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Schon wieder Spitze! »Beste Gesamtleistung« der Oper Frankfurt in ...

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W i e d e r a u f n a h m e n<br />

Fidelio<br />

Ludwig van Beethoven 1770 –1827<br />

Me<strong>in</strong> Herz die Quelle<br />

und me<strong>in</strong>e Musik das Mittel.<br />

Ludwig van Beethoven<br />

<strong>Oper</strong> <strong>in</strong> zwei Aufzügen I Text von Josef Sonnleithner, Stephan von Breun<strong>in</strong>g und Georg Friedrich Treitschke I Uraufführung am 23. Mai 1814, Kärntnertortheater, Wien<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme: Freitag, 3. Oktober 2008<br />

Weitere Vorstellungen: 10., 18., 24. Oktober 2008; 6., 13., 15., 20. November 2008<br />

Mitwirkende<br />

Musikalische Leitung Sebastian Weigle / Guido Johannes Rumstadt I Regie und Bühnenbild Alex Harb I Regiekonzeption Christ<strong>in</strong>a Paulhofer<br />

Szenische Leitung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahme Alan Barnes I Kostüme Henrike Bromber I Choreografische Mitarbeit Thomas Ryser I Dramaturgie Norbert Abels<br />

Licht Olaf W<strong>in</strong>ter I Chor Matthias Köhler<br />

Don Fernando Franz Mayer I Don Pizarro Terje Stensvold I Florestan Richard Cox I Leonore Gabriele Fontana I Rocco Gregory Frank / Alfred Reiter<br />

Marzell<strong>in</strong>e Anna Ryberg I Jaqu<strong>in</strong>o Peter Marsh<br />

Zum Werk<br />

1802, e<strong>in</strong> Vierteljahrhun<strong>der</strong>t vor se<strong>in</strong>em Tod, verfasst Beethoven das<br />

Heiligenstädter Testament: »O ihr Menschen, die ihr mich für fe<strong>in</strong>dselig,<br />

störrisch o<strong>der</strong> misanthropisch haltet o<strong>der</strong> erkläret, wie unrecht tut<br />

ihr mir …«. Der Komponist mit dem »feurigen, lebhaften Temperamente«<br />

flieht jede Gesellschaft, denn er ist taub und vermag es nicht<br />

zu äußern. Er fühlt sich unverstanden, isoliert, gefangen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

eigenen Körper. Doch als Künstler kann und will er sich nicht aufgeben:<br />

»Ich aber habe den Ehrgeiz, Tausenden und Abertausenden von<br />

Menschen erregende Gedanken mitzuteilen, und dabei wird me<strong>in</strong><br />

Herz die Quelle und me<strong>in</strong>e Musik das Mittel se<strong>in</strong>.«<br />

Zwischen 1804 und 1814 entsteht Fidelio, die e<strong>in</strong>zige <strong>Oper</strong>, die<br />

Beethoven je vollenden wird. Immer <strong>wie<strong>der</strong></strong> lässt er sich verunsichern,<br />

nimmt gravierende Än<strong>der</strong>ungen an dem Werk vor. Drei Fassungen s<strong>in</strong>d<br />

das Ergebnis. Der Komponist r<strong>in</strong>gt um die Zusammenführung von Freiheitsbegriff<br />

und Glücksanspruch, fragt nach dem Verhältnis von<br />

konkreten Mauern und seelischen Barrikaden, <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Befreiung von Innen und <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong> Liebe.<br />

Fidelio hat viele Interpretationen angeregt und unzählige Zuhörer<br />

gefunden. Gerade <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> besitzt das Werk e<strong>in</strong>e lange Aufführungstradition.<br />

Dank Louis Spohr (Komponist, begnadeter Dirigent und<br />

Viol<strong>in</strong>virtuose) wurde Beethoven <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt am Ma<strong>in</strong> zum Rückgrat<br />

des klassischen Repertoires. Spohr hatte als Konzertmeister <strong>in</strong> Wien<br />

e<strong>in</strong>ige Uraufführungen unter <strong>der</strong> – mitunter recht wirren – Leitung des<br />

schwerhörigen Meisters miterlebt. Rasch erregte das Musiktheater <strong>in</strong><br />

<strong>Frankfurt</strong> überregional Aufmerksamkeit. Ke<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>gerer als Hector<br />

Berlioz fand sich 1842 hier e<strong>in</strong> und schwärmte über den Besuch e<strong>in</strong>er<br />

Fidelio-Aufführung: »Ich habe selten e<strong>in</strong>en vollkommeneren musikalischen<br />

Genuss empfunden.« Spielstätte war das e<strong>in</strong>stige Comoedienhaus,<br />

das 1790 den Status e<strong>in</strong>es Nationaltheaters erhalten hatte. Hier<br />

kam <strong>der</strong> bürgerliche Autonomieanspruch im Bereich <strong>der</strong> Kunst zum<br />

Tragen.<br />

Das Team um Christ<strong>in</strong>a Paulhofer, das sich anlässlich <strong>der</strong> jüngsten<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Fidelio-Inszenierung bildete, hat vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

wechselvollen Aufführungsgeschichte als Gefangenen-, Revolutions-,<br />

Rettungs- und Befreiungsoper e<strong>in</strong>en eigenen Ansatz gefunden. »Es<br />

gibt wohl ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Werk«, schreibt Christ<strong>in</strong>a Paulhofer im<br />

Programmheft, »<strong>in</strong> dem die Hoffnung auf Glück häufiger und unterschiedlicher<br />

artikuliert wird … Beethoven – er kannte die E<strong>in</strong>samkeit<br />

<strong>in</strong> ihrem tiefsten Grunde – misst hier die Grenze von Freiheit und<br />

Unfreiheit aus. Je<strong>der</strong> trägt, so erfahren wir, se<strong>in</strong> Gefängnis mit sich<br />

herum.« Die Süddeutsche Zeitung urteilte anlässlich <strong>der</strong> Premiere:<br />

»Raum nicht als Dekoration, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong>e Installation, die den Blick<br />

auf e<strong>in</strong>e radikale romantische Sehnsucht ansaugt, erzw<strong>in</strong>gt, die ihrerseits,<br />

ganz im S<strong>in</strong>ne Beethovens, aufs Ganze e<strong>in</strong>er phantastischen<br />

Hoffnung auf Glück geht. Dies Glück <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en besungenen Augenblicken<br />

kann nicht tautologisch abgebildet werden, aber die Figuren<br />

beschwören es im desolaten gelben Raum ihrer Vere<strong>in</strong>samung,<br />

Ver<strong>in</strong>nerlichung.«<br />

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