaOH), pH 12 (3.42 g Glycin,<br />
2.67 g NaCl, 54.5 mL 1-molare NaOH), pH 13 (0.375 g Glycin, 0.222 g NaCl. 95 mL 1-<br />
molare NaOH), dest Wasser.<br />
3 Durchführung<br />
(vgl. [3] und s. Anmerkung)<br />
11 Reagenzgläser werden in einen Ständer gestellt, der Reihe nach mit „pH 2 ... 13“<br />
beschriftet und mit 10 mL der entsprechenden Pufferlösungen gefüllt. Dann werden je 10<br />
Tropfen Methylrotlösung zugegeben. Die Farben werden notiert.<br />
Analog werden die Farben von Phenolphthalein, Thymolblau und Bromthymolblau bei den<br />
verschiedenen pH-Werten betrachtet.
3<br />
Anschließend untersuchen die Schüler die Farben von Indikatormischungen, indem sie zu den<br />
Pufferlösungen gleiche oder verschiedene Mengen von 2-4 Indikatoren geben. Ziel ist es, eine<br />
Farbskala zu erzielen, bei der möglichst deutliche Farbunterschiede bei einzelnen pH-Werten<br />
vorliegen.<br />
Zum Vergleich wird der McCrumb-<strong>Mischindikator</strong> untersucht.<br />
Abschließend sollen die Schüler die selbst hergestellten <strong>Mischindikator</strong>proben auf deren<br />
Eignung (deutliche Farbunterschiede bei Lösungen mit pH-Werten 4 - 10) testen. Dazu<br />
untersuchen sie neben verschiedenen Gewässern und Getränken auch Lösungen, die laut<br />
Rahmenrichtlinien im Chemieunterricht der Klassen 7 - 12 (13) auf sauren, neutralen oder<br />
basischen Charakter zu untersuchen sind, z.B. Natriumacetat-, Ammoniumchlorid-,<br />
Aluminiumchlorid- oder Phenollösungen.<br />
Die Studenten nehmen die Absorptionsspektren (350-750 nm) der reinen Indikatorlösungen<br />
und des <strong>Mischindikator</strong>s bei allen pH-Werten auf und interpretieren sie. Dabei überlegen sie<br />
sich, wie die Farbe der Proben aufgrund der Lichtabsorptionen zustande kommen (es ist<br />
ratsam, einen Farbkreis zur Hilfe zu nehmen), und versuchen herauszufinden, welche<br />
Absoptionen der Indikatormischung auf welche Absorptionen seiner Bestandteile<br />
zurückzuführen sind.<br />
4 Ergebnisse<br />
Die Farbbeobachtungen (Vergleiche mit einem Farbenführer [4]) sind in Tabelle 1<br />
zusammengestellt.<br />
Die Spektreninterpretation wird hier nur an zwei Beispielen geführt (Abb. 2):<br />
• Bei pH 12 ist der McCrumb-Indikator violett. Sein Absorptionsspektrum weist zwei starke,<br />
nur wenig getrennte Maxima bei 556 und 600 und ein deutlich schwächeres Maximum bei<br />
385 nm auf. Das erste Maximum ist eindeutig auf die Lichtabsorption des<br />
Phenolphthaleins zurückzuführen. Das zweite Maximum resultiert aus der Überlagerung<br />
der Absorptionsmaxima von Thymolblau bei 596 nm und von Bromthymolblau bei 615<br />
nm. Das bei kleineren Wellenlängen liegende, dritte Maximum kommt schließlich<br />
dadurch zustande, daß alle Einzelkomponenten des McCrumb-Indikators in dem Bereich<br />
schwach absorbieren, und zwar Methylrot bei 429 nm, Phenolphthalein bei 374 nm,<br />
Thymolblau bei 377 nm und Bromthymolblau bei 394 nm.<br />
• Bei pH 8 absorbiert der <strong>Mischindikator</strong> mit gleicher Intensität violettes und oranges Licht<br />
mit Maxima bei 410 und 612 nm, so dass sich der Gesamtfarbeindruck Grün ergibt. Die<br />
Orangelichtabsorption ist auf das Bromthymolblau zurückzuführen, das bei pH 8 blau<br />
(Komplementärfärbe zu Orange) erscheint. Für die Violettlichtabsorption ist das Methylrot<br />
verantwortlich, das bei dem pH-Wert gelb gefärbt ist. Phenolphthalein liefert bei pH 8<br />
keinen Farbbeitrag, und Thymolblau aufgrund seines blassen Grünweiß auch nur einen<br />
minimalen.
