Fragebogen zur Evaluierung der Vorlesung - Hochschule Darmstadt
Fragebogen zur Evaluierung der Vorlesung - Hochschule Darmstadt
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Selbstevaluation - ein einfaches und hilfreiches Mittel <strong>zur</strong><br />
Verbesserung <strong>der</strong> Lehre<br />
Einleitung<br />
von<br />
Volker Wiskamp<br />
Impressum: Prof. Dr. V. Wiskamp, FH <strong>Darmstadt</strong>, Fb. CuB, Hochschulstr. 2, D-64289 <strong>Darmstadt</strong><br />
Im Rahmen eines vom Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst geför<strong>der</strong>ten<br />
Projektes <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Lehre an hessischen Fachhochschulen und <strong>Hochschule</strong>n<br />
wurde das Chemiepraktikum für StudienänfängerInnen an <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>Darmstadt</strong> in<br />
den Jahren 1993/94 umgestaltet, insbeson<strong>der</strong>e in Hinblick auf die Integration von<br />
Gesichtspunkten des Umweltschutzes in die Ausbildung <strong>der</strong> Studierenden, und evaluiert<br />
(DENEKE, KRAMB, WISKAMP, 1996).<br />
Inzwischen wurde auch die dem Praktikum vorausgehende <strong>Vorlesung</strong> „Anorganische<br />
Chemie und Stöchiometrie“ (3 × 90 Minuten pro Woche im ersten Semester) überarbeitet,<br />
und zwar schwerpunktmäßig unter drei Gesichtspunkten:<br />
• Die <strong>Vorlesung</strong> ist eine Experimentalvorlesung. Um dem Anspruch einer ökologisch<br />
orientierten Ausbildung gerecht zu werden, sollten die vorgeführten Experimente den<br />
Gesichtspunkten des sicheren und umweltgerechten Experimentierens (Aufbereitung <strong>der</strong><br />
Reste, fachgerechte Entsorgung von Schadstoffen, Recycling brauchbarer Ausgangsstoffe<br />
etc) entsprechen. Deshalb wurden alle Versuche unter den angesprochenen Aspekten<br />
optimiert. Zusätzlich wurden Versuche aufgenommen, die Themen des Umweltschutzes<br />
und <strong>der</strong> Toxikologie direkt behandeln.<br />
• Das <strong>Vorlesung</strong>sskript wurde von vier Dozenten <strong>der</strong> Anorganischen Chemie an an<strong>der</strong>en<br />
Fachhochschulen begutachtet, vor allem in Hinblick auf die Relevanz <strong>der</strong> Lehrinhalte für<br />
eine praxis- und industrieorientierte Ausbildung von ChemieingenieurInnen. Anregungen<br />
und Kommentare <strong>der</strong> Experten wurden in dem inzwischen erschienen Lehrbuch<br />
(WISKAMP, 1996) aufgenommen.<br />
• Eine von einem holländischen Verlag neu herausgegebene Folienserie „transparencies to<br />
educate“ wurde angeschafft. Die Folien ermöglichen es vor allem, die in <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong><br />
behandelten Bindungskonzepte und technischen Verfahren mit hervorragenden Bil<strong>der</strong>n zu<br />
untermalen. Aufgrund <strong>der</strong> englischen Beschriftung <strong>der</strong> Folien lernen die Studierenden<br />
automatisch Fachenglisch mit.<br />
Am Ende des Wintersemesters 1996/97 wurde den HörerInnen ein <strong>Fragebogen</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> ausgeteilt. Nach Fragen <strong>zur</strong> Person (Alter, Geschlecht,<br />
Muttersprache, schulische und berufliche Vorbildung) wurde um eine Beurteilung <strong>der</strong><br />
<strong>Vorlesung</strong> (Verkraftbarkeit in Hinblick auf Vorkenntnisse, Umfang und Schwierigkeitsgrad,<br />
Erwartungshaltung, Bewertung <strong>der</strong> Lerninhalte, auch in Hinblick auf das weitere Studium und<br />
den späteren Beruf), <strong>der</strong> Demonstrationsexperimente und des Buches <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> gebeten.<br />
Danach sollten die Studierenden dem Dozenten Noten (1-5) für Vortragsstil, -tempo,<br />
Verständlichkeit, Tafelbild und Folien geben.<br />
