Themenheft zu Rechtsextremismus und Jugendgewalt

II. Formierung der Braunzone
II. Formierung der Braunzone
An einem Samstag morgen hatte Kai Gott-sei-Dank keine Schule. So konnte er
endlich mal wieder ausschlafen. Als er aufstand setzte die tägliche Routine ein,
nur konnte es diesmal alles etwas länger dauern. Er ging ins Bad und stellte das
Radio an. Das hatten seine Eltern mal vor längerer Zeit dorthin gestellt. Plötzlich
hörte Kai folgende Nachricht aus dem Munde des Radiosprechers: "Magdeburg.
Wie heute morgen von der Polizei bekannt gegeben wurde, starb in der vergangenen
Nacht ein junger Kubaner. Berichten der Polizei zufolge wurde er von zwei
Jugendlichen verfolgt, durch die Stadt getrieben und vor einer Gaststätte gestellt.
Die beiden 17-jährigen Jugendlichen traten auf ihn ein und töteten ihn mit zahlreichen
Messerstichen. Die Fahndungen nach den Jugendlichen laufen." (Das war
in der Nacht vom 27. auf den 28. August 1999).
Kai war geschockt. Hier und da hatte er schon einmal so eine Nachricht gehört
oder in der Zeitung gelesen. Aber irgendwie war es diesmal anders. Lag es daran,
dass er vor kurzer Zeit erst mit seinen Eltern auf Kuba war und dort so nette Leute
kennengelernt hatte? Wie kam es bloß dazu, dass ein Jugendlicher einfach so
über die Strasse geht, von Jugendlichen plötzlich bedroht wird, vor ihnen flüchtet,
gestellt und dann ermordet wird. Was ist das für eine Welt? Was sind das für
Jugendliche?
Nachdem Kai aus dem Bad gekommen war, musste er immer noch an die Nachricht
denken und erzählte seinen Eltern davon. Sein Vater meinte, dass es vermutlich
wieder diese rechten Neonazis waren, die diesem Jungen das angetan
hatten. Von denen höre man ja andauernd solche Sachen. Kai wusste nicht, wie
er mit dieser Nachricht umgehen sollte. Rechte Neonazis? Klar, er hatte schon mal
was davon gehört. Gerade Anfang der 90er Jahre gab es ja besonders viele Angriffe
auf Menschen, die hier einen Antrag auf Asyl stellten. Er hatte noch die Bran-
Geradeaus und dann rechts... 9