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Die Apfelsine des Waisenknaben Früher herrschten in einem Waisenhaus harte Sitten. Als es wieder einmal Weihnachten wurde, erlebte ein Junge aber echte Kameradschaft. Von Charles Dickens ist folgende Geschichte überliefert: Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr ein Gefängnis. Wir mussten vierzehn Stunden am Tage arbeiten – im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zuschulden kommen lassen und immer folgsam war. Diese Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Für mein Knabenherz bedeutete es aber fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich im Sommer eines Tages hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenksverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort 22 ST. FELIZITAS LÜDINGHAUSEN UND ST. DIONYSIUS SEPPENRADE | Nr.1 | 2014 /15 den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tief traurig und beschämt. Ich weinte bitterlich und wollte nicht länger leben. Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter die ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit dieser Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben musste. Auf einmal bemerkte ich, dass die Apfelsine bereits geschält war – und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar. Tränen traten in meine Augen. Als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegen zu nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinanderfiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt. Die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie zeigte mir, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann. | | nach Charles Dickens
Eine - Welt - Laden Da geht noch was! Die gute Nachricht: Der Umsatz von fair gehandelten Produkten ist auch im vergangenen wieder gestiegen. Immer mehr Menschen ist es ein Anliegen, beim Einkauf nicht durch Billigkonsum die schlechten Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Welt zu fördern und die Macht großer Konzerne zu vergrößern. Sie wollen durch ihren bewussten Einkauf die Rechte der Kleinbauern stärken, die nachhaltig und umweltfreundlich arbeiten. Sie wollen, dass die Produzenten von ihrer Arbeit ein menschenwürdiges Leben führen können. In den Lebensmittelgeschäften vor Ort gibt es viele Waren mit dem Fair Trade Siegel. Achten Sie einmal darauf! Auch bietet die Aktionsgruppe in unserer Gemeinde jeden ersten Sonntag im Monat fair gehandelte Waren im Don-Bosco-Haus an. In der Zeit von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr besteht die heißt nun das nur leicht veränderte Motto des Arbeitskreis Fair Handeln. Nach der zehnten Künstlertasse legt der Arbeitskreis der Arbeitsstelle Gerechtigkeit und Frieden nun einen symbolischen Teller auf. Die Gestaltung hat der Lüdinghauser Künstler Franz Wittkamp übernommen. Aus dem Erlös wird ein Entwicklungsprojekt gefördert, welches dem Lüdinghauser Jugendlichen, Frederik Holtel, ein besonderes Anliegen ist. Frederik hat letztes Jahr einen Freiwilligendienst in der Großstadt Riobama mit der Organisation SCI (Service Civil International) in den ecuadorianischen Anden gemacht. Beeindruckt von den vielschichtigen, ihn persönlich sehr bereichernden Erfahrungen in Ecuador ist es ihm nun wichtig, engagierten Möglichkeit zum Einkauf. Mittlerweile hat sich ein Stamm von Kunden gebildet, die sich regelmäßig einfinden. Die einen kaufen Kaffee, die anderen Tee, aber auch Schokolade und Honig werden oft nachgefragt. Die Frauengemeinschaft, die Altenrunde, die Bücherei, die Kolpingsfamilie , die Landfrauen und auch der Pfarreirat unterstützen uns. Da wir in Münster bei der Gepa (Gesellschaft für Partnerschaft) einkaufen und als Wiederverkäufer Prozente bekommen und auch die Kunden oft die zu zahlenden Beträge aufrunden, können wir den Reinerlös wieder Hilfsprojekten in der dritten Welt zukommen lassen. So konnten wir 2013 an das Waldgartenprojekt in Haiti 750 Euro überweisen und auch in diesem Jahr sind bereits 500 Euro an ein Hilfsprojekt in Bangladesch geflossen. Außerdem hat uns Pfarrer Sundermann anlässlich seines 75. Geburtstages den Betrag von 777 Euro zukommen lassen. Ganz herzlich möchten wir uns Über den Tellerand hinaus … für diese Spende und die regelmäßige Unterstützung bei ihm bedanken. Auf unserem nächsten Mitarbeitertreffen werden wir bestimmen, wohin dieses Geld fließt. Wir von der Aktionsgruppe sind uns bewusst, dass unser Einsatz nur ein klitzekleiner Schritt auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit ist. Auf die Dauer brauchen wir einen anderen Welthandel, einen gerechten Welthandel, der die Rechte aller Menschen berücksichtigt. Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Vielleicht finden sich ja in Lüdinghausen und Seppenrade immer mehr Menschen, die sich für dieses Ziel engagieren und durch ihren bewussten Einkauf ermöglichen, dass Produzenten und Konsumenten in unserer einen Welt zueinander finden. | Brigitte Landfester Jugendlichen aus den „Südländern“ ähnliche Horizonterweiterungen durch ein Sozialpraktikum für ein Jahr in Deutschland zu ermöglichen. Vielen fehlt dazu allerdings das Geld und auch die Kontakte. Der von ehemaligen „weltwärts“ Jugendlichen 2011 gegründete Verein „Zugvögel e.V.“ organisiert und betreut solche Süd-Nordaustausche, um so ganz gezielt etwas gegen das auffällige globale Ungleichgewicht zu tun. (mehr Infos unter www.zugvoegel.org). So möchte Frederic mit dem Erlös aus dem Tellerverkauf ganz konkret einen jungen Menschen aus Ecuador oder Ruanda für eine Reise nach Deutschland unterstützen. | Lisa Linder Der Arbeitskreis Fair Handeln wird in diesem Jahr wieder mit einem ausgesuchten „Fair Trade“ Sortiment auf dem Adventsmarkt an der Felizitaskirche vom 5.12. - 7.12.2014 vertreten sein und freut sich über Ihren Besuch! ST. FELIZITAS LÜDINGHAUSEN UND ST. DIONYSIUS SEPPENRADE | Nr.1 | 2014 /15 23
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