Ergänzt wurde <strong>der</strong> <strong>Fragebogen</strong> mit <strong>der</strong> Bitte um Stellungnahmen zum gerade<br />
eingeführten Wahlpraktikum für StudienanfängerInnen und zu Plänen des Dozenten, in<br />
Zukunft einen Brückenkurs „Repetitorium Abiturwissen“ für StudienanfängerInnen
2<br />
anzubieten und die Anorganik-<strong>Vorlesung</strong> in Hinblick auf gemeinsame Studienprogramme<br />
innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union in Englisch zu halten.<br />
Zum Schluss wurden die Studierenden nach ihrer Intention gefragt, weiterzustudieren. Auf<br />
dem <strong>Fragebogen</strong> war ausreichend Platz für erbetene Kommentare. Die Ergebnisse <strong>der</strong><br />
Befragung sollten <strong>der</strong> weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Lehre zugute kommen.<br />
1. Befragung <strong>der</strong> StudentInnen und Evaluation<br />
1.1. Befragter Personenkreis<br />
Von den 34 ausgeteilten Fragebögen (am Ende des Semesters haben 35 Studierende an <strong>der</strong><br />
Abschlussklausur teilgenommen) wurden in <strong>der</strong> folgenden Woche 15 ausgefüllt<br />
<strong>zur</strong>ückgegeben (Rücklaufquote = 44 %).<br />
Unter den Befragten, die geantwortet haben, waren 2 Studentinnen und 13 Studenten<br />
im Alter zwischen 18-31 Jahre. Bis auf einen Studenten waren alle Personen deutschsprachig.<br />
Ein Drittel <strong>der</strong> StudentInnen hatte das Abitur, zwei Drittel hatten das Fachabitur. Über<br />
berufliche Vorbildung verfügte die Hälfte <strong>der</strong> Befragten. Neben einem Maschinenschlosser,<br />
einem Hotelfachmann und einer Biologielaborantin kamen 5 Studenten aus Chemieberufen<br />
(Chemikant, Laborant, CTA).<br />
1.2. Verkraftbarkeit <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong><br />
In Hinblick auf Vorkenntnisse und Schwierigkeitsgrad war die <strong>Vorlesung</strong> für die HörerInnen<br />
gut (Durchschnittsnote: 2.2), in Hinblick auf den Umfang zufriedenstellend (2.9) zu<br />
verkraften.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Kommentare, die von „... zusammen mit den an<strong>der</strong>en Fächern eine<br />
Menge Stoff ...“, „... man merkt den Unterschied zwischen Schule und <strong>Hochschule</strong> schon sehr<br />
...“, „... aufgrund <strong>der</strong> Laborantenausbildung war <strong>der</strong> Stoff leicht zu verstehen ...“, bis zu „...<br />
konnte mühelos folgen ...“ reichten, sieht <strong>der</strong> Dozent keinen Än<strong>der</strong>ungsbedarf seiner<br />
<strong>Vorlesung</strong>.<br />
1.3. Erwartungen<br />
Die Erwartungen an die <strong>Vorlesung</strong> wurden gut (2.1) erfüllt, so daß <strong>der</strong> Dozent keine<br />
Än<strong>der</strong>ungen vornehmen muss.<br />
Zustimmende Kommentare lauteten „... eine praxisorientierte <strong>Vorlesung</strong> mit vielen<br />
Rechenbeispielen ...“ und „... ich hatte eigentlich keine Erwartung, aber alles war neu und<br />
sehr interessant ...“.<br />
Ein Student hätte sich eine etwas stärkere Präsentation technischer Aspekte <strong>der</strong><br />
besprochenen Industrieverfahren gewünscht. Er muss auf die späteren <strong>Vorlesung</strong>en in<br />
Technischer Chemie vertröstet werden.<br />
Ein an<strong>der</strong>er Student kritisierte, dass die Kommunikation zwischen Dozent und<br />
Auditorium in <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> verbessert werden sollte, „... man müsste hellhörig werden,<br />
wenn die Fragen des Dozenten immer nur von einem Studenten beantwortet würden ...“. Dazu<br />
ist zu sagen, dass die vom Dozenten gestellten, zahlreichen Fragen vor allem dazu dienen, den
3<br />
<strong>Vorlesung</strong>sfluss aufzulockern und für die Studierenden kleine Denkpausen ein<strong>zur</strong>ichten, nicht<br />
um in längere Diskussionen einzutreten, wofür nach <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> Zeit bleibt und angeboten<br />
