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HM 2008-03.indd - Häusermagazin

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BAUEN<br />

Auf den Aufbau kommt es an<br />

Wie Wände die Wärme im Haus und den Lärm draußen halten<br />

Was in einer Hauswand<br />

steckt, sieht man ihr nicht<br />

unbedingt an. Hinter einer Putzoder<br />

Klinkerfassade kann sich<br />

ebenso eine Holzwand verbergen<br />

wie unter der Holzverschalung<br />

eine gemauerte Wand liegen kann.<br />

Denn die Außenwand besteht nur<br />

noch selten aus einer einzigen<br />

Schale. Auf den Aufbau kommt es<br />

an: Die richtige Kombination von<br />

Materialien gewährleistet Schutz<br />

vor Lärm und Wärmeverlust. Welche<br />

Kombinationsmöglichkeiten<br />

sich Bauherren heute bieten und<br />

welche Eigenschaften die wichtigsten<br />

Baustoffe – Holz, Ziegel, Beton<br />

und Kalksandstein – haben, hat die<br />

Bausparkasse Schwäbisch Hall zusammengestellt.<br />

Grundsätzlich gilt: Mit einer Vorliebe<br />

für einen bestimmten Baustil,<br />

ist man nicht an einen speziellen<br />

Wandaufbau gebunden. Seit die<br />

Fertighaushersteller immer mehr<br />

Häuser in freier Planung anbieten,<br />

ist auch Individualität keine Frage<br />

der Bauweise mehr. Die entscheidende<br />

Frage lautet also: Wie und<br />

aus welchen Materialien muss eine<br />

Wand aufgebaut sein, um ihre eigentlichen<br />

Aufgaben am besten zu<br />

erfüllen?<br />

Die inneren Werte zählen<br />

Zum einen ist die Außenwand eines<br />

Hauses ein tragendes Element<br />

für die Decken und die Dachkonstruktion.<br />

Stabile Wände lassen sich<br />

zweifellos aus jedem der gängigen<br />

Materialien bauen. Umso größere<br />

Bedeutung kommt dem Wärmeschutz<br />

zu, genauer gesagt: dem<br />

U-Wert. Er gibt an, welche Wärmemenge<br />

durch einen Quadratmeter<br />

des Bauteils entweicht. Je niedriger<br />

der U-Wert, desto besser. Ein<br />

Wert von 0,3 gilt heute als Standard,<br />

Passivhäuser erreichen teilweise<br />

sogar Werte von unter 0,2.<br />

Auch diese Anforderungen können<br />

alle Materialien erfüllen – allerdings<br />

bei unterschiedlichem Aufbau<br />

und Aufwand.<br />

Stein auf Stein massiv gefragt<br />

Nach wie vor entscheiden sich<br />

sechs von sieben Baufamilien für<br />

ein „Stein auf Stein“ gemauertes<br />

Haus. Bei der Massivbauweise hat<br />

der Klassiker Ziegel zwar immer<br />

noch die Nase vorn, jedoch nicht<br />

mehr der traditionelle Vollziegel<br />

aus Lehm oder Ton, der mit hoher<br />

Dichte zwar einen guten Schallschutz,<br />

aber keine ausreichende<br />

Wärmedämmung bietet. Moderne<br />

Ziegel werden unter Zugabe<br />

von Zellulose, Polysterol oder Sägemehl<br />

gebrannt. Dadurch entstehen<br />

im Verbrennungsprozess viele<br />

feine Poren, was eine reduzierte<br />

Wärmeleitfähigkeit zur Folge hat.<br />

Um die Dämmwirkung weiter zu<br />

verbessern, werden die Hohlräume<br />

der Porenziegel mit einem Dämmstoff,<br />

etwa dem mineralischen Perlite,<br />

gefüllt.<br />

Solche Premiumsteine sind erste<br />

Wahl, wenn man einschalig bauen<br />

möchte. Damit die Ziegelmauer<br />

auch die Aufgabe der Wärmedämmung<br />

zufrieden stellend erfüllt,<br />

muss sie allerdings ziemlich<br />

dick sein. Bei 34 Zentimeter Wandstärke<br />

– zu haben für einen Quadratmeterpreis<br />

von etwa 100 Euro<br />

– erreicht man einen U-Wert von<br />

etwa 0,35, für ein Passivhaus in<br />

einschaliger Bauweise muss die<br />

Wand schon 40 bis 50 Zentimeter<br />

dick sein. Das geht auf Kosten<br />

der Wohnfläche: Um 10 cm dickere<br />

Wände können in einem Einfamilienhaus<br />

mit Keller-, Erd- und Dachgeschoss<br />

der Fläche eines kleinen<br />

Zimmers entsprechen. Schlanker<br />

geht es mit einem zweischaligen<br />

Aufbau, bei dem auf eine dünnere<br />

Ziegelwand ein effizientes Dämmstoffpaket<br />

folgt.<br />

Baut man mit Kalksandsteinen,<br />

ist immer eine zweite Schale nötig.<br />

