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187<br />
BEITRÄGE<br />
Katharina Staritz – eine mutige schlesische Theologin 1901–1953<br />
PDIETLINDE CUNOW, PASTORIN I.R.<br />
Katharina Staritz in <strong>de</strong>n 1930er Jahren Foto: privat<br />
Am 13.Oktober 2001 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Kirche St.Maria<br />
Magdalena In Breslau eine Ge<strong>de</strong>nktafel im Vorraum<br />
<strong>de</strong>r Kirche eingeweiht. Sie trägt folgen<strong>de</strong> Inschrift:<br />
„Katharina Staritz 1903-1953,Evangelische Stadtvikarin<br />
in Breslau. In Wort und Tat erwies sie in <strong>de</strong>n Jahren<br />
<strong>de</strong>rNazi-Herrschaft Nächstenliebe <strong>de</strong>n verfolgten Geschwistern<br />
jüdischer Herkunft und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb verfolgt.”<br />
Wer war Katharina Staritz? Von ihr sagte <strong>de</strong>r polnische<br />
evangelische Bischof <strong>de</strong>r Diözese Breslau/Wroc³aw<br />
Ryszard Bogusz : „Ich bin dankbar<br />
hier eine große Deutsche<br />
ehren zu können.” Er würdigte sie<br />
mit <strong>de</strong>m Wort Jesu aus <strong>de</strong>r<br />
Bergpredigt: „Selig sind die verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn das Himmelreich<br />
ist ihrer.” Viele Menschen<br />
nahmen an <strong>de</strong>m Erinnerungsgottesdienst<br />
teil: <strong>de</strong>r ev. Bischof aus<br />
Görlitz Wollenweber, Vertreter<br />
<strong>de</strong>r Stadt Breslau, <strong>de</strong>r Hausherr<br />
<strong>de</strong>r Kirche, <strong>de</strong>r altkatholische<br />
Bischof Bogucki, die Führung <strong>de</strong>r<br />
Gemeinschaft ev. Schlesier, Vertreterinnen<br />
<strong>de</strong>r ev. Frauenarbeit<br />
aus Deutschland, nicht zuletzt die<br />
Professorinnen Hannelore Erhart<br />
und Ilse Meseberg-Haubold, die<br />
das Leben von Katharina Staritz<br />
erforscht und auch <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>r<br />
Tafel formuliert hatten. Zum<br />
Schluss wur<strong>de</strong> spontan ein Halleluja<br />
für unsere Schwester im<br />
Glauben angestimmt.<br />
Katharina Staritz wur<strong>de</strong> am<br />
25. Ju1i 903 in Breslau als Tochter<br />
<strong>de</strong>s Gymnasialprofessors Carl<br />
Staritz und seiner Ehefrau Margarete,<br />
geb. Ismer geboren. Sie hatte<br />
eine sieben Jahre jüngere Schwester<br />
Charlotte. Die Eltern legten Wert auf eine höhere Bildung<br />
ihrer Töchter. So besuchte Katharina das Realgymnasium,<br />
machte 1922 das Abitur, interessierte sich für<br />
Literatur und Religion. Sie studierte in Breslau Philologie,<br />
und zwar die Fächer Deutsch, Geschichte und Religion.<br />
1926 wechselte sie nach Marburg und studierte dort<br />
Theologie, obwohl ihr die Eltern abrieten. Gab es doch<br />
noch kein festes Berufsbild für Theologinnen. Sie lernte<br />
Griechisch und Hebräisch, noch nicht ahnend, dass gera<strong>de</strong><br />
die letztere Sprache für sie sehr wichtig wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Sie<br />
legte am 13. Dezember 1928 das erste theologische Staatsexamen<br />
ab und gleich darauf folgte die Promotion. Sie war<br />
die erste Theologin, die in Marburg diesen Titel erlangte.<br />
Anschließend absolvierte sie an mehreren Orten ihr Lehrvikariat.<br />
Sie erhält <strong>de</strong>n Titel Vikarin und wird 1932 Stadtvikarin<br />