wird. Die Erfahrung <strong>der</strong> letzten Jahre zeigt, dass immer nur 1 bis maximal 3 Personen auf<br />
Fragen reagieren. Die Lehrveranstaltung deshalb aber im Schulstil abzuhalten, ist<br />
organisatorisch nicht möglich und didaktisch wenig sinnvoll, genauso wie es unsinnig wäre,<br />
die Fragen ganz einzustellen.<br />
1.4. Beurteilung <strong>der</strong> Themenauswahl<br />
Kommentare zu den behandelten Themen lauteten „... Themenauswahl war richtig ...“, „...<br />
genug Stoff, gute Präsentation ...“, „... alle Themen wurden ausführlich und einleuchtend<br />
erklärt ...“, „... kein Thema war zu ausführlich ...“ und „... gut war, dass die technische AC als<br />
Eduktlieferant <strong>der</strong> technischen OC betont wurde ...“.<br />
Mehrere kritische Stimmen lauteten, dass die Stöchiometrie zu schnell behandelt<br />
wurde und die zu Semesterbeginn massive Präsentation von Grundbegriffen zum chemischen<br />
Rechnen viele Erstsemester überfor<strong>der</strong>t hätte. Dazu ist zu sagen, dass stöchiometrisches<br />
Rechnen in einer <strong>Vorlesung</strong> nur exemplarisch behandelt werden kann und anschließend von<br />
den Studierenden autodidaktisch geübt werden muss. Alternative Lehrmethoden, z.B. eine<br />
separate zweistündige <strong>Vorlesung</strong> nur über Stöchiometrie (zu langweilig) o<strong>der</strong> von Tutoren<br />
geleitete Übungsgruppen (keine Zeit und keine Personalmittel), haben zuvor auch keine<br />
besseren Ergebnisse gebracht, so dass <strong>der</strong> Autor die jetzige Vorgehensweise - chemisches<br />
Rechnen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stoffchemie - als geeignet ansieht. Ein Student empfahl<br />
ein an<strong>der</strong>es Buch (MAYER, 1992) zum Fachrechnen in <strong>der</strong> Chemie.<br />
1.5. Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> für Studium und Beruf<br />
In Hinblick auf das weitere Studium hielten die Befragten den Stoff <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> für sehr<br />
wichtig (1.4). „... Der Stoff ist Allgemeinwissen und deshalb nicht wegzudenken ...“, lautete<br />
ein Kommentar, ein an<strong>der</strong>er sogar noch schärfer „... ein Chemieingenieur ohne solide<br />
Kenntnisse <strong>der</strong> AC verdient den Namen nicht ...“. Außerdem wurde die <strong>Vorlesung</strong> als wichtig<br />
bezeichnet „... wegen <strong>der</strong> praxis- und produktionsnahen Zusammenhänge ...“.<br />
In Hinblick auf den späteren Beruf wurde <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong>sstoff zwar nicht für sehr<br />
wichtig, aber immerhin noch für wichtig (2.3) gehalten, offensichtlich, weil „...<br />
Grundkenntnisse zwar wichtig sind, später im Berufsleben aber nur eine untergeordnete Rolle<br />
spielen ...“, und weil „... man im Beruf so manche exotische Reaktion nicht braucht ...“.<br />
Ein Student, dessen „... Traumjob im Umweltschutzbereich liegt ...“, hielt die<br />
<strong>Vorlesung</strong> für wichtig, vermutlich, weil darin Themen des Umweltschutzes eine starke Rolle<br />
spielen.<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong>sinhalte sind also nicht nötig.<br />
1.6. Beurteilung <strong>der</strong> vorgeführten Experimente<br />
Die vorgeführten Experimente wurden als nützlich und lehrreich bezeichnet (1.7). „... Die<br />
Versuche machen die <strong>Vorlesung</strong> kurzatmig ...“. „... Durch die Visualisierung von<br />
Reaktionsgleichungen werden diese anschaulich gemacht und man kann sie sich besser<br />
merken ...“. „... Der Umgang mit bestimmten Geräten wird demonstriert ...“ und „... man sieht<br />
Fingerfertigkeiten, die später im Labor nützlich sein können ...“. Ein Student hielt die<br />
Experimente für sinnvoll, zumal ein Pflichtpraktikum für Erstsemester fehlt.
