Themenheft zu Rechtsextremismus und Jugendgewalt
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IV. Gibt es einen anderen Weg?<br />
sich lächerlich an? Vielleicht, aber was<br />
geschieht anderes im Umgang rechtsextremistischer<br />
Parteien <strong>und</strong> Gewalttäter mit<br />
Ausländern? Was macht Menschen, deren<br />
Eltern oder Großeltern bereits in Deutschland<br />
lebten <strong>und</strong> die in Deutschland geboren<br />
sind, die Heimat ihrer (Groß-)Eltern vielleicht<br />
nur noch durch den Urlaub oder<br />
gelegentliche Verwandtenbesuche kennen,<br />
was macht sie <strong>zu</strong> Ausländern in diesem<br />
Land? Warum sollte Herkunft oder Hautfarbe<br />
ein Gr<strong>und</strong> dafür sein, Menschen gering<br />
<strong>zu</strong> schätzen. Ihre Diskriminierung ist ähnlich<br />
willkürlich.<br />
Auf jeden Fall merken wir, dass eine<br />
"Hackordnung" Ein<strong>zu</strong>g erhalten würde, bei<br />
der nur der Stärkste überlebensfähig wäre.<br />
Doch Vorsicht: Irgendwann kommt ein<br />
anderer, der ist wieder stärker. Soll<br />
menschliches Zusammenleben gelingen,<br />
dann muss die Gleichheit aller Menschen<br />
anerkannt <strong>und</strong> im Lebensalltag geschützt<br />
<strong>und</strong> gestaltet werden. Praktische politische<br />
Probleme <strong>und</strong> Regelungen dürfen sich<br />
davor nicht verschließen.<br />
Der besondere Be<strong>zu</strong>g von Christen <strong>zu</strong> diesem<br />
Thema ist darüber hinaus auch ein<br />
zweiter: Es lohnt sich, die Bibel nach dem<br />
Gesichtspunkt des Umgangs mit Fremden<br />
<strong>zu</strong> durchsuchen. Es sind atemberaubende<br />
Geschichten, die eins immer wieder deutlich<br />
machen: Gottes Sorge gilt in ganz<br />
besonderer Weise den Verstoßenen, den<br />
Fremden, den Heimatlosen. Er macht es<br />
den Menschen <strong>zu</strong>r Pflicht, gerade ihnen<br />
besondere Aufmerksamkeit <strong>zu</strong> schenken.<br />
(Sehr beeindruckend ist in diesem Zusammenhang<br />
die Arbeitshilfe Nr. 101 hrsg. von<br />
der Deutschen Bischofkonferenz vom<br />
2.10.1992: Flüchtlinge – eine Herausforderung<br />
<strong>zu</strong>r Solidarität, vom Päpstlichen Rat<br />
für die Seelsorge der Migranten <strong>und</strong> Menschen<br />
unterwegs. Dieses Heft steht auch<br />
<strong>zu</strong>m download im Internet <strong>zu</strong>r Verfügung,<br />
unter: www.dbk.de.)<br />
Schließlich gibt die Bibel auch ausführliche<br />
Erklärungen für den menschlichen Umgang<br />
mit Gewalt. Hier<strong>zu</strong> sehr einleuchtende Textpassagen<br />
aus dem Buch von Walter Wink:<br />
Angesichts des Feindes. Der dritte Weg Jesu<br />
in Südafrika <strong>und</strong> anderswo, München 1988,<br />
S. 33 – 45:<br />
"Viele ansonsten fromme Christen ... tun die<br />
Aussagen Jesu über Gewaltlosigkeit kurzerhand<br />
als nicht praktikablen Idealismus ab<br />
– <strong>und</strong> das mit guten Gründen. `Die andere<br />
Backe hinhalten`, das erinnert an jene sattsam<br />
bekannte passive `christliche` Fußabstreifermentalität,<br />
die immer wieder viele<br />
Christen gegenüber dem Unrecht feige <strong>und</strong><br />
damit <strong>zu</strong> Komplizen des Bösen gemacht<br />
hat.<br />
`Widersetzt Euch dem Bösen nicht`, das<br />
scheint tatsächlich jede Opposition<br />
gegenüber dem Bösen den Rückhalt <strong>zu</strong><br />
nehmen <strong>und</strong> stattdessen Unterwerfung<br />
an<strong>zu</strong>empfehlen. `Die zweite Meile gehen`,<br />
das ist <strong>zu</strong>r Plattitüde geworden, die, so<br />
scheint es, eine gewisse trottelige Gutmütigkeit<br />
fördert <strong>und</strong> eher <strong>zu</strong>r Kollaboration<br />
mit dem Unterdrücker ermutigt als <strong>zu</strong>r<br />
Mitarbeit an Strukturveränderungen.<br />
Jesus selbst hat sich offensichtlich niemals<br />
auf diese Weise verhalten. Woher auch<br />
36 Geradeaus <strong>und</strong> dann rechts...