Themenheft zu Rechtsextremismus und Jugendgewalt

III. "Eine Mordskameradschaft"
III. “Eine Mordskameradschaft“
Kai war wirklich überrascht. Er hatte nicht geahnt, dass es so etwas wirklich
gibt. Wie kamen Menschen dazu, sich Einstellungen anzueignen, die wirklich
unvernünftig sind und keiner Überprüfung standhalten? Warum wollen Menschen
"deutsche Souveränität"? Warum nehmen sie nicht wahr, was wirklich in
der deutschen Vergangenheit geschehen ist? Warum verstehen sie nicht, dass
die Demokratie die beste unter den bekannten und erfahrenen Staatsformen ist,
um Gerechtigkeit anzustreben, die Freiheit und den Schutz jedes Menschen zu
sichern und die Menschenwürde am besten zu respektieren? Schlimm genug
war für ihn ja schon, dass es überhaupt Parteien gibt, die versuchen, mit diesen
einfachen Botschaften politische Wahlsiege zu erringen. Er stellte sich vor, wie
es wäre, wenn so eine Partei die Mehrheit in einem Parlament erlangen würde.
Gerhard Frey, Vorsitzender der DVU, als Bundeskanzler? Eine fürchterliche Vorstellung.
Erst recht, weil Kai gemerkt hatte, dass in allen Landtagen, in denen
rechtsextremistische Parteien sitzen, von diesen wirklich kein konstruktiver Vorschlag
zur Gestaltung der gesellschaftlichen Herausforderungen kommt. Außerdem
hatte er davon gelesen, dass die Kandidaten für die Landtage nicht nach
demokratischen Spielregeln von der Partei gewählt waren, sondern von ihrem
Vorsitzenden bestimmt wurden. Arme Demokratie, dachte sich Kai.
Aber auch wenn all diese Tatsachen schon erschreckend genug waren. Was hatte
das mit Gewalt zu tun? Warum müssen "Ausländer" für Probleme in diesem
Land herhalten, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun haben? Warum dieser
Hass und diese Brutalität? Wer sind diejenigen, die Aussiedler, Einwanderer
und Migranten verfolgen und ihnen Gewalt antun? Warum tun sie das? Kai wollte
das genauer wissen. Er warf wieder einen Blick in die Zahlen.
Geradeaus und dann rechts... 19