4<br />
Anhand dieser Aussagen wird <strong>der</strong> alte didaktische Leitsatz nur bestätigt, daß die<br />
Chemie vom Experiment lebt.<br />
Dankbar ist <strong>der</strong> Autor für den Hinweis, die Erkennbarkeit einiger Versuche durch<br />
Wahl geeigneter Hintergründe zu verbessern, z.B. dunkle Farben und Nie<strong>der</strong>schläge vor<br />
einem weißen und umgekehrt helle Lösungen und Nie<strong>der</strong>schläge vor einem dunklen<br />
Hintergrund zu zeigen. Dies wird in Zukunft geschehen.<br />
Als beson<strong>der</strong>s gut wurde „... <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>der</strong> Versuche zum praktischen<br />
Umweltschutz ...“ bezeichnet. Die Erstsemestervorlesung passt also in das Gesamtkonzept<br />
einer ökologisch orientierten Ingenieurausbildung.<br />
1.7. Beurteilung des Buch <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> (WISKAMP, 1996)<br />
Das Buch <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> erhielt die Durchschnittsnote 2.3. Es ist „... gut auf die <strong>Vorlesung</strong><br />
abgestimmt ...“, „.... perfekt unterrichtsbegleitend und macht die riesige Gesamtstoffmenge<br />
überschaubar ...“. „... Das Buch ist sehr nützlich, <strong>der</strong> Stoff übersichtlich und verständlich<br />
geglie<strong>der</strong>t und ausgeführt ...“. Allerdings „... könnten die Zeichnungen schöner sein ...“, „...<br />
die Farbe fehlt ...“, und das Buch „... kostet Geld ...“. Es würde allerdings noch viel mehr<br />
kosten, wenn es gesetzt und farbig wäre.<br />
Die Zusammenstellung <strong>der</strong> Übungen wurde von mehreren Befragten ausdrücklich<br />
gewürdigt. Ein Student kritisierte allerdings, dass bei einigen Rechenaufgaben Informationen<br />
z.B. über Dichten o<strong>der</strong> Molmassen fehlten. Diese wurden bewusst weggelassen, um den<br />
Lernenden klarzumachen, dass das Besorgen dieser Information zum Lösen <strong>der</strong> Aufgaben<br />
dazugehört. (Im Lösungsteil stehen dann auch alle relevanten Daten.)<br />
Gut ist <strong>der</strong> Vorschlag, bei einer Neuauflage im Einband ein Periodensystem <strong>der</strong><br />
Elemente aufzunehmen. Dies sagte auch einer <strong>der</strong> Rezensenten. Die vielen Schreibfehler<br />
werden bei einer Neuauflage des Buches korrigiert.<br />
1.8. Beurteilung des Dozenten<br />
Für Vortragsstil und Verständlichkeit bekam <strong>der</strong> Dozent jeweils die Durchschnittsnote 1.7.<br />
Sein Vortragstempo wurde als zu schnell bezeichnet („... sehr interessant, aber viel zu schnell<br />
...“). Das Tafelbild war wegen schlechter Handschrift und mangeln<strong>der</strong> Übersichtlichkeit nur<br />
befriedigend (3.2) und muss verbessert werden. Die Folien waren gut (2.1), vor allem die<br />
(bereits oben erwähnten) in englischer Sprache.<br />
Der Dozent wurde einerseits als „... jung, dynamisch, kompetent und erfolgreich ...“,<br />
an<strong>der</strong>erseits als „... zu hektisch ...“ bezeichnet. Ein Student hielt die Lehrveranstaltung für „...<br />
einen lebendigen Unterricht, fast wie in <strong>der</strong> Schule, bei dem alles gut aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt<br />
war ...“, ein an<strong>der</strong>er war „... rundum zufrieden ...“. Das hat den Dozenten natürlich gefreut.<br />