4<br />
Tab. 1: Farben der Indikatoren bei unterschiedlichen pH-Werten<br />
pH Methyrot Phenolpthalein Thymolblau Bromthymolblau <strong>Mischindikator</strong><br />
2 rötlichlila farblos rosaweiß gelb rot<br />
3 rötlichlila farblos gelbweiß gelb rot<br />
4 rötlichlila farblos gelbweiß gelb rot<br />
5 hellrötlichlila farblos gelbweiß gelb orangerot<br />
6 orange farblos gelbweiß gelb orange<br />
7 gelb farblos gelbweiß opalgrün dunkelgrüngelb<br />
8 gelb farblos grünweiß kobaltblau dunkelgrün<br />
9 gelb rosa blauweiß kobaltblau dunkelgrünblau<br />
10 gelb rot hellgraublau kobaltblau violettblau<br />
11 gelb rot hellgraublau kobaltblau violettblau<br />
12 gelb rot hellgraublau kobaltblau violettblau<br />
13 gelb rot hellgraublau kobaltblau schwarzgraublau<br />
hier: Abb. 2<br />
Abb. 2: Absorptionsspektren der Indikatoren bei pH 12 (links) und pH 8 (rechts); y-Achse: Absorption,<br />
x-Achse: Wellenlänge λ (350-750 nm)<br />
Anmerkung<br />
Selbstverständlich können auch andere Universalindikatoren untersucht werden (vgl. [5]), z.B.:<br />
• Universalindikator nach Bolt: 100 mg Methylrot, 100 mg Phenolphthalein, 100 mg Thymolphthalein, 100<br />
mg Bromthymolblau und 100 mg Naphtholphtalin in 500 mL Ethanol lösen.<br />
• Universalindikator nach Bogen: 200 mg Methylrot, 100 mg Phenolphthalein, 300 mg Dimethylgelb, 500 mg<br />
Thymolblau und 400 mg Bromthymolblau in 500 mL Ethanol lösen und mit NaOH titrieren, bis eine gelbe<br />
Farbe resultiert.<br />
• Universalindikator nach Kolthoff: 25 mg Methylrot, 100 mg Phenolphthalein, 75 mg Dimethylgelb, 100 mg<br />
Thymolphthalein und 100 mg Bromthymolblau in 400 mL Ethanol lösen.<br />
• Universalindikator nach Urk: 80 mg Methylrot, 100 mg Methylorange, 500 mg Phenolphthalein, 70 mg<br />
Tropaolin 00, 500 mg Naphtholphthalein, 400 mg Bromthymolblau, 400 mg Cresolphthalein und 150 mg<br />
Alizaringelb R in 100 mL Ethanol lösen.<br />
Für Studenten ist es besonders interessant, handelsübliche <strong>Mischindikator</strong>en, deren Zusammensetzungen vom<br />
Hersteller nicht angegeben sind, zu untersuchen und ggf. nachzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen<br />
zusätzlich zu den spektroskopischen auch dünnschichtchromatographische Untersuchungen (vgl. [6])<br />
durchgeführt werden. Anhand der Spektren vermutete Substanzen können durch Aufstocken identifiziert<br />
werden. Dazu wird der zu untersuchenden Probe die vermutete Komponente zugesetzt, worauf eine (oder<br />
mehrere) Absorptionsbande(n) intensiver werden muss (müssen).<br />
Literatur<br />
[1] G. Wittke, Farbstoffchemie. 2. Auflage, Diesterweg Salle Sauerländer, Frankfurt 1984<br />