in Breslau. Als Seelsorgerin arbeitete sie in Krankenhäusern,<br />
beson<strong>de</strong>rs mit Kin<strong>de</strong>rn. Sie gehörte <strong>de</strong>m Verband<br />
ev. Theologinnen an und berichtete über ihre Tätigkeit<br />
1933 im Verbandsblatt „Die Theologin”. Am 1.Juli<br />
1933 stellt sie die Kreissyno<strong>de</strong> Breslau im Privatdienst an.<br />
Dadurch wur<strong>de</strong> sie automatisch Beamtin und entging <strong>de</strong>r<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung um <strong>de</strong>n Beamteneid. Ihr Arbeitsgebiet<br />
war <strong>de</strong>r Unterricht für aus <strong>de</strong>r Kirche Ausgetretene zum<br />
Wie<strong>de</strong>reintritt, z.B. Eltern und Kin<strong>de</strong>r, die unter <strong>de</strong>r<br />
Naziherrschaft nicht als Kommunisten<br />
gelten wollten. Sie kam in<br />
Kontakt mit Ju<strong>de</strong>n, die sich taufen<br />
lassen wollten. So erlebte Katharina<br />
Staritz hautnah die Nöte<br />
<strong>de</strong>r ihr anvertrauten Menschen.<br />
1938 wurd sie in <strong>de</strong>r Maria<br />
Magdalenenkirche eingesegnet.<br />
Sie übernahm die Leitung <strong>de</strong>r<br />
schlesischen Vertrauensstelle <strong>de</strong>s<br />
Büros Pfarrer Grüber, kirchliche<br />
Hilfsstelle für Nichtarier. Sie half<br />
also bei Auswan<strong>de</strong>rungen, beriet<br />
im alltäglichen Leben und lernte<br />
Jochen Klepper und seine Familie<br />
kennen.<br />
Am 3.September 1941 trat die<br />
„Sternverordnung” für Ju<strong>de</strong>n in<br />
Kraft. Sie bestimmte, dass Ju<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit einen Ju<strong>de</strong>nstern<br />
tragen müssen, auch Kin<strong>de</strong>r<br />
vom 6. Lebensjahr an. Am 12. September<br />
verfasste Frau Staritz ein<br />
Rundschreiben an alle Pfarrer in<br />
Breslau, das durch <strong>de</strong>n Dekan<br />
Meissner versandt wur<strong>de</strong>. Es<br />
heißt dort: „... Zu <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Verordnung<br />
betroffenen Menschen<br />
gehören auch Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r ...<br />
Es ist Christenpflicht <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n,<br />
sie nicht etwa wegen <strong>de</strong>r Kennzeichnung vom Gottesdienst<br />
auszuschließen. Sie haben das gleiche Heimatrecht<br />
in <strong>de</strong>r Kirche wie die an<strong>de</strong>ren Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r ... Praktisch<br />
ist es notwendig, dass treue Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r, die wissen,<br />
was Kirche ist, neben und unter <strong>de</strong>n nichtarischen<br />
Christen Platz nehmen, sie gegebenenfalls von zu Hause<br />
abholen. Daraufhin wur<strong>de</strong> am 18.Oktober 1941 in einem<br />
Rundschreiben <strong>de</strong>s Ev. Konsistoriums in Breslau festgestellt,<br />
dass dieses Rundschreiben ohne <strong>de</strong>ssen Kenntnis<br />
verteilt und <strong>de</strong>r Inhalt nicht zu billigen sei. Am 22. Oktober<br />
wur<strong>de</strong> Katharina Staritz vom Konsistorium beurlaubt und<br />
aus Breslau ausgewiesen. Es wur<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>m Ev. Oberkirchenrat<br />
in Berlin berichtet: „... dass notwendige Schritte in<br />
dieser Angelegenheit unternommen wor<strong>de</strong>n seien, die sich<br />
zu einer schweren Belastung <strong>de</strong>r kirchlichen Lage in