1.9. Beurteilung des Wahlpraktikums für Erstsemester<br />
Ein Drittel <strong>der</strong> Befragten hat am Wahlpraktikum für Erstsemester teilgenommen. Die an<strong>der</strong>en<br />
StudentInnen haben nicht teilgenommen, weil sie bereits über eine Fachausbildung verfügten,<br />
längere Praktika in <strong>der</strong> Fachoberschule absolviert o<strong>der</strong> „... keine Zeit ...“ hatten .<br />
Das Praktikum wurde als nützlich bezeichnet und sollte auch in Zukunft angeboten<br />
und nach Möglichkeit sogar erweitert werden. „... Etwas mehr Diskussion mit den Studenten<br />
während <strong>der</strong> Versuche über die theoretischen Hintergründe ...“ wurde gewünscht und läßt<br />
sich in Zukunft sicherlich realisieren. Das Praktikum „... etwas später im Semester ..“ zu
5<br />
starten, „... wenn von <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> her schon gewisse Theoriekenntnisse vorhanden sind ...“,<br />
o<strong>der</strong> statt <strong>der</strong> jetzigen 4 halbtägigen Versuche, mehrere „... kürzere Versuche über einen<br />
längeren Zeitraum ..“ verteilt anzubieten, ist im Augenblick organisatorisch nicht möglich,<br />
genauso wenig, wie die Praktikumzeit auf den Stundenplan abzustimmen.<br />
Nach Meinung <strong>der</strong> Studierenden und des Autors wäre ein Erweiterung und<br />
Aufwertung des jetzigen Wahlpraktikums zum Pflichtpraktikum durchaus sinnvoll, setzt aber<br />
sowohl eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Prüfungsordnung, als auch die Bereitstellung eines neuen<br />
Praktikumraumes und nicht unerheblicher Geld- und Personalmittel voraus.<br />
1.10. Geplanter Brückenkurs für Erstsemester<br />
Ein „Repetitorium Abiturwissen“ als Brückenkurs zwischen Schule und Fachhochschule<br />
würden 80 % <strong>der</strong> Befragten gutheißen. Begrüßt wurde, dass „... ein gleiches Startlevel für alle<br />
Studierenden ...“ erreicht und „... Unklarheiten aus <strong>der</strong> Schule beseitigt und Vorkenntnisse<br />
aufgefrischt ...“ werden könnten, vor allem, „... wenn zwischen Schule und Studium eine<br />
Wehr- o<strong>der</strong> Zivildienstzeit gelegen hat ...“. „... Ich würde wissen, was die Basis ist ...“ und „...<br />
was auf mich zukommt ...“. Der Kurs sollte „... das Zusammenspiel von Anorganischer,<br />
Organischer, Physikalischer, Technischer Chemie, Biochemie und Biologie betonen ...“. Dem<br />
kann <strong>der</strong> Autor nur zustimmen.<br />
Ein Student fragte, warum in dem Brückenkurs „... <strong>der</strong> Stoff des Gymnasiums und<br />
nicht <strong>der</strong> <strong>der</strong> Fachoberschule ...“ geplant sei, zumal „... an <strong>der</strong> Fachhochschule und nicht an<br />
<strong>der</strong> Universität studiert werden solle ...“. Hierauf kann erst geantwortet werden, nachdem<br />
überprüft wurde, ob und in wie weit sich <strong>der</strong> Chemieunterricht für das Fachabitur von dem in<br />
<strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe unterscheidet.<br />
Einzelne Stimmen gegen einen Brückenkurs lauten, dass „... <strong>der</strong> Stoff im ersten<br />
Semester verständlich vermittelt werden solle ...“ und dass <strong>der</strong> Kurs „... keine Erhöhung des<br />
Niveaus <strong>der</strong> folgenden AC-<strong>Vorlesung</strong> ...“ nach sich ziehen dürfe.<br />
