Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde - Staatliches Museum für ...
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6 stuttgarter beiträge <strong>zur</strong> naturkunde Ser. A, Nr. 701<br />
1 Einleitung<br />
Die Familie Byrrhidae ist vornehmlich in den gemäßigten, temperierten Klimazonen<br />
der nördlichen und südlichen Hemisphäre beheimatet. Weltweit sind etwa 500<br />
Arten bekannt (DALLA TORRE 1911, WINKLER 1926, PAULUS 1972, JÄGER & PÜTZ<br />
2006).<br />
Wie auch bei anderen Coleopterenfamilien mit derartiger Verbreitung besiedeln<br />
die Byrrhiden in den Übergangszonen, zum Beispiel von der Südpaläarktis <strong>zur</strong> Orientalis<br />
wie etwa auf Taiwan (PÜTZ 2003a), nur Sonderstandorte in höheren Gebirgsregionen,<br />
in denen sich postglaziale Refugien erhalten haben. Eine Ausnahme bildet<br />
die Unterfamilie Syncalyptinae, die auch im tropischen Afrika und Südamerika mit<br />
sehr wenigen Arten vorkommt. Verbreitungsschwerpunkt der Familie ist nach heutiger<br />
Kenntnis die paläarktische Region. Innerhalb der paläarktischen Region<br />
kommt dem Gebiet des heutigen Chinas aufgrund der enormen Zahl endemischer<br />
Arten eine besondere zoogeographische Bedeutung zu. So beherbergt China nach<br />
heutigem Kenntnisstand etwa ein Viertel aller weltweit bekannten Pillenkäferarten.<br />
Die systematische Erforschung der Byrrhidenfauna von China reicht bis in das<br />
Jahr 1886 <strong>zur</strong>ück. FAIRMAIRE beschrieb in diesem Jahr die in Ostasien weit verbreitete<br />
Art Simplocaria hispidula aus der Provinz Kiangsi [Jiangxi]. Ein Jahr später beschrieb<br />
er Cytilus avunculus aus Yunnan. Diese Art ist nur aus China bekannt, allerdings<br />
dort weit verbreitet. Erst 71 Jahre später wurde die erste lokalendemische Art<br />
(Byrrhus reitteri) aus der Provinz Gansu durch FIORI (1957) beschrieben. Im Anschluss<br />
beschrieben FRANZ (1967) Syncalypta tibetana und PAULUS (1971) Byrrhus<br />
(Asiatobyrrhus) tibetanus vom Fundort Kuku-Nor [Provinz Qinghai].<br />
Der schlechte Bearbeitungsstand spiegelt sich auch in den bekannten Katalogen<br />
jener Zeit wieder, so listen DALLA TORRE (1911) im Coleopterorum Catalogus nur<br />
zwei Arten und WINKLER (1926) im Catalogus Coleopterum regionis palaearcticae<br />
nur vier Arten aus China auf.<br />
Der erste chinesische Katalog, in dem die Familie Byrrhidae aufgeführt ist,<br />
stammt von WU (1937); in dieser Arbeit werden zwei Arten genannt. Ein relativ aktueller<br />
Katalog von HUA (2002) listet insgesamt 12 Arten unter den Familiennamen<br />
Byrrhidae auf, davon gehören allerdings nur sechs Arten tatsächlich zu dieser Familie;<br />
vier Arten gehören in die Familie Limnichidae und zwei Arten in die Familie<br />
Chelonariidae.<br />
Innerhalb von 85 Jahren wurden aus China also lediglich drei endemische Arten<br />
beschrieben, deren Namen heute noch gültig sind. Dieser Umstand ist hauptsächlich<br />
mit dem Mangel an Bearbeitern und auch mit der über lange Zeit schwierigen Zugänglichkeit<br />
von China und dem damit verbundenen Materialmangel zu erklären.<br />
Erst mit der Öffnung Chinas wurden bedeutende Ausbeuten der wissenschaftlichen<br />
Bearbeitung zugänglich gemacht. Bezogen auf die Familie Byrrhidae haben sich in<br />
erster Linie tschechische, kanadische, deutsche und österreichische Koleopterologen<br />
besonders verdient gemacht. Die erste größere zusammenhängende Arbeit publizierte<br />
FABBRI (2000). In dieser Arbeit wurden unter anderem 19 endemische Arten<br />
und drei Untergattungen der Gattung Byrrhus Linnaeus, 1767 aus China beschrieben.<br />
Ergänzend sind folgende Arbeiten <strong>zur</strong> Byrrhidenfauna von China zu nennen:<br />
FABBRI 2001, 2002, 2003a; FABBRI & ZHOU 2003a, 2003b; HUA 2002; HUANG &<br />
ZHANG 1997; JÄGER 2002; JÄGER & PÜTZ 2003; LAFER 1989; LI 1992; LI & CHEN<br />
1993; PÜTZ 2002, 2003a, 2003b, 2003c und TSHERNYSHEV 2000. Unser heutiger