Berlin Friedrichstraße Weihnachten in der City (Vorschau)

eziehungsweise drittwichtigste Wirtschaft
der Euro zone eine ganz besondere Verantwortung.
Der Dia log zwischen den beiden
Hauptstädten auf der Suche nach einem
größtmöglichen Konsens über die zentralen
europäischen Fragen ist nach meinem Dafürhalten
zweifellos die wichtigste Aufgabe.
Während meiner Mission hier in Berlin werde
ich jede Aktion, die diesen Dialog weiter
stärken kann, nach Kräften unterstützen.
Nicht zu vergessen, dass in Deutschland
mehr als 700.000 Italiener leben. Sie sind unsere
stärkste Community im Ausland. Auch
diese wertvolle Ressource steht bei meiner
Arbeit selbstverständlich im Zentrum der
Aufmerksamkeit.
→ Wie schätzen Sie die deutsch-italienischen
Beziehungen ein?
Die offiziellen Beziehungen zwischen Italien
und Deutschland sind ausgezeichnet und
in allen Bereichen sehr intensiv. Der Dialog
zwischen Rom und Berlin ist freimütig und
offen. Im Übrigen sind das Beziehungen, deren
Wurzeln weit in die Geschichte zurückreichen
und die seit jeher durch Kontakte und
einen regen Austausch bereichert werden. Begünstigend
kommt hinzu, dass man sich gegenseitig
ergänzt und zueinander hingezogen
fühlt. Wenn ich bei einigen Gelegenheiten
höre, dass man sich mit Gemeinplätzen und
vorschnellen Schlüssen aufhält, die eher die
Unterschiede als die Gemeinsamkeiten betonen,
dann glaube ich, dass dies nicht nur zu
einer grundlegend falschen Lesart führt, sondern
auch dass man etwas hervorheben will,
das nicht interessiert und im Interesse keines
der beiden Länder liegt.
→ Welches sind die Hauptthemen zwischen
Italien und Deutschland?
Zwischen den beiden Ländern, die heute die
wichtigste Verarbeitungsindustrie besitzen,
bestehen viele Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten,
auch wenn die jeweilige nationale
Situation sicherlich unterschiedlich
ist. Daher behandelt der deutsch-italienische
Dialog viele Themen und ganz verschiedene
Bereiche, von Politik bis Wirtschaft über
Kultur und Ausdrucksformen der Zivilgesellschaften.
→ Sie residieren in einer der schönsten
Botschaften Berlins. Können Sie uns etwas
zu dem Botschaftsgebäude sagen?
Tatsächlich hat der »Palazzo« der Italienischen
Botschaft in Berlin eine ganz beson-
Mit der Restaurierung des Botschaftsgebäudes erhielt es seine altrosa Farbe.
dere Geschichte, welche die historischen
Ereignisse gut widerspiegelt, die unsere Länder
durchlebt haben. Mit seinem Bau wurde
1938 auf Wunsch der nationalsozialistischen
Behörden begonnen. Er war Teil eines Plans
von einem prunkvollen imperialen Berlin,
der Italien aufgrund der Angleichung der
beiden damaligen Regierungen einen Ehrenplatz
einräumte. Das Projekt wurde in relativ
kurzer Zeit abgeschlossen. Allerdings wurde
das Gebäude anschließend niemals vollständig
in Betrieb genommen, und wegen der
weiteren Kriegsereignisse blieb es nach und
nach verlassen zurück. Vom Ende des Zweiten
Weltkrieges an bis 2003 wurde ein kleiner
Teil des Gebäudes als Generalkonsulat von
West-Berlin genutzt. In Rom jedoch wurde
es offenbar nie vergessen: Mit den kom plexen
Umbauarbeiten, die in den Jahren der »Wiedergeburt«
Berlins begannen, wurde der Architekt
Vittorio De Feo beauftragt. Dieser entschied
sich für eine erhaltende Restaurierung
in Verbindung mit ganz neuen Elementen,
darunter die altrosa Farbe des Außenputzes,
bei der er sich von den Häusern der Insel
Procida, seiner Heimat im Golf von Neapel,
inspirieren ließ. Dies war eine sehr geglückte
Investition, denn heute zieht der zu ursprünglichem
Glanz zurückgekehrte »Palazzo« viele
deutsche und italienische Besucher an, und
jede hier stattfindende Veranstaltung begeistert
alle!
→ Was bedeutet es für Ihre Arbeit in Berlin,
dass Italien für die zweite Jahreshälfte 2014
den Vorsitz im Rat der EU innehat?
Die von Italien im Juli dieses Jahres übernommene
Präsidentschaft der Europäischen
Union bedeutet für mich als italienischer Botschafter
in Deutschland eine große Verantwortung
und gleichzeitig eine sehr nützliche
Chance: Eine Verantwortung, die sich aus der
Vertretung des Landes ergibt, das den Rat der
Europäischen Union in Deutschland leiten
soll. Eine Chance deshalb, weil sie mir einen
Rahmen von höchster institutioneller Relevanz
bietet, um Italien zu präsentieren und
sein Engagement sowie seine pro-europäische
Einstellung gemäß den Prioritäten des Präsidentschaftsprogramms
zu bekräftigen.
→ Welche Aufgaben hat das Italienische
Kulturinstitut in Berlin?
Das Italienische Kulturinstitut in Berlin, das
bekanntlich im gleichen Gebäude untergebracht
ist wie die Botschaft, hat die Aufgabe,
die Politik zur Werbung für italienische Kultur
in einem geographisch sehr weiten Gebiet,
Berlin.Friedrichstraße Nr. 4 2014 15