Insgesamt darf <strong>der</strong> Autor das Befragungsergebnis als Auftrag betrachten, einen<br />
Brückenkurs zu Beginn des Wintersemesters 1997/98 anzubieten.<br />
Zum Vergleich: Der Fachbereich Mathematik <strong>der</strong> FHD hat mit einen Brückenkurs<br />
gute Erfahrungen gemacht, was im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Befragung auch einmal gesagt<br />
wurde.<br />
1.11. Englischsprachige <strong>Vorlesung</strong><br />
Der Inhalt <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> „Anorganische Chemie und Stöchiometrie“ ist Teil <strong>der</strong><br />
Vordiplomsprüfung und muß nach <strong>der</strong> geltenden Prüfungsordnung in Deutsch angeboten<br />
werden.<br />
Aufgrund von Überlegungen <strong>zur</strong> europaweiten Vergleichbarkeit von Lehrinhalten<br />
schien es dennoch sinnvoll, ein Meinungsbild zu <strong>der</strong> Frage zu eruieren, was die Studierenden<br />
von einer <strong>Vorlesung</strong> in Englisch halten würden.<br />
Die Äußerungen <strong>der</strong> Befragten waren gegensätzlich, aber dennoch sehr konstruktiv.<br />
Eine klare Ablehnung lautete: „... Der erste Schritt <strong>zur</strong> Chemie sollte nicht unnötig <strong>zur</strong><br />
Abschreckung genutzt werden ...“.<br />
Befürworter sagten hingegen: „... Eine englische <strong>Vorlesung</strong> würde das internationale<br />
Denken verän<strong>der</strong>n und för<strong>der</strong>n ...“, „... Englisch ist die Wissenschaftssprache ...“ und „...<br />
sinnvoll in Bezug auf die Europäische Union ...“.<br />
Die meisten Befragten argumentierten <strong>zur</strong> vorgeschlagenen <strong>Vorlesung</strong> in Englisch<br />
nach dem Motto: im Prinzip ja, aber ... . Sie befürworteten das Vorhaben, für das allerdings
6<br />
„... ein Vorkurs Fachenglisch erfor<strong>der</strong>lich wäre ...“, o<strong>der</strong> das „... besser im Hauptstudium in<br />
<strong>der</strong> Technischen Chemie ...“ angesiedelt werden sollte. An<strong>der</strong>e favorisierten nur eine<br />
einmalige „... Probevorlesung ...“, eine „... freiwillige <strong>Vorlesung</strong> für Interessierte ...“,<br />
möglichst „... gekoppelt mit einem Schein ‘Fachenglisch’ für das Nebenfach Soziales-und-<br />
Kultur ...“ o<strong>der</strong> eine „... Parallelvorlesung in Englisch in gekürzter Form ...“ bzw. eine „...<br />
zweisprachige <strong>Vorlesung</strong> ...“. Auf jeden Falle müssten bei einer englischen <strong>Vorlesung</strong> „..<br />
Tempo und Stoffmenge deutlich reduziert werden ...“.<br />
In Anbetracht dieser Äußerungen sollte das englischsprachige Unterrichten<br />
probeweise mit einer einsemesterwochenstündigen <strong>Vorlesung</strong> „Principles of General<br />
Chemistry“ begonnen werden, in <strong>der</strong> wichtige Lehrinhalte <strong>der</strong> Allgemeinen und<br />
Anorganischen Chemie und Stöchiometrie auf Englisch wie<strong>der</strong>holt werden (Repetitorium <strong>der</strong><br />
Hauptvorlesung) und die als Wahlkurs im Grundstudium angerechnet werden kann.<br />
2. Fazit<br />
Die Abschlussfrage „Haben Sie vor, das Fach Chemische Technologie nach diesem Semester<br />
weiterzustudieren“ war auf allen <strong>zur</strong>ückgegebenen Fragebögen mit „Ja“ beantwortet worden.<br />
