Kirchen zeit
Pfarrbrief St. Felizitas Advent 2014
Pfarrbrief St. Felizitas Advent 2014
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
telten Menschen von Seppenrade und Lüdinghausen Wort<br />
ergreifen?<br />
Dunkel und spät war es geworden, als Pfarrer Schahausz<br />
heim ritt. Höchste Vorsicht war geboten, als er durch den<br />
„Suggekolk“ ritt, dem letzten Steverarm auf Seppenrade<br />
zu. Der Fluß war, durch viel Regen, mächtig angestiegen. In<br />
der Mitte verlor wohl das Pferd des Pfarrers den Boden unter<br />
den Füßen und so versanken Ross und Reiter in den Fluten.<br />
Fassungslos und zutiefst erschüttert standen die Seppenrader<br />
am nächsten Tag an der Bahre ihres so sehr geliebten<br />
Pfarrers. Vollzählig gab die Gemeinde ihm das letzte Geleit,<br />
als er in der (alten) Seppenrader Kirche beigesetzt wurde.<br />
Inbrünstig beteten sie wiederum:<br />
„Vor Pest, Krieg und Hunger... bewahre uns oh Herr!“<br />
Noch heute sieht man das Epitaph, des seiner<strong>zeit</strong> so sehr geliebten<br />
und verdienten Pfarrers Henrikus Schahausz, in der<br />
St. Dionysiuskirche zu Seppenrade - rechts an der Seitenwand<br />
der Kirche, vor dem Josefsaltar - stehen.<br />
| Ulrike Offermann<br />
Die Inschrift:<br />
(aus dem lateinischen Original übersetzt)<br />
Das Epitaph<br />
Foto: Dieter Springer, Seppenrade<br />
Tote gab. Diese Straße nennt man noch heute „Brunswicker<br />
Straße“ - nach den Braunschweigern. An dieser Stelle wurde<br />
damals eine Kapelle errichtet, welche von Pfarrer Schahausz<br />
geweiht wurde. Leider ist heute dort keine Kapelle<br />
mehr zu sehen.<br />
Gegen Ende des Jahres 1622 besetzten kaiserliche Truppen<br />
das Münsterland. Sie hausten ebenso schrecklich wie die<br />
Söldnerscharen Christians von Braunschweig. Der Krieg und<br />
das Leid nahmen kein Ende.<br />
Johann v. Morrien-Nordkirchen, Erbmarschall des Fürstbischofs<br />
erbot sich, zwei Regimenter aus seinen münsterländischen<br />
Landsleuten auf die Beine zu stellen. Bauernsöhne<br />
sollten nun gegen den Feind kämpfen.<br />
Pfarrer Henrikus Schahausz, besorgt um das Schicksal der<br />
wehrfähigen Männer von Seppenrade, begab sich am 13.<br />
November 1627 trotz des regnerischen Wetters zu seinem<br />
Mitbruder nach Lüdinghausen. Sie wollten Maßnahmen, ge<br />
gen die Werbungen des Nordkircheners um Laiensoldaten,<br />
besprechen. Gemeinsam suchten sie eine Lösung zum Wohle<br />
ihrer Gemeinden. Wer, wenn nicht die beiden angesehenen<br />
Geistlichen, sollte sonst für die schon so sehr gebeu-<br />
Heda, hemme den Schritt ein wenig ermüdeter Wanderer,<br />
Und hier des Grabhügels traurige Kunde vernimm!<br />
Wie alles menschliche Tun an dünnem Faden nur hanget,<br />
Schau, und wie plötzlich zerfällt, was noch soeben in<br />
Kraft.<br />
Beigesetzt ist hier im Grab Henrikus Schahausz mit Namen,<br />
Nichts auf der Welt war uns so teuer wie er.<br />
Der im Heiligtum hier als Hirt in fast zweimal zehn Jahren<br />
Uns, seine Schaf an der Hand führte auf Weideland gut.<br />
Liebten wir noch so sehr als Führer den Mann und als<br />
Vater,<br />
Nahm uns doch Parze hinweg diesen mit grausiger Hand.<br />
Dessen Lebensfaden sie nicht vermochte zu sprengen,<br />
Da er den Opfern der Pest pflegte besuchend zu nahn,<br />
Dessen Leib, der jäh vom nahen Flusse verschlungen,<br />
Liegt hier, wünsch ihm die Ruhe, Leser und gehe davon.<br />
Oder noch besser du flehst, paßt dirs, ehrfürchtig zu<br />
Christus,<br />
Daß diesen fordere Gott unter der Seligen Schar.<br />
Nach Martini die dritte Nacht bedeckt mit Dunkel<br />
Schwarz das Land, als der Hirt jählings im Wasser ertrank.<br />
13/14 November 1627 (Chronogramm)<br />
ST. FELIZITAS LÜDINGHAUSEN UND ST. DIONYSIUS SEPPENRADE | Nr.1 | 2014 /15 21