Denn die relativ schweren Steine<br />

zeichnen sich durch eine hohe<br />

Druckfestigkeit, einen guten Lärmschutz<br />

und gute baubiologische Eigenschaften<br />

aus, brauchen aber<br />

beim Wärmeschutz Verstärkung.<br />

Für eine 30 cm dicke Kalksandsteinwand<br />

(wovon die Dämmung<br />

etwa die Hälfte ausmacht), die einen<br />

U-Wert von 0,3 erreicht, muss<br />

man mit Kosten von ca. 115 Euro<br />

pro Quadratmeter rechnen.<br />

Porentiefer Wärmeschutz<br />

Ohne Zusatzdämmung kommt<br />

man dagegen bei Steinen aus Porenbeton<br />

aus. Um einen U-Wert<br />

von höchstens 0,3 zu erreichen,<br />

wird eine Wandstärke von etwa<br />

33 Zentimeter vorausgesetzt. Den<br />

Hauptbestandteilen des Porenbetons<br />

– Quarzsand, Zement und<br />

Kalk – wird bei der Herstellung Aluminiumpulver<br />

beigemengt, das die<br />

Masse um ein Fünffaches aufbläht<br />

und unzählige Poren bildet. Das<br />

führt neben einer sehr geringen<br />

Wärmeleitfähigkeit dazu, dass die<br />

Steine leicht und einfach zu bearbeiten<br />

sind. Diese Vorteile erkauft<br />

man allerdings mit einem etwas<br />

schlechteren Schallschutz.<br />

Beim Wandaufbau mit einer tragenden<br />

Konstruktion aus Holz ist<br />

die Wärmedämmung immer in<br />

den Wandaufbau – meist ein Holzrahmenbau<br />

– integriert. Früher<br />

eine rein handwerkliche Konstruk-<br />

Kalksandstein<br />

Reiativ schwere Steine mit hoher Druckfestigkeit<br />

und gutem Schallschutz, aber geringem<br />

Wärmeschutz. Daher benötigt die Kalksandsteinmauer<br />

eine zusätzliche Dämmschicht.<br />

Preis für eine etwa 30 Zentimeter dicke Wand<br />

(davon etwa 15 Zentimeter Dämmung), die einen<br />

U-Wert von 0.3 erreicht: circa 115 Euro pro<br />

Quadratmeter.<br />

Porenbeton<br />

Mischung aus Quarzsand, Zement, Kalk, Aluminiumpulver.<br />

Letzteres bläht die Masse auf,<br />

so dass unzählige feine Poren entstehen. Sehr<br />

leicht, einfach zu bearbeiten, aber etwas geringerer<br />

Lärmschutz. Mit circa 33 Zentimetern<br />

Wandstärke lässt sich ein U-Wert um 0.3 erreichen:<br />

Preis inklusive Putz etwa 105 Euro pro<br />

Quadratmeter.<br />

Porosierter Ziegel<br />

Den traditionellen Grundstoffen Ton und Lehm<br />

werden bei modernen Ziegeln vordem Brennen<br />

porenbildende Stoffe wie Zellulose oder Polystyrol<br />

zugesetzt. Hohlräume werden zum besseren<br />

Wärmeschutz mit Dämmstoff, wie Perlite,<br />

gefüllt. Preis (34 Zentimeter Wandstärke,<br />

U-Wert circa 0,35): circa 100 Euro pro Quadratmeter.<br />

Moderne Ziegelmauer<br />

Hohlraumziegel haben den traditionellen Vollziegel<br />

aus Wärmeschutzgründen fast völlig verdrängt.<br />

Mit Wandstärken von 40 bis SO Zentimetern<br />

ist schon bei einschaligem Aufbau<br />

der Passivhausstandard möglich. Werden große<br />

Steine und geringe Mörtelmengen verwendet,<br />

lässt sich die Mauer zudem sehr schnell<br />

hochziehen.<br />

tionsweise, werden die Wände mittlerweile<br />

komplett von den Fertigbauherstellern<br />

vorproduziert. In<br />

die Zwischenräume eines tragenden<br />

Grundgerüsts aus Holzbalken<br />

wird Dämmmaterial, etwa Mineral-<br />

oder Schafwolle, gefüllt. Durch die<br />

beidseitige Beplankung mit Holzwerkstoff-<br />

oder Gipsplatten entsteht<br />

eine Sandwich-Konstruktion<br />

mit hoher Wärmeschutzwirkung,<br />

die noch gesteigert wird, wenn<br />

die äußere Platte unter dem Außenputz<br />

als Wärmedämmschicht,<br />

etwa aus Holzfaser, angelegt ist.<br />

Ein solcher Wandaufbau erzielt<br />

nicht nur schon bei relativ geringen<br />

Wandstärken hervorragende<br />

Dämmwerte. Auch in Sachen Bauzeit<br />

ist der Holzrahmenbau durch<br />

die witterungsunabhängig vorgefertigten<br />

Wände, die auf der Baustelle<br />

schnell aufgerichtet werden<br />

können, im Vorteil.<br />

(SH)<br />

Fotos: Schwäbisch-Hall<br />

8 | HÄUSERMAGAZIN 03.<strong>2008</strong> www.haeusermagazin.de

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