Ein Student betonte, „ ... <strong>Darmstadt</strong> scheint eine gute Wahl gewesen zu sein ...“ , ein<br />
an<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> zwischenzeitlich gewisse Zweifel gehegt hatte, bekannte sich zu seiner<br />
abschließenden Befürwortung mit den Worten „... jetzt doch wie<strong>der</strong> ...“.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Studierenden ist das Chemiestudium an <strong>der</strong> FH <strong>Darmstadt</strong> im ersten<br />
Semester also ganz in Ordnung. Natürlich ist nichts perfekt, und so kann man auf Grund <strong>der</strong><br />
vorliegenden Evaluation folgende Aufträge an den verantwortlichen Dozenten in Hinblick auf<br />
eine weitere Verbesserung <strong>der</strong> Lehre zusammenfassen:<br />
• Das Tafelbild muss verbessert werden.<br />
• Die vorgeführten Experimente müssen besser visualisiert werden.<br />
• Das Praktikum für Erstsemester sollte auf jeden Fall erhalten bleiben.<br />
• Ein Brückenkurs für StudienanfängerInnen sollte angeboten werden.<br />
• Ein vorlesungsbegleitendes Repetitorium in Englisch sollte eingeführt werden.<br />
3. Ein Jahr später<br />
Auch am Ende des Wintersemesters 1997/98, also ein Jahr später, wurden die HörerInnen<br />
befragt.<br />
Das zwischenzeitliche Arbeiten des Dozenten an seinem Tafelbild, vor allem die<br />
mehrfarbige Gestaltung, wurde mit <strong>der</strong> Note 2.4 honoriert (zuvor 3.2). Die sonstigen<br />
Beurteilungen des Dozenten und <strong>der</strong> Lehrinhalte blieben in etwa gleich.<br />
Der Brückenkurs wurde insgesamt als nützlich, vom Umfang (5 × 90 Minuten und<br />
Übungsklausur) her als angemessen und das Skript (Interessenten können es kostenlos beim<br />
Autor anfor<strong>der</strong>n) als gut (1.7) bezeichnet. Nach Meinung <strong>der</strong> Studierenden präsentierte <strong>der</strong><br />
Kurs in etwa den Stoff, <strong>der</strong> ihnen von <strong>der</strong> Schule her tatsächlich bekannt war, und sollte im<br />
nächsten Jahr unverän<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong>holt werden.<br />
Die englischsprachige Ergänzungsvorlesung wurde ebenfalls als nützlich und in<br />
Hinblick auf Umfang (5 × 90 Minuten) und Themenauswahl als angemessen bzw. gut<br />
bezeichnet. Das schriftliche Begleitmaterial, das sich am Lehrbuch von BROWN, BURSTEN
7<br />
und LEMAY (1997) orientierte, bekam die Note 2.1. Alle HörerInnen sprachen sich für eine<br />
Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> <strong>Vorlesung</strong> in unverän<strong>der</strong>ter Form im nächsten Jahr aus.<br />
Literatur<br />
BROWN T. L., BURSTEN B. E., LEMAY H. E., Chemistry - The Central Science, 7th ed., Prentice Hall Inc., Upper<br />
Saddle River, 1997<br />
DENEKE M., KRAMB V, WISKAMP V., Praktikumintegrierter Umweltschutz - Evaluation eines neuen Konzeptes<br />
<strong>zur</strong> Ausbildung von Chemieanfängern, Das Hochschulwesen 1996 (Heft 4) S. 257-261<br />
MAYER H., Fachrechnen Chemie, VCH, Weinheim, 1992<br />
WISKAMP V., Anorganische Chemie - ein praxisbezogenes Lehrbuch, Harri Deutsch Verlag, Frankfurt, 1996<br />
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Volker Wiskamp, Fachhochschule <strong>Darmstadt</strong>, Fachbereich Chemie- und<br />
Biotechnologie, Hochschulstraße 2, D-64289 <strong>Darmstadt</strong>