[2] F. R. McCrumb, Use of Wide-Range Indicators for Determination of pH. Industrial and Engeneering<br />
Chemistry 3, Heft 3 (1931), S. 233-235<br />
[3] H. Boeck, Über einen neuen Indikator für den Unterricht. Chem. Sch. 17, Heft 1 (1970), S. 44-46<br />
[4] Michel-Farbenführer. 36. Auflage, Schwaneberger, München 1992<br />
[5] L. S. Foster, I. J. Gruntfest, Demonstration Experiments Using Universal Indicators. J. Chem. Educ. 14<br />
(1937), S. 274-276<br />
[6] V. Wiskamp, W. Proske, Umweltbewusstes Experimentieren im Chemieunterricht. VCH, Weinheim 1996, S.<br />
35-36
5<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. Volker Wiskamp, FH <strong>Darmstadt</strong>, FB CuB, Hochschulstraße 2 64289 <strong>Darmstadt</strong><br />
pH 12 pH 8<br />
McCrumb-<br />
<strong>Mischindikator</strong>
6<br />
Methylrot<br />
Phenolphthalein<br />
Thymolblau<br />
Bromthymolblau<br />
400 500 600 700 nm 400 500 600 700 nm<br />
Herstellung von Indikatorgemischen zur pH-Wertbestimmung<br />
Ziel: Herstellen von „Universalindikatoren“ aus Einzelindikatoren, die auf Grund<br />
verschiedener Umschlagsbereiche eine ziemlich genaue pH-Wertbestimmung<br />
ermöglichen.<br />
Durchführung: 1. Herstellung eines Dreikomponenten-Indikatorgemisches<br />
- Stellen Sie ein Gemisch aus drei Indikatorlösungen, die mit
7<br />
verschiedenen Farben bei unterschiedlichen pH-Werten umschlagen<br />
( z. B. Methylrot, Bromkresolgrün, Phenolphthalein) im Verhältnis<br />
1 : 1 : 1 (also 1 ml : 1 ml : 1 ml) her.<br />
- Kennzeichnen Sie die Probe (Reagenzglas mit Klebeetikett )<br />
- Geben Sie 5 -10 Tropfen der pH-spezifischen Pufferlösungen auf eine<br />
Tüpfelplatte ( mit 12 Vertiefungen)<br />
- Tropfen Sie jeweils 1-2 Tropfen des Indikatorgemisches in die pHverschiedenen<br />
Pufferlösungen<br />
- Notieren Sie die Farben bei den einzelnen pH-Werten.<br />
- Variieren Sie das Indikatorverhältnis und/bzw. nehmen Sie andere<br />
Indikatoren. Immer exakt protokollieren!<br />
Einige Indikatoren, ihre Abkürzungen und Umschlagsbereiche<br />
1. Kresolrot KR rosarot 0,2....1,8 gelb<br />
2. m-Kresolpurpur KP rot 1,2....2,8 gelb<br />
3. Thymolblau (1.) TB rot 1,2....2,8 gelb<br />
4. Methylorange MO rot 3,1....4,4 gelborange<br />
5. Bromkresolgrün BKG gelb 3,8....5,4 blau<br />
6. Methylrot MR rot 4,4....6,2 gelborange<br />
7. Bromkresolpurpur BKP gelb 5,2....6,8 purpur<br />
8. Bromthymolblau BTB gelb 6,0....7,6 blau<br />
9. Thymolblau (2.) TB gelb 8,0....9,6 blau<br />
10. Phenolphthalein PP farblos 8,2....9,8 rotviolett<br />
11. Thymolphthalein TP farblos 9,3